Arno Holz
Ignorabimus
Arno Holz

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Georg: (in der Weiterverfolgung seiner »Fährte«, die ihm der »Zufall« so seltsam geheimnisvoll aufgedeckt, als hätten die drei auch nicht eine Silbe gesagt, beharrlichst weiter) Auch dies überraschend heftige, prononciert-temperamentvolle »Ja«, auf das wir in solcher Form nicht gefaßt waren, hätte mich höchstwahrscheinlich kaum aus dem Text gebracht, wenn Sie nicht daraufhin sofort, ohne daß von irgendeiner andern Seite bereits etwas passiert oder gefallen war, aufgesprungen wären und ebenso eigenmächtig, wie rücksichtslos, den Tisch verlassen hätten!

Dufroy: (zögernd; von neuem mit einem etwas unsichern Blick nach Uexküll rüber, der durch möglichst zur Schau getragne »Gelassenheit« versucht, die Hiebe seines Gegners an sich abprallen zu lassen, während er zwischendurch ab und zu wieder Marianne beobachtet, die, die Augen noch immer geschlossen, vollkommen regungslos dasitzt) Auch . . . das ist allerdings wahr!

Onkel Ludwig: (von seinem »alten Freund« abgewandt; trotz seiner im Moment Wiederparteinahme für ihn, brummig-verdrossen) Wenn einem mal ne Antwort nicht paßt, stört man doch nich deshalb gleich die ganze Gemütlichkeit!

Georg: (nach einem Blick wieder über alle drei; auch jetzt noch, wie vorhin) Es bleibt nur die eine Erklärung: Diese Zahl, oder dies Datum steht zu irgendeinem von uns in irgendeinem Zusammenhang, oder einer Beziehung . . .

Dufroy: (ihn unterbrechend; als hätte er eben gradezu in einer Art Volapük oder Esperanto gesprochen; sich auch bei den beiden übrigen wie nach einer Hilfe umblickend) Ja, in . . . was für einer »Beziehung«?

Onkel Ludwig: (zu Georg) Herr Baron hat dir doch eben erst . . .

Uexküll: (nun schon fast »ungehalten«) Ich versichre und wiederhole!

Georg: (noch schärfer als vorhin; wieder nur zu ihm ganz allein) Bitte, lassen Sie mich ausreden! Dieser betreffende Zusammenhang, oder diese Beziehung, die unmöglich eine uns angenehmer Natur sein kann, ist Ihnen bekannt . . .

Onkel Ludwig: (der ihn wieder nicht ausreden läßt) Ja, wer sagt denn . . .

Uexküll: (»mitleidig«-ablehnend; fast als zweifle er an seinem Verstand) Diese Annahme ist so phantastisch . . .

Dufroy: (ohne daß er sich dagegen wehren kann, plötzlich wieder von seiner »inneren Unruhe« erfaßt; von Uexküll zu Georg, als begriffe er von alledem auch noch nicht das Geringste) Wie . . . kommst du nur in diesem Augenblick darauf?

Georg: (von seinem »Opfer« nicht ablassend; aus seinen »Prämissen« jetzt das »Resümee« ziehend) Ich wiederhole und bleibe dabei: Wenn meine Annahme, meine Vermutung, mein Argwohn, oder mein Verdacht, ganz gleich, wie Sie dies nun nennen wollen, nicht stimmt, weshalb scheuen Sie dann so seine Aufhellung?

Onkel Ludwig: (ablehnend-unwirsch) »Aufhellung«!

Dufroy: (aufgebracht-lebhaft; den abscheulichen »Verdacht«, der jetzt noch mal und wieder in ihm aufgestiegen, nun noch mal und wieder von sich weisend; Onkel Ludwigs »Resistenz« allernachdrücklichst unterstützend) Und wo es sich um ein »Datum« vielleicht überhaupt noch nicht einmal handelt!

Georg: (kleine, bei Onkel Ludwig, namentlich und vor allem aber bei Dufroy, erwartungsvolle Pause) Herr Baron . . . schweigen?

Uexküll: (nach einer abermals kleinen Pause; mit »erhobnem Haupt«; zu einem »innern Entschluß« gekommen; den Kampf mit seinem Gegner und, wie er dies sofort fühlt, zugleich auch noch mit den beiden andern und übrigen, nun endlich aufnehmend; genau so prononciert-höflich, als bestimmt und entschieden) Ich zog dies bis jetzt vor, nehme aber nun kein Blatt mehr vor den Mund und erkläre: (der Wirkung dieser Erklärung, die er, fast jedes Wort schärfst unterstrichen, unter die drei jetzt wie eine Bombe wirft, schon im voraus sich bewußt) Ich stand vom Tisch auf, weil mir seine »Schlußantwort«, wie übrigens auch bereits alles Vorausgegangne, nicht aus ihm allein zu stammen schien!

Dufroy: (sofort; stärkst) Wie??

Onkel Ludwig: (noch empörter) Was??

Georg: (Unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu; den Kopf etwas vor, seine Stimme vibriert) Sie wollen damit sagen??

Uexküll: (fest; nicht einen Millimeter zurück) Ich will damit sagen, ich glaube deutlich bemerkt zu haben, (kurzer Blick nach Marianne, die in noch immer unveränderter Haltung von allem um sie schon längst nichts mehr zu hören scheint) daß von meiner Nachbarin rechts . . . auf den Tisch ein zwar leiser . . . aber ab und zu doch recht spürbarer Druck ausgeübt worden war!

Onkel Ludwig: (ähnlich wie vorhin) Das ist doch . . .

Dufroy: (rausplatzend) Unerhört!

Georg: (dessen Fäuste sich geballt haben; jeder Nerv an ihm ist gespannt; man hat das Gefühl: jetzt noch einen »Ton«, und er springt auf seinen Gegner zu) Sie . . . wagen es, und wie ich fast annehmen muß, wider Ihr bessres Wissen . . .

Uexküll: (ihn von oben herab messend; jeder Zoll »Aristokrat«) Erlauben! Gestatten!

Onkel Ludwig: (noch gesteigert) Marianne und eine Betrügerin?!

Dufroy: (ebenso) Es hat doch, bitte, alles seine Grenzen!

Uexküll: (mit noch »bebenden Nüstern«; seine Augen in denen Georgs) Sie gehn zu weit! . . . Habe ich an dieser Sitzung teilgenommen, um kritiklos . . .

Georg: (fast noch maßloser, als vorhin; die Erregung aller, mit Ausnahme Mariannes, hat den bis jetzt höchsten Gipfelpunkt erreicht) Schützte Sie nicht im Augenblick eine Art Vorrecht, das Sie hier als Gast genießen . . .

Onkel Ludwig: (der in diesem Augenblick als erster bemerkt, daß Marianne sich plötzlich, wie schlafwandelnd, erhoben; Georg stürzt sofort auf den drehbaren Schalter am Mittelaufbau rechts und reduziert das Licht in den Ovalen um zwei Drittel; auch Onkel Ludwig und Dufroy stehn jetzt) Ssst! (Marianne, wie eine Statue, bis in die Mitte des Raums).

Dufroy: (vor seiner Tochter, im ersten Moment, fast zurückgeprallt; ganz entsetzt-erschüttert) Um Gottes willen! . . . Kind! . . . Marianne!

Georg: (schnell, kurz, wie vollständig verändert; nur noch »Sitzungsleiter«; bereits bei Marianne) Sie hört und sieht dich nicht mehr! . . . (zu Dufroy, der inzwischen, besorgt, ganz nahe an sie herangetreten, jetzt Miene macht, auf ihren linken Arm seine rechte Hand zu legen) Berühre sie nicht! . . . (zu den übrigen) Der eingetretne Trance, auf den wir seit einer Ewigkeit gewartet haben!

Onkel Ludwig: (der an seinem Platz, mit der Rechten auf seinen Stock gestützt, so lange, gespannt-erwartungsvoll, dagestanden und von seinem »Liebling« kein Auge gelassen; zu allen dreien; aus innerstem Stolz, vermengt mit gerührtester Genugtuung) Durch meine Musik! Wäre ich nicht vorhin plötzlich . . . ich weiß nicht, wie . . . auf diese Idee verfallen . . .

Uexküll: (der vorhin ebenfalls vor dem Anblick Mariannes einen Moment ganz perplex gestanden; jetzt bereits wieder »gesammelt«; kühl-skeptisch, zu den beiden übrigen) Und die Garantie . . . der unwiderlegliche Beweis, daß dieser Zustand kein fingierter ist?

Onkel Ludwig: (unwillkürlich) Na, da hört doch . . .

Georg: (schnell, scharf, schadenfroh; mit deutlich durchklingendem Triumph in der Stimme; sich sofort wieder steigernd) Den sollen Sie bald haben! Den werden Ihnen die kommenden Phänomene, und zwar wahrscheinlich sehr schnell, schon rein durch sich selbst beibringen! . . . (zu Dufroy rüber; allerstärkst unterstrichen) Jetzt werden wir erfahren . . .

Dufroy: (zu Uexküll, der unter dem Eindruck dieser Worte in Verbindung mit der ganzen, ihm immer unheimlicher und drohender auf den Leib rückenden Situation nun doch, wenn auch nur einen kurzen Moment lang, seine Haltung verändert hat; mit jetzt nochmal, nun schon zum drittenmal in ihm aufsteigenden Verdacht) Was ist Ihnen, Herr Baron?

Uexküll: (der sich bereits wieder in der »Raison« hat, »kalt«; vor Marianne) Gibt es dafür . . . keine Prüfungsmethoden?

Onkel Ludwig: (noch immer von seinem Platz aus; als hätte ihm der Herr Baron plötzlich per Distanz auf sein bestes, seelisches Hühnerauge getreten) »Prüfungsmethoden«??

Dufroy: (noch halb wie vorhin) Sie verlangen . . . ?

Georg: (ironisch-sarkastisch zu seinem Schwiegervater) Falls du hier als der »berufne Sachverständge« . . .

Dufroy: (der sich zu einem »fachmännischen« Gutachten, oder doch wenigstens einer solchen Aussage, so jetzt wohl oder übel gezwungen sieht; zu Uexküll) Der Zustand ist echt. Wenn Sie die Haut der jetzt fast Kataleptischen mit Nadeln durchstächen . . . sie fühlte es nicht! Das suchende Zucken der Hände ist ein konvulsivisches, und die Augäpfel hinter den geschlossnen Lidern sind, (zu seinem Schwiegersohn rüber) wie Herr Professor Dorninger mir dies wohl ohne weitres bestätigen wird . . .

Georg: (diese versteckte captatio unterbrechend und ihm seinen Satz schnell schließend) Jetzt nach oben gedreht! (mit hohnlächelnd-zuvorkommendster Bereitwilligkeit wieder zu Uexküll) Wenn Sie aber trotzdem noch wünschen . . .

Uexküll: (der in diesem Augenblick, mit allen Zeichen fast entsetzten Überraschtseins, zum erstenmal halb aus der Fassung, nach dem großen Mittelbau starrt) Was ist da? . . . Was war da? . . . Bewegte sich nicht eben der Vorhang?

Onkel Ludwig: (mit starker Stimme; der Vorhang, in diesem Augenblick, wieder gebläht, wie durch einen Luftzug) Er bewegt sich ja noch!

Dufroy: (vor dieser ihm Unbegreiflichkeit gradezu wie gelähmt) Ganz deutlich!

Uexküll: (im Raum sich umblickend) Es steht doch nicht . . . auf einmal irgendwo eine Tür auf?

Georg: (wie »eine mit heimlicher Ungeduld bis zum Platzen vollgefüllte Dynamitbombe«; mit aller Energie an sich haltend; einen kurzen Moment nach dem Zuschauerraum) Da die Herren die einzige Tür, die in diesen Raum führt, auf besondern Antrag von Herrn Baron, vorhin selbst, nicht bloß doppelt verschlossen, sondern auch noch obendrein umständlich versiegelt haben?

Dufroy: (sich jetzt ebenes umblickend) Und diese . . . plötzliche . . . Kälte!

Uexküll: (noch gesteigert) Woher . . . kommt die?

Dufroy: (beinahe zusammenschaudernd) Ein fast eisiger Luftzug! (zu Onkel Ludwig rüber) Spürst du ihn auch?

Onkel Ludwig: (jetzt »ganz in seinem Element«) Wie aus einer geöffneten Grabkammer!

Dufroy: (sich wieder umblickend; jetzt nach der Decke hoch) Doch . . . gar nicht denkbar! . . . Sollte vielleicht . . . da oben im Glasdach . . .

Georg: (höhnisch-verbissen; einen Moment, wie auch alle übrigen, ebenfalls nach der Decke blickend) Selbstver ständlich! Eine kaputte Scheibe, obgleich sie alle ganz sind!

Onkel Ludwig: (mit den Augen nach oben) Und nachdem wir den eisernen Wetterschirm . . .

Georg: (»trocken« seinen Satz schließend und jedem »rationalistischen Erklärungsversuch« damit die vielleicht allenfalls sonst noch »letzte Möglichkeit« nehmend) Noch extra über die Kuppel gelassen!

Dufroy: (nach einer kurzen Pause; die auf einmal ganz seltsame »Stimmung«, die ihn überkommen, mit Gewalt von sich schüttelnd) Unsinn!

Uexküll: (ähnlich) Selbsttäuschung!

Dufroy: (noch verstärkt; an sein Wort sich wie an einen Halt klammernd) Autosuggestion!

Uexküll: (da in diesem Augenblick, vom hintern Vorhang her, plötzlich ein metallisch tiefer, machtvoll schwingender, wie»kirchlicher« Klang erklungen; Dufroy und Uexküll wie gebannt) Der Gong!

Georg: (der jetzt, etwas nach dem Vorhang hin, von Marianne rechts steht; zu Uexküll, der, von ihr links, auf den Vorhang zu, wie unwillkürlich, einen Schritt macht; scharf) Bleiben Sie an Ihrem Platz!

Marianne: (die sich inzwischen, die Augen noch immer geschlossen, langsam nach dem Vorhang umgedreht; vorgebeugt; die Rechte, wie lauschend, emporgehoben) Du?

Dufroy: (von dem ganz seltsamen Ton dieser Frage, wider seinen Willen, bis ins letzte Innerste berührt und getroffen; nach einer kleinen »Sammlungs«pause) »Du«?

Uexküll: (fast heftig) Wer »du«?

Georg: (die Augen auf Uexküll; mit jetzt wieder deutlich durchklingendem, noch gesteigertem Triumph) Das wird sich jetzt bald . . .

Onkel Ludwig: (da der Klang noch nicht völlig verklungen; noch immer »ganz Ohr«) Wie das noch . . . summt! Wie das . . . zittert!

Dufroy: (der sich mit aller Gewalt wieder zu »fassen« versucht; von Georg zu Uexküll) Wir hatten den Schlägel . . . über die Stuhllehne gehängt!

Uexküll: (ihm sofort beipflichtend; von ihm zu Georg) Es wäre also . . . sehr wohl möglich . . .

Dufroy: (in seinem Satz weiter; noch verstärkter als vorhin) Ja, es ist gradezu einfach gar nicht anders denkbar . . . als daß durch eine zufällige, kleine Erschüttrung . . .

Uexküll: (da in diesem Augenblick Marianne, noch immer vorgebeugt, die erhobne Rechte einen kurzen Moment lang, seltsam flackernd, hin- und herbewegt; Dufroy unterbrechend, schnell) Warum schüttelt das Medium so mit der Hand? (erneutes »Geflacker«; wie auf etwas »wartend«) Warum . . .

Georg: (der jetzt fast nur noch auf Marianne achtet; kurze, Uexküll unterbrechende und ihn zugleich halb wie zurechtweisende Geste) Bitte? (Marianne hat ihre Hand jetzt noch mal und zum drittenmal bewegt, und sofort setzt hinterm Vorhang ein kurzes, leises, ganz befremdlich-sonderbar klingendes Schellengeräusch ein).

Dufroy: (sobald es aufgehört; zu allen dreien; noch erregter) Das Tamburin!

Uexküll: (zu Dufroy; jetzt schon fast wie »zornig«) Das kann doch nicht von selbst . . . (erneutes Geklirr; diesmal bereits lauter und länger).

Marianne: (noch immer in derselben Haltung; wie auf das »Etwas« hinterm Vorhang antwortend) Ja . . .? (das Schellengeklirr zum drittenmal; fast »herrisch«).

Uexküll: (den es jetzt kaum noch hält, sich hinter den Vorhang zu stürzen) Wenn wir uns jetzt nicht auf der Stelle überführen dürfen . . .

Dufroy: (zu Georg rüber, der in gespanntester Energie, wie sprungbereit, dasteht und auf alles und jeden, wie mit Luchsaugen, wacht; Uexküll beipflichtend) Nur dann . . .

Marianne: (durch das unbekannte »Ix« wie magnetisch gezogen, mit beinahe »hieratisch« erhobnen Händen, langsam auf das Podium und den Vorhang zu; Dufroy, für dessen Worte, ebenso wie für die der andern, ihre Ohren vollkommen taub gewesen zu sein schienen, unterbrechend; draußen, auf das Wetterdach, die ersten, schweren, fallenden Tropfen) Ich . . . komme! (durch den Vorhang, den sie, ohne sich dabei umzuwenden, stumm hinter sich schließt).

Georg: (während Dufroy und Uexküll, durch ihr Verschwinden überrascht, noch ganz verdutzt dastehn; zur Decke hoch) Dieser dumme . . . Regen . . .

Onkel Ludwig: (zu den beiden Verblüfften; triumphierend) Nun?

Georg: (zu Onkel Ludwig; die beiden andern anscheinend gar nicht beachtend; noch mal zur Decke hoch) Hoffentlich läßt das bald nach!

Uexküll: (der sich inzwischen wieder gefaßt hat; ebenfalls zur Decke hoch, auf die das Rauschen jetzt noch stärker wird; fast wie mit heimlich durchklingender Genugtuung; markiert-»sachlich«) Scheint nicht so!

Dufroy: (noch wie vorhin; die rechte Hand vor der Stirn) Mir ist das alles . . .

Uexküll: (sich aufraffend und gegen das eben Gehörte und Gesehne, dessen »Zumutung« »vernünftigen« Menschen gegenüber er »einfach gradezu »haarsträubend« findet, jetzt energischst Protest einlegend) Wie kann das Schütteln mit einer Hand . . .

Dufroy: (sich ihm anschließend; in seinem Satz – einen Moment dabei, parenthetisch, zu Georg rüber – unwillkürlich weiter) Selbst eine gewisse . . . wie du das nennst . . . psychokinetische Fernwirkung, als ja schließlich noch immerhin denkbar, zugegeben . . .

Uexküll: (seinen Satz, unmittelbar weiter, noch verstärkt schließend) Auf gut drei Meter Abstand, das fast gleichzeitige Ertönen eines Musikinstruments zustande bringen!

Dufroy: (der sich endlich wieder »gefunden«; lebhaft) Sehr wahr! Nur zu richtig! Und namentlich noch obendrein beide voneinander getrennt (entsprechende, »tadelnde«, sich dabei gradezu halb wie belustigende Geste nach dem großen Mittelvorbau) durch einen solchen schweren Vorhang!

Onkel Ludwig: (einen Moment fast perplex) Na du kannst doch nicht leugnen . . .

Dufroy: (heftig; in seiner, wie er jetzt fest davon überzeugt ist, gerechten Entrüstung sich schnell steigernd) Ich leugne jede Tatsache, die gegen meine Vernunft und gegen meinen Verstand geht! Und wenn meine Ohren sie auch zehnmal hören, und meine Augen sie auch zehnmal sehn! Was hier eben vorgegangen, ist so absurd . . .

Georg: (kalt-sarkastisch) Daß es eben einfach gar nicht vorgegangen sein kann!

Onkel Ludwig: (ähnlich; Georg jetzt wieder assistierend) Auch n Standpunkt!

Uexküll: (über seine »Assistenz« hinweg; Georgs Worte anders drehend) Oder doch wenigstens vorgegangen in einer Weise . . .

Dufroy: (diese Andersdrehung billigend und nun erst so seinen Satz schließend; das »beleidigend Inkriminierende« dabei empört unterstreichend) Daß ich mir jede verdeutlichende Andeutung vorläufig erspare!

Onkel Ludwig: (zu Georg rüber; höhnisch) Also jetzt . . .

Georg: (der keine Miene verzogen, abwinkend, kurz) Das war vorauszusehn!

Uexküll: (Onkel Ludwig ignorierend; aufgebracht; halb zu Dufroy und Georg, halb nach dem Vorhang hin) So lange Herr Professor uns verwehrt, daß wir uns mit eignen Augen nochmals vergewissern . . .

Dufroy: (dem »die Galle« jetzt fast »überläuft«) Wir sind doch hier schließlich keine Hanswürste!

Onkel Ludwig: (nach diesem für den sonst so Höflichen beinahe »unparlamentarischen« Ausbruch etwas zurückstoppend) Nu jaja! (zu seinem »alten Freund« rüber) Aber Sie haben doch . . .

Georg: (Onkel Ludwig unterbrechend; schärfst; seine instinktiv-prinzipielle Gegnerschaft gegen den von ihm »Gehaßten« wieder aufnehmend) Herr Baron hat das Kabinett bereits abgesucht bis auf jeden Millimeter, und ich muß mir daher im Augen blick, wo die Phänomene sich jetzt entwickeln, die ungehörige Zumutung . . .

Uexküll: (prompt; »wie du mir, so ich dir«; fast im gleichen »Tonfall«) Dann werden Sie uns auch nicht überzeugen!

Georg: (keinen mehr anblickend; noch gesteigert) Woran mir auch nichts mehr liegt!

Onkel Ludwig: (an Georg, den er in diesem Augenblick nicht mehr »begreift«, einen Moment ganz wie »irre«; von Uexküll zu Dufroy rüber; erstes »a« kurz und betont) Ja nu, aber . . .

Dufroy: (allerschärfst; zu Georg rüber; gegen dessen »Art« sich auflehnend) Erlaube! Dann hat es doch absolut keinen Sinn mehr . . .

Georg: (der ihn nicht ausreden läßt; wie vorhin) Ich habe meine Absicht, die einzige, die ich jetzt noch verfolge, klar und deutlich vorhin angegeben, und du wirst sehn, daß ich diese Absicht erreiche!

Dufroy: (nach einem schnellen, keinem von den drei andern in diesem Moment auffallenden Blick wieder nach Uexküll rüber; Georgs »Ton« womöglich noch überbietend) Dann nenne ich dies nicht mehr eine Sitzung, eine rechtschaffne Zusammenarbeit zu irgendwelchem wissenschaftlichen Zweck, um nach irgendeiner Richtung irgendein objektives Resultat zu erreichen . . .

Uexküll: (ihm seinen Satz, »entrüstet« gegen Georg gewandt, fast »verächtlich« schließend) Sondern nur noch eine Veranstaltung, um an mir Ihre persönliche Animosität auszulassen!

Onkel Ludwig: (der in diesem Fall der »Gegenpartei«, bei sonst »bestem Willen«, nicht so ganz unrecht geben kann; erheblich im »Dilemma«) Ich kann da . . .

Dufroy: (von Georg jetzt ganz und gar abgewandt; ihn nun ebenfalls nicht mehr anblickend; die Linke auf eine Armlehne seines Sessels gestützt, die Rechte ergrimmt in der Hüfte) Ich schließe mich Herrn Baron vollkommen an!

Georg: (auf seinen vorgefaßten »Plan« dadurch nur um so erpichter; jetzt, ähnlich wie ganz am Anfang, wieder hinter seinem Tisch) Nennen Sie es, beide Herren, wie Sie es wollen, betitulieren Sie diese »Veranstaltung«, wie Sie Lust haben, (zu Uexküll, der hinterm Klavier ihm wieder vis-à-vis steht, jetzt direkt) wenn Sie die Aufhellung jenes Datums nicht zu fürchten brauchen??

Uexküll: (mit zusammengezognen Brauen; in seiner »Seele« ein »Leopard«, der, durch seinen Widersacher zu gereizt, sich zum Sprung duckt) Herr Professor halten mich für feig??

Dufroy: (der sich jetzt plötzlich nach beiden wieder umgedreht) Ich bitte jedes Persönliche . . . (abbrechend und zu Georg nur allein; dabei schneller, hastiger, wieder argwöhnischer Blick nach Uexküll rüber) Du gibst auf diesem angeblichen »Datum« Konzerte . . . !? Was kann dir überhaupt . . .

Georg: (nachdrücklich-hartnäckigst) Das wird sich herausstellen!

Onkel Ludwig: (mit dem brav und bieder gemeinten Versuch, der nun schon wieder so mehr als »bedenklich« gewordnen »Situation« dadurch »aufzuhelfen«; Taper wie immer) Vielleicht . . . entsinnt sich jetzt Herr Baron?

Uexküll: (abweisend-hochmütig; einen Moment – es komme nun, was da komme – » va banque« spielend) Ich »entsinne« mich jetzt, und zwar sehr genau! Ein Tag, wie jeder andre, und zum Schluß . . . ein Abenteuer, wie jedes andre!

Dufroy: (durch den es bei den letzten Worten, von den andern wieder unbemerkt, wie ein Ruck gegangen war, Uexküll wieder einen Augenblick, fast wie entgeistert, anstarrend) Ein . . . »Abenteuer«?

Onkel Ludwig: (mit dem unverhofften »Resultat« seiner »diplomatischen Intervention« nicht ganz unzufrieden; »verständnisvoll-bedeutsam« den rechten, gerunzelten Zeigefinger hebend; zweites »a« kurz und betont) Aha! » Cherchez la femme!«

Georg: (der bei der so gewagt-herausfordernden, plötzlichen »Enthüllung« Uexkülls nicht einmal mit der Wimper gezuckt; kurz, knapp, bestimmt; zu ihm rüber) Dies Abenteuer hatten Sie hier in Berlin gehabt!

Uexküll: (seinen Blick erwidernd ; ähnlich) Darüber verweigre ich die Auskunft!

Georg: (ihn noch immer, wie »durchbohrend«, anblickend) Seltsam!

Dufroy: (dem es vor dem, was nun, zu seinem eignen Entsetzen und Schrecken, vielleicht »kommen« könnte, fast bereits angst und bange wird) Du kannst schließlich nicht Herrn Baron . . .

Georg: (der jetzt einen Moment nach dem Vorhang gehorcht; wieder, im Nu, wie umgewandelt; ihn unterbrechend) Einen Augenblick! . . . Der Trance . . . scheint ein so schwerer . . . die Klagelaute sind so auffällig . . .

Dufroy: (der genau so, wie auch die andern, jetzt ebenfalls aufhorcht; von plötzlich in ihm aufsteigender, schwerster Besorgnis gepackt) Es wird ihr doch . . . um Gottes willen nichts geschehn?

Onkel Ludwig: (mit feierlichst erhobner Linken; eine neue Art »Moses«, der seinem »Volk« mit prophetisch ausdeutender Stimme ein »Gesetz« verkündigt) Medien in Trance . . . schützen die Spirits!

Dufroy: (wie mit einmal mitten unter der Nase von einer großen Brennessel gekitzelt) »Spirits«!

Uexküll: (zu Onkel Ludwig; nicht unähnlich) Herr Doktor könnten ebensogut sagen . . .

Marianne: (mit angstvoll-entsetzter, wie von einem namenlosen Grauen durchzitterter Stimme hinterm Vorhang; alle wie starr) Nicht! . . . Laß! . . . Weg!

Stimme: (tief, bös, langsam; ein dunkler, klangvoller Frauenalt) Wehr dich nicht!

Onkel Ludwig: (dessen Augen sich unwillkürlich etwas erweitert haben; er weiß nicht, soll er jetzt ebenfalls entsetzt sein, oder triumphieren; von Uexküll über Georg zu Dufroy rüber) Habt ihr gehört?

Uexküll: (sich bei allen umblickend; das linke Ohr noch, wie lauschend, nach dem Vorhang; mit der Nüance: »Das wollten wir uns aber recht sehr verbitten!«) Das war doch . . . noch eine zweite Stimme?

Dufroy: (noch aufgebracht-entschiedner) Wo eine zweite Stimme, ist auch eine zweite Person!

Uexküll: (zu Georg; ähnlich) Wenn Herr Professor noch immer . . .

Georg: (durch Blick und Ton ihn fest an seinen Platz bannend) Ich ersuche Sie nochmals!

Marianne: (wie vorhin; nur jetzt noch gequält-schmerzvoller) Du ziehst zu fest! . . . Warum bindest du mich? . . . Das hast du noch nie getan!

Stimme: (heftig, rauh) Schweig!

Dufroy: (der es, allein auch schon aus Besorgnis für seine Tochter, für die er, in seltsamem Gegensatz zu seiner prinzipiellen und apriorischen Leugnung alles sogenannt »Übernatürlichen«, in diesem Moment fast etwas wie Unheil wittert, als bloßer Zuhörer und Zuschauer kaum noch aushält, bereits mit einem ersten Schritt auf den Vorhang zu) Ich kann das unmöglich . . .

Georg: (finster; kurze, ihn zurückwehrende Geste; ohne jeden aggressiven Unterton) Es ist das Medium und sein Phantom! Stör sie nicht!

Marianne: (noch klagend-gesteigerter) Du tust mir weh! . . . Ich habe Furcht! . . . Ich mag dich nicht!

Stimme: (befehlend-hart; fast drohend) Seht nicht so her! . . . Blickt alle weg! . . . Ihr stört uns bloß!

Uexküll: (hämisch; mit einem befriedigten Blick zu Dufroy rüber; zweites »a« kurz und betont) Aha!

Dufroy: (mit einem ähnlichen Blick, kopfnickend, ihm zustimmend) »Ihr stört uns bloß!«

Uexküll: (ähnlich wie vorhin) Der alte Trick . . .

Dufroy: (schnell, mit noch stärkerem Kopfnicken seinen Satz ihm schließend) Um im entscheidenden Moment die Aufmerksamkeit abzulenken!

Onkel Ludwig: (verblüfft-entrüstet; noch immer von seinem Platz aus; die ganze, ehrenrührige Tiefe ihres nichtswürdig-»pyrrhonischen« Skeptizismus im Moment noch nicht ermessend) Ihr glaubt . . . daß ein Phantom . . .

Georg: (ihn unterbrechend; ähnlich wie vorhin; mit einem Blick wieder über alle drei) Bitte der ergangnen Auffordrung nachzukommen und keine überflüssgen Exkurse! Die Zeit ist zu kostbar, um sie jetzt mit unfruchtbaren Erörtrungen zu vergeuden! (nochmals an den Schalter) Ich stelle noch weiter das Licht ab! (von den sechs Ovalen verlöschen vier und nur noch die beiden rechts und links von dem großen Mittelvorbau glimmen, wie bisher, matt weiter) Wir haben zwar sonst stets . . .

Onkel Ludwig: (ganz empört-entsetzt zu Uexküll rüber, der, wie es schien, den kurzen Augenblick, in dem Georg ihm den Rücken gedreht, dazu hatte benutzen wollen, um hinter die Geheimnisse des Vorhangs zu kucken) Herr Baron!!

Uexküll: (bereits wieder an seinem Platz; eilfertigst, zu allen dreien) Pardon! . . . (zu Georg rüber, der jetzt mitten zwischen Tisch und Schalter, voll nach Uexküll zu, einen Moment »wie festgewurzelt« steht; man hat das Gefühl, bereits in der nächsten Sekunde, unweigerlich, erfolgt nun die Katastrophe und der Herr Baron fliegt ans dem Tempel; geschmeidig-liebenswürdig) Es war nicht meine Absicht . . .

Dufroy: (dem es fast »eiskalt über den Rücken gelaufen«; ebenfalls nach Georg zu; dem »Gast« schleunigst zur Hilfe kommend) Herr Baron wird sich doch nicht einfallen lassen . . .

Georg: (der sich, eingedenk seines »Plans«, und daß ein solcher »Rausschmiß« jetzt denn doch etwas zu früh käme, mit aller Energie wieder bezwungen hat; »sardonisch« zu seinem Schwiegervater rüber; jeder Iktus betont) Du meinst, den kindischen Versuch einer sogenannten »Entlarvung« inszenieren zu wollen?! (mit »vernichtender« Ironie nach Uexküll zu) Nachdem seine damit korrespondierenden, bis herigen Versuche . . .

Uexküll: (über das »bedauerliche Mißverständnis« anscheinend »ganz trostlos«) Dies Knacken des Parketts war ein unglücklicher Zufall!

Dufroy: (ähnlich wie vorhin) Man kann doch nicht immer bloß auf einem Fleck . . .

Georg: (zu Uexküll; noch betonter) Es bleibt mir nichts übrig, als Ihnen zu glauben! Denn täte ich dies nicht, und zwar, wie ich dies jetzt bereits . . . fast annehmen möchte, vielleicht sogar in meinem allereigensten Interesse . . .

Onkel Ludwig: (ihn unterbrechend; ganz aufgebracht-»unglücklich«; beide Hände erhoben) Herr-Gott! All wieder!

Dufroy: (ähnlich; von einem zum andern) Dieses . . . entsetzliche . . . »Datum«?!

Uexküll: (als »irrte« sich Georg »wirklich und wahrhaftig«; von seinem »unseligen Mißgeschick« nun schon fast gradezu selbst überzeugt) Ich versichre Ihnen noch mal! Ich wollte nur . . .

Georg: (grimmig-sarkastisch) Sie wollten »nur« . . . und zwar in einem sehr unpassend gewählten Moment . . . ein wenig Ihren bisherigen Standort verändern! (verächtlich von ihm wegblickend) Erledigt!

Uexküll: (jetzt beinahe bereits »gekränkt«) Ich wiederhole meine Erklärung!

Georg: (kurz, kalt) Die Sache ist für mich abgetan!

Dufroy: (nach einer kleinen Pause; mitten in den Regen, der in der Zwischenzeit schon so gut wie aufgehört hatte, plötzlich auf das Dach ein noch weit stärkeres Getrommel; aufblickend) Das prasselt nicht schlecht!

Onkel Ludwig: (ebenso) Nu auch noch Hagel!

Georg: (von der Decke nach dem Vorhang hin) Ich fürchte, bei diesem Unwetter . . .

Uexküll: (ebenfalls nach der Decke hoch; der Hagelschauer, so plötzlich er eingesetzt, läßt bereits wieder nach) Es geht schon vorüber!

Stimme: (während man wieder nur noch den Regen hört; nach einer abermals kleinen Pause; jede Silbe sich steigernd) Kommt! . . . Seht! . . . Licht!

Georg: (der sofort wieder den Schalter gedreht; auch die vier Ovale, die bereits vollständig erloschen gewesen, glimmen wieder; eine runde, rot verhängte Ampel, die matt das »Adyton« erleuchtet, ist ebenfalls aufgeknipst; zu Uexküll, der dieser Auffordrung sogleich nachkommt) Haken Sie die Draperie hoch!

Dufroy: (vor dem Anblick, der sich ihm jetzt bietet – beide Schals, rechts und links, sind in ein Drittel ihrer Höhe aufgehakt und rahmen so das Ganze wie ein »Bild« ein – unwillkürlich zurückgetaumelt) Mein . . . Gott!

Uexküll: (ähnlich) Was ist . . . das?

Onkel Ludwig: (an seinem Stock, schon auf die erste Auffordrung der Stimme hin, schleunigst näher gehumpelt; ganz erschüttert) Erbarmen!

Georg: (den Tatbestand untersuchend) Die Arme des Mediums sind mit großer Gewalt . . . und in, wie es scheint, schmerzhafter Lage, nach hinten und um die Stuhllehne gezwängt . . . und die gekreuzten Handgelenke fest verschnürt!

Onkel Ludwig: (ihm dabei behilflich; zu Dufroy, der sich nun ebenso bemüht) Mit einem Knoten, wie du ihn wahrscheinlich . . . oder vielmehr ganz und gar sicher und gewiß . . . noch nie gesehn hast!

Georg: (wie vorhin) Drei andre Schnüre fesseln Schultern und Fußknöchel, und das Ganze ist wieder, mit eben solchen Knoten, fest unterein ander verschnürt!

Onkel Ludwig: (der sich jetzt aufrichtet; zu Dufroy und Uexküll rüber, der, nun ebenfalls im »Adyton«, von seinem überraschten Erstaunen sich noch kaum erholt hat) Ein uns aber auch absolut völliges Novum!

Georg: (mit seiner Untersuchung fertig; Onkel Ludwigs Erklärung sich anschließend) Wie ich annehmen muß, den Herren jetzt deshalb vordemonstriert . . .

Uexküll: (ihn unterbrechend; schnell; erst jetzt wieder ganz »zu« sich gekommen) Wo kommen die Schnüre her?

Dufroy: (in seiner »Skepsis« einen Moment fast schwankend) Wenn hier wirklich ein Betrug nicht mit im Spiel ist . . .

Onkel Ludwig: (empört) Immer noch!

Georg: (der sich kurz umgeblickt) Von den beiden Doppelvorhängen, die dort rechts und links die kleinen Treppen abschließen! (einladende, halb wie höhnische, das Betreffende ihm freistellende Handbewegung) Wenn Sie die Örtlichkeit jetzt noch mal revidieren wollen?

Uexküll: (von dieser Erlaubnis sofort Gebrauch machend; eiligst die rechte Treppe hoch) Da muß unbedingt . . .

Georg: (seiner Sache sicher, ihm nachspottend) Sie werden nicht viel entdecken!

Uexküll: (bereits oben) Niemand! . . . Der Platz hinter der Orgel leer! . . . Auch auf den Treppen! . . . (von links her schon wieder zum Vorschein gekommen; ganz verwirrt-aufgeregt) Hätte ich mich nicht selbst überzeugt . . . (sich unterbrechend und ringsum auf die Wände starrend) Wenn das alles feste Mauern sind . . .

Onkel Ludwig: (achselzuckend) Es steht Ihnen frei . . .

Georg: (zu Uexküll; mit einer entsprechenden, erneuten Handbewegung ihm seinen Satz schließend) Sie noch mal abzuklopfen!

Dufroy: (der so lange dagestanden, »wie vor den Kopf geschlagen«; sich wieder auf- und zusammenraffend) Das kann nicht sein! Eine solche Unerklärlichkeit . . . (plötzlich, als wäre das ersehnte »Licht« ihm damit aufgegangen und das »Rätsel« so »gelöst«) Selbstfesslung!

Onkel Ludwig: (grob) Das Bequemste!

Georg: (nach Marianne hin; nicht allzuviel anders) In dieser kunstvollen Verschnürung?

Onkel Ludwig: (als ob er seinen Stiefbruder »auffressen« wolle) Und noch dazu im Stockdunkeln?

Uexküll: (vollständig ratlos) Aber wie soll man denn sonst . . .

Dufroy: (noch stärker als vorhin) Einzge Erklärung!

Georg: (zu Dufroy; während Uexküll, durch diesen neuen Beweis offenbar ungleich betroffner, noch fast wie betäubt steht; mit aller Gewalt sich zur Ruhe zwingend) Du mutest deiner Tochter damit allerdings zu . . .

Dufroy: (erbittert-heftig; jede etwa noch mögliche, weitere Verständigung über diesen Punkt damit ablehnend) Eh ich die Naturgesetze . . .

Marianne: (schmerzvoll; die Augen geschlossen) Geht!

Georg: (zu allen; mit der kurzen, auffordernden Geste, den Raum zu verlassen) Bitte!

Dufroy: (der kaum fähig ist, sich von seinem Platz zu bewegen; die rechte Hand wieder vor der Stirn) Mir ist von alledem . . .

Uexküll: (ähnlich) Ich kann es noch gar nicht . . .

Marianne: (noch wehklagend-dringlicher) Geht!! . . .

Georg: (nachdem jetzt endlich alle wieder draußen; die Vorhänge wieder herablassend und noch mal an den Schalter) Ich stelle wieder das Licht ab!

Dufroy: (die vier vorderen Ovale wieder erloschen; sich nach ihnen umdrehend) Aber so ganz . . .

Uexküll: (seinem Protest sich anschließend) In halb ägyptischer Finsternis . . .

Onkel Ludwig: (ebenso) Und nu grad heut . . .


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