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Drei »Tableaux vivants«

Aus einem deutschen Dürer-Wald,
fast hört man, wie ein Hifthorn schallt,
sie stramme Stallmagd, er Grenadier,
umkringelt von allerhand Fabelgetier,
beblinzt von einem Schlangendrachen,
der einen riesigen »Appel« im Rachen,
ein nacktes Menschenpaar, sachlich und schlicht –
Adam und Eva, wer kennt sie nicht?

In einem türkischen Pludergezelt,
von mattem Ampelschein kaum durchhellt,
ein Mann mit schrecklich langem Haar,
gekleidet wie ein Hospodar.
Er schnarcht in eines Weibes Schoß,
beide Brüste sind ihr bloß.
Ein böses Lächeln umspielt ihren Mund,
die Augen sind tückisch und katzenbunt.
Man zittert vor Angst, man weiß nicht warum,
und findet den Täppischen reichlich dumm.
Was wird geschehn? Man ist gespannt,
was hält das Luder in der rechten Hand?
Etwas scharf geschliffen Blankes, bei meiner Ehre,
eine spitze Schneiderschere!
Und jeder weiß es nun gleich: Aha!
Held Samson und Frau Dalila!

Aus einer zersplissenen Felsenwildnis
entwirrt sich sodann als drittes Bildnis:
Ein hagerer Herr, halb Mann, halb Greis,
der sich »im Moment« nicht zu »helfen« weiß.
Er lagert »malerisch« zwischen zwei Weibern
mit kraftgeschwellten Rubensleibern;
die links, wie sterbend, an sich gepreßt,
während er, rechts, auch die zweite nicht läßt.
Oho, potz Blitz, Gotts-Donnerkeil,
sogar im konträrsten Gegenteil!
Alle fünf Finger jach verkrallt
in ihren noch tropfenden Pfirsichspalt!
Nicht einer mehr hält die Augen offen,
wies scheint, alle drei, pardon, besoffen!
Ein leerer, umgekippter Krug
sagt dem Verständigen genug.
Pretiosen und Pelzwerk rings verstreut,
ein sich sühlendes Schwein, das sie grunzend betreut.
Im Hintergrund »Bulle auf einer Kuh«,
eine zweite, wiederkäuend, kuckt zu.
Ein würziger Terebinthenbaum
streut über alles seinen Traum.
Und jeder lacht sich pucklig und schief –
Lot, der bei denen »Töchtren« schlief!


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