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Tagtäglich

Tagtäglich wispert die Kritik:
»O wirf ihn fort, den Hungerknochen!
Es hat die leidige Politik
schon manchem hier den Hals gebrochen.

Auch meine Galle schwimmt in Groll,
doch wozu ihn versifizieren?
Die Welt ist heute prosatoll
und wird ihn schwerlich honorieren.

Such lieber hohe Protektion,
dein Sozialismus ist uns schnuppe,
denn schließlich wärmst du nur, mein Sohn,
die achtundvierziger Bettelsuppe.

Drum still, du Sturm im Wasserglas,
und reime fortab nur auf »Triebe« –
du säst wie Luzifer nur Haß,
das Herz der Kunst heißt aber »Liebe!«

Ich hörs und fluche: Sapperment!
Zwar lieblich locken die Moneten,
doch fehlt mir leider das Talent
zum schwarzweißroten Hofpoeten.

Ich pfeif auf euern Fahneneid,
ich pfeif auf eure feigen Possen!
Im schwarzen Schuldbuch unsrer Zeit
sind meine Verse rote Glossen!

Drum bitte, mir drei Schritt vom Leib
mit euern Tombakpoesien
und zischt nicht wie ein feiles Weib:
Tritt ein in unsre Koterien!

Tät ichs, ich wär ein Halbpoet,
so aber ruf ich durch die Gassen:
Die Welt, die sich um Liebe dreht,
weiß auch das Hungertuch zu hassen!


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