H. Clauren
Die Gräfin Cherubim
H. Clauren

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Immergrün.

Nach den ersten Begrüßungen des Prinzlichen Gastes, sagte die Gräfin Mutter mit der ihr eigenen feinen Weise zu Ewald: »jetzt, da wir wissen, mit welchem Glück unser Haus heute geehrt worden, müssen wir auch den Scherz zurücknehmen, den sich meine Mädchen in der Ausgelassenheit ihres Muthwillens mit dem vermeintlicher Grafen Lüdinghausen erlaubt hatten; ich habe zwar noch eine jüngere Tochter, die Luise heißt, aber dieses sogenannte Lieschen hier, ist nicht meine Tochter; ich freue mich des Glücks, Ihnen Prinzessin Aloyse vorzustellen; blos der beliebter Kürze halber ward sie, in unserm Kreise aufgewachsen, und daher wie zu unserer Familie gehörig angesehen, früher immer Lieschen genannt und –«

»Prinzeß – Prinzessin Aloyse?« fragte Ewald vor Freude und Entzücken halb erstarrt, und zog, – sich und die Regeln vergessend, die ihm für den Fall einer Präsentation bei der Prinzessin einer fremden Dynastie eingeprägt worden waren, – der engelschönen Fürstentochter Lilienhand an die Lippen, und zitterte vor freudigem Schreck, und konnte im Ungestüm seiner Seligkeit kein Wort weiter über die Lippen bringen, denn er hatte in Aloysens seelenvolle Augen gesehen, und der Himmel hatte ihm offen gestanden.

Aloyse aber erbleichte, und schloß in überseliger Verzückung das Auge – die freundlichsten Träume der Vorzeit umflatterten ihre schwindende Seele, alle ihre Pulse tobten, das Herz wollte ihr in der gepreßten Brust zerspringen, sie konnte der Thränen nicht länger wehren, und mit dem Lächeln einer Verklärten sank sie halb bewußtlos in Jettchens Arme.

Ida und Jettchen baten die Mutter durch einen heimlichen Wink, sich mit dem Prinzen auf einige Augenblicke zu entfernen, und Ewald benutzte diese Minuten, der Gräfin Mutter mit der ehrlichen Offenheit, die ihn so unendlich liebenswürdig machte, die ganze Geschichte seiner nach Habichtswalde bestimmten Reise zu erzählen, und den Eindruck zu gestehen, den Gräfin Lieschen vom ersten Gruß aus dem Wagen an, auf ihn gemacht; er bekannte gerade heraus, daß er über Gräfin Lieschen die Prinzessin Aloyse aufgegeben, und die Folgen hätten nun seyn mögen, wie sie gewollt, sich im Geheimen sie, und keine Andere erkohren habe, um sein Leben mit ihr zu theilen; jetzt stelle sich die Sache um so besser! der Einwilligung seines Vaters könne er um so gewisser seyn, als dieser bereits früher den Plan einer Verbindung mit Aloysen gehabt, und auch von Aloysens Eltern dürfe er die Gewährung seiner Wünsche erwarten, da diese damals in die Ideen seines Vaters willig eingegangen zu seyn geschienen hätten; wenn also Aloyse selbst –

Die würdige Gräfin Cherubim fiel ihm, von der sonderbaren Fügung der Vorsehung, die hier die Beiden für einander bestimmten Fürstenkinder so zufällig zusammengeführt hatte, tief bewegt in die Rede: »Ich weiß,« sagte sie mit umsichtiger Ruhe und freudiger Rührung, »ich weiß von Aloysens Mutter, was früher zwischen beiden Höfen in Hinsicht dieser Verbindung gewünscht wurde; ich ahne auch die Verkettungen, durch die auf Sie, mein Prinz, gewirkt wurde, daß Sie, ohne Aloysen näher zu kennen, aus mir unbekannten Gründen, gegen sie eingenommen waren, und weil die zarte Liebe Ihres verehrten Vaters nicht wollte, daß Sie wieder ihre Neigung zu der gewünschten Verbindung verleitet werden sollten, so blieb die ganze Sache auf sich beruhen. Aloyse hatte von Ihnen nichts als Liebes und Gutes gehört; ohne ihr Zuthun hatte sich, wie sie mir jetzt selbst gestanden, ihre reizbare Phantasie ein Ideal geschaffen, und dieß waren Sie gewesen; sie liebte Sie, ohne Sie zu kennen, schalt sich, bey ruhigerer Prüfung ihrer Luftgebilde, selbst eine Thörin, konnte aber, als hätte sie von dem, was ihr einmal bestimmt war, ein sicheres Vorgefühl in der Brust gehabt, ihrer im stillen Herzen einmal Wurzel gefaßten Neigung so wenig Herr werden; daß sie, als der Erbprinz Konradin um ihre Hand angehalten hatte, der Mutter einen Theil ihrer Herzensbedrängnisse entdeckte, und sie dringend bat, mich, ihre frühere Erzieherin, ihre mütterliche Freundin, zu der sie das meiste Vertrauen habe, vor Ablauf der ihr, zur Abgabe des Jaworts für den Erbprinzen bestimmten Bedenkzeit, um Rath befragen zu dürfen. Gestern Mittag kam Aloyse; wenige Stunden nach dem Essen, schon vertraute sie mir ihre Abneigung gegen den Brautwerber; bei der Kindlichkeit ihres Gemüths ward es mir nicht schwer, die Geheimnisse ihrer Liebe tiefer zu ergründen; sie gestand durch das, was sie über einen andern jungen Mann ihres Standes gehört, für diesen mehr eingenommen zu seyn, als für jeden Andern und hielt die Erlaubniß, sich dann erst für oder wider den Erbprinzen erklären zu dürfen, wenn sie jenen jungen Mann persönlich habe kennen gelernt, für den unerläßlichen Grundstein ihres künftigen Lebensglücks; sie glaubte selbst, daß sie dann das nicht finden würde, was sie sich geträumt, und sie würde dann dem Erbprinzen ruhiger ihre Hand zusagen; so lange jenes persönliche Zusammentreffen aber nicht statt gefunden, so lange würde sie sich mit dem Vorwurfe quälen müssen, daß sie an der Seite eines Andern vielleicht glücklicher hätte seyn können; dieser Vorwurf würde, wenn der Erbprinz nicht so werthvoll sey, als man ihn schildere, um so drückender auf ihrer Seele lasten, und sie würde darum für ihre ganze Lebenszeit auf den Frieden ihres Innern verzichten müssen. Sie sprach über das alles mit so aufgeregtem Gemüth, und doch auch wieder mit so besonnener Festigkeit, daß ich wohl absah, welche tiefe Wurzel dieses Phantasiespiel in ihr geschlagen, und daß das, was ich ihr vom Gesetz der Konvenienz, von den Rücksichten, die sie auf die Verhältnisse ihres Standes nehmen müsse, und von dem gewagten Vorgreifen ihrer Einbildungskraft ausführlich, und mit herzlicher Liebe auseinandersetzte, nicht gar sehr haften konnte. Sie schüttelte zu dem allen sanftweinend den Kopf, und meinte verzagend, daß nun ihre letzte Hoffnung, ihre Hoffnung auf mich auch verschwunden sey, daß sie jetzt keiner Bedenkzeit mehr bedürfe, und ihr verlangtes Jawort zu geben bereit sey, ob sie gleich mit bestimmter Gewißheit sich sagen müsse, daß in diesem kurzen Worte ihr lebenslanges Unglück liege. Von dieser starren Kälte, die auf einmal dieß weiche kindliche Wesen eisig überreifte, erschrocken, lenkte ich, um ihr Vertrauen nicht mit einemmale zu verlieren, wieder ein, und machte sie mit sanftem Scherz darauf aufmerksam, daß, wenn der Arzt helfen solle, er den Krankheitszustand des Leidenden ganz kennen müsse; sie habe mir zwar von ihrer Vorliebe für einen Andern gesagt, aber wer eigentlich dieser Andere sey, das – sie ließ mich aber nicht ausreden, fiel mir unter stillen Thränen um den Hals, und versicherte mit verschämtem Lächeln, daß sie diesen Namen nie über ihre Lippen bringen könne, weil sie fühle, wie thöricht ihre Träume seyen, und wie von den Flügel-Schwingen der Phantasie sofort aller bunter Farbenstaub verschwinde, sobald ein solcher Nachtfalter sich aus seinem Zephyrreiche in die wirkliche Welt verirre; »mein einziges Vertrauen,« setzte sie mit scheinbarer Ruhe hinzu, »habe ich jetzt auf das Geschick gesetzt, ist es dessen Wille, daß das Alles so wird, wie ich es mir gedacht, so kann es nur hier, wo er mir so nahe ist, so kann es nur jetzt geschehen; geschieht es nicht, so hat die Vorsehung anders über mich beschlossen, und ich werde mich beugen unter ihren eisernen Zepter.« Sie ging zu meinen Kindern, und ich sann, was sie mit den letzten Worten, die sie so bedeutungsvoll betonte, hatte sagen wollen. Es sollte ein Mann ihres Ranges seyn; er war ihr hier näher, als anderwärts, er war ihr jetzt nahe. – Gestern Mittag bei Tische war die Rede zufällig auf Sie gekommen, mein Prinz; wir hatten gehört, daß Sie so eben in Schreckenstein angekommen wären – Aloyse hatte, das fiel mir jetzt erst ein, schnell Messer und Gabel weggelegt, und war über und über roth geworden; ich glaubte sie habe sich geschnitten, und äußerte diese Vermuthung; allein sie entgegnete mit gezwungenem Lächeln, daß sie auf einmal einen Stich wie mitten durchs Herz bekommen habe, indessen habe das nichts auf sich, sie habe schon in Habichtswalde dergleichen kleine Anfälle öfter gehabt, ohne daß der Leibarzt, welcher sie auf Rechnung des Bluts geschrieben, viel darauf geachtet habe; auch sey jetzt schon alles vorüber. – Nach dem Essen, im Garten, fragte sie hingeworfener Weise, nach welcher Himmelsgegend zu, der bei der Tafel erwähnte Schreckenstein liege, und als meine Mädchen sie gen Abend wiesen, mochte ich ihrem Blick begegnen, so oft ich wollte, sie hatte das Gesicht immer gegen Westen gerichtet. Raymund, mein jüngster Sohn, erzählte ihr, daß man vom Thurme unserer Ruine aus, bei hellem Sonnenschein, die Werke des Schreckensteins sehen könne, und nun ruhte sie nicht eher, als bis er sie hinauf führte. – Wer nur einigermaaßen zu combiniren verstand, mußte aus dem Zusammenreihen der kundgewordenen Umstände den sogenannten Andern meiner, durch des Erbprinzen Anträge hartbedrängten armen Aloyse, jetzt leicht ermitteln können; – mich jammerte Aloyse, daß sie diesem sogenannten Andern ihre Neigung, ihr reines Herz, ihre glühende Liebe hingab, wo sie auf Gegenliebe, nach meiner damaligen Ansicht, nie rechnen konnte; ich behielt mir daher vor, mit ihr darüber bei der nächsten schicklichen Gelegenheit mich offen zu besprechen, und diese auf leere Träume basirte Leidenschaft zu ersticken, ehe das arme Kind darüber zu Grunde ging. – Wir fuhren gestern Abend ein wenig aus, um ihr noch vor Sonnenuntergang die Umgegend zu zeigen. Ihr Köpfchen war fortwährend nach Westen gewendet. Wir begegneten Ihnen an Hollaus Seite. Sie grüßten, und Aloyse dankte so auffallend freundlich, und bog sich so weit aus dem Wagen, um Sie noch einmal zu sehen und brachte die Unterhaltung auf Sie immer wieder so künstlich zurück, daß ich der Vermuthung Raum geben mußte, sie habe einem alten Bekannten in Ihnen gefunden. Meine Mädchen, die ein Gleiches bemerkt hatten, zogen sie mit ihrer ihnen höchst sonderbar vorkommenden Freundlichkeit laut auf, allein sie leugnete gegen diese mit ziemlich sicherer Haltung, daß in ihrer Begrüßung des Fremden etwas so ganz Besonderes und Außerordentliches gelegen; indessen als ich sie später unter vier Augen darüber sprach, gestand sie nach langem Zögern, daß sie von Ihrer Erscheinung unbeschreiblich überrascht worden sey; der Fremde, der sie gegrüßt, sey – das fühle sie und lasse es sich nicht ausreden, derselbe gewesen, von dem sie heute nach dem Essen mit mir gesprochen; ich starrte sie an, als sollte ich meinem Ohre nicht trauen. Der junge Hollau war, wie ich wußte, mit Ihnen aufgezogen worden; wie leicht war es möglich, daß Sie ihn besucht hatten, und daß Aloyse sich also nicht irrte, oder ich konnte mich nicht gleich von dem Verdachte losmachen – oder wußte Aloyse bestimmt, daß Sie es waren? Stand sie mit Ihnen durch die dritte, vierte Hand in irgend einem geheimen Verständnisse? – Hatten Sie sich vielleicht das Wort gegeben, sich einander hier zu sehen und zu sprechen? Ich mochte, so behutsam ich auch mit meinen Worten war, hierüber vielleicht entfernt etwas haben fallen lassen, denn Aloyse schien von diesem meinem Argwohn empfindlich beleidigt, und sprach mit einer Art gereiztem Stolz, daß sie immer viel zu offen und gerade gehandelt, als daß man sie eines so versteckten, ihrer unwürdigen Schrittes fähig halten könne, und daß sie für mich und mein Haus zu viel Achtung hätte, als mich Verlegenheiten der Art Preis geben zu können. Sie sey ein verkehrtes Wesen, das selbst nicht recht wisse, was es wolle; vor einer halben Stunde noch hätte sie schwören wollen, daß der Fremde, der uns begegnet, der sey, von dem wir heute zusammen gesprochen, und jetzt käme es ihr fast selbst so vor, als könne sie sich doch getäuscht haben. Ich sah sie forschend an, und äußerte, daß sie doch wenigstens einen Grund für ihre Vermuthung haben müsse; da fiel sie mir halb weinend halb lachend um den Hals, schalt sich ein Kind, und erzählte nun, daß sie einen Offizier kenne, von dem man ihr gesagt, daß er dem Unbekannten Jemand ähnlich sey, nur sey dieser letztere hübscher und jünger, als jener Offizier; der Fremde, der uns heute begegnet, habe etwas Ähnliches mit jenem Offizier gehabt, und dadurch sey ihr die Idee durch den Kopf geflogen, daß dieser am Ende selbst der sey, den sie meine. In diesem Augenblicke kam die Nachricht von unserer Pfarrfrau, daß Sie der Graf Lüdinghausen wären, und jetzt waren Aloysens schwindelnde Hoffnungen geschlagen und meine Besorgnisse von einem geheimen Verständniß gehoben.«

Die Gräfin wollte weiter fortfahren, aber Aloyse, geführt von Ida und Jettchen, kam die Allee herauf, und Ewald eilte ihr entgegen, und frug mit einer solchen antheilsvollen Zartheit nach ihrem Befinden, daß schon daraus jeder Sachkundige entnehmen konnte, was das Silber-Glöcklein der Liebe geschlagen. Er bot ihr den Arm, und während sie Beide mit ihrer Unterhaltung so lebendig in den Zug kamen, daß sie von Allem, was um ihnen her war, nichts hörten noch sahen, entfernte sich die Gräfin mit Ida und Jettchen, meldete dem Schwager Kreis-Director, daß Prinz Ewald sich wohlbehalten bei ihnen befände, und bat, seinem Adjutanten, zur Einstellung weiterer Nachforschungen, davon schleunigst Kunde zu geben.

Nach länger denn einer Stunde kamen die Glücklichen aus dem Garten zurück. Aloyse sank fröhlich weinend in die Arme der mütterlichen Freundin, und lispelte ihr das Geständniß zu, daß Ewald sie mit seinem Antrag überrascht, daß er lange schon, ehe sie ihn gekannt, ihre erste Liebe gewesen, und ihre einzige bleiben solle, und daß sie – Ja gesagt. »Sprechen Sie doch auch, Ewald,« rief sie, die Hand ihm reichend, und drückte das in bräutlicher Verwirrung hoch erglühende Gesichtchen dichter an die Brust der tief bewegten Gräfin. Da umschloß Ewald Beide mit seinen Armen und wollte sprechen, aber das Entzücken des seligen Augenblicks – wo die Seele des Menschen sich in solche überirdische Wonne auflöst, hat die Sprache keine Worte, Thränen der süßesten Rührung im freudetrunkenen Auge, umschlang er das liebreizende Fürstenkind, und sein stummer Blick bat die ehrwürdige Freundin seiner zauberholden Aloyse, um ihre Fürsprache bei den erlauchten Eltern und um ihren Segen.

Jetzt stürmten Ida und Jettchen, durch die Mutter von den frühern Vorgängen unterrichtet, und ihrer theilnehmenden Neugierde nicht länger Meister, fröhlich in das Zimmer, und brachten ihre jüngere Schwester, das wirkliche Lieschen mit, und das gefeierte Geburtstags-Kind, den silbergrauen Pfarrherrn sammt dessen Haus-Ehre; und als der Diener der Kirche, dem kund geworden, was sich hier so eben begeben, sich an das fürstliche Brautpaar wendete, und das herzeindringliche Wort der Verlobungsweihe über den geschlossenen Liebes-Bund sprach, umzogen die Mädchen die wunderschöne Gruppe – den Priester-Greis vor dem in frischer Jugend kräftig blühenden Fürstenpaare – mit den zarten Gewinden von den Vergießmeinnicht, die Aloyse und Ewald an den äußersten Gränz-Säumen ihrer Länder sich selbst gepflückt, und hatten die zartblaue Blumenkette mit frischem Immergrün sinnvoll durchflochten.

Die vier und zwanzig Pfünder, die in dem Augenblicke losgebrannt wurden, als das glückliche Brautpaar vor dem Altare des Ewigen, zum Zeichen der Treue bis zum Tode, die Ringe wechselte, überheben mich der breiten Erwähnung alles dessen, was seit jenem Tage bis dahin gesprochen, geschrieben und gethan worden war, um die nöthige, und früher schon eventuell gegebene Einwilligung der beiderseitigen Eltern zu der Verbindung dieses liebenswürdigen Paares einzuholen, und die Festlichkeiten des Beilagers auf eine würdige Art vorzubereiten, und ich darf daher nur für die, welche alles gern recht ausführlich wissen möchten, noch nachträglich anführen, daß der Hausmarschall Herr v.  Zagern mit den Arrangements zu jenen Feierlichkeiten sich nicht zu beschweren brauchte, indem er kurz zuvor mit einer auskömmlichen Pension vom Hofe entfernt worden war; dagegen hatte der ehrenwerthe Herr von Adelsheim dessen Stelle bekommen. Adelheims Schwägerin, die niedliche Klorinde von Kulm, und Gräfin Ida von Cherubim, prangten bei Aloysens Brautzuge als deren Hofdamen, und Gräfin Jettchen – (es war dem edlen Prinzen geglückt, den Vater und die Schwester seines Benno, mit Cherubims, in deren Herzen nie eine Spur von Groll oder Feindschaft gewesen, von Grund aus zu versöhnen), verschönerte an Bennos Seite, als dessen Braut, die Reihe der hochzeitlichen Gäste. Battista Roselli aber, die sich seit jener Katastrophe auf eine Kunstreise in ferne Länder begab, sammelt goldene Schätze und entzückt noch heute das Ohr des musikalischen Publikums.

Am Brautmorgen, wo das fürstliche junge Ehepaar, noch vor Annahme der großen Gratulations-Cour, die freundlichen Begrüßungen der Familie und der Vertrauteren des Hauskreises, zu dem auch Herr Bernard von Sulzach gehörte, beim Frühstück empfing, entsann sich Aloyse, als sie in die Blumentage ihrer Liebe zurückging, der von diesem noch ungelösten Aufgabe, aus ihren ihm aufgegebenen Worten eine Erzählung zu liefern.

Die vorliegende ist das Resultat seines schüchternen Versuches.


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