Georg Herwegh
Gedichte eines Lebendigen (Band 1)
Georg Herwegh

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An die Zahmen

1841

        Die ihr im Abendsäuseln schon
Des Herren Spur gewahrt
Und denen er im Kräuseln schon
Der See sich offenbart,
O freut euch eurer Lose,
Und dankt und laßt mich gehn!
Im wilden Sturmgetose,
Im Feuer nur, wie Mose,
Mag ich den Herren sehn!

So einer glücklich, sonn er sich
In Frieden vor dem Haus;
Ich lobe mir den Donner, ich
Des Sinai Gebraus.
Ich fühl's durch alle Nerven,
Durch alle Adern sprühn:
Ich möchte Speere werfen,
Ich möchte Klingen schärfen
Und tatlos nicht verglühn.

Nicht mehr an Blumenhügeln möcht
Ich liegen auf der Wacht,
In eines Streithengsts Bügeln möchte
Ich wiegen mich zur Schlacht,
Nicht mehr im Mondschein wandeln,
Nicht länger schreiben mehr,
Ich möcht nun einmal sandeln,
Ich möcht nun einmal handeln –
Auf! bringt mir Fahnen her!

Laßt endlich das Geleier sein
Und rührt die Trommel nur!
Der Deutsche muß erst freier sein,
Dann sei er Troubadour.

Im Freiheitsfeuertranke
Werd unser Reich erfrischt,
Ihr ewiger Gedanke
Führ unser Schwert, das blanke,
Wenn's in die Feinde zischt!

 


 


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