Johann Gottfried Herder
Journal meiner Reise im Jahr 1769
Johann Gottfried Herder

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Die dritte folgt: und hier die Poeten: Lukrez und Virgil, Horaz und Ovid, Martial und Juvenal und Persius, Catull und Tibull. Hier ist das gröste Feld, antike Schönheit, Sprache, Geist, Sitten, Ohr, Regiment, Verfassung, Wissenschaften zu fühlen zu geben. Hier keine Nacheiferungen; es sei denn, wen die güldne Leier Apolls selbst weckt; aber viel Gefühl, Geschmack, Erklärung. Auf dieser Klasse sind die Blumen und die Krone der Lateinischen Sprache: die Virgile und Horaze, die Ciceronen in ihrer Philos. und höchsten Rede, die Pliniusse und Tacitus: die grösten Muster also Antiker Poetik und Poesie, Antiker Rhetorik und Rede, Antiker Politik und Naturhistorie – welche Welt, wahre Gelehrte, Weise aus der Alten Welt, Römische Sachgelehrte zu bilden, die die Römer kennen! Wie viel habe ich selbst noch auf solche Art zu studiren! –

Griechisch endlich, ist das unter den Antiken, was Französisch unter Modernen war. Auch der blosse Theologe fängt nicht mit dem Lateinischen Testament und der Hällischen Grammatik [an], sondern mit einer Reellen Grammatik, deren wir viele haben, und so gleich mit Lesen des Herodots, Xenophons, Lucians und Homers. Wohlverstanden in einem Cirkus von Zeit, Fortschritten und Wißenschaften! Hier ist die wahre Blume des Alterthums in Dichtkunst, Geschichte, Kunst, Weisheit! Welcher Jüngling wird hier nicht, der die Lateinische Sprache durchschmeckt, höher athmen und sich im Elysium dünken. Drei Classen gibts hier: ich bin aber noch zu wenig mit mir selbst über Methode einig, um sie genau zu bestimmen. Am sichersten, daß sie sich nach dem Latein richten: in der ersten viel gelesen, in den Herodots und Xenophons und Lucianen, oder im ersten allein. In der zweiten viel geschmeckt und bemerkt, in allen Prosaischen Gattungen. Im dritten der ganze Griechische Geist gekostet, in Poesie und was dem anhängt. Es schadet nichts, daß diese in der Geschichte vorausgegangen ist: denn in der Geschichte des Geistes nach unsrer Zeit, Welt, Sitten, Sprache geht sie nicht voraus. zuerst genommen verdirbt sie sogar: da gegentheils hinten nach erscheinend, alles auf sie bereitet und einladet, wie blühende Kinder auf ihre blühendere Mutter! O wer hier ein Kenner der Griechen wäre.

In der Hebr. Spr[ache] möchte ich mit Michaelis einig seyn, sie gar nicht, oder wenigstens müßte sie mit der kleinsten Auswahl getrieben werden, gleichsam der innigste Kreis eines Pythagoras. Sie komt also sehr spät, und wird blos als Orientalische, Botanische, Poetische, Sprache, eines Buchs oder einer Sam[m]lung wegen getrieben, die vortreflich ist. Dies ganze Studium ist Philosophie: die Sprache geht zu sehr ab, als sie sprechen, in ihr schreiben zu können, aber als Orientalische Natur und Nationaldenkart betrachtet – welch eine Welt! Moses fängt an, und wir lernen seine Lieder selbst wie Kinder – von Abraham bis Moses wird lebendig zu lesen gesucht: Jacobs Lobgesang und Mirjam wird studirt: Moses Leben und Republik studirt, erklärt und so weit muß man gekommen seyn, um auf Akademie zu wandern. Wer weiter will, geht Josua und die Richter durch, fängt die Samuelis an, und geht jetzt an die Psalmen, Jesaias und einige Propheten: fährt in den Königen fort, und geht mit einer Auswahl der Propheten und Psalmen weiter: mit einigen Büchern Ezechiel, Daniel, Malachias, Esra, Nehem[ia], Esther zu endigen ist kaum nöthig. – – Hier ist eine Tabelle der Klassen der Sprachschule: Deutsche Sprache hat Vorsprung, Französische folgt: Italienische bei manchen: bei andern Lat. Franz. Ebr. Also

1. Deutsche Klasse
Erste Ordnung
Franz. Klasse
Erste Ordnung
Lat. Klasse
Erste Ordnung
Griechische
Erste Ordn.
Hebräische
Zweite Gr. Ordn.
Zweite
Deutsche
Zweite
Französische
Zweite
Latein.
Dritte
Lat.
Dritte
Deutsche
Dritte
Franz.
Zweite
Ital.
Erste
Italien.
Repitit.
des Franz.
Repitit. des
Deutschen

Man siehet mit Fleiß nur zwei Ital., 2. Gr. Classen; denn beide sind sich an Subjekten entgegen. Nur eine Hebr., denn sie ist die letzte, Philos., eingeschränkteste Sprache; und ihr Anfang ist leicht; so wie ihr schwerster Fortgang zum Glück blos Akad. ist, nicht Scholastisch ist. Franz[ösisch] hat 4. Klassen, denn es muß immer fortgesetzt werden: Lat. nur drei: Deutsch fünf, denn es dauret so lang, als Unterricht in den Wissenschaften dauret, und ist nach unsrer Methode unabtrennbar von den Gedanken. Die erste Deutsche Klasse coincidirt mit der ersten Ordnung der 3. ersten Klassen, und fodert keine Besonderheit, als die Correktur des Lehrers. Die zweite Schichte, wo die Französische anfängt wills, und das bis zur Griechischen Schichte: das sind täglich 3. Stunden, wovon die eine zwei, die andere 3., die 3te 4. Absonderungen hat. Die Hebräische Schichte fällt auf 2. Stunden die Woche, etwa Mitwoch und Sonnabend mit 5. Abtheilungen. Und so sind mit allen diesen Spracharbeiten täglich 3. und Mitwoch und Sonnabend eine Stunde besetzt, mit den vorigen 3. zusammenaddirt sind tägl[ich] 6., Mitwoch und Sonnabend eine nach Mittage, und das ist auch der Raum der Schule.

Hier ist also Haupttabelle des Ganzen:

  7 – 8. 8. – 9. 9 – 10.
1. Ordn. Katechism. etc. Abstrakt. Lebend. Geschichte Leb. Nat. Histor.
2. Ordn. Geschichte u. Geogr. Naturlehre Relig.
3. Ordn. Naturwissen Philosoph[ie] Gesch. u. Geogr.

Sprachenschule

10. – 11. 2 – 3. 3 – 4. Mitw. u. Sonn.
Erste Franz: Klasse: 2te Deutsche 3te Deutsche Hebr.
Erste Lat.      " 2te Franz. 3te Franz. Gr. u. Ital.
Erste Gr. od. Ital. 2te Lat. 3te Lat. Deutsch u. Franz.

So wechseln, Lehrer, Schüler, Arbeiten, ab; alles!

Daß die Schule so möglich National und Provinzialfarbe bekomme, versteht sich, und das in Religion, Geschichte, Geographie, Naturhistorie, Politik, Vaterlandsgegenden u. s. w. Daß dies aber nicht mehr, als Farbe seyn müße, versteht sich eben so sehr: denn der Schüler soll für alle Welt erzogen werden. Die Ritterklassen sind Reiten, Zeichnen, Fechten; sie sind vor 7. um 11. oder nachmittag um 4. oder endlich Mittwochen und Sonnabend. Sonnabend nach Mitt[ag] bleibt wenigstens ganz von Scholastischen Arbeiten leer!

Aber Ausführen? und warum könnte ich eine solche Stiftung nicht ausführen? Wars den Lykurgen, Solonen möglich, eine Republik zu schaffen, warum nicht mir eine Republik für die Jugend? Ihr Zwingels, Calvins, Oekol[a]mpadius, wer begeisterte euch? und wer soll mich begeistern? Eifer für das Menschliche Beste, Größe einer Jugendseele, Vaterlandsliebe, Begierde auf die würdigste Art unsterblich zu seyn, Schwung von Worten zu Realien, zu Etablißemens, lebendige Welt, Umgang mit Grossen, Ueberredung des Gen. Gouv[erneurs], lebendiger Vortrag an die Kampenh[ausen], Gnade der Kaiserin, Neid und Liebe der Stadt! = = o Zweck! grosser Zweck, nimm alle meine Kräfte, Eifer, Begierden! Ich gehe durch die Welt, was hab' ich in ihr, wenn ich mich nicht unsterbl[ich] mache!

Ich schiffete Kurland, Preußen, Dännemark, Schweden, Norwegen, Jütland, Holland, Schottland, England, die Niederlande vorbei, bis nach Frankreich; hier sind einige Politische Seeträume. Kurland: das Land der Licenz und der Armuth, der Freiheit und der Verwirrung; jetzt eine Moralische und Litterarische Wüste. Könnte es nicht der Sitz und die Niederlage der Freiheit und der Wißenschaft werden, wenn auch nur gewisse Plane einschlagen? Wenn das was bei dem Adel Recht und Macht ist, gut angewandt, was bei ihm nur gelehrter Luxus ist, aufs Grosse gerichtet würde? Bibliothek ist hier das Erste, es kann mehr werden, und so sei es mir Vorbild und Muster der Nacheiferung und Zuvorkommung. Auf welche Art wäre dem Liefländisch[en] Adel beizukommen zu grossen guten Anstalten? dem Kurländischen durch Freim.* dem Liefländisch[en], durch Ehre, Geistliches Ansehen, gelehrten Ruhm, Nutzbarkeit. Also zur Verbeßerung des Lyceum, also zur Anschaffung eines Physischen Kabinets von Natursachen und Instrumenten, also zur Errichtung neuer Stellen zum Zeichnen, und der Französischen und Italienischen Sprache u. s. w. Der gute Umgang zwischen den Predigern im Kurland sei mir auch Vorbild! = = Was für ein Blick überhaupt auf diese Gegenden von West-Norden, wenn einmal der Geist der Kultur sie besuchen wird! Die Ukraine wird ein neues Griechenland werden: der schöne Himmel dieses Volks, ihr lustiges Wesen, ihre Musikalische Natur, ihr fruchtbares Land u. s. w. werden einmal aufwachen: aus so vielen kleinen wilden Völkern, wie es die Griechen vormals auch waren, wird eine gesittete Nation werden: ihre Gränzen werden sich bis zum schwarzen Meer hinerstrecken und von dahinaus durch die Welt. Ungarn, diese Nationen und ein Strich von Polen und Rußland werden Theilnehmerinnen dieser neuen Kultur werden; von Nordwest wird dieser Geist über Europa gehen, das im Schlafe liegt, und dasselbe dem Geiste nach dienstbar machen. Das alles liegt vor, das muß einmal geschehen; aber wie? wenn? durch wen? Was für Samenkörner liegen in dem Geist der dortigen Völker, um ihnen Mythologie, Poesie, lebendige Kultur zu geben? Kann die Katholische Religion ihn aufwecken? Nein, und wirds nicht nach ihrem Zustande in Ungarn, Polen u. s. w. nach dem Toleranzgeist, der sich auch selbst in dieser und der Griechischen Religion mehr ausbreitet, nach dem anscheinenden Mangel von Eroberungen, den diese Relig[ion] mehr machen kann. Vielmehr werden also unsre Relig[ionen] mit ihrer Toleranz, mit ihrer Verfeinerung, mit ihrer Anrückung an einander zum gemeinschaftlichen Deismus einschlafen, wie die Römische, die alle fremde Götter aufnahm: die brausende Stärke wird einschlafen, und von einem Winkel der Erde ein andres Volk erwachen. Was wird dieses zuerst seyn? Auf welche Art wirds gehen? was werden die Bestandtheile ihrer neuen Denkart seyn? wird seine Kultur blos off- oder defensiv im Stillen gehen? was ists das eigentlich in Europa nicht ausgerottet werden kann vermöge der Buchdruckerei, so vieler Erfindungen und der Denkart der Nationen? Kann man über alles dies nicht rathen nach der Lage der gegenwärtigen Welt, und der Analogie verflossner Jahrhunderte? Und kann man nicht hierinn zum Voraus einwürken? Nicht Rußland auf eine Kultur des Volks hinzeigen, die sich so sehr belohne? Da wird man mehr als Bako: da wird man im Weißagen größer als Newton: da muß man aber mit dem Geist eines Montesquieu sehen; mit der feurigen Feder Roußeaus schreiben, und Voltairs Glück haben, das Ohr der grossen zu finden. In unserm Jahrhundert ists Zeit: Hume und Locke, Montesq[uieu] und Mablys sind da: eine Kaiserin v. Rußland da, die man bei der Schwäche ihres Gesetzbuchs fassen kann, wie Volt[aire] den Kön. von Preußen: und wer weiß wozu der gegenwärtige Krieg in den Gegenden bereitet. Hier will ich etwas versuchen. Schlötzers Annalen, Beilagen, Merkwürdigkeiten, Millers Sammlungen, jenes seine Geschichte der Moldau soll mir Gedenkbuch seyn, das ich studire: Montesquieu nach dem ich denke und wenigstens spreche: das Gesetzbuch der Kaiserin wenigstens Einfassung meines Bildes, über die wahre Kultur eines Volks und insonderheit Rußlands. Worinn die wahre Cultur bestehe? nicht blos im Gesetze geben, sondern Sitten bilden: was Gesetze ohne Sitten, und fremdangenommne Grundsätze der Gesetze ohne Sitten sind? Ob bei Rußlands Gesetzgebung Ehre das erste seyn könne? Bild der Nation? Ihre Faulheit ist nicht so böse, wie man sie beschreibt; natürlich, war bei allen Nationen und Schlaf zum Aufwachen. Ihre List – ihre Nachahmungssucht – ihre Leichtigkeit – wie in allem der Saame zum Guten liege? wie er aufzuwecken sei? was ihn verhindre? Weg zur allmälichen Freiheit. Was eine plötzliche schaden könne? Weg zur allmälichen Einrichtung? Was plötzl[iche] Colonien, Vorbilder u. s. w. schaden können? Was die Deutschen geschadet haben? Vortreflichkeit guter Anordnung, die über Gesetze und Hofbeispiele geht. Einrichtung des Ackerbaues, der Familien, der Haushaltungen. Der Dependenz der Unterthanen, der Abgaben, ihrer Lebensart. Einige Vorschläge für die neue Oekonomische Gesellschaft, die mehr den Geist der Oekonomie in Rußland betreffen. [I.] Daß andre Länder und selbst Schweden nicht immer Vorbilder seyn können. Vom Luxus. Daß Befehle hier nichts machen können, üble Folgen in Riga. Daß das Exempel des Hofes nur an Hofe gelte, und da auch grosse Vortheile aber auch Nachtheile habe. Daß viele einzelne Exempel in einzelnen Provinzen mehr thun; und noch mehr einzelne Beispiele in einzelnen Familien. Folgen davon, daß die Rußische Herren das ihrige in Peterburg verzehren. Daß der Peterb[urger] Staat ins Prächtige Geschmacklose verfällt; wogegen unsre Kaiserin arbeitet. Daß es mit Frankreich anders sei durch den Besuch der Fremden und andre Anstalten, und daß auch selbst dieses sich erschöpft. Uebles Beispiel der Gouverneure in den Provinzen, und der Hausväter in Fabriken und Bauerhütten. II. Daß weder Englands noch Frankreichs noch Deutschlands gesetzgeberische Köpfe es in Rußland seyn können. Wie sehr man sich in der Nachahm[ung] Schwedens versehen. Daß man Griechenland und Rom nicht zum Muster nehmen könne. Daß es Völker in Orient gebe, von denen man lernen müße. Persien, Aßyrien, Egypten, China, Japan. Grundsätze hievon, nach dem Charakter, der Vielheit und der Stuffe der Rußischen Nationen. Eintheilungen in ganz cultivirte, halb cult[ivirte] und wilde Gegenden. Für diese ihre Gesetze, um sie herauf zu bilden, das sind Gesetze der Menschheit und der ersten rohen Zeiten. Wie diese Nationen von Rußland vortreflich zu brauchen sind. Wie das Halbcult[ivirte] Gesetze haben muß, um gesittete Provinz nichts aber mehr zu werden. Unterschied des Geistes der Cultur in Provinz und Hauptstädten. Endlich Gesetze für Haupt- und Handelsstädte. Wie Montesq[uieu] Muster seyn kann. Die wilden Völker sind an den Gränzen: das halbges[ittete] ist Land: das gesittete Seerand. Gebrauch von der Ukraine. Vorige Plane hieher. III. Das Materielle von den Gesetzen und der Beitrag jedes auf die Bildung des Volkes macht das dritte aus. Alles nach Montesq[uieus] Methode kurz, mit Beispielen, aber ohne sein System. Die Fehler der Gesetzgebung frei beurtheilt, und ihre Grössen frei gelobt. Viel Beispiele, Geschichten und Data angeführt und o ein grosses Werk! und wenn es einschlüge? was ists ein Gesetzgeber für Fürsten und Könige zu seyn! und wo ist ein beßerer Zeitpunkt als jetzt, nach Zeit, Jahrhundert, Geist, Geschmack und Rußland!

Die Staaten des Kön. v. Preußen werden nicht glücklich seyn, bis sie in der Verbrüderung zertheilt werden. Wie weit ists möglich, daß nicht ein Mann, durch sich, kommen kann? wie groß, wenn man ihn in allen geheimen Spuren seines Geists verfolgte? wie groß, wenn er sein Politisches Testament schriebe, aber ohne das Epigramm zu verdienen, was er selbst auf Richelieu gemacht hat. So dünkt er uns jetzt, wie aber der Nachwelt? was ist denn sein Schlesien? wo wird sein Reich bleiben? Wo ist das Reich des Pyrrhus? Hat er mit diesem nicht grosse Ähnlichkeit? – – Ohne Zweifel ist das Größeste von ihm Negativ, Defension, Stärke, Aushaltung; und nur seine grossen Einrichtungen bleiben alsdenn ewig. Was hat seine Akademie ausgerichtet? Haben seine Franzosen Deutschland und seinen Ländern so viel Vortheil gebracht, als man glaubte? Nein! seine Voltäre haben die Deutschen verachtet und nicht gekannt: diese hingegen haben an jenen so viel Antheil genommen als sie auch immer aus Frankreich her genommen hätten. Seine Akademie hat mit zum Verfall der Philosophie beigetragen. Seine Maupertuis, Premontvals, Formeis, d'Argens was für Philosophen? was haben sie für Schriften gekrönt? den Leibniz und Wolf nicht verstanden, und den Hazard eines Premontv[al] die Monadologie eines Justi, den freien Willen eines Reinhards, die Moralphilosophie und Kosmologie eines Maupertuis, den Styl eines Formei ausgebrütet. Was ist dieser gegen Fontenelle? was sind die Philosophen auch selbst mit ihrer schönen Schreibart gegen die Locke und Leibnitze? – Ueber die Sprachen sind sie nützlicher geworden. Michaelis, Premontval und die jetzige Aufgabe; aber doch Nichts grosses an Anstalt, und für ewige Ausführung. Mathematik hat einen Euler gehabt; der wäre aber auch überall gewesen, so wie le Grange sich im Stillen bildete. Und denn fehlts allen seinen Entdeckungen noch an dem grossen Praktischen in der Anwendung, wodurch Völker lernen, und Weise ihre Theorien verbessern um sie augenscheinlich ins Werk zu richten. Der Geschmack der Voltaires in der Historie, dem auch Er gefolgt ist, hat sich nicht durch ihn ausgebreitet: seine Unterthanen waren zu tief unter ihm und Voltaire, um ihn zum Muster zu nehmen: zu sehr unwißende Deutsche, zu sehr Unterthanen. Seine und Voltairs Philosophie hat sich ausgebreitet; aber zum Schaden der Welt: sein Beispiel ist schädlicher geworden, als seine Lehre. Daß er seine Deutsche nicht kennet? warum er Preußen verachtet? Daß er Machiavell folgt, ob er ihn gleich wiederlegt hat. Aussichten auf das Glück seiner Unterthanen nach der Zertheilung.


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