Johann Gottfried Herder
Journal meiner Reise im Jahr 1769
Johann Gottfried Herder

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Die erste Einrichtung meiner Schule sei, so viel möglich, im Stillen, und mit Genehmigung meiner Mitlehrer: auf solche Art ist die Bevestigung seiner Absichten natürlich, und ich sichere mich der Liebe meiner Collegen. Ists möglich, einzuführen, daß jeder seine Arbeiten wählt, die für ihn sind, Stunden wählt, die für ihn sind, keinen Unterschied an Classen und Ordnungen findet und finden will: wie viel wäre damit ausgerichtet. So hat jeder seine Lieblingsstunden und Arbeiten: so fällt der Rangstreit weg, und das, was da bleibt, ist nur Ordnung: so wird die Achtung der Schüler unter die Lehrer vertheilet: so wird der Einförmigkeit und dem verdrüßlichen Einerlei, immer einen Lehrer und eine Methode zu haben, abgeholfen: so wird Veränderung in das Ganze der Schule gebracht, und alle Classen nehmen daran Theil: so wird keine ganz und gar verwildert, da doch alle Subjekte bei Einer Schule nicht Alle gleich gut seyn können: so wird ein größeres Band unter Lehrern und Schülern: so bekommt jeder die ganze Schule auf gewisse Art zu übersehen, zu unterrichten, und wird ein Wohlthäter des Ganzen: so bekommt der Aufseher das Ganze der Schule mehr zu kennen: so und überhaupt so ist die Vertheilung die natürlichste. Nun wird nicht Alles der Lateinischen Sprache aufgeopfert und ihr gleichsam zu Liebe rangiret: nun kann jeder Schüler, nach jeder Fähigkeit, hoch und niedrig und gerade an seinem Ort seyn: nun darf keiner, um einer Nebensache willen, in Allem versäumt werden: das Papistisch Gothische, das die Lateinische Sprache zur Herrscherin macht, wird weggenommen, und Alles wird ein regelmäßiges natürlich eingetheiltes Ganze. Jedem Lehrer bleibt sein Name, sein Rang, seine Lateinische eigne Classe; nur jede andre Wißenschaft, Theologie, Physik, Gr[iech]. Ebr. Franz. Sprache, Geographie, Historie, Realien, Poesie u. s. w. wird vertheilt.

Eine Realklasse fängt an. Die ersten Känntniße mehr der Naturgeschichte, als der Naturlehre, mehr von sich, als von Entferntem Fremden, von Körper, Seele, merkwürdigen Sachen, die man täglich braucht, und siehet und nicht kennet, Kaffee und Thee, Zucker und Gewürze, Brot und Bier und Wein u. s. w. Die ganze äußere Gestalt der Welt, in deren Mitte das lernende Kind steht, wird erklärt. Er auf den Unterschied, und Ähnlichkeiten und Beschaffenheiten der Thiere geführt, die er so liebt: die gemeinsten Bedürfnisse des Lebens, Erfindungen und Künste ihm gezeigt, damit er sich selbst kennen, in seinem Umkreise fühlen, und Alles brauchen lerne. Das wird ihn zu keinem Fremdlinge in der Welt machen, wo er ist: ihm keine unverstandnen Ideen lassen, die er sonst mit Sprache und Gewohnheit lernt, ihn aufwecken, selbst zu betrachten, und überhaupt dem grossen Zwecke nacheifern, ihm das zu erklären, oder ihm die Erklärung von Alle dem finden zu lehren, was ihm die Sprache, als Vorurtheil einprägte. Hier brauchts keines Genies für Lehrer und Schüler; nur Treue, Fleiß und Aufmerksamkeit. Hier kommen lebendige Sachen und Kupfer zu Hülfe: er kennet seine Welt: hier wird Alles lebendig: er findet sich, daß das eben dasselbe ist, was er wuste und nicht weiß, zu kennen glaubte und nicht kennet, spricht und nicht denket. Welche Wetteiferungen! welche Revolution in der Seele des Knaben! welche Erregung von unten auf! Eifer, nicht blos Akademisch todter Erklärungen, sondern lebendiger, lebendiger Känntniße; das erweckt die Seele. Das gibt Lust zu lernen und zu leben: das hebt aus der Einschläferung der Sprache; das lässt sich den Eltern, zum Ruhm der Kinder, vorpredigen; das läßt sich anwenden: das bildet auf Zeitlebens. Buffons Naturhistorie ist hier für den Lehrer, mit Auswahl, ein gutes Buch: die Artikel von der Menschheit, von vielen einzelnen Thieren, ohne System, ist blos für die Jugend und sonst kaum gut. Hoffmanns Kinderphysik war es sonst, und muß es, in Ermanglung eines Beßern, noch seyn: Rothe ist so ein Stymper, wie Baumeister: und nichts weniger, als eine Naturlehre für Kinder.

Man siehet, daß sich mit dieser Klasse von selbst manches zusammen schlinge, insonderheit aus der Geschichte der Künste, der Handwerke, der Erfindungen; nur daß dieses alles blos untergeordnet bleibt und kein Hauptzweck wird, wie in der Domschule. Ein Schüler, der von Künsten und Handwerken ohne lebendige Anschauung allgemeinhin schwatzt, ist noch ärger, als der von Allem nichts weiß: der aber, dem jede Kunst dienet, um andres von lebendigen Känntnißen, die er als Knabe schon haben muß, zu erklären; der bleibt noch immer Knabe, indem er auch davon hört, und wird nicht ein Maulaffe von einem unwissenden nachplaudernden Lehrjungen.

Man siehet, daß Mathematische Begriffe eben so gut hiezu gehören, aber nicht, wie sie in unsern Büchern stehen, sondern wie sie der Hauptbegriff einer ganzen Wißenschaft sind, Töne, Farben, Waßer, Luft, Figuren, Erscheinungen, Maschienen u. s. w. kommen als Spielwerk, hieher und werden die Basis zu einem sehr grossen Gebäude. Erzählungen von dieser und jener Begebenheit, Sache, Erscheinung, Erfindung, Denkwürdigkeiten, weben sich überall ein, plündern Historie und Geographie, ohne von beiden einen pedantischen Schatten zu leihen, würzen und beleben Alles, geben lauter Data, und Merkwürdigkeiten, ob sie gleich nur immer, es war einmal! erzählen: von der heiligen Historie knüpft sich hier nichts ein, als was würklich Menschlich ist: Adam, die Schöpfung, das Paradies, die Sündfluth. Kirchenceremonien, die von Christo herkommen, Taufe und Abendmal, machen dessen Geschichte unentbehrlich und rührend; alles blos jüdische und noch mehr Ärgerliche wird vermieden: es wird Hauptzweck, dem Knaben von alle Dem lebendige Begriffe zu geben, was er sieht, spricht, geniesst, um ihn in seine Welt zu setzen, und ihm den Genuß derselben auf seine ganze Lebenszeit einzuprägen. Mit einem solchen Anfange wird er nie der Wissenschaften und noch weniger des Lebens überdrüßig werden; nie seine Schulzeit beklagen: sich nie in einer andern Welt gebohren zu seyn wünschen, weil ihm durch keine andre der Kopf verrückt ist, und die seinige sein erster Horizont wurde. Schöne Klasse: die erste und beste den Menschlichen Geist zu bilden: die angenehmste, die Entwicklung einer schönen jugendlichen Seele zu behorchen, und sie auf ihre ganze Lebenszeit weise, gründlich, von Vorurtheilen frei, und glücklich zu machen. Sie verschließt auf immer den faulen morrastigen Weg, auf Wörter, Bücher und Urtheile andrer stolz hinzutreten und ewig ein schwatzender Unwissender zu bleiben. O wäre ein solches Buch geschrieben! oder vielmehr hätte ich einmal einen solchen Cursus durchgelehrt! und noch mehr ihn selbst durchgelernt! und zuerst durchgelernt! und wäre so gebildet! Nun bleibt mir nichts, als eine zweite Erziehung übrig: ich will mich in Frankreich bemühen, die Buffons, und Nollets recht schätzen zu lernen, überall Kunst und Natur und Auftritte der Menschen aufzusuchen, und in mich zu prägen und recht zu geniessen: und: die rechten Quellen von Büchern kennen lernen, um mich nach ihnen, wenn ich sie habe, zu bilden – Genius meiner Natur! wirst du mich an mein Versprechen, das ich dir und mir thue, erinnern!

Für das Herz gehört eben eine solche Klasse. Der Catechismus Luthers muß recht innig auswendig gelernt werden und ewig bleiben. Erklärungen über ihn sind ein Schatz von Pflichten und Menschenkänntnißen. Was auch Basedow über das jüdische der zehn Gebote sage, mit rechten Erklärungen und leichten Einleitungen sind sie eine schöne Moral für Kinder. Das Artikelbekänntniß, ist dem ersten Stück nach, vortreflich und mit jedem Wort der Erklärung groß: das zweite führt auf die Lebensgeschichte Jesu, für Kinder so rührend und erbaulich: das dritte mehr nach den Worten des Artikels selbst, als jedem Buchstaben der Erklärung sehr nützlich und gleichsam die Basis zum Bekenntniß dessen, was Christliche Republik ist. Luther ist nicht in seinen Sinn eingedrungen, der mit jedem Wort eine Politische Einleitung ist, schön und unterrichtend. Das Gebet Christi ist schwer zu erklären und Luther zu weitläuftig: es ist im Sinn und mit Worten der Zeit Jesu; zum Theil auch nach den Vorurtheilen der Jünger, die auf Ein beßeres mit ihren eignen Ausdrücken gelenkt werden: es hat also eine Jüdisch-Hellenistische Farbe, und muß, da es einmal täglich in unserm Munde ist, in solche Worte, eben so kurz und verständlich übersetzt werden, als es ein Christus jetzt, für Kinder beten würde. Das Sakrament der Taufe ist vortreflich, um zu bilden, um daran zu erinnern, was man versprochen, um Christliche Bürger zu machen. Eine Taufe ohne Unterricht nach derselben ist Nichts; mit diesem, in den ersten frühesten Jahren, die nutzbarste Sache von der Welt. Das Abendmal ist das, worauf sie zubereitet werden sollen und nicht zeitig und innig gnug zubereitet werden können. Das soll einer meiner grösten Zwecke seyn, dies Sakrament würdig zu machen, es zu erheben, die Confirmation in alle Feier ihres Ursprungs zu setzen, und die ersten Eindrücke so ewig zu machen, als ich kann. Dazu will ich Karfreitag und Alles Rührende zu Hülfe nehmen, um es wenigstens von Außen so ehrwürdig zu machen, als ich kann: die ersten Eindrücke in ihrem ganzen Einfluße aufs Leben zu zeigen, den Pöbel zu empören, die schönen Geister zu überzeugen, die Jugend zu erbauen.

Der Cathechismus der Menschheit, wie ich ihn oben entworfen, fängt hier an, und wie schließt er sich mit Luthers Catechismus zusammen. Züge, Porträte, Geschichte, Leben aus aller Historie kommt dazu, um Menschlich zu bilden; aus der Bibel wenig – Kain, die Sündfluth mit gehörigen Einschränkungen, die Geschichte Josephs, Eli, einiges von David, die Geschichte von Jesu in ein[i]gen Handlungen u. s. w. Die Geschichte andrer Völker und Zeiten, in grossen Beispielen und Vorbildern drängt sich Haufenweise heran: lebendig werde sie erzählt, wieder erzählt, nie gelernt, nie Pedantisch durchgefragt und durchgeknätet: so bildet sich Seele, Gedächtniß, Charakter, Zunge, Vortrag, und nachdem wird sich in späterer Zeit, auch Styl, auch Denkart bilden. Mit jedem solcher Geschichten wird die Seele des Knaben in einen guten Ton gewiegt: der Ton trägt sich stille fort, wird sich einprägen, und auf ewig die Seele stimmen –

Die zweite Realklasse ist schon ein completerer Cursus, der sich dem Wißenschaftlichen mehr nähert. Die Naturhistorie wird schon mehr Naturlehre, allgemeiner, zusammenhängender, mit Instrumenten und Erfahrungen. Da bekommt der Jüngling Wunderdinge zu sehen und noch mehr, zu arbeiten: wie bin ich aber hierinn versäumt? Weiß ich Instrumente zu wählen, zu brauchen, zu verbeßern? Hier muß mir meine Reise zu Hülfe kommen, oder alles ist vergebens. Die erste beste Instrumentensammlung, wo ich sie finde: wo ich mit einem Manne bekannt werde: insonderheit in Deutsch- und Holland, wo ich der Sprache mächtig bin – ich will sie sehen, und kennen lernen, und jeden Mann nutzen, mit dem ich umgehe, und mich zu solchen drängen, mit denen ich umgehen kann, und keinen Winkel leer lassen. Eine Reisebeschreibung jedes Landes soll mir die Merkwürdigkeiten in Natursachen, Instrumenten und Kupfern sagen, die da zu sehen sind: und da jeder Mann gern seine Sachen erklären mag, so hoffe ich Erklärer zu finden. Und wenn ich zurückkomme: o so will ich alles erregen, um die Nutzbarkeit und Unentbehrlichkeit solcher Sachen des Anschauens zu zeigen, ich will das Elende der Worterzählungen beweisen und nicht ruhen, bis ich der Schule einen Schatz von Instrumenten und Naturalien verschaffe, und nachlasse. Vielleicht wird sich, wie Büsching das Glück gehabt, solche zu finden, auch für mich und meine Absichten Beförderer finden – –

Die Naturgeschichte wird in das Entferntere fortgesetzt; durch Kupfer und Natursachen. Buffon, Swammerdam, Reaumur, Röseler u. s. w. sollen hier spielende Bücher seyn, deren Bilder mit Erzählungen begleitet werden. Wie vieles habe ich hier selbst zu lernen, was ein Philosoph, wie Reimarus wuste. –

Eben hiemit wird ein Weg zu Büschings Vorbereitung zur Geographie: ein Buch, das ich wünschte, wie ein Collegium, in seinem Umfange, durchzuwissen. Die Naturhistorie verschiedner Reiche führt auf die Geographie, die in ihrem Anfange am schwersten ist. Wie ich von meiner sichtlichen Situation ausgehe? wie Naturansicht einer Insel, Halbinsel, festes Land u. s. w. auf eine Karte komme? wie ich diese in der Natur finde? wie eine Karte der Welt werde? wie sich Meer und festes Land im Ganzen verhalte? wie Flüße und Gebürge werden u. s. w.? wie die Erde rund seyn könne? und wie sie sich umschiffen lasse? wie sie in der Luft schwebe? wie Tag und Nacht werde? – siehe da! so wird der Anfang der Geographie natürlich Physische Geographie. Hier versammelt sich Naturlehre, Naturhistorie, etwas Mathematik und viel Data, viel Erscheinungen, viel Geschichten. Es ist nicht zu sagen, wie schwer manches den Kindern zu erklären sey, wovon sie immer schwatzen; aber eben auch ists nicht zu sagen, wie nutzbar ein solcher Cursus seyn müße. Hier wird die vorige Naturgeschichte ausgebreitet: ich finde, daß jedes Land seine Menschen, und Geschöpfe habe: ich lerne sie überall kennen, jedes an seine Stelle setzen, und den ganzen Umfang einsehen, in den Alles gehört, den ganzen Körper der Erde. Man läßt sich also in jedes Landes einzelnes und am wenigsten Politisches Detail noch nicht ein: von allem die Hauptbegriffe, und wie Alles insonderheit zum Ganzen gehört. Natur bleibt also Natur und die Erste: Menschengattungen, politische und wilde und halbwilde Welt, in ihrer Gestalt, Kleidung, Lebensart; also nur Hauptstädte, aber viel Data von Sitten, Haupteinrichtungen und Zuständen: was sie haben und liefern, sind und nicht sind: wiefern alles ein Ganzes ist, oder nicht ist. Bei allem kommt Erzählung und Bild zu Hülfe; die ganze Geographie wird eine Bildersammlung. Wenig und keine erzwungene Reflexion, keine Charakteristik, noch keine einseitige Ideen; aber Data, Erzählungen: da lernt der Jüngling aus seinem Winkel hinausgehen, er lernt Humanität, nichts blind verachten und verspotten, alles sehr kennen, und seinen Zustand geniessen, oder sich einen beßern suchen. Grosses Studium! wer wird dabei ermüden? Lindingers Charaktere sind ein elendes Werk: die Geographie in Dodsleis Lehrmeister ist ein Anfang. aus den besten Reisebeschreibungen, aber im Geschmacke eines Reisenden, wie Roußeau (s. Emil 4. Th. über die Reisen) muß ein lebendiger Auszug alles beleben! Welche Welt hier für den Jüngling! zu hören! zu behalten! wieder zu erzählen! aufzuschreiben! Styl, Denkart, Vernunft zu bilden! abzuwechseln – welche Welt! Was Pikard in Absicht auf Religionen allein ist, ist dies auf Alles!

Mathematik wird noch nicht anders getrieben, als mit Physik verbunden: wie viel aber kann und muß da schon getrieben werden, um jene nicht zu verlassen. Zur Geographie schließt sich Astronomie, Chronologie, Gnomonik: zur Känntniß des Lichts, der Luft, des Waßers, der Körper, Optik, Aerometrie, Hydrostatik, Mechanik: zur Känntniß der Karten Geometrie und Perspektiv – von allem also lebendige, nette, vollständige Begriffe; ist der Raum klein oder groß?

Aber es kommt noch ein grösserer, die Historie: diese muß jetzo schon eine Historie der Völker werden, und wie das? Daß sie dem andern treu bleibe, nur die Hauptveränderungen und Revolutionen jedes Volks erzähle, um seinen jetzigen Zustand zu erklären, alsdenn nur die Hauptveränderungen und Revolutionen zu erzählen, wie der Geist der Cultur, der Bekanntheit, der Religion, der Wißenschaften, der Sitten, der Künste, der Erfindungen von Welt in Welt ging: wie vieles dahinsank und sich verlor; andres neues herauf kam und sich fortpflanzte: wie dieser mit jenem Geschmack abwechselte, und weiter fortging, und der Strom der Zeiten sich immer fortsenkte, bis er unsre Zeit gab, den Punkt, auf dem wir stehen. Man sieht, diese Historie ist nichts, als eine Reihe von Bildern, in vielen Gattungen; nur muß in keiner kein einziger todter Begrif gegeben werden, sonst ist alles verlohren. Von keinem Geschmack, Erfindung, Kunst keine Geschichte gegeben werden, wo nicht der Begrif schon in der ersten Klasse liegt, von keinen Revolutionen z. E. in der Politik, feinen Kriegslehre u. s. w. erzählt werden, wo nicht der Gesichtspunkt schon vorgesteckt ist. Man sieht, daß hier nichts von unsrer Geschichte bleibt: keine Reihe von Königen, Schlachten, Kriegen, Gesetzen, oder elenden Charakteren; alles nur aufs Ganze der Menschheit, und ihrer Zustände, der Völkerwanderungen und Einrichtungen, Religionen und Gesetze und Denkarten, Sprachen und Künste – lauter Hauptbegriffe. Keine Geschichte einer einzelnen Kunst wird hier vollständig gegeben, so wenig, als eine einzige vollständige Theorie zum Grunde lag; aber der Same zu allen Theorien und allen Geschichten; einzelner Künste, Wißenschaften, Gesetze u. s. w. so fern er im Strom der Zeiten lebendig herbeigeschwommen, darsteht. Wir haben gnug Geschichten des revolutions von Franzosen und Engländern; alle sind sehr zu brauchen und keine soll vergebens da seyn; nur keine muß, wie sie ist, gebraucht werden, und Rollin am wenigsten. Geschichte der Juden, von Prideaux, der Aegypter von Marigni, Mallet, mit Shaw, mit Pocock verbunden, der Chineser von Duhalde, der Japaner von Kämpfer, der Tartaren von de Guigne, der Indianer und Perser von Tavernier, der Araber von Marigni, der Griechen von Linguet, Winkelmann, Mably u. s. w. von Toscana, von Rom, von den neuern Völkern – welche grosse Anzahl Sammlungen, in der ich nicht eher ruhen will, bis ich eine kleine complete Sammlung der besten in jeder Gattung habe, und mir daraus eine Geschichte des Menschlichen Geschlechts mache. Abbt unternahm sie, und führte sie nicht aus; Boßvet hat einige vortrefliche Bilder, und Voltaire noch nutzbarere Betrachtungen: die Boisens und Häberlins sammlen vor: die Mehegans u. s. w. behandeln auf ihre Art: die Gatterers streiten über Historische Kunst; ich will nichts als eine bildende, Materielle Geschichte des Menschlichen Geschlechts suchen, voll Phänomena und Data. Montesquieus Geist der Gesetze, und Römer, Hume über England, Voltaire, Mably, Goguet, Winkelmann u. s. w. sind hiezu grosse Leute! Doch ich gerathe zu weit


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