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Ein Diener.
Drei Kön'ge aus dem Morgenland sind da,
Mit köstlichen Geschenken reich beladen,
Sie kommen an in diesem Augenblick,
Und nie noch sah man fremdere Gestalten
Und wundersamre Trachten hier, wie die!
Salome.
Führ sie herein!
(Diener ab.)
Die meld ich ihm sogleich.
Solange die bei ihm sind, denkt er nicht
An sie! Und bald ist alles aus mit ihr!
(Sie geht zu Herodes hinein.)
(Der Diener führt die drei Könige herein. Sie sind fremdartig gekleidet und so, daß sie sich in allem voneinander unterscheiden. Ein reiches Gefolge, von dem dasselbe gilt, begleitet sie. Gold, Weihrauch und Myrrhen. Herodes tritt mit Salome gleich nachher ein.)
Erster König.
Heil, König, dir!
Zweiter König. Gesegnet ist dein Haus!
Dritter König.
Gebenedeit in alle Ewigkeit!
Herodes.
Ich dank euch! Doch für diese Stunde dünkt
Der Gruß mir seltsam!
Erster König. Ward dir nicht ein Sohn
Geboren?
Herodes. Mir? O nein! Mir starb mein Weib!
Erster König.
So ist hier unsers Bleibens nicht!
Zweiter König. So gibt's
Hier einen zweiten König noch!
Herodes. Dann gäbe
Es keinen hier.
Dritter König. So gibt's hier außer deinem
Noch einen zweiten königlichen Stamm!
Herodes.
Warum?
Erster König. So ist es!
Zweiter König. Ja, so muß es sein!
Herodes.
Auch davon weiß ich nichts!
Salome (zu Herodes). In Bethlehem
Hat sich vom Stamme Davids noch ein Zweig
Erhalten!
Dritter König. David war ein König?
Herodes. Ja!
Erster König.
So ziehen wir nach Bethlehem hinab!
Salome (fährt fort zu Herodes).
Allein er pflanzt sich nur in Bettlern fort!
Herodes.
Das glaub ich! Sonst –
Salome. Ich sprach einst eine Jungfrau
Aus Davids Haus, Maria, glaub ich, hieß sie,
Die fand ich schön genug für ihre Abkunft,
Doch war sie einem Zimmermann verlobt
Und schlug die Augen gegen mich kaum auf,
Als ich sie nach dem Namen fragte!
Herodes. Hört ihr's?
Zweiter König.
Gleichviel! Wir gehn!
Herodes. Ihr werdet mir doch erst
Verkünden, was euch hergeführt?
Erster König. Die Ehrfurcht
Vorm König aller Könige!
Zweiter König. Der Wunsch,
Ihm noch vorm Tod ins Angesicht zu schaun!
Dritter König.
Die heil'ge Pflicht, ihm huldigend zu Füßen
Zu legen, was auf Erden kostbar ist!
Herodes.
Wer aber sagte euch von ihm?
Erster König. Ein Stern!
Wir zogen nicht zusammen aus, wir wußten
Nichts voneinander, unsre Reiche liegen
Im Osten und im Westen, Meere fließen
Dazwischen, hohe Berge scheiden sie –
Zweiter König.
Doch hatten wir denselben Stern gesehn,
Es hatte uns derselbe Trieb erfaßt,
Wir wandelten denselben Weg und trafen
Zuletzt zusammen an demselben Ziel –
Dritter König.
Und ob des Königs, ob des Bettlers Sohn,
Das Kind, dem dieser Stern ins Leben leuchtet,
Wird hoch erhöhet werden, und auf Erden
Kein Mensch mehr atmen, der sich ihm nicht beugt!
Herodes (für sich).
So spricht das alte Buch ja auch! (Laut.) Darf ich
Nach Bethlehem euch einen Führer geben?
Erster König (deutet gen Himmel).
Wir haben einen!
Herodes. Wohl! – Wenn ihr das Kind
Entdeckt, so werdet ihr es mir doch melden,
Damit ich es, wie ihr, verehren kann?
Erster König.
Wir werden's tun! Nun fort! nach Bethlehem!
(Alle ab.)
Herodes.
Sie werden's nicht tun!
(Joab und Titus treten auf. Alexandra folgt ihnen.)
Ha!
Joab. Es ist vollbracht!
(Herodes bedeckt sich das Gesicht.)
Titus.
Sie starb. Jawohl. Ich aber habe jetzt
Ein noch viel fürchterlicheres Geschäft,
Als der, der deinen blut'gen Spruch vollzog:
Ich muß dir sagen, daß sie schuldlos war.
Herodes.
Nein, Titus, nein!
(Titus will sprechen. Herodes tritt dicht vor ihn hin.)
Denn, wäre das, so hättest
Du sie nicht sterben lassen.
Titus. Niemand konnte
Das hindern, als du selbst! – Es tut mir weh,
Daß ich dir mehr, als Henker, werden muß,
Doch, wenn es heil'ge Pflicht ist, einen Toten,
Wer er auch immer sein mag, zu bestatten,
So ist die Pflicht noch heil'ger, ihn von Schmach
Zu reinigen, wenn er sie nicht verdient,
Und diese Pflicht gebeut mir jetzt allein!
Herodes.
Ich seh aus allem, was du sprichst, nur eins:
Ihr Zauber war ihr selbst im Tode treu!
Was groll ich dem Soemus noch! Wie sollt' er
Der Blendenden im Leben widerstehn!
Dich hat sie im Erlöschen noch entflammt!
Titus.
Geht Eifersucht selbst übers Grab hinaus?
Herodes.
Wenn ich mich täuschte, wenn aus deinem Mund
Jetzt, etwas andres, als ein Mitleid spräche,
Das viel zu tief ist, um nicht mehr zu sein:
Dann müßt' ich dich doch mahnen, daß dein Zeugnis
Sie mit verdammen half, und daß es Pflicht
Für dich gewesen wäre, mich zu warnen,
Sobald dir nur der kleinste Zweifel kam!
Titus.
Mich hielt mein Wort zurück und mehr, als das:
Die unerbittliche Notwendigkeit.
Wär' ich nur einen Schritt von ihr gewichen,
So hätte sie sich selbst den Tod gegeben,
Ich sah den Dolch auf ihrer Brust versteckt,
Und mehr als einmal zuckte ihre Hand.
(Pause.)
Sie wollte sterben, und sie mußte auch!
Sie hat so viel gelitten und verziehn,
Als sie zu leiden, zu verzeihn vermochte:
Ich habe in ihr Innerstes geschaut.
Wer mehr verlangt, der hadre nicht mit ihr,
Er hadre einzig mit den Elementen,
Die sich nun einmal so in ihr gemischt,
Daß sie nicht weiter konnte. Doch er zeige
Mir auch das Weib, das weiter kam, als sie!
(Herodes macht eine Bewegung.)
Sie wollte ihren Tod von dir und rief
Das wüste Traumbild deiner Eifersucht,
Selbstmördrisch gaukelnd und uns alle täuschend,
Auf ihrem Feste in ein trügrisch Sein.
Das fand ich streng, nicht ungerecht. Sie trat
Als Larve vor dich hin, die Larve sollte
Dich reizen, mit dem Schwert nach ihr zu stoßen,
(Er zeigt auf Joab.)
Das tatest du, und tötetest sie selbst!
Herodes.
So sprach sie. Doch sie sprach aus Rache so!
Titus.
So war's. Ich habe gegen sie gezeugt,
Wie gerne möcht' ich zweifeln!
Herodes. Und Soemus?
Titus.
Ich bin ihm auf dem Todesweg begegnet,
Er trat den seinen an, als sie den ihren
Vollendet hatte, und ihm schien's ein Trost,
Daß sich sein Blut mit ihrem mischen würde,
Wenn auch nur auf dem Block durch Henkers Hand.
Herodes.
Ha! Siehst du?
Titus. Was? Vielleicht hat er im stillen
Für sie geglüht. Doch, wenn das Sünde war,
So war's die seinige, die ihre nicht.
Er rief mir zu: jetzt sterb ich, weil ich sprach,
Sonst müßt' ich sterben, weil ich sprechen könnte,
Denn das war Josephs Los! Der schwur mir noch
Im Tode, daß er schuldlos sei, wie ich!
Das merkt' ich mir!
Herodes (ausbrechend). Joseph! Rächt der sich auch?
Tut sich die Erde auf? Gehn alle Toten
Hervor?
Alexandra (tritt vor ihn hin). Das tun sie! – Nein doch! Fürchte nichts!
Es gibt schon eine, welche drunten bleibt!
Herodes.
Verfluchte! (Er bezwingt sich.) Sei's so! Wenn denn auch Soemus
Nur ein Verbrechen gegen mich beging –
(Er kehrt sich gegen Salome.)
Joseph, der ihn mit diesem schnöden Argwohn
Erfüllte, Joseph hat ihn noch im Tode
Belogen, nicht? Joseph – Was schweigst du jetzt?
Salome.
Auf Schritt und Tritt verfolgt' er sie –
Alexandra (zu Herodes). Jawohl!
Doch sicher nur, um die Gelegenheit
Zu finden, deinen Auftrag zu vollziehn
Um sie und mich zu töten –
Herodes. Ist das wahr?
(Zu Salome.)
Und du? Du? –
Alexandra. In derselben Stunde fast
Wo er die Maske völlig fallen ließ,
Hat Mariamne einen Schwur getan,
Sich selbst, wenn du nicht wiederkehren solltest,
Den Tod zu geben. Ich verhehl es nicht,
Daß ich sie darum haßte!
Herodes. Fürchterlich!
Und das – das sagst du jetzt erst?
Alexandra. Ja!
Titus. Ich weiß
Es auch, es war ihr letztes Wort zu mir,
Doch tausend Jahre hätt' ich's dir verschwiegen,
Ich wollte sie nur rein'gen, dich nicht martern!
Herodes.
Dann – (Die Stimme versagt ihm.)
Titus. Fasse dich! Es trifft mich mit!
Herodes. Jawohl!
Dich – die (gegen Salome) – und jeden, welcher hier, wie ich,
Des tück'schen Schicksals blindes Werkzeug war,
Doch ich allein verlor, was man auf Erden
In Ewigkeit nicht wiedersehen wird!
Verlor? Oh! Oh!
Alexandra. Ha, Aristobolus!
Du bist gerächt, mein Sohn, und ich in dir!
Herodes.
Du triumphierst? Du glaubst, ich werde jetzt
Zusammenbrechen? Nein, das werd' ich nicht!
Ich bin ein König, und ich will's die Welt
(Er macht eine Bewegung, als ob er etwas zerbräche)
Empfinden lassen! – Auf jetzt, Pharisäer,
Empört euch gegen mich! (Zu Salome.) Und du, was weichst du
Schon jetzt vor mir? Noch hab ich wohl kein andres
Gesicht, allein schon morgen kann's geschehn,
Daß meine eigne Mutter schwören muß,
Ich sei ihr Sohn nicht! – (Nach einer Pause, dumpf.)
Wäre meine Krone
Mit allen Sternen, die am Himmel flammen,
Besetzt: für Mariamne gäbe ich
Sie hin und, hätt' ich ihn, den Erdball mit.
Ja, könnte ich sie dadurch, daß ich selbst,
Lebendig, wie ich bin, ins Grab mich legte,
Erlösen aus dem ihrigen: ich tät's,
Ich grübe mich mit eignen Händen ein!
Allein ich kann's nicht! Darum bleib ich noch
Und halte fest, was ich noch hab! Das ist
Nicht viel, doch eine Krone ist darunter,
Die jetzt an Weibes Statt mir gelten soll,
Und wer nach der mir greift – – Das tut man ja,
Ein Knabe tut das ja, der Wunderknabe,
Den die Propheten längst verkündet haben,
Und dem jetzt gar ein Stern ins Leben leuchtet.
Doch, Schicksal, du verrechnetest dich sehr,
Wenn du, indem du mich mit eh'rnem Fuß
Zertratest, ihm die Bahn zu ebnen glaubtest,
Ich bin Soldat, ich kämpfe selbst mit dir,
Und beiß dich noch im Liegen in die Ferse!
(Rasch.) Joab!
(Joab tritt heran. Herodes verhalten.)
Du ziehst nach Bethlehem hinab
Und sagst dem Hauptmann, welcher dort befiehlt,
Er soll den Wunderknaben – Doch, er findet
Ihn nicht heraus, nicht jeder sieht den Stern,
Und diese Kön'ge sind so falsch, als fromm –
Er soll die Kinder, die im letzten Jahr
Geboren wurden, auf der Stelle töten,
Es darf nicht eins am Leben bleiben!
Joab (tritt zurück). Wohl!
(Für sich.) Ich weiß warum! Doch Moses ward gerettet,
Trotz Pharao!
Herodes (noch laut und stark). Ich sehe morgen nach! –
Heut muß ich Mariamne – (Er bricht zusammen.) Titus!
(Titus fängt ihn auf.)