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25

Während der folgenden Tage ging Benoni in einem außerordentlich aufgeregten Zustand umher. Nur ungern wollte er sich jemand anvertrauen; vielleicht würde der Engländer, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, nicht einmal mehr wiederkommen, und dann stünde Benoni da, den ganzen Spott der Gemeinde auf sich gerichtet. Als aber die Zeit, in der das Postschiff eintreffen sollte, näherrückte, konnte Benoni es nicht mehr länger aushalten und ging nach Sirilund hinüber, um Wächter Svend zu treffen. Die beiden Kameraden gingen weit abseits und Benoni bedingte sich Todesschweigen aus, ehe er ihm sein Geheimnis offenbarte.

Wächter Svend stand lange da und grübelte nach.

Das ist gut, das alles, sagte er ganz erregt. Fünftausend Taler!

Aber was ist nun deine Ansicht darüber?

Meine Ansicht? Hm. Ich denke gerade darüber nach. Glaubst du, daß der Engländer wiederkommt?

Er kommt, noch ehe das Postschiff da ist, antwortet Wächter Svend fest. Glauben Sie, ein solcher Mann, ich kann wohl sagen ein Prinz  ... Sie bestehen aus lauter Geld, diese Engländer. Wenn ich in der Stadt einen englischen Matrosen verhaftete, bezahlte er, was wir forderten, und das schien gar nichts für ihn zu sein.

Was, meinst du, soll ich für die Klippen verlangen?

Wächter Svend dachte nach:

Wenn die Sache einen Sinn haben soll, müssen Sie zehntausend für die Klippen verlangen.

So, meinst du?

Das ist meine feste Überzeugung. Ist nicht Silber darin?  ... Hören Sie, sagt Wächter Svend plötzlich, Sie müssen den Leuchtturmwächter fragen.

Benoni schüttelte den Kopf:

Nein, ich erzähle es keinem anderen als dir.

Aber wissen Sie was, Hartvigsen, wenn auf der einen Seite ein Rechtsanwalt ist, muß auch auf der anderen einer sein. Sie müssen Arentsen nehmen.

Wiederum sagte Benoni geradezu nein  ...

Das Postschiff ist gekommen, der Rechtsanwalt aus der Stadt ist eingetroffen. Er geht nach Sirilund und wohnt dort, wie er das während des Things dort zu tun pflegt. Tags darauf kommt er zu Benoni und will ihn mit über den Berg zu Sir Hugh nehmen. Benoni aber schlägt es ab. Der wahre Grund dafür war, daß er sich nun heute trotzdem entschlossen hatte, mit dem Leuchtturmwächter zu sprechen; dem Rechtsanwalt gegenüber aber tat er, als habe er überhaupt nicht sehr viel Lust zu dem ganzen Handel. Als der Rechtsanwalt sich auf seine Wanderung durch den Gemeindewald machte, begab Benoni sich zum Leuchtturmwächter Schöning.

Es handelt sich um die Klippen, fing er gleich an; meint Ihr, ich sollte sie wieder verkaufen?

Nein, antwortete der Leuchtturmwächter, dazu sind sie zu gut.

Es sind mir fünftausend Taler dafür geboten worden.

He?

Von einem reichen Engländer.

Oh, dieser Paul Schöning, Leuchtturmwächter auf einem Leuchtturm vierter Größe, bis in die Wurzeln verdorrt, in Selbstverachtung und Zynismus versteinert, was ging jetzt in ihm vor? Er war als Wächter und Leiter der Idiotie des Leuchtfeuers eingesetzt: er zündete es an und ließ den Eisenkopf zwei Meilen weit ins Meer hinaus blanke Stupidität verstreuen, er verlöschte es, und dann stand der Leuchtturm da in einer gegensätzlichen inneren und äußeren Sinnlosigkeit: er war so kühn, so kühn, und hielt sich nirgends an, sondern stand da wie in Zeugschuhen und blickte aufs Meer.

Der Leuchtturmwächter Schöning fühlte, daß sich bei Benonis Worten etwas in ihm veränderte, irgend etwas mit irgend etwas Platz tauschte. Die Klippen, seine Idee, seine viele Jahre alte Idee, sie bewegten sich wieder und bekamen neue Besitzer, einen Engländer, einen Prinzen. So hatte Paul Schöning doch nicht den verächtlichsten Kopf der Erde!

Na, sagte er und saß vornübergebeugt, um seine Unruhe zu verbergen. Hm. Fünftausend. Aber ich hoffe zu Gott im Himmel, daß Sie dieses Angebot ausschlagen werden.

Die ungewöhnliche Feierlichkeit in den Worten des Leuchtturmwächters ließ Benoni aufhorchen.

Jaja, sagte er, ich sollte wohl ein wenig mehr verlangen?

Das letztemal sagte ich zehntausend, fuhr der Leuchtturmwächter fort, jetzt sage ich eine Million.

Nein, redet ernstlich, Mensch.

Der Leuchtturmwächter denkt nach, nimmt sogar einen Bleistift zur Hand, wie um zu rechnen und sagt:

Eine Million. Das ist das mindeste, was ich errechnen kann.

Benoni war zu beschäftigt, um hier sitzen bleiben und ein gewöhnliches verrücktes Gespräch mit dem Feuerwächter Schöning führen zu wollen. Er erhob sich und sagte:

Dann meint Ihr also, ich kann zehntausend verlangen, vielleicht?

Auch der Leuchtturmwächter erhob sich und stand da, in diesem Augenblick übertrug er etwas von seinem abenteuerlichen Glauben an die Reichtümer der Klippen auf Benoni.

Und wenn es mein letztes Wort im Leben wäre, so sollt Ihr sie nicht unter einer Million verkaufen, sagte er.

Von diesem Besuch war Benoni nun noch verwirrter geworden. Er ging schleunigst heim, nahm ein wenig Essen zu sich und begab sich darauf zum Lensmann. Es war spät am Abend, als er wieder nach Hause kam und sich den Diener des Lensmannes zur Hilfe für den nächsten Tag gesichert hatte.

Am nächsten Morgen zog er sich schön an und ging vor lauter Unruhe beständig vor das Haus und wieder hinein. Er schlenderte zum Schuppen hinunter, wo er drinnen mitten auf dem festgestampften Erdboden stehen blieb, sich eine Weile umsah und wieder fortging. Plötzlich entschloß er sich, den Gedanken auszuführen, der während der Nacht in ihm gereift war: er müsse doch zu Nikolai Arentsen gehen. Es war elf Uhr vormittags.

Benoni kam zur Hütte des Schmiedes, las Arentsens Namen an der Kanzlei und klopfte an. Keine Antwort. Er schaute hinein; niemand da. Dann hörte er weiter drinnen im Haus jemand mit Wasser plätschern und den Boden mit Sand scheuern; er ging weiter und klopfte an. Keine Antwort. Er öffnete und trat ein.

Es war Rosa, die den Boden scheuerte. Sie stand mit bloßen Armen und aufgeschürztem Rock da; ein kurzer roter Unterrock bedeckte ihre Beine bis zu den Waden. Dann nestelt sie hastig den Kleiderrock los und läßt ihn fallen; sie ist sehr verlegen, außerdem atemlos von der Arbeit.

Frieden! grüßt Benoni. Nehmt es mir nicht übel, daß ich so lautlos hereinkomme!

Sie schiebt einen Holzstuhl ein paar kleine Schritte weit vor, ohne ihn dabei aufzuheben und nimmt Benonis Redensart und die des Dorfes an, indem sie sagt:

Bitte schön, seht zu, daß Ihr Euch hinsetzet. Ihr kommt in ein feines Haus, das muß ich sagen. Da stehe ich im Putzgewand  ... Sie müht sich ab, die Ärmel über die nassen Ellbogen zu ziehen und geht dabei ein paar Schritte umher.

Sprecht doch nicht davon! antwortet Benoni und bleibt stehen. Nein, es handelt sich um den Rechtsanwalt. Er ist nicht im Arbeitszimmer.

Nein, das ist er nicht  ... Doch, übrigens, das verstehe ich nicht, es ist Sprechstunde. Da muß er soeben ausgegangen sein.

Na, jaja, er ist vielleicht auf Sirilund oder  ...?

Er ist sicher bei Mack und spricht mit ihm, ja.

Inzwischen ist Rosa in ihrer Unruhe umhergegangen und hat da und dort etwas geordnet, sie hat das Opernglas ihres Mannes auf den Tisch gelegt und vergißt gleichsam in Gedanken einen Sonnenschirm, der auf demselben Tisch liegt. Und das war der Sonnenschirm aus ihrer Jugendzeit. Jetzt lagen das Opernglas und der Sonnenschirm da, damit die Stube nicht so kahl aussehen, sondern ein Heim mit allerhand Dingen darstellen sollte.

Ich bin heute allein, erklärte sie, da wollte ich mich gewissermaßen ein wenig nützlich machen und den Boden scheuern. Nikolais Mutter ist bei ihrer Tochter zu Besuch.

Benoni wußte, daß die alte Küsterswitwe zur Tochter gezogen war.

Und Klein-Martha bekam so Heimweh  ... Nein, wollen Sie sich nicht bitte setzen?

Nein danke, ich habe keine Zeit, weil ein paar Fremde zu mir kommen wollen. Nein, es war nichts weiter, ich wollte nur zum Rechtsanwalt.

Sie werden ihm vielleicht auf dem Weg begegnen, sagte sie.

Jaja, bleibt in Frieden! grüßte Benoni und ging.

Er begegnete Arentsen nicht auf dem Weg und gab es auf, ihn auf Sirilund zu suchen. Nein, nein, nein! sagte Benoni zu sich selbst und schüttelte den Kopf; wie verändert sie war, wie war sie gleichsam ein ganz anderer Mensch! Er sah sie noch vor sich, wie sie in dem roten Unterrock, der ihr nur bis auf die Waden reichte, vor ihm stand.

Als Benoni heimkam, stand der Diener des Lensmannes bereits da und wartete auf ihn; eine Weile später kam der Rechtsanwalt aus der Stadt, begleitet von den beiden Engländern. Benoni lud alle in seine Stube ein; Sir Hugh sah aus, als sei er ganz nüchtern. Als Benoni ihm einen Schnaps anbot, schlug Sir Hugh das kurz ab, was Benoni so beleidigte, daß er sagte:

Ach ja, das Haus, in dem Ihr sitzt, ist Euch wohl zu einfach.

Die Verhandlung begann. Der Rechtsanwalt saß da und strich mit der flachen Hand einige Papiere glatt, während er sagte:

Es handelt sich also um diese Klippen. Sir Hugh Trevelyan möchte sie kaufen, er hat ein Angebot gemacht.

Benoni war immer noch gekränkt, er sagte sofort:

Es liegt mir nichts daran, ein Angebot zu bekommen. Denn es liegt mir auch noch nichts daran, die Klippen zu verkaufen.

So? fragt der Rechtsanwalt erstaunt.

Wenn Ihr zu Mack hinübergeht und ihm etwas für Sirilund bietet, so wird Mack antworten: mir ist Sirilund nicht feil; weshalb kommt Ihr dann und bietet mir etwas an?

Der Rechtsanwalt sagte:

Es könnte ja sein, daß Mack verkaufte, wenn er ein hohes Angebot erhielte. Und Sie haben doch ein hohes Angebot auf die Klippen erhalten, Hartvigsen?

Nein, antwortete Benoni ganz gegen seine Überzeugung. Das ist kein Angebot.

Fünftausend Taler!

Ja, aber die Klippen können ja meinetwegen daliegen. Ich bin nicht gezwungen, sie zu verkaufen, das müßt Ihr ja nicht glauben.

Da bemerkte Marelius in Torpelviken, als hätte er bei diesem Handel etwas zu tun:

Ihr habt doch selbst die Klippen für einhundert Taler bekommen.

Ja, antwortete Benoni; aber warum hast du sie nicht gekauft und nur fünfzig gegeben? Du hättest sie dafür bekommen. Ich bezahlte mehr, als man verlangte.

Sir Hugh wird ungeduldig, er läßt durch den Rechtsanwalt fragen, für wieviel Benoni die Klippen verkaufen will. Vielleicht für zehntausend?

Benoni faßt das als Spott auf und antwortet nur:

Das weiß ich nicht. Im übrigen können die Klippen ja daliegen, sie laufen mir nicht davon. Und außerdem ist Silber darin.

Bleich vor Ärger über all dieses Geschwätz stößt Sir Hugh aus:

Oh!

Dies konnte Benoni nicht milder stimmen.

Aber ist es denn Ihre Absicht, Hartvigsen, daß man auf diese Klippen bis ins Unendliche bietet und bietet? fragt der Rechtsanwalt.

Ich habe kein Angebot verlangt, antwortet Benoni, durch die Überlegenheit des Engländers gereizt. Der Mann braucht nicht länger hier zu sitzen und zu pusten. Er kommt in das Haus irgendeines Mannes und glaubt Haus und Mann zu besitzen.

Gedämpft bemerkt der Rechtsanwalt zu ihm:

Aber Sie müssen doch begreifen, es ist ein Ausländer, ein feiner Herr.

Ja, und? antwortet Benoni laut. Mag er sich dem Brauch des Landes anpassen, in das er kommt. Als ich in Bergen war und die Leute mit »Frieden!« begrüßte, verstanden sie mich nicht. Da mußte ich mir angewöhnen Guten Tag zu sagen.

Sir Hugh sieht aus, als langweile er sich unendlich über diesen entrüsteten Mann. Er versteht, daß an allem miteinander ein Glas Kognak schuld ist, das er nicht hatte trinken wollen; aber es kann ihm nicht einfallen, dieses Glas um einiger tausend Taler willen zu trinken. Er erhebt sich, knöpft seine karierte Jacke zu und nimmt seinen Hut mit der Angelfliege darauf in die Hand. Indem er geht, läßt er fragen, ob Benoni die Klippen für zwanzigtausend Taler verkaufen will.

Alle in der Stube durchfährt ein Ruck; bloß die beiden Engländer zeigen keine Veränderung.

In diesem Augenblick klopft es an die Türe, und der Leuchtturmwächter Schöning kommt herein. Er grüßt nicht, er tritt zu Benoni vor und sagt:

Wenn Sie mir nicht glauben wollen, dann sehen Sie hier her!

Damit übergibt er Benoni ein Papier. Es war die Analyse über die Klippen.

Was mag es den Leuchtturmwächter Schöning gekostet haben, sich dazu zu bequemen, dieses alte Papier hervorzusuchen und es zur Kenntnis aller Leute zu bringen! Ja, wie setzte es seine eigene Autorität herab, daß er sie mit der eines anderen stützen mußte! Und weshalb hatte er nicht selbst diese Klippen gekauft, damals, als sie noch für nichts, für rein gar nichts zu haben waren? Jetzt zeigte es sich, daß sie wirklich Wert hatten, es waren ja Tausende dafür geboten worden. Bereute Paul Schöning nun und wollte er nun seinen eigenen Mangel an Unternehmungslust verdecken, weil er so weise tat und seine Verachtung für das Geld übertrieb?

Der Geologe hatte die Analyse ergriffen, saß nun da und studierte sie aufgeregt. Er deutete mit dem Finger auf ein paar Zahlen und zeigte Sir Hugh, daß der Silbergehalt noch das überstieg, was er selbst mit seinem Blasrohr herausgefunden hatte. Aber es konnten ja ausgesuchte Proben sein, die man zur Analyse eingesandt hatte, was wußte man!

Der Leuchtturmwächter mischte sich in dieses englische Gespräch ein und teilte kurz und bündig mit, daß er und kein anderer die Proben eingesandt habe und daß er sich Mühe gegeben habe, gewöhnliche Steinbrocken zur Einsendung zu finden.

Die Briten taten, als hörten und sähen sie ihn nicht. Aber ihre Überlegenheit prallte an dem Leuchtturmwächter vollkommen ab; o, in kalter und fester Verachtung konnte ihn keiner etwas lehren!

Wir haben nicht um die Einmischung dieses Mannes gebeten, läßt Sir Hugh sagen.

Und also, antwortet der Leuchtturmwächter, zu Benoni gewandt, also dürfen Sie die Klippen nicht unter einer Million verkaufen.

Diese Märchensumme fegte mit einemmal allen Ernst zur Stube hinaus; selbst die Briten lächelten höhnisch. Sie versuchten immer noch, so zu tun, als sei der kuriose Leuchtturmwächter nicht da; als er aber fortfuhr, die Unterhandlung zu stören, verlangte Sir Hugh durch den Rechtsanwalt, daß der Mann gehen solle.

Da suchte sich der Feuerwächter denn einen Stuhl und setzte sich bequem zurecht.

Es sind viele, viele Jahre her, seit ich anfing, diese Klippen zu betrachten, sagte er. Aber ich hatte keine Verwendung dafür.

Sir Hugh, der dagestanden und seine Handschuhe angezogen hatte, ruft plötzlich, ohne sich länger bezwingen zu können:

It is ich, der entdeckt hat die Klippen!

Dabei blickte er wild umher.

Ja, selbstverständlich, selbstverständlich, sagt der Rechtsanwalt.

Ohne im geringsten auch nur eine Silbe von dem Ausruf des Engländers gehört zu haben, fährt der Leuchtturmwächter fort:

Und Aron in Hopan hatte kein Verständnis dafür. Vor einem halben Menschenalter sagte ich zu ihm: Du hast ein Silberfeld auf deinem Besitztum. Und als wir die Analyse erhielten, war ja kein Zweifel mehr. Können nicht Sie die Klippen kaufen? sagte Aron. Nein, ich habe kein Geld dazu, antwortete ich, und außerdem habe ich keine Verwendung für all den Reichtum, was sollte ich damit? Sie haben Kinder, sagte er. Ja, antwortete ich, aber meine beiden Mädchen sind gut und reich verheiratet, alle beide. Sie haben noch einen Sohn, sagte er. Ja, aber er stirbt, antwortete ich, er lebt nur noch einige Jahre. Seitdem haben die Klippen unberührt dagelegen. O, wie wichtig schien es dem miserablen Leuchtturmwächter, gerade jetzt seinen siebenfachen Veracht für Reichtümer zu offenbaren, und deshalb sprach er wohl so zynisch! Vielleicht aber gab es in diesem Augenblick keinen, der eine größere Qual in seinem Herzen trug als er.

In fachlichem Ton sagte der Rechtsanwalt:

Ganz offen gesagt, Hartvigsen, Sie müssen auf die Frage antworten, ob Sie eventuell diese Viertelmeile Steinklippen für zwanzigtausend Taler verkaufen würden. Ich weiß nicht, ob es ein Angebot war, das war es wohl nicht, konnte es nicht sein. Ich verstand es so, als sei dies nur gesagt worden, um eine bestimmte Forderung von Ihnen zu hören.

Zwanzigtausend? sagte der Leuchtturmwächter. Da kann man hören, was die Herren von der Sache verstehen. Das ist einfach lächerlich. Und eine Viertelmeile Klippen, sagen sie. Selbstverständlich ist es nicht eine Viertelmeile Bleiglanz oder Silber, es ist nicht einmal eine halbe Viertelmeile; die Herren sind verrückt! Hier ist nicht die Rede von Silber für hundert Milliarden. Aber hier ist die Rede von einem weiten, über zwei Prozent haltigen Silberfeld, das nicht unter einer Million verkauft werden darf.

Es könnte sein, sing Benoni langsam an und wandte sich an den Rechtsanwalt, es könnte ja sein, daß ich verkaufte, wenn wir  ... ja, wenn wir darüber einig würden.

Wie gut brachte Benoni es fertig, still auf seinem Stuhl zu sitzen und die Schauer, die ihm über den Rücken hinunterliefen, zu bemeistern! Er hörte nicht auf das Gerede des Leuchtturmwächters von Millionen; aber alle diese anderen großen Summen, fünftausend, zehntausend, zwanzigtausend, verwirrten seine festen Begriffe von Geld. Er ging in dieser Zahlenreihe noch um eine Stufe weiter, und seine Gedanken blieben bei vierzigtausend stehen. Aber vierzigtausend war reiner Wahnsinn, und als der Rechtsanwalt fragte, über welche Summe sie denn möglicherweise einig werden könnten, nannte Benoni diese vierzigtausend hauptsächlich deshalb, weil sie ihm auf der Zunge lagen:

Für vierzigtausend Taler wäre es nicht unmöglich, sagte er.

Und wieder durchlief die Leute in der Stube ein Ruck; nur die zwei Engländer wechselten ein paar hastige Fragen und Antworten: Wieviel? Acht, fast neuntausend Pfund.

Der Leuchtturmwächter erhob sich vom Stuhl:

Sind Sie verrückt! kreischte er durchdringend.

Ruhe! sagten einige zu ihm; hier war nun Ernst und kein Märchen. Schweigt still, setzt Euch hin! sagten sie zu ihm.

Eine Minute lang starrte der Leuchtturmwächter Benoni mit hervorquellenden Augen an und schluckte ein paarmal trocken hinunter:

Vierzigtausend! Das können Sie von jedem bekommen, auch von Ihrem Kaufmann in Bergen. Gott bewahre mich vor Ihnen!

Schreiben Sie! erklang plötzlich Sir Hughs Stimme. Er war ganz erschöpft von diesem endlosen Gerede und vor Arger dem Bersten nahe.

Als der Rechtsanwalt sich zum Schreiben hinsetzte, stellte sich der Diener des Lensmannes zu ihm hin und las mit, erfüllt von seinem Beruf, voll von Gesetzen und Vorschriften.

Es ist idiotisch! stammelte der Leuchtturmwächter Schöning, als alles verloren war. Es ist tierisch!  ... Er setzte seinen Hut auf und taumelte, ohne zu grüßen, zur Türe hinaus.

Nur dann und wann erklang eine Antwort: Der Kaufbrief sollte auf das Kind Hugh Trevelyan in Torpelviken ausgestellt werden; das Geld sollte auf einmal ausgezahlt werden. Wo? fragt Benoni. Hier. Und innerhalb fünf Wochen von heute an; es war bereits ins Land mitgebracht worden, der Geologe sollte es in Kristiania holen.

Und der Kaufbrief wurde geschrieben und unterschrieben.


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