Stefan Großmann
Die Partei
Stefan Großmann

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Neuntes Kapitel

Das Wartezimmer der Volkszeitung ist überfüllt, in den Redaktionszimmern wird geschrien und geflüstert, fremde Leute sitzen auf den Tischen und auf den Zeitungsstößen, Telegraphenboten dringen mit ganzen Stößen Depeschen ein, das Telephon schrillt den ganzen Abend wie verrückt, ganze Berge von Briefen liegen auf den Schreibtischen, und mitten durch das Gedränge zwängt sich Huber durch, beugt sich zu Schauer hinunter und meldet ihm wichtige neue Besuche ins Ohr. Dann stiehlt sich Schauer in aller Stille hinaus, sperrt eine kleine Kammer neben dem Wartezimmer auf, den Waschraum der Redakteure, und hier, auf einem alten kleinen Sofa, konferiert er. Dringende Boten aus den einzelnen Bezirken, Abgesandte der großen Gewerkschaften, der Sekretär des Fürsten Schwarzenstein, Stohandl und Hudalek sind hier in dieser engen Zelle mit Schauer beisammen gesessen, für jeden hat er dieselbe knappe Aufforderung: »Sie sehen, wie es zugeht, keine Einleitungen, sagen Sie das Wesentliche!« Dann beugt er den Kopf und ist still und horcht. Dem einen sagt er: »Gut, ich habe verstanden.« Dem anderen wird ein Wort zur Erwiderung: »Nein.« Dem Sekretär des Fürsten Schwarzenstein schneidet er nach drei Sätzen die Rede ab: »Da muß 306 sich der Fürst selbst herbemühen.« Manchmal zieht er den Überbringer wichtiger Nachrichten in die Redaktionszimmer, wo eine furchtbar schwere Zigarrenluft, dick zum Schneiden, die Gesichter umhüllt. Helferich raucht seine dreiundzwanzigste Zigarre, Stohandls kleine Pfeife stinkt noch ärger, Hutterers Haare sind mit einer gefährlichen Pomade geölt, dazwischen springt Fritsch herum, Stransky schlenkert, die Tasche in der Hand, durchs Zimmer und bleibt nur stehen, wenn eine neue Nachricht verlesen wird. Der junge schüchterne Hilfsredakteur, der an Weiners Stelle sitzt, klopft von Zeit zu Zeit verzweifelt an ein leeres Bierglas, das irgendwie auf seinen Schreibtisch gekommen ist, und fleht: »Wie soll man denn da arbeiten können?« Einmal dringt dieser Hilferuf zu Helferichs Ohren, er öffnet beide Türflügel, stellt sich in die Mitte des Wartezimmers und schreit: »Bitte, draußen zu warten, wir müssen jetzt endlich die Zeitung machen!« Huber drängt die Leute hinaus, aber es kommen neue Gäste, Genossen, Korrespondenten, Vereinsabgesandte, Telegraphenboten, Runtz dringt ein, Frau Anna mit einem großen Korb, und nun bleiben die Verbindungstüren offen, und es surrt und brummt und schwätzt durch die Zimmer. Huber dringt mit den amtlichen Nachrichten bis zu Helferich.

»Endlich!« schreit Helferich, und alle umringen ihn.

Helferich reißt ein Kuvert auf: »Also . . . Das Militär ist für morgen konsigniert. Die Regierung warnt! Da, ein Aufruf an die ruhige Bevölkerung.«

»Vorlesen!« schreit einer.

307 »Unsinn, das wissen wir schon! Die Ringstraße wird militärisch besetzt, jede Zusammenrottung ist verboten. Das ist nichts Neues.«

Hudalek packt Stohandl beim Rockschoß: »Kommen Sie hinaus!«

»Was wollen Sie denn?«

Hudalek drängt ihn in die Waschkammer auf das alte Sofa.

»Stohandl, morgen wird geschossen werden!! Lassen S' mich jetzt noch Ordner aufstellen. Hier hab' ich vierhundert fix und fertig geschriebene Rohrpostkarten mit einer Instruktion für die Ordner. Ich will sie nicht auf eigene Faust abschicken . . .«

»Vor allem: lassen Sie mich los. Was kommen S' denn zu mir? Wer bin denn ich? Der Beschluß ist von der Parteileitung gefaßt, ich bin doch kein Diktator! Lassen S' mich aus . . .«

Schauer guckt durch einen Türspalt: »Was schreien Sie denn so? Was ist denn los?«

»Ach, der Hudalek will mich da einfangen. Ich soll ihm erlauben, die Ordner einzuberufen! Ich? Wer bin denn ich? Da, der da, das ist der Autokrat, der hat die Verantwortung, den fragen Sie!«

Stohandl will hinaus. Da drängt ihn Schauer sachte aufs Sofa zurück. Die drei Menschen sitzen wie die Schuljungen eng nebeneinander.

Schauer ist schon heiser, er kann fast nicht mehr reden, und von Zeit zu Zeit überfällt und schüttelt ihn ein gewaltsamer Husten.

308 »Bleiben Sie nur da,« flüstert Schauer, »und keine Geschichtsfälschung! Hudalek hat ganz recht. Für morgen sind Sie verantwortlich!« Er kann nicht viel sprechen, aber seine großen Augen starren: Ja, ja, das ist dein Werk!

Plötzlich geht draußen ein wirres tosendes Schreien los: »Was ist denn das für ein Gebrüll?« Stohandl springt auf und öffnet die Tür. Richtig, da steht Helferich mit einer neuen Nachricht und um ihn unzählige Köpfe, dicht aneinandergepreßt, offene Mäuler, aufgerissene Augen.

»Schauer!« Helferich schwingt ein Blatt. »Wo ist Schauer? Das hat noch gefehlt. Wisgrill ist heut in der Sitzung zum Bürgermeister gewählt worden, und da, da – lesen Sie seine Antrittsrede. Unverständlich . . .!«

»Laut lesen!« schreit Runtz.

»Ah, sind Sie auch da? Na, hören Sie, was Ihr Freund sagt: ›Die Wahlrechtsbewegung muß mit einem Siege endigen, wenn sie in gesetzlichen und sittlichen Grenzen verläuft.‹ Wisgrill fürs Sittliche! . . . Das muß man der Mizzi zeigen!« Helferich kreischt vor Aufregung.

Schauer will Hudalek und Stohandl wieder in die Kammer ziehen.

»Ah, lassen Sie mich aus! Wer bin denn ich?« sagt Stohandl und macht sich mit einem Ruck frei. »Ich muß jetzt in die Leopoldstadt, ich hab' die erste Wahlbesprechung!«

Nur Hudalek folgt Schauer in die Kammer.

Hier nimmt Schauer den Pack Rohrpostbriefe aus Hudaleks Händen, legt sie, sorgfältig geschichtet, in die Lade des Waschtisches und flüstert mit seiner fast unhörbar gewordenen 309 Stimme: »Da drin lassen wir sie. Vielleicht kommt nachts noch eine Nachricht von Wichtigkeit.«

»Ich geb' sie Ihnen, Schauer, aber dann . . .«

». . . übernehm' ich natürlich die Verantwortung!«

Schauer tritt hinaus und begegnet gerade Runtz. Er nimmt sein bißchen Stimme zusammen, seine Augen werden drohend, und er sagt höflich-höhnisch: »Was verschafft uns die Ehre?«

Sofort erwidert Runtz: »Ich hätte Ihnen eine sehr wichtige Mitteilung zu machen.«

Hutterer und Fritsch bleiben stehen und hören zu.

Schauer beugt den Kopf vor: »Nun . . . was?«

»Wenn Sie einen Moment mit mir in die Kammer gehen wollten, es handelt sich um eine diskrete Mitteilung, wodurch Sie den Fürsten Schwarzenstein . . .«

Schauer sieht sich um, deutet auf Fritsch und Hutterer und befiehlt mit erloschener Stimme: »Vorwärts, reden Sie . . . Die beiden sind zuverlässig.«

»Ich möchte aber doch ersuchen, es handelt sich um ein Geheimnis . . .«

Schauer mißt den geschniegelten Herrn von oben bis unten, dann flüstert er ihm, während er Fritsch ansieht, zu: »Mit Ihnen hab' ich keine Geheimnisse!« und geht weiter. Im nächsten Moment ruft ihn Huber ans Telephon.

Schauer verschwindet für einige Minuten in der Zelle, dann tritt er zu Huber, und, indem er jedem, der ihn ansieht, pantomimisch mit einer heftigen Bewegung seiner unruhigen Hände andeutet: Geht doch endlich! sagt er zu Huber mit 310 erloschener Stimme, die nur mehr an den Rändern Klang hat: »Schmeißen Sie jetzt alle hinaus . . .« Dann überwältigt ihn ein Hustenanfall, so daß er sich an der Klinke seiner Tür halten muß.

Huber wendet sich von Mann zu Mann und bittet leise, zu gehen, man sehe doch, Doktor Schauer könne kaum mehr sprechen, und die Redakteure müssen doch endlich an die Arbeit.

Allmählich wird es still.

Huber öffnet im Wartezimmer ein Fenster. Kühle Regenluft weht herein. Wenn es morgen so regnet, denkt er, während er in das gleichmäßige Regentrommeln hinaushorcht, dann gibt's keine Revolution, aber – er lächelt – die Polizei mitsamt ihren Ulanen und Dragonern wird dann wenigstens naß bis auf die Knochen!

Schauer steht noch immer vor seiner Tür, die Klinke in der Hand, jetzt fühlt er sich wirklich matt und denkt: Ich werde mich für ein paar Minuten niederlegen, bis der Fürst kommt . . . Er öffnet die Tür, da sitzt . . . Anna und wartet.

Sie steht auf, reicht ihm die Hand und sagt: »Ihre Mutter schickt Ihnen den Inhalierapparat. Sie sind heiser und sollen ihn gebrauchen, weil Sie sonst morgen kein Wort reden können!«

Schauer will antworten, er macht den Mund auf, die Lippen bewegen sich, aber seine Stimme ist gestorben. Er drückt auf seinen Kehlkopf, lächelt, hebt die Hände und läßt sie machtlos sinken: Ich kann nicht mehr.

311 Anna sieht sein Gesicht an. Um die großen, ein wenig starren Augen liegen dicke Säcke, mitten durch die eingefallenen Wangen läuft ein kleiner Graben der Ermüdung.

Da geht sie zu dem Diwan, legt ein weißes Tuch über das alte verschmutzte Polster, kehrt zu Schauer zurück, faßt ihn bei seiner heißen Hand und an der Schulter und schiebt ihn vor sich:

»So . . . Jetzt werden Sie fünf Minuten ruhig liegen und die Augen schließen!«

Schauer will antworten, die Lippen bewegen sich . . .

Er folgt der Führerin und legt brav den Kopf auf das frisch überzogene Polster. Die Augen schließt er nicht, nein, er sieht lieber zu Anna hinüber, die dort steht in ihrer Frische und Blondheit und sich über den Inhalationsapparat beugt und die Spirituslampe entzündet. Es tut wohl, ihr zuzusehen, jede Bewegung ist knapp und stark, ihr blonder, glatter Scheitel bedeutet einfache Kraft, ihre gerade schmale Nase, ihre großen strahlenden Augen, das alles ist Frische, Festigkeit, Fröhlichkeit. Es ist Erholung, denkt er, sie anzusehen in ihrer blanken Blondheit.

Der Tisch vor ihm ist gedeckt. Eine kleine Teemaschine raucht . . . Schinken und Eier werden appetitlich auf weiße Teller gebreitet.

Schauer richtet sich auf, lächelt Anna dankbar zu, nimmt einen Schluck heißen, goldklaren Tee und fragt mit zwinkernden Augen und wiedergewonnener, ganz schwacher Stimme:

»Die Mutter läßt mir wahrscheinlich sagen, daß ich womöglich heute abend verreisen soll!«

312 »Ihre Mutter ist eine sehr gescheite Frau, sie schickt Ihnen den Apparat da, weil sie weiß, daß Sie morgen Ihre Stimme brauchen werden!«

»Sehr gut . . . Ich weiß schon, wer mir die alte Frau plötzlich modernisiert! . . .«

Huber tritt ziemlich aufgeregt ein und meldet Schauer ins Ohr, daß der Fürst Schwarzenstein draußen sei und ihn dringend zu sprechen wünsche.

»Er soll sich draußen niedersetzen und warten . . . Sagen Sie's ihm nur . . . Warum soll denn nicht auch ein Fürst einmal warten?«

Anna sitzt vor dem Inhalierapparat und schaut in die blaue Flamme.

Schauer schlürft den heißen Tee, ißt einige Bissen, sein ermattetes Gesicht wird wieder straff, die Augen glänzen wieder, und langsam schleicht, während er zu Anna hinübersieht, ein pfiffiges Schmunzeln in sein Gesicht.

Anna sieht ihn gerade an: »Worüber lächeln Sie denn?«

Da schickt er ihr einen verschmitzten Blick hinüber, steht auf, tippt der vor ihm Sitzenden leicht auf die Schulter und murmelt mit seiner noch dünnen Flüsterstimme: »Ganz gut, daß Sie hier heimisch werden, Anna, ganz gut! . . . Jetzt sag' ich Ihnen Gute Nacht und auf Wiedersehen!«

Den Fürsten führt Schauer in Helferichs Zimmer.

»Lieber wär' mir's, mit Ihnen allein zu reden. Mit Herrn Helferich hatte ich während Ihrer Haft eine kleine Differenz.«

»Wer denkt heute an kleine Differenzen?«

Auf Helferichs Schreibtisch brennt eine Lampe mit grünem 313 Schirm, sonst ist der Raum finster. Eine Reihe leerer Sessel, ein paar umgestülpte Stühle, heruntergeholte Kisten, zusammengedrückte Zeitungsstöße erinnern an die Fortgegangenen . . .

Der Fürst tänzelt mit einer gewissen Erregtheit herein, zieht und reißt seine Handschuhe nervös herab und stellt sich in Positur: »Also . . . Ich komme direkt vom Ministerpräsidenten! Jawohl, in dieser Nachtstunde direkt aus dem Ministerium! . . . Ich empfehle Ihnen . . . Ich bitte Sie . . . Ich beschwöre Sie: Unterlassen Sie die morgige Demonstration!«

Helferich dreht den Arbeitssessel mit einem Ruck zum Schreibtisch zurück, nimmt die Feder wieder auf und fängt zu arbeiten an: »Was soll man denn da sagen? Glauben Sie, wir sind Max Reinhardt, der einfach für morgen die Statisterie absagen kann! Herr, wir sind eine Demokratie!«

Schauer begütigt den Fürsten: »Sprechen Sie weiter!«

Der erschrockene Fürst dreht sich besänftigt zu Schauer: »Um es kurz zu sagen: Jenes Wahlreformprojekt, das Sie kennen, ist fallengelassen worden! Es wird eine Wahlreform ohne Pluralstimmen gemacht . . . Sie sehen mich ungläubig an? Herr Helferich schreibt ostentativ weiter? Sie glauben mir nicht? . . . Dann gestatten Sie mir, daß ich Ihnen quasi den Beweis erbringe und Ihnen nun etwas Interessantes überreiche! . . . Aber Sie geloben mir mit einem Eide, so wahr ein Gott im Himmel . . . aber die Herren sind ja Atheisten . . . Sie geloben mir mit Ihrem heiligsten Ehrenwort vollste ewige Verschwiegenheit! . . . nun, also, meine Herren, hier ist der Entwurf einer neuen Wahlreform.«

314 Helferich sieht von seinem Manuskript auf, die grüne Lampe beleuchtet sein mißmutig-zweifelndes Gesicht.

Schauer streckt nur die Hand aus.

Der Fürst knöpft mit zuckenden Fingern seinen schwarzen Rock auf, gleitet über die schwarze Seide des Futters in die innere Brusttasche und zieht mit feierlichem Schwung ein großes Portefeuille hervor, das er vorsichtig auseinanderlegt, um mit zwei Fingern der Rechten ein bedrucktes Heft hochzuheben.

Helferichs Hand stürzt vor . . .

Der Fürst hebt das Heft noch höher, um diesen großen Moment, der in seinem Tagebuch verewigt ist, voll auszukosten, und wiederholt mit höchster Fistelstimme: »Die Herren schwören mir tiefste Verschwiegenheit.«

Helferich erhascht das Heft, Schauer setzt sich zu ihm auf die Lehne seines Arbeitssessels, die grüne Lampe scheint auf vier gierige, über die Seiten springende, dann wieder andächtig verweilende Augen. Lautlos, mit verhaltenem Atem, fliegen sie über die Blätter, das Rascheln beim Umblättern knistert sekundenlang . . .

Der Fürst, im Dunkel sitzend, verweilt auf dem Bilde dieser beiden, brüderlich aneinandergelehnten, gierigen Leser. (So werden sie in seinem Tagebuch geschildert.)

Schauer reicht dem Fürsten die Hand: »Sie haben einer großen Sache einen entscheidenden Dienst erwiesen!«

Auch Helferich verbeugt sich anstandshalber.

»Ich bedaure,« sagt der Fürst mit Selbstgefälligkeit, »die Herren in so später Stunde gestört zu haben, aber ich hoffe, es hat sich gelohnt!«

315 Schauer sagt später: »Sollten wir den unterschätzt haben?«

Aber Helferich läßt sich nicht foppen: »Der Ministerpräsident hat Angst, der Hof hat Angst, er selbst hat Angst . . . Da haben sie den eitlen Menschen benutzt! Aber immerhin, die Wahlreform ist jetzt über dem Berge!«

Lange sitzen die zwei Menschen in dieser Nacht beisammen. Schauer hat, um sich zu stützen, den Arm über Helferichs Schulter gelegt, während er auf der Lehne seines Schreibstuhles balanciert. Die grüne Lampe beleuchtet zwei vertiefte Köpfe. . . . Dann holt Helferich aus einer Schreibtischlade die alte, nun überholte Vorlage, und sie vergleichen Absatz für Absatz.

»Alle Achtung,« sagt Schauer stillvergnügt, »die Herren haben zugelernt!«

Helferich brummt belustigt: »Nun kann ich den ganzen Aufruf umschreiben, der morgen an der Spitze der Zeitung stehen soll! . . . Und den neuen Entwurf geben wir doch auch sofort hinein?«

»Versteht sich! Wir wollen sie drauf festlegen!« sagt Schauer. »Jetzt halt' ich Sie nicht länger auf, ich hab' auch noch etwas Wichtiges zu besorgen. Gute Nacht, Helferich . . . Dank für alles, sagen die Schweden!«

In dieser Nacht reichen sie sich fester als je die Hände.


Schauer geht in das kleine Waschzimmer und holt die Rohrpostbriefe an die Ordner.

»Das alles müssen wir heute noch aufgeben,« sagt er, den Pack zu Huber schleppend, der an einem Pult im Wartezimmer sitzt und schreibt.

316 »Soll das morgen früh bestellt werden?«

»Das will ich glauben! . . . Sie werden morgen wieder einmal um die Revolution kommen, Huber. Was schreiben Sie denn so spät? Am Ende dichten Sie gar! Sie, Huber, ich will nicht hoffen!«

Huber versteckt das Blatt: »Ah nix, nur an die Mizzi, das dumme Frauenzimmer, gestern hat sie dem Vinzenz gar gesagt, sie will sich vergiften.«

»Schicken Sie 's einmal zu mir, ich werd' ihr schon den Kopf zurechtsetzen. Kommen Sie jetzt mit mir, wir tragen das miteinander zur Hauptpost.«

Durch die nächtliche Stadt gehen zwei kleine Männer, jeder mit einem Pack Rohrpostbriefe in der Hand.

In einer stockfinsteren engen Gasse sagt Huber: »Da oben wohnt der Stohandl.«

Schauer blickt hinauf: Alles dunkel, der schläft und holt sich Kraft für morgen, aber die Revolution ist, denke ich, abgesagt . . . 317



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