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Nachwort

Das Wesen des Menschen und Schriftstellers Jacob Grimm, wie es in den kleinen Schriften sich darstellt, dem Leser nahe zu führen, scheint nichts geeigneter zu sein, als die Worte Ludwig Speidels, die am Eingange unserer Ausgabe stehen. Diesem mit verehrender Liebe und eindringlichem Verständnis geschriebenen Essay ist nichts hinzuzufügen. – Nur über die Auswahl der dargebotenen Stücke mag noch ein Wort gesagt werden: die Grundlage dazu bildet die bereits im Jahre 1871 erschienene Auswahl Jacob Grimmscher Schriften, die Ludwig Speidel den äußeren Anlaß zu seiner Besprechung gab. Alles, was von jener Sammlung noch heute lebendige Werte in sich trägt und allgemeines Interesse beanspruchen darf, ist hier wieder aufgenommen: die Zeugnisse eines mannhaft geführten Lebens; die Eindrücke des Reisenden, den reichste sprachgeschichtliche Kenntnisse zu tieferer Erkenntnis der Volkscharaktere führen; die dankbare, doch nicht unkritische Rede des Gelehrten auf seinen Fachgenossen; Worte gereifter Lebensweisheit über das Alter; nicht minder kluge, noch heute vielfach beherzigenswerte Gedanken über deutsches Bildungswesen; über den Ursprung der Sprache wird so viel mitgeteilt, wie einer allgemeinen Bildung zuträglich ist, ohne sie unnötig zu beschweren; mit dem schönen Freimut, der wahrhaft schöpferischem Geiste eigen ist, deckt derselbe Mann, dessen Lebensarbeit dem Ruhme der deutschen Sprache galt, auch einmal ihre Gebrechen auf, und verhehlt er den Sprachpuristen von ehemals und heute nicht, welcher Meinung er ist über ihre pedantischen Bemühungen; durch umfassendere literarhistorische Kenntnisse und geläuterte ästhetische Einsicht führt der Aufsatz »Wesen der Tierfabel« über Lessings scharfsinnige Untersuchung des gleichen Gegenstandes hinaus zu richtigerer Erkenntnis; die Rede auf Schiller endlich, wohl die vollkommenste der vielen im Schillerjahre 1859 gehaltene, besitzt durch ihren tiefen ästhetischen Gehalt auch für die heutige Beurteilung des Dichters noch Wert und Gültigkeit. Sie bildet den Beschluß dieses Bandes, in welchem die »Rede auf Wilhelm Grimm« nur darum fehlt, weil sie bestimmt wurde zur Einleitung einer Sammlung von Arbeiten des weniger gekannten, doch nicht minder kennenswerten jüngeren Bruders. Diese Auswahl aus den Kleinen Schriften Wilhelm Grimms wird von den Lebensschicksalen der Brüder auch dasjenige beibringen, was zur Ergänzung ihrer eigenen biographischen Zeugnisse etwa noch nötig erscheint.

Dr.  Hermann Todsen

Die Orthographie ist in dieser Ausgabe modernisiert, doch sind Jacob Grimms Eigentümlichkeiten der Schreibweise (z. B. der häufige Ausfall der tonlosen e) beibehalten.

 

Gedruckt in der Buchdruckerei von Herrosé & Ziemsen, G. m. b. H. in Wittenberg.

Titel und Einband zeichnete Lucian Bernhard, Charlottenburg


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