Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Rathsstübel Plutonis
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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Jetzt komme ich zu den Ohren / deiner Augen Brüder / gegen denen du ebenfahls (sie mit ihrer Gebühr anmühtig zuerhalten) nicht karg seyn sollest: zwölff Trompeter und zween Paucker werden ihnen ausserhalb deines Hauses angenehm seyn / und auch deinen Stand nicht wenig scheinbar machen: under Tach aber lasse sie andere Musici beydes Vocalibus und Instrumentalibus erfreulich hören: under denen die singen / seyen auffs wenigst ein Dutzet Eunuchi / die mit Essen / Trincken / und anderer dergleichen guter Verpflegung zärtlich gehalten und tractiert werden müssen / damit sie ihre Engelstimm auch zart behalten: von denen aber / die auff allerhand Instrumenten spielen / bring die Besten in Europa zusammen / ob du sie gleich auch reichlicher alß einen gemeinen Bratensgeiger oder Sackpfeiffer besolden must: darneben schaue zu / daß sie zugleich Schalcksnarren / Possenreisser / Gauckler und Fuchsschwäntzer seyen / damit sie eben so wol mit ihrem Reden alß mit ihrer Music deinen Ohren zu Lust und Freud dienen / zu welchem End du dann auch ohne diese etliche kurtzweilige Räht bey Hoff halten sollest / ob sie gleich nicht eitel Apophtegmata / sondern nur grobianische Zotten und Büffelspossen vorbringen / dann gleich wie einerley Speiß und Tranck nicht immerhin und allweg dem Mund schmeckt / also dienet auch die Abwechslung den Ohren / und erfrewet das Gehör: So bald du die geringste Lust und Gelegenheit hast Gesundheiten zutrincken und trincken zulassen / so vergesse nicht / neben dem Trompeten / die Lermen blasen / auch das grob Geschütz darunder donnern zulassen / darvon mir ehemahl das Hertz im Leib vor Freuden auffgehupfft / aber genug vom Gehör / du wirst mich schon mercken / wie ichs vermein / und von dir selbsten noch mehr Ohrenlust ersinnen und zuwegen bringen können: willst du aber den Augen auch neben den Ohren ein extraordinari verwunderliche Ergetzung machen / wie bey den Comœdien zugeschehen pflegt / so lasse dir Athanasii Kircheri seltzamme Erfindungen in Natura zurichten / welches dir den Beutel mehr raumen / alß Schmaltz auff die Suppe schaffen wird. Jetzt kommen wir zum Mund / darinn der Geschmack seine Wohnung hat / und von welchem man sagt / der Mensch habe nichts in dieser Welt / alß was er mit dem Maul darvon bringe: dieser ist dem Menschen eintzig geben / nicht darumb daß er / wie etliche sich traumen lassen und daher lallen / seine darinn wolverwahrte Zung desto besser in acht nemmen soll / sondern daß er den Schlund umb so viel desto reichlicher verpflegen / versorgen und außfüllen könne: solches haben auch die Alten vor etlich tausend Jahren verstanden / und demselben tapffer zugeschopfft / wie es der weidliche Hercules gekönt / beschreibst Epicharmus in seinem Busiride mit folgenden Versen:

Intus sonat guttur, sonat maxiliaque
Simulque dentes: dens caninus instrepit
Exhibeant nares, & ipsam aurem movet:

das ist.

        Der Halß schnarcht / der Kirbel thönt auch mit /
Die Zähn knorn daher / weil sie thun ihrn Schnitt /
Die Naß schnaubt überlaut / die Ohrn ruhen auch nicht.

Aristot. schreibt in seinen Ethicis von einem Frisio / der sich einen Kranchshals gewünschet / umb der Speysen Lieblichkeit desto länger zuempfinden: Clearchus erzehlet von einem Pythilio / daß er die Fisch nicht wie andere mit den Zähnen gekeut / sondern nur von den Gräthen hab abgezogen / auff daß er den guten Geschmack nicht so bald verlöhre: von einem Cirenæo meldet Athenæus lib. 1. Dipnosoph. daß er dermassen mit guten Bißlein sich wissen zuversorgen / daß er ihm auch seinen Lattig / den er künfftigen Tag essen wolte / über Nacht ins Wasser legte / damit er desto dicker und saftiger wurde: der Poet Antiphanes sagte von einem so genanten Phönicide / gleich wie Menelaus zehen Jahr umb ein Weib gekriegt / also möchte auch Phönicides gleich so lang / und wol länger mit einem Fischer umb ein grossen Aal märckten: Hermippus sagt von Nodippo Tragico / wann alle Soldaten die Händ so tapffer brauchten / alß dieser die Zähn / so dörffte man nicht so viel Kriegsleuth zum Peloponesischen Krieg / sondern man hätte mit einem genug: sintemahl wann es mit Fressen auszurichten were / Nodippus den gantzen Pelopenesum auff einen Tag verschlingen könte: Possidonius gedenckt eines Theaginis Athletæ welcher einen gantzen Ochsen auff einmal auffgezehrt: Amaranthus Alexandrinus meldet vom Herodoto Megarensis (welcher zwo Trompeten auff einmahl blasen können) daß er auch auff einmahl 3. Leib Brodt / 20. Pf. Fleisch und 2. Viertel Wein zu sich genommen / deme ein Weib Aglaris genandt / deren Phidippus in seinen Epigram. gedencket / nicht viel nachgeben / alß welche über einmahl 12. Pf. Fleisch / 2. Leib Brodt und ein halb Viertel Wein zu Faden schlagen können: Maximinus junior hat über einer Mahlzeit 24: Maß Wein getruncken / und 40. Pf. Fleisch aufgerieben: Pharon / dessen auch Flavius Vobiscus mit Verwunderung gedenckt / hat an deß Keysers Aureliani Tafel ein wilde Sau / 100. Brodt / 1. Hammel / 1. Spansau zu sich genommen / und so viel Wein darzu gesoffen / alß Wasser in einen Wallfisch gehen möchte: Geta Jmperator könte 3. Tag an einandern zu Tisch sitzen / und wolte / daß man ihm die Gericht nach dem Alphabeth solte auftragen: Clodius Albinus pflegte allein beym Confect 1000. Pfersich / 10. Körcken / 500. Feigen / 300. Ostrien und 20. Pfund Rosinen beizulegen: Astidamon Milesius zechte bey einer Mahlzeit deß Königs Ariobartzanis alleinig auff / was vor alle Gäst war zugerichtet worden: Lucius Piso könte in Gegenwart Tiberii 3. Tag aneinandern mit Trincken aushalten / und Heliogabalus müßte alle Mahlzeit für sich allein nicht weniger alß umb 100. Sestertia Speyß haben: Apicius Romanus reisete bis in Lybiam / umb der herrlichen grossen Feigen / so allda wachsen solten / rechtschaffen zugeniessen: Crispinus gab 6000. Sestertia umb einen eintzigen Barben / und Gathin eine Egyptische Königin ließ in ihrem gantzen Königreich verbieten / daß man ausser ihrer Gegenwart gar keinen Fisch essen solte: geschweige jetzt der Mahlzeiten Gothi deß Königs in Thracia / Cleopatræ der Königin in Egypten: Ariamnis Galathi / Antiochi Epiphanis / Demetrii Phaleræi / Alexandri Magni / deß Römers Luculli / Neronis Commodi / Vitellii / und andern mehr etc. Dieser Exemplen folge nach mit kostbarlichen Gastereyen / und vergiß beydes der alten und jetzt-lebender Geyrmäuler Schleckerbißlein nicht / sintemahl auch die alten Sicilier der Göttin Gulæ (wie Palæmon Lib. 9. ad Timæum schreibt) einen Tempel und Altar auffgerichtet: Vornemlich stelle alles an auff die Frantzösische neue Mode / deren Bottagien eine etwann auff 25. Pistolen zustehen komt / ohnangesehen ihre Vorfahren uns Teutsche wegen überflüssiger Zehrung etwann durchgehechlet haben: Hierzu wisse zur Nachricht / daß Statius under dem Tischgenäsch die Nuß auß Ponto / die Palmen in Jdumäa und die Pflaumen auß Damasco lobet: Varro hält die Samische Pfauen / die Phrygische Antvögel / die Egyptische Datteln / die Ambracianische Böcklein / und die Searos auß Sicilia vor die beste: Suetonius rechnet unter deß Keysers Vitellii / Delicias der Phasanen Hirn / und die Murenen auß dem Carpatischen Meer: Athanæus zehlet in seinem Deipnosoph. under die lieblichste Speysen die Egyptische Dauben / die Gethulische Spargen / die Rhegische Zwibeln / die Ambracische wilde Säu: die Siracusische Krametsvögel / den Böotischen Aal / die Attische Feigen / und die Macedonische Thunnos: so lassen sich auch nicht so leichtlich verschmähen die Rhombi / auß dem Mare Adriatico: die Salmen und Karpffen auß dem Rhein: die Ostrien bey Tarenta / die Pfersig bey Cchio / die Forellen auß den Waldwassern / die Bodenseische Lampreten und Gangfisch / die Ferraresser Stör / die Sicilianische / Holländische / Placentzische und Riminische Keß / die Paphlagonische Kesten / der Ostienser Melonen / die Ravenische Pimpernüßlein / die Numidische Hüner / die Tarentinische Haselnuß / die Calecutische Hanen / die Spoletanische Morcheln / die Westphalische Schüncken / die Cremonische Mortellen / der Niederteutschen Knackwürst die Genffer Capaunen die Schwartzwäldische Ochsen: die Romanische Gänse und Lombardische Wachtlen: auch endlich die Freyburger 4. Elementa. Welche Species alle je theurer je besser sie seynd: solche befleisse dich jederzeit zur Hand zubringen / und auff der Tafel zuhaben / darbey du auch an allerhand der besten Wein keinen Mangel verspüren lassen sollest / under dem Elsasser erwehle den Reichenweyer / under dem Preißgauer den Affenthaler: under dem Ungerischen den Tockaier: under dem Rinckauer den Hochheimer: under dem Reinischen den Bacharacher: under dem Franckischen den Klingenberger / aber bey Leib verachte auch nicht den edlen Necker Wein / den Oetschländer und Moßler: und wo müglich / so lasse dir auch deß edlen Getrancks auß Hispania / Candia / ja wo immer müglich / gar von Chiraß auß Persien bringen / dann auff solche Weis wirst du nur desto ehender fertig werden / über das wird dir nicht schlecht anstehen / viel weniger übel schmecken / wann du mit allerhand angemachten Kräuter-Weinen und Aromatices gefaßt bist: alß Wermuht-Wein / zum Kopff und Magen / Aland-Wein / Augentrost-Wein / Räppes- oder Beerwein / Benedicten-Wein / Betonien und Nägeleinblumen-Wein / wieder Hufftwehe / Borragen- und Ochsenzungen-Wein wieder das Gifft / und das Geblüt zureinigen / Haselwurtzen-Wein der vors Grieß taugt / Himber- und Kirschin-Wein wieder deß Sommers Hitz / Hirschenzungen-Wein zum Miltz / Jsopenwein zur Lungen / Morolff / Lavendel / und Majoran-Wein zum Haubt / Roßmarein-Wein zum Hirn / und den Nerven / Salbey-Wein zu den Zähnen und vor den Krampff / Tamariscken-Wein wieder die Melancholey / Zitwan und Hippocras dich zuerwärmen / und Citronen-Wein dich abzukühlen: und wol dem / der jedesmahl dergleichen im Vorraht und bey der Hand hat / auß dem jenigen / nach dem ihn gelustet / von zweyen Massen einen schmalen Zug zuthun: Du must auch dieses nicht allein zugeniessen begehren wie ein neydiger Hund / der sonst niemands nichts gönnet / sondern andern auch mittheilen / ansehenliche Gäste laden / und auch deren Diener bis aufs Wiedergeben zum Sauffen nöhtigen lassen.

So viel vor dißmahl vom Geschmack und wie du denselben accomodirn und befriedigen sollest: nun ist allein der fünff Sinnen das Gefühl noch überig / welchen wahrhaftig rauche Cilicii / scharffe Winterkälte / grosse Sommerhitz / spitzige Dorn und dergleichen wiederwertige Ding / viel weniger strenge Arbeit und schwere Läst zutragen annehmlich / derowegen must du solches alles wie die Pest selbst fliehen / und dich hingegen nach solchen Sachen umbsehen / die dir im Fühlen Wollust bringen: Befleisse dich hierin ebenmessig der Frantzösischen Manier: deine Hembder seyen vom reinsten Cammertuch / dein Bettwerck viel gelinder alß deß Sardanapali / dein Beltzwerck sey leicht und von Moscowitischen Zoblen / der Uberzug aber von dem kostbarlichsten Frantzösischen neuesten seidenen Zeug: im Sommer hab allzeit etliche Knaben neben dir stehen / die dir mit Pfauenschwäntzen wo nicht der Mucken wehren / doch wenigst einen annehmlichen kühlen Lufft machen / und im Winter gebrauche dich der warmen / wie im Sommer der kühlen Bäder / wie etwan die alten Röm. Keyser: Was dir weiters abgehet / und mir jetzunder nicht alles einfällt / das Gefühl besser und in allem recht vernüglich zu contentieren / darumb frage dein Frauenzimmer / zum Augenlust zuhalten dir oben anbefohlen / das wird dir besser alß ich zurahten und zuhelffen wissen / doch daß du in allem die Französ. Art und Manier beobachtest.

Deine Händ betreffend / so kanstu dieselbe nicht allein alle Morgen mit den allerköstlichsten Pomaden auff Spannische oder Jtalianische Gattung im Waschen accomodiren / sondern solst sie auch auf Frantzösisch mit theuren Handschuhen / kostlichen Ringen etc. zieren / daß du nit allein wie die Prælaten nach den Zeiten deß Jahrs und der Festtägen mit den Farben umbwechßlen / sondern alle Tag mit einer andern Farb und Gattung brauchen: auch zu Zeiten hie und da dem einen und andern einen darvon verehren köntest; Wegen der Füssen bedarff es zwar keiner gewissen Regul / dann du wirst ja selber so witzig seyn / daß du keine zwilchene / sondern die allerbesten seidene Strümpff tragen solst / so wirstu auch selbs wol wissen / Stiffel und Schuh von bestem Leder zu Pariß machen / die Schuhe mit ihren geflügleten Bändern ausstaffieren / und die Pantoffel mit Gold und Perlen sticken zulassen: wilt du aber auch guldene Schuhrincken und Sporen haben / mit Edelgesteinen besetzt / so wirds nur desto herrlicher stehen; und was wolts seyn? hatte doch Heliogabalus guldene Bruntzkachlen: diß ist auch gut Frantzösisch / daß du kein Par Schuh zweymahl anzeuhest wie der König selbsten: Jm übrigen aber seye ernstlich bedacht / daß alle deine Kleidungen auswendig mit Gold gestickt oder verschammerirt / und drüberhin viel dicker mit allerhand Banden alß Mercurius mit Flüglen / oder ein Jacobsbruder mit Muschelen behenckt seyen / worzu dann die kostbare Holländische Spitzen beydes an den Hembdern / Canonen / Fatzinetlein und anderm weissen Zeug nicht übel passen.

Betreffend die Ubungen deines Leibs / so schaue fleissig zu / daß du dir keine Kranckheit an Halß / viel weniger dich gar zu Todt arbeitest / dann die Bauren so doch zur Arbeit geboren / sagen selbst / wer sich zu Todt frone / der sey verdamt: kanst du vor Essen / Trincken / Schlaffen und Buhlen zukommen / und etwas Zeits erübrigen / so setze dich hin zum Spielen / und zwar umb keine Haselnuß wie die Kinder / sondern umb Gelt / welches ohne das durch dich mit Hacken nicht verdienet / sondern von dem jenigen hergeben wird / der die Schuh mit Wyden bindet; gewinnest du wol gut / so hast du Lob darumb / wo nicht / so ist dir gleichwol auch das Verspielen keine Schand / massen jener General / welcher Gesandschaffts weis bey dem Gegentheil gewesen / eine Posten in seine Rechnung gebracht / also lautend: jtem zu Erhaltung meines allergnädigsten Herrn Reputation verspielt 20000. R.thl. Bist du etwas mühd in Comödien / Balleten / Täntzen und andern dergleichen Ergetzlichkeiten beizuwohnen / oder hast durch überflüssiges Essen und Trincken den Magen überfüllt / also daß die Natur eine Bewegung erfordert / solchen Uberfluß zuvertauen und gleichsam den Bauch durch etwas Außhüngerung zu künfftiger Füllerey wiederumb anzufrischen / so stelle eine Jagt an / doch nicht daß es das Ansehen habe / alß bey einem der auß Mangel genugsamer Nahrung dem Wild nachstelle / sondern alß bey einem der in Erhaltung seiner jagtbarn Gerechtigkeit seine Lust suchet: zu welchem End du dann allerhand Hunde wie die immer Nammen haben / samt denen darzu gehörigen Garnen / Jägern / Weydleuthen / Hundsbuben und Hundsbuben Jungen halten / und solche damit sie nicht unlustig zum Jagen werden / allzeit wol accomodieren sollest: und was ich hier vom Jagen sage / das verstehe auch vom Beitzen / und ist nichts daran gelegen / wann dich gleich ein Hirsch oder ander Stuck Wildpret mehr gestehet oder kostet / alß wann du es zu Venedig hättest kauffen / und zu dir her in Teutschland bringen lassen. Spatzieren fahren zu Wasser und Land / auch so nahe alß weite Lustreisen zuthun / beydes inner- alß ausserhalb deines Lands / seynd dir gleichfahls nicht verbotten / wann du selbst aber Alters halb nicht mehr reisen magst / so schicke deinen jungen Printzen in fremde Länder / so wol das Gelt darinn durchzubringen / alß böse Sitten und grössere Arten der Verschwendungen zulernen.

Anbelangend deine Leuth und Hoffbediente / so bewerbe dich in deiner Jugend und zwar gleich Anfangs in deiner Regierung umb frische junge Leuth auß allerhand Frembden und Außländern / junge Räht zwar / daß sie sich nit understehen dir / wegen grosser Weißheit und Erfahrung / die sie zuhaben sich einbilden / Gesetz vorzuschreiben: Frembde damit sich deine Unterthanen und Vasallen nicht zu gemein mit dir machen: Die Doctores nim zu Rähten / wie sie also frisch und neu-gebachen auß den Schulen komen / die kanst du ziehen wie du wilt / die adeliche Empter besetze mit Außländern / und verbinde sie dir mit noch grössern Gnaden und Reichthumben / dann die Jnländer seynd dir ohne das unterthan und genug gesessen: Deine Leibquardi sey von Schweytzern / alß welche ihren Herrn so treu und hold seynd / daß nicht allein schier alle Potentaten sich ihrer hierzu bedienen / sondern man siehet auch die Würckung solcher ihrer Liebe in ihrem Land an den vielen Schlössern: zu Laqueyen lasse dir umb mehrer Seltzamkeit wegen etliche Moren durch die Holländer auß Jndia bringen / zu denen nimb etliche Polen und Wallachen an / alß welche trefflich wol lauffen können.

Nun alle diese deine Bediente Hoffbursch (deren ein unnöhtige grosse Menge seyn soll) wie die immer Nammen und Empter tragen mögen / versorge mit genugsammem ja überflüssigem Unterhalt / beydes in Speyß und Tranck / alß auch stattlicher Kleidungen / alß welches einen solchen Herrn wie ich dich vor einen ansehe / ein trefflich Ansehen macht / doch zeuch vor und bereichere allweg die Frembdling vor den Heimschen / damit der Ruhm deiner Hochheit und Freygebigkeit auch in der Frembde berühmet werde / welches dann dein meiste Sorg seyn soll / dafern du anderst einiger Sorg ergeben seyn wilst: die übrige Angelegenheiten deiner Unterthanen und Gescheften deß Lands laß deine Räht und Doctores verwalten / alß welche du deßwegen besoldest; Jch wolte dich zwar auch gern ein wenig in der Alchimey unterrichten / und wie du dich darinn verhalten sollest / auch andere mehr Weg an die Hand geben / auff denen du ein zimliches durchjagen köntest / dieweil ich aber nicht weiß / worzu du gesinnet bist / und worzu du einen Lust trägst / so breche ich ab / und vermahne allein / daß du dem jenigen / was ich gesagt / fleissig nachkommen sollest / nicht zweiflend / du werdest durch diesen feinen Anfang je länger je höher steigen / und endlich den Gradum des berühmbten Sardanapali erreichen; solte es aber dannoch mit deinem Verderben langsam hergehen / sintemahl dich bedunckt / die Einkünfften deines Lands seyen unerschöpfflich / so fange mit einem gewaltigen alß du bist / einen unnöhtigen und unrechtmessigen Krieg an / und fahre ihn mit Unvorsichtigkeit / so wirst du / wilß GOtt / bald fertig werden: Kanst du aber dißfahls auch nicht zukommen / so lasse diß deine vornehmste Regul seyn / daß du deine Unterthanen nach und nach außsaugest / ihre Schätz beraubest / und ausserhalb deines Lands solche verschwendest / hingegen aber ihnen keine Mittel und Weg an die Hand gebest / sondern sie vielmehr verhinderst wiederumb andere zuerwerben.

 
Secundatus.

Mein redlicher teutscher Simplice / du hast mich heut eines solchen hauffen guten Dings erinnert / und durch deine Unterrichtungen so viel gelernet / daß ichs mein Lebtag nicht vergessen / sondern mir dergestalt zu Nutz machen werde / daß dir meine und meiner Unterthanen Nachkömling nicht genug werden dancken können / ich möchte deinem offenhertzigen Discurs noch heut den gantzen Tag zuhören / so sehe ich aber dort meine und deß Würths Leuth das Essen bringen / deßwegen wir dann anstatt der Ohren jetzt unsere Mägen speysen wollen.

 
BESCHLUSS DESS AUTHORS ERICI.

Hierauff lägerten wir uns in dem grünen under der Linden auff gut altvätterisch umb das Essen herumber / bis auff den Juden / welchem die Meuder auß Mitleyden ein Par Eyer spendierte / damit der arm Schelm so nicht mit uns speysen wolte / kein Hunger leyden dörfte / wir aber schroten tapffer zu / und liessen nichts unterwegen / was noch bequemlichkeit deß Orts zu unserer Ergetzung taugen könte: Secundatus, welcher ein grosser Herr war / und ohnbekanter Weis die Länder beschauet / war Zahler / und liesse es nicht allein beym besten / alß es daselbst seyn könte / hergehen / sondern verehrte auch der alten Meuder und dem Knan ein nahmhafftes zu Letze / die Ziegiener Genossen seiner auch / und hatten die Ehr / daß er ihnen selbst zu Tantz auffmachte / und Wein genug hertragen liesse: wir machten auch nicht ehender alß gegen Abend an dieser unserer Belustigung ein

ENDE.


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