Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Rathsstübel Plutonis
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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Alß Secundatus ferner in seiner Erzehlung fortfahren wolte / hörten wir einen Alarm bey deß Simplicissimi Vieh / so ohngefer in 20 Rindern / eben so viel Geissen / etlichen Schaaffen und einem Pferd bestuhnd / und ohngefehr einen Büchsenschutz vom Hoff auff der Weid gieng: dann dessen Hunde bollen / und den Hirten hörten wir anstatt deß Hirten-Gesangs ein ander ungewönliches Geschrey führen. Vermeinten derowegen / es were etwan ein Wolff eingefallen etwas hinzuzwacken / welches dann Secundatum in seinem discurs zerstörte / und den alten Knan verursachte auffzustehen / umb zusehen was da zuthun were; Er war aber kaum eines Steinwurffs weit von uns hinweg / alß wir einen Hauffen Lumpengesindel auß dem Bosch / darinn der Hirt das Vieh weidete / kommen sahen / welches wir alsobald vor Zigiener hielten / sich auch nicht betrogen fanden: diese giengen so richtig auf Simplicissimi Behausung zu / alß wann sie ihnen vom Lands-Fürsten selbst zum Quartier assignirt worden were: Derowegen schrie die gute alte Meuder / O weh meiner Hüner und Gänß! O GOtt sey meinen Endten gnädig: und damit auff und darvon / alß wann sie der Todt selbst oder sonst etwas schreckliche ins Hauß gejagt hette; da lockte sie ihrem Geflügel zusammen / die übrige Gesellschafft aber bis auff den Juden (der lieber den Zigienern etwas abgeschachert) wurde vom Vorwitz getrieben auch aufzustehen / umb diese erbare Bursch: und dann was es zwischen ihnen und dem alten Knan mit der Meuder beim Willkom vor einen Spaß setzen würde / zusehen; der alte Knan begegnet ihnen zum allerersten / und fragte / woher sie S. Velten über die hohen Wälder führe? Ob sie sonst keine gänge Strassen vor sich gehabt? mit dem Anhang / sie solten ihne / sein Hauß und Vieh ferner ohn perturbirt lassen / und keine weitere Ungelegenheit machen / oder er wolte bald Leuth haben / die ihnen den rechten Weg weisen wurden: Jndessen verriglete die Meuder das Hauß hinden und vornen / auß welchem sie auch zum Fenster hinauß ihre Karten mit underwarff / ihrem Knan mit dem Maul beystuhnde / und die arme Zigeuner in dieser und jenen Namen zwar nicht willkommen seyn: sonder sich alsobald weiters trollen hiesse; hingegen gaben jene die allerbesten Wort / also daß man nichts hörte / alß schöne weisse Mutter / frommer lieber Vatter / und dergleichen.

Demnach sich aber Monsigneur Secundatus (dem die übrige Gesellschafft wie einem Printzen nachtratte) auch herzu genähert / fragte er die Zigeuner Compagnie, was sie vor Officiers bey sich hätten? Jtem warumb sie sich so unversehenlich durch Abweg und über die hohen Waldungen daher zunähern understanden? Darauff wolte sich keiner vor ein Officier außgeben / sondern erzeigten samtlich mehr alß eine Hunds-Demuht / mit entschuldigung / daß sie ohnversehens auff Holtzweg gerahten / und also in dem Gebürg und grossen Wald verirret weren: aber die Meuder donnerte zum Fenster herauß / der Herr glaube es nur nicht / das Diebsgesind weiß / wann wir Baursleuth auff den einzelen Höffen an der Arbeit im Feld: und also hingegen unsere Häuser von Leuthen lär seyn so schleichen sie dann wie die Füchs durch die Bösche herzu und mausen uns Kisten und Kästen auß: also daß mancher ehrlicher Haußhalter / wann er aller abgemattet von seiner Arbeit nach Hauß komt / sich durch sie zum armen Mann gemacht zuseyn befindet; hörst du ehrbares Diebsgesindel / wie dir diese alte Mutter wahrsagen kan? sagte Secundatus; wird nur eine Feder / geschweige eine Hänn oder Ganß ewerwegen auff disem Hoff gemisset / so wil ich euch alle sammen prüglen lassen wie die Hund!

Da Secundat so trohete / sagte eine alte Zigeunerin / welche auf einem Maulesel daher ritte / ha mein Sohn sey nicht so böß / wir seynd nicht Stehlens halber herkommen / sondern dich und deinen Vatter auff diesem Hoff zubesuchen / denn ich schon wol in tausend Jahren nicht mehr gesehen: auß dieser Red konte Secundat leicht erachten / daß diß die Courage war / alß deren Lebenslauff er gelesen / muhtmassende nicht unrecht / daß sie ihn vor den jungen Simplicium hielte; sagte derowegen zu ihr / ich mercke beyläuffig / du seyest die alte Courage, du wirst zwar wol kommen / wie der Hagel in die Stuplen / aber gleichwol schier dich herunder / damit wir hören mögen was du guts newes anzubringen hast: hingegen aber befehl deinen Leuthen / daß sie solche ordre halten / damit ich nicht Ursach kriege ins Werck zusetzen / was ich euch erst angekündet; zum Simplicissimo aber sagte er im Schertz / Herr Vatter / wann er so bald an dieser ein Weib bekomt alß ich eine Mutter / so werden wir eine Hochzeit anzustellen haben: O nein / antwortet Simplex, ich weiß noch einen der mir vorgehet.

Secundat gedachte diesen Tag sich lustig zumachen / weil er sich erfrewte / diese zwo beruffene Personen beisammen zusehen / so er vor längst gewünscht / und weil er auß ihren Lebensbeschreibungen abgenommen / daß sie einandern grämisch seyn müßten / hoffete er einen desto grössern Spaß darvon zuhaben / wann er nemlich sich stellte / alß wolte er sie alles Ernsts wieder mit einandern vereinbaren: derowegen logirte er der Courage Gesindel mit ihren Pferden in einem umbzeuntes Stück Feld / und versprach dem Knan / ihme vor Holtz und Wäyd seinen Willen zumachen / uns samtlichen aber befahl er / daß ein jeder wiederumb seine vorige Stell under der Linden einnemmen solte / allwohin die Courage auch mitgehen / und in den Ring zwischen mich und Laborinum sitzen müßte: Simplicissimus aber sagte / ihr rechtschaffene ehrliche Leuth / ich sehe / daß sich die Schellen-Hur eingefunden hat / darumb wil ich hingehen / und das Understübgen von selbiger Farb auch holen / damit die Karte gantz sey / stuhnd demnach auff / gieng hin / und holete den steltzenden Spring ins Feld daher / welchen er neben Laborinum der Courage an die Seite setzte / sagende: Siehe wie fein schickt sichs du freundliches holdseliges Liebes-Par! hast du einandern in der blühenden Jugend jemahlen von Hertzen geliebet / so wirst du im reiffen Alter einandern ohn Zweiffel nicht hassen / sondern dich erfrewen dermahln eins wiederumb so nahe beisammen zuseyn.

Ein jedes auß uns bis auff den Juden und die Courage selbst konten auß Springinsfeldts Lebensbeschreibung (welche aber diese beyde weder gesehen noch gelesen) leicht wissen wer dieser Steltzer war / hatten derowegen eine sonderbare Anzeigung / daß wir deren Personen Gegenwart / darumb damahls meniglich wie von dem Eulenspiegel zulesen und zusagen hatte / beisammen sehen solten; Monsigneur Secundatus sagte selbst / er wolte kein Dutzet Ducaten vor denselbigen Tag genommen haben: Wer / sagte die Courage zum Simplicissimo, du alter Moßbart / was bedeutets / daß du so eine alte Frau mit einem solchen krummen alten Kracher foppest? Simp. antwortet der Courage, welche nicht vermeinte / daß man sie kennte / und selbst Simplicissimum nicht kandte / was hatte es ehermalen zubedeuten gehabt / da Courage sich deß Springinsfeld annam? Dergleichen Stichreden setzte es noch underschiedliche zwischen diesen zweyen / welche beydes umb der Sach Artlichkeit wegen / und daß sie beiderseits kurtz und sinnreich fielen / sehr annehmlich und lustig zuhören waren: bis endlich Courage so wol den Springinsfeld / alß Simplicium erkandte / zumahlen auch ohnschwer ermaß / daß Secundatus der junge Simplicius nicht ware / warauff sie den Schertz gern in einen Ernst verwandelt / wann sie sich ihrer Thorheit nicht geschemt hette / daß sie nemblich ihren Lebenslauff an Tag geben / und sich selbs so wol alß jene beyde dardurch geschändet / und aller Ansprach / die sie eines Heurahts-Versprechung halber an Simpl. zuhaben vermeinte / unbequem gemacht hätte.

Damit auch keine empfindtlichere Reden mehr zwischen ihnen fallen solten / gebott Secundatus, der / wie oben gemeldt / sich eines gebietenden Gewalts annahm / ein allgemeines Stillschweigen / kam wieder auff seinen Johann von Werdt / und sagte: Dieser war ein Bauren-Sohn in den Gülchischen Landen / und bey seinem Herren / nachgehnds seinem Schwehervatter / einem von Frensheim / in Diensten; da er der Pferden wartet / und sonst allerhand Bossel-Arbeit verrichtete: Einsmahls schickt ihn derselbig nach Cölln schöne Gläser von dar abzuholen / auff dem zuruck-Weg begegneten ihm zween Welsche / die ihn mit Gewalt berauben wolten / er batte / sich nur zugedulden / bis er seine Gläser abgelegt hätte / damit sie nicht zerbrochen wurden / alßdann möchten sie gleichwol mit ihm machen was sie wolten / und ihn zubesuchen / ob er gleich versichern könte / daß er kein Gelt bey sich hätte; Da solches geschahe / wüschte er mit seinem starcken Steur-Stab über sie hin und schlug sie in solcher Gegenwehr beyde todt; er bekam also von denen / die ihn plündern wolten / ein gute Beuth / und brachte seine Gläser glücklich nach Hauß; solche auff seiner Seite wol vollendete Abentheur verursacheten bey ihm allerhand lüsterende und anreitzende Gedancken / und endlich diesen Schluß: Es seye nur daran gelegen / daß man das Hertz habe dergleichen Sachen resolut zu understehen / so were wol was zuerschnappen: wie er dann angefangen heimlich anzupacken was ihm anstuhnde / solches auch so lang triebe / bis er eines Tags zween Kauffherren Plünderte / welche die folgende Nacht alß gute bekandte Freund von seinem Herren beherbergst und ehrlich tractirt wurden; diese erzehlten dem von Frensheim was ihnen begegnet wäre / und alß sie den Johann von Werdt sahen auffwarten / sagten sie / wann dieser nur ein Aug hätte / so wolten wir schweren / daß er der Thäter wäre; alß sie sich aber den folgenden Tag wieder auff ihre Reiß begeben / und Iean de Werdt von seinem Herren under die Sporen genommen und examinirt: von ihme auch alles gestanden worden / zumahlen der von Frensheim seinen Knecht auff diese Nascherey allbereit so hart verleckert zu seyn gefunden / daß er sich leicht einbilden konte / er wurde nicht mehr darvon lassen und endlich die sach in die länge kein gut thun: Siehe / so hat er ihn lauffen lassen: darauff er erstlich ein Soldat under den Spannischen in den Niederlanden worden / und alß ihm derselbe Krieg zu langweilig war / unter die Keyserischen kommen: bey denen er in bälde zu allen Kriegsämptern bis zum Rittmeister befürdert / und durch seine wunderbare Geschwindigkeit den Feinden so erschröcklich und überall so berühmt wurde / daß viel von ihm sagten / es were auß deß tapffern Gravens von Pappenheim Asche / die vor Lützen blieben / wiederumb ein junger Phoenix hervor kommen: forthin nahm er zu an Befürderung / Glück / Gewalt und Reichthumb / bis er endlich zu einer Generals-Person / zu einem Freyherren / und zu letzt einer gräfflichen Fräulein Gemahl wurde; Warmit ich dann erwiesen haben wil / daß im Krieg mit grossen Ehren grosse Reichtumb zugewinnen seye: Herr Hospes nun ists an Euch.

 
110. Alcmæon.

Daß anfänglich und vor allen Dingen nach dem Reich Gottes getrachtet / das ist / der Tugend-Weg gegangen werden soll / und hernach auff solches alles übrige von sich selbsten zufalle / versichert nicht allein der ewige Mund der Wahrheit / sondern es bezeugets auch die tägliche Erfahrung: Die Histori zu meinem Beweißthumb sey diese; Crœsus der Lydier König schickte einsmals / da er noch von Cyro ohnüberwunden / und in seinem allerbesten Wolstand war / seine Gesandten nach Delphos, Apollinem umb Raht zufragen / welche underwegs Alcmæon zu Athen / von dem ich jetztmahls den Namen trage / freundlich zur Herberg auffnahm / und sie nicht allein mit Essen und Trincken herrlich / sondern auch mit aller dienstfertigen Höfflichkeit ehrlich tractirte / ja sich dergestalt gegen ihnen erzeigte / daß die Gesandte zu ihrer Heimkunfft solches ihrem König beynahe nicht genug rühmen könten: derselbe ließe nachmahls dem Alcmæonem zu sich nach Hoff kommen / und erlaubt ihm zu Bezeugung seiner Danckbarkeit zum recompens so viel Gelt auß seiner Schatzkammer zunemmen alß er tragen könte: massen er darauff hin seine weite Kleider / seine Strümpff / Schuh / ja auch die Haar und den Mund dergestalt mit Gold anfüllete / das Crœsus, da er so wol beladen vor ihn kam / und mehr einem Wunderthier alß einem Menschen gleich sahe / seinen lachete / und ihme nicht allein den auffgenommenen Last / sondern noch mehr darzu verehrte: hat also dieser Alcmæon, der ein frommer aufrichtiger Mann / und deß Megadis Sohn gewesen / durch seine Tugenden solche Reichtumb erlanget / welche ihme schwerlich auff einem andern Weg hätten zufallen mögen.

 
111. Cidona.

Jch lobe die Tugend / und preise die Gast-freygebigkeit: weiß auch beynahe kein Handthierung die jetziger Zeit ehender bereichere / und par Gelt eintrage / alß ein rechtschaffne wolbestellte Würthschafft / die aber auch wol gelegen sey; Dannenhero siehet man / daß in den Stätten die Gastgeber wolhäbig / und in den Flecken und Dörffern die Würth under den Eynwohnern die reichsten seynd: weil aber nicht eytel königliche Gesandte einkehren / derenwillen man gehling / wie dem Alcmæon wiederfahren / reich wird / und keinem ein gebratene Daube ins Maul fliegt / so hab ich gesagt / die Händ müssen mitangelegt seyn / das ist / man muß Fleiß / Mühe / Sorg / Arbeit und eine grosse Vorsichtigkeit gebrauchen / den Armen wie den Reichen auffnehmen / und beyde nach ihrem Stand und Vermögen tractiren / und zwar mit so beschaffener Freundlichkeit / daß man von beyden Theilen keinen Schimpff noch Schaden: sondern vielmehr Nutzen darvon zugewarten habe: Wie ichs vermein / soll diese Histori erläutern; Es ist bekandt / daß noch bey Menschen-gedencken nicht überall in den mitnächtigen / sonderlich in den Cimbrischen Landen offene Herbergen / und Würthshäuser bestellt gewesen / deren Jnhaber nur die Frembde und Reisende auffzunemmen gewohnt gewesen / sondern ein jeder herbergt solche Ankömling freundlich / und tractirt sie entweder umb eine Verehrung / oder gar umbsonst / oder gab ihm umbs Gelt was er begehrte; Alß aber einem von den Letzt-abgelebten Nordischen Königen vorgebracht ward / daß diese lobliche Gewohnheit und weiland seinen Unterthanen gleichsam angeborne teutsche Tugend der Gastfreundlichkeit nicht mehr observirt wurde / wolte er die Wahrheit selbs erfahren / und verkleidet sich in Gestalt eines Betlers / kam darauff gantz allein in einen lustigen Flecken / warinn er gegen Abend unterschiedliche reiche Bauren vergeblich umb Herberg batte; endlich geriehte er vor ein Hauß / darinn der Baur selbigen Tag etliche Schwein gestochen: viel Würst gemacht / und selbige eben über dem Fewer hatte / worbey dann selbige Landsleuth ein sonderbares Gefest / laut deß Wurstologi / und etwann auch einen Spielmann zuhalten pflegen / der ihnen / bis die Würste gar seynd / und der Jmbis vorhanden / zu Tantz auffmacht / allermassen dieser Baur damahls auch thät / und mit dem König selbsten (den er vor einen auß den Prachters hielt / dann also nennen sie die Bettler) tapffer umb die Würst tantzete / gleichsam alß solte er deren auch mit Freuden theilhafftig werden: aber alß der Tantz zum besten war / und man nunmehr die Würst anatomiren solte / tantzte er mit dem König zum Hauß hinauß / und schlug ihm / nachdem er sich wieder zuruck begeben / die Thür vor der Nasen zu: dem König war der Schimpff umb so viel destomehr empfindtlicher / weilen es in dessen stichfinster worden / und mit Regen und Schnee / wie es nach Herbstzeit zuthun pfleget / gewaltig herunder warff: Er bemühete sich vor underschiedlichen Häusern Herberg zuerlangen / aber alles umsonst / wie erbärmlich er auch darum flehete / bis er endlich vor deß Schweinhirten Häußlein kam / der ihn freundlich auffnahm / jedoch mit dem Geding / daß er sich auff dem Stroh behelffen müßte / weil kein besser Läger in seiner Hütten vorhanden: Der König ließ es ihm gefallen / und weil er gantz naß / und vor Kälte halber erstattet war / zog er seine Lumpen auß solche zutröcknen / und sich selbst desto besser in der warmen Stuben zuerwärmen; Die Schweinhirtin / alß sie beydes die zarte Haut an deß Königs Händen und im Angesicht / alß auch ein reines mit Spitzen besetztes Hembd beauget / sagte heimlich zu ihrem Mann: Dat iß warhachtig unse leve Heergott / und der Mann so dieses gern glaubte / befahl seinem Weib / daß sie ihre eintzige junge Hänne abthun / und diesem Gast brahten solte / das geschahe gutwillig: Underdessen nun das Weib zurichtete / discurirte der König mit dem Schweinhirten / und beklagte gegen ihm / daß so wolhäbige Leuth deß reichen Fleckens gegen den Armen so unfreundlich weren / sintemahl sie bey so ellendem Wetter ihn nicht beherbergen wollen: Der Schweinhirt hingegen entschuldigte sich / daß er nichts darvor könte / mit dem Anhang / er were selbst ein frembder / und diß Jahr der Dorffleuthen gemeiner Diener gewesen / in dem er ihnen der Schwein gehütet / weßwegen er dann auch diß Häußgen zubewohnen hätte: Alß nun der König mit gutem Appetit geessen / und wol außgeschlaffen / sich auch nunmehr wieder in die alte Lumpen angekleidet hatte / und den Morgen frühe seines Wegs gieng / schenckte er zuvor der Schweinhirtin vor die Herberg und Essen eine grosse Handvoll Ducaten / und versprach / wann er wieder kommen wurde / so wolte er auch deß Manns und der Kindern gedencken: Hebe ich di nich vor gesegt / sagte das Weib nach deß Königs Abscheid zum Schweinhirten / dat diß unse Heergott waß? Aber nach etlichen Tagen kam der König mit seiner gantzen Hoffstatt wiederumb in denselbigen Flecken / welcher ihne zu beherbergen damahls nicht groß genug war: Er selbsten kehrte wider mit seiner Person bey dem Schweinhirten eyn; straffte die / so ihme ein Nachtläger abgeschlagen / nach eines jeden Vermögen und Beschaffenheit umb groß Gelt; seinem Täntzer aber liesse er die Füß bey den Knyen abnemmen / damit er forthin keines bedörfftigen Armen mehr mit Tantzen spotten könte / und jagte ihn sambt Weib und Kind selbsten in den Bettel / dessen hinderlassenes Hauß / samt zugehörigen Güttern er seinem gutwilligen Würth dem Schweinhirten und seinen Erben eigenthumlich übergabe.


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