Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Rathsstübel Plutonis
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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Knan.

Jch könte euch wol sagen was ich wolte / und wie mirs umbs Hertz ist / aber ich weiß schier nicht wie ich daran bin / ob ichs thun darff oder nicht? Dort sitzt der Herr Secundrarus, der ist ein Herr / und wil noch darzu ein Krieger werden / wie dörffte ich dann alß ein armer Baursmann / dem diese beyderley Leuth zu hart seyn / und immer auff der Hauben sitzen / meinem Hertzen raumen? Dort sitzt der Herr Alckmamon oder Altmammon / der ist ein Würth oder Gasthalter / was soll ich machen? Wann ich sage / wir Bauren könten auch wie ihr Herrn Kauffleuth in unserm Stand reich werden / wie ihr Herr Vollybis von dem ewerigen gesagt: wurden mir und meines gleichen diese dreyerley Leuth hinfort nicht besser schrepffen alß gemahlen? Und ihr selbst Herr Vollibis wurdet mir künfftig besser scheren alß zuvor / wann ich euch under die Händ kehme / und umb einige Wahren vor mich oder die Meinigen auszunehmen benöhtiget were: dort befindet sich der Kabarinus (ach sagt mir doch / es ist gewiß ein Riemenschneider / deren wir Baursleuth zu unserm Schiff und Geschirr so wenig alß der Schmidt und Wagner entbehren mögen) wann ich ihm ein Par Ahnwett-Riemen künfftig abkauften wolte / so müßte ich sie ihme doppelt bezahlen / wann er nur versichert were / und er jetzt von mir hörte / daß wir Bauren Gelt hetten / und solche zubezahlen vermöchten: da nächst ist diese Zeugrumerin / solte sie wissen / daß wir viel vermöchten / wahrhafftig sie und ihres gleichen Bettler und Landstürtzer wurden mit keinem stuck Speck / weniger mit einem Stuck Brodt / einem Par Eyer oder Gäblin Ancken mehr verlieb nemmen / sondern Gelt haben wollen / und wann wirs ihnen abschlugen / sich understehen / uns solches auß der Kisten zumausen / gleich wie sie sich nicht schämen / anstatt der Eyer / die sie von uns zugeniessen gewohnt seynd / uns Hüner / Gänß und Endten auß den Höffen abzufangen: Daneben mir sitzt ein Schreiberknecht / der wird villeicht heut oder morgen ein Schaffner abgeben / oder sonst so ein Kerl die Bauren zuschinden / wie kan ich dann vor ihme unsere Proflession erheben und rühmen / wie ihr under einandern thut / daß man darinn reich werden könte? wurde er / wann er solches wißte / die Schinderey nicht verdopeln? Dort vom Aron wil ich nichts sagen / dann mit ihnen zuhandlen / stehet in eines jeden freyen Willen / und die Juden alle mit einander könden mir nichts / wie ihr underschiedliche Leuth under einandern thut / abnöhtigen / wann ich nicht selbst mich in die Gefahr gebe / und mich ihnen freywillig underwerffe: Von den Weibern und jungen Dirnen / die sich da befinden / sage ich nichts anders / alß daß sie ihrer Männer Liedgen singen / deren Tageweis auch über uns arme Bauren außgehet! Mit meinem Herren Sohn / mit meiner Meuder und dem guten Spring ins Feld bin ich schon vertragen / und sage allein dises / anstatt einer Storgen / die ich auch erzehlen solte / wann ihr Herr Secundargus und andere ewers Gleichen / sampt den Soldaten und unserm Schuldtheissen uns Bauren mit dem Gelt heischen: Jhr Würth mit dem übermässigen Zechmachen: Jhr Krämer / Kauff- Handels- und Handwercksleuth mit dem unbillichen Ubernemmen und allzu grossem Wucher: Jhr Schaffner mit Zins und Gült-einfordern uns ungefrettet liessen / und uns auch die Landläuffer nicht molerestirten, daß wir unsere Pflüg in wenig Jahren mit Silber beschlagen lassen könten / es mochte euch gleich darnach verdriessen oder nicht.

 
116. Erich.

Nicht so zornig / nicht so zornig / lieber Altvatter / ihr müsset eine Oberkeit haben / die Fried und Gerechtigkeit / und einen jeden bey dem Seinigen erhalte: solcher Seits seyt ihr Bauren ihre Gebühr zureichen schuldig: die Krämer und Kauffleuth geben euch ihre Wahr / und der Handwercksmann macht euch seine Arbeit umbs Gelt; den Schaffneren gebt ihr billich ihr Zins und Gült / alß deren Herrn Principalen Güter ihr darvor geniesset / jener Sinnreiche Mahler entwarff allerhand Ständ auff Tuch / zum Keyser schrieb er / ich erhalt euch all: zum Pfaffen / ich bette für euch all: zum Soldaten / ich fechte für euch all: zum Weib / ich erziehe euch all: zum Schneider / ich kleide euch all: und so fortan / zum Bauren aber / ich ernähre euch all: muß derowegen einer dem andern nach Göttlichem Willen in seinem Beruff dienen / und nicht wieder dessen Ordnung murren / wie ihr Bauren immerhin zuthun pflegt.

 
Knan.

Es ist aber auch wahr / ein jeder rupft an uns / und wil reich an uns werden / es ist ja deß Schindens und Schabens kein Ort und kein End!

 
Secundatus.

Herr Knan so alt seyt ihr nicht / ihr müsset ein Täpgen halten / weil ihr dem Monsieur Erich in sein Red gefallen: und ihr Herr Erich erzehlet anstatt Zanckens ewere Histori.

 
Erich.

Die Exempla und Historien / so zu meinem Intent taugen / und hier angezogen werden / solten seyn so bekant / daß es ihrer Erzehlung gar nichts bedarff / alß da seynd der Haußmeyer in Franckreich / die endlich gar auff den Königl. Thron gestiegen; Jch hab gesagt / dieweiln das Gelt der Länder in den Cassen ihrer Princen zusammen komme / müsse sich der / so reich und groß werden wolle / dort zutäppisch machen / bis er seinen Theil darvon bekomme / und sich besacke / bin auch noch derselben Meinung / doch daß ein solcher wolbeschlagen / und mit so beschaffenen Qualitäten begabt und außgestaffiert sey / vermittelst deren er bis ins Centrum und von dannen wieder herauß langen könne: Anstatt meiner Histori soll mir taugen der weltberühmbte Mazarini / welcher / ehe er Cardinal worden / sich nur mit dem Cardinal Richelieu bekant gemachet / und endlich so groß / gewaltig und reich worden / daß er nicht nur das gantze Königreich Franckreich ministrirt / sondern auch sein Schifflein dergestalt ins Trocken getrieben / daß weder sein Geschlecht / noch sein Namme verdunckelt / ob er gleich ohne Leibserben abgestorben seyn soll / und weil dieser noch in unser aller frischer Gedechtnuß schwebt / so wil zu Gewinnung der Zeit mit einer andern weitläuffigen Histori der anwesenden Compagney nicht weiters beschwerlich seyn.

 
Secundatus.

Monsieur ich vermercke / daß ihm seine anderwerts herumb fliegende Gedancken nicht gönnen einen Spaß mit uns zuhaben: gewißlich / wann ich einmahl verliebt werden solte / so wolte ich mich understehen zu Vertreybung der Melancholiæ in solchen Sachen eine Freud zusuchen / darinnen ich doch keine zufinden allbereit zuvor versichert were.

 
Erich.

Meinem Herrn beliebt seinen Diener so zuschertzen / von welchem meine Wenigkeit zuvernehmen verlangt / warmit ich mich unschuldigen doch in diesen Verdacht gebracht:

 
Secundatus.

Jhr habt ewere Meinung wieder ewere Gewohnheit viel zuhinlessig vorgebracht / und die jenigen Farben gar nicht gebraucht / damit ihr andere Sachen außzieren könnet: über das / weiset ihr einen Weg zur Reichtumb zugelangen / den ihr doch gar nicht zugehen begehret: dann ihr habt nicht nur gelesen / wie es Sejano beym Tiberio: Clito bey Alexandro magno: Plautiano beym Severo: dem Haman beym Assuero: und dem Senecæ beym Nerone ergangen / sondern wißt auch auß eigner Erfahrnuß (wie ihr dann damahls selbst in Franckreich gewesen) welcher Gestalt ein fätter Goldschwam außgetruckt worden.

 
Erich.

Thut einer recht daran / wann er beizeiten von einem Banquer auffstehet / seiner Gesundheit zuschonen: so wird es auch nicht zuverdencken seyn / wann er beizeiten / wann das Spiel am besten ist / abbauet / und sich / wann er noch in Gnaden ist / von Hoff retiriert; welches dann ein Verständiger wol in acht nemmen / und ihm zu Nutz machen kan.

 
Secundatus.

Ach daß wolte obgemelter Seneca bey seinem Herrn dem Keyser auch practicieren / aber vergeblich / ob er ihme gleich alles wieder überlassen wolte was ihme verehrt worden war / welches sich aufs etlich hundert tausend Cronen belieffe: aber genug hiervon: Mein schöne weisse Mutter was sagt ihr? Was vor einen Stand woltet ihr euch zuhaben wünschen / reich darinn zuwerden.

 
117. Courage.

Mein Herr / bin ich gleich in ewer Jugend keine schöne weisse Mutter die euch gefällt / so war ich doch in meiner Jugend keine heßliche Tochter / dergleichen ihr nicht verachten wurdet. Wann aber wünschen gelten und helffen solte / so wolte ich mir keinen Stand sondern nur die Erneuerung deß Werckzeugs wünschen zu dem jenigen Handwerck dienstlich / darinn ich reich zuwerden getraute: aber ach! Es gehet mir wie jenem Mahler / welcher sich in eine Schlacht begab / zusehen wie dergleichen Actionen / sonders die Angesicht beydes der Sterbenden alß Zornigen künstlich abzumahlen / verlohr aber in selbigem Treffen ohnversehens beyde Hände / also daß er zwar ein bessere Wissenschafft alß zuvor / hingegen aber keine Instrumenten mehr darvon brachte / seine Kunst außzuüben / also seyn die vndermischte Lilien und Rosen meiner weiland zarten Wangen samt den Corallen rohten Lippen verblichen / die Brüste verwelcket / das Goldfarbe lange Haar ist fort / hingegen ein abgestumpeltes silberweisses vorhanden / der übrige gantze Cörpel ist wie ein dodten Geripp / mit altem Leder überzogen / und einem Sackvoll Kochlöffel zuvergleichen: in Summa / der guten Courage ist von ihrer gantzen Courage sonst nichts alß der Namme übrig verblieben: wann ich aber noch beschaffen were / wie die Dame die neben ihrem Mauschele sitzet / so getraute ich mir mit meinem Handwerck / ob ichs zwar in zwantzig Jahren nicht mehr getrieben / und selbiges allerdings vergessen / solche Reichtumb zuwegen zubringen / daß ich gleich der Egyptischen Rhodope einen Pyramidem auffbauen: oder wie die Phrine die Statt Thebe rund umb mit Mauren umbgeben lassen könte: dann ich wißte manchen reichen Schnautzhanen dermaßen zulausen / daß ich der schonen Damo nichts bevor gebe / welche sich beym Heraclide Lesbio berühmet / daß sie Antigonum aller seiner Schätze beraubet: noch der Lamiæ / die / wie bey Plutarcho zulesen / Demetrium dergestalt bethöret und eingenommen / daß er ihr alles schenckt was sie nur begehrt: ja ich wolte gleich der prächtigen Flora / von deren Plinius schreibt / daß sie nur Keyser / König etc. gewürdigt zu sich zulassen / auch eine Statt mit meinem Gewinn reich machen können / und zwar wie wolte es mir mit demselbigen Handwerck fehlen können / sintemahl wir sehen / daß alle Welt die Alten und Jungen den Huren nachlauffet und nachgeloffen / und ihnen ihre Reichthumb angehenckt: Alß Cyrus der Phocaide / Ptolomæus Philopator der Agathoclea / Demetrius der Lamia / Antigonus der Dama / Seleucus der Nisa / Philippus Macedonicus der Philinna / Dionysius Tyrannus der Nannio / Pompeius der Flora / Alexander der Thaide / Marcus Antonius der Cleopatræ: und vom Gyge der Lydier König lieset man beym Clearcho / daß er seiner verstorbenen Buhlschafft nach langem Trauren und Klagen ein Grab lassen aufrichten / welches so hoch gewesen / daß man es durch sein gantzes Land sehen können: mein alter Buhler gegenwertiger Simplicissimus erzehlet selbst im andern Theil seines Satyrischen Pilgers / im dritten Gegensatz von der Liebe ein gantzen Hauffen Huren / welche beydes König und Regenten / weise Philosophi und närrische Poeten so wol alß die alte Heroes am Narrenseil geführet / die auch zum Theil ihr Leben bey ihnen eyngebüßt / oder doch sonst grosse Sachen ihnen zugefallen verrichtet haben / und wann von Tag zu Tag alles ärger wird / wie Horatius singt / warumb solte dann dieses / ob zwar unehrlich genante / aber doch so sehr eynträgliche Handwerck nicht noch gehen? oder siehet man nicht wie diese Handwercksbursch noch bey etlichen Grossen in Ehren gehalten und mehr alß die eheliche Gemahlin selbsten caresiert werden? warmit ich dann beschliessen / und genugsam dargethan haben wil / daß diese meine alte Handthierung die allerbequemlichste sey / Gelt zusammen zurasplen und reich zuwerden.

 
Secundatus.

Es ist Schad / daß die Courage zu ihrer trefflichen Experientz nicht auch ihre Jugend noch hat / O wie manchem geilen Hurenhengst wurde sie das Seil übern Kopff werffen! und ihme also den Lohn seiner viehischen Begierden abstatten: Aber ihr Spring ins Feld was habt ihr hiervon vorzubringen?

 
118. Spring ins Feld.

Mir gehet kein Haar besser alß der Courage, ihr mangelt zum Huren Jugend und Schönheit / mir aber zum Krieg Jugend und noch ein Fuß: Sie hat mit Huren ihr Lebtag viel verdienet / wohnt aber gleichwol in keinem Schloß / sondern schweiftet im Ellend herumb / geschweige daß sie hiebevor auch die Frantzosen / mit Züchten / bekommen / ich hab hingegen im Krieg viel erbeutet und gestohlen / und müßte gleichwol bettlen / wann der ehrliche Simplicissimus nicht wer / geschweige daß ich auch mein Bein verlohren / also daß ich bey nahe glauben muß / es seye bey dem jenigen / was man mit Huren und Kriegen erwirbet / wenig Stern und GOttes Segen: massen wir beyde mit unserm Exempel erweysen: aber gleichwol dem seye wie ihm wolle / wann ich mein Jugend / und in Candia verlohrnes Bein wieder hätte / so wolte ich Reichtumb in dem Krieg suchen / dann ich bin jetzt nicht mehr so alber und unbesonnen / wie ich war / da ich keiner Befürderung nachstellte / sondern alles vom Glück und Unglück annahme wie es kam / und im übrigen eine bessere Beobachtung meiner künftigen Wolfahrt ein gut Jahr haben liesse: Mein Patron Simplicius hat ein alte / und Herr Secundat eine neue Histori erzehlet: ich wil eine mitlere vorbringen / und den Wallenstein vor die Hand nemmen: alß welcher durch die Waffen auß einem Edelmann ein Herrzog zu Fridland und Mechelnburg / auß einem gemeinen Soldaten ein grosser und gewaltiger Generalissimus worden / der auch erkühnet nach einem königlichen Thron zutrachten: Dieser ist aber von Jugend auff zum Herrschen gar zubegierig gewesen / welches er einst / da er noch bey einem Fürsten Page war / mercken lassen: Da er sich auf der Reitschul ermüdet / und auf seim Beth lag der Ruh zupflegen / kam ein anderer Edelknab auß seinen Camerrahten zu ihm / und alß er an ihm vermerckte / daß er diese Gedancken hatte / fragte er / was er vor Calender machte? Wallenstein antwortet / hier lig ich / und betrachte / wann ich einmahl ein Fürst werde / was ich vor schöne Pferd und wie ich sonst meine Reputation halten wolle etc. Jener hingegen sagte / wie könte ich so närrisch seyn / mich mit so unnützen und vergeblichen Sorgen zuquälen? Lasse dir nur so lähre und eitele Gedancken vergehen: Wallenstein schwieg zwar vor dißmahl still / aber alß er Generalissimus war / und eines Tags vor seiner Zelten stuhnde / da ihm viel Oberste und andere Cavallier auffwarteten unter welchen sich ernanter sein alter Camerraht auch befande / ruffte er denselben zu sich / und sagte / ist er nicht der von N. und vor diesem neben mir Page gewesen? jener antwortet mit einem tieffen Bückling / ja ihr Fürstl. Gnaden: nun wolan sagte Wallenstein / was seynd wir aber jetzt? Jch bin / antwortet jener / Oberst Leutenant: du bist sagt Wallenstein darauff / s. h. ein Hundsfutt / und kehrte sich damit hinumb / seinem Secretario befehlende / daß er ihm vonwegen alter Bekandtschafft 4000. Reichsthaler geben solte: Dieser Mensch were glückselig gewesen / wofern er nicht sein Glück / das ihm die Waffen beschert wiederumb durch den unersettlichen Ehrgeitz verschertzt alß welchen er sich zu viel einnemmen und überwinden lassen / warüber er dann von einem Gordon zu Eger erstochen / und von ihme neben seinen Mittgesellen auff einem Mistkarch (obgleich zuvor das Keyserl. gantze Heer vor ihn wachte / und sich die Reichsfürsten vor seinem Gewalt entsetzten / er auch den höchsten Gewalt in Kriegs- und Friedens-Handlungen hatte) durch die Statt geführt / und aller Welt zum Spott gemachet worden. Worauß zusehen / daß im Krieg zwar wol etwas zugewinnen / aber schwerlich zuerhalten.

 
Secundatus.

Wann ihr noch jünger weret / so wolte ich ewere Steltze nicht ansehen / sondern euch wegen ewerer Experientz zu mir in Krieg wünschen: Aber ihr Laborine was bringt ihr vor?

 
119. Laborinus.

Wanns müglich seyn könte / so wolte ich geistlich zuseyn wünschen / dann dieselbe Art Leuth scheinet sich ohne sonderbare Arbeit / Mühe / Sorg und Gefahr zubereichern: Man findet bey den Cartheusern ein immerwehrende Ruh / bey den Benedictinern und Præmonstratensern schöne Stäb / damit in alle Welt zugehen: Bey den weltlichen Priestern ein vortreffliche Freyheit in allen Dingen / das Alter gehorsammet / und die Jugend dienet ihnen: die meiste Zins gült / Zehenden und dergleichen Gefäll seynd vor sie gestifftet / sich nicht allein darauß reichlich zuunderhalten / sondern auch darauß zuerübrigen und vorzuschlagen / welches man ihnen alles in ihr Gewahrsame liefert / das Opffer legt man ihnen auff den Altar / und so mancher Christen-Mensch gebohren wird / so manchen Contribuenten bekommen sie / vom Tauff an bis in das Grab / massen sie alßdann erst nach ihrem Tod entweder bey uns Evangelischen vor die Leichpredig / oder bey den Catholischen nach dem dreyssigsten Gelt hergeben.

 
Secundatus.

Holla Laborine, ihr komt zuweit / ich mercke wol / ihr hättet gern einen guten faulen Handel / verstehet aber die Sach nicht recht: Ein Pfaff oder Prædicant zuseyn ist fürwahr kein Kinderspiel / und so vieler anvertrauter Schäfflein Seelen rechtschaffen zuweyden / und ihrer Verdamnuß halben Antwort zugeben / läßt sich ohne Schnauben und Bartwischen / ohne Mühe / Arbeit / Sorg und Gefahr so leicht wie ihr villeicht vermeinet / nicht vollbringen: Sie seynd zwar zum Theil mit allerhand zeitlicher Nohtwendigkeit genug versehen / also daß sie wol etwas ersparen könden / hingegen aber auch tausendfältigem Ungemach underworffen / geschweige deren Versuchungen / die ihrem Stand zuzusetzen pflegen: Jch wil hier nicht sagen noch ausstreichen / was massen ihr Uberfluß / ihre gute Accomoditäten / ihr gerühriger Herrn-Handel ihnen zum Seelen-Netze diene / oder auch wol gar zum Seelen-Gifft werden könne / auch nicht wie sich mancher armer Prædicant seiner hauffen Kinder halber / mit denen sie gemeinlich vor andern wol gesegnet / quäle: sondern euch auch hiervon das Stillschweigen aufferlegt: Und weil die ehrliche alte Meuder schon eine Histori erzehlet / diese junge Dame ersucht haben / der Gesellschafft vorzubringen / was sie wegen unserer under Handen habenden Materi zureden entschlossen.


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