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Der Jäger und die Magd.

Ein Mägdlein hat vertrauet
Zu sehr des Buhlen Wort,
Aus ihres Vaters Hause
Mußte sie heimlich fort.

Sie kommt zu einem Walde,
Ihr Bündel in der Hand,
Ihr Sinn, der ist zu wandern,
So weit man sieht ins Land.

Wo niemand ihren Namen
Und ihre Schande kennt,
In ihrer Not sie schreiet
Und Gott im Zweifel nennt.

Da streckt sich was im Holze,
Ein Jäger schwenkt heraus:
»Woher des Weges, Jungfer,
Sie ist wohl weit zu Haus?«

»»Ich geh', Verdienst mir suchen,
Mein Dorf, das liegt wohl weit«« –
Der Jäger drückt sich näher
Und spricht voll Heimlichkeit:

»Ein Städtlein wüßt' ich nahe,
Das liegt am tiefen Rhein,
Der Wirt braucht eine Schenkin,
Das könnt' Ihr Glück wohl sein.

»Den Bankert nimmt's hinunter
In einer finstern Nacht,
Die Wellen gehn darüber,
Und niemand hat es acht.«

Dem Mägdlein schlägt das Herze
So wild, als wie noch nie,
Jetzt tut der Wald sich öffnen,
Ein Kirchlein schaut auf sie.

Da setzt sie sich ins Laufen,
So hart ihr's auch geschah,
Am Weihbrunn hält sie betend:
Den Feind sie nimmer sah. –

Zu Laufenburg am Rheine
Da gehn die Wasser tief,
In seiner bangen Stunde
Zu Gott das Mägdlein rief.


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