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Maienwonne.

Ein hohes Wunder ist geschehen,
Das alles Harren reich belohnt,
Mit seiner Lüfte mildem Wehen
Erschienen ist der Maienmond.

Und was April in seiner Tücke
Verdorben fast in einer Nacht,
Das hat zu aller Wesen Glücke
Der Holde wieder gut gemacht.

Die Heide und am Wald die Hecken
Ergrünten schier am gleichen Tag,
Und Schatten fängt schon an zu decken
Den sonn'gen Hang am wilden Hag.

Im Walde lacht die Erdbeerblüte,
Der Schleedorn blüht, ob kahl noch auch,
Kein Wäldchen, drin sich nicht verriete
Des Maienglöckleins Wunderhauch.

Rings füllen sich die sanften Wiesen
Zu einem bunten Blumenfeld,
Und den betauten Morgen grüßen
Die Könige der Sängerwelt.

Zart in des Apfelbaumes Düften
Verkündet schon der Apfel sich,
Und überweht von Frühlingslüften
Umhaucht die Flur uns wonniglich,

Zumal wenn aus der Abendwolke
Ein warmer Regen niedersprüht
Und dichter Schwarm vom Flügelvolke
Der Zitterpappel Turm umzieht.

Gepaarte Turteltauben steigen
Im Frührot aus dem Forst empor,
Des Birkhahns vorsichtsloser Reigen
Gibt keckes Ziel dem Feuerrohr.

Und manches Paar verliebter Seelen
Sich abends in die Haine winkt,
Wo dicht am Pfad, den sie sich wählen,
Die Pracht zu tausend Kränzen blinkt.

Ihm ruft von nah' und fernen Hügeln
Der Kuckuck unaufhörlich zu,
Und nebenan mit Blumenflügeln
Sitzt Psyche leicht gestörter Ruh'.


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