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Das Ritterfräulein.

Ein Kloster ward erbauet
Nächst einem stolzen Schloß.
Das Ritterfräulein schauet,
Wie's aus der Erden schoß.

Sie schaut vom frühen Morgen
Bis in die späte Nacht,
Wie man gar wohl verborgen
Die stillen Zellen macht.

»Für wen mit deiner Kelle,
O Maurer, mauerst du
Und bauest Zell' an Zelle
In tiefe Himmelsruh?«

»»Ich maure flink und baue
vom Früh- zum Abendschein;
Gar einer stillen Fraue
wird diese Zelle sein.««

Drei Jahre sind verronnen,
Die Jungfrau wuchs heran;
Dort stimmten einer Nonnen
Sie schon das Grablied an.

Nochmal drei Jahre drüber
Da war das Fräulein Braut;
Sie hat nicht mehr hinüber
Ins stille Haus geschaut.

Man hörte Hörner blasen
Und lustigen Gesang;
Man sah auf grünem Rasen,
wie sich das Brautpaar schwang.

Und wieder nach drei Jahren
Da ging das Fenster leis,
Da stand, ins Tal zu fahren,
Die Ritterfrau so weiß.

Sie trug ein Kränzlein wieder
In ihrem langen Haar;
Sie stieg zum Kloster nieder,
Die Glocken gingen klar.

Sie schritt nach der Kapelle,
Ein Schleier deckt' sie zu,
Sie führten sie zur Zelle
In tiefe Himmelsruh'.


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