Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fünftes Kapitel

Von der Fortbildung überhaupt und von Steffens und Eisis Fortbildung insbesondere

Wenn dem Menschen das Glück lächelt, wenn es seine Fülle in dessen Schöße ausgießt, da drohen ihm schwere Gefahren. Nicht umsonst sagt Christus, es gehe ringer ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher ins Himmelreich. Nach heutigem Sprachgebrauche ist Reich und Glücklich fast gleichbedeutend. Man kann nicht wohl sagen: Sie hatten Beide keinen Glauben, das ist bald gesagt und selten ganz wahr. Hätte man ihnen diesen Vorwurf gemacht, so hätten Beide einen der Lüge geziehen. Steffen hätte gesagt: Daß er dann öppe alles glaub, was einem dPrädikante säge, selb sei nicht, sövli dumm sei man gottlob hürmehi nümme, aber daß öppe e Gott syg, wider selb heyg er nüt, selb werd sy, er glaubs selber o. Eisi hätte gesagt: Selb sei eine verfluchte Lugi, es nähmte ihns doch wunder, wer einem solches aufbrächte, es sei unterwiese wie e Angere, u daß öppis angers no syg, wüß es viellicht no besser as es angers, vo wege, sy Großätti heyg einist dr Tüfel selber gseh, won er von ere Fuehrig heycho syg, bim Kehrumtürli im Ghäre. DRoß syge erschücht, und läng Stück heyg me se nit umefunge, eys syg hie i de Tanne bhanget gsi und eys dert i junge Buechlene. Dr Großätti heyg me heybrunge, er heyg gar nüt von ihm selber gwüßt, u längi Zyt heyg me nit gwüßt, ob er mit em Lebe drvochömm oder nit. Drnebe aber mein es nicht, daß es alle Sunnde zKilche well un öppe gar no zKingelehr, u dm Lese heygs nie viel nahgfraget und jetzt hätt es erst nit dZyt drzue. Das werd aber öppe nit viel mache. Schlechts mach es nüt, drnebe syg es e Sünder wie öppe all Lüt. Aber was dr Bruch syg, i selbem fehls o nüt; wes schwanger syg, su gang es zum Nachtmahl, un wenn es ds King heyg, zChile, u selb werds emel einist wohl ha. Daneben hätte Steffen noch sagen können, daß er beim Veh noch viel auf Hexen hielt und daß er auch einmal an einem heiligen Sonntag während dem Kirchengeläute rückwärts einen Haselstock in den drei heiligen Namen aus einem Hag gehauen, um den Pferden damit den Haber umzurühren, und Eisi hätte sagen können, daß es zu keinem rechten Doktor Glauben hätte, sondern bloß zu Quacksalbern und daß, wenn ihm ein Strumpfband verloren ging, es zu einer Wahrsagerin gelaufen sein mußte. Und doch hatten diese beiden Eheleute durchaus keinen Glauben oder waren sich wenigstens keines Glaubens bewußt; denn wenn man sie geradezu gefragt hätte: «He, was glaubet dr de?», so würden sie geantwortet haben: «He, öppe was anger Lüt», aber Näheres als das oben Angeführte würden sie kaum haben angeben können, denn sie hatten wirklich keinen christlichen Glauben, der irgendwie christlich sich regte und lebendig ward. Ihre Gedanken schweiften durchaus nie in das Gebiet des Unsichtbaren, geschweige dann, daß sie sich dahin richteten, mit demselben sich beschäftigten. Sie dachten nie daran, daß sie im Leibe eine Seele hätten, geschweige dann, daß ein Gott im Himmel sei. All ihr Denken entstund nicht von innen heraus, sondern wurde durch äußere Eindrücke, die entweder früher haften geblieben oder gerade eben an sie gelangten, erzeugt. Früher, ehe sie in den Strudel des Lebens gerieten, hatten sie wohl gesinnet und gedacht, Steffen, was er anfangen, wie er zu Gelde kommen wolle, Eisi, was es wohl für einen Mann kriegen und wie es diesem oder jenem es beizen könnte. Jetzt aber hatte Steffen Geld, Eisi einen Mann, wurden nun zumeist durch die augenblicklichen Eindrücke bewegt und bestimmt. Diese Eindrücke mußten allerdings auch erst Saiten in ihnen berühren, ehe sie einen Klang geben, eine Handlung zutage fördern konnten.

Ein Christ hat auch solche Saiten; diese Saiten hat sein Glaube ihm gespannt, derselbe erhält sie auch straff. Was nun von außen an ihn kömmt, widertönt an diesen Saiten und um so rascher und bestimmter, volltönender, je stärker der Glaube ist. Breitet vor dem Christen die Schönheit der Welt sich aus, so tönt von innen heraus Preis und Ehre des Schöpfers; entfaltet sich die Sünde der Menschen, so bricht hervor der Jammer über den Sünder, der Zorn über die Sünde; kommen die Lockungen der Welt gezogen, so kömmt stark und fest die Antwort: Wie sollt ich so großes Übel tun und sündigen wider den Herrn, meinen Gott; kommen die Leiden der Welt in ihren tausendfachen Gestalten, so erklingen die Seufzer zu dem starken und milden Vater im Himmel, der helfen kann und will jedem gläubigen Kinde mit Kraft zum Tragen, mit freundlichem Geleite durch den Dornenpfad, der zur Verklärung führt. Und will die ganze Welt mit all ihrer Gewalt sich drängen zwischen den milden, starken Vater und das geängstigte Herz, dem Lichte von oben den Zugang wehren mit ihrer ganzen Gewalt, Glauben, Liebe, Hoffnung erdrücken, so sprengt der Glaube mit andächtigen Seufzern die schwarze Mauer, die schwere Last, und das Auge des Vaters leuchtet wie die Morgensonne nach einer Gewitternacht ins gepreßte Herz hinein, durchströmt dasselbe mit neuer Kraft, zu handeln im Glauben, zu wandeln die Wege des Vaters, treu zu bleiben im Größten wie im Kleinsten. Durch die Stärke des Glaubens werden die Töne bedingt, schwach klingen sie zuerst, aber sie wachsen an Kraft und Fülle mit des Glaubens Verklärung; lange oft wollen sie zuweilen nicht erklingen, tönen gedämpft, unbestimmt, aber wie das christliche Bewußtsein sich steigert, so gestalten sich auch die Antworten rasch und bestimmt, und bei den leisesten Berührungen quellen die Töne göttlichen Willens herauf. Wo es so heraufklingt in Wort und Tat zum Lobe Gottes und seinem Wohlgefallen, da wohnt der Glaube. Wie aus dunkler Höhle auf die Fragen der Menschen das geheimnisvolle Orakel den Willen der Götter verkündete, so bricht aus gläubigen Herzen, in die keines Menschen Auge sieht, die kein menschlicher Fuß betritt, der Wille Gottes hinaus in die Welt. Das ist der christliche Glaube, und wie das gleiche Leben des Baumes Wurzeln durchströmt, welches in dessen Krone rauschet, so will der christliche Glaube im Herzen wohnen und das Leben in den Werken sein, und wie nichts den Baum sicherer tötet, als wenn man die Krone abschlägt und alles Treiben des Baumes, jedes Blatt und jeden Zweig, sowie er sichtbar wird, abschneidet, so wird der Glaube faul und tot, der bloß im Herzen wohnen, im Leben sich nicht zeigen soll, der bloß Wurzel, Gesinnung bleiben, zum Stamm, dem Träger des Lebens, zum Werk, der Frucht des Lebens, sich nicht gestalten soll.

Von diesem Glauben hatten unsere Leutchen also keinen Begriff, hatten also keinen festen Boden, auf welchem sie feststunden, heute und morgen die Gleichen. Sie wurden auf den Wellen der äußern Eindrücke geschaukelt, und diese Eindrücke wirken ein, zeugen Empfindungen und Werke, je nachdem die tierischen Saiten im Menschen gespannt sind, je nachdem er kalt oder warm hat, schläfrig oder wach ist, gegessen oder getrunken, Kopfweh oder Bauchweh oder längi Zyti oder gar nichts hat. Solche Menschen sind auch schöner Empfindungen, sogenannter guter Taten fähig, warum nicht? Eisi konnte eine arme Frau über Nacht haben, ihr ein gutes Glieger geben, Kaffee am Morgen und etwas in Sack, weil es Erbarmen empfunden bei ihrer Erzählung und denken mußte: Herr Jeses, wie wärs mr doch, wenns mr auch so gieng; es konnte ihrem Knechte die Kindstaufmahlzeit halten und ihm nichts dafür abnehmen, weil es dachte: DSach hey mr selber gha, aparti drfür gchauft ja nüt, u wie wetts doch o son es Knechtli mache: vierzig Pfund Lohn, vier King und alli Brösmeli chaufe ds lieb läng Jahr dure, wie wetts doch o eine könne mache, wenn er nit will zum ene Schelme grate!» Steffen konnte einem Halunk, von dem er gut wußte, daß er sein Lebtag viel gelogen, aber nie einen geliehenen Kreuzer wiedergegeben hatte, eine Handvoll Fünfunddreißiger borgen, und wenn allfällig Eisi brummen wollte, so sagte Steffen: «Bis doch o witzig; wenn ih ihm nit gä wett, wer wett ihm gä, ih frage dih?» Bürgschaft konnte er niemand abschlagen, und wenn er jemand das Reiten verheißen, so konnte er demselben stundenlang warten, wie unkommod es ihm auch war. Sie waren noch weich, zu bestimmter Eigentümlichkeit hatte die Welt sie noch nicht erhärtet. Wie sie Gutes empfanden bei erregenden Eindrücken der Welt, so quoll ebenso rasch und leicht Böses auf bei anderm Wellenschlag der Außenwelt.

Eisi hörte für sein Leben gerne andere Weiber ausführen, und wenn es Gelegenheit hatte, einem was anzuhängen, so kam es ihm auf eine Lüge oder zwei nicht an; so spielte Steffen gerne Streiche und Possen, die oft sehr grob waren, besonders Trunkenen, die nicht wußten, wer es gemacht, oder armen Burschen, die sich nicht rächen konnten, nicht rächen durften. Mit der Ehrlichkeit nahm ers nicht genau, doch fiel es ihm selten ein, jemand Unrecht zu tun, es mußte ihm erst einer seiner Kameraden sagen: «Nimm den jetzt auch so recht, daß ihm das Ligge wehtut!» Wenn einer voll war, so tat Eisi ihm gerne halb Wasser in den Wein, rechnete ihm doch ds Halb mehr an, als er getrunken, und wenn er wechseln ließ, so überzählte es sich um einige Batzen. Dessen hatte es jedoch kein Hehl, sondern rühmte es mit lachendem Munde jedem, wer es hören wollte, wie es da gno heyg und ihms gmacht, er sei so volle gsi, er heyg nit meh chönne Babi sagen. So was schien ihm eine Heldentat. Beide hörten Zoten und schlüpferige Dinge für ihr Leben gerne und steuerten durchaus keinem Unwesen in ihrem Hause, im Gegenteil. Wenn Eisi schon zuweilen des allgemeinen Brauches wegen sagte: «Schwyg mr jetz de, du Uflat!», so lachte ihm doch das Herz im Leibe, und es wäre ihm sehr leid gewesen, wenn es auf seine Ermahnung hin nicht noch schmutziger gekommen wäre. Beide hörten Spöttereien über alles Geistliche besonders gerne und halfen mit alles verlachen und sich groß und stark stellen, als seien sie weiter als das gemeine Volk, das sich noch am Narrenseil herumführen ließe und dumm sei wie dLänderküeh, und handkehrum hätten sie doch aufbegehrt, wenn man ihnen vorgeworfen hätte, sie hätten keinen Glauben.

Ihre Gastig, jedenfalls die, mit welcher sie sich am meisten abgaben, bestund aus sogenannten Halbschöpplern, das sind nicht Halbschoppenbauern, nicht Halbschoppenmeister, nicht Halbschoppenherren, nicht Halbschoppenbuben; aber von allem war was dabei, es war eine wunderliche Generation, fast so bunt und wunderlich wie eine Schneiderfahne. Unter dieser Halbschoppengastig versteht man die Leute, welche mit mehr oder weniger Regelmäßigkeit um neun oder zehn rasch wie ein Spyri seinem Loche zu in eine Türe schießen und hinter derselben ihren Schutz oder Halbschoppen zu sich nehmen, dann rasch wieder raus und manchmal noch vor zwölf rasch wieder zum Loch ein und aus. Nach dem Essen natürlich wieder, da aber etwas langsamer, minder pressiert, wie mit besserm Gewissen, bis es wieder an die Arbeit geht, und per se nach dem Nachtessen oder nach dem Feierabend wieder, und zwar da sehr oft von einem Halbschoppen zum andern, es weiß kein Mensch wie lang. Da kömmt es natürlich darauf an, ob viele Wirtshäuser an einem Orte sind oder nur wenige, auf die Polizei kömmts dabei wegen der Länge durchaus nicht an, deren hat kein Hund sich mehr zu achten, nämlich – per se – da, wo keine ist, denn dessen, was nicht ist, kann begreiflich ein Hund sich nicht achten, wenn er schon wollte.

Diese eigentümliche Bevölkerung, zusammengewürfelt aus allen Altern, fast möchte man sagen Ständen, Nationen, in allem möglichen Kostüme, von den Holzschuhen bis zu den Stegreifen (den Stegreifen ersetzt oft ein Exträ den halben Schoppen), vom Twine bis zu den Hemdärmeln, mit und ohne Haare, mit und ohne Schnäuze, meist jedoch, wenigstens vormittag, ohne Röcke, meist mit Geld, zuweilen jedoch auch ohne, diese Bevölkerung ist wunderbar zerstreut (wie die Juden durch die ganze Welt, wo es was zu schachern gibt) durch das ganze zivilisierte Europa, so weit es Kaffeehäuser und Pinten und andere Wirtschaften gibt. Begreiflich jedoch gestaltet sie sich anders in den verschiedenen Ländereien nicht nur, sondern auch in größern und kleinern Städten, so zum Beispiel ist sie in London nicht ganz gleich wie in Langenthal, in Amsterdam nicht wie in Aarberg, in Paris nicht wie in Schwarzenburg, in Berlin endlich nicht wie in Bern, wenn Bern auch schon ein großer Ort ist, wo große Männer wohnen. Wie verschieden diese Bevölkerung sich ist in Sprache, Haut und Stand, eins hat sie doch gemein (die üblichen Ausnahmen fangen endlich an, sich von selbst zu verstehen), sie liest wenig oder nichts, Zeitungen ausgenommen, diese werden ungefähr von der Hälfte in die Hände genommen; sie denkt nichts, außer wenn sie jemand taub macht oder eine Facharbeit sie zum Denken zwängt, daneben aber ist diese Bevölkerung verflucht gebildet, meineidig aufgeklärt, sie gibt den Ton an, sie macht den Zeitgeist. In großen Städten wie Berlin und Paris, da befaßt diese Bevölkerung sich hauptsächlich mit dem Theater und mit den sogenannten Tagesfragen. Das Theatergeschwätz beschäftigt viele Tausende ganz ausschließlich; was gespielt worden und gespielt wird, wie der gepfiffen und jene gekräht, das alleine füllt ihren engen Schädel, das alleine bildet ihren Schwatzstoff. Wir müssen sagen, das Theater ist eine schöne Sache, und wenn schön darin gespielt wird, so ist es noch schöner; aber wir müssen ebensogut sagen, daß wir die für die jammerwürdigsten, flachsten aller Menschen halten, denen das Theater alleine ihren Schädel füllt, denen es ihr Alles ist, hier ihr Himmel, dort möglicherweise ihre Hölle. Die Theatergöhle sind in Berlin und Paris ungefähr gleich; während die Tagesfragen in Paris sich um die Minister drehen, höchstens bis nach Algier gehen oder aufs weiteste bis nach England, bekümmern sich die Jelehrten Berlins um die Professoren, welcher jelehrter oder liberaler sei als der andere, versteigen sich zuweilen bis zu den schlesischen Webern und geben manchmal ein geheimes Gemuckel über Rußland von sich, aber wohlverstanden nur ein Gemuckel oder Gemunkel und dazu noch ein geheimes.

Theater ist unter unserer Bevölkerung von diesem Schlage keins zu besprechen, was Neues hat auch Keiner gelesen, man zerrt sich daher gewöhnlich an was Altem herum, an alten Histörchen, Kiltgeschichten, stehenden Witzen, am Wetter, an der Repetition von Hudelten ältern oder neuern Datums, allfällig auch an laufenden Geltstagen und laufenden Liebschaften, verlaufenen Steigerungen, bestehenden Geldnöten oder vorgefallenen Prügeleien und Spöttereien über alles Geistliche, ein sich Rühmen, wie man sich über alles wegsetze, womit man hauptsächlich den hohen Stand seiner Aufklärung beurkunden will, wodurch aber nichts klar wird, als daß die Leute zwischen Unglauben und Aufklärung keinen Unterschied kennen, usw. Freilich schlägt auch zuweilen nicht bloß so eine gemeine Tagesfrage, sondern eine eigentliche Lebensfrage in diese Kreise. Und wie es geschieht, wenn ein Blitz in einen Weiher fährt, das Wasser zischt und spritzt, daß die Augen fast nicht mehr klar reiben kann, wer es überlebte, so bringt in Aufruhr eine Lebensfrage die ganze geschilderte Bevölkerung, wenn sie in sie fährt. Das siedet und brauset und zischt, daß man sein eigen Wort nicht mehr hört, und wenn sie auch nicht über die Felsen aus ins Meer sich stürzt, so stürzt sie doch von einer Speisewirtschaft zur andern, tobt in gewaltiger Brandung von einem Kaffeehaus, einem Pintli zum andern, es ist eine Bewegung groß und hehr, daß man meinen sollte, die Häupter ihrer Wellen würden sich bis zum Himmel heben. Indessen man fürchte sich nur nicht, diese Wellen sind zu kurz, die Gewölbe des Himmels zu sprengen, sie können wohl aufrühren die schmutzige Grundsuppe, den Uferschlamm und den Bodensatz der Tiefe, können eine Zeitlang den Gesichtskreis trüben und die Augen blenden, diese Wellen verrauschen wieder zwischen den Speisewirtschaften, der Donner der schönen Bewegung verrauscht am Ende wieder in ein anständig Berliner Gemunkel. Von wegen, was nicht Boden hat, das schießt wohl schnell auf, aber verdorrt ebenso schnell wieder, und wo die Wasser nicht tief sind, da bewegen sie sich leicht, die Oberfläche kräuselt sich, die Wellchen sträuben, bewegen sich, aber sie setzen sich bald wieder, nachdem sie eigentlich nichts anders gemacht als alles trübe, so weit sie kommen mochten.

In dieser Gesellschaft bewegten sich Steffen und sein Eisi hauptsächlich, das waren die bildenden Elemente, welche Einfluß auf sie hatten, ihre Fortbildung bestimmten. Man spricht viel von gebildeten Leuten, und die Schulmeister heben stark den Kopf auf, weil sie meinen, sie alleine seien bevorzugt, weil sie alleine Fortbildungskurse hätten, sie hätten das Recht, mitleidig auf die Erbarmungswürdigen herabzusehen, welche keine Fortbildungskurse haben, nicht zum Fortschritt in Kurs gesetzt werden, die dummen Leute! Gebildet sind alle Leute, einen Fortbildungskurs haben alle Leute, im Fortschritt begriffen sind alle Leute! Man setze also ab mit dem Hochmut, halte sich nicht für bevorrechtet, weil man lesen kann, ohne zu buchstabieren, und weil, wie andere Leute eine Tabakspfeife aus der Tasche gucken lassen, man ein lang Stück unverdauter Wurstbildung aus dem Munde hängen hat und es um den Leib blampen läßt wie hoffärtige Leute einen Nastuchzipfel am hintern Teil.

Geboren, wie er zu Grabe geht, wird kein Mensch. Geboren wird der Mensch, soweit wir wissen, ohne Bewußtsein; erst wenn er die Augen aufschlägt in dieser Welt, beginnt es zu dämmern in ihm; er nimmt Eindrücke auf; es beginnt seine Bildung, sie wird bedingt und gelenkt durch seine Umgebung. Die Katze, mit der er spielt, die Ziege, die er weidet, der Mensch, mit dem er spricht, das Kind, das er betrachtet, das Buch, in dem er buchstabiert, das alles sind Elemente seiner Bildung, seine Bildungsmittel. Die Bildung steht nie stille, wird alle Tage neu. Das Menschenkind wird alle Tage gebildeter, es schwebt in einem ununterbrochenen Fortbildungskurse. Das Leben des Menschen ist der von Gott geordnete Fortbildungskurs, ein ganz anderer als der sechs- oder zwölfwöchige, der hier oder dort von Obrigkeit wegen angestellt wird. Diese Bildungselemente erzeugen aber nicht bloß Eindrücke, lassen Anschauungen zurück, ein Wissen von diesem oder jenem, sondern sie erzeugen nicht, aber wecken im Menschen eine selbsttätige Kraft, ein Begehren, das nicht gesättigt wird durch das Zufällige, Herumliegende, nicht befriedigt durch das willkürlich Gegebene, ein innerlich Verarbeiten des Erhaltenen, ein Denken darüber, welches dann Fragen zeuget, und ein Streben, dieses und jenes Bildungsmittel herbeizuziehen, zu ergänzen das Mangelnde, ein immer bleibendes Ungenügen, das, je mehr es sich aneignet, desto besser begreift, was alles noch fehlt, das immerfort hungert und dürstet nach dem Fehlenden, fort und fort dasselbe sich zu verschaffen sucht, und hat es dasselbe, es innerlich verarbeitet, daß es nicht als fremder Stoff in der Seele bleibt, sondern ins eigene Wesen übergeht, daher auch als eigene Kraft oder eigenes Wissen, oder wie man es nennen mag, jeden Augenblick zu Gebote steht. Diese begehrende, verarbeitende, später schaffende Kraft ist in allen Menschen, wird in den Meisten angeregt, erlöscht aber in den Meisten wieder, wird zumeist von Eltern und Lehrern ausgeblasen, ja totgeschlagen; wem sie aber bleibt, wem sie zum Licht seiner Seele wird, der alleine ists, welcher mit dem Worte «gebildet», wie die Welt es nimmt, bezeichnet zu werden verdient.

Die Mehrzahl, in welcher diese Kraft erlischt, sie wird dessen ungeachtet fortgebildet Tag um Tag, sie steht nie stille, aber sie ist nicht selbsttätig und zwar in zweien Richtungen nicht.

Sie sucht keine Bildungsmittel, keine neuen nährenden und erregenden Elemente; sie hat keinen Drang darnach, ist nicht hungerig, nicht durstig darnach, ist zufrieden mit dem, was da ist, zufrieden mit dem, was sie hat, lebt in dieser Beziehung in vollkommenem Genügen, meinet, mehr nützte nichts, und nimmt bloß hin, was zufällig durch Umstände, Umgebungen, Lebensweise, Verhältnisse sich an sie drängt, was man auf Kirch- und Marktweg vernimmt, in einer Speisewirtschaft, einer table d'hôte, einer Postkutsche oder in irgend einer Konferenz oder ganz gemeinen Zusammenkunft; und wenn gar nichts an einen kömmt, so ist man doch vollständig zufrieden und fällt auch nicht von ferne in Zweifel, daß man nicht meineidig aufgeklärt sei.

Zweitens verarbeitet man dasjenige, was man auf diese Weise aufgeschnappt hat, durchaus nicht; wie man es gekriegt, so behält man es auch, bis es wieder von einem geht. Wie der Vogel Strauß Steine schluckt und Eisen, so schluckt man Urteile, Meinungen, Neuigkeiten, Zeitungsartikel, Gassengeschwätz, Lebensfragen, wurstische und straußische Dinge, die der Strauß gesagt haben soll, die man aber per se nicht selbst gelesen hat. Was er schluckt, Eisen und Steine, die verdaut der Vogel Strauß, was aber die Gebildeten von dieser Sorte schlucken, das verdauen sie eben nicht, sondern sie behalten es ganz bei sich, bis es zufällig wieder von ihnen geht, wie es zufällig in ihren Leib gekommen. Solange sie es aber haben, halten sie es wie ein gefunden Kleinod, einen Schatz; begreiflich, was es wert ist, wissen sie nicht, haben es daher wie Kinder mit Glasperlen oder Zahlpfennigen, meinen, sie seien im Besitz der afrikanischen Höhle Xaxa, und wer sie über den Wert ihres Besitztums aufklären will, den schelten sie Lügner und Verleumder, der sie arm machen wolle, während so reich sie sich glauben, wie Kinder es haben, die einen Kreuzer besitzen als all ihr Hab und Gut. Wer ihnen diesen Kreuzer abnehmen will, dem schreien sie ins Gesicht, schlagen mit Händen und Füßen, als ob er ihnen das Herz aus dem Leibe reißen wollte; natürlich, wenn sie diesen Kreuzer nicht hätten, so hätten sie gar nichts mehr. Dieser Gebildeten Weise ist es, daß sie nie viel dergleichen Bildungsstumpen bei sich haben, haben halt nicht Platz dafür; kömmt was Neues, so geht zumeist das Alte von ihnen, und zwar ebenso unbewußt, wie es unbewußt in sie gekommen ist. So entstehen bei diesen Menschen zwei sehr merkwürdige Eigentümlichkeiten, die dem unbegreiflich scheinen, welcher nicht auf den Grund zu gehen weiß. Erstlich ein ungeheures Selbstgenügen bei dem Unbedeutenden, was man hat, eine unglaubliche Glückseligkeit in dem Besitz einiger Worte, Redensarten, Urteile, einiger Bruchstücke des frechsten Unglaubens, die man aber bloß für Aufklärung hält, weil sie eben weder Kopf noch Füße haben.

Da die guten Leutchen nichts kennen als das, was ihnen ungefähr zu Leibe gekommen, so meinen sie begreiflich alles zu haben, was an Weisheit zu haben sei im Himmel und auf Erden, und verachten grenzenlos und ungeheuer alle die, welche eben nicht die gleichen Brocken wie sie im Leibe haben. Man hatte schon lange ein Wort für diese Art von Hochmut; man nannte ihn Schulmeisterdünkel, und zu leugnen ist es nicht, daß viele Schulmeister damit behaftet sind, namentlich junge, denen man mit der Nürenberger Kanne einige Maß Weisheit in den Leib gegossen und einige Speckbröcklein von Aufklärung, das heißt von moderner Philosophie. Indessen wäre es doch durchaus ungerecht, zu glauben oder gar zu behaupten, dieser Dünkel sei nur im Lehrstande, ja er findet sich dato anderwärts in viel höherm Grade.

Du mein Herr, den findet man in jeder Speisewirtschaft, in jedem Café, und nicht bloß bei den Gästen oder Pintenwirten, o nein, ihr findet ihn ebensogut bei den Kellnern, ja selbst bei Stubenmeitlene, die von ihrem Schatz, vielleicht einem Gumi oder einem Schreiberlehrling, gehört haben, es sei sich öppe der Religion nimme viel z'achte, mi syg jetz witziger und gscheiter worde. Dünkel und Hochmut ist das erste Kennzeichen dieser Bildung, das zweite aber ist Unduldsamkeit, Feindseligkeit, Verfolgung jedes Andersdenkenden. Die guten, beschränkten Menschen können gar nicht begreifen, daß es über einerlei Sache zweierlei Meinungen geben, daß ein Mensch, der es recht meine, das Herz am rechten Fleck habe, eine andere Meinung haben könne als sie, und hat einer eine andere, so halten sie ihn für einen Esel oder aber für einen Schelm, Spitzbuben, Aristokraten oder Pfaffen. Für einen Esel halten sie ihn, wenn sie ihm die Einsicht nicht zutrauen, ihre Weisheit begreifen zu können, für einen Spitzbuben, wenn sie ihm Einsicht nicht absprechen können. Das seien die Schlimmsten, sagen sie, die wüßten es wohl, aber sie sagten es nicht; das seien auch von denen, die meinten, das Volk solle immer dumm bleiben, und wenn sie es machen könnten, so würden sie das Volk ganz zurückwerchen, ganz wies vor Altem gewesen; die Schelmen und Spitzbuben, bei den Beinen sollte man sie aufhängen! Wie ehedem des Bundes mit dem Teufel verdächtig wurde und das Leben riskierte, wer nicht an Hexen glauben wollte, so wird verdammt, verlästert, verketzert, wer der Speisewirtschaftsaufklärung sich nicht beugen, sie nicht anerkennen will; denn dieselbe ist unduldsam, ausschließend, feindselig trotz der verschrienen Inquisition, eben weil sie beschränkt, borniert ist, ja wenn jemand frei Tollheiten züchtigt, so wird er angegangen schmeichlerisch und drohend, zu widerrufen, sich zu erklären, akkurat wie die Inquisition es machte, wie Galilei und tausend Andere widerrufen mußten.

Und was sind denn das für Weisheitsbündel und Weisheitsbüchsen, welche solchen Widerruf verlangen? Die Inquisition verbrannte ehedem Bücher, und Rechtgläubige warfen mit Abscheu aus den Händen, was irgendwie nicht den rechtgläubigen Geruch zu haben schien. Akkurat gleich kriegen es diese Leutchen; sie können nicht bloß nichts lesen, was nicht aus der gleichen Blase kömmt, aus welcher sie ihre Weisheit empfangen, sondern sie verfluchen und verlästern alles, von dem sie hören, daß darin etwas gegen ihren Glauben gesagt wird, ja wir werden bald hören, daß man wieder zum Verbrennen schreitet alles dessen, was etwas gegen ihren Glauben enthält. Bücher wird es freilich selten treffen, denn Bücher lesen die meisten dieser Gläubigen nicht; Zeitungen höchstens, diese werden vorerst herhalten müssen.

Unter diese Gebildeten gehörten also auch Steffen und sein Eisi. Schöpferische Kraft oder geistlichen Hunger und Durst hatten sie beide nicht, andern wohl; Bildungselemente, bildende Kräfte suchten sie keine; sie ließen sich wiegen von denen, welche zufällig an sie kamen; sie wurden aber dennoch fortgebildet und waren im Fortschritt begriffen. Es ist Torheit, zu glauben, es stünde jemand still; in der Richtung, in welcher einer sich bewegt, wird er fortgetrieben, stoßen ihn seine Bildungselemente fort. Nun ist da eben die Frage und der große Unterschied, ob einer die Richtung selbst erwählet und sich in dieselbe mit all seinen Kräften geworfen habe, oder ob er zufällig, blindlings, ohne Bewußtsein in dieselbe geraten sei. Im erstem Fall schreitet er selbstbewußt fort, weiß immer, wo er ist, und kennt das Ziel, an welches er will; im letztern Fall aber wird er fortgewiegelt wie ein Kind im Schlaf, fühlt seine bildende Bewegung ebenso wenig als den Umschwung der Erde, weiß also per se nicht, wo er ist, sieht die Ufer nicht, an denen er vorbeigetrieben wird, träumt nichts von dem Strande, an dem er stranden wird. Es setzt sich bei ihnen äußerlich ein Anstrich ab von ihrer Umgebung, so wie weiß wird, wer viel um den Mehlsack ist, oder schwarz, wer kochen oder rueßen muß. Es entsteht eine gewisse Fertigkeit in dem, mit welchem man täglich zu tun hat, es setzt sich aber auch innerlich ein gewisser Staub ab, es bilden sich Härten oder Erhöhungen, es senken sich Täler, es entstehn Vertiefungen, und besondere Eigentümlichkeiten knetet die Welt nun bestimmter und ausdrucksvoller aus, wie aus den Händen des Becks der Teig verschieden hervorgeht als Züpfli, als Mütschli, als Weggli, als Küchli usw.

Steffen und sein Eisi lasen nun gar nichts, nicht einmal eine Zeitung, geschweige dann ein Buch, kein Weltbuch, geistliches dann erst nicht; sie dachten aber auch nichts Apartes. Hatte was ihr Gemüt bewegt, so zitterte dasselbe die Bewegung fort, bis ein anderer Anstoß eine andere Bewegung hervorbrachte. Geistliches hörten sie nichts, an Gott oder an ihre Seele wurden sie durch nichts erinnert, in die Predigt gingen sie nicht freiwillig, und wann sie gehen mußten, so waren sie an das Hören so wenig gewohnt, daß sie entweder schliefen oder was anderes sinneten. Denn das klagten sie wirklich oft, wenn Eisi keinen gerösteten Kaffee hatte, wenn es ein Kaffee machen sollte, oder Steffen keinen Brand, wenn er Fässer einbrennen sollte: man könne unmöglich an alles sinne, si wette, das vrfluxt Sinne wär nit, si heyge mängist z'sinne, daß si nit wüsse, ob si no e Gring heyge oder nit, und gäb wie sie sinneten, vergäßen sie doch ds Halbe. Ihre Bildungselemente bestunden also aus ihren täglichen Geschäften, ihrer Halbschoppengastig, aus Wygumene und Käsmarschanten, auch etwas Bauersame, doch dieses letzte Element wirkte am wenigsten ein und immer weniger.

Es wäre möglich, daß ein Leser, dem das Sinnen nicht so zwider ist, wie dasselbe Steffen und Eisi war, den Einwurf machen könnte, es seien hier als bildende Kräfte die Kinder vergessen, deren beim Leichenbegleit Erwähnung getan worden. Es ist allerdings wahr, Kinder sind sehr oft weitaus die kräftigsten Bildungsmittel. Wie manches Ehepaar entsagt den Lüsten der Welt, bricht sich Gewohnheit um Gewohnheit ab, scheinbare Bedürfnisse verlieren ihre zwingende Kraft, lösen in Nebel sich auf; es sucht Kräfte in sich und findet sie, spannt sie zusammen, ringt mit den Umständen, ringt mit dem Unglück, ringt Tag um Tag der Welt das Nötige ab, nährt die Kinder, bildet die Kinder, und während es arm geblieben wäre ohne Kinder, ist es reich geworden durch die erweckende Kraft der Elternpflicht. Es ist wahr, manch Elternpaar, wenn das erste Kind in der Wiege vor ihm lag, hielt zum erstenmal ernste Rechnung mit sich selbsten, stellte seine Seele vor den Spiegel der Wahrheit und frug, ob so eine Seele würdig sei, Vater oder Mutter vorzustellen, frug ihn, was versteckt und abgelegt werden müsse, wenn das Kind Vater und Mutter ehren solle; darnach rangen sie, sich zu reinigen, und schauten ängstlicher nach des Kindes Miene als Höflinge nach des Königs Gesicht, ob es sie halte für die starken, würdigen Säulen, an denen seine Schwachheit erstarken, an denen der adeliche Mensch sich aufranken könne und hinstellen unter sein Geschlecht als zur Ehre desselben und zur Freude seiner Brüder; so ward manches Elternpaar, das vielleicht versunken wäre in niedere Triebe, wild Gestrüpp, eine Zierde des Menschengeschlechts durch die zwingende Kraft der elterlichen Würdigkeit.

Es ist wahr, manch Elternpaar wurde durch Kindesgeschrei geweckt aus geistigem Schlafe und das zur Welt geborne Kind sprengte auch die selbstsüchtigen Schranken ihres Lebens. Elternliebe floß heiligend durch ihre Seelen, mit freudigem Aufblick empfingen sie die Gabe von oben und gelobten, das Pfand der göttlichen Liebe nicht zu entwenden dem Vater, es nicht an Erde und Sünde zu verraten, sondern es zu bewahren und zuzuführen dem göttlichen Geber. Sie, die vorhin für sich nicht daran gedacht, suchten nun, was droben ist, begriffen erst jetzt, was es dem Menschen hülfe, wenn er die ganze Welt gewönne und litte Schaden an seiner Seele. Sie suchten die Liebe des Vaters, um sie den Kindern zuzuwenden, das ewige Erbe, um es den Kindern zu vererben, sie heiligten sich, damit ihre Kinder dem Vater, der sie gegeben, geheiligt blieben. Es ist wahr, manch Elternpaar, das in den Strömungen der Welt dahingeschwommen wäre, ohne ernstlich der Seele Heil zu bedenken, wird durch der Elternliebe gewaltige Kraft selbst dem Herrn geheiligt. Darum heißen nicht umsonst Kinder des Höchsten Gab, und selig der Mann, dem sein Weib solche Gaben bringt.

Auf Steffen und Eisi übten die Kinder keinen Einfluß, die Umstände zwangen nicht dazu, und wo Eltern sich nicht selbst bestimmen, sondern bestimmen lassen, da ist der Stärkere Meister, und anfänglich sind jedenfalls die Eltern die Stärkern und handeln an den Kindern, wie es sie ankömmt. Später, wenn ein bestimmter Wille in den Kindern sich ausprägt und geltend macht, da wird es anders.

Eisi bekam seine Kinder streng hintereinander, war aber rüstig und stark, hätte wohl noch einmal so viel haben können, ohne daß es ihm geschadet hätte; nach jedem Kinde schien es hübscher, aufgeheiterter zu werden. Es ließ sich nichts abgehen, war aber rasch wieder auf den Beinen, von wegen, es hatte gar zu lange Zeit im Bette, und zweitens hörte es gar zu gerne den Ruhm, wie es eine sei, so sollten alle sein, aber es täte es ihm Keine gleich. Da meinten die Andern, im Bett liegen sei dHauptsach, und lägen beim Schieß manchmal, daß es die arme Mannli düech, es schreiße sie an allen Haaren auf, wenn sie alles draußen machen müßten, dann drinnen noch, dann zNacht keine Ruhe hätten, weil die Frau, die Plättere, nicht selbst aufmöge, dann endlich nicht genug herbeitragen könnten an Essen und Trinken, daß es eim fry übel grus. Eisi aber sei auf den Beinen, man wisse nicht wie, mangle keine Abwart, mache seine Sache fort, da bleibe nichts dahinten, man habe noch Keine so gesehen das Land auf und ab. Wir sind überzeugt, Eisi freute sich allemal ungeheuer und mochte nicht warten, bis das Kind kam, bis es zeigen konnte, wie es eine sei, und rühmen hörte, daß Keine so sei das Land auf und ab, und dann denken konnte, wie dieser und jener es seiner Plättere daheim, wo vierzehn Tage lang im Bette liege, gesagt habe, was dWirti uf dr Gnepfi für eine sei, u wie die taubi worden sei und habe plären müsse vor Kyb und Nyd. Es ist sehr merkwürdig, aber die Weiber, die Täsche, haben die größte Freude daran, wenn sie sich gegenseitig bös Spiel machen können bei den Männern (die üblichen Ausnahmen verstehen sich). Mit dem Kinde befaßte es sich wenig, ließ durch dasselbe sich nicht plagen, irgend ein dienstbarer Geist mußte es hüten und pflegen, und wenn es schrie, so sagte Eisi: «Gang doch mit ihm voruse, du ghörst ja, daß es nit wott dinne sy, u de man ih nüt minger ghöre as das Plär, das macht mr afe längi Zyti!»

Denn doch liebte es das Kind, das heißt es war ihm sehr willkommen als ein Gegenstand mehr, mit dem es Hoffart treiben, für das es allerlei Schönes krämerlen konnte. Es war oft prächtig zu schauen, wie Eisi ihre Kinder herauszuputzen wußte mit roten Röcklein, gelben Turbanen, groß wie ein doppelt Bernmäß, mit Lätschen drauf wie Fasnachtküchli oder gar ein Stück von einer Feder, und wäre es auch nur ein Stück von einer Pfauenfeder, und sonst noch was grusam Schönes hinten oder vornen. Ob sie daneben sauber seien und rein, dessen achtete Eisi sich wenig, ob der Sonntagsstaat auch am Werktag getragen werde und wie zugerichtet, das fesselte seine Aufmerksamkeit ebenfalls nicht. Das Erste, was bei der Hand lag, funggete, wuschte man den Kindern an und ließ sie laufen, am liebsten so weit, daß man das Brüll nicht mehr hörte. So geschah es denn oft, daß die schönsten Kleider den Kindern in Fetzen am Leibe herumhingen, beschmutzt, daß man die Farben nicht mehr unterscheiden konnte, und jedermann sie für ausgerissene Komödiantenkinder genommen hätte, daß wenn man sie dann einmal z'grechtem anziehen wollte, Eisi mit dem einen oder andern seiner Kinder sich spienzeln wollte, kein einzig ordentlich Kleidungsstück vorrätig war, so daß Näherin oder Schneider auf der Stelle herbei mußten oder für Kleinere man zum Krämer lief, wo fertige Kleiderchen zu haben waren. Wo man das Geld nicht ästimiert, da weiß man sich zu helfen. Je größer die Kinder wurden, dest weniger achtete Eisi sich ihrer, außer wenn sie ihm zu nah unter die Füße kamen oder wenn sie was von ihm wollten. Gewöhnlich kriegten sie dasselbe nebst einigen unwilligen Worten über das ewige Gchähr alsobald, nur damit sie wieder dänne kämen.

Steffen nahm sich der Kinder noch weniger an. Bis sie laufen konnten, sah er sie kaum an, und wenn ihm zur Seltenheit einmal zugemutet wurde, er solle eins derselben ein wenig halten, so sagte er, man möge ihn ruhig lassen, er möge nichts minder als mit so kleinen Brüllhünge zu tun haben; wenn man sie ja nur ansehe, so brüllten sie graduse, wie wenn sie dr Kanton wette vrsprenge. Wurden sie größer und konnten ihm nachlaufen, so war er ein sogenannter guter Ätti, das heißt er tat ihnen, was sie wollten, und namentlich mit Speis und Trank. Was sie nicht essen mochten, konnten sie sein lassen, und was sie wünschten, kriegten sie, und seine größte Freude hatte er, wenn er einem Kinde sein Glas voll Wein darreichte und sagte: «Seh, nimm es Schlückli, aber ume es klys und ume eins», und dann das Kind das Glas allem scheinbaren Abwehren zTrotz ohne abzusetzen austrank. Er war, wenn er bei guter Laune war, imstande, dieses väterliche Manöver alsobald zu wiederholen, so daß das Kind zwei Gläser voll Wein trank, hintereinander.

Daß diese Kinder mit vollem Recht singen konnten: «Ein freies Leben führen wir, ein Leben voller Wonne», begreift sich, aber beliebt waren sie nicht, man hörte oft die Gleichen, welche sie einen Augenblick vorher gepriesen hatten, sagen, das seien doch die wüstesten Kinder, mi chönn wyt laufe, ehe man wieder solche finde. Und trotz ihrer Freiheit hatten sie nicht heitern Sinn, nicht Fröhlichkeit, sie machten meist mißvergnügte Gesichter und taube Augen; was Verstörtes war an ihnen, man sah von weitem, daß da was fehle. Wer sich darauf verstund, sah an ihnen das Zeichen, daß sie niemere seien; das Gefühl: «Ach, ih bi niemere» hatten sie noch nicht, aber wo das Zeichen ist, entsteht früher oder später auch das Gefühl. Traurig ists doch, wenn Kinder Eltern haben, und von weitem sieht man: Die sy niemere!

So sieht man, wie die Kinder keinen bildenden Einfluß hatten auf die Eltern, wohl aber die Bildung der Eltern sich geltend machte an den Kindern. Denn Steffen und Eisi waren sehr gebildet geworden und in immer rascheren Schritten durchliefen sie ihren Fortbildungskurs.

Eisi war gewandter geworden, sagte nicht mehr: «Erwyset Ech dEhr und kömmet bald wieder», es hatte den Spruch geändert, es wußte selbst nicht wie und ohne zu begreifen, warum eigentlich der frühere nicht recht gewesen. Eisi hatte lismen gelernt, freilich nicht köstlich, aber es konnte jetzt doch eine Arbeit in der Hand haben so um des allgemeinen Brauchs willen; es konnte sogar was ins Hausbuch machen, wenn Steffen abwesend war und jemand dings Fleisch holte oder Wein und Eisi fürchtete, es möchte das Quantum vergessen oder den Namen der Leute, und Steffen konnte es recht gut lesen, wenn Eisi neben ihm stand und ihm sagte, wie er es machen solle. Eisi lernte auch etwas mehr vom Kochen, konnte einen Hasenpfeffer machen, wenn es einen Hasen hatte, machte Kuchen, ja wagte sich sogar zuweilen an eine Pastete. Die machte es dann wirklich währschaft. Die Wirti chönns, meinte einmal ein Götti, er hätte nur einmal davon genommen u no nit sövli viel, aber es düech ne, er wetts möge erlyde uf Basel abe, ohni yzkehre. Die fuehr afe, dere sött me ha zMorge, wenn me dr ganz Tag i Wald wett oder a Gmeinrat, wenn me o nüt überchömm bis zNacht. Was sich jedoch bei ihm am meisten ausbildete, das war der Hochmut, der Glaube, wie sie sei niemand, hoch über allem stünden sie. Mit dem Hochmut verbindet sich zumeist die Hoffart, doch nicht immer. Wer sich mehr als alle glaubt, will sich auch seiner Meinung gemäß äußerlich darstellen, besser als Andere, alles schöner, köstlicher haben als Andere, damit die Leute es von weitem sehen könnten, wer man sei, und nicht lange zu fragen brauchten. Mit Essen und Trinken ließ es sich nichts abgehen, aber sein Hauptstreben war doch, sich darzustellen als eine vornehme Frau, der manche Bäurin zu gering wäre zum Hühnermeitli.

Wer so recht hochmütig ist, der ist gleichsam ein Papst, hält sich für unfehlbar; was er will, soll gelten, was er begehrt, soll man ihm bringen, und wo er gebietet, sollen die Andern springen, wenn er redet, alle schweigen, und wer widerredet oder widerstrebt, hat im Himmel nicht Gnade, auf Erden kein Recht, das heißt so ein recht hochmütig Weib wäre imstande, dem lieben Gott ein Kapitel zu lesen, und zwar ein scharfes, wenn er jemand, eine Nachbarin, ein Hühnermeitli usw. begnadigen wollte, die das Weib verdammt hätte, von wegen, so ein Weib ist gewohnt, daß ihm alles gället, daß der Mann selbst vortanzt nach seiner Geige. Es ästimiert niemand und bei dem Geist, welcher in ihm ist, auch Gott nicht, besonders wenn es taub ist. Freilich ist so ein Weib nicht halb so selbstherrlich, als es glaubt, so wenig als es die ärgsten römischen Kaiser waren; wirklich selbstherrlich ist nur unser Herrgott. So ein selbstherrlich Weib ist sehr oft nur Marionette oder Gliedermännli einer schlauen, gewandten Hand, welche die Drähte zu regieren, die Stimme zu verstellen weiß.

Steffen ward auch gebildet, er machte nicht mehr mit allen Leuten den rohen Metzger, lernte, daß es mehr als einer Gattig Leute gebe, suchte den Unterschied zu machen an den Kleidern, welche die Gäste trugen, an den Fuhrwerken, welche sie brachten; Steffen begriff nach und nach, daß es verschiedene Meinungen gebe in der Welt, und meinte, ein Wirt sei in trefflicher Stellung, dieselben zu erfahren und zu benutzen, aber dafür müsse er nicht zu vorschützig mit seiner Meinung sein, sondern den Leuten die Würmer aus der Nase ziehen, darum sich stellen, als ob er ihrer Meinung sei. Steffen war nach der Ansicht seiner Halbschoppenfreunde verflucht aufgeklärt und liberal. Kamen aber Gäste, die anderer Meinung waren, denen er Gesellschaft leistete, so konnte er sich mit Nicken und halben Worten stellen, als ob er ihrer Meinung sei, daß sie ganz zutraulich wurden, auspackten, was ihnen auf dem Herzen lag, ganz glücklich wurden, einmal einen so braven und verständigen Mann gefunden zu haben, eine Flasche Extra kommen ließen, Steffen einschenkten, beim Abschied ganz zärtlich wurden, Steffen einluden, ja sie auch zu besuchen, und fast weinten, wenn sie ihm zum letztenmal die Hand gaben. Die guten Leutchen sahen nicht, wie er lächelte, als sie ihm nur noch den Rücken sahen, und wie er dann seinen Freunden auspackte, was er gehört, was er gesagt, und wie sie lachten, daß aber einer angeschmiert sei nach Noten, und abrieten, wie man so einem es eigentlich machen sollte. Steffen lernte auch, daß es zweier Gattig Gumene gebe und mehrer Gattig Wein im Weltschland; aber eins lernte er nie, welches der rechte Gumischlag sei, gäb wie er meinte, er passe auf und nehme sich in acht; er lernte nie den Wein kennen, der wirklich von diesem oder jenem Orte kam, und was die Chust im Mul für Einfluß auf den Weinhandel hat, das begriff er ebenfalls nicht, gäb wie er Wein versuchte, und zwar je länger, je mehr und je länger, je lieber.

Das war es eben, was bei Steffen absonderlich sich ausbildete, die behagliche Sinnenlust. Er war kein Wüstmacher, Keiner, der seine Stören hatte, während deren Dauer er längs Stück nicht nüchtern wurde, oder der sich sonst betrank, daß er liegen blieb wie ein Stück von einem Kalb; aber er fand an Essen und Trinken ein immer größeres Behagen und konnte je länger, je weniger lang ohne das Eine oder das Andere sein. Durch das Essen ward er durstig, durch das Trinken ward er hungrig, und so rief eins immer dem Andern. Freilich so viel Essen bedurfte er auf das Trinken nicht, wie er auf das Essen trinken mußte, und wenn nicht gleich was zu essen da war, so konnte er sich mit einem Schoppen den Hunger auch vertreiben, während es ihm wirklich nie einfiel, mit einem Erdäpfel oder einer Gabelten Kraut sich den Durst zu verscheuchen. Man hat Beispiele, daß Menschen, welche viel essen und regelmäßig des Abends mit einem kleinen Nebel zu Bette gehen, dessenungeachtet sehr rührig sind, wenig Schlaf bedürfen, wenn sie auch des Abends die Allerletzten zu Bette gegangen, dennoch des Morgens wieder wecken und die Ersten auf den Beinen und den ganzen Tag an allen Orten sind, als ob sie Flügel hätten. Kein Stubenmeitli kann verstohlen einen Schluck nehmen, kein Ackerbub hinter den Eiern sein, keine Köchin ein Würstlein sich zu Gemüte führen, unversehens sieht der Meister ihnen über die Achsel, daß sie gixen müssen und ärger erschrecken, als wäre es der Teufel in eigener Person. Das sind Menschen von besonderer Tätigkeit, die mit großem Eifer einem Ziele nachjagen und oft eifriger, als ihre körperlichen Kräfte es zulassen, daher besonderer Stärkungen nötig zu haben glauben, etwas, welches wieder neu ihre Kräfte spannt, so wie man auch den Pferden Hafer gibt, wenn sie müde werden wollen, und um so mehr Hafer, je weiter und je strenger sie laufen müssen. Dieses Bedürfnis haben Leute von den verschiedensten Sorten: Friedrich der Große zum Beispiel, der ganze Nächte durch Kaffee trank, wie jener Hammerschmied, der täglich vierzehn Maß Wein zu sich nahm und eine Maß Brönz obendrauf, um den Magen zu korrigieren; Jean Paul, der Bier trank und, wenn er Geld hatte, Wein, um die Gedanken flüssig zu machen und flüssig zu erhalten, der behauptete, viel einnehmen zu müssen, weil er viel ausgebe, so gut wie jener Flößer, der dest mehr Branntwein trank, je kälter das Wasser war und je öfter er, um den Floß flottzumachen, in das Wasser springen mußte; die Madame Sand, die tubaket, bis ihre Phantasie sie in die Nebelregionen getragen, so gut wie der Wirt, der von Morgen den vieren bis abends um eilf in allen Ecken und Winkeln Mägden, Knechten, Küfern nachläuft, bis er selbst im Dunkeln ist. Sie werden oft sehr alt dabei, Friedrich der Große zum Beispiel, weil die äußere Tätigkeit den innern Reiz unschädlich machte; oft indessen zehren beide Reize das gebrechliche Gefäß um so rascher auf, wie eine Kerze schneller zusammenbrennt, wenn man an beiden Enden zugleich sie anbrennt.

Von dieser Sorte war jedoch unser Steffen nicht. Wir haben gesehen, daß die Leute in seinem elterlichen Hause eben nicht meinten, daß alles in einem Tage gemacht sein müsse; da ihnen apart niemand aufpaßte, so galt bei ihnen das Sprichwort: Chume ih nit hüt, so chume ih doch morn. In einem solchen Hause gestaltet sich ein eigener Glaube, nämlich der, daß die Zeit, welche man der Arbeit abstehlen könne, eine gewonnene sei. Begreiflich gestalten Haus und Menschen sich ganz anders, wo der Glaube eingeurbet ist, daß die Zeit gewonnen sei, welche man zur Arbeit oder zu sonst was Gutem verwende. Wo man jede der Arbeit entzogene, irgend einer Lustbarkeit oder sonstigem Lumpenwerk zugewandte Zeit als gewonnen betrachtet, da erfaulen die Menschen und treiben gewöhnlich Dinge, die noch extra faul machen, es werden die Glieder träge, und jeder Vorwand, faulenzen zu können, erscheint wie ein beglückend Zeichen, das man nicht aus den Augen lassen darf. Steffen ward also vom Arbeitseifer nicht verzehrt, hockete gerne ab, und wo er ein Rüehigs machen konnte, versäumte er es nicht. Prächtig schickte sich seine neue Lebensweise zu seinen Anlagen und bildete dieselben auch tüchtig aus, er ward träge und untätig, ein unaussprechlicher Ekel gegen alles Dabeisein und Ausharren bei irgend einem Tun erfüllte ihn, jedoch so, daß die Welt es lange nicht merkte. Er schien gar nicht träge, er war noch viel auf den Beinen, nicht bloß, daß er hier aus, dort aus schoß, fuhr, allerlei nachlief, sondern auch daheim sah man ihn bald hier, bald dort, bald hinter dem Hause, bald vor dem Hause. Wenn man glaubte, er sei im Keller und ziehe Wein ab, so war er beim Knecht auf der Bühne und sah, wie er Futter rüstete, und meinte man, er sei in der Schaal und hantiere mit dem Fleisch, so stund er am Bach und sah, wie die Magd Erdäpfel stunggete mit dem mutzen Besen. Dieses unstäte Wesen war eigentlich nichts als angehende, sich ausbildende Faulheit, die bei nichts sein, bei nichts ausharren mochte. Am sichtbarsten war sie, aber das merkte niemand, wenn er einmal eine Feder zur Hand nehmen, was aufmachen oder gar einen Brief schreiben sollte. Er konnte sich tagelang um eine unbedeutende Arbeit herumdrehen, die in höchstens einer halben Stunde abgetan gewesen wäre, konnte zehnmal befehlen, ihm den Tintengutter zu rüsten und Papier, und er kam doch nicht dazu und allemal gab es Vorwände, über die er dann schrecklich klagen konnte, daß wenn er schon mein, er well, es ihms doch nie gäb. Wenn jemand mit ihm rechnen wollte, so mußte er es wohl treffen, wenn er ihn zum drittenmal dazu brachte, und zwar auch wenn Steffen im Vorschuß war. Es wollte sich ihm nie schicken. «He, chumm de es angers Mal ume; es schickt sich de öppe bas», hieß es.

Diese angewohnte Trägheit wurde durch seine Lebensweise begreiflich gesteigert. Gut Essen und Trinken macht von Art just eben nicht rühriger und tätiger, und wenn einer von Art träge ist, so ißt oder trinkt vielmehr er oft nicht der Sache selbst wegen, sondern um nicht arbeiten zu müssen. Das war eben bei Steffen immer mehr der Fall, immer mehr war ihm zwider, wenn er um etwas sein mußte, immer willkommener war ihm alles, eine alte Frau oder ein Hudilumper oder ein Herr oder ein Länder, der ihn versäumte und Grund gab, in der Gaststube herumzuhöckeln oder vor dem Hause zu stehen und die Zeit an sich vorbeilaufen zu lassen.

Dies war die Hauptrichtung, welche Steffens Bildung nahm, und wir haben keinen Grund, es zu verhehlen, daß er starke Fortschritte in derselben machte, ebenso starke als Eisi auf seine Weise.


 << zurück weiter >>