Maxim Gorki
Unter fremden Menschen
Maxim Gorki

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

5

Im Frühjahr lief ich dann doch davon; ich kam frühmorgens in den Kaufladen, um Brot zum Tee zu holen, und der Kaufmann, der einen Streit mit seiner Ehefrau hatte, schlug sie vor meinen Augen mit einem Gewicht vor die Stirn; sie stürzte auf die Straße und brach dort zusammen; sofort strömten Menschen herbei; man setzte sie in eine Droschke und brachte sie ins Krankenhaus; ich rannte hinter dem Droschkenkutscher her und landete, ohne daß ich es merkte, mit einem Zwanzigkopekenstück in der Hand am Wolgaufer.

Freundlich strahlte der Frühlingstag, die Wolga strömte breit dahin, es ging geräuschvoll zu auf dieser weiten Erde; dabei hatte ich bis zu diesem Tag wie eine junge Maus im Keller gehockt! Ich beschloß, nicht mehr zu meinem Arbeitgeber zurückzukehren und auch nicht zur Großmutter nach Kunawino zu gehen – ich hatte mein Versprechen nicht gehalten und schämte mich, ihr gegenüberzutreten, außerdem hätte sich auch der Großvater über mich lustig gemacht.

Ich trieb mich zwei, drei Tage am Flußufer umher, futterte mich bei gutmütigen Schauerleuten durch und übernachtete mit ihnen auf den Landebrücken; schließlich sagte einer von ihnen zu mir: »Ich sehe schon, mein Junge, du treibst dich hier unnütz herum! Melde dich doch auf der ›Dobryj‹, da wird ein Geschirrwäscher gesucht.«

Ich ging hin; der großgewachsene, bärtige Büfettier, mit einem schwarzen Seidenkäppchen auf dem Kopf, sah mich aus trüben Augen durch die Brille an und sagte leise: »Zwei Rubel im Monat. Den Paß!«

Einen Paß hatte ich nicht; der Büfettier dachte nach und schlug vor: »Bring deine Mutter her!«

Ich rannte zur Großmutter; sie billigte mein Vorhaben, überredete den Großvater, zur Handwerkerinnung zu gehen, um einen Paß für mich zu beschaffen, und begleitete mich zum Dampfer.

»Gut«, sagte der Büfettier, nachdem er uns eines kurzen Blicks gewürdigt hatte. »Gehen wir!«

Er führte uns zum Heck, wo der riesige Koch – in weißer Jacke, mit einer weißen Mütze auf dem Kopf – an einem Tischchen Tee trank und eine dicke Zigarette rauchte. Der Büfettier schob mich vor sich her auf ihn zu.

»Der Geschirrwäscher.«

Und er ging schleunigst fort, während der Koch prustete, den Schnurrbart sträubte und ihm nachrief: »Stellen jeden ein, Hauptsache – recht billig . . .«

Er warf ärgerlich den großen Kopf mit den kurzgeschnittenen schwarzen Haaren zurück, riß die dunklen Augen auf, gab sich einen Ruck, blies sich auf und schrie mich an: »Wer bist du?«

Der Mann gefiel mir ganz und gar nicht – obwohl er ganz in Weiß gekleidet war, erschien er mir schmuddlig; auf seinen Fingern wucherte Wolle, aus seinen großen Ohren starrten lange Haare.

»Ich habe Hunger«, sagte ich zu ihm.

Er zwinkerte, und plötzlich verwandelte ein breites Lächeln sein grimmiges Gesicht; die glühenden, feisten Wangen verzogen sich bis an die Ohren und gaben die großen Pferdezähne frei, während der Schnurrbart weich herabsank – der Koch erinnerte mich auf einmal an eine gutmütige, dicke Bauernfrau.

Er kippte den Tee aus seinem Glas über die Reling, goß frischen ein und schob eine noch unberührte Semmel mit einem großen Stück Wurst vor mich hin.

»Hau rein! Hast du noch Vater und Mutter? Verstehst du dich aufs Stehlen? Nun, nun, brauchst keine Angst zu haben, hier stehlen alle – sie werden es dich schon lehren!«

Er sprach nicht – er bellte. Sein riesiges Gesicht, rasiert und bläulich, war an der Nase von einem dichten Netz roter Äderchen bedeckt; die schwammige, purpurrote Nase hing auf den Schnurrbart herunter, die Unterlippe spreizte sich schwer und geringschätzig ab; im Mundwinkel klebte qualmend eine Zigarette. Er schien gerade aus dem Dampfbad zu kommen? er roch nach frischem Birkenreisig und Pfefferschnaps, die Schläfen und der Hals glänzten von Schweiß.

Nachdem ich meinen Tee getrunken hatte, drückte er mir einen Rubelschein in die Hand.

»Geh, kauf dir zwei Schürzen, aber mit Latz. Oder warte, ich kaufe sie lieber selber!«

Er rückte die Mütze zurecht und ging schwerfällig schaukelnd davon – seine Füße tasteten über das Deck wie die eines Bären.

. . . Es ist Nacht, hell scheint der Mond, seine Lichtbahn strebt backbord auf die Wiesen zu. Der alte rostrote Dampfer mit dem weiß gestreiften Schornstein patscht ungleichmäßig und ohne Eile mit seinen Radschaufeln aufs silberne Wasser, langsam gleiten die dunklen Ufer auf ihn zu und werfen ihre Schatten auf das Wasser, rot glimmen darüber die Fenster von Bauernhäusern; im Dorf wird gesungen – die Mädel führen Reigenspiele auf, und der Kehrreim »Ai–ljuli« klingt wie »Halleluja«.

Hinter dem Dampfer schleppt sich an einem langen Seil ein Frachtkahn hin, auch er schmutzig-rot; er hat an Deck einen Käfig, in ihm befinden sich Häftlinge, die zu Zwangsarbeit oder zur Zwangsansiedlung verurteilt sind. Über dem Bug des Schleppkahns flammt wie eine Kerze das Bajonett des Wachsoldaten; auch die kleinen Sterne am blauen Himmel leuchten wie Kerzen. Auf dem Schleppkahn, der von hellem Mondlicht übergossen ist, herrscht Stille; undeutlich erkennt man hinter dem schwarzen Netz des Eisengitters graue runde Flecken – es sind die Häftlinge; sie blicken auf die Wolga. Das Wasser gibt hier und da ein Schluchzen von sich – man weiß nicht recht, ist es ein Weinen oder ein scheues Lachen. Alles ringsum ist feierlich wie in der Kirche, es riecht auch ebenso stark wie in der Kirche nach Öl.

Ich blicke zum Schleppkahn hinüber und erinnere mich an meine frühe Kindheit, an die Reise von Astrachan nach Nishnij, an das eiserne Gesicht der Mutter und an die Großmutter – sie hat mich in dieses fesselnde, wenn auch recht schwierige Leben unter fremden Menschen eingeführt. Und wenn ich mich an die Großmutter erinnere, fällt alles Schlechte, Ärgerliche von mir ab und verwandelt sich – alles wird interessanter, angenehmer, die Menschen erscheinen besser und liebenswerter.

Die Schönheit der Nacht und dieser Schleppkahn rühren mich fast zu Tränen – er erinnert an einen Sarg und erscheint auf der weiten Fläche des breit dahinströmenden Flusses, in der nachdenklichen Stille der warmen Nacht so überflüssig. Die ungleichmäßige Zeile des Ufers, das bald ansteigt, bald wieder abfällt, erregt so angenehm mein Herz – ich möchte gut, ich möchte den Menschen nützlich sein.

Die Leute auf unserem Dampfer sind alle irgendwie eigenartig und wirken alle gleich – ob alt oder jung, ob Mann oder Frau. Unser Dampfer fährt langsam, vielbeschäftigte Leute benutzen das Postschiff, während sich bei uns lauter heimliche Müßiggänger zusammenfinden. Von morgens bis abends essen und trinken sie und machen einen Haufen Geschirr schmutzig, dazu Messer, Gabeln und Löffel; ich muß das Geschirr waschen und die Messer und Gabeln putzen; ich bin von sechs Uhr früh beinah bis Mitternacht damit beschäftigt. Am Tage zwischen zwei und sechs und abends von zehn bis Mitternacht habe ich weniger zu tun; dann ruhen sich die Passagiere vom Essen aus und trinken nur Tee, Bier oder Wodka. Um diese Zeit ist das Büfettpersonal – meine Obrigkeit – frei. An einem Tisch neben dem Ablaufgitter sitzen der Koch Smuryj, sein Gehilfe Jakow Iwanytsch, der Geschirrwäscher Maxim und der Deckkellner Sergej beim Tee – Sergej ist bucklig und hat ein pockennarbiges Gesicht mit breiten Backenknochen und öligen Augen. Jakow Iwanytsch erzählt allerlei Abscheulichkeiten, die er mit einem schluchzenden Lachen begleitet – man sieht dabei seine fauligen grünen Zähne. Sergej verzieht den Froschmund bis an die Ohren, der düstere Maxim schweigt und blickt die andern aus strengen Augen von undefinierbarer Farbe an.

»Asssiaten! Morrrdwinen!« wirft dann und wann lautstark der Küchenchef ein.

Alle diese Leute gefallen mir nicht. Der dicke, glatzköpfige Jakow Iwanytsch spricht nur von Frauen, und immer schmutzig. Sein Gesicht ist nichtssagend, voll bläulicher Flecken, auf der einen Wange prangt eine Warze mit rötlichem Haarbüschel – er dreht die Härchen wie eine Schnurrbartspitze zusammen. Wenn auf dem Dampfer eine hübsche, nicht unzugängliche Passagierin erscheint, streicht er sonderbar schüchtern und scheu – fast wie ein Bettler – um sie herum und spricht mit süßlich-weinerlicher Stimme zu ihr, auf seinen Lippen zeigt sich eine Art Seifenschaum, den er in einem fort sogleich mit seiner widerlichen Zunge ableckt. Mir will aus irgendeinem Grunde scheinen, so feist wie er müsse ein Henker sein.

»Ein Weib muß man zur Weißglut zu bringen wissen«, belehrt er Sergej und Maxim; sie hören ihm aufmerksam zu, plustern sich auf und werden rot.

»Asiaten«, fährt verächtlich Smuryj dazwischen, steht schwerfällig auf und kommandiert: »Peschkow – marsch, komm!«

In seiner Kabine drückt er mir ein in Leder gebundenes Buch in die Hand und streckt sich auf seiner Koje unmittelbar neben der Kühlraumwand aus.

»Lies vor!«

Ich setze mich auf eine Makkaronikiste und fange gewissenhaft an: »Das von den Sternen durchflimmerte Umbraculum bedeutet bequeme Verbindung mit dem Himmel, deren sie durch Befreiung ihrer selbst von den Uneingeweihten und den Lastern teilhaftig werden . . .«

Smuryj steckt sich eine Zigarette an, stößt eine Rauchwolke aus und brummt: »Kamele! Was die zusammenschreiben . . .«

»Das Entblößen der linken Brust bedeutet Unschuld des Herzens …«

»Entblößen der linken Brust? Bei wem denn?«

»Das steht nicht da.«

»Also – bei den Weibern . . . Wüstlinge!«

Er schließt die Augen und liegt da, die Arme unter dem Kopf verschränkt; die Zigarette klebt, gerade noch qualmend, im Mundwinkel, er schiebt sie mit der Zunge zurecht und macht einen so tiefen Zug, daß etwas in seiner Brust pfeift und das riesige Gesicht in einer Rauchwolke versinkt. Manchmal glaube ich, er ist eingeschlafen, ich höre auf zu lesen und sehe mir das verdammte Buch an – es hängt mir zum Halse heraus.

Aber er keucht: »Lies!«

»Der Vénérable entgegnet: ›Schau her, mein teurer Bruder Sjuverjan‹ . . .«

»Souverän . . .«

»Hier heißt es aber – Sjuverjan . . .«

»Wirklich? So ein Blödsinn! Da steht am Schluß etwas in Versen geschrieben – leg los!«

Ich lege los:

»Uneingeweihte, die ihr neugierig auf unsere Angelegenheiten seid,
Nie werden eure schwachsichtigen Augen sie durchdringen.
Auch werdet ihr nie erfahren, wovon die Brüder singen.«

»Halt«, sagt Smuryj, »das sind doch gar keine Verse! Gib das Buch her!«

Er blättert ärgerlich in den dicken bläulichen Seiten herum und schiebt das Buch unter die Matratze.

»Nimm ein anderes . . .«

Zu meinem Kummer verwahrt er in einer eisenbeschlagenen schwarzen Kiste noch viele andere Bücher, so die »Belehrungen Omirs«, das »Artilleristische Memorial«, die »Briefe des Lords Sedengali« und eine Abhandlung »Über das schädliche Insekt Wanze sowie dessen Vertilgung, nebst Ratschlägen über ähnliche«; es gab auch Bücher ohne Anfang und Ende. Manchmal ließ mich der Koch die Bücher durchgehen und alle Titel nennen – ich las sie ihm vor, während er ärgerlich schalt: »Flunkern was zusammen, die Kanaillen . . . Als wenn sie einem aufs Maul hauen wollen, aber wofür – versteht man nicht. Gerwassij! Was zum Teufel soll mir dieser Gerwassij! Das Umbraculum . . .«

Die seltsamen Worte, die unbekannten Namen gingen mir einfach nicht aus dem Sinn, sie kitzelten die Zunge und weckten den Wunsch, sie immerfort zu wiederholen – ob sich ihre Bedeutung vielleicht in Lauten offenbare. Hinter dem Fenster aber sang und plätscherte unaufhörlich das Wasser. Wie schön es doch sein müßte, zum Heck zu gehen – dort versammeln sich zwischen den Warenkisten die Heizer und die Matrosen, übertölpeln die Fahrgäste im Kartenspiel, singen Lieder oder erzählen interessante Geschichten. Es macht Freude, mit ihnen zusammenzusitzen, ihren einfachen, so verständlichen Reden zu lauschen und zu den Ufern der Kama, zu den wie kupferne Saiten geraden Kiefernstämmen oder den Wiesen hinzublicken, auf denen das Hochwasser kleine Seen zurückgelassen hat – sie liegen da wie Scherben eines zertrümmerten Spiegels und spiegeln den blauen Himmel wider.

Unser Dampfer hat sich vom Land gelöst und strebt von ihm fort, während vom Ufer her durch die Stille des ermatteten Tages noch ein unsichtbarer Glockenturm herüberläutet und an Dörfer, an Menschen erinnert. Ein Fischerkahn, der wie ein Brotkanten aussieht, schaukelt auf den Wellen; am Ufer taucht ein kleines Dorf auf, eine Schar Jungen plantscht im Fluß, ein Bauer in rotem Hemd stapft auf dem gelben Sandstreifen dahin. Von fern, vom Fluß aus gesehen, erscheint alles anziehend, erinnert an Spielzeug, wirkt spaßig klein und bunt. Man möchte ein freundliches, gutes Wort hinüberrufen zum Ufer und zum Schleppkahn.

Der rostrote Schleppkahn beschäftigte mich sehr, ich konnte, ohne den Blick abzuwenden, eine volle Stunde lang zusehen, wie er mit stumpfem Bug das trübe Wasser durchpflügte. Der Dampfer zog ihn hinter sich her wie ein Bauer ein Schwein; wenn das Schleppseil nachließ, klatschte es aufs Wasser, dann spannte es sich wieder an und zerrte, vor Nässe triefend, den Schleppkahn am Bug voran. Ich hätte so gern die Gesichter der Menschen gesehen, die wie wilde Tiere in einem Eisenkäfig saßen. In Perm, wo man sie ans Ufer brachte, strich ich am Laufsteg des Schleppkahns entlang; Dutzende von grauen Menschlein zogen, kettenklirrend und niedergedrückt von der Last ihrer Quersäcke, unter hallendem Stampfen an mir vorbei; da gab es Frauen und Männer, alte und junge, hübsche und häßliche; aber alle sahen genauso aus wie die übrigen Menschen, nur waren sie anders gekleidet und durch die geschorenen Köpfe entstellt. Gewiß, es waren Räuber; aber andererseits hatte die Großmutter viel Gutes von den Räubern erzählt.

Smuryj, der mehr als jeder andere an einen grimmigen Räuber erinnerte, spähte finster zum Schleppkahn hinüber und brummte: »Der Herrgott bewahre uns vor einem solchen Schicksal!«

Irgendwann fragte ich ihn: »Wie kommt es, daß Sie kochen, während andere morden und plündern?«

»Ich koche nicht, ich bereite Speisen zu, kochen tun nur die Weiber«, entgegnete er mit einem spöttischen Lächeln; dann dachte er nach und setzte hinzu: »Der Unterschied zwischen den Menschen besteht – in der Dummheit. Der eine ist klug, der andere weniger, der dritte vollends ein Hohlkopf. Um klüger zu werden, muß man die richtigen Bücher lesen, von schwarzer Magie und was es sonst noch gibt. Man sollte alle Bücher lesen, dann wird man die richtigen schon herausfinden.«

Immer wieder schärfte er mir ein: »Lies, lies nur! Hast du ein Buch nicht verstanden, dann lies es siebenmal durch, genügt auch das noch nicht, dann lies es zwölfmal.«

Mit jedermann an Bord, den schweigsamen Büfettier nicht ausgenommen, redete Smuryj abgehackt, mit gesträubtem Schnurrbart, mit geringschätzig abgespreizter Unterlippe – als würfe er nach den Menschen mit Steinen. Zu mir war er weich und aufmerksam, und doch gab es in dieser Aufmerksamkeit etwas, das mich erschreckte; manchmal erschien er mir halb verrückt – wie Großmutters Schwester.

Gelegentlich unterbrach er mich: »Hör doch mal auf zu lesen . . .«

Dann lag er lange mit geschlossenen Augen da und schnaufte; der große Bauch wogte auf und nieder, und die verbrühten behaarten Finger, über der Brust gefaltet wie die eines Toten, bewegten sich, als strickten sie mit unsichtbaren Nadeln an einem unsichtbaren Strumpf.

Und plötzlich brummte er: »Ja . . . Da hast du deinen Verstand, geh hin und lebe! Der Verstand aber wird uns nur sparsam und ungleichmäßig zugeteilt. Schön, wenn alle gleich klug wären . . . aber nein! Der eine versteht was, der andere nicht, und dann gibt's auch welche, die überhaupt nichts verstehen wollen. So ist das!«

Manchmal erzählte er, sich bei den Worten verhaspelnd, Geschichten aus seinem Soldatenleben – ihren Sinn konnte ich nicht erfassen, sie schienen mir langweilig, und obendrein erzählte er nicht fortlaufend, nicht der Reihe nach, sondern so, wie es ihm gerade einfiel.

»Der Regimentskommandeur läßt den Soldaten rufen und fragt: ›Was hat der Oberleutnant zu dir gesagt?‹ Der nun erzählt, wie alles war – der Soldat ist verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Der Oberleutnant aber starrt ihn an wie eine Wand, wendet sich ab und senkt den Kopf. Ja doch.«

Der Koch ärgert sich, atmet Rauch aus und brummt: »Woher soll ich denn wissen, was man sagen darf und was nicht? Der Oberleutnant wurde zu Festungshaft verurteilt, und seine Mutter meinte . . . Herrgott, was hat man mich denn schon gelehrt . . .«

Es ist heiß. Alles ringsum bebt, summt leise vor sich hin, hinter der eisernen Kajütenwand plätschert das Wasser und patscht das Schaufelrad, am Bullauge zieht das breite Band des Flusses vorbei, weiter fort sieht man den schmalen Streifen des Wiesenufers und Bäume, die vorüberflimmern. Das Ohr ist an alle Geräusche gewöhnt – es scheint, alles ringsum ist still, obwohl der Matrose vorn auf dem Dampferbug schwermütig plärrt: »Siiieben, siiieben . . .«

Man möchte an nichts mehr teilnehmen, weder zuhören noch arbeiten, nur irgendwo im Schatten sitzen, wo es keine fetten, heißen Küchengerüche gibt, sitzen und im Halbschlaf zuschauen, wie dieses stille, müde Leben auf dem Wasser vorüberzieht.

»Lies!« verlangt barsch der Koch.

Vor ihm fürchten sich selbst die Kellner aus den oberen Klassen, und offenbar hat auch der stille, wortkarge, an einen Zander erinnernde Büfettier vor ihm Angst.

»He, du Schwein!« schnauzt Smuryj das Büfettpersonal an. »Komm mal herüber, du Diebsgesicht! Asiate . . . Umbraculum . . .«

Die Matrosen und Heizer behandelten ihn mit untertänigem Respekt – er gab ihnen das ausgekochte Suppenfleisch und fragte sie nach dem Dorf und der Familie aus. Die ölbeschmierten, verräucherten belorussischen Heizer sah man auf dem Dampfer als eine Art niederer Menschen an und hänselte sie mit dem Spitznamen Jaguten.

Wenn Smuryj es hörte, schoß ihm das Blut ins Gesicht, er wurde fuchsteufelswild und brüllte den Heizer an: »Warum erlaubst du, daß man dich auslacht, du Waschlappen? Hau dem Kazapen doch in die Schnauze!«

Eines Tages sagte der Bootsmann, ein hübscher und boshafter Bursche, zu ihm: »Ob Jagut oder Chochol – sind alles die gleichen Ketzer!«

Der Koch packte ihn mit einer Hand am Kragen, mit der anderen am Gürtel, stemmte ihn hoch, schüttelte ihn gründlich durch und fragte: »Nun, was ist – soll ich dich zu Boden schmettern?«

Man zankte sich oft, es kam gelegentlich auch zu Prügeleien, aber an Smuryj traute sich niemand heran – er besaß übermenschliche Kräfte; außerdem ließ sich die Frau des Kapitäns oft in eine freundliche Unterhaltung mit ihm ein – sie war groß und stattlich, hatte ein männliches Gesicht und trug die Haare kurz geschoren wie ein Junge.

Smuryj trank unheimlich viel Wodka, war aber nie benebelt. Er fing gleich morgens an und leerte eine Flasche in vier Zügen, danach hielt er sich bis zum Abend ans Bier. Sein Gesicht wurde nach und nach tiefrot, die dunklen Augen waren erstaunt geweitet.

Da ließ er sich abends am Abflußgitter über dem Schaufelrad nieder, saß stundenlang schweigend da und starrte finster in die vorübergleitende Ferne. Man fürchtete ihn dann noch mehr als sonst, während ich ihn – bedauerte.

Jakow Iwanytsch kam schwitzend und glühend rot aus der Küche zu ihm heraus, stand da, kratzte sich seinen kahlen Schädel, winkte nur ab und verschwand; oder er meldete aus einiger Entfernung: »Der Sterlet ist eingegangen.«

»Dann tu ihn in die Soljanka.«

»Und wenn nun Fischsuppe oder gedünsteter Sterlet bestellt wird?«

»Dann mach, was man bestellt. Sie werden es schon fressen.«

Manchmal entschloß ich mich, auf ihn zuzugehen; er sah schwerfällig zu mir auf.

»Was ist?«

»Nichts.«

»Schon gut . . .«

Immerhin fragte ich ihn eines Tages in einer solchen Stunde: »Warum erschrecken Sie die Leute, Sie sind doch – gut?«

Wider Erwarten wurde er nicht böse.

»Gut bin ich nur zu dir.«

Doch gleich darauf setzte er treuherzig und etwas nachdenklich hinzu: »Vielleicht bin ich tatsächlich gut zu allen. Nur zeige ich es nicht, man darf es die Leute nicht merken lassen, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum. Auf den Guten kriecht jeder – wie der Mann im Sumpf auf einen Erdhöcker . . . und man wird niedergetreten. Geh, hole mir Bier . . .«

Nachdem er die Flasche Glas um Glas geleert hatte, leckte er sich den Schnurrbart und sagte: »Wenn du Spatz ein bißchen größer wärst, würde ich dich manches lehren. Ich habe einem Menschen was zu sagen, ich bin kein Dummkopf . . . Lies nur viel Bücher, in ihnen muß alles enthalten sein, was man braucht. Bücher sind kein Zeitvertreib! Möchtest du Bier?«

»Nein, ich mag kein Bier.«

»Desto besser. Dann trink auch keins. Trinken ist ein Unglück. Der Wodka ist ein Teufelszeug. Wäre ich reich, dann würde ich dich etwas lernen lassen. Ein ungebildeter Mensch ist wie ein Ochse; ob er im Joch geht oder zum Schlachthof geführt wird – er schlägt immer nur mit dem Schwanz.«

Die Kapitänsfrau lieh ihm einen Band Gogol, ich las die »Schreckliche Rache« vor, die mir sehr gut gefiel, doch Smuryj ärgerte sich und rief: »Unsinn, alles Märchen! Ich weiß – es gibt ganz andere Bücher . . .«

Er nahm mir das Buch fort, kam von der Kapitänsfrau mit einem anderen zurück und befahl finster: »Lies den ›Taras‹ vor . . . wie heißt es denn noch? Du wirst es schon finden. Sie sagt, das ist gut . . . Aber für wen gut? Für sie – ja, für mich vielleicht nicht. Hat sich die Haare abschneiden lassen, na bitte! Warum nicht gleich die Ohren?«

An der Stelle, wo Taras Ostap zum Faustkampf herausfordert, brach der Koch in schallendes Gelächter aus.

»Das lasse ich mir gefallen! Wieso auch nicht? Du bist gebildet, und ich bin stark. Was die auch alles drucken! Kamele . . .«

Er hörte aufmerksam zu, brummte aber auch öfter: »Unsinn! Man kann einen Menschen nicht von der Schulter hinab bis an den Sattel zerhauen, das kann man nicht! Man kann ihn auch nicht auf die Pike nehmen – die Pike würde brechen! Ich bin schließlich Soldat . . .«

Andrijs Verrat rief Abscheu bei ihm hervor.

»Eine Gemeinheit, was? Des Frauenzimmers wegen! Pfui Teufel . . .«

Da, wo Taras den Sohn am Ende niederschießt, ließ der Koch die Beine vom Bett hinunter, stützte sich auf den Bettrand, neigte sich vor und brach in Weinen aus – die Tränen rollten langsam über seine Wangen und tropften zu Boden; er schnaufte und murmelte: »O Gott . . . mein Gott . . .«

Und plötzlich brüllte er mich an: »So lies doch weiter, Satansbraten!«

Er weinte aufs neue, noch bitterer und heftiger, als er erfuhr, wie Ostap vor seinem Tode rief: »Vater! Hörst du mich?«

»Alles hin«, schluchzte Smuryj, »alles! Schon zu Ende? Hach, verdammte Geschichte! Was für Kerle, dieser Taras zum Beispiel – wie? Jaaa, das sind Kerle . . .«

Er nahm mir das Buch aus der Hand, sah es sich aufmerksam an und betropfte den Einband mit Tränen.

»Ein schönes Buch! Geradezu ein Feiertag!«

Später lasen wir »Ivanhoe« – Smuryj begeisterte sich besonders für Richard Plantagenet.

»Das nenne ich einen König!« sagte er mit Nachdruck. Mir schien das Buch langweilig.

Überhaupt ging unser Geschmack auseinander – ich war zum Beispiel von der »Erzählung über Thomas Jones« begeistert, einer älteren Übersetzung von »Tom Jones, der Geschichte eines Findlings«, während Smuryj schalt: »Dummheiten! Was geht mich dieser Thomas an? Was soll er mir? Es muß noch andere Bücher geben . . .«

Eines Tages sagte ich ihm, mir sei bekannt – es gäbe auch andere Bücher, illegale, verbotene; man könne sie nur nachts, nur im Keller lesen. Er riß die Augen auf und wurde böse: »Waaas? Was faselst du da?«

»Ich fasele nicht, mich hat der Pope während der Beichte danach gefragt, und vorher habe ich selber gesehen, wie man sie las und dabei weinte . . .«

»Wer hat geweint?«

»Eine Dame, die zuhörte. Und eine andere ist vor Angst sogar davongelaufen . . .«

»Komm zu dir, du phantasierst«, sagte Smuryj, schloß langsam die Augen, schwieg eine Weile und murmelte: »Natürlich gibt es da irgendwo . . . etwas Verborgenes. Es kann gar nicht anders sein . . . Doch dazu bin ich zu alt, auch paßt mein Charakter nicht dazu . . . obwohl man andererseits . . .«

Auf diese Weise konnte er eine Stunde reden.

Unmerklich für mich selbst gewöhnte ich mich ans Lesen und nahm mein Buch mit Vergnügen in die Hand; das, wovon in den Büchern erzählt wurde, unterschied sich angenehm von meinem Leben, das immer schwerer wurde.

Smuryj, der sich ebenfalls immer stärker vom Lesen fesseln ließ, hielt mich oft von meiner Arbeit ab.

»Peschkow, komm vorlesen!«

»Ich habe noch viel Abwasch.«

»Das macht Maxim.«

Er trieb den älteren, mir vorgesetzten Geschirrwäscher barsch an, meine Arbeit zu tun, der schlug vor Wut die Gläser entzwei, während der Büfettier mich sanft warnte: »Ich jage dich von Bord.«

Eines Tages schmuggelte mir Maxim in ein Becken mit Abwaschwasser und ausgekipptem Tee einige Gläser; ich goß das Wasser über Bord – die Gläser mit ihm.

»Es ist meine Schuld!« sagte Smuryj zum Büfettier. »Schreiben Sie es auf meine Rechnung.«

Das Büfettpersonal sah mich mürrisch an, man sagte zu mir: »He, Bücherwurm, wofür bekommst du dein Geld?«

Und man bemühte sich, mir möglichst viel Arbeit zu machen, und beschmutzte unnötig viel Geschirr. Ich war mir darüber im klaren, daß alles das schlecht für mich enden werde, und sollte mich auch nicht irren.

An einer kleinen Anlegestelle stieg gegen Abend ein rotgesichtiges Frauenzimmer mit einem jungen Mädchen in einer neuen rosa Jacke und gelbem Kopftuch zu. Beide waren angeheitert – die Ältere lächelte, verneigte sich nach allen Seiten und psalmodierte wie ein Diakonus: »Vergebt, ihr Lieben, ich habe eine Kleinigkeit getrunken! Ich hatte einen Prozeß und bin freigesprochen, da habe ich mir eben vor lauter Freude einen genehmigt . . .«

Auch das Mädchen lachte, sah sich mit trüben Augen um und stieß die Ältere an: »Komm schon, du Närrin, komm endlich . . .«

Sie fanden neben der Kajüte zweiter Klasse Platz, gegenüber der Kammer, in der Sergej und Jakow Iwanytsch schliefen. Die Frau war bald irgendwohin verschwunden, und Sergej, der gierig den Froschmund verzog, setzte sich zu dem Mädchen.

In der Nacht, als ich meine Arbeit beendet hatte und mich auf einem Tisch schlafen legte, trat Sergej auf mich zu und packte mich an der Hand.

»Komm mit, wir wollen dich verheiraten . . .«

Er war betrunken. Ich versuchte, ihm meine Hand zu entreißen, aber er schlug mich.

»Komm schooon!«

Maxim, auch er betrunken, kam ihm zu Hilfe; sie zerrten mich an den schlafenden Passagieren vorbei über das Deck zu ihrer Kammer. Doch vor der Kammertür hatte sich Smuryj aufgebaut, im Türrahmen verklammert stand Jakow Iwanytsch, während das Mädchen seinen Rücken mit den Fäusten bearbeitete und mit betrunkener Stimme schrie: »Laßt mich hinaus . . .«

Smuryj entriß mich Sergejs und Maxims Händen, packte sie an den Haaren, stieß sie mit den Köpfen gegeneinander und schleuderte sie beiseite – beide fielen der Länge nach hin.

»Asiat!« sagte er zu Jakow und warf die Kammertür vor ihm zu – fast hätte er ihm die Nase abgeklemmt; dann drängte er mich beiseite und dröhnte: »Mach, daß du fortkommst!«

Ich rannte zum Heck. Die Nacht war wolkig, der Fluß fast schwarz; hinter dem Heck liefen zwei Schaumstreifen auf die unsichtbaren Ufer zu; zwischen ihnen schleppte sich der Arrestantenkahn hinter uns her. Bald rechts, bald links tauchten rote Lichtflecken auf, die, ohne etwas beleuchtet zu haben, hinter überraschenden Flußbiegungen verschwanden; danach wurde es noch dunkler, noch trostloser.

Der Koch kam, setzte sich neben mich, seufzte schwer und steckte sich eine Zigarette an.

»Sie wollten dich zu der da schleifen? Die Schmutzfinken! – Ich habe doch gemerkt, was sie vorhatten . . .«

»Und haben Sie sie ihnen fortgenommen?«

»Die?« Er benannte das Mädchen mit einem groben Schimpfwort und fuhr mit dumpfer Stimme fort. »Ist alles Geschmeiß hier auf dem Dampfer. Schlimmer als auf dem Dorf. Hast du auf dem Dorf gelebt?«

»Nein.«

»Das Dorf ist durch und durch ein Unglück. Besonders im Winter . . .«

Er warf den Zigarettenstummel über Bord, schwieg still und begann nach einer Weile aufs neue: »Du gehst in dieser Sauherde zugrunde, es tut mir leid um dich, du Gelbschnabel! Und überhaupt um alle. Manchmal weiß ich nicht, was ich tun soll . . . ich könnte hinknien und fragen: ›Was macht ihr denn da, ihr Schweinehunde? Seid ihr denn blind?‹ Kamele . . .«

Der Dampfer gab einen langen Heulton von sich; das Schleppseil klatschte aufs Wasser; im tiefen Dunkel schaukelte eine Laterne – sie zeigte den Weg zur Anlegebrücke an; weitere Lichter zogen sich durch die Finsternis zum Fluß hinunter.

»Pjanyj Bor, Trunkener Wald«, brummte der Koch. »Es gibt auch einen Fluß Pjanaja, der Trunkene. Wir hatten einen Kammerunteroffizier – Pjankow, der Trunkenbold . . . Und einen Schreiber, Sapiwochin, will sagen Saufaus . . . Ich geh mal ans Ufer . . .«

Großgewachsene Frauen und Mädchen von der Kama schafften auf langen Tragen Brennholz vom Ufer zum Schiff. Sie federten unter ihrer Traglast, tänzelten paarweise daher, traten an die Ladeluke des Heizraums, kippten einen halben Sashen Holz in den schwarzen Abgrund und riefen mit hellen Stimmen: »Schütt ein!«

Wenn die Weiber mit ihrer Holzlast vorüberkamen, griffen die Matrosen ihnen nach Brüsten und Beinen, die Weiber kreischten und spien sie an; wenn sie zurückkamen, wehrten sie sich gegen Knüffe und Püffe durch Hiebe mit ihren Traghölzern. Ich hatte das schon Dutzende von Malen gesehen – auf jeder Fahrt; an allen Anlegestellen, wo Brennholz geladen wurde, war es dasselbe.

Mir schien, ich sei steinalt, lebte seit vielen Jahren auf diesem Dampfer, wüßte, was alles auf ihm geschehen könne – morgen, in einer Woche, im Herbst, im nächsten Jahr.

Es tagte bereits. Auf dem Sandhang oberhalb der Landebrücke zeichnete sich ein mächtiger Fichtenwald ab. Bergan, zum Wald, strebten lachend, singend oder mit einfallend, die Weiber; mit langen Traghölzern bewaffnet, erinnerten sie an Soldaten.

Ich hätte weinen mögen, in meiner Brust kochten Tränen, das Herz sott gleichsam in ihnen; und das tat weh.

Aber zu weinen schämte ich mich; so half ich dem Matrosen Bljachin das Deck scheuern.

Er war ein unauffälliger Mann, der Bljachin. Irgendwie farblos und verschossen, verbarg er sich immerfort in allerlei Ecken und blinzelte von dort aus kleinen Augen hervor.

»Mein richtiger Name ist eigentlich gar nicht Bljachin … Weil meine Mutter, siehst du, ein liederliches Leben führt. Sie hat eine Schwester – die lebt genauso. Ist also wohl das Schicksal von allen beiden. Das Schicksal, Verehrter, ist für uns alle wie ein Anker. Du möchtest weiter, aber nein – warte, lieg still . . .«

Auch jetzt, während er mit dem Bastbesen auf dem Deck herumkratzte, sagte er leise zu mir: »Hast du gesehen, wie sie den Weibern zusetzen? Das ist es eben! Wenn man das Feuer lange genug schürt, brennt auch ein nasses Scheit! Ich liebe das nicht, Verehrter, ich kann das nicht leiden. Wenn ich als Weib zur Welt gekommen wäre, ich hätte mich in einem tiefen Teich ertränkt – Christus sei mein Zeuge! Ist ohnehin niemand Herr über sich, und dann auch noch schüren! Die Skopzen sind gar nicht so dumm, sage ich dir. Hast du von ihnen, diesen Verschnittenen, schon gehört? Gescheite Leute, die sich sehr richtig sagen: Fort mit allem kleinlichen Drum und Dran, diene dem Herrn in Reinheit!«

Die Kapitänsfrau stelzte mit gerafften Röcken an uns vorüber durch die Pfützen; sie stand immer früh auf. Sie war groß und schlank und hatte ein so einfaches, klares Gesicht . . . Ich wäre am liebsten hinter ihr hergelaufen und hätte sie von ganzem Herzen gebeten: Sprechen Sie bitte zu mir, bitte sprechen Sie!

Der Dampfer legte langsam von der Landebrücke ab; Bljachin bekreuzigte sich und sagte: »Wir fahren wieder . . .«

 


 << zurück weiter >>