Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Fabeln
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Die dankbare Nachtigall

An Herrn Gleim

                Ein Falke sah, mit grossen wilden Augen
So hell, als wie Kristall,
Nach einer lieben Nachtigall,
Und drohete, das Blut ihr auszusaugen!

Zwar sah sein Aug', auf Lande neben Hekken
Auch einen jungen Staar
Allein sein Mord-Gedanke war:
Die besser singt, die muß auch besser schmekken.

Und plözzlich schoß, wie Donnerkeile schiessen,
Mit pfeilgeradem Flug
Als sie den schönsten Triller schlug
Der Falk' auf sie, und wolle sie geniessen.

Er wollt', allein, er mußte sich's begeben,
Der Mörder! denn ich schoß
Mein Schießgewehr schnell auf ihn loß,
Und traf ihn recht, und rettete ihr Leben.

Nun hüpft, (komm Damon es zu sehen!)
Die kleine Sängerin,
Wenn ich in meinem Garten bin,
Um mich herum, und singt in den Aleen!

 


 


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