Simon Gfeller
Eichbüehlersch
Simon Gfeller

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19. KAPITEL

Mit guete Vorsätzen isch es ähnlig wi mit Blueschtchnöpfline vome Rosestock. We d’Sunne fründtlig schynt, hei’s so Chnöpfli nid schwär mit Ufgoh u freudigem Blüje. Aber we ei Rägetag der anger ablöst, daß alli Eschtli tropfe u sälten e Sunneblick dür ne Wulcheschlitz dürema, de chläbe die zarte Bluemmebletter zsäme, verliere d’Farbefrüschi u fule zletscht am Änd ab. Ganz so wyt isch es mit Käthelis gueten Absichte nid cho; aber mängisch het es allne Seelechrefte müessen ufbiete, für nid der Verleider z’ubercho.

Amene vierezwänzgischte Christmonet isch es gsi, amene prächtige Wintertag. Früschgfallne Schnee ischt i de Tanneschte ghanget, het alli Hoschtertbäum u Studestöckli garniert u d’Husmatt fasch chnöitöif uberleit. No re stärneklare, byßigchalte Nacht het d’Morgesunne guldigi Bänger u heiterblaui Schätte druuf gworfe. Do druuf hei d’Burelüt fryli nid wichtig g’achtet; aber gfreut het se der Schnee glych, wil sie jetz ändtlig hei chönne schleife.

Res het die Glägeheit ou binutzt. Er hätt scho lang em Beck im Dörfli sölle Tannaschtwedele bringe. Jetz het er ändtlig gwüßt, gäb er mit Wagen oder Schlitte besser z’schlag chunnt. Zwe Züg hei müesse fahre, wil men uf ei Schlitte zweni hätt chönne lade. Res sälber het si ou gstaffiert für uf d’Stroß. Kätheli het ihm die halblynige 220 Allsunndigchleider un es früsches Hemmli vüreggä u die guetgschmierte Winterschueh zwäggstellt. Derzue het’s fründtlig gseit:

«Aber gäll, hinecht chumm de nid spät hei! Mir wetti de am Oben üsersch Chrischtbäumli azündte. Morn wei teel vo üsne Lüte der Boum i der Chilche go luege, süscht hätti mer jo chönne warte bis morn zobe.»

«Eh, i bi emel no allimol heicho», het Res zur Antwort ggä.

«Jo, aber mängischt erscht mitts i der Nacht», hätt Kätheli gärn druuf gseit, het’s aber nume däicht.

«U bring de vom Beck no paar Bäreläbchueche, d’Weggefrou het fasch kener meh gha, wo sie cho ischt. U jetz chömit no cho Gaffee näh, gäb dr fahrit, du u der Charrer. Öppis Warms uf e Wäg tuet ech guet!»

Nom Znüüni sy Res u der Charrer stutzab gfahre. Dernoh het Kätheli der Meidi ufgsuecht, wo hinger em Huus Chris gschneitet het.

«Jetz muesch mer go nes Bäumli reiche! Du wüssischt es schöns, hesch gseit. Aber d’Bürschtli sötti’s nid gseh! Muesch es de no verstecken u i d’Visitestube stelle, we mer bim Tisch sy u Zimis ässe. Dernoh chumm de ou!»

«Will scho luege», het er yferig versicheret. «Weiß scho wie u wenn!» U gly druuf ischt er gäge der Weid zue glüffe, wo jungen Ufwachs isch gsi.

Es het aber sälbe Nomittag no vil Lischten u Ränk bruucht, daß der Peterli der Muetter nid uber ihri Heimligkeiten yhe cho ischt. Er ischt ufgregte gsi u bständig mit Froge hinger der Muetter här: Gäb de der Samichlous ou chöm u ’s Wiehnechtchingli, u gäb die de ’s Bäumli bringi. Sie het Annelysin mit ihm u em Anneli 221 müessen a ’s Stützli ahe schicke go schlittle, um für nen Ougeblick Rueuh z’ubercho u chönne ’s Bäumeli z’rüschte.

«Jetz müesse mer is schicke!» het’s zur Marei gseit. «Gang reich mer im Chäller es Dotze oder angerhalbs schöni rotbackigi Suurgrauech u Bärner-Rosenöpfel; i will de d’Trucke mit em Chrischtboumschmuck u de Cherzline vüresueche.»

Sie sy no chuum fertig gsi mit Ufrüschte, sy die Bürschtli ou scho ume do gsi.

«Es het Annelin a d’Finger gfrore», het si Annelysi versproche. «I ha se nümme lenger mögen ebha. U de isch no zweni guete Treib zum Fahre.»

Gäge de Föifen ischt afe der Charrer mit sym Zug heicho. Er het i der Müli no Fuetterruschtig ufglade.

«O wetsch», het Kätheli gsüüfzget, wo-n-es ne aleini het gseh zuehefahre, «es het gfählt, Res ischt wider ebhanget!»

«Er het mi afe voruusgschickt», het der Charrer bim Gaffeetreichen Uskunft ggä. «Eis vo de Rosse mueß jo de no i d’Chäshütte. Är chöm de öppen ou nohe.»

«Jä worum ischt er de nid ou grad cho?»

«Es sy drum im ‹Stock› wo mer e Halbe trouche hei, zwe Handhärpfler gsi, luschtig Chätzere, sie hei derzue gsungen u gjödelet wie d’Lerche. Sie wüsse halt, wie sie Resen am beschte chöi uberort bringe. Er isch de gwünd ou nid alls aleini d’schuld!»

De chöi mer hinecht eh weder nid vergäben uf üse Vatter warte, het Kätheli däicht.

U so isch es du ou cho! ’s Znachtässen isch vorbyggange u ke Res heicho, ’s Abwäsche u Rüschte desglyche. ’s gsamte Dienschtpärsonal ischt i der Stuben 222 umeghocket u het gwartet. D’Bürschtli hei gchääret u zäberlet, gäb men jetz ’s Bäumeli nid chönn ha. Kätheli het se gäng no usegstüdelet: «Mir wei no warte, Vatter sött ou derby sy!»

«Vatti ischt e Böse, daß er nüt heichunnt!» het Peterli ufbigährt.

«Nei, Vatti is e Liebe», het si Anneli für ihn gwehrt, «tuet is de Chrömi bringe!»

Kätheli isch gäng wider zum Pfäischterflügeli uus go luegen u lose, gäb no nüt von ihm z’gwahre syg u het nümme mögen erwehre, daß ihm ’s Ougewasser cho ischt. Ändtlig het es de Bürschtline nohggä. «Mir chöi jo de morn zobe no einischt azündte, we Vatter ou derby ischt, mir hei Cherzli gnue.»

D’Marei isch mit de Bürschtline i d’Näbetstube, u dernoh hei Kätheli u Annelysi ’s Bäumli greicht u azündtet. Es isch mit farbigen Öpfle, Elfehoor, silberige Tannzäpfen u guldige Nüsse bhäicht gsi, aber nid ubertribe. Meidi het mit eme Glöggli gchlingelet, u die Bürschtli hei dörfe cho u die Märlipracht astuune. Sie hei glych Freud gha, we der Vatter scho nid isch do gsi. Peterli het sys Värschli ufgseit, u ’s Anneli hätt söllen es Liedli singe: aber es isch mitts drin ebstoche u het grüeft: «Uh, Eschteli brönnt!» Bi den Erwachsnige hingäge het die rächti Wienechtsfreud nid mögen obenuuf gcho. Sie sy still desume ghocket u hei nid vil gseit. Sie hei jo alli wohl gwüßt, wi-n-es Käthelin z’Muet ischt. D’Cherzli sy langsam ahebrunne, u d’Dienschte hei ihri Gschänkli ubercho, Strümpf, Naselümpe, Händsche u derartigs, wo sie guet hei chönne bruuche. Em Mälcher sys Ching wär ou yglade gsi, aber d’Bertha het’s nid welle lo goh. Es chönn de mitcho, we der Wienechtsboum 223 bim Schaller azündtet wärd, dert gäb es de e rächti geischtligi Wienechtsfyr. Kätheli het em Mälcher aber glych es Päckli für is ggä heiz’näh.

Dernoh het es die Bürschtli i ’s Bett to u mit ne bättet. Vo de Dienschte het ou eis ums angere Guet Nacht gseit u sys Huli ufgsuecht. Nume Kätheli isch no ufblibe u het albeinischt e Blick i d’Zytig to. Aber es het der Sinn nid rächt chönne derby ha, derfür isch es ihm z’schwär ums Härz gsi. Daß si Res nid emol für Wienecht z’fyre rächtzytig het möge heimache, het’s unerchannt drückt. Es hätt gueti Luscht gha, einisch zgrächtem mit ihm usz’chehre, d’Bitterkeit ischt ihm dür e Hals ufgwachse. Aber es het si a syner guete Vorsätz erinneret, ihm nie mit böse Worte z’bigägne u gäng wider luege mit ihm Gedult z’ha. Urüejig isch es i der Stuben umeghürschet u vo Zyt zu Zyt a ’s Pfäischter go lose. So isch es Zächni worden u Englefi worde, der Sekundeplämpel vom großen alte Stubezyt het unufhörlig u glychmüetig Stümpli um Stümpli vo der schönschten u beschte Schlofzyt abghacket. Erscht, wo ’s gäge de Zwölfe grückt het, isch vorussen öppis vome Grüüsch gsi z’gwahre. Kätheli het d’Sturmlatärnen azündtet, isch voruse go liechten u hälfe d’Roß usspannen u i Stal tue u het gsorget, daß sie no ihre Haber un ihres Heu ubercho hei.

Res isch ghörig agroukte gsi u plampiochtig i d’Stube cho.

«Donner, Donner, ischt jetz das sövel spät!» het er gschumpfe, wo’s Zyt Zwölfi gschlage het.

«Jo, leider isch es aber spät. Weder es isch guet, bischt jetz wider do u isch der ungerwägs nüt zuegstoße», süscht het Kätheli nüt gseit un ihm der Gaffee uf e Tisch gstellt.

224 «Ma nüt, mira e Schluck Gaffee... Es isch cheibe luschtig ggange, u sie hei mi eifach nid welle lo goh, wen i scho bifole ha für yz’spanne...»

«U a üs deheime hescht halt nüt meh däicht u wi mir uf di plangi! Du hättisch bi üs doch ou chönne Freud ha!» het si Kätheli nid mögen uberha, z’säge.

«Schmähl jetz nid! Morn blyben i de deheime, un e Chrom söllisch de ou no ubercho vo-m-mer...»

Dernoh het er welle d’Uberstrümpf abzieh; aber es gnots hätt es ne derby i d’Stuben use grüehrt. Kätheli het ihm müesse hälfen u d’Schuehriemme löse.

Dermit ischt er gäg em Bett zue toopet u het gradeinischt afo zieh. Kätheli het no abgruumt u dernoh isch es ändtlig ou ungere.

Bim Zmorgetisch het Res gfählt, er het’s im Bett lo ustöne. Ersch zum Znüüni ischt er ou zum Vorschyn cho, aber verstrupften u verhüehnnerete, er het ’s Hoor ufgstellt wi ne toubi Chatz. Die Bäreläbchueche, wo-n-er Käthelin hätt sölle heibringe, sy zum große Teel vom Umeschlo zerbrochen u verbrösmet gsi. Er het se fasch nid dörfe vüregä. Für Käthelin zfridez’stelle, het er ihm der Gältseckel häregleit u gseit: «Nimm do druus, u chouf, was di freut! I ha nid gwüßt, was i der soll bringe. Uberhoupts isch der jo ’s Gält nid ybschlosse u chaisch de sälber aschaffe, was d’nötig hescht.»

Kätheli het der Gältseckel lo lige. «Ach, was soll i mit däm Gält! Du weischt scho, was mi besser gfreut hätt weder das!» Jo fryli het Res das gwüßt u si mit eme schlächte Gwüsse desumedrückt. Er ischt albeinisch zum Pfäischter vüre go de Vögeline zueluege, wo enangeren ab em Fuetterbrätt gjagt hei u het de Möiselinen es früsches Riemli Späck ufgnaglet. Peterli u ’s Anneli 225 hein ihm derby zuegluegt, u Peterli het ihm avertrouet, zmittag gäb es de Nydle, früschi gschwungni Nydlen u Züpfe, uh das syg fein! Rese sy die Bürschtli schier am Wäg gsi, er wär nid ungärn i Chäller go ne paar Schlück Wy näh, der Mage het ihm gschlotteret. Aber die sy nid so liecht gsi abz’häiche, sie hein ihm brichtet vom Bäumeli. Am Obe müeß es de no einischt azündtet wärde, u Vatti müeß de ou derby sy. Vorläufig het dä Vati aber no lieber welle go ufs Ruehbett lige u noheschlofe.

So isch der Wienechtstag langsam u gnietig vorbyggange; Stryt u Zangg het es nid ggä, aber Stubeluft ou ke gueti. U so isch es i der Regel allimol gsi, we Res wider einisch glünggeret het u nid dä gsi ischt, wo-n-er sölle hätt.

Kätheli het si ’s ganze Johr düren en unändtligi Müei ggä, der Bitrieb im ungstörte volle Gang z’bhalte. Es het si gseit: We Res nid do ischt u luegt, muesch du luege. Was är nid gseht, muesch du gseh, wo-n-är e Lücke lot, muesch du se fülle, dert düre, wo-n-är schwach ischt, muesch du starch sy. Aber bi all däm darf es nid usgseh, wi we du ihn wettisch dürtue un ihm zleid wärche. Es mueß i aller Liebi gscheh u darf nid der Ydruck erwecke, du wellisch meischterieren u nen ungerdrücken u usschalte. Was du tuescht, soll e Hülf u Stützi sy, wo-n-ihm Muet macht, nid Öppis, wo nen ergeret u guslet. Du muescht ihm zeige, daß d’ syner guete Syten ou chennscht u schetzischt. U mit de schwache muesch Gedult ha u darfsch d’Hoffnig nid lo z’nüte goh.

We Res de Dienschte Astaltig ggä het, ischt äs ganz Ohr gsi u het nid abggä, bis es gnau gwüßt het, wi-n-är’sch wott ha. Es het gfrogt u ne gluegt zum Rede 226 z’bringe, daß es gäng ischt ungerrichtet gsi, was goh soll u wi me’s soll apacke. So het es ne vor de Chnächte gäng lo als Meischter gälte u si ghüetet, ne vor nen ahez’tue. So het Res nie chönne chlage, es well regänte.

Das isch das gsi, was si Kätheli im stille vorgno u zume schöne Teel dürefgüehrt het. Nid daß ihm alls gäng so vollkome grote wär, wi-n-es gärn möge hätt. Möntsch ischt Möntsch. Aber vergäben isch das Awängen u dä schwär Kampf doch ou nid gsi. Nid nume die im Huus, ou d’Nochberschlüt hei bilängerschi dütliger gwahret, daß wider, wi zu Ännis Zyte, d’Frou die verborgeni Fäderen ischt, wo ’s Uhrwärch im regelrächte Gang bhaltet u d’Zeiger macht z’rütsche. «We Res nid e settigi Frou hätt, wo für alls luegt, wurd es uf em Eichbüehl mängischt kurios hotte. Er hocket jo z’zytewys ganz Halbtagen u bis i die chydigi Nacht yhen im Wirtshuus u lot deheimen alls höötschele! Däwäg verleidet ’s Wärche de Chnächte de no gradeinisch, daß sie säge: ‹Chüeh wäri mer, we mer meinti, mir müessi i d’Stricke lige, daß d’Sytebletter surre!› Aber we Res löitschet u syner Schoppe treicht, sorget Kätheli, daß deheime glych alls louft; es versteit die ganzi Burerei so guet wi är, u d’Dienschte hei vor ihm meh Reschpäkt weder vor em Buur. E Prachtsfrou isch es, das Kätheli, do het Änni e guete Grif to!»

Res sälber het das ou gwüßt, u grobi, hässigi Wort hätt er Käthelin nie dörfe gä, er het’s müesse lo gälte. Dickischt, wen er im Wirtshuus ghocket ischt, het es nen inwändig gmüpft: «Du söttischt hei! Jetz mueß Kätheli wider für alls luege. Es het doch ke Gattig, daß du-n-ihm nid besser a d’Syte steischt! Du bisch es nid wärt, daß du e settigi Frou hescht!» Es het’s ggä, daß ne 227 settig Gedanke glüpft u heitribe hei! ’s isch sogar vorcho, daß er ungerwägs für Käthelin no irget e Chrom ypackt het, für ihm e Freud z’mache. Derby het er wohl gwüßt, daß es für Käthelin der schönscht u bescht Chrom wär, wen är schi chönnt zsämenäh u feschte mache.

Kätheli het’s immerhin für nes guets Zeichen agluegt. U gäng gsorget, daß es öppis Warms im Ofehuli oder irget es Schnäfeli für ihn im Chuchischaft heig. Nie het es vergässe, ihm sy Freud z’zeige, wen er rächtzytig u ordlige heicho ischt. Nie het es vor de Chinge uber ihn balget, wen ihm mängisch scho bitteri Wort sy zvorderischt gsi. Es het gsorget, daß sie-n-ihm nid etfröndi u het wohl möge lyde, daß sie-n-ihm aghanget sy.

Handchehrum isch es aber bi Rese doch de ou derzue cho, daß es ne guslet het, we Käthelin nüt isch gsi vorz’wärfe, u daß er no Mängle gsuecht het, wo-n-er ihm hätt chönne vürha. Nüt geit jo de Lüte ringer, weder angeri z’kritisiere, u nie mache sie das lieber, weder we sie mit ihne sälber nid z’fride sy. U bsungersch bi dene, wo treiche, isch d’Versuechung groß, angeri derfür verantwortlig z’mache.

So sy uf em Eichbüehl besseri u trüeberi Zyte düregrütscht. Was Käthelin gäng wider Chraft u Muet ggä het, isch d’Freud am Hof gsi u a syne Chinge. Wen es ame Sunndi mit nen ufs Eichehübeli uehe oder dür d’Husmatt uus u der Pflanzig u den Achere noh ischt, het es ungerwägs gäng öppis ggä, wo me d’Ouge dranne het chönne weide u ’s Härz dranne wärme. Dä prächtig Hof z’erhalte, daß die Jungen einischt mit Luscht druffe chönni zuefahre, ischt e dankbari Ufgab gsi, wohl derwärt, sy ganzi Chraft derfür yz’setze.

 


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