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Sechsundvierzigstes Kapitel

Die Sicherungsbauten waren im Mai beendet. Neue Pläne wuchsen in Jochen Klähn, der die Befestigungsarbeiten auf den übrigen Halligen nun mit zu überwachen hatte. –

Jens Klähn hat erzählt, daß er die Heimat von Hamburg aus auf dem Landwege zu erreichen gedachte, als ihm der befreundete Bootsmann der Brigg, die am nächsten Tage nach Amrum und Sylt unter Segel gehen wollte, aufforderte, diese zur Heimfahrt zu benutzen.

Ipke Tamen und Hertje Nomsen rüsteten zur Hochzeit, und Jöching Nomsen hat am dreißigsten Juni ein goldhaariges Schwesterlein bekommen.

Eike Klähn hat ihre große Freude gesehen. Nichts hatte sie in dem unerschütterlichen Vertrauen zu dieser wankend machen können. Und als die große Freude gekommen war, da weinte Eike Klähn. Sie hat ihren hochgemuten Urenkel zu sich gezogen und hat ihm die Hand auf das Haar gelegt und gesagt: »Du wirst ein Held sein.«

Die's gehört haben, haben's verstanden; das war an dem Tage, da Jochen Klähn seinen Bruder dem Tode aus der Hand genommen und ihn zurück ins Leben getragen hat.

Und wie sie im Heu waren und wieder die weißen Lilien und der rote Mohn an der Sonnenseite des Hauses um Olk Eike blühten, da ist die alte Frau in dem schweren Dufte eingeschlafen. Das war im einhundertdritten Jahre ihres Lebens.

Und Uwe Nomsen erzählt Jöching von goldenen Zeiten: die werden kommen, wenn Jöching groß ist. Dann wird sich dort fruchtbares schwarzes Marschland dehnen, wo heute noch das Boot des Postschiffers fährt, die Dämme werden verschwinden, und mannshoher goldener Weizen wird über dem fetten Lande wehen, das die See jetzt mit unwilligen Händen baut.

Dann ist der Halligen goldene Zeit. Aber dann sind sie anders als heute. Nur der Ruhm Jochen Klähns, der die See gezwungen, der ist so geblieben.

 

Ende


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