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Buchschmuck

Siebentes Kapitel.
Die Verklärung auf der Wengernalp.

Unter munterem Geplauder im Wagen hatte man den weniger schönen ersten Teil der Fahrt bald zurückgelegt. Als man aber eben hinter Mülinen den Sextenbach überschritten hatte und in die enge Schlucht eingetreten war, welche von der weißen Lütschine durchströmt wird, wo die felsigen Bergwände sich zu beiden Seiten steil auftürmen und das Rauschen des stürzenden Wassers das Ohr des Reisenden nicht mehr verläßt, machte sich wieder ein kleiner Aufenthalt nötig, da sich ein Hemmschuh unter dem Wagen von seinem Haken gelöst hatte und zwischen die Räder geraten war. Gerade im Angesicht des sagenreichen Bösensteins, wo dies geschah, kam auf der Landstraße den Reisenden ein einzelner Reiter auf einem stattlichen Rappen entgegen, der sich gemütlich die Felswände zu beiden Seiten anschaute und auch mit lächelnd forschendem Gesicht die im Wagen sitzende Gesellschaft betrachtete. Kaum aber hatte Franz Marssen, der zufällig seine Augen nach einer anderen Stelle gerichtet hielt, den Reiter erblickt, so ließ er einen frohen Ausruf hören und trabte an den Rappen heran, der seinen Nachbar im Stall, den Schimmel, sogleich mit lautem Gewieher begrüßte.

Während dies geschah, rollte der Wagen wieder weiter und die beiden Reiter hielten ungestört eine Zeitlang nebeneinander, rasch einige Worte miteinander austauschend und sich herzlich dabei die Hände drückend.

»Ich habe es schon von Jürgen gehört, den ich vorher gesprochen, daß du eine Fahrt in die Berge beabsichtigst,« sagte Doktor Marssen, der eben von seiner Reise zurückkehrte. »Das freut mich. Wer waren die im Wagen Sitzenden, die zu deiner Gesellschaft zu gehören scheinen?«

Franz nannte sie dem Vater der Reihe nach, und dieser lächelte befriedigt. »Das ist recht, das ist recht,« sagte er, »und ich kann deinen Plan nur billigen. Aber auf das Wetter dürft Ihr nicht zuverlässig rechnen: es ist hier unten zu heiß, und die Fernen und Höhen sind mir viel zu klar. In den Bergen werdet Ihr es viel kälter finden, es ist in dieser Nacht sogar Schnee gefallen, und Michel aus Grindelwald, der mich begleitete, gratulierte mir, daß ich vor dem Ausbruch des Unwetters in den Bergen die Heimkehr anträte. Also nehmt Euch in acht und geht nicht zu hoch.«

»Ich denke nicht, daß wir es tun werden, da zwei Damen den Weg auf den Gletscher mitmachen. Werde ich den Michel noch zu Hause treffen? Ich möchte seine Hilfe auch in Anspruch nehmen.«

»Ja, Michel ist zu Hause und eben mit mir zurückgekehrt. Ich bin zuerst auf dem Gipfel der Weißen Frau und dann auf dem Eiger gewesen und habe ein paar köstliche Tage verlebt – Karoline ist doch wohlauf?«

»Munter und frisch, ja, und grüße sie tausendmal von mir!«

Der Vater nickte und schüttelte dem Sohn noch einmal die Hand. »Gott befohlen!« rief er, »und nun laß deinen Schimmel ausgreifen, damit du die Gesellschaft wieder einholst. Heute wenigstens habt Ihr einen guten Tag. Glück auf zur schönen Wengernalp! Lebe wohl, mein Junge!«

Die beiden Männer trennten sich. Der Vater hielt noch einen Augenblick an und sah mit väterlichem Stolz den jugendlichen Reiter auf dem schmucken Pferde an dem brausenden Wasser der Lütschine und den starrenden Felsmauern entlang galoppieren, dann wandte auch er sich und ritt langsam und zufrieden der Heimat zu, deren friedliche Ruhe er schon aus der Ferne wohltuend empfand.

Als Franz den während seines Zurückbleibens artiger Weise etwas langsamer fahrenden Wagen wieder einholte, erwarteten ihn schon zwei lebhafte funkelnde Augen mit einiger Ungeduld, und gar zu gern hätte sich auch eine Frage über Miß Eddas Lippen gedrängt, das merkte ihr der Reiter wohl an, als er ihres Gesichts auf einen Augenblick habhaft wurde. Allein da der Staub der trockenen Straße gerade nach der Seite hinüberzog, auf der Miß Edda im Wagen saß, so ließ Franz seinen Schimmel jetzt auf der entgegengesetzten Seite traben, und da die Fahrt schnell vorwärts ging, wurde das Reden in der Nähe des laut rauschenden Wassers beschwerlich. Auch lenkte die reizende Gestaltung des Lauterbrunnentals, in welches man nun jenseits Zweilütschinen gelangte, die Aufmerksamkeit der Reisenden nach außen hin, und bald machte der eine und bald die andere die Gefährten auf die wunderbare Formation der Kalksteinfelsen und auf die zahllos herniederrinnenden, gießenden und sprudelnden Wasserstrahlen aufmerksam, denen eben das Lauterbrunnental seinen Namen verdankt.

Kaum aber war man in den engen Gebirgskessel gekommen, in welchem das Dorf gleichen Namens liegt, und hier vor dem Gasthof zum Steinbock, wo Jürgen seinen jungen Herrn mit einem lauten Jauchzer empfing, aus dem Wagen gestiegen, so sagte Miß Edda zu Franz Marssen, als er sich nach ihrem Befinden erkundigte und dabei einige Schritte mit ihr von der Gesellschaft seitwärts trat:

»Mir geht es gut; aber sagen Sie mir, war der Rappe, der uns unterwegs begegnete, nicht das Pferd, welches Miß Rosy von der Grimsel aus ritt? Ich müßte mich sehr irren, wenn ich ihn nicht wieder erkannt hätte.«

»Sie haben ein scharfes Auge, nicht nur für Menschen, sondern auch für Pferde – ja, es war meines Vaters Rappe, der meinen Schimmel, neben dem er im Stall zu stehen pflegt, so freundlich mit Wiehern begrüßte.«

»Und der Mann, der Sie mit einem so strahlenden Lächeln willkommen hieß, wer war das?« fragte Miß Edda mit einer fast hastig hervorquellenden Neugier.

Franz lächelte freudig und erwiderte mit einem Anflug unwillkürlichen Stolzes: »Das war mein Vater, mein Fräulein, und ich hätte Ihnen denselben gern vorgestellt, wenn Sie nicht so rasch davongefahren wären.«

»So,« erwiderte Miß Edda sinnend und seine letzten Worte mit einem leichten Zucken der Lippen fast überhörend, »also das war Ihr Herr Vater, der Doktor Marssen! So, so! Wie mir däucht, war es ein stattlicher Mann, mit einem frischen Gesicht und von kräftigem Wuchs. Dies Gesicht, männlich und fest, hat mir gefallen; es lag eine unleugbare Intelligenz in seinen blauen Augen, und es könnte mir Vertrauen einflößen.«

»Sie sind sehr gütig, und ich glaube auch, daß mein Vater dasselbe verdienen würde.«

»Aber eine Ähnlichkeit mit Ihnen habe ich nicht bemerkt.«

»Und doch sind wir uns in vielen Einzelheiten ähnlich.«

»Um das zu erkennen, habe ich ihn nur zu flüchtig gesehen. Doch nun genug zwischen uns. Kommen Sie zu den Damen und reden Sie einige Worte mit ihnen. Es sind vortreffliche Leute, und sie werden hoffentlich auch Ihren Beifall finden.«

Nach diesen Worten trat sie mit Franz unter einen schönen Nußbaum, der vor dem Gasthof zum Steinbock stand und in dessen Schatten sich die Gesellschaft auf eine Bank niedergelassen hatte, um eine kurze Beratung zu halten.

»Hier bringe ich Ihnen, meine Herren und Damen, unsern landeskundigen Reisemarschall,« sagte Miß Edda, »und ich erlaube mir die Bemerkung hinzuzufügen, daß wir gut tun werden, wenn wir in allem, was unsere Reise betrifft, seinen Vorschlägen beistimmen. Ich habe Herrn Marssens Lokalkenntnisse zu prüfen Gelegenheit gehabt. Was tun wir nun nach Ihrer Meinung zuerst?« wandte sie sich an den jungen Mann.

»Wenn es Ihnen gefällig, so begeben Sie sich sämtlich nach dem Staubbach, den Sie dort oben wahrnehmen, und sehen sich seinen Sturz an. Unterdessen bestelle ich die Pferde, und sobald sie gesattelt sind, steigen wir an der Kirche da drüben auf, um ohne Zeitverlust nach der Wengernalp aufzubrechen, die wir etwa in drei Stunden erreichen werden.«

»Drei ganze Stunden müssen wir reiten?« fragte die alte Holländerin mit einem etwas langen Gesicht.

»Ja, drei volle Stunden, und es geht fast immer bergan. Das ist aber erst unser Morgenziel, und bis zum Abend werden Sie wohl noch fünf weitere Stunden im Sattel zubringen müssen, wenn Sie nicht bisweilen bergabwärts gehen wollen.«

»O mein Himmel!« rief die Dame ihrem Mann zu – »hast du verstanden, van der Swinden?«

»O ja, o ja, meine Liebe, und mir ist das recht, ganz recht. Ich habe Mut. Da, da hüpfen die jungen Leute schon voran. Komm, vorwärts! O wie viel Wasserbäche fließen hier von den Felsen!« –

Einige Minuten später holte Franz die vorangegangene Gesellschaft ein und fand sie dicht an der perpendikulär sich senkenden Felswand, von welcher der Staubbach mit seinen viel bewunderten Wasserperlen herabstürzt. Sie betrachteten den sich allmählich bildenden Regenbogen, der bei dem hellen Sonnenschein oben in der Höhe schon sein schimmerndes Farbenspiel zeigte.

»Viel Wasser ist es nicht, was herunterkommt,« bemerkte Miß Edda, »aber die Art und Weise des stäubenden Falles ist neu und interessant.«

»Auch die Höhe, von der er herabstürzt, mein Fräulein, macht ihn merkwürdig,« versetzte Franz Marssen, »denn er hat beinahe tausend Fuß bis zum Boden zurückzulegen.«

»Kann man da oben hinauf und sehen, wie er den kühnen Sprung beginnt?« fragte die Braut.

»Mit Leichtigkeit, mein Fräulein. Wenn man das Dorf Mürren besucht, um von dort drüben das Silberhorn der Jungfrau aus nächster Nähe zu betrachten, muß man über ihn fortgehen. Von dort oben hat man eine ähnliche Aussicht, wie sie uns heute auf der Wengernalp erwartet.«

»Wir werden Mürren auch besuchen,« nahm nun Miß Edda wieder das Wort, »das soll unsere nächste Partie sein, Elise, und wenn wir uns im Bergklettern geübt und an die Kälte gewöhnt haben, steigen wir auch eine Strecke auf die Jungfrau hinauf.«

»Das werden Sie wohl nicht ausführen,« bemerkte der Maler, »sondern lieber andere, Ihnen zusagendere Wege aufsuchen.«

»Wer sagt Ihnen, daß mir die Wege zur Jungfrau hinauf nicht zusagen?«

»Ich sage es, denn ich kenne sie, und mir selbst ist die Ersteigung der Jungfrau viel zu beschwerlich und überdies zu wenig lohnend. Die ewig junge Dame ist von einer etwas spröden Beschaffenheit und hat ein eiskaltes Herz; sie reißt aus der Ferne hin und verführt durch ihre zauberhafte Schönheit, wenn man aber in ihre unmittelbare Nähe kommt, erstarrt und tötet sie.«

»Da teilt sie mit mancher irdischen Jungfrau einige Eigenschaften!« bemerkte der Ungar mit einem heimlichen Blick auf die ernst in die Höhe sehende Miß Edda, während die Braut ihren Arm zärtlich in den ihres Bräutigams legte und leise flüsterte: »Ich habe diese Eigenschaft nicht, Jan, nicht wahr?«

Miß Edda achtete auf diese Bemerkungen kaum. Ihr strahlendes Auge blieb lange auf dem Staubbach und seinen gigantischen Umgebungen haften, und als sie es endlich wieder zur Erde sinken ließ, nickte sie dem Maler ernst zu und sagte: »Ihr Heimatland ist schön, man möchte Sie fast darum beneiden.«

Franz Marssens männliches Gesicht überzog bei diesen Worten eine dunkle Röte, und er sprach die folgenden Worte so leise, daß ihn kaum die neben ihm stehende Schottin verstand: »In der Regel wird man um Dinge beneidet, die andere nicht glücklich machen würden, wenn sie sie im Besitz hätten.«

»Wie meinen Sie das?« lautete die etwas strengklingende Antwort. »Warum würde mich die Schweiz nicht glücklich machen?«

»Weil Sie eine zu nordische Natur sind, um sich hier im Süden genügend zu akklimatisieren.«

»Was verstehen Sie unter einer nordischen Natur?«

»Im Norden herrscht die Kälte, die Strenge, die Härte vor,« erwiderte Franz Marssen ausweichend, »aber dafür ist er auch mit vielen anderen Zierden geschmückt, die ihn oft angenehmer als den Süden erscheinen lassen.«

»Halten Sie mich für kalt, hart und streng?«

»Ja!« sagte des Malers Auge, obgleich seine Lippen kein Wort hören ließen.

»Da kommen die Pferde!« rief die vor Glück strahlende Braut. »Komm schnell, Jan, und laß uns die flinksten nehmen!«

Alle schlugen nun den steinigen Weg nach der hübschen neuen Kirche ein, wo Jürgen schon neben dem Fuchs und dem Schimmel stand, mit abgezogenem Hute und freudig lächelnd, als er die schöne Schottin wieder in seine Nähe kommen sah.

»O mein Gott,« rief die junge Holländerin, »wer soll denn dies schöne glatte Pferd mit dem reizenden Bänderschmuck reiten?«

»Dies Pferd hat Herr Marssen für mich besorgt,« sagte Miß Edda. »Es gehört seiner Tante, meine Liebe, und Sie werden sehen, wie leicht es mich den Berg hinaufträgt.« Und während sie es sprach, zog sie den Fuchs selbst an einen einzeln daliegenden Stein, stieg hinauf, und einen Augenblick später hatte sie sich ohne jede Hilfe leicht wie eine Feder in den bequemen Sattel geschwungen.

Die anderen Mitglieder der Gesellschaft kamen jetzt allmählich auch heran und nahmen die gemieteten Pferde in Augenschein, schwere, starkknochige Gäule, von denen eins unbändig mit dem Vorderfuße scharrte, als wittere es bereits voller Zorn, welche Last man ihm den Berg hinaufzutragen zumuten würde.

»Die Pferde scheinen ja sehr unruhig zu sein, lieber Mann,« sagte die alte Holländerin zu einem der Pferdeführer. »Sind sie auch gut abgerichtet, und werden wir nichts zu befürchten haben?«

»Von den Pferden gewiß nicht, Madame, sie gehen immer geradeaus, und den Weg kennen sie so genau wie wir. So, nehmen Sie nur getrost diesen Wallach hier, der ist stark genug für Sie.«

»Nimm ihn, nimm ihn, Beate!« rief der gutmütige General-Konsul – »und ist kein Hengst für mich da? Ich habe Mut!«

»Nein, Herr, Hengste haben wir nicht, die taugen nicht zu der mühseligen Arbeit. Nehmen Sie den Braunen da, so, er versteht auch seinen Mann zu schleppen, selbst den mutigsten.«

»Wo führt denn der Weg da oben im Zickzack hin?« nahm seine Gemahlin wieder das Wort. »Der scheint ja in den Himmel hinaufzusteigen. –«

»Das ist just der Weg, den Sie heute zu steigen haben,« sagte der Führer lächelnd, »er führt nach der Wengernalp.«

»O du gerechter Himmel! Und da muß ich hinauf?«

»Beeile dich nur, daß du erst in den Sattel kommst, Frau!« rief jetzt der Holländer, der schon hoch zu Rosse saß.

Mit einiger Mühe, wobei auch Franz Marssen half, war die schwerfällige Dame in den Sattel gehoben, und nachdem man ihre Kleider geordnet, ihr den Zügel in die Hand gegeben und sie selbst den Führer gebeten hatte, nicht von ihrer Seite zu weichen, fing der Zug an, sich in Bewegung zu setzen, da die jungen Leute schon längst in den Bügeln saßen.

Voran ritt das mutige Familienhaupt, dem unmittelbar seine Frau folgte, unter wiederholten Zurufen und Bitten nach allen Seiten, sie nicht allein zu lassen und nicht zu rasch zu reiten, um Gotteswillen aber nicht zu galoppieren. Der furchtsamen Mutter schloß sich die furchtlose Tochter an, und dieser folgte natürlich Herr Jan van der Hooft, der zärtliche Bräutigam. Hinter diesem kam Miß Edda mit dem Fuchs, den man absichtlich nicht an die Spitze des Zuges gestellt, weil er rascher als alle übrigen Pferde schritt, und eben wollte der Schimmel sich seinem guten Freunde anschließen, als Baron Tekeli sein Pferd gewaltsam antrieb und Franz Marssen den Vortritt abgewann. So schloß dieser denn den Zug, nachdem Jürgen mit einem abermaligen, weit über die Berge schallenden Jauchzer den Pferden das Zeichen zum Abmarsch gegeben hatte.

Im Anfange, als es nur mäßig steil bergan ging, unterhielten sich die hintereinanderreitenden Personen, nur die alte Holländerin sprach nichts, aus Furcht, daß ihr Pferd dadurch scheu werden oder einen Fehltritt tun und sie abwerfen könne; höchstens fragte sie ihre Tochter einmal leise, ob sie auch festsitze, und als sie von dieser Seite alle möglichen Beruhigungen erhalten hatte, ergab sie sich in ihr Schicksal, befahl im stillen ihre Seele Gott und wandte ihr Auge nicht von dem breiten Rücken ihres Gemahls ab, der schon jetzt, wahrscheinlich vor Mut, so stark schwitzte, daß sein heller Nankingrock sich an manchen Stellen dunkler und dunkler färbte. Als nun aber der Weg sich steiler und steiler erhob, die schmalen Zickzackgänge desselben ihren Anfang nahmen und die Pferde laut zu keuchen begannen, verstummte das Gespräch selbst zwischen dem Brautpaar. Miß Edda verhielt sich von Anfang an ungemein still und saß in sich gekehrt auf ihrem gelenkig emporklimmenden Pferde; der Ungar sprach aus alter Gewohnheit nicht und behielt nur den Fuchs mit seiner anmutig sich bewegenden Reiterin im Auge, während Franz Marssen den ganzen langen Zug ruhig überschaute und seinen Blick bald auf diesem, bald auf jenem Gegenstand haften ließ.

So ritt man etwa eine Stunde langsam weiter, bis man vor einer Hütte anhielt, wo Erfrischungen feilgeboten wurden, und hier ersuchte der Maler die erhitzten Reisenden, ein wenig zu verweilen und vom Dorfe Wengern aus, zu dessen unterm Teil man gelangt war, einen Blick rückwärts zu werfen. Aber da erscholl von allen Lippen ein Ausruf freudigen Staunens und ungeteilter Bewunderung. Tief unter ihnen, da, wo sie hergekommen, sahen sie in dem grünen engen Talkessel die Häuser von Lauterbrunnen liegen, die wie kleine Kartenhäuschen mitten aus ihren Gärten niedlich hervorlugten, wobei die großen Nußbäume nur wie winziges Gesträuch erschienen. In der Höhe weit darüber hinaus erhoben sich gewaltige Bergriesen, in lang fortlaufender Kette, wie das Breithorn, das Gspalt- und Tschingelhorn; der schwarze Mönch stieg mit seinem spitzen Haupte drohend darüber auf, der Schmadrigletscher züngelte seinen langen weißen Eisstrom kühn in die Tiefe hinab, und in der Mitte von allen erhob sich die königliche Jungfrau mit ihren unabsehbaren Eisfeldern, die plötzlich wie eine Beherrscherin des Bergreichs gigantisch emporstieg und den reinen Schnee ihrer Spitzen in den Strahlen der Morgensonne blitzen ließ. Ganz unten am Ende sah man, wie einen dünnen Silberfaden, den Staubbach sich von seiner Höhe stürzen, und alles ringsum, Berg und Tal, Eis und Schnee funkelte und glänzte unter dem helleuchtenden Lichtkörper, der am blauen Himmel wolkenlos thronte und seine heißen Strahlen liebreich niedersandte, ohne imstande zu sein, damit die mächtigen Eisströme zu schmelzen, die sich auf allen Seiten von Berg zu Tal ringelten.

»Das ist ja ein kostbarer Anblick!« rief die junge Holländerin entzückt aus und drückte sich fest an ihren Bräutigam an, der, ganz vor Erstaunen, das wunderbare Gemälde sich vor seinen Augen entrollen sah. »O Gott, ja, wie groß und schön ist doch deine Welt!«

»Ja,« sagte Franz Marssen still und feierlich, »sie ist schön, und gerade weil sie so schön ist, hat er sie den Menschen zum Wohnsitz angewiesen, denn er liebte die Menschen und glaubte von ihnen, daß sie ihn überall und immer in seinem Geiste und seiner väterlichen Liebe verstehen würden.«

Kein Mensch antwortete auf diesen Ausbruch warmen, menschlichen Gefühls, aber bei allen schien er zu wirken. Die Braut faßte die Hand ihres Bräutigams, die Mutter winkte liebevoll ihrem Gatten zu, Miß Edda schaute, ganz in den Anblick verloren, über die Gletscher und Täler fort, und der Ungar suchte ihr die Empfindungen vom Gesicht abzulesen, wenigstens sah er mehr nach diesem als nach den Schönheiten der Gegend hin. Franz Marssen wollte sich eben, an der Schottin vorüberreitend, der älteren Dame zuwenden, als ihn ein Wink von der Hand Miß Eddas einen Augenblick zurückhielt und sie mit bewegter Stimme und ohne ihre ernste Miene zu verziehen, sagte:

»Sie haben recht. Das ist göttlich schön, mehr kann man nicht sagen. Das, was ich hier sehe, wage ich nicht zu skizzieren, es würde für meine Kräfte eine zu schwierige Aufgabe sein.«

»Mir ist es auch zu schwer, und vielleicht dürfte sich kein Maler der Welt vermessen, diesen grandiosen Überblick malen zu wollen. Wäre sein Gemälde auch noch so schön, es würde immer nur einen kleinen Teil des großen mannigfaltigen Ganzen wiedergeben können, und selten begnügt sich ein Mensch, einen Teil darzustellen, wo er das Ganze so nahe vor Augen hat.«

Über das lebensvolle Gesicht der Schottin glitt ein ironisches Lächeln, einem rasch vorüberfliegenden Blitze gleich. Ihr alter herausfordernder Geist schien über sie zu kommen, und sie sagte kurz und beinahe bitter: »Sie gehören wohl auch zu denen, die sich nicht gern mit einem Finger begnügen, wenn sie die ganze Hand haben können?«

Franz Marssen ließ einen leuchtenden Blick über sie laufen, verbeugte sich leicht und erwiderte: »Wenigstens gehöre ich zu denen, mein Fräulein, die gern eine ihm dargebotene Hand ergreifen; wenn man mir aber auch keinen Finger gibt, so weiß ich mich dennoch zu begnügen und fühle mich – ja, fühle mich – ziemlich wohl dabei.«

Miß Edda lächelte nicht mehr, wie sie es noch soeben getan, sie nickte nur zustimmend und sagte leise, wie vor sich hin: »Ja, Sie sind ein genügsamer Mann, das muß man Ihnen lassen. Sie machen es wie jener Philosoph, der auf alles resignierte, was sein habsüchtiger Sinn nicht sein Eigen nennen konnte.«

Jetzt lächelte Franz und versetzte heiter: »Aha, das ist ja die alte Fabel von den sauren Trauben. Sie wollten mich eigentlich einen Fuchs nennen und haben mir gütigst den Mantel eines Philosophen umgehängt. Ich danke Ihnen. Aber wie – wollen Sie keine Erdbeeren essen?«

Miß Edda wandte sich von ihm ab und dem Ungar zu, der ihr schon einige Mal eine Tasse voll gezuckerter Erdbeeren dargeboten hatte. »Sie sind mir zu sauer, trotz des Zuckers,« sagte sie, »überdies pflege ich nicht zu essen, wenn mir die Seele voll göttlicher Gedanken ist. Ich danke, Herr Baron!« –

Schon an diesem ersten Halteplatze begegneten den Reisenden viele Eingeborene in ihren Feierkleidern, denn es war ein Sonntag. Einige von ihnen kamen von Wengern herab, um in die Kirche nach Lauterbrunnen zu gehen, andere aber stiegen keuchend den steilen Berg hinauf, und diese waren mit Körben und Taschen beladen, die reichliche Vorräte von Speise und Trank enthielten.

Den steilsten Weg hatte man jetzt überwunden, und der Zug schritt nach einigen Minuten in der vorigen Ordnung weiter, nur daß der Maler diesmal die Spitze einnahm und absichtlich einen Seitenweg über die grüne Matte einschlug, über die man jetzt zwischen halb verfallenen Holzzäunen und an getrennt stehenden Häusern des Dorfes Wengern vorüberzog. Dennoch schlängelte sich der Weg allmählich höher und höher, und plötzlich gelangte man auf eine saftig-grüne Alm, wo einzelne erbärmliche Hütten standen, die an diesem Sonntag leer zu sein schienen.

Franz Marssen hielt sein Pferd an und ließ die Gesellschaft herankommen. »Was sind das für reizend gelegene Hütten?« fragte die alte Holländerin, die alles wissen mußte, nachdem sie die Überzeugung gewonnen, daß ihr auf ihrem geschulten Pferde keine Gefahr drohe.

»Es sind Sennhütten, gnädige Frau, und in ihnen wird der Käse bereitet, wozu die Milch von den höher gelegenen Alpen herabgetragen wird.«

»Sennhütte? Sennhütte?« rief Fräulein van der Swinden. »O, die muß ich besuchen, ich habe noch keine Sennhütte gesehen und mich schon lange darauf gefreut.«

» Das Vergnügen können Sie hier bequem haben, wenn Sie einen Augenblick absteigen wollen.«

Der aufmerksame Bräutigam war schon aus dem Sattel und hob die leichte Last mit Wonne auf die Erde. Die anderen aber blieben auf den Pferden, denn Miß Edda kannte diese elenden Hütten schon, die sie auf dem Wege zur Furca und anderswo zur Genüge betrachtet.

Franz Marssen dagegen war auch abgestiegen und ging auf die erste beste Hütte zu, die man unverschlossen fand. Kaum hatte er die Tür geöffnet und die junge Holländerin war ihm neugierig zur Seite getreten, so fuhr sie mit einem Ruf des Schreckens zurück, denn der Anblick des schmutzigen Innern, verbunden mit dem üblen Geruch des halb fertigen Käses, widerte sie auf eine unglaubliche Weise an, zumal sie eine an Reinlichkeit und Sauberkeit gewöhnte Holländerin war.

»Nein, nein,« rief sie, »das ist schrecklich! O, ich will lieber meine Illusionen behalten und nicht diese grausame Wirklichkeit sehen. O wie herrlich hab' ich mir auf hoher Alp die Hütte einer Sennerin vorgestellt und nun, was finde ich hier?«

Miß Edda, die herangeritten war, lachte und sagte: »Meine liebe Elise, Sie müssen sich gewöhnen, auf ähnliche Weise alle Ihre jugendlichen Illusionen schwinden zu sehen. Wie Sie sich die Sennhütte und die Sennerin falsch vorgestellt, so stellen sich die Menschen auch oft die Welt vor und werden ebenso arg von ihr getäuscht. Ach, mir ist in der Schweiz noch keine einzige hübsche, geschweige denn eine schöne Schweizerin vor Augen gekommen.«

»Sie werden heute noch eine zu sehen bekommen,« sagte jetzt Franz Marssen. »Oben im Gasthaus der Wengernalp haust eine schöne Frau, und in ihr werden Sie zugleich das Urbild einer echten Schweizerin kennen lernen. Diese Frau ist auch eine Sennerin gewesen, und es sind also doch nicht alle Illusionen falsch.«

»Ist das Wahrheit?« fragte Miß Edda zurück, »und kennen Sie diese Frau?«

»Ganz gewiß, und ich kenne sie recht gut. Ich habe sie schon oft besucht, wenn ich mein Herz an dem schönsten Berge der Schweiz weiden wollte. Übrigens hat sie einige Ähnlichkeit mit Ihnen, nur daß sie größer und stärker an Gestalt ist und daß ihre Augen blau und ihre Farben dunkler sind.«

»Nun, da bin ich neugierig!« rief Miß Edda. »Reiten Sie zu, Herr von Tekeli, die anderen säumen mir zu lange, und ich will auch einmal eine schöne Schweizerin sehen.«

Der Weg wurde nun ohne ferneren Aufenthalt fortgesetzt, höchstens ließ man nur dann und wann die Pferde einige Minuten verschnaufen. Man stieg teils durch Waldungen in die Höhe, teils ritt man über anmutig gelegene Matten mit herrlichen Aussichten, wo industriöse Bergbewohner auf Posten standen und das gewaltige Alphorn bliesen, oder ein Kanonenrohr abschossen, um die Reisenden das herrliche zwanzigfache Echo ihrer Berge vernehmen zu lassen. Das schönste Echo aber erzeugte Jürgen mit seiner hellen, durchdringenden Stimme. Bald jodelte, bald jauchzte er, sobald ihn nur ein ermunternder Blick traf, und in den Pausen pflückte er Blumen und brachte sie ihnen, wobei er freilich die Schottin begünstigte, der er schon einen ganzen Busch dunkelroter Alpenrosen zugereicht hatte. Obgleich man aber bereits auf eine beträchtliche Höhe gelangt war, so brannte die Sonne doch heiß hernieder, und die Damen fühlten sich nach dreistündigem Reiten ermüdet und sehnten sich danach, eine Stunde zu ruhen.

»Sind wir bald oben?« fragte Miß Edda Jürgen, als sie den letzten, überaus steilen Weg in der obersten Waldung erkletterten.

»In zehn Minuten, und da – da tun sich schon die Schneefelder der Jungfrau auf, meine Dame.«

»Wo ist dein Herr?«

»Er reitet da hinten ganz langsam und sieht sich die Eisbäche an. Die kann er nicht genug sehen.«

Miß Edda nickte ihm zu und ritt rascher auf dem ebener gewordenen Pfade fort, den ihre Vorgänger schon erreicht und damit alle Waldungen überwunden hatten. Endlich sah man das einfache Landhaus, welches jetzt den stolzen Namen »Hotel-de-la-Jungfrau« führt, in der Nähe an einem Abhange, gerade der Jungfrau gegenüber, vor sich liegen, und als man es erreicht, bemerkte man eine Menge Gäste, unter denen sich eine Gesellschaft von sechs Engländern durch ihre extravagante Kleidung sowohl wie durch ihr Benehmen besonders hervortat, indem sie bei der Kognakflasche ziemlich laute und gerade nicht sehr erbauliche Reden führte.

Während die Holländer an eine lange Bank in der Nähe der Halle unter dem weit vorspringenden Dach ritten, um dort abzusteigen, drehte Miß Edda, weil dort nahebei die Engländer saßen und neugierig glotzend ihre Gläser schon in die Augen geklemmt hatten, ihren Fuchs herum, um eine abgelegenere Stelle zu suchen, wo sie unbeachtet absteigen könnte. In diesem Augenblick sprang aus der Haustür eine zierlich gekleidete, ungemein kräftig gestaltete Frau mit einem schönen, offenen Gesicht hervor, und da sie Miß Eddas Wunsch zu erraten schien, trat sie heran und fragte sie, ob sie ihr beim Absteigen behilflich sein dürfe.

»Sind Sie die Wirtin?« lautete die rasche Gegenfrage.

»Ja, meine Dame, die bin ich.« Und schon streckte sie ihre kräftigen Arme derselben entgegen, um sie vom Pferde zu heben.

»Sind Sie auch stark genug dazu – kann ich Ihnen vertrauen?«

Die kräftige Schweizerin lächelte, und ihr blaues Auge nickte dem schwarzen, ihr entgegenschauenden vertraulich zu. »Kommen Sie,« sagte sie, »Sie sind nur eine Puppe für mich, ich habe schon schwerere und steif gefrorene Männer vom Pferde gehoben.« Und im Nu hatte sie bei diesen Worten die Reiterin im Sattel fest erfaßt und setzte sie sanft auf den Boden hin, indem sie sie mit freundlichen Worten willkommen hieß.

In diesem Augenblick kam auch Franz Marssen herangeritten. Sobald die Frau ihn sah, sprang sie zu ihm hin und reichte ihm die Hand nach dem Pferde hinauf.

»Grüß Sie Gott, Herr Marssen!« rief sie fröhlich. »Ah, Sie kommen heute in großer Gesellschaft – das haben Sie ja noch nie getan.«

»Man macht Fortschritte, Frau Wirtin. So, guten Tag! Und nun tischen Sie uns ein gutes Frühstück dort unter der Halle auf, aber nicht in der Nähe der Engländer, obgleich sie sich den besten Platz ausgesucht haben.«

»O, die haben schon gespeist, und ich will die Branntweintrinker bald los werden. Ich habe die Herren schon lange satt, sie verscheuchen mir nur die Gäste, die mir lieber sind. In zehn Minuten sollen die Herrschaften an demselben Tische sitzen, den diese Herren jetzt einnehmen.«

Miß Edda hatte dies Gespräch mit angehört. »Darauf bin ich neugierig,« sagte sie zu sich, »aber die Frau scheint leisten zu können, was sie will – und hübsch ist sie auch, das ist wahr.«

»Nun,« redete Franz Marssen sie freundlich an, indem er mit der Hand auf die abgehende Wirtin deutete, »habe ich recht gehabt?«

»Ja, wenigstens darin, daß sie hübsch ist; ich nehme mein Vorurteil gegen die Schweizerinnen zurück.«

Die Holländer saßen schon fast erschöpft und überaus erhitzt unter dem vorspringenden Dache neben den laut lachenden Engländern, die mit ihren frechen blauen Wasseraugen eine Dame nach der andern auf das genaueste betrachteten. Da trat die Wirtin an den Tisch heran, wischte die Platte desselben mit einem Tuche ab und sagte in englischer Sprache, indem sie sich an Franz Marssen wandte: »Haben Sie sich nicht gewundert, Sir, heute so viele Menschen bergaufsteigen zu sehen?«

»Ja, was gibt es denn heut' in der Nähe, und wo ziehen die vielen Jauchzer und Jodler hin?«

»Sie gehen alle nach der kleinen Scheideck. Punkt zwölf Uhr beginnt das große Schwingfest –«

Weiter kam sie nicht mit ihrer Rede. Die Engländer hatten kaum das Wort »Schwingfest« vernommen, so sprangen sie von ihren Bänken auf, und der eine, ein langer junger Mensch mit ungeheuren Schultern und Armen, aber einem überaus frechen und vorlauten Gesicht, trat an die Wirtin heran und fragte:

»Schwingfest? Auf der kleinen Scheideck? Ist das wahr?«

»Yes, Sir, und um zwölf Uhr beginnt es.« –

In fünf Minuten schon waren die Engländer ihren nachfolgenden Pferden und Trägern vorausgegangen, und der herrliche Platz mit der Aussicht auf die Jungfrau war leer geworden. Die Wirtin lud jetzt des Malers Gesellschaft ein, auf demselben sich niederzulassen, wobei sie Miß Edda freundlich zulächelte und mit dem blühenden Kopfe anmutig nickte.

Während man die Plätze wechselte und die Vorbereitungen zum Frühstück getroffen wurden, entfernte sich Franz Marssen von der Gesellschaft und suchte sich eine einsame Stelle hinter der anderen Seite des Hauses, von wo aus man die abstürzenden Klippen und die unermeßlichen Schneefelder der Jungfrau unmittelbar vor Augen hatte. Hier nahm er auf einer ihm schon bekannten Bank Platz, hob sein Auge empor und überließ sich seinen Gedanken, die eigentlich nur Grübeleien oder vielmehr dunkle Gefühle waren, deren er sich nie an diesem bezaubernden Orte entschlagen konnte.

Von dem Augenblick an, wo er diese hohe Region betreten hatte, war ein eigentümlicher Geist über ihn gekommen. Ungeachtet seiner Energie und Willensstärke gehörte er doch zu jenen sensiblen Künstlernaturen, die, allen Eindrücken der Außenwelt nachgebend, plötzlichen Stimmungen unterworfen sind und in solchen bald wehmütig in sich selbst versinken, bald in tatkräftige Begeisterung geraten und dabei den inneren Produktionstrieb, der gebieterisch in ihnen waltet, gleichsam wie eine wuchernde Pflanze sich entwickeln fühlen. In solchen Stimmungen entspringen bei wirklichen Künstlern oft die schönsten Ideen, und indem sie, wie Franz Marssen an diesem Orte, so Großes vor Augen haben, erwacht in ihnen der fast unwiderstehliche Drang, wenn nicht Ähnliches, so doch möglichst Schönes nachzuschaffen, so weit es eben ihre menschliche Kraft zuläßt.

Wenn ein solches, der Wehmut verwandtes Gefühl eine Schwäche ist, so ist sie sehr verzeihlich, und niemand sollte sie tadeln oder bekritteln, da sie die Mutter so vieler die Welt zierender Kunstwerke geworden ist.

Bei unserm Freunde nun wurde durch eine solche Stimmung die ihm innewohnende Kraft und Entschlossenheit niemals in Fesseln gelegt, und hätte sich jetzt eine Gelegenheit geboten, dieselbe zu zeigen, so würde sie sich so vollkommen tätig erwiesen haben, wie in jedem anderen Augenblick. Aber dabei war sein Herz weich und mild gestimmt, das irdische Leben mit allen seinen kleinen Sorgen und Qualen trat in solchen seltenen Momenten in den Hintergrund, und es öffnete sich ihm eine große neue Welt voll namenlosen Glanzes und Reizes, und diese genoß er am liebsten in der Stille, von niemanden gestört und nur mit sich und seinem Innern zu Rate gehend.

So hatte er vielleicht zehn Minuten auf dieser Stelle gesessen und den wunderbaren Riesenbau der Jungfrau in allen Einzelheiten betrachtet, als ein leiser Tritt hinter ihm hörbar wurde und eine reizende Gestalt sich an seiner Seite aufstellte. Er war jedoch so tief in Anschauen versunken, daß er die Annäherung derselben nicht eher bemerkte, als bis sie dicht neben ihm stand. Langsam wandte er nun den Kopf zur Seite, und da sah er Miß Edda stehen, die, die Augen auf den vor ihr liegenden Berg gerichtet, unaufgefordert neben ihm auf der Bank Platz nahm, nachdem er sich erhoben und sie schweigend begrüßt hatte.

»Herr Marssen!« sprach da eine helle und wohllautende Stimme zu ihm, die jedoch etwas leiser als gewöhnlich zutage trat.

»Womit kann ich Ihnen dienen, mein Fräulein?«

»Sie sind heute den ganzen Morgen merkwürdig schweigsam gegen mich gewesen – worin liegt das? Tragen Sie mir nach, daß ich Sie heute morgen fünf Minuten später, als es sich schickte, der Gesellschaft vorstellte?«

»O mein Gott, nein, daran habe ich noch gar nicht wieder gedacht, obgleich es mich einigermaßen in Verlegenheit setzte. Wie könnte ich Ihnen das nachtragen?«

»Also Sie sind mir nicht böse deshalb?«

»Ganz gewiß nicht, ich bin in diesem Augenblick sogar weit davon entfernt, überhaupt jemanden auf der Welt böse zu sein.«

»Aber warum sind Sie denn so schweigsam?«

Der Maler erhob die rechte Hand und deutete auf den ungeheuren Koloß ihm gegenüber, dessen in den blauen Lüften verschwindendes Haupt mit Schnee und Gletschern bedeckt war, die ihm wie weiße lange Locken bis tief über die breite Brust herabhingen. »Sehen Sie da,« sagte er fast wehmütig, »beim Anblick einer solchen Schöpfung verstummt in der Regel jede Sprache – auch die meine.«

»Die meine aber nicht, und ich will mit Ihnen reden.«

»Ich hindere Sie gewiß nicht daran – reden Sie!«

Aber sie schwieg, denn sie hatte in dem reinen blauen Auge, welches sich eben auf ihr Gesicht gerichtet, ein wirklich tiefes Gefühl gelesen, und ein solches Gefühl ist ansteckend. So wandte sie denn ihr Antlitz ebenfalls den Schneefeldern zu und starrte lange unbeweglich darauf hin.

»Finden Sie diesen Anblick nicht groß und erhaben?« fragte er endlich.

»O, das bedarf ja kaum einer Frage. Ich finde, er geht über alle Beschreibung. Alle meine Erwartungen sind übertroffen, und nun sehe ich auch, daß ich da oben nicht hinauf kann, denn es würde meine Kräfte übersteigen. Aber warum hat mir die Natur die Sehnsucht nach diesen Höhen in die Seele gelegt, wenn sie mir nicht die Kraft verlieh, sie zu erreichen?«

»Der Mensch muß sich leider ja immer in seinen Wünschen beschränken. Er darf nicht fliegen wollen wie der Vogel, nicht schwimmen wie der Fisch – er ist mit seinen Füßen auf die Erde angewiesen, und so sollten sich seine Wünsche auch nicht über dieselbe erheben. Höchstens eine unklare, bisweilen verzweifelnde Hoffnung darf er hegen –«

»Nun, Sie schweigen ja schon wieder? Welche Hoffnung darf er hegen?«

Franz Marssen schwieg noch eine Weile, dann sagte er ruhig: »Daß er einst mächtigere Schwingen besitzen wird, um zu Höhen zu gelangen, wie da eine vor uns liegt.«

Jetzt blieben beide, die funkelnden Augen und vielleicht auch ihre Wünsche auf diese unerreichbare Höhe gerichtet, stumm. Als aber die Pause etwas lange dauerte und drückend wurde, da sagte Franz Marssen plötzlich:

»Ich bedaure, daß Ihre Frau Mutter das nicht sehen kann. Ich glaube doch, daß dieser Anblick sie ergriffen und tief bewegt hätte.«

Miß Edda atmete leise auf und schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich glaube es nicht,« sagte sie, »dazu ist sie nicht mehr kräftig genug. Nur eine starke Seele wird von solchen Wundern ergriffen, meiner Mutter Seele aber ist, wie ihr Leib, matt und gleicht einem schwachen Rohr, das ein leichter Wind schüttelt und zur Erde beugt. Ach nein, auch ist sie ebensowenig nach der Schweiz gekommen, um das zu sehen, wie mein Vater.«

»Aber mein Gott, warum ist er denn hergekommen?«

Miß Edda sann eine Weile nach, dann sprach sie mit bedeutsamem Ernst: »Ich habe es Ihnen ja schon einmal angedeutet. Er hat hier eine bestimmte Aufgabe zu lösen, die ihn nötigt, mit allerlei Menschen in Verkehr zu treten. Er erfüllt also hier, wie überall, wo er bisher weilte, nur eine Pflicht, eine trockene und kalte und daher erkältende Pflicht. Nun denn, und damit er nicht allein eine schwere Aufgabe zu lösen hat, habe ich mir auch eine gestellt, mir eine Pflicht auferlegt, und diese ist weniger trocken und kalt als die seine. So unterstütze ich ihn auf meine Weise und werde es tun, so lange es geht, bis ich an mein Ziel gelangt bin.«

»Sie seufzen dabei, indem Sie dies sagen, und so klingt mir alles, was ich aus Ihrem Munde höre, noch seltsamer, und ich verstehe Sie nicht. Was für eine Pflicht haben Sie sich denn auferlegt?«

Sie lächelte und dachte eine Weile nach, dann aber sagte sie, und Franz wußte nicht, ob sie im Scherz oder Ernst redete, denn ihre Worte widersprachen dem unbefangen und heiter blickenden Gesicht: »Vielleicht ist mir die Pflicht, die schwere Pflicht zu Teil geworden – den Menschen auf den Grund ihrer Herzen zu schauen.«

»O, das ist keine so schwere Aufgabe, wenigstens wie ich sie erfasse.«

»Sie erfassen vielleicht manches zu leicht und anderes zu schwer. Man kann sich selbst davon keine Rechenschaft geben. Ihr Herz, zum Beispiel, mag nicht tief, ich meine, nicht unerforschlich tief sein. –«

»Aber das Ihre – so will es mich wenigstens oft bedünken.«

Sie lächelte, während sie dies sagte, und fast ebenso wehmütig, wie er vorher gelächelt. »Sie halten mein Herz für verstockt, nicht wahr?« fragte sie.

»Ich möchte wenigstens einmal die Stimme hören, die es zu öffnen imstande ist.«

Sie wollte eben antworten, aber in diesem Augenblick rollte ein tief und dumpf dröhnender Ton durch das Gebirge drüben, und das leicht geweckte Echo dröhnte ihn lange und geisterhaft nach.

»Was ist das?« fuhr Miß Edda in die Höhe. »Haben wir ein Gewitter?«

»Ja, ein Schneegewitter, eine Lawine. –«

»Wie, eine Lawine? Hier?«

»Ja, wir sitzen in der Region, wo sie am häufigsten donnern, und da – da können Sie sogar eine sehen.«

»Wo? Wo?«

»Dort! Bemerken Sie die schwarze Schlucht in der Mitte des Berges?«

Es erfolgte ein tiefes Schweigen ringsum. Drüben aber, dicht unter dem Gipfel der Jungfrau, hatte sich, vielleicht von der zunehmenden Tageswärme abgelöst, ein Eisblock losgebrochen und war auf ein frisches Schneefeld hinabgerollt. In dem Schneefelde begann ein silberner Staub aufzuwirbeln; einer dichten Nebelwolke gleich schwebte etwas eine Weile in der Luft, dann verschwand es spurlos in einer Schlucht, plötzlich aber kam es unten in der Tiefe wieder wie ein stäubender Wasserfall hervor, und bald darauf donnerte es gewaltig, als ob ein dreifaches Gewitter seine Stimme ertönen ließ.

Miß Edda schauerte vor Entzücken und Staunen. »Das war wirklich eine Lawine?« fragte sie.

»Ja, eine Staublawine.«

»Aber das bißchen Schnee kann doch nicht solchen krachenden Ton erzeugen?«

»Das bißchen Schnee? Wissen Sie, daß sich dort eben vielleicht tausend Zentner mit einem Male sechstausend Fuß tief hinunterstürzten? Es war also eine große Masse, nur durch die Ferne, in der sie fiel, erschien sie so klein und winzig.«

»Sie haben recht. Das ist groß, das Größte von allem. O, wenn doch noch eine fallen wollte!«

»Da kommt sie schon! Da! Sie verstehen es, die schlafenden Geister der Luft zu wecken.«

Ein zweiter Schneesturz erfolgte. Bald darauf noch mehrere. Die zwei Augenpaare verschlangen mit adlerartiger Schärfe jeden äußeren Vorgang da drüben, und auch in ihren aufgeregten Herzen zitterten die Schallwellen nach, die allmählich zu ihren Ohren gelangten.

»Kommt das hier häufig vor?« fragte Miß Edda leise und tief ergriffen.

»In dieser Jahreszeit, und wenn die Sonnenstrahlen auf den Schnee wirken, oft.«

»Ach, was ist das köstlich! Wir haben hier mehr Genuß als am Rhonegletscher und sind diesmal außerordentlich vom Wetter begünstigt.«

»Bis jetzt, ja. Aber mein Vater warnte mich. In den Bergen, sagte er, glaubt man an die Beständigkeit des Wetters nicht, und mir selbst ist die Luft zu klar und fein. Wir überblicken Meilen und wissen es nicht.«

Miß Edda verfiel wieder in Schweigen und starrte lange nach dem Jenseit der tiefen Schlucht, welche die Wengernalp von der Jungfrau trennt. Da raffte sie sich endlich zusammen. »Ich weiß nicht, wie es kommt,« sagte sie, »das ist alles so schön, so groß, so überwältigend, und doch, glaube ich, sind wir nicht in der besten Laune, es wahrhaft zu empfinden, wie es empfunden werden muß. Woher mag das kommen?«

»Ich weiß es nicht, wenn wir nicht eben durch diese Größe und Schönheit vor uns überwältigt und also benommenen Geistes sind. Meine Laune wenigstens ist nicht schlecht, das versichere ich Ihnen, und ich habe mich über nichts zu beklagen und nehme das mir Gebotene dankbar an. Und hier wird einem viel geboten, denke ich.«

Die junge Schottin spielte mit einer schönen Alpenrose, die sie schon lange in der Hand hielt. »Nun,« sagte sie mit einem Male scherzend, »wenn Sie so dankbar gegen die Vorsehung sind, die Ihnen so vieles bietet, so will ich hoffen, daß Sie es auch gegen Menschen sind, wenn sie Ihnen wenig bieten. Hier haben Sie eine Blume, die ich vorher auf der Alp gepflückt. Geben Sie mir Ihren Hut her, ich will sie daran befestigen. So. Ich wünschte, es wäre eine Wunderblume, und sie wäre imstande, Ihre Laune fortan aufzuheitern, wie sie auf unserer ersten Reise war. Diese Reise ist schöner, und Sie sind nicht mehr der Alte. Ihre Harmlosigkeit ist verschwunden, und Sie träumen bisweilen.«

»Das liegt in meiner Natur. Manche Menschen können nicht dafür, daß sie im Schlafe träumen, ich nicht, daß ich es im Wachen tue. Doch für die Blume meinen besten Dank. Wenn sie auf dem Hute vertrocknet ist, werde ich sie zur Erinnerung an »die Jungfrau« aufbewahren. Wer weiß, was sie noch als Leiche für Wunder wirkt, da sie aus der Hand einer –«

»Sie wollen doch nicht Heiligen sagen?« fuhr sie neckisch fort, da er schwieg.

Er konnte nichts erwidern, denn sie wurden unterbrochen. Es war die hübsche Wirtin, die lächelnd herantrat und die beiden jungen Menschen freundlich einlud, zu Tisch zu kommen, da das Frühstück eben aufgetragen werde. –

*

Als die beiden Bewunderer der schönen Natur an den Tisch unter dem überhängenden Dach des Wirtshauses traten, kam von der anderen Seite das Brautpaar hastig und freudenvoll heran.

»Vater! Mutter! O Edda, da sind Sie ja – was haben wir gesehen!« rief die junge Holländerin. »Ratet, ratet, geschwind!«

»Ich rate schlecht,« sagte der phlegmatisch auf seinem Stuhle lehnende Holländer, »zumal wenn ich müde bin. Ich habe mit meiner guten Alten ein kleines Schläfchen versucht, und das wird uns ganz gut bekommen.«

»Also Ihr habt auch nichts gehört?« fragte die hübsche Tochter verwundert.

»Nichts, mein Kind, gar nichts!« antwortete die Mutter.

»Nun, was haben Sie denn gesehen und gehört, liebe Elise, was wir nicht gesehen und gehört hätten?« fragte jetzt Miß Edda.

»Lawinen! Zwei, drei und noch mehr. Habt Ihr es denn wirklich nicht donnern gehört?«

»Donnern?« fragte die alte Holländerin und sah sich fast ängstlich nach allen Himmelsgegenden um.

»Still, Kind, still!« sagte der Mann im Nankingrock. »Sei unbesorgt, ich habe Mut!«

Edda erzählte jetzt in aller Ruhe, daß sie ebenfalls die Lawinen bewundert und was sie sonst noch gesehen hätten, als eine Magd eine Schüssel mit Fleisch auf den Tisch setzte nebst zwei Flaschen Burgunder, von denen der Marineoffizier eine sogleich in die bereitstehenden Gläser leerte.

»Was ist denn das für Fleisch?« fragte der alte Holländer nach einer Weile. »Das schmeckt ja ganz merkwürdig und fremdartig.«

Die am Tische zur Bedienung bereitstehende Wirtin lächelte und sagte: »Es ist Gemsbraten, mein Herr. Mein Mann hat vorgestern drüben am Fuße der Jungfrau ein junges Tier geschossen.«

»Gemsbraten!« riefen alle, nur Franz Marssen verhielt sich still und sah die Wirtin forschend von der Seite an, worauf diese lächelnd ihren Platz am Tisch verließ und in das Haus ging.

»Es schmeckt allerdings eigentümlich,« bemerkte der Bräutigam, »aber doch eigentlich gut und kräftig. Nun, das kann man bei einer solchen Strapaze gebrauchen. Aber meinen Sie wirklich,« wandte er sich an den Maler, »daß es Gemsbraten ist?«

»Ich verstehe mich nicht so recht darauf,« erwiderte dieser. »Ich für meine Person halte es nur für einen wild gemachten und schmackhaft zubereiteten Ziegenbraten, aber man darf die hübsche Frau nicht mit Zweifeln an ihrer Aussage kränken. Jedoch kann es auch von einer Gemse herrühren, da diese hier oft geschossen werden.«

»So wollen wir es getrost für solchen essen!« rief Miß Edda. »Auch mir schmeckt es gut.«

Alle aßen und tranken mit dem besten Appetit, auch die andern Speisen, die reichlich, wie überall in der Schweiz, und rasch aufeinander folgten. Als endlich die Wirtin abermals erschien und noch eine bestellte Flasche Burgunder brachte, sah die alte Holländerin sie scharf an und sagte, nachdem sie wieder fortgegangen war:

»Liebe Edda, der Herr Maler – ich vergesse immer Ihren Namen, verzeihen Sie – hat doch recht gehabt, als er unterwegs sagte, daß Sie dieser Frau ähnlich sehen, obgleich Sie ganz andere und viel schönere Augen haben.«

»O bitte, rühmen Sie meine Rabenaugen nicht zu sehr; das beste an ihnen ist, daß sie alles sehen, was sie sehen wollen. Aber von dieser Ähnlichkeit sehe ich wenig oder nichts, obgleich ich den besten Willen dazu habe.«

»Das kann man auch selten selbst sehen,« nahm der schweigsame Baron Tekeli das Wort, »nicht wahr, mein Herr?«

»Bisweilen doch,« erwiderte Franz, an den die Frage gerichtet war. »Aber in diesem Falle geht es mir seltsam; ich finde jetzt keine Ähnlichkeit mehr zwischen den beiden Gesichtern.«

Miß Edda sah ihn groß an. »Wie käme denn das?« fragte sie langsam.

»Seitdem Sie die Lawinen gesehen haben, hat sich Ihr Gesicht verändert,« sagte er sich leicht verbeugend.

»Verändert?« fragte sie erstaunt.

»Ja, und ich habe schon oft gefunden, daß sich inmitten einer Szenerie, wie wir sie hier vor Augen haben, Menschengesichter rasch veränderten. Ich erkläre mir das sehr einfach. Wenn die Schönheit und Größe der Natur erst in dem Herzen der Menschen gleichsam wie Blumen aufgehen, so nehmen auch ihre Gesichter einen anderen Ausdruck an – das heißt, sie verklären sich – und gerade für diese Veränderung glaube ich als Maler ein Auge zu haben.«

»O mein Gott!« rief der Bräutigam mit einem entzückten Blick auf die errötende Braut, »das habe ich Elisen vorher auch schon gesagt.«

Diese hielt ihm den Mund zu und legte den anderen Arm um seinen Hals. »Nun denn,« sagte die alte Holländerin zu ihrem Mann, »dann wollen wir uns nachher diese Szenerie auch ansehen, es ist immer etwas Schönes und Gutes, wenn sich das Gesicht eines Menschen im Leben verklärt. Trinken wir auf diese Verklärung ein Glas, und mag uns allen die Reise wohl bekommen.«

Alle stießen mit den Gläsern an und nickten sich, hier vertraulich, dort höflich einander zu.


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