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Siebentes Kapitel.
Gegenseitige Ueberraschungen

Auch der gegenwärtige schöne und lange Frühlingstag neigte sich seinem Ende zu. Milde und frisch, wie er begonnen, schloß er auch wieder und die Sonne sank, langsam und schwer von der lieben Erde sich trennend, hinter das rosig angehauchte Nebelgewölk, welches tief am Horizont über dem Meere lagerte. Stille, fast schwermüthig stille Dämmerung breitete sich über Wälder und Fluren aus und begann auch allmälig den großen Saal in Betty's Ruh zu füllen, der doch von allen Seiten so viel Licht empfing und es länger als jeder andere Raum unter Dach in dem stillen Schlosse bewahrte.

Paul saß noch immer unermüdlich am Schreibtisch und seine Feder flog rascher denn je über das Papier, da er seinen langen Bericht noch vor'm Dunkelwerden beenden wollte. Endlich ging hinter ihm leise die Thür auf und herein trat, auf den Zehen schleichend, was die dichten Teppiche ganz unnöthig machten, Frau Dralling, nicht in der Absicht, den so fleißig arbeitenden jungen Herrn zu stören, sondern ihm irgend einen Dienst zu leisten, wenn er desselben vielleicht benöthigt wäre.

Dieser aber besaß feine Ohren und er vernahm nicht nur das leise Schließen der Thür, sondern auch das Geräusch, welches über einen Teppich schlürfende oder beim Gehen sich faltende Frauenkleider stets verursachen. Flüchtig sah er sich nach der Nahenden um und nickte ihr freundlich zu, ohne jedoch ein Wort zu sprechen.

»Verzeihen Sie, Herr Baumeister,« redete sie ihn fast schüchtern an, »ich möchte Sie nicht gern stören.« Aber es wird dunkel und Sie verderben sich am Ende Ihre guten Augen. Soll ich Ihnen nicht eine Lampe bringen, wenn Sie noch länger zu schreiben haben?«

»Nein, Frau Dralling, warten Sie einen Augenblick, ich bin gleich fertig und habe nur noch zwei Zeilen zu schreiben.«

Unbeweglich und keine Sylbe erwidernd blieb die achtsame Frau hinter dem weiter Schreibenden stehen, um geduldig den Schluß seiner Arbeit zu erwarten, und in der That erfolgte dieser sehr bald und Paul sprang freudig vom Stuhle auf, dehnte sich lang aus und rief:

»Jetzt bin ich fertig, Frau Dralling. Freuen Sie sich mit mir, denn was ich hier im Interesse meines Onkels geschrieben, wird hoffentlich eine gute Wirkung haben.«

»Das wolle Gott, Herr Paul, und was mich betrifft, so werde ich ihn alle Abende bitten, daß er diese Wirkung recht bald senden möge.«

»Das ist recht von Ihnen, jedes guten Menschen Bitte findet offene Ohren bei Gott, wenigstens flößt er uns gleich danach Hoffnung und Beruhigung in's Herz. – Aber nun sagen Sie mir, ist mein Onkel noch nicht wieder da?«

»O nein,« erwiderte Frau Dralling mit einem eigenthümlichen Wink ihrer Hand, »der sitzt in festen Banden, wenn er bei seiner Herzallerliebsten sitzt.«

Das Wort flog fast unbeachtet an Paul's Ohren vorüber und er that, wie um's seine Glieder wieder beweglich zu machen, einige Schritte im Saal hin und her. Plötzlich aber trat er wieder auf die Haushälterin zu und sagte rasch: »Frau Dralling, deuten Sie mir jetzt den Weg an, den ich einschlagen muß. Ich will mir noch flugs eine tüchtige Bewegung machen und meinem Onkel entgegengehen.«

»Thun Sie das lieber nicht, Herr Paul,« ermahnte die vorsichtige Frau, die immer nur ihren ›alten Mann‹ vor sich zu haben glaubte, »Sie sind vom Schreiben erhitzt; bei'm Laufen machen Sie sich noch wärmer, und zuletzt steigen Sie in den offenen Wagen. Sie könnten sich leicht erkälten, bedenken Sie das; die Maiabende sind kühl und haben schon manchen Schnupfen zu Wege gebracht.«

»Davor fürchte ich mich nicht,« erwiderte Paul, öffnete eins der großen Fenster und steckte den heißen Kopf, wie zum Versuch, in die in der That feuchte Dämmerluft hinaus. »Wohin ist er denn eigentlich heute gefahren?« fragte er, sich wieder nach der mitten im Saal stehenden Frau umdrehend

»Ich sagte es Ihnen ja schon – zu seiner Herzallerliebsten.«

»Sie belieben zu scherzen, Frau Dralling,« entgegnete Paul mit ernster Miene, »ich möchte aber eine Antwort auf meine Frage vernehmen.«

»Nein, ganz und gar nicht scherze ich,« betheuerte Frau Dralling mit weit aufgerissenen Augen, »und ich habe Ihnen ja schon geantwortet. Der Professor ist zu einer Dame gefahren, die er sehr liebt. Er denkt ernstlich daran, sich zu verheirathen, und er hat auch in Wahrheit eine erstaunlich gute Wahl getroffen.«

Paul stand alsbald vor der so ernst redenden Frau und sah sie verwundert an. »Ich kann es nicht glauben, was Sie da sagen,« erwiderte er. »Das wäre ja ganz was Neues und, so weit ich meinen Onkel kenne, etwas Unerhörtes, etwas vollkommen Unglaubliches.«

»Na, warum denn? Ist er nicht immer noch ein ganz netter Mann und dabei klug und ungeheuer gelehrt? O, das wissen Sie ja eben so gut wie ich, wie Sie auch wahrscheinlich wissen, daß die Frauen von jeher gegen kluge und gelehrte Männer zärtlich gewesen sind.«

Jetzt lachte Paul laut auf und zwar so herzlich, wie er lange nicht gelacht. »Und das höre ich heute erst?« fragte er immer wieder lachend. »Warum hat er mir denn eins seiner wichtigsten Geheimnisse bis jetzt noch nicht mitgetheilt?«

»Na, Sie lachen,« sagte die Dralling mit drolligem Ernst, der Paul immer spaßhafter vorkam, »aber Sie sehen doch, ich bleibe ernst und es muß also wohl seine Richtigkeit mit dem Professor haben. Er hätte Ihnen gewiß unterwegs seine Pläne darüber mitgetheilt, aber Sie verweigerten ja Ihre Begleitung, selbst wenn es in's Paradies ginge, wie Sie sagten. Nun wird er wohl heute Abend nach seiner Rückkehr dies Thema reiflich mit Ihnen besprechen.«

Paul stellte seine frohe Laune ein und ging langsam im Saale auf und nieder. Plötzlich blieb er wieder vor Frau Dralling stehen, sah sie ruhig an und sagte: »Können Sie mir vielleicht auch sagen, wen mein Onkel, der Professor Casimir van der Bosch – ich muß hier sehr klar reden, wie ich sehe – heirathen will

»Gewiß kann ich Ihnen das sagen, wenn Sie es jetzt schon wissen wollen und die Zeit nicht erwarten können; er hat mir in dieser Beziehung kein Schloß vor den Mund gelegt.«

»Nun gut, so reden Sie doch. Was ist es denn für eine Frau oder gar für ein Mädchen?« Und wieder spielte ein schalkhaftes Lächeln um des Fragenden Lippen.

»Nein, es ist eine Frau, und zwar eine sehr schöne, liebreizende und dabei reiche Frau, Herr Paul, sehr reich, und darum eben kann sie den Professor heirathen, selbst wenn dieser kein größeres Vermögen bekommen sollte, als er bis jetzt besitzt. Und eben so darf er diese Dame heirathen, da er über sechszig Jahre alt ist – ein jüngerer kann sie nämlich nie erhalten – ja! denn da drüben auf Wollkendorf hat auch ein so vertracktes Testament gespukt wie hier in Betty's Ruh, nur in etwas anderer Weise.«

Bei diesen unerwarteten Worten veränderte sich Paul's Gesicht auf eine merkwürdige Weise. Es wurde nicht blaß, nicht roth, und doch nahm es einen unbeschreiblichen Ausdruck maßlosen Staunens an, der Frau Dralling bewies, daß ihre Worte einen tiefen Eindruck auf den jungen Mann gemacht hatten.

»In Wollkendorf, sagen Sie?« fragte er mit stockendem Athem. »Sie meinen doch nicht die Baronin von Wollkendorf auf dem hannoverschen Gute, die Wittwe des – des –«

»Ja wohl, eben dieselbe meine ich, Herr Paul.«

»Das ist nicht wahr!« rief Paul mit seltsamer Energie und ging wieder einige Schritte auf und ab.

»Es ist doch wahr, Sie können, es mir glauben; und an dem Tage, den Sie auf der Kugelbaake zubrachten, war sie noch selber hier, zu Pferde, und hat mit mir davon gesprochen, daß, wenn sie jemals wieder einen Mann nähme, es nur Ihr Herr Onkel, der Professor wäre, zu dem sie eine eben so große Liebe wie Achtung hegt.«

»Frau Dralling!« rief Paul mit unverkennbarem Staunen, dem indeß kein Atom Schrecken beigemischt war, »Betty von Wollkendorf wäre hier bei meinem Onkel gewesen und hätte mit Ihnen über diesen Punct gesprochen?«

»So wahr ich hier vor Ihnen stehe, Herr Paul! Auf jenem Stuhl hat sie dabei gesessen, und mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«

»Aber mein Gott, wo hat mein Onkel denn diese Dame kennen gelernt?«

Die gute Dralling zuckte die Achseln. »Das weiß ich so genau selber nicht, aber sie war mit einem Male da und machte ihm ihren Besuch, und da war die Bekanntschaft fertig und seitdem kommt sie jede Woche hierher und der Professor fährt zu ihr, wie er auch heute wieder zu ihr gefahren ist.«

Paul war von dieser Mittheilung auf's Aeußerste betroffen und von seinem Gange in's Freie war keine Rede mehr. Er legte seine rechte Hand auf die Stirn und ging langsam, immer langsamer im dunkelnden Saale hin und her. »Wäre es denn möglich!« sagte er zu sich. »Betty hier in Betty's Ruh? O mein Gott, mein Gott, und das ist mir bis jetzt verborgen geblieben?!«

Er hatte die letzten Worte laut gesprochen und Frau Dralling hatte sie gehört. »Ja, ja,« sagte sie, wundern Sie sich nur darüber, der Professor hat es Ihnen verheimlicht, ich merke es wohl, aber geben Sie Acht, er wird es Ihnen heute Abend schon erzählen, denn wenn er von Wollkendorf kommt, ist er immer ungemein vergnügt, die junge schöne Dame weiß ihn angenehm zu unterhalten und ich freue mich in der Seele des guten Mannes darüber, daß er doch auch einmal eine Freude hat, nicht wahr?«

»Ja, ja,« sagte Paul zerstreut, »das glaube ich, ja, das glaube ich. – Also Sie kennen Frau von Wollkendorf?« fragte er mit neu erwachter Lebhaftigkeit.«

»Natürlich kenne ich sie, und sie hat mir noch neulich recht herzlich die Hand gedrückt. Ach, es ist eine liebe, gute Frau, Sie werden sich auch freuen, sie kennen zu lernen und sie hat auch mit dem Professor viel von Ihnen gesprochen.«

Paul sah die Dralling fast starr an. »Sie hat mit ihm von mir gesprochen?« fragte er. »Ist das wahr?«

»Ei gewiß. Er sagte ihr ja, daß er seinen Neffen erwarte, daß Sie bald kommen würden und daß er große Hoffnungen auf Sie setze, Sie würden ihm in seinen Verlegenheiten helfen können.«

»So, so. Und was erwiderte sie darauf?«

»Je nun, das weiß ich so genau nicht, ich war ja nicht immer bei der Unterhaltung zugegen. Aber daß sie sich freute, Sie kennen zu lernen, das sah man ihr gewiß an.«

»Frau Dralling,« bat Paul mit ganz eigenthümlich bewegter Stimme – »lassen Sie mich einen Augenblick allein – ich habe noch etwas zu überlegen.«

»Soll ich Ihnen dabei vielleicht Licht bringen?«

»Ja – nein, wie Sie wollen, mir ist Alles gleich; was ich sehen will, sehe ich auch im Dunkeln.« –

»Das ist ja sonderbar,« sagte die Dralling, als sie hinausging. »Dahinter steckt am Ende noch etwas ganz Anderes. Thusnelda! mach' die Augen auf, weit auf – denn daß die Beiden sich kennen – die Baronin und der Herr Paul – das ist so wahr, wie drei mal drei neun ist, wie der Professor immer sagt.«

Als sie nach einigen Minuten die brennende Lampe in den Saal brachte und auf den großen Mitteltisch stellte, sah sie den jungen Mann erst gar nicht. Er stand an dem hintersten Fenster und schaute mit brennenden Augen in die dämmernde Ferne hinaus, nach dem gespenstisch herüberschimmernden Mausoleum hin und flüsterte in sich hinein.

»Ja, das Glück – kann alle Tage kommen! Wenn auch nicht auf die Weise, wie man es sich denkt und wünscht, so doch auf eine andere und hier auf eine recht unvermuthete und rasche Weise. O großer Gott, ich danke Dir!

Ja, laß sie mich noch einmal sehen – nur noch einmal sehen, und dann, dann gieb Du das Andere, wie Du ja Alles giebst! Hoffnung – ach! habe ich keine mehr, die ist schon lange begraben, aber darum darf ich sie doch lieben – das ist ja kein Verbrechen, das ist keine Sünde, und wenn ich ihre Liebe nicht erwerben kann – ihre Freundschaft hat sie mir ja für's ganze Leben zugesagt, wie ich ihr die meine – und ich will sie ihr halten, ja, das will ich, sie halten und bewahren – und sie, sie wird es nicht vergessen haben, was wir uns in der schmerzlichen Scheidestunde versprachen, denn was man in solchem, das ganze Wesen durchdringenden und läuternden Schmerz gesprochen, das haftet im Herzen, das klebt in der Seele fest – und mir, mir haftet und klebt es – hier – unvergänglich, unauslöschlich – und so soll es bleiben, bis ich auch einst da liegen werde, wo Jene liegen, ruhig und süß schlummernd, ohne Sorgen und ohne Leid, allem Weh und Schmerz überhoben – ach! Quentin van der Bosch hatte ja auch eine Betty verloren und sie endlich doch – doch da droben im Himmel wiedergefunden. Amen!«

Wenige Minuten erst brannte die Lampe auf dem Tisch und füllte den großen Raum nur mit einem schwachen Dämmerschein, so daß Frau Dralling aus eigener Machtvollkommenheit noch einige Kerzen anzündete, da trat der Professor in den Saal. Wie die Haushälterin es vorhergesagt, war er ungemein vergnügt; auf seinem Gesicht lag ein ungewöhnlich heiteres Lächeln und er begrüßte den Neffen mit großer Herzlichkeit, worauf auch sogar die ihm Hut und Rock abnehmende Dralling ein paar freundliche Worte zu hören bekam. Ja, er war so vergnügt, so sehr von dem Ausfall seines Besuches befriedigt und dabei mit sich selbst beschäftigt, daß er nicht im Geringsten die ernste, fast feierliche Miene Paul's und die große Spannung gewahrte, die in dessen Blick lag, als er den so heiter Rückkehrenden mit seinen dunklen Augen fragend anschaute, wie wenn er die Zeit nicht erwarten könnte, die ersten Worte zu vernehmen, die dem Professor schon auf den Lippen lagen, und als müßten dieselben gleich das Wichtigste enthalten, was er mit seinem wünschevollen Herzen zu hören erwartete.

»Ja, da bin ich wieder,« rief frohlockend der Professor, indem er sich das Haar mit beiden Händen glatt zu streichen versuchte, »und ich habe eine höchst angenehme Fahrt gemacht. Ei der Tausend, es war hübsch! Nun aber sage mir einmal, Junge, bist Du mit Deinem Brief fertig geworden?«

Paul nickte. »Ja, lieber Onkel,« sagte er, »ich bin ganz fertig und morgen früh lese ich ihn noch einmal durch, siegle ihn zu und trage ihn selbst auf die Post nach Cuxhafen, dann weiß ich, daß er sicher abgegeben ist.«

Der Professor schüttelte den Kopf und erwiderte mit behäbigem Lächeln: »Du wirst nicht nöthig haben, den weiten Weg nach Cuxhafen zu machen. Nein, wir fahren morgen nach Wollkendorf und kommen dabei durch das Dorf gleichen Namens, wo eine Postanstalt ist, die alle Briefe so sicher befördert wie die in Cuxhafen, davon habe ich noch heute den Beweis gehabt, denn meine Freunde haben ein ganzes Packet Briefe von ihren Verwandten erhalten.«

Paul konnte sich bei diesen Worten kaum eines leisen Lächelns erwehren, da er sogleich errieth, daß es Briefe von Ebelings seien, die in Wollkendorf eingetroffen waren und aller Wahrscheinlichkeit nach seine eigenen letzten Lebensereignisse in der Residenz berichtet hatten. »Also Du bist in Wollkendorf gewesen,« sagte er, »und darf ich mir erlauben zu fragen, bei wem Du daselbst warst?«

Der Professor schmunzelte. »Bei einer ganz allerliebsten Frau, mein Junge, die Du nun endlich morgen auch kennen lernen wirst und die sich sehr freut, Dich bei sich zu sehen. Es ist die Baronin von Wollkendorf, eine Wittwe, die vor Jahr und Tag ihren Mann rasch am Nervenfieber verlor und nun so ziemlich unumschränkte Gebieterin auf ihrem verpachteten Gute ist. Wollkendorf, wohin ich stets fahre, und die Kugelbaake, wohin ich in der Regel zu Fuß gehe, sind mir die liebsten Orte in der ganzen Nachbarschaft, und darum verkehre ich auch fast nur mit ihren Bewohnern.«

»Wie hast Du denn diese allerliebste Wittwe kennen gelernt?« fragte Paul mit einer Ruhe, die er sich vor einer Viertelstunde selbst nicht zugetraut hätte.

Der Professor ließ sich auf einen Sessel in der Nähe des großen Tisches nieder, schlug ein Knie über das andere und legte bedeutsam den rechten Zeigefinger an die Nase. »Ja,« sagte er mit feinem, vielsagendem Lächeln, »das ist eine ganz eigene Geschichte, mein Lieber, und ich hätte es mir nicht träumen lassen, daß mir so etwas begegnen könne. Sieh mal, ich saß da eines Tages, ich glaube, es war im Februar dieses Jahres, und wir hatten damals recht schöne sonnige Tage – auf meinem Stuhl am Schreibtisch und dachte über mein seltsames Schicksal nach, als die Dralling hereinkam und meldete, daß eine Dame in einer eleganten Kutsche vor das Haus gefahren sei, daß sie mich zu sprechen verlange und mir ihre Karte schicke. Ich nahm ihr die Karte aus der Hand und las den Namen ›Baronin von Wollkendorf‹. Ich war natürlich selbst wie aus den Wolken gefallen, zog mir schnell den Schlafrock aus und einen andern an und ließ sie hier hereinführen. Aber da hättest Du einmal ihr Erstaunen sehen sollen, als sie in diesen Saal trat! Sie war ganz betreten und starrte immer nach der Glaskuppel in die Höhe, als müsse ihr ein Engel daraus entgegenfliegen, und es dauerte eine ziemliche Weile, ehe sie zusammenhängend mit mir sprechen konnte.

Ich fragte, welchem Umstande ich die Ehre ihres Besuches zu danken habe, und bot ihr einen Sessel an. Sie setzte sich mit mir vor den flammenden Kamin und fing endlich an zu reden. Paul, ich sage Dir, da war ich erst recht erstaunt. Denn eine so liebe, süße Stimme hatte ich in meinem Leben noch nicht gehört und, wahrhaftig, auch ein so liebes, süßes Gesicht war mir noch nie vor Augen gekommen. Mir wurde ganz sonderbar weich zu Muthe und ich bemühte mich, ihr dienstbar zu sein, und bat sie, den warmen Pelzmantel abzulegen, und das that sie ganz ungenirt und ich sah nun eine reizende Gestalt vor mir, wie Du Dir kaum eine vorstellen kannst.

›Ich bin die Baronin von Wollkendorf im Hannöverschen,‹ sagte sie, ›und komme zwei Stunden weit her, um mich zu überzeugen, ob das Gerücht wahr ist, welches ich schon vor einiger Zeit vernommen, daß Sie der Herr Professor Casimir van der Bosch sind, der den Lehrstuhl der Mathematik in ... mit dem einsamen Aufenthalt in Betty's Ruh vertauscht hat.‹

›Ja,‹ erwiderte ich, ›das Gerücht hat die Wahrheit gesprochen, ich bin dieser Casimir van der Bosch und habe die Erbschaft meines Bruders angetreten.‹

Da lächelte sie auf eine höchst liebliche Weise und sagte: ›Nun dann verzeihen Sie, daß eine Dame Ihnen zuerst einen Besuch macht, denn Sie würden mich doch wohl etwas lange auf den Ihrigen haben warten lassen.‹

›Das hätte leicht bis in alle Ewigkeit dauern können,‹ erwiderte ich, ›denn ich mache gar keine Besuche in der Nachbarschaft, am wenigsten bei Damen. Ich bin nicht an den Umgang mit ihnen gewöhnt.‹

Da hättest Du einmal das schelmische Gesicht sehen sollen, womit sie mich anblickte und sagte: ›O, mein Herr Professor, mich und meine von aller Welt verlassene Mutter werden Sie doch wohl besuchen, und an unsern Umgang werden Sie sich hoffentlich bald gewöhnen, denn mich treibt außer anderen Beweggründen die Wissenschaft zu Ihnen, die mir Ihre Bekanntschaft also außerordentlich wünschenswerth macht.‹

›Die Wissenschaft?‹ rief ich erstaunt, und ich fühlte selbst, daß sie schon mit diesem einen Wort mein ganzes Herz gewonnen hatte.

›Ja, die Wissenschaft,‹ erwiderte sie, ›und zwar Ihre Wissenschaft, die Mathematik. Ich liebe nämlich die Mathematik sehr und habe früher – von einem Freunde meines Cousins – auch schon einige Unterweisung darin erhalten. Meine Bitte geht nun dahin: ob Sie vielleicht geneigt wären, mir alle Wochen eine Stunde mathematischen Unterricht zu ertheilen – was Sie vielleicht schon deshalb thun werden, um hier nicht ganz aus der Uebung zu kommen.‹

Na, siehst Du, da war die Sache gemacht, fix und fertig auf einen Schlag. Ich sagte auf der Stelle zu, fuhr zwei Tage darauf nach Wollkendorf, lernte in ihrer Mutter eine vortreffliche Frau kennen und gab die erste Stunde. Seit der Zeit wechselten wir ziemlich regelmäßig unsere Besuche, einmal kam sie hierher, dann ging ich zu ihr, und jetzt, Junge, ist sie schon so weit, daß sie Dir den Magister Mathesios wie ein Secundaner beweisen kann.«

Paul hatte bei dieser Erzählung wieder ein allmäliges Wachsen seiner guten Laune verspürt und jetzt wäre es ihm nicht schwer geworden, seinen guten Onkel zu belehren, daß Betty von Wollkendorf schon durch seinen eigenen Unterricht vor Jahren im Stande gewesen, zu beweisen, daß das Quadrat der Hypotenuse gleich dem Quadrat der beiden Katheten sei. Aber er schwieg, er hatte noch ernstere Fragen auf dem Herzen und diese mußten zuerst beantwortet werden.

»Ich kann mir denken,« sagte er nach einer kurzen Pause, »wie sehr diese wissenschaftliche Dame Dich angezogen hat. Du bist mit ihr natürlich allmälig vertrauter geworden?«

»Ja, mein Junge, das bin ich. Sie nahm ungemein herzlichen Antheil, an meinen hiesigen Verhältnissen sowohl, wie an meinen früheren Lebensereignissen, die sie mir alle nach und nach abzufragen verstand, und ich erzählte ihr allmälig Alles, was ich ihr erzählen konnte, und zuletzt von meiner Bedrängniß in Bezug auf die Erbschaft meines Bruders.«

»Also diese kennt sie auch?«

»Ganz genau bis in alle Details, und heute habe ich ihr noch das Letzte erzählt, nämlich daß Du gekommen bist und Dich mit erstaunlichem Eifer meiner eigenthümlichen Lage angenommen hast.«

»So. Aber ist es denn wahr,« fuhr Paul mit niedergeschlagenen Augen zu fragen fort, »was die Dralling mir vorher erzählte, daß Du gesonnen bist, diese schöne Baronin – zu heirathen?«

»Die Dralling? Die infame Plaudertasche!« rief der Professor mit erkünsteltem Grimm. »Haha! So, also sie hat es Dir gesagt? Nun denn, was meinst Du dazu,« fuhr er mit schalkhaft lauernder Miene fort, »wenn ich auf meine alten Tage noch den Entschluß faßte, mich in das Ehejoch schmieden zu lassen, he?«

»Wenn die Dame für Dich paßt – wenn Du sie und sie Dich liebt – wenn Eure Verhältnisse es gestatten – warum sollte es dann nicht möglich sein?«

»Haha! Ja! Das sagte die Baronin auch!«

»Wie,« rief Paul mit aufflammender Erregung, »das sagte die Baronin selbst?«

»Natürlich! Ganz ohne allen Zwang. Sie spricht so ruhig und herzlich darüber wie ein Kind und neckt mich immer damit, daß wir noch einmal Mann und Frau werden müßten.«

»So, so, sie neckt Dich damit! – Und was sagst Du denn dazu?«

»Ich? O – ich weiß selbst nicht, was ich dazu sagen soll,« versetzte der Professor mit schmunzelndem Gesicht und dabei seinen Bart streichend und zur Erde schauend. »Nur so viel ist gewiß,« fuhr er plötzlich rascher fort, »wenn ich einmal auf den tollen Gedanken käme, eine Frau zu nehmen und ich könnte diese bekommen, dann würde ich mich nie nach einer anderen umsehen, denn sie gefällt mir ganz über die Maaßen. Doch halt, Junge, denke von Deinem alten Onkel nichts Arges – ich bin nicht etwa verliebt, wie die Leute es nennen, das glaube gar nicht – aber die Aussicht, ein solches himmlisches Wesen für Betty's Ruh zu gewinnen, wäre allein schon werth, diese Angelegenheit einmal recht ernstlich zu überlegen. Na, morgen wirst Du sie ja sehen und dann sollst Du mir selbst sagen, ob der Wunsch so närrisch ist, eine solche Frau beständig um sich im Hause zu haben.«

Paul raffte sich auf; die Maske mußte fallen, er durfte den guten Onkel nicht länger in Unkenntniß der bestehenden Verhältnisse lassen. »Ich muß Dir ein Geständniß ablegen,« sagte er ernst, »und Du wirst mir verzeihen, daß ich es nicht eher ablegte, aber es war mir darum zu thun, erst Deine Erzählung von der Baronin von Wollkendorf zu Ende zu hören und dann Deine eigene Meinung über sie zu vernehmen.«

Der Professor richtete sich in seinem Sessel hoch auf und sah Paul mit weit aufgerissenen Augen an, aber nur eine unbestimmte, ahnungsvolle Verwunderung sprach aus seinem Blick, seiner Miene, denn etwas Anderes, Leidenschaftliches schlummerte nicht in seinem Herzen, dazu war der gute Casimir van der Bosch nicht geschaffen. »Na,« sagte er mit leiser, etwas heiserer Stimme, »was denn für ein Geständniß? Ich bin sehr neugierig darauf.«

»Ich brauche die Baronin von Wollkendorf nicht erst kennen zu lernen – ich kenne sie bereits sehr genau und seit langer Zeit.«

»Wie? Du kennst sie – sehr genau und seit langer Zeit?« stammelte der Professor. »Aber woher denn?«

»Aus ... , denn sie ist ja die Nichte des Banquiers Ebeling, meines Wohlthäters und Freundes, von dem ich Dir so oft geschrieben, desselben Mannes, an den auch der Brief gerichtet ist, welcher mich heute den ganzen Tag beschäftigt hat. Ich habe vor ihrer Verheirathung sehr viel mit ihr im Hause ihrer Tante verkehrt, wir sind sogar befreundet gewesen und erst ihre plötzliche Verheirathung, die glaube ich, wider ihre Neigung durch ihren Vater in's Werk gesetzt wurde, trennte sie von ihren Verwandten und mir, was mich noch heute so schmerzlich berührt wie damals, als es geschah.«

Der Professor hielt sich mit beiden Händen an seinem Stuhle fest, als befürchte er, vor Verwunderung zu Boden zu fallen. Erst glaubte er zu träumen, aber bald sah er ein, daß er wache und daß es Wahrheit und Wirklichkeit sei, was er hörte. »Du kennst die Baronin – bist mit ihr befreundet gewesen?« brachte er mit Mühe über die ihm förmlich schwer gewordene Zunge.

»Ja, lieber Onkel; Betty von Hayden, so hieß sie als Mädchen, kenne ich sehr wohl und ich freue mich über die Maaßen, daß ich sie wiedersehen soll, um sie vielleicht als Tante in Betty's Ruh willkommen zu heißen.«

Der Professor sah seinen Neffen gleichsam versteinert an, er konnte diese so unerwartet vor seine Sinne gerückte Enthüllung noch gar nicht fassen. Er strich sich den Bart auf und nieder, schlug bald das rechte Bein über das linke, bald dieses über jenes und rief wiederholt:

»Also Du kennst sie? – Aber dann, dann, Junge,« fuhr er plötzlich mit dunkelrothem Gesicht fort, »dann erkläre mir nur das Eine: warum hat mir die Baronin, Deine alte Bekannte, Deine Freundin, der ich so viel von Dir habe erzählen müssen – haha! es ist beinahe zum Lachen! – die mich Gott weiß wie ausgefragt – ha, ja, jetzt begreife ich ihre Neugierde und am Ende auch ihren wissenschaftlichen Eifer – warum hat sie mir denn kein Wort gesagt, daß Du ihr bekannt bist?«

Paul wunderte sich selber darüber, aber er schwieg und zuckte nur die Achseln.

»Du weißt es nicht?« fragte der Professor nach einer Weile mit lächelndem Gesicht.

»Kein Wort, lieber Onkel – allein, die Frauen sollen sich ja, wie man sagt, gern mit Geheimnissen abgeben, sie erzeugen und fortpflanzen auf jede Weise – wer weiß also, – so genau kenne ich die Baronin nicht – was für ein Geheimniß sie zu dieser Handlungsweise gegen Dich veranlaßt hat.«

Der Professor antwortete nichts; er war tief in seinen Sessel zurückgesunken und starrte, wie nach einem entschwundenen Sterne suchend, lange in die Höhe. Auch nachher, beim Abendessen und später, sprach er sehr wenig und schien nur im Stillen einen Gedanken zu verarbeiten, der ihn vollauf beschäftigen mußte. Als man aber nach zehn Uhr zu Bett ging, geschah es, daß die beiden Männer zum ersten Mal, seit sie so nahe bei einander lagen, nicht einschlafen konnten. In Paul's Kopfe – warum nicht auch in seinem Herzen? – kreiste und gährte es chaotisch, als entwickle sich vor seinen Augen eine neue, ihm bisher noch unbekannte Welt. Diese neue Welt aber entbehrte vor der Hand des Segen spendenden Lichtes – keine Sonne erhellte und erwärmte sie, es lebten noch keine empfindenden Menschen darauf und kein grünes Blatt sproßte aus ihrem kalten Boden, keine süße Frucht entquoll ihrem öden Schooße – todt, dunkel, starr lag sie vor seinen Augen und er tastete sich in ihr mit suchenden Händen umher, ob er das Licht, die Wärme, die Sonne nicht finde, die jene Menschen, Keime und Früchte mit ihrer Zauberkraft hervorquellen macht; und als er endlich die begehrte, ersehnte Sonne mit einem falben, matten Schimmer über den fernen Horizont hervortauchen zu sehen glaubte, da erst entschlief er und – die fremde neue Welt war noch bis zum anderen Morgen in ihm dunkel, kalt und trübe geblieben und er richtete nun einen fragenden, bittenden Blick nach dem blauen Maihimmel empor, ob die gütige Sonne da oben sich jener neuen dunklen Welt nicht erbarmen und einen Theil ihres reichen Lichtes an sie abgeben wolle, um auch sie zu erhellen und zu verschönern wie diese alte Welt, die, was für Gebrechen und Mängel sie auch in ihren Gestaltungen und Wirrnissen bergen möge, doch auch so erhaben, schön und göttlich ist, daß der auf ihr lebende Mensch gern auf ihr wohnt, sie ungern verläßt und selbst in seinen Zukunftsträumen wünschend und hoffend immer wieder zu ihr zurückkehrt! –

Eben so unruhig und schlaflos, wiewohl aus einem ganzen anderen Grunde, lag der Professor in seinem weichen Bett. Es schwirrten ganz närrische Gedanken in seinem aufgeregten Kopfe herum, denn ihm war etwas Seltsames, Wunderbares begegnet, etwas, was er bisher nur von Hörensagen kannte, was er nie selbst erlebt und was er nun wirklich zu erleben sich nicht mehr wegläugnen konnte. Dabei war ihm aber durchaus nicht beklommen, ängstlich oder gar besorglich zu Muthe, nein, ganz und gar nicht, er war sogar ganz vergnügt, er freute sich, daß ihm auch einmal so etwas Seltsames begegnet sei und er mußte sich sogar einige Male Mühe geben, ein hörbares, ihn unwillkürlich überkommendes Lächeln zu unterdrücken, damit der in seiner unmittelbaren Nähe Schlafende in seinem gewiß sanften Schlummer nicht gestört werde.

»Das ist eine ganz curiose Geschichte,« sagte er zu sich, »und mir passirt jetzt am Ende selbst, was ich Anderen voreulenspiegeln wollte. Ich beabsichtigte, eine kleine Comödie aufzuführen, und nun haben mir diese jungen Leute eine aufgeführt, wenigstens die kleine süße Frau, die wirklich nicht so ehrlich gegen mich gehandelt hat, wie der brave Junge, der Paul da drüben! Hm! Sie hat ihre Rolle ganz niedlich vorgetragen, ganz vortrefflich die Unwissende und Wißbegierige gespielt. Doch still, wirf keinen Stein auf sie, Casimir, ehe Du weißt, warum sie diese Rolle übernommen hat. Nein, nein, sie soll auf keine Weise von meinem Scherze zu leiden haben, ich will ihr nur darthun, daß meine Augen sehend geworden sind, und dann bin ich neugierig, wie sie sich gegen mich betragen und ob sie noch darauf bestehen wird, daß aus uns Beiden ein Paar werden soll. Haha! Na, wer weiß, was nicht ist, kann noch werden, sagt das alte Sprichwort, und ich will mich vor der Hand für nichts entscheiden. Aber so viel ist gewiß – erfahren muß ich, warum sie ihre Rolle vor mir gespielt hat, und ich bin überzeugt, sie wird es mir sagen, wenn sie des Jungen Bekenntniß erfährt. – Schade! Meine aufmerksame Schülerin in der Mathematik werde ich nun wohl verloren haben! Doch, auch dafür soll sie keine Strafe erleiden und sie soll mit dem Zartgefühl des alten Professors zufrieden sein und finden, daß er auf Kosten eines Anderen und Besseren sich nicht bereichern will. – Pfui Teufel!« fuhr er mit einem Mal auf, »aber da fällt mir ja eben ein, daß sie keinen Mann unter sechszig Jahren heirathen darf, ohne ihre reiche Erbschaft zu verlieren! – Was das doch alles für Testamente sind! Auch das ihre hat am Ende ein arger Pharisäer ausgeklügelt. Ja, ja, so wird es sein und nun sehe ich erst die im Hinterhalt lauernde Tücke! Ach Du lieber Gott, wenn nun wirklich die Dralling, die Baronin und der Paul Recht hätten, und auch mir eine solche Tücke mein Testament verfälscht hätte! Na, das wäre reine Comödie, sondern eine ganz hübsche Tragödie, in der ich wahrhaftig keine Nebenrolle gespielt! Was man doch Alles noch in seinen alten Tagen erleben und lernen mußt Na, ich muß jetzt bei jedem Schritt auf etwas Neues, noch nie Dagewesenes gefaßt sein – also vorsichtig vorwärts geschritten, Casimir – und vor allen Dingen keinem Menschen, selbst in Gedanken nicht, wehe gethan – aber auf den Jungen will ich doch ein wachsames Auge haben, der schien mir von meiner Verheirathung wirklich etwas betroffen zu sein. Still! Für heute genug, morgen ist auch noch ein Tag – morgen fahren wir nach Wollkendorf und – und, ich werde es schon so einrichten, daß –« Was er einrichten wollte, können wir nicht enträthseln, denn weiter kam der gute Professor in seinen bald hier, bald dorthin springenden Gedanken nicht; er schlief plötzlich ein, ruhig und fest, wie ein unschuldiges, müdes Kind, das von allem Trübsal und Kummer der Welt keine Ahnung hat und dem der kommende Tag so wenig Sorge macht, wie der gegenwärtige, denn die Mutter sorgt ja für seine Ruhe, sein Glück, seine Zufriedenheit, und für Casimir van der Bosch war diese Mutter – der Schöpfer, die Vorsehung im Himmel, und deren göttlichem Walten hatte der alte Mann sich seit seiner Jugend überlassen und, was wir nothwendig anerkennen müssen, sich immer wohl und zufrieden dabei befunden.


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