Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vorwort.

Es gibt wohl kaum ein Land, das in verhältnismäßig enger Begrenzung größere Mannigfaltigkeiten aufweist, als der Kanton Bern. Nicht nur die landschaftlichen Unterschiede sind hier fast unvergleichlich, sondern ebenso verschieden sind die in den so viel gepriesenen hohen Gebirgsgegenden und in den Niederungen des Mittellandes angesiedelten Bewohner. Dies ist der Fall sowohl in bezug auf ihre Sitten und Gebräuche, als namentlich auch hinsichtlich der mundartlichen Redewendungen zum Ausdruck ihrer Gefühls-, Gedankens- und Willensäußerungen.

Alle diese Verhältnisse bringt unser «Bärndütsch» zur Darstellung, und zwar durch jeden bis jetzt erschienenen Band für je eine einzelne Ortschaft als charakteristischen Mittelpunkt einer bestimmt begrenzten Gegend, eines Landesteils des Kantons. Die Sprünge von Lützelflüh in die Gletscherwelt von Grindelwald, von da in das aussichtsreiche Guggisberg und von hierin das geschichtlich am weitesten zurückreichende Ins im Seeland, wobei jeder dieser Orte volkskundlich erforscht, nach seinen Eigentümlichkeiten geschildert und, daran anknüpfend, die Mundart gekennzeichnet wird, weisen alle ungemein große Verschiedenheiten auf. Ins steht zu den drei andern Gegenden auch hinsichtlich der Bodengestaltung und Bodenbehandlung und manch anderer Beziehung in besonderem Gegensatz.

Bei der Wahl eines seeländischen Ortes übte Ins deshalb nicht geringe Anziehungskraft aus, weil es die Heimat des großen Malers Albrecht Anker ist, des warmen Freundes seiner Seeländer und gründlichen Kenners von Land und Leuten. Leider starb der ehrwürdige Mann noch vor Beginn der Arbeit in Ins. Diese wäre bei der dem Seeländer angebornen und ausgenötigten Vielgeschäftigkeit wenn nicht unmöglich gemacht, so doch außerordentlich erschwert worden, wenn dem Verfasser nicht andere Gewährsmänner mit freundlichem Entgegenkommen die Hand geboten hätten. Als solche werden hier mit verbindlichem Dank genannt: Regierungsrat Karl Scheurer in Bern, Herr und Frau Direktor Kellerhals-Scheurer in Witzwil, alt Regierungsrat Scheurer und Großrat Gyger in Gampelen, Pfarrer Schneider, Dr. Hagen, Lehrer Probst, die VIII Lehrerfamilie Anker, die Schaffnerfamilie Stucki, Fräulein Helene Schwab in Ins und Rosa Bloch in Vinelz, sowie Pfarrer Wüthrich in Kerzers. Andere Namen gründlicher Sach- und Fachkenner sind im Buch an ihren Stellen angegeben. Auch der Hilfe der Schweizerischen Landes- und der Berner Stadtbibliothek, sowie des Staatsarchivs, deren ausgiebige Benutzung dem Verfasser durch gütige Gewährung der freien Fahrt auf der Direkten Bern-Neuenburg ermöglicht wurde, gedenken wir hier mit bestem Dank.

Den Herren Dr. Emil Hegg, Rudolf Münger, Willy Gorgé und Fritz Brand, die dem «Bärndütsch»-Unternehmen von Anfang an und nun auch in diesem vierten Bande ihre schätzenswerte Mitwirkung angedeihen ließen, zollen wir ebenfalls unsere volle Anerkennung, desgleichen den Herren Dr. Ed. Blank in Erlach, Dr. Dick in Lyß, Franz Rohr, Buchhalter Köhli in Witzwil, Lehrer Willener in Leimiswil und Buchenel in Gampelen, die durch gediegene Beiträge die künstlerische Ausstattung des Bandes, der ihrer heimatlichen Gegend gewidmet ist, ermöglichen halfen.

Der Familie unseres Altmeisters, namentlich Frau Dr. Anker-Rüefli, verdanken wir aufs angelegentlichste ihre Beiträge zum Lebensbild des Verewigten.

Das vielgestaltige Ins und seine nähere und weitere Umgebung boten den, Forscher und Bearbeiter so reichhaltigen Stoff, daß bald nach Beginn der Darstellung an eine Erweiterung des Bandes oder an eine Verdoppelung desselben gedacht werden mußte. Von dieser letztern nahm die Kommission im Einverständnis mit dem Verleger aus leicht begreiflichen Gründen Umgang, machte sich aber um so eher mit dem Gedanken vertraut, eine Ortschaft am linken Ufer des Bielersees, im eigentlichen Rebgelände und an der Grenze von «Deutsch und Welsch», als neuen Ausgangspunkt für das Seeland-«Bärndütsch» zu bezeichnen, und zwar wurde hierfür Twann in Aussicht genommen, wo die Familie Irlet-Feitknecht ihre schätzenswerten Hilfskräfte dem Unternehmen bereits zugewendet hat. Um in den romanistischen Partien des Bandes «Twann» die gegenwärtige, auf eingehende Patoisstudien gegründete Richtung voll und ganz zu Worte kommen zu lassen, dürfen wir uns — wie in zwölfter Stunde auch noch für «Ins» — der freundlich hingebenden Wegleitung des Herrn Dr. Fankhauser von Burgdorf, Gymnasiallehrer in Winterthur, erfreuen. Für die Urgeschichte ist uns die Mitwirkung der Herren Museumsdirektoren Wegeli und Widmer-Stern, sowie der Herren Dr. Groß und Dr. Ischer gesichert. Die für beide Seeland-Bände ausgewählten Materien werden nicht etwa territorial, sondern sachlich verteilt. «Ins» und «Twann» sollen gleichsam Brennpunkte einer Ellipse sein, von deren jedem aus in gegebenen Fällen IX das gesamte Seeland volkskundlich und sprachlich beleuchtet wird. Nur so veranschaulichen wir dessen mundartliche Vielgestaltigkeit und vermeiden wir schablonenhafte Wiederholungen. Der unentwegt tätige und entgegenkommende Verleger, Dr. Alexander Francke, erklärte sich, wie bereits bemerkt, mit der Erweiterung des Planes einverstanden, und die hohe Regierung sagte in verdankenswerter Weise ihre Unterstützung auch diesem neuen Bande zu.

Anläßlich der Berner Hochschulfeier vom 30. November 1912 wurden die beiden an dem «Bärndütsch»-Unternehmen vorzugsweise Beteiligten, der Verfasser, Emanuel Friedli, und der Verleger, Alexander Francke. zu Ehrendoktoren ernannt. Wir freuen uns dessen aufrichtig und zwar um so mehr, als damit bewiesen ist, daß ihre Arbeit in der offiziellen Gelehrtenwelt die richtige Würdigung findet.

So möge es denn dem verdienten Verfasser Dr. Friedli vergönnt sein, sein Lebenswerk, die Sammlung und Gestaltung des reichen Sprach- und Kulturschatzes unseres Kantons durch Vollendung der noch ausstehenden Bände zu einem glücklichen Ende zu führen!

 

Im Auftrag der Direktion des Unterrichtswesens des Kantons Bern

die mit der Leitung des Unternehmens betraute Kommission:

Jakob Sterchi, alt Oberlehrer, Präsident,
Prof. Dr. Heinrich Türler, Staatsarchivar, Sekretär,
Dr. Felix Balsiger, Gymnasiallehrer,
Dr. Otto von Greyerz in Glarisegg.

Bern, im Herbst 1913.


 << zurück weiter >>