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3. Im Walde

Von der Werra her ritten vier Reisende auf der fränkischen Seite des Bergwaldes dem Rennwege zu. Voran ein älterer Mann in Lederkoller mit Karabiner und Degen, eine kurze Pike statt der Reitgerte in der Hand; aus dem hageren Angesicht blickten zwei schlaue Augen spähend über die Flur und in das Buschwerk am Wege. An seiner Seite lenkte ein Knabe das Packpferd, welches einen großen Quersack trug. In einiger Entfernung hinter ihnen kam auf bequemem Zelter ein Mädchen in dunklem Reisemantel, neben ihr ein junger kräftiger Mann, bewaffnet wie der Führer.

Lange zogen die Reisenden schweigend dahin über Hügel und durch Talwellen in der milden Sonnenwärme des späten Nachmittags. Unter dem lichtvollen Himmel breitete sich eine menschenarme Landschaft. Wenn die Reisenden zu einem Dorf kamen, wurden sie von den Einwohnern scheu und feindselig betrachtet, sie sahen zerzaustes Dachstroh und viele leere Fensteröffnungen, die Kirchenwände schadhaft und die Schallöcher der Glocken ausgebrochen, dann ritten sie in gestrecktem Trabe auf der Dorfstraße hindurch oder in weitem Bogen herum: nur hie und da fanden sie Arbeiter auf dem Felde, in den Niederungen eine kleine Rinderherde und auf den Anhöhen einzelne bewaffnete Reiter zum Schutz der Dorfleute gegen streifendes Gesindel. Um die Bäume am Wege flatterten die Sommervögel, aber über ihnen flogen ungeheure Schwärme von Krähen und Dohlen dem Walde zu, und bei dem Geschrei der Großen verstummte das Gezwitscher der Schwachen.

Als die Reisenden zum Fuß des Gebirges gekommen waren, hielt der Führer auf dem Anger eines kleinen Dorfes und erwartete seine Genossen. Er sprang vom Pferde, warf dem Knaben die Zügel zu, setzte die Waffen in Bereitschaft und betrat vorsichtig die Dorfgasse. Dort spähte er von Hütte zu Hütte, pochte an verschlossene Türen und rief, aber er erhielt keine Antwort; nur ein schwarzer Köter kläffte wütend hinter ihm her, als er zu den Pferden zurückkehrte.

»Geflüchtet!« meldete er und ritt wieder vorwärts. Vor einem kleinen Gebüsch auf dem nächsten Hügel gebot er dem Knaben, der behende seinen Quersack verließ und in das Gehölz kroch, während der Alte spähend in die Runde schaute. Als der Kleine zurückkehrend sein Zeichen machte, winkte der Führer seine jüngeren Gefährten heran und wies hinter dem Rücken des Mädchens bedeutsam in die Ferne nach einer aufsteigenden Rauchwolke. »Ich rate, Bruder Bernhard, daß wir hier für die Pferde sorgen und unsere Abendkost verzehren, solange wir allein sind; Proviant ist nirgends sicherer als im Magen.«

Bernhard hob die Schwester vom Zelter, Pieps leitete die Pferde in das Gehölz zu der Stelle, wo ein Bergquell fröhlich talab rieselte, dort löste er die Ledertasche mit dem Reisevorrat vom Sattel und half den Tieren zu Weide und Tränke. Die anderen setzten sich in die Nähe des Wassers und sprachen der Kost zu, wie Reisenden gebührt. »Die blauen Waldglocken blühen,« begann Regine erfreut, »gedenkt Ihr, Bernhard, wie wir miteinander sangen, als ich ein Kind war: Blau sind alle meine Farben, und blau ist meine Lust? – Denn dies war die Farbe, worauf der selige Vater am meisten hielt.«

Bernhard nickte. »Später kamen bessere Arien daran, wie diese: Knabe, geh und kauf Melonen und vergiß des Zuckers nicht. Gottlieb, mein ergrauter Knabe, reiche die Flasche mit gebranntem Wasser.«

»Jetzt ist die Zeit des Abendgeläutes,« fuhr die Schwester fort, »mich wundert, daß wir keine Glocke hören.«

Die Männer sahen einander an. »Vielleicht sind sie vom Kriegsvolke entführt,« tröstete Gottlieb, indem er seine Bissen zuschnitt, »oder die Bauern fürchten sich, am Strange zu ziehen, damit nicht fremdes Gesindel zu ihrem Abendessen gelockt werde.«

»Ihr sagtet doch,« antwortete Regine, »daß in dem Lande des frommen Herzogs keine Kriegsleute lagern und daß wir in Sicherheit reisen.«

»Es ist nirgends Sicherheit vor streifendem Volk,« entgegnete der Bruder, »und da du ein beherztes Kind bist, so berge ich dir nicht, daß Gottlieb zur Vorsicht gemahnt hat.«

»Soll ich meine Meinung sagen,« begann dieser, »so sind wir nicht die einzigen Kriegsleute, welche heut im Walde reiten. Vielleicht ist der Schwede von Erfurt über den Rennstieg gekommen, um Fichtenzapfen zu beuten, da er auf anderen Gewinst hier schwerlich hoffen darf.«

Bernhard schüttelte das Haupt: »Oberst Ermes bezieht seinen Proviant aus Gotha; wollte er hier rauben, würde er sich selbst die Zufuhr mindern. Streifen Bewaffnete im Holz, so sind es kaiserliche Freireiter vom Frankenwalde her. Um der Schwester willen reut es mich, daß unsere Begleiter an der Werra zurückblieben, weil wir unsern heimlichen Ritt zum Herzoge vor den Schweden verbergen sollten. Doch haben wir seither gutes Glück gehabt und kommen jetzt auf die Höhe des Gebirges und in die Dörfer von Thüringen; dorthin, hoffe ich, folgen die Beutenden nicht.« Regine stand auf.

»Haben wir eine Gefahr zu meiden, so bitte ich, daß wir aufbrechen, damit wir noch bei Tage in sicheres Land vordringen.«

Damit war Gottlieb einverstanden, und sie ritten nach kurzer Rast wieder dem Kamme des Waldgebirges zu.

Auch Bernhard sah jetzt unruhig zurück, bis sie den Hochwald erreicht hatten und hinter den Bäumen der Beobachtung durch raublustige Reiter entzogen wurden. Die Sonne neigte zum Niedergang, zuweilen fiel goldenes Licht zwischen den Baumstämmen auf den Weg, dann kletterten die Pferde in dichtem Schatten bergauf, während sich graue Dämmerung über Berg und Tal legte.

Sie hatten den Rennstieg überschritten, den Aushau des Waldes, welcher die Wasserscheide bildet zwischen Franken und Thüringen, und die Pferde schnaubten und strauchelten mühsam abwärts. Der Weg zog sich zwischen dichtem Tannengehölz in scharfer Krümmung, da hielt der Führer plötzlich an; im nächsten Augenblick knackte es im Holz. Mehrere wüste Gesellen sprangen in den Weg, in dürftigen und zerrissenen Kitteln, mit Bauermessern und alten Musketen bewaffnet, einige unter gerolltem Bauernhut, andere barhaupt.

»Holla, halt!« schrie der erste, »steigt vom Pferde, oder der schwarze Hagel fährt euch in den Leib.«

Gottlieb blieb sitzen und musterte die Wegelagerer. »Wahre dich selbst, Bauer, deine Lunte versengt dir den Rock.« Während der Mann mit der Hand die glimmende Stelle ausdrückte, brachte Gottlieb seinen Karabiner in Ordnung: »Dieser hier gibt auf grobe Worte heiße Funken. Wenn ihr aber ehrliche Flegel seid, wie ich hoffe, so zeige ich euch meinen Freipaß.« – Er griff in die Tasche, holte einen schmalen Riemen hervor, ritt unter die Waldleute und sprach leise den Reim: »Wer hiermit bindet den Schuh, der bleibt vor dem armen Bauer in Ruh'.« Die Männer starrten ihn an, unsicher sagte einer zum andern: »Er hat das fränkische Zeichen, ich traue mich nicht, ihn abzutun, wir müssen den Schreiber rufen.«

Während der Bote abwärts lief, hielten die Reisenden, umstellt von den Waldleuten. Ein plumper Gesell faßte das Saumpferd am Zügel, Pieps schlug ihm die Hand beiseite.

»Was ist in dem Sack?« fragte ein anderer und packte einen Beutel an Reginas Pferd.

Regine griff hinein. »Es ist unser Reisebrot, bist du hungrig, so nimm es.« Der Mann biß gierig zu.

»Es ist Weizenbrot, dergleichen ist lange nicht in unseren Backofen geschoben; ihr scheint mir rare Vögel.« – Ein Genosse riß ihm die Semmel vom Munde und wies mit drohender Gebärde nach dem Sack.

»Es war das letzte,« sagte sanft Regine, »jetzt müssen wir euch um Nahrung bitten.« – Der Bauer lachte: »Das wäre verkehrte Welt! Hier ist Schmalhans Küchenmeister.«

Ein breitschultriger Mann in städtischer Tracht mit rotem, aufgedunsenem Gesicht kam herzugelaufen, er hielt mit der einen Hand eine Blendlaterne, mit der andern eine Pistole: »Wer seid ihr und was wagt ihr euch in unser Geheimnis?« schrie er.

»Seid Ihr einer von den Beamten Sr. Herzoglichen Gnaden,« antwortete Gottlieb, »so wißt, daß wir einen hochnötigen Auftrag an Euren Herrn zu bestellen haben und daß Euch Blitz und Donner auf Eure Köpfe fahren wird, wenn Ihr uns aufhaltet.«

»Gebt eure Waffen ab,« befahl der Schreiber, »denn ihr seid jetzt unsere Gefangenen.«

»Wollt Ihr versuchen, ob wir's sind!« versetzte Bernhard und ritt ihm drohend näher.

Sein Gegner zog sich hastig zurück und rief den Bauern zu: »Auf ihn, Nachbarn! Macht den Prahler still!« Regine drängte mit einem Angstschrei ihr Pferd zwischen den Bruder und die Landleute.

»Schande über euch, ihr Männer, daß ihr eine Frau im wilden Walde bedroht«, rief eine klangvolle Stimme; ein großes Weib schritt durch die Landleute und faßte Reginas Pferd am Zügel. »Folgt mir«, gebot sie den Reisenden.

»Jungfer Judith, mengt Euch nicht in diese Sachen!« rief der Schreiber.

»Den Herrn Amtsschreiber warne ich, daß er sich selbst in acht nehme. Er wird sich schlechten Dank erwerben, wenn er solche hindert, die zum Hofe wollen.«

»Wo ist Euer Paßport?« fragte der Beamte finster. Bernhard reichte ihm das Papier, der Schreiber versuchte, beim Schein der Laterne zu lesen: »Hier stehen nur Namen ohne Stand und Würde, was gegen die Vorschrift ist. Weiß der Herzog, daß Ihr ihm zureist?« fragte er lauernd.

»Ihr habt kein Recht zu solcher Frage«, war die kalte Antwort.

»Sie kommen als Spione«, sagte der Schreiber zu den Bauern.

»Wir haben für Euch spioniert, Ihr Musterschreiber«, entgegnete Gottlieb. »Jenseits des Rennstieges brennt's, und die Dörfer sind leer; wir aber wollen die feindlichen Reiter vermeiden, ebenso wie Ihr.«

Die Bauern wurden unruhig und verhandelten leise. »Wohlan,« entschied der Schreiber in verändertem Tone, »wir hindern euch nicht länger, ihr mögt euren Weg fortsetzen. Laßt ihnen den Willen, Nachbarn.« Aber das Weib erfaßte wieder den Zügel: »Ich widerrate der fremden Frau, weiter zu reiten, der Weg ist bei Nacht gefährlich.«

Der Beamte trat ihr entgegen: »Jungfer Judith, Ihr mißbraucht die Gewalt, die Ihr über mich und andere habt, wenn Ihr unser Geheimnis den Fremden preisgebt.«

»Ich tue es ungern,« antwortete die Jungfrau, »aber Ihr wißt, was ihnen droht, wenn sie abwärts ziehen. Folgt mir,« mahnte sie die Reisenden; »gebt Raum, ihr Nachbarn.« Die Bauern räumten willig den Weg.

Regine sah unsicher auf ihren Bruder, aber dieser rief: »Führet, wir folgen Euch mit gutem Vertrauen.«

Die Frau leitete die Fremden einen Seitenweg bergauf und talab, bis sie durch dichtes Unterholz an einen Zaun von starken Bohlen kamen. Hier stiegen die Reisenden ab, die Führerin öffnete das Tor. Um eine alte Eiche lagerte zusammengedrängt die geflüchtete Gemeinde, eine Anzahl Weiber und Kinder kauerte bei ihren Bündeln, unter dem Baume saß ein alter Geistlicher in seinem Amtsrock. Alle Blicke richteten sich neugierig auf die Fremden, aber niemand regte sich, nicht einmal die Hände der geflüchteten Weiber, welche über die geretteten Ballen gekreuzt waren. Nur der Geistliche erhob sich und lüftete seinen Hut, als er die lateinische Anrede Bernhards vernahm:

»Ehrwürdiger Herr, wir kommen in Frieden und bitten im Namen Gottes um Euren Schutz.«

»Der Herr sei mit Euch und uns in der Wildnis«, antwortete der Alte. »Ihr seht, die Wirte sind ausgezogen und haben den Gästen kein anderes Obdach zu bieten als das grüne, welches der Herr für das wilde Geflügel errichtet hat. Auch die Kost wird dürftig sein« – er wies auf ein kleines Feuer am Boden, bei welchem einige Kochtöpfe standen.

»Wir wünschen nur, daß Ihr uns bis zum Morgen in Eurer Nähe duldet«, antwortete Bernhard, und die Führerin bat er, auf Regine zeigend: »Ich flehe herzlich, sorgt für meine Schwester, denn die Tagefahrt war mühsam.«

Die Jungfrau wies schweigend auf die Pferde und auf eine Anzahl Pflöcke am Zaun, dann faßte sie die Hand Reginas und führte die Erschöpfte einige Schritte aufwärts, dort breitete sie eine Wolldecke über das Moos, schlug sie um die Glieder des Gastes und schob ihr ein Bündel unter das Haupt; sie selbst setzte sich daneben auf einen Stein.

Bernhard folgte ihr erstaunt mit den Augen, der ruhige Stolz, mit welchem sie gute Gesinnung erwies, waren wunderlich bei einer Jungfer vom Dorfe. In dem unsicheren Scheine des Feuers erkannte er eine kraftvolle Gestalt von vollen Formen, ein großes Antlitz mit leicht gebogener Nase, das blonde Haar in starken Zöpfen um das Haupt geschlungen. Er sah, daß sie jung war, und ihm kam vor, als ob sie ein schönes Weib sein würde, wenn der finstere Zug um Stirn und Mund verschwände. Während Gottlieb mit dem Buben für die Pferde sorgte und die Säcke bei seiner Ruhestätte zurechtlegte, setzte sich Bernhard in die Nähe des Pfarrers, welcher das sichtbare Haupt der Gemeinde war.

»Wir hofften hierzulande bessere Sicherheit zu finden«, begann er. »Ich bedaure, ehrwürdiger Herr, daß Ihr in hohen Jahren noch so Schweres erleben müßt.«

»Gewiß war es im ganzen eine schwere Zeit,« antwortete der Pfarrer mit düsterem Behagen, »das Lamm ist kahl gerupft und es wird nicht besser, sondern immer schlimmer. Denn, obgleich die Gemeinde in der letzten Zeit wieder etwas zugenommen hat, so sind doch die Herzen verhärtet. Es nutzt nichts, zum Vertrauen zu mahnen, wenn der Magen leer ist und das Elend durch große Löcher in die Häuser dringt. Kein Jahr, in dem wir nicht drei- bis viermal hierher geflüchtet sind und daheim ausgeraubt wurden; und dann bedenkt die Pest und die Bosheit mancher Dorfleute, die ihrem Seelsorger nichts Gutes wünschen, wenn er ihnen ihre Sünden vorhält.«

»Ihr habt in Eurer Jugend bessere Jahre gekannt,« versetzte Bernhard teilnehmend, »wir anderen gedenken nicht, daß es jemals anders war.«

»Ja, Herr,« bestätigte der Pfarrer, der Erinnerung froh, »noch vor sechzehn Jahren hatte meine Kirche Fenster und zwei silberne Kelche und ich führte den Klingelbeutel ein. Aber schon damals fing der Ärger an, als meine Beichtkinder die Köpfe zusammensteckten und murrten: ›Dieser Pfarrer will etwas Sonderliches sein, er will ein Klingelsäcklein in die Kirche bringen, was niemals gebräuchlich gewesen ist, und wir legen nichts hinein!‹ Damals aber folgten sie mir zuletzt doch noch, ja, die Offiziere der schwedischen Einquartierung gaben, und wir unterstützten damit noch fremde Exulanten. Jetzt aber wandert das Säcklein nicht mehr, sogar die Klingel haben die Diebe genommen. Von vierzig Pferden sind noch vier übrig, und die Weiber spannen sich zu dreien oder vieren vor den Pflug, denn der Männer gibt es wenige. Seht diesen Talar,« – er wies auf sein verschlissenes Gewand – »der Schlafrock darunter ist alles, was ich heut salviert habe. Susanne, sieh nach der Suppe«, mahnte er, sich unterbrechend, eine alte Magd. Diese goß aus dem Topfe in eine irdene Schale und trug die Abendkost mit einem Blechlöffel dem Pfarrer zu. Er hielt die kleine Schüssel unsicher in der Hand: »Ich müßte Euch einladen«, sagte er.

Der Gast dankte, und Gottlieb sprach von seiner Raststelle: »Wir sahen doch Wild im Walde und die Bauern schleppen sich mit Feuerröhren.«

»Ihr vergeßt, daß das Wild unserem gnädigen Herzog gehört«, antwortete der Pfarrer im Essen.

»Nun, beim Donner!« rief Gottlieb, »wenn der Herzog seinen Bauern nicht das Mehl im Kasten zu schützen vermag, so sollte er ihnen wenigstens die Tiere des Waldes nicht verbieten.«

Ein alter Bauer, der als Wächter am Eingange saß, lachte, aber ein warnender Blick Bernhards hemmte die dreiste Rede.

»Seine herzogliche Gnade würde wohl Nachsicht üben,« antwortete der Pfarrer, »aber der Herr Jägermeister ist strenge. Wenn der Herr Herzog im Walde jagt, so treibt die Gemeinde, aber viele sind widerspenstig geworden.«

»Der Herr jagt das Wild und fremde Reiter jagen seine Bauern«, brummte Gottlieb aufsässig.

»Er schießt uns auch die Wölfe und läßt die wilden Hunde schlagen,« erklärte der Pfarrer, »aber er kann es nicht leiden, daß die Dorfleute mit Feuerröhren im Walde streifen.«

»Es scheint, daß diese sich wenig darnach kehren«, antwortete Gottlieb.

Vor ihm fiel, in Farnkraut gewickelt, ein Stück gebratenes Fleisch in das Moos und eine Stimme hinter ihm sprach: »Nehmt, weil Ihr für den Bauern gesprochen habt.« Gottlieb wandte sich um und sah in die spöttische Miene eines kräftigen Schützen, der hinter dem Zaune stand. Er nickte seinen Dank und gebrauchte sein Messer an der verbotenen Kost.

Aus der Ferne vernahm man dumpfen Knall. Zuerst einzelne Schüsse, dann längeres Geknatter; die Weiber steckten ängstlich die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander. Der Pfarrer aber faltete über seinem Löffel die Hände. »Dort schießt der wilde Feind Viktoria bei unseren ausgeraubten Häusern.«

Außerhalb des Verschlages riefen Stimmen in gedämpftem Tone, und durch einen Spalt im Zaune sah Bernhard weiter unten in einem Erdloch ein loderndes Feuer und Gestalten, welche sich darum bewegten.

»Was bedeuten die Stimmen und das Feuer?« fragte er den Pfarrer.

»Es ist der Amtsschreiber mit unseren Männern, welche dort unten für uns Wache halten«, antwortete der Pfarrer gleichmütig.

Bernhard stand auf und sprach leise mit seinem Begleiter.

Das letzte Abendrot war verglüht, am dunklen Nachthimmel glänzten die Sterne, nur im Norden lag ein rötlicher Schein über dem Horizont. Kein Windeshauch regte sich in den Wipfeln der Bäume, auch das Feuer war niedergebrannt und warf unsichere Lichter durch das Gehege der Flüchtigen. Bernhard näherte sich dem Lager der Schwester, und als er die tiefen Atemzüge der Schlummernden merkte, legte er wenige Schritte vor ihr seine Waffen ab, um sich zur Nachtruhe hinzustrecken.

»Verlaßt die Stelle,« gebot eine Stimme, »Ihr steht auf blutigem Grunde und Euer Lager wäre für Euch von übler Vorbedeutung.« Bernhard trat näher zu der Warnerin: »Dort wurde vorzeiten einer erschlagen; seitdem treibt der Grund jedes Jahr die roten Nelken hervor, und wer bei Sinnen ist, meidet den Ort.«

»Ich danke Euch für diese Mahnung und außerdem für Größeres«, sagte Bernhard leise. »Ich bitte, beantwortet mir redlich die Frage: Ist die Schlafende hier unter den Dorfleuten sicher?«

»Ich hoffe, die Gefahr ist vorüber«, kam es aus dem Dunkel zurück. »Sagt Eurem Begleiter, daß er wach bleibe.«

»Nicht ihm, sondern mir gebührt die Wache für eine, die mir das Liebste auf Erden ist.«

»Habt Ihr jemand auf Erden, der Euch lieb ist,« war die Antwort, »so bedenkt auch, daß im Walde heilsamer ist zu schweigen als zu reden.« Die Jungfrau zog ihr Gewand zusammen und saß unbeweglich.

Es wurde still. Unter dem Laubdach des Waldes ruhten die Müden und die Geflüchteten. Da erklang in hellen Lauten eine Frauenstimme, langsam und feierlich tönten die Worte einer Schlafenden durch den Raum, wie eine Verkündigung: »Sehet, o sehet, ihr Armen und Mühseligen, die ihr in Finsternis und Todesschatten liegt! Oben am Himmel öffnen sich die Wolken, und heller Schein strahlt herab. Hoch über Sonne und Mond leuchtet ein Tempel, gebaut aus Morgenrot und Sternenglanz, und die Scharen der Seligen schweben hinauf, anzubeten. Sehet, der süße Herr sitzt auf goldenem Thron in seiner Herrlichkeit, er hält einen Blumenstengel in der Hand, daran sind blaue Glocken; und er winkt mich zu sich: Komm auch du, arme Seele. Ach Herr, mir war so bange auf Erden.«

Bernhard hatte sich aufgerichtet und beugte sich ängstlich über die Schwester, welche mit geschlossenen Augen dasaß, das Angesicht von freundlichem Traume verklärt. Dem fragenden Blick des Weibes, welches neben der Schwester kniete, antwortete er traurig: »Ihr ist eigen, zuweilen so im Schlafe zu sprechen.« Auch der alte Pfarrer war erwacht, faltete die Hände und starrte nach der Sprechenden, die Dorffrauen regten sich und traten näher. Wieder begann Regine: »Höret, ihr Frauen, ein lichter Engel schwingt die Flügel und ruft mit starker Stimme auf die Erde herab: Halte an, du armes Gesindlein, welches ruhelos durch Disteln und Dornen des Ackers dahinzieht, schirre die Rosse ab und treibe sie auf die Weide, denn ich verkünde Friede den Menschen und neue Herrlichkeit der Erde. Die sich haßten, versöhnen sich, auf den Feldern blüht der Weizen und die Böcklein springen lustig in der Herde. Friede, Friede soll sein im deutschen Lande.«

»Alle, die ich sehe, sind weiß gekleidet zum Feste der Seligen, und ihre Gürtel sind golden. Eine aber sitzt neben mir in grauem Gewand, und die Schatten verbergen ihr Angesicht. Warum bist du allein fremd und traurig unter den Fröhlichen?«

»Wo seid Ihr, mein Bruder? Oh, kommt eilig, daß wir zum Tempel des Herrn hinaufsteigen, die Glocken läuten und ein weißes Gewand habe ich Euch zurechtgelegt; wo weilt Ihr? Ich fahre allein dahin zu den Seligen, ich suche Euch traurig mit meinen Augen und ich sehe Euch nirgends.« – Sie seufzte tief: »Lieber Gott, schütze ihn, lieber Gott«, und sank auf das Lager zurück.

»Du treue Schwester«, rief Bernhard und winkte mit einer bittenden Gebärde dem Pfarrer zurückzutreten; auch die Weiber schlichen nach ihrer Schlafstätte. Zu der Jungfrau Judith aber, welche der Schlummernden leise das Haupt zurechtlegte, sagte er: »Sie schläft jetzt fest, und morgen weiß sie nichts von allem, was sie gesprochen, und grämt sich, wenn man zu ihr davon redet.«

Wieder wurde es still im Gehege, bis vom Norden her ein graues Licht über den Himmel zog, der Vorbote des Morgens; aber noch lag das Dunkel auf dem Waldboden, als weigere sich die Erde, den schwachen Schein von oben aufzunehmen. Unten im Kesseltal rührte sich's, Boten gingen und kamen und heftige Reden und Antworten summten nach der Höhe. Bernhard erwachte aus leisem Schlummer, er fühlte den Schmerz seiner Wunde und blickte fröstelnd um sich, noch lag die Schwester regungslos unter der warmen Hülle, das bleiche Antlitz auf den Arm gestützt. Aber als er die Stelle neben ihrem Haupte suchte, wo das fremde Mädchen gesessen hatte, fuhr er zurück, denn ihr Angesicht war in das einer runzligen Alten verwandelt, und die Alte winkte und lächelte und wies auf den Eingang des Geheges. Der Bauer am Eingange war verschwunden, aber Pieps kauerte dort an dem Zaune, wies mit der Hand in den Talkessel, hob drei Finger in die Höhe und machte die Gebärde des Kehlabschneidens. »Sahest du Feldzeichen der Getöteten?« fragte Bernhard leise. »Rot«, versetzte Pieps. – »Ist die Luft rein?« – Der Bube nickte.

Bernhard wies auf die Schwester zurück und Pieps glitt in Reginas Nähe auf den Grund.

Vorsichtig schritt Bernhard zwischen den Baumstämmen an den Rand des Hochwaldes und blickte über die Berge und Baumwipfel hinaus in den Nebel der Ebene, während in der Nähe die ersten leisen Vogelstimmen das beginnende Leben des Tages verkündeten; die Trillerche, welche im Laubholz die Nachtwache hält, erhob ihren kurzen Ruf, bald pfiff die Amsel, ihr folgten viele kleine Sänger, vom Himmel fiel ein rosiger Schein auf die höchsten Gipfel und glitt langsam herab an den Stämmen. Es war so feierlich und friedlich zwischen den Bergen und Bäumen, als hätte nie der Menschen Unruhe, Eigennutz und Haß einen Weg in die stille Wildnis gefunden. Auch der frische Gesell, dem jetzt das Frühlicht sein verblichenes Antlitz rötete, fühlte etwas von dem Frieden, obgleich er sich des Morgens lieber am brodelnden Feldkessel seiner Kameraden gefreut hätte.

Seitwärts knisterte ein dürrer Ast. Eine hohe Frauengestalt schritt, das Haupt nach vorn geneigt, langsam durch Heidekraut und Ginster. Sie suchte am Boden, zuweilen kauerte sie zwischen den hohen Wedeln des Farnkrautes nieder, und dem Manne war, als vernehme er ihr leises Murmeln, dann erhob sie sich wieder und barg Gepflücktes in einem Tuche. Er dachte, daß sie heilkräftige Kräuter sammelte, und da er sich scheute, sie bei ihrem geheimen Werke anzureden, trat er hinter den Baum. Doch konnte er den Blick nicht von ihr abwenden; sie ging so geräuschlos und feierlich dahin, in dem dunklen Gewande und verhüllten Haupte einem Geiste der Dämmerung vergleichbar. Vor ihr bewegten sich auf dem Boden kleine dunkle Schatten; sie huschten durch das wilde Kraut, hoben sich in die Luft und verschwanden wieder am Boden. Als die Frau einmal dem Standort des Mannes näher kam, erkannte er zwei Vögel, welche wie Hündlein um sie herumliefen; endlich schwang sich der eine auf die Spitze eines Strauches und pfiff das Morgenlied der Amseln in das Tal hernieder als Antwort auf den Ruf seiner wilden Stammgenossen. Bernhard vermochte jetzt auch die edlen Züge des Angesichts zu erkennen, wenn es sich dem Lichte zuwandte. Nur einmal richtete sie die Augen nach dem Baume, als sie das Geschrei eines Kauzes hörte, welcher seinen Gesellen zur Heimkehr ermahnte, aber sie verriet durch kein Zeichen, daß sie den fremden Mann erblickt hatte, und wandte sich langsam und suchend wieder dem Lager zu.

Doch hatte sie ihn gesehen; denn kurze Zeit darauf stand sie neben ihm. Die rosige Farbe ihrer Wangen ließ nicht erkennen, daß sie die Nachtruhe entbehrt hatte, sie sah ihm voll ins Gesicht wie eine Herrin, welche die Miene eines Untergebenen mustert. Freudig grüßte Bernhard: »Daß ich der Jungfer vor Sonnenaufgang begegne, ist eine gute Vorbedeutung für den Tag.«

»Das Gute, welches Euch der Tag bringen soll, erwartet nicht von uns«, antwortete sie ruhig. »Was Ihr in der Nacht unter den Waldleuten erfahren habt, bewahret still für Euch. Haltet Euch in der Nähe des Pfarrers, wenn wir in das Dorf zurückkehren, denn die Männer haben Argwohn. Sie meinen, Ihr müßt zu der Partei gehören, welche uns in dieser Nacht die letzten Kühe rauben wollte.«

»Der Raub ist mißglückt,« antwortete der Fremde. »Eure Nachbarn waren die Stärkeren.«

»Die Bauern gebrauchen jetzt das Grabscheit, damit nicht ruchbar werde, was in der Nacht geschehen ist«, fuhr sie fort. »Der Bauer erschlägt jeden Soldaten, dessen er heimlich Herr wird, der Rache und der Beute wegen; und das Bauernmädchen ist stolz darauf, wenn sie sich ein Brusttuch aus der Feldbinde eines Offiziers schneiden kann, den ihr Liebster mit schwarzer Erde zugedeckt hat. Darum werdet Ihr bei unserm geplagten Volk keine gute Gesinnung finden, und ich rate, achtet auch auf das Futter und auf die Hufe Eurer Pferde, damit ihnen nichts zustoße, was Eure Reise hemmt.«

»Warum haltet Ihr mich für einen Offizier?« fragte Bernhard.

»Ihr trugt sonst eine Feldbinde auf Eurem Rock«, antwortete die Jungfer, flüchtig über seine Schulter sehend.

»Verzeiht eine Frage, Demoiselle.«

»Mein Name ist Judith Möring«, antwortete sie kurz.

»Dann also, werte Jungfer Judith, haltet mir meine Neugierde zugut. Ihr lebt, wie ich erkenne, unter den Bauern; seid Ihr das Herrenkind des Dorfes?«

Ein trauriges Lächeln zog über das Gesicht des Mädchens. »Ich bin eine Waise, mein Vater kam als Flüchtling in das Dorf, da ich noch ein Kind war. Seit er tot ist, dulden sie mich, obgleich ich in der Fremde geboren bin.« Sie wies in das Tal: »Dort bin ich aufgewachsen zwischen Baum und Stein. Ich bin gewöhnt, aus dem Dorfe nach dem Wald zu flüchten, und habe oft von hier hinabgesehen wie heut, ob eine Rauchwolke mir verkündet, daß meine letzte Zuflucht auf Erden von den Soldaten niedergebrannt ist.«

»Auch ich sehe in die Ferne nach den Türmen der Stadt,« antwortete Bernhard teilnehmend, »und ich bin unsicher, ob sie uns ein gastliches Obdach gewähren wird. Denn ich suche für meine Schwester eine Stätte, wo sie weilen kann bis auf bessere Zeiten, die wir immer noch hoffen.«

»Wollt Ihr bei uns bleiben?« fragte das Mädchen schnell.

»Ich habe, wie Ihr vernahmt, bei Eurem Herzoge ein Geschäft und muß wieder in die Fremde.«

»Ihr wollt wieder zu einem Heere der Mordbrenner, welche das Land verderben? Ich frage nichts mehr, fahret dahin!« Sie wandte sich ab und schlug die Arme übereinander.

»Nicht jeder Soldat ist ein Mordbrenner, liebe Jungfer.«

»Wie dürft Ihr mir sagen, daß ich Euch lieb bin?« antwortete das Mädchen über die Schulter, »solche Höflichkeit spart für andere, welche vielleicht williger darauf hören. Ich bin Euch fremd und ich bin Euch nicht mehr wert, als die Ringeltaube dort auf dem Ast, oder als die Katze, welche vor einer Haustüre sitzt, an der Ihr vorbeireitet. Mißbraucht Eure Stimme nicht zu Geschwätz.«

»Zürnt nicht,« antwortete Bernhard, betroffen über die herbe Abweisung, »ich bin ein ehrlicher Knabe und wollte Euch nicht durch Unwahrheit verletzen. Gestattet mir wenigstens, daß ich Euch sage, wie es mir von Herzen lieb ist, Euch in der Wildnis gefunden zu haben, denn Ihr wart gütig gegen mich und meine Begleiter. Wisset, da Ihr mich für einen Soldaten haltet, daß der Kriegsmann sich noch mehr freut als ein anderer, wenn er irgendwo freundlichen Gruß und eine gute Gesinnung erkennt; denn sein schweres Amt ist, anderen zu schaden, und er weiß, daß die friedlichen Leute ihn verwünschen.«

»Wie er es wert ist. Ihr dient den Fremden; seid Ihr schwedisch?« fragte sie.

»Ich bin von den weimarischen Völkern.«

Die Jungfrau wandte sich ab und machte eine Bewegung, welche ihm Entfernung gebot; aber Bernhard, welcher gedachte, daß der Unwille gegen die französische Dienstbarkeit deutscher Soldaten in vielen lebte, fuhr eifrig fort: »Duldet, daß ich noch erzähle, woran Euch, wie ich merke, wenig gelegen ist. Die Regimenter haben, weil sie Deutsche sind, den Franzosen verlassen. Vor wenigen Tagen haben wir uns mit dem Marschall und mit unseren alten Offizieren, welche uns verrieten, gerauft, und diesen Säbelhieb erhielt ich von meinem eigenen Rittmeister.«

Die Jungfrau kehrte ihm das erblichene Angesicht zu und fragte mit rauher Stimme: »Warum ließt Ihr Euch schlagen, anstatt selbst zu treffen?«

»Auch mein Gegner erhielt sein Teil.«

»Ihr habt ihn getötet?« fragte sie fast schreiend.

»Weiß nicht. Ihn trug sein flüchtiges Pferd von dannen. Er war ein Edelmann von diesseits der Berge«, setzte er hinzu.

»Wie war sein Name?« klang es heiser aus ihrem Munde. Bernhard nannte den Namen. Mit einem Schrei schlug das Mädchen die Hände vors Gesicht.

»Es steht ein Wort des Herrn geschrieben: Die Rache ist mein«, begann sie nach langem Stillschweigen. »Meint Ihr auch, daß es unrecht ist, sich an seinen Feinden zu rächen?«

»Ich bin Soldat, und meine Ehre gebietet, loszuschlagen, wo mir eine Kränkung widerfährt.«

»Ich bin ein Weib, und, verzeihe mir der Himmel, ich habe zuweilen dasselbe gedacht.« Sie faßte ihn am Armgelenk und sprach, seine Hand schüttelnd, heftig: »Ihr sollt nicht uneben von mir denken, hört zu: Der Mann, den Ihr nanntet, warb vor Jahren um ein Mädchen, das einzige Kind eines flüchtigen Dorfpfarrers. Die Törin hörte gern auf seine schmeichelnden Worte und träumte davon, seine Hausfrau zu werden. Da verschwor er sich einst in der Trunkenheit vor ruchlosen Buben seinesgleichen, sie trotz ihrem Widerstande zu gewinnen. Er drang in ihr Haus, dessen Tür sich ihm nicht öffnen wollte, und schleuderte den alten Vater, der gegen ihn rang, so hart auf den Stein der Schwelle, daß der Alte nicht wieder aufstand. Die Jungfrau hatte sich in den Wald gerettet; als sie am Morgen in das Haus zurückkehrte, sagten ihr die Leute, daß sie eine Waise war; der Bube aber ritt ungefährdet über die Berge zu den weimarischen Völkern. – Wer hat Euch die Wunde verbunden?«

»Die Schwester hat darin gute Wissenschaft,« antwortete der erstaunte Bernhard, »doch dachte ich, einen Medikus der Stadt zu Rate zu ziehen.«

»Wenn Ihr erlaubt, den Schaden zu sehen, vielleicht vermag ich Euch zu heilen«, sagte sie bittend. Unter dem Zauber ihres kräftigen Wesens nestelte Bernhard bereitwillig an seinem Wamse.

»Nicht hier,« gebot die Jungfrau, »noch ist die Sonne nicht über den Bergen, und was in der Nachtluft schwebt, ist heillos für offenen Schaden. Weicht zum Lager, ich folge Euch.«

Bernhard trat scheu zurück; als er sich umwandte, sah er sie auf dem äußersten Vorsprung des Felsens stehen, die Arme gekreuzt, das Haupt geneigt, die beiden Vögel liefen und flatterten um sie her.

In dem Gehege fand er Gottlieb mit den Pferden zum Aufbruch bereit. Regine kam ihm ängstlich entgegen. »Die Weiber starren mich mißtrauisch an,« klagte sie, »ich wollte, wir wären wieder allein im grünen Wald.«

Bernhard wies tröstend nach dem Morgenhimmel. »Steigt die Sonne über die Berge, so denke ich, brechen wir auf.«

Auch der Pfarrer erhob sich, schüttelte die Waldstreu aus seinem Talar und begann: »Unter Anwünschung eines guten Morgens allerseits empfehle ich den Gegenwärtigen, sich mit mir zu einem Buß- und Klagelied für Abwendung der Feindesgefahr zu vereinigen.« Ihn unterbrach der eindringende Amtsschreiber; mit finsterem Blick und ohne Gruß eilte er an den Fremden vorüber: »Beeilt Euch, ehrwürdiger Herr, die Luft ist rein, die Räuber sind abgezogen.«

Die Weiber regten sich in froher Geschäftigkeit um die Kinder und die geflüchtete Habe. Der Pfarrer aber ließ sich in seiner Pflicht nicht beirren und verkündete: »Demnach lege ich an das Herz, zu einem kindlichen sowohl Dank- als Freudenliede für unsere Rettung aus Todesgefahr zusammenzutreten.« Doch bevor das Danklied intoniert wurde, sah er unzufrieden in die Runde und fragte: »Wo sind die Nachbarn, wo sind eure Männer?« – Niemand antwortete; endlich kam aus einer Frauenkehle: »Sie halten Wache.« – »Sie sind über der Teilung«, verriet unbesonnen eine andere.

»Wenn sie Speise und Trank zu verteilen haben, so mahne ich, daß sie auch ihren alten Pfarrer nicht vergessen.« Und der arme Herr begann mit zitternder Stimme das Lied.

Regine neigte sich über die gefalteten Hände, und ihre Andacht war wohl die wärmste, denn die Dorffrauen kamen zögernd herzu, und der Schreiber drehte unruhig an seinem Hute, Bernhard aber blickte seitwärts auf die Jungfer Judith, welche geräuschlos eingetreten war und die Augen dem goldenen Licht des Morgens zuwandte.

Die Geflüchteten drängten aus dem Gehege, Weiber und Kinder liefen, mit Bündeln beladen, in unruhiger Erwartung den Talweg hinab, und die bewaffneten Männer, welche voranzogen, hatten Mühe, die Aufgeregten zurückzuhalten. Bernhard bot, der erhaltenen Warnung eingedenk, dem alten Pfarrer den Sitz auf seinem Pferde an, und da dieser sich bescheiden gegen die Erhöhung sträubte, so schritt auch er, die Pferde führend, zu Fuß an seiner Seite, ein wenig beruhigt durch die Zuversicht seines Gefährten Gottlieb, der mit den Bauern Bekanntschaft gemacht hatte und wohlwollend aus seinem Tabaksbeutel für ihre Holzpfeifen mitteilte. »Die Hunde haben außer Montur und Geld der kaiserlichen Reiter auch einige Pferde erbeutet und im Walde versteckt,« raunte er Bernhard zu, »ihre jungen Burschen lauerten gestern abend weiter unten auf unserem Wege, und wir könnten jetzt arkebusiert sein, wenn nicht die Jungfrau ein Einsehen gehabt hätte.«

In der Nähe des Dorfes, wo sich von steiler Berglehne ein gewundener Pfad zur Straße zog, hielt die Gemeinde an. Die Landleute schrien und jauchzten, als sie aus dem dichten Tannengehölz Brummen und Gebrüll der Rinder hörten. Eine kleine Herde von Kühen und Jungvieh kam in lustigen Sprüngen herab, getrieben von Knaben des Dorfes; lauter als über die eigene Rettung freuten sich die Dorfleute darüber, daß ihre beste Habe im Waldversteck den Feinden entgangen war. Die Kinder liefen im Haufen den Tieren entgegen. Auch Judith rief: »Bleß«, und lockte eine stattliche Kuh, die stärkste der Herde. Das Tier leckte die Hand seiner Herrin, und Bernhard, welcher jetzt in der Nähe ritt, hörte, daß die Jungfer sich mit ihr unterhielt wie mit einer Vertrauten. »Wie war Euch die Nacht im Heidekraut, junge Frau? Habt Ihr Euch vor den Wölfen geängstigt?« Und die Kuh brummte ihre Antwort und schritt bedächtig im Zuge nach dem Dorfe, als Judith ihr liebkosend die Hand zwischen die Hörner legte.

Im Talgrunde lag das Dorf an beiden Seiten des Bergbaches, der weiß über die Steine schäumte. Zwischen den bewohnten Hütten von Tannenholz, welche die Zeit grau und braun gefärbt hatte, lag das Gebälk zertrümmerter Häuser, eingefallener Ställe und Scheuern.

»Die Räuber haben geplündert«, rief der Schreiber und wies auf das zerschlagene Hoftor des nächsten Hauses. Da schlug die Freude plötzlich in Jammer um, die Leute fluchten und rannten auseinander nach ihren Hütten; dort fanden sie aufgeschlagene Truhen, zerbrochene Stühle und den Vorrat, der etwa noch in Scheuer und Keller gewesen war, verzehrt oder verwüstet, von dem Geflügel des Hofes nur die ausgerauften Federn. Die Fremden standen allein auf der Straße, nur der alte Pfarrer, welcher ihnen auf dem Wege ehrenhalber ein Obdach angeboten hatte, harrte noch eine Weile bei ihnen aus und sah trübselig nach dem Pfarrhofe, in welchen seine Magd vorausgelaufen war. Judith hielt mit ihrer Kuh und der alten Frau, ihrer Dienerin, schweigend in der Nähe. Die Pfarrköchin kam mit gehobenen Armen zurückgerannt. »Alles zerschlagen, auch die Bibel zerrissen und beschmutzt.« Einige Weiber liefen aus den nächsten Häusern und stimmten mit ihr Wechselklage an. »Nur das Haus der Jungfer Judith ist unversehrt«, schrie die eine.

»Die Jungfer versteht die Kunst, den Leuten die Augen zu verblenden«, rief die neidische Magd des Pfarrers.

Judith lächelte: »Das Haus liegt abseits im Schatten des Berges, und die Nacht war finster.« Sie trat zu Regine. »Ist es Euch genehm, so kommt mit mir.«

Die Reisenden folgten dem Mädchen auf einem schmalen Stege über den Bach und durch den Wiesenrand dahinter. Auch dies Haus, in eine Krümmung der Bergwand eingebaut, war aus Holzbohlen gefügt, aber ein Oberstock sprang mit seinen kleinen Fenstern über den unteren hervor, und ein starker Holzzaun umschloß das kleine Gehöft. Judith holte einen großen Schlüssel aus ihrer Ledertasche und öffnete die Zauntür, dann wies sie auf ein wüstes Haus, das in der Nähe stand. »Dort mögen die Herren sich und die Pferde unterbringen, denn hier fehlt es an Gelaß, doch die Ladung der Pferde rate ich bei uns Frauen zu bergen, auch die Herren selbst müssen zu uns in die Küche kommen, denn dort drüben ist alles ausgeleert.«

Sie zog Regine an der Hand in das Haus, während Gottlieb mit dem Knaben die Pferde entlastete und unter Vortritt der alten Ursula nach dem Nachbarhause führte. Als Bernhard die Stufen hinaufstieg, stand die Jungfrau im Hausflur und wies mit der Hand auf die Schwelle. »Setzt Euren Fuß das erstemal nicht auf den Stein,« sprach sie traurig, »damit Euer Eintritt Euch nicht Unheil bereite.« Aber als sie mit den Geschwistern in der Stube stand, grüßte sie fröhlicher: »Seid willkommen! Es ist alles unverändert. Die Katze hat gut hausgehalten«, sprach sie rühmend, als eine große schwarze Katze vom Ofen vor ihre Füße sprang und schmeichelnd ihr Fell am Gewande rieb. »Es ist auch Mehl vorhanden und Milch im Keller, und wenn die Jungfer mit ihren Begleitern fürlieb nehmen will, so wird sie hier nicht schlechter daran sein, als irgendwo im Dorfe.«

Die Geschwister sahen sich neugierig in der Stube um. Es war ein wohnlicher Raum mit dem Hausgerät einer stattlichen Bauernwirtschaft, ein Tisch, Holzstühle, die Ofenbank, das Spinnrad, die buntbemalte Truhe, alles sauber und behaglich, um die Fenster sogar Vorhänge von Leinwand mit gesticktem Saume, an den Wänden aber mehrere Holzfächer, auf denen außer dem Geschirr viele große und kleine Flaschen und andere Gefäße von seltsamer Form standen, dazwischen Kräuterbündel und große Bücher. »Wundert euch nicht über die Apotheke an meinen Wänden,« sagte Judith, »ich bin bei Krankheiten ein Beirat und Medikus in den Walddörfern noch von meinem seligen Vater her, der aus der Heimat große Kräuterkunde mitbrachte und wegen seiner Heilkunst berühmt war.« Und wieder trat sie zu Regine: »Gern möchte ich mit Euch an der Wunde des Herrn Bruders meinen guten Willen erweisen, denn ich kann Euch einen Balsam geben, der oft wundergleich geholfen hat.« Regine sah den Bruder fragend an und wunderte sich, als dieser ohne jede höfliche Rede und Entschuldigung sogleich seinen Arm darbot.

Die Frauen waren beide eifrig bei dem guten Werke, und als dasselbe vollbracht war, dachte auch Regine, daß die Fremde von freundlichem Herzen sei, und sagte, die sichere Gewandtheit bewundernd: »Ihr seid meine Meisterin.« »Der Schaden ist größer, als der Herr meint,« mahnte Judith ernsthaft, »und hätte ich Gewalt über Euch, so würde ich Euch zwingen, einige Wochen still zu rasten.«

»Wenn Ihr es gestattet, spreche ich wieder vor,« antwortete Bernhard, »denn mein Herz ist voll Dankes; ich weiß jetzt, Jungfer, daß Schwester Regine und ich durch Euch in dieser Nacht einer Lebensgefahr enthoben wurden.«

»Es ist gefügt worden, daß ich mit Euch zusammentreffen sollte,« antwortete Judith, »beide haben wir's nicht gewußt und nicht gewollt.« Und mit verändertem Tone setzte sie hinzu: »Jetzt aber sorgen wir nicht um Vergangenes, nur um das Nächste, daß wir euch Herren die Tageskost bereiten. Vertraut mir die Jungfer Schwester an und kommt bei guter Zeit mit Eurem Gefährten zu Gaste bei der Armut. Die Jungfer Regine aber bitte ich, sich's bequem zu machen, und wenn es ihr recht ist, weise ich ihr auch den Keller, die Küche und ein Stübchen, wo sie sich ausruhen kann.«

Gottlieb saß in der verfallenen Hütte und schraubte zufrieden an seinem Karabiner. »Dies ist das beste Quartier, das wir seit lange gehabt haben,« lobte er gegen den eintretenden Kameraden, »der Regen könnte durchlaufen, und als Hausgenossen spüre ich nur Mäuse und Sperlinge, aber die Nachbarschaft ist günstig. Es sind kluge Frauen, und die junge ist in ihrer Art eine Prachtjungfer. Und was das Hauptsächlichste ist, wir sind hier angenehm und gern gesehen. Seit vielen Jahren ist mir dergleichen nicht vorgekommen. Die Alte hat Heu geschafft, und sie sprach sogar etwas von einem Säcklein Hafer. Ich sage dir, dies ist ein gesegnetes Land, Vivat Ernestus! Vermögen wir noch die Tür zu schließen, so sind wir hier in Abrahams Schoß.«

»Wie magst du dich hier ins Quartier legen? Sind die Pferde gefüttert und die Wege geöffnet, so reiten wir zum Herzoge.«

Aber dieser Vorschlag fand wenig guten Willen. »Laß dir sagen, Bruder,« begann Gottlieb, die Asche seiner Pfeife ausklopfend, »daß ich in der Stadt Gotha mehr Kundschaft habe, als mir lieb ist. Und um dir alles zu vertrauen, ein Weib von mir haust an diesem Orte, und deshalb ist er mir verleidet.«

»Das hast du mir nie bekannt«, versetzte der erstaunte Bernhard.

»Ich war nicht stolz auf mein Gespons. Sie war zu ihrer Zeit eines Schlossermeisters Witwe, nicht mehr jung, aber die Nahrung war leidlich. Sie riet mir, da ich als Altgeselle bei ihr arbeitete, ich würde mich gut stehen, wenn ich sie heiratete. Jedoch sie erwies sich als Hausdrache; ich versuchte es mit Leder und mit Holz, aber nichts wollte helfen, und da ich das Eisen bei ihr nicht anwenden konnte, so nahm ich holländischen Abschied, weil ich dachte, daß ich mit dem Kriegsteufel eher auskommen würde, als mit dem Eheteufel.«

»Wie?« lachte Bernhard, »du Eisenbeißer fürchtest dich vor einem Weibe? War sie älter als du, so kann sie längst dahin sein.«

»Du sprichst leichtsinnig, weil du sie nicht kennst«, antwortete Gottlieb bekümmert. »Ihre Rachsucht ist terribel, und ich habe heute von der Alten erfahren, daß sie noch in diesem Jammertal verweilt und scharf nach mir aussieht, denn sie ist in der Bruderschaft der alten Weiber wohlbekannt. Und kurz, mir wäre lieb, wenn du unsere Sache mit dem Herzog allein ausmachen könntest, sintemal ich außerdem sein Landeskind bin und nicht gern auf seine Fragen antworten möchte. Der Weg zu unseren Abgesandten führt dich doch über dies Dorf zurück.«

Die Alte lud zur Mahlzeit, sie forderte auch den bereitwilligen Pieps in die Küche, und als Gottlieb vertraulich einwendete: »Aber Mutter, die Pferde im leeren Hause«, da tröstete die Magd: »Ich bleibe derweilen hier und bin euch gut, daß die Dorfleute mir nichts wegnehmen.« – Gottlieb sah sie schlau an, und auch die Alte lachte. »Furcht ist allemal gut, selbst wenn es nicht Furcht des Herrn ist; auch ein alter Kriegsmann versteht sich mit dem Schwarzen auf gutem Fuß zu erhalten.« Die Männer fanden in Judiths Stube den Tisch gedeckt, Regine kam dem eintretenden Bruder in einer Dorfhaube mit der Schürze entgegen und half geschäftig, wie ein Kind des Hauses die einfache Kost herzutragen. Judith aber sprach das kurze Tischgebet und lud zum Sitzen ein, wie Bernhard meinte, mit dem Anstand einer Königin. Er sah sich während des Essens vergnügt um. »Wo sind die Reisebegleiter unserer Jungfer Wirtin? Ich sehe die Amseln nicht.«

»Sie sind in der Stube nicht säuberlich«, entschuldigte das Mädchen, »und flattern hier nebenbei in der Kammer; dort können sie durch ein Guckloch ins Freie, so oft sie wollen. Sie haben mir manchmal Sorge gemacht, als der selige Vater hier mehrere Jahre die Stelle des Pfarrers versah; denn der frühere war in der Kriegsnot gestorben und der jetzige noch nicht hergeschickt; damals fehlte auch der Küster, und ich mußte als Gehilfin des Vaters alle Kirchenämter versehen, ich zog die Glocke, bekleidete den Altar und sang der Gemeinde vor; es waren nur wenige, welche außer uns im Dorfe beharrten. Da wollten sich meine kleinen Gesellen nicht zu Hause verhalten, und sie flogen mir durch ein zerschlagenes Fenster in die Kirche nach, rannten um den Altar und behandelten den Taufstein ärgerlich und unchristlich. Es kam vor, daß der Vater nur gepredigt hat vor zwei alten Frauen, vor mir und den Amseln, und einmal pfiff das Männchen mitten im Vaterunser über der Kanzel sein Lied. Auch sie halten Gottesdienst auf ihre Weise, so gut sie es verstehen.«

Die stille Freude machte ihr Antlitz so schön, daß Bernhard sie mit unverhohlener Bewunderung betrachtete. »Zürnt nicht der dreisten Frage: Wie konntet Ihr dies einsame Leben unter dem wilden Volk ertragen?«

»Ja, es ist einsam hier«, antwortete Judith mit trübem Blick. »Die liebe Sonne kommt auch im Sommer spät und scheidet früh; im Winter sperrt der Schnee zuweilen die Pforte und ich bin mit meinen Gedanken allein, mit der alten Ursel und mit den Haustieren. Dann schwatzt und erzählt jedes in seiner Weise. Doch fehlt es mir niemals an Zuspruch von Armen und Kranken, welche um Rat fragen, auch werde ich oft nach auswärts geladen, und draußen am Rand des Waldes leben auf den adeligen Gütern einige Frauen, wenn sie nicht gerade in die Stadt geflüchtet sind, welche es gut zu mir meinen; dort helfe ich in den Notzeiten bei der Pflege.«

»Schrecklicher noch als die Einsamkeit ist die Gefahr unter dem Landvolk und dem Raubgesindel, welches umherstreift«, bedauerte Regine.

»Ich bin daran gewöhnt, auch ist mir die alte Ursel ein guter Schutz; sie ist klug und weiß mit den Leuten fertig zu werden.«

»Dennoch wundert mich«, fuhr Regine fort, »daß Ihr Euch nicht in die Stadt gerettet habt.«

»Mir gefiel nicht zu dienen«, antwortete die Jungfrau mit gehobenem Haupt; »hier habe ich ein Heimwesen, das mir der liebe Vater hinterlassen hat. Soll ich mich unter fremdem Dach um Gabe und Gunst bemühen?«

Bernhard stimmte warm zu. »Auch wir, Schwester Regine und ich, sind freundlos in der Welt und uns ist es nicht so gut geworden, daß wir ein eigenes Obdach haben. Darum, werte Jungfer,« fuhr er bittend fort, »gibt mir Eure bewiesene Freundlichkeit den Mut, ein Gesuch an Euch zu richten, daß Ihr meine Schwester länger als heut bei Euch leidet, bis ich für sie gefunden, was wir begehren; auch mein Geselle wünscht als Salva Guardia im Dorfe zu bleiben, bis das Geschäft in Gotha vollendet ist.«

Und Regina hörte wieder mit Verwunderung, daß Judith feierlich antwortete: »Ihr habt ein Recht darauf, daß das Haus meines Vaters Eurer Schwester ein Obdach werde, solange Ihr es begehrt.«


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