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Tristan und Isolde

Sie tranken Blut aus ihrer Schale – – –

Der Feuerfunken in sie säte,
Den sie als Herrin herbefahl,
Der aufrecht sie mit Trotz verschmähte:
Dem reichte sie den Giftpokal.

Sie reichte ihm den schweren Becher,
Er blickte kühl, blieb stumm und trank.
Ihr Arm, der herrisch gab, ward schwächer,
Als sie die Neige trank – er sank.

Ein bittres Warten beide füllte –
Sie standen atmend, blickgebannt––-
Schwand nicht der Trotz, der ihn umhüllte?
War diese Glut ihr Todesbrand?

Sie tranken Blut aus ihrer Schale,
Sie tranken rotes Liebesblut –
Da quoll aus diesem Todpokale,
Sie jäh durchströmend: Liebesflut!

Sie fielen, Mund zu Mund gefunden,
So in Umarmung ohne Wehr,
Sie sanken hin, bedrückt, gebunden
Von neuem Leben überschwer.

Sie tranken Blut aus ihrer Schale.


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