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Venus in Maske.

      Ich traf Dich auf rauschendem Feste
in fröhlicher Masken Schwarm,
ich trieb in der wogenden Menge,
da hingst Du mir plötzlich am Arm.
Aus glänzender, seidiger Maske
zwei Blitze – schon stand ich in Brand,
und küßte Dir für Deine Anmut
die zierliche, zärtliche Hand.
      Dann blieben wir lachend beisammen
und waren ein seliges Paar,
ich küßte unzählige Male
Dein braunes, berauschendes Haar.
      Ich küßte den herrlichen Nacken,
den neckend Du niederbogst,
ich küßte die schimmernden Schultern,
wenn Du mir entgegenflogst.
In lauschiger Nische verborgen
gabst Du mir Dein Mäulchen zum Kuß,
ich legte auf dürstende Lippen
den süßesten, tiefsten Verschluß.
      Du preßtest mein Haupt auf das Lager
der jungen, gefesselten Brust,
– es war uns, als hätten wir ewig
schon von unsrer Liebe gewußt.
      Du hattest das zierlichste Füßchen
mit Fesseln, wie Träume, so fein,
Du hattest ein seidenes Strumpfband
am schlanksten, entzückendsten Bein.
      Du hattest die süßesten Hände
mit Nägelchen, wie von Opal,
und oben, im weichesten Arme
das neckischste Muttermal. –
      Ich bat Dich, die Maske zu lüften
da schriest Du: »ich gehe sofort!
»Versprichst Du, sie niemals zu rauben?!«
– Ich gab Dir mein lachendes Wort.
      Noch zitterte in Deinem Händchen
und auf Deinen Lippen der Schreck,
da küßte ich Dir zur Versöhnung
den niedlichsten Leberfleck. – –
      – Und als man die Türen geschlossen,
als langsam verebbte der Braus,
da hob ich Dich schnell in den Wagen
und führte Dich mit mir nach Haus.
      Ich trug Dich wie eine Prinzessin
auf Händen die Treppe empor,
und sagte Dir, närrisch vor Sehnsucht
die süßesten Dinge ins Ohr.
Dann waren wir endlich geborgen
mit unsrem verwegenen Glück –
ich schälte Dich aus Deinen Hüllen
und trank Dich mit trunkenem Blick.
      Ich sah Dich im Kleide der Venus,
enträtselt, in Strümpfen und Schuh,
ich trug Dich auf taumelnden Küssen
dem wonnigsten Lager zu.
– Du hattest nur Deine Maske
als einzigen, neidischen Schutz,
doch schien sie mir stolzer und reicher,
als flimmernder, glitzernder Putz.
Ach, Mädel, wie warst Du so durstig!
Ach, Venus, wie warst Du so süß!
      Erst morgens vertrieb uns der Engel
aus Taumel und Paradies. – –
Dann gingst Du in Deiner Maske
hinaus in die lieblose Welt,
ich grübelte einsame Nächte,
wer nun Dich gefangen hält – –

Frau Gräfin, Sie taten sehr frostig
beim Hofball, als ich mich empfahl,
doch trugen Sie heut ohne Maske
– ein reizendes Muttermal! – –


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