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Ich lieb' die Frauen

Ich lieb' die ernsten, zartgebauten Frauen,
die ihrer Sinne Glut nach innen tragen,
die märchentief, wie Heiligenbilder schauen
und vor dem Tag den Blick zu Boden schlagen,
doch die zur Nacht an meinem Kuß erwachen,
in weißer Spitzen Flut in Scham vergehen
und dann mit hellem, lustbefreiten Lachen
vor mir als Venus wieder auferstehen. –

Ich lieb' die stolzen, wertbewußten Frauen,
die streng, wie kalte Marmorbüsten blicken,
die durch ein Runzeln ihrer feinen Brauen
der dreisten Menge geile Lust ersticken,
doch vor des Einen Kraft sich selig beugen
und nichts von Stolz und nichts von Wert mehr wissen,
die jauchzend starke Göttersöhne zeugen
und Weib nur sind in meinen Flammenküssen.

Ich lieb' die zarten, elfenhaften Frauen,
die wie Venetiens Sonnengläser klingen,
und liebend doch Titanenwerke bauen
und eine Welt von Haß zu Boden zwingen.
Ich lieb' die klaren, die auf weißen Händen
sich selbst wie einen goldnen Spiegel tragen,
und doch an süßen Rätseln niemals enden
und nie des Wunders letzte Lösung sagen. –

Ich lieb' die Frauen, ob sie Wonnen reichen,
ob tiefsten Schmerz, – die sündigen und reinen,
und keine soll an Lust der anderen gleichen
und doch lieb' ich sie alle in der Einen,
nur in der Einen, die mir ganz ergeben
in taufend Wundern meiner Liebe gründet
und ewig neu durch unser eignes Leben
in ihrer Vielheit in uns selber mündet.
             Ich lieb' die Frauen – – –


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