Alexander Dumas d. Ä
Zehn Jahre später
Alexander Dumas d. Ä

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3. Kapitel.
Auf Belle-Ile

Aramis und Porthos standen am Gestade der See, und der Bischof schaute auch an diesem Tage wie an allen, seit sein großer Plan gescheitert, voll banger Unruhe gen Westen über die See hinaus. Sein leuchtender Blick durchmaß wie der eines Falken den Luftraum und suchte noch über den Horizont hinauszudringen. Vor einigen Tagen waren alle Fischerbarken auf die Fahrt ausgegangen, und bisher war nicht eine zurückgekehrt. Der kluge d'Herblay wußte, was das zu bedeuten hatte, und erwartete nun die Ankunft königlicher Schiffe, denn solche mußten den Fischerbooten begegnet sein und sie von Belle-Ile fernhalten. Am schwersten lastete es auf seiner Seele, daß der gutmütige Porthos noch immer nichts ahnte, und der Mann, der tausend Ränke gesponnen und sich durch unzählige schwere Lagen leicht zurechtgefunden hatte, wußte nun nicht, wie er diesem großen Kinde die Wahrheit klarmachen sollte. Dennoch mußte es geschehen, sobald eine feindliche Flotte herankam. In der letzten Zeit drang auch Porthos mehr mit Fragen in ihn als bisher. Es hatte den Anschein, als wenn die Dinge ihm selber nicht mehr geheuer erschienen.

Plötzlich rief Aramis aus: »Porthos! Sehen Sie dorthin!« – »Ei,« rief der Riese, »mir scheint, die Fischerbarken kommen endlich zurück! Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, weshalb sie so lange ausblieben.« – »Das sind keine Fischerbarken, das sind königliche Kriegsschiffe!« rief Aramis. Und er zählte: »Drei, vier, sechs! wahrlich, eine ganze Flotte!« – »Hurrah!« schrie Porthos, »also schickt man uns endlich Verstärkung! Nun mag der falsche König herankommen!«

Aramis hatte den Kopf in beide Hände vergraben, dann sah er auf und rief: »Porthos! lassen Sie Alarm schlagen!« – Der Baron machte große Augen, aber er entfernte sich, um den Befehl des Freundes auszuführen, war er es doch nicht anders gewöhnt, als den Anordnungen des weisen Prälaten sich zu fügen.

Nun füllten sich die Hafendämme mit Neugierigen und Bewaffneten; die Artilleristen rückten mit Lunten heran, die Wälle, die Batterien wurden besetzt. Porthos beobachtete mit Verwunderung diese Zurüstungen zu einer energischen Gegenwehr. Aramis sah nach den Schiffen aus, die allmählich näher kamen. Doch erst als es Nacht geworden war, befanden sie sich in Kanonenschußweite von der Insel und gingen nun vor Anker. Trotz der Finsternis wurde alsbald ein Boot ausgesetzt und an Land gerudert. Der Führer der Jolle hielt einen Brief in der Hand, den er in der Luft schwenkte, und schien jemand zu suchen, an den er diese Mitteilung abgeben sollte. Als ein paar Soldaten ihn anhielten, verlangte er vor Herrn d'Herblay geführt zu werden.

Aramis stand auf dem Quai. Er erkannte in ihm einen Fischer von Belle-Ile, der mit den andern Barken zusammen vor kurzem ausgefahren war. Der Mann erzählte nun, sie seien alle gefangengenommen worden. – »Von wem?« fragte Aramis. – »Von einem Schnellsegler des Königs,« war die Antwort. – »Welches Königs?« warf Porthos dazwischen. »Des echten oder des falschen?« – »Erzähle weiter!« gebot Aramis, als der Fischer den Baron verständnislos ansah. – »Wir wurden also alle gefangengenommen,« wiederholte der Mann, »und nun schickt man mich hierher, um Ihnen zu sagen und zu melden, daß die hier eingetroffene Flotte Befehl hat, Belle-Ile zu blockieren und keinen Mann der Besatzung entwischen zu lassen.« – »Und wer ist der Befehlshaber?« fragte d'Herblay. – »Der Kapitän der Musketiere, Herr d'Artagnan.«

»D'Artagnan!« rief Porthos; »aber dann ist ja alles gut!« – »Hast du selbst mit ihm gesprochen?« fragte Aramis den Fischer. – »Ja, und er läßt Sie zu sich an Bord bitten.« – »So laß uns hingehen!« rief Porthos. »Laß uns zu unserm Freunde gehen!« – »Bist du von Sinnen?« entgegnete der Bischof. »Woher willst du wissen, ob das nicht eine Falle ist?« – »Die uns der falsche König stellt?« fragte Porthos. – »Jawohl, und das ist am Ende gar nicht d'Artagnan, der uns zu sich ruft!« setzte Aramis hinzu. – »Sie haben immer recht,« meinte der Baron.

»Gehen Sie an Bord zurück,« sagte d'Herblay zu dem Fischer, »und sagen Sie ihm, ich ließe den Herrn bitten, zu uns auf die Insel zu kommen. Wenn er sich weigere, so würden wir von unsern Kanonen Gebrauch machen.« – »Sollen wir auf d'Artagnan und seine Leute schießen?« rief Porthos. – »Ich sagte Ihnen doch, er ist's vielleicht gar nicht,« antwortete der Bischof. – »Donnerwetter, jetzt verstehe ich schon gar nichts mehr!« seufzte der Riese. – »Ich werde Sie aufklären, der Augenblick ist nun gekommen,« sagte Aramis, während der Fischer sich entfernte. »Setzen Sie sich auf diese Lafette und hören Sie mir zu.« – Und er faßte Porthos bei der Hand und begann ihm alles zu sagen, begann es mit den Worten: »Porthos, einem so biederen Manne wie Sie soll man nichts vorflunkern. Also heraus mit der Wahrheit! Ich habe Sie betrogen.«

»Sie haben mich betrogen?« rief der Baron. »Geschah es zu meinem Besten?« – »Wenigstens glaubte ich das felsenfest, Porthos.« – »Nun denn, so haben Sie mir einen Dienst erwiesen oder doch erweisen wollen. Freund,« antwortete der gutmütige Riese. »Ich danke Ihnen, und worin haben Sie mich betrogen?« – »Indem ich in Wahrheit dem Usurpator diente, gegen den Ludwig XIV. in jenem Augenblick alle Kräfte aufbot.«

»Wie? Also dienten Sie nicht dem wirklichen Ludwig XIV.?« – »Sehr richtig! Und daraus geht hervor, mein armer Porthos –« – »Daraus geht hervor,« vollendete der Baron, »wir sind Rebellen. Und somit ist die Herzogswürde, auf die ich hoffte, heidi! Denn von einem Usurpator will ich sie nicht haben. Sie taten unrecht, Aramis, mich in diesem Punkte zu täuschen. Ich habe so fest darauf gehofft! Kannte ich Sie doch als einen Mann von Wort! Ich bin also nun mit meinem König, mit Ludwig XIV., zerfallen?«

»Ich werde das wieder ins rechte Gleis bringen, Freund,« antwortete Aramis. »Sie haben ja nichts eigenmächtig getan, ich war das Haupt des Komplotts. Mich allein trifft die Schuld. Sie haben ja im besten Glauben gehandelt. Ich rief Sie, und Sie folgten mir. Mein größter Fehler, Porthos, war, ich handelte aus Egoismus.« – »Sehen Sie, dieses Wort liebe ich,« versetzte Vallon. »Und da Sie bloß in Ihrem Interesse gehandelt haben, so kann ich Ihnen unmöglich gram sein, das ist ja so natürlich.« Mit diesen Worten drückte er seinem Freunde herzlich die Hand.

Aramis fühlte sich klein vor dieser naiven Seelengröße. Er mußte sich beugen vor dieser Ueberlegenheit des Herzens, die stets mächtiger ist als Größe des Geistes.

Eine Donnerstimme unterbrach ihr Gespräch. – »Das ist d'Artagnan,« sagte Porthos. – »Ja, ich bin es,« antwortete der Kapitän und eilte herbei. Ein Offizier folgte ihm auf dem Fuße. Als d'Artagnan die Hälfte der Stufen erstiegen hatte, die zu dem Wehrdamme emporführten, rief er Aramis und Porthos zu: »Lassen Sie Ihre Leute zurücktreten, und zwar so weit, daß sie nicht mehr hören können, was ich spreche.« – Porthos gab diesen Befehl, der alsbald befolgt wurde. – Der Kapitän drehte sich hierauf zu seinem Begleiter um und sagte: »Mein Herr, wir sind jetzt nicht mehr auf dem königlichen Schiffe, wo Sie eben noch in so anmaßendem Tone mit mir gesprochen haben.« – »Herr Kapitän, das ist keine Anmaßung,« erwiderte der Offizier. »Ich habe meine Befehle, und denen gehorche ich. Mir wurde aufgetragen, Ihnen überallhin zu folgen, das tue ich hiermit!«

»Mein Herr!« unterbrach d'Artagnan ihn mit Ungestüm, »genug nun! ich gestattete Ihnen, mir nach Belle-Ile zu folgen. Doch nun machen Sie halt! Ich kümmere mich gar nicht drum, ob Sie gewisse Befehle von Herrn Colbert oder von sonstwem haben. Sie fallen mir zur Last, das ist alles, und ich werde mich dagegen schützen. Sie haben hier einen Mann vor sich, der d'Artagnan heißt, und Sie stehen auf einer Treppe, die dreißig Fuß tief in die salzige Flut reicht. Das ist eine schlimme Stellung für jemand, der d'Artagnan lästig wird.«

»Ich habe meinen Dienst zu versehen,« antwortete der Offizier, die Achseln zuckend. – »Mein Herr, diejenigen, die Sie mit diesen besonderen Befehlen versahen, haben mich beleidigt. Ich kann mich aber nicht an sie halten, denn sie sind mir fern; ich muß mich an Ihre Person halten, und das werde ich tun, seien Sie versichert! Wenn Sie einen Schritt weiter hinter mir hertun, ich schwöre es bei meinem Namen, so spalte ich Ihnen den Schädel mit dem Schwerte oder werfe Sie ins Meer! Geschehe, was mag! Sechsmal in meinem Leben bin ich in Zorn geraten, und alle sechs Male habe ich den getötet, der mir da gegenüberstand!« – Der Offizier erblaßte bei dieser schrecklichen Drohung, antwortete aber: »Als ich Soldat wurde, wußte ich, daß ich im Dienst mein Leben lassen müsse.« – D'Artagnan stieg die Treppe weiter hinauf – der Offizier bekreuzte sich fromm und folgte ihm. Porthos und Aramis, die ihren d'Artagnan kannten, stießen einen Schrei aus und stürzten herbei, um den Streich aufzuhalten, den sie schon zu hören glaubten. Aber der Musketier nahm das Schwert in die linke Hand. – »Herr,« sagte er zu dem Offizier. »Sie sind ein tapferer Mann. Sie müssen aber das, was ich Ihnen jetzt sagen werde, besser begreifen als das, was ich Ihnen eben gesagt habe.« – »Reden Sie, Herr Kapitän,« sagte der Offizier schlicht. – »Die Herren dort, gegen die Sie Befehle haben, sind meine Freunde,« sprach der Musketier. »Lassen Sie mich ohne Zeugen mit ihnen sprechen.« – »Mein Herr,« antwortete jener, »wenn ich nachgebe, so breche ich mein Wort – wenn ich nicht nachgebe, handle ich Ihnen zuwider. Das eine ist so schlimm wie das andere. Also gehen Sie und reden Sie mit Ihren Freunden. Verzeihen Sie mir, daß ich aus Liebe zu Ihnen, den ich achte und ehre, eine gemeine Handlung begehe, indem ich meine Pflicht vergesse.« – Der Gaskogner schlang gerührt den Arm um den Nacken des jungen Mannes und stieg zu seinen Freunden hinauf. Der Offizier wickelte sich in seinen Mantel und setzte sich auf die feuchten Stufen, die mit Seetang überzogen waren.

»So stehen die Dinge,« sagte d'Artagnan zu seinen Freunden. »Nun urteilt selbst!« Und alle drei umarmten sich. »Sie sehen, alles, was von Belle-Ile kommt, wird abgefangen, und niemand darf unangefochten hier landen. Eine Flucht ist unmöglich. Der König will Sie fangen – und wird Sie fangen. Ich hatte nun die Absicht, Sie beide auf mein Schiff zu rufen, dort zu behalten und dann entwischen zu lassen. Aber ich muß jetzt damit rechnen, daß sich, wenn ich auf mein Schiff zurückkehre, einer meiner Offiziere als mein Vorgesetzter entpuppt, der mit geheimen Befehlen gegen mich ausgerüstet, vielleicht sogar befugt ist, mich im Notfall des Kommandos zu entsetzen. Was also soll ich für Sie tun?«

»Nehmen Sie Porthos mit,« sprach Aramis. »Er wird dem König beweisen, daß er ganz unschuldig war. Ich aber bleibe hier und bürge Ihnen, daß ich mich erst nach sehr energischem Widerstand ergeben werde.« – »Ich muß mir das überlegen,« erwiderte Porthos. »Einstweilen bleibe ich.« – »Dann wollen wir uns vorerst Lebewohl sagen,« sprach d'Artagnan. »Auch ich muß nachdenken, und ich hoffe, Ihnen bald einen guten Gedanken mitteilen zu können.« Er schüttelte den Freunden die Hand und kehrte mit dem Offizier, den Herr Colbert ihm zum Wächter bestellt hatte, auf sein Schiff zurück.

Unterwegs zerbrach er sich den Kopf, um einen Ausweg zu finden, und fand auch einen. Als er an Bord stieg, war sein Entschluß gefaßt. Er berief seinen Kriegsrat, der aus acht Offizieren bestand, nämlich aus einem Hauptmann der Seesoldaten, einem Major der Artillerie, einem Ingenieur, dem jungen Offizier und vier Leutnants.

»Meine Herren,« sprach d'Artagnan, »ich habe mir Belle-Ile angesehen. Es ist stark befestigt, hat eine gute Garnison und kann lange Gegenwehr leisten. Ich will daher zwei von den ersten Offizieren der Garnison herüberkommen lassen, um mit ihnen zu unterhandeln. Mir erscheint eine friedliche Einigung als das beste. Sind Sie auch dieser Meinung?« – »Herr Kapitän,« antwortete der Artillerist, »also haben wir wohl auf einen Widerstand Belle-Iles zu rechnen?« – »Allerdings, obgleich es nicht Herr Fouquet ist, der die Insel verteidigt, denn den habe ich gestern verhaftet,« versetzte d'Artagnan. »Aber diese Verhaftung ist hier ruchbar geworden, und alle Leute auf Belle-Ile hängen an Fouquet und erblicken in ihm ihren Herrn und König. Sie werden ihm treu bleiben bis in den Tod. Deshalb will ich mit den Offizieren sprechen, will ihnen zeigen, wie stark unsere Schiffe sind, und Ihnen eröffnen, daß sie im Falle eines Widerstandes keine Gnade zu erhoffen haben. Ich denke, sie werden sich ohne Kampf ergeben, und die Festung, deren Eroberung uns viel Blut kosten würde, fällt vielleicht ohne Schwertstreich in unsere Hände.«

Die Offiziere blickten einander an, als wollten sie sich gegenseitig um Rat befragen, da trat der Offizier vor, der d'Artagnan nach Belle-Ile begleitet hatte, und legte ein Papier vor, das die Aufschrift trug: »Befehl Nr. 2.« Der Kapitän nahm es und las: »Es wird hiermit Herrn d'Artagnan aufs strengste verboten, einen Kriegsrat zu versammeln, bevor Belle-Ile sich ergeben hat und die Besatzung gefangengenommen oder über die Klinge gesprungen ist. Gezeichnet . .  . . . Ludwig XIV.«

D'Artagnan bezwang mit Gewalt die Wut, die in ihm emporstieg, und sagte mit anmutigem Lächeln: »Sehr wohl, Herr! Die Befehle des Königs sollen befolgt werden.« – Er schwieg ein Weilchen, dann fuhr er fort: »Da der König einen andern mit Befehlen gegen mich ausgerüstet hat, so genieße ich nicht mehr sein Vertrauen und bin unwürdig, dieses Kommando weiterzuführen. Ich werde also auf der Stelle meinen Abschied einreichen. Ich fordere Sie infolgedessen auf, mit mir nach der französischen Küste zurückzukehren. In einer Stunde ist Flut, dann kann die Rückfahrt angetreten werden. Wollen Sie ohne Oberhaupt hier bleiben, so würden Sie die Streitkräfte gefährden, die der König mir anvertraut hat. Ich nehme an, Herr,« wandte er sich an den jungen Offizier, »Sie haben diesmal keinen Gegenbefehl.«

D'Artagnan triumphierte schon, als er diese Worte aussprach; denn wenn die Blockade unterbrochen war, so würden seine Freunde, dachte er, bald Gelegenheit finden, nach Spanien zu entfliehen. Nachher mochte der König getrost einen anderen nach Belle-Ile schicken, der würde das Nest leer finden.

Allein der junge Offizier reichte d'Artagnan abermals einen Befehl, und der Musketier las: »Sobald Herr d'Artagnan erklärt, er wolle den Befehl niederlegen, so soll er nicht mehr als Haupt der Expedition betrachtet werden. Die ihm unterstellten Offiziere brauchen ihm von diesem Augenblick an keine Folge mehr zu leisten. Vielmehr soll Herr d'Artagnan alsbald nach Frankreich zurückkehren und zwar unter der Aufsicht des Offiziers, dem diese Sonderbefehle anvertraut werden, als dessen Gefangenen er sich zu betrachten hat. Gezeichnet – – Ludwig XIV.«

D'Artagnan erblaßte; das alles war so klug, so weitsichtig berechnet, daß er sich seit dreißig Jahren wieder einmal an die unbeugsame Logik, an den Scharfblick des großen Richelieu erinnert fühlte. Er sann nach. Dann dachte er: »Ich zerreiße diesen Befehl, wer kann sich mir dann widersetzen? Und ehe der König durch seinen Vertrauten etwas davon erfährt, habe ich meine Freunde gerettet. Mutig vorwärts! Mein Kopf gehört nicht zu denen, die man wegen Ungehorsams vom Rumpfe schlägt. Also wollen wir ungehorsam sein!«

Aber in diesem Augenblick sah er, daß alle andern Offiziere denselben Befehl lasen, den er in der Hand hatte. Der junge Offizier hatte jedem eine Abschrift gegeben. Also auch der Fall des Ungehorsams war vorhergesehen worden und somit vereitelt. – »Herr Kapitän,« sprach der Offizier, »ich nehme an, Sie werden mir ohne Widerstand folgen.« – »Selbstverständlich,« versetzte d'Artagnan, mit den Zähnen knirschend. Alsbald wurde auch ein Boot ausgesetzt. »Nach dem Abgang des Kapitäns,« sprach der Offizier zu dem Hauptmann der Seesoldaten. »überträgt Seine Majestät Ihnen das Oberkommando. Hier ist Ihre Vollmacht.«

D'Artagnan, der Mann von Eisen, senkte zum erstenmal in seinem Leben kleinlaut den Kopf. Er stieg in das kleine Fahrzeug, das mit einem günstigen Wind im Segel Frankreich zusteuerte. Die Barke flog wie eine Schwalbe dahin. Bald zeigte sich am nächtlichen Himmel die französische Küste. D'Artagnan hatte noch immer Hoffnung, zeitig genug in Nantes einzutreffen, um beim König mit all seiner Beredsamkeit die Sache seiner Freunde zu führen. – »Junger Mann,« sprach er zu dem Offizier, »ich würde viel drum geben, die Instruktionen des neuen Kommandanten zu kennen. Er hat doch vorderhand Frieden zu halten, nicht wahr?« – Er hatte kaum ausgesprochen, da hallte der Donner eines Kanonenschusses über das Meer hin, ein zweiter und ein dritter folgten.

»Das Feuer auf Belle-Ile ist eröffnet,« sagte der Offizier.

Der Kiel des Bootes knirschte im Küstensande.



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