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Horch auf, deutsche Seele der Erntesang
      
 geht wieder die Felder und Gassen entlang,
      
 klingt von Zuversicht über Acker und Ried
      
 und von deutscher Kraft sein uraltes Lied.
Das suchet auch dich, und wo es dich fand,
      
 da greift es nach dir wie ein Heliand,
      
 und wie dich sein freiender Hauch umweht,
      
 da tut sich ein Bild auf, darinnen steht
      
 von Eisen und Blut ein gewaltiger Bau,
      
 der gürtet der Heimat Ernte und Au,
      
 vom Vater und Bruder, vom Kinde und Mann,
      
 stahlstrotzend der deutsche Heeresbann.
Ob tausendfach drüber der Tod auch geblitzt
      
 und in Strömen das Blut zum Himmel gespritzt,
      
 ob tausendfältig der Wunden Zahl
      
 und der Toten heut denket so manches Mal,
      
 die Mauer stand fest und so wunderbar
      
 vier volle gemessene Erntejahr',
      
 stand so fest, daß kaum auch auf einen Schritt
      
 die deutsche Scholle am Kriege litt,
      
 stand so wunderbar, daß ein jedes Korn
      
 die deutsche Scheuer fand, und kein Zorn
      
 und Haß oder Gier oder Feindeskraft
      
 ein Quentlein davon für sich errafft.
      
 Das klingt dir, Seele, aus Ähren und Halm
      
 volltönend hinein in den Erntepsalm. 
      
 Merk auf, deutsche Seele, was daraus spricht,
      
 das sagen dir Tausend und Tausende nicht.
      
 Das kann dir nur sagen, wer Gott vertraut
      
 und den Tod im Aug' mit die Mauern gebaut.
      
 Doch der's tat, spricht:
Deutsche Seele, horch auf!
      
 Und danke Gott für der Zeiten Lauf,
      
 den er uns geleitet trotz allem im Krieg,
      
 daß kein Feind seinen Fuß gesetzt im Sieg
      
 auf die Scholle, die deine Wiege trug
      
 und Treue und Treue zum Herzen schlug,
      
 die deine Jugend so hell gepflegt
      
 und dich wie ihr Kind noch immer hegt
      
 in Speise und Trank am deutschen Herd
      
 und an deutscher Ernte aus Heimaterd'.
Doch wenn du erkannt, was uns allen not,
      
 so beuge die Kniee vor deinem Gott:
      
 Herr! Wollest fürder auch bei uns steh'n
      
 und uns, Herr, künftig so lassen ergeh'n,
      
 daß, wie die Zeit noch die Erde treibt,
      
 die deutsche Erde nur unser bleibt!
Und sei wie die Scholle getreu deiner Pflicht,
      
 deutsche Seele, und wanke und weiche nicht!
So feierst du, Seele, im Sturm und Streit
      
 am deutschesten deutsche Erntezeit.
Horch auf, deutsche Seele, horch auf!