Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

IV

Halben Weges zwischen seinem Dorfe und dem seiner Verlobten hielt Zuanpedru Cannas an, stieg ab und nahm seiner Stute das Zaumzeug ab; und während das Tier an dem Flüßchen trank, schaute er sich rund um und überlegte, daß er hier vielleicht mit seiner jungen Frau und dem Gefolge von Verwandten halt manchen könnte, wenn er nach der Hochzeit Columba nach Tibi führte.

Der Ort erschien geeignet für eine Rast: in geringer Entfernung stand das Kirchlein, in dem viele Jahre zuvor die Friedensfeier stattgefunden; und in der großartigen Öde der Hochebene warf hin und wieder eine – wie eine kräftige Mutter von großen und starken Söhnen – von Sprößlingen umgebene Eiche ihre Schatten über das junge Gras und die mit goldgelben Blüten bedeckten Ginsterbüsche. Auch die Oleander, die den Flußlauf begleiteten, schmückten sich mit rosenroten Knospen, und alles war lind und rein an diesem Ort des Friedens.

Wenn wir früh genug aufbrechen, können wir hier noch ein kleines Festmahl halten, denkt der dicke Bräutigam; es ist Holz da, es ist Wasser da: man kann sogar Makkaroni kochen.

Und er meint, er sähe schon die Pferde an die Bäume gebunden, Columba im Grase sitzen, im Gestein das Feuer brennen und einen Spieß sich vor dem Feuer drehen. Befriedigt steigt er wieder auf, und binnen kurzem wird seine Gestalt, die zu Pferde recht stattlich aussieht und etwas Barbarisches und patriarchalisches zugleich besitzt, zu einem schwarzen Fleck, dem einzigen, der sich bewegt in der endlos weiten öden Landschaft, vor dem am Horizont wallenden blauen und roten Dunst.

Auch der Buschwald und das Gestein bilden eine einzige schwarze Linie vor jenem immer röteren Hintergrund: es ist die Zeit der Dämmerung, die Stunde der Phantasmagorien; doch der Bräutigam kennt seinen Weg und reitet unbeirrt dahin, die Hände auf dem Sattelknopf, in den Augen das friedliche und lichte Bild seiner inneren Welt. Seine innere Welt ist ein weithin sich dehnendes Gelände: seine mit Gras und Asphodelos bewachsenen Tancas, mit einträglichen Korkeichen und belebt von Kühen, Kälbern, Rindern, Knechten, Pferden und Hunden; im Hintergrund liegt das schwärzliche Dorf und darin sein Haus, die Küchen, die Scheune, der Hof, der Gemüsegarten; auch die Gestalt Columbas erblickt er schon in jener Welt, obzwar ein wenig undeutlich, wie verschleiert. Doch als er sich ihrem Dorfe nähert, seine Lichter sieht und in der Ferne Stimmen vernimmt, wird auch diese Gestalt deutlicher, sie vergrößert, bewegt sich.

Ob sie sich über die Geschenke freuen wird? fragt er sich beinahe zärtlich. Sie ist nicht sehr heiter, Columbeddu, aber so ist's besser! Auch die Selige war eine stille Frau gewesen, doch klein und unansehnlich und immer krank, während Columba gesund und frisch ist … Sie wird viele Söhne haben; den ersten werden wir Zuanne Joseppe Johann Josef. nennen, nach meinem Vater, den zweiten Remundeddu. Wenn wir sechs Söhne bekommen, so fällt jedem eine halbe Tanca zu, zwanzig Kühe und noch etwas; und das Vermögen wird sich vermehren, denn Columba ist emsig und sorgsam und braucht sich nicht auf die Mägde zu verlassen, wie manche andere. Und mit Gottes Hilfe können die Jungens sich ja auch gut verheiraten.

Er sah sich schon von kräftigen, munteren Söhnen umgeben: das war immer sein Traum gewesen, und die einzige Enttäuschung seiner ersten Ehe. Allerdings hatte auch Banna keine Kinder – ja, aber ihr Gatte war auch nicht mit ihm zu vergleichen, der so stark war wie ein Löwe.

Und mit der feierlichen Ruhe des Löwen, der sich zu seiner Löwin begibt, stieg er vor dem Hause Columbas ab. Es war schon Abend, und aus den Nachbarhäusern fiel Lichtschein auf die Gasse. Ein kleiner Bursche – Petru – ging eilig seines Weges, doch als er den Neuangekommenen sah, blieb er stehen, um zu lauschen.

Aus dem Tor trat Columba mit einem Licht in der Hand; Banna zeigte sich oben am Fenster: »Gott segne dich, Zuanpedru Cannas! Sei willkommen!«

»Wie geht's euch, ihr Weiberchen?« sagte er, plump und schüchtern zugleich.

Da war sie ja nun, seine Columbeddu, und er sah sie deutlich: ein wenig blaß und ernst, aber ruhig und sicher. Ohne ihn anzusehen, gleich als handle es sich um einen einfachen Gast, war sie ihm behilflich seinem Pferde die Quersäcke, das Zaumzeug und den Sattel abzunehmen. Sie vergaß nicht einmal zu fragen: »Hat es schon getrunken oder soll ich ihm zu trinken geben?«

»Es hat getrunken, ja, oben am Fluß. Und Zio Remundu?«

»Er wird gleich heimkehren. Komm herein und setze dich.«

Seine Säcke in der Hand, trat er in die Küche und fing an mit Banna zu plaudern, die sich alsbald eingefunden hatte und, die Hände in den Rockschlitzen, immer um ihn herum war und nicht sparte mit Blicken, Worten und lauten Ausrufen. Aber dem Witwer gefiel das schweigsame Verhalten Columbas weit besser: das war jedenfalls eine Frau, die ihre Zeit nicht mit Schwatzen mit den Nachbarinnen vertun würde!

Sobald aber der Alte heimgekehrt war, achtete Zuanpedru nicht mehr auf die Frauen; und Zio Remundu seinerseits betrachtete ihn mit Zuneigung und Bewunderung.

»Setz' dich, Zuanpedru Cannas, und rede wie dir's zumute ist, denn du bist bei Leuten, die dich schätzen. Ist dein Pferd gut untergebracht? Hast du ihm zu fressen gegeben, Columba?«

Er wollte sich selbst überzeugen, ging in den Hof und betastete der Stute die Flanken.

»Alles in Ordnung,« sagte er dann. »Die Stute scheint trächtig zu sein.«

»So ist's,« erwiderte Zuanpedru nachdenklich. »Ich bin deshalb langsam geritten, ich möchte nicht, daß das Fohlen zugrunde ginge wie voriges Jahr.«

»Ich hatte einmal eine Stute, die, wenn sie in dem Zustand war, immerzu gehen wollte,« sagte der Alte. Und während Columba mit Bannas Hilfe das Abendbrot bereitete, sprachen die beiden Männer von Pferden und Kühen, als wenn es nicht anderes auf der Welt gäbe.

Nach der ersten Begrüßung hatte Columba kein Wort mehr an den Bräutigam gerichtet, und Banna, die am Nachmittag Petru bei der Schwester stehen gesehen, hielt kaum ihren Ärger zurück. Jedesmal wenn der kleine Zwischenträger an unserer Tür war, ist's, als hätte Columba ein Käuzchen gesehen, dachte sie bei sich; sie schweigt, hat trübe Augen und ist wie behext.

Auch sie hatte dasselbe peinliche Gefühl, das mitunter den Großvater bedrückte: als drohe ihnen eine Gefahr; und um ihre Angst zu verhehlen, heuchelte sie spöttische Heiterkeit, und ihr Gesicht nahm einen rätselhaften Ausdruck an. Columba aber kannte diese Maske und wartete nur auf ein Wort, um ihrem Ärger Luft zu machen und zu rebellieren, zum Kampf bereit wie das wilde Tier, das nur der Einfluß des Bändigers anscheinend bezwungen hält.

Nachdem der Tisch hergerichtet war, ging Banna in ihre Wohnung hinüber, um die Heimkehr ihres Mannes zu erwarten; und von Columba bedient, aßen die beiden Männer zu Abend.

»Ja, ich sage dir, Zuanpedru Cannas, einmal war mir der Gedanke gekommen, Pferde zu kaufen und wieder zu verkaufen. Alle brachten mir ihre Tiere, und alle versuchten mich zu betrügen. Hatte nicht einer sogar sein greises Pferd gefärbt, wie es nach dem, was ich habe sagen hören, manche Frauen mit ihren Haaren tun sollen? Ich muß noch lachen, wenn ich daran denke. Nein, mein Sohn: Jeder soll nur sein Handwerk betreiben und die Schuhe tragen, die für seinen Fuß passen.«

Der Witwer stimmte ihm bei und warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf seine Säcke: er dachte, Columba sei schlechter Laune, weil er die Geschenke noch nicht hervorgeholt.

Die Ankunft Ignassius, des Gatten Bannas, brachte eine etwas heitere Stimmung hervor.

»Willkommen sei der Fremdling!« schrie er und reichte dem Witwer seine rauhe Hand. »Und wo sind die Geschenke, von denen meine Frau Tag und Nacht spricht?«

Schüchtern, doch glücklich, erhob sich Zuanpedru, holte den kleinsten Sack, der wie Seide glänzte, legte ihn auf einen Stuhl und entnahm ihm ein in ein rotes Tuch gebundenes Kästchen aus Asphodelos. Während er mit Beihilfe seiner Zähne die Knoten löste, dachte Banna bei sich: Das werden wohl die Schmucksachen seiner ersten Frau sein! Und ihr stets zum Scherzen aufgelegter Mann sagte: »Den Sack ließest du in der Küche liegen? Geht man mit solchen Sachen so um?«

»Er war an sicherem Ort,« sagte der Bräutigam ernst.

Der Alte seufzte laut, und vor Columbas Augen bildete sich gleichsam eine Wolke; und aller Glanz der Juwelen, die der Bräutigam behutsam, wie zögernd aus dem Kästchen hervorholte und vor sie hin auf das Tischtuch legte, vermochte jene Wolke nicht zu zerteilen.

Zuerst nahm er zwei mit einem grünen Bändchen zusammengebundene Knöpfe aus Goldfilgran heraus, die wie zwei gelbe Erdbeeren aussahen; dann kamen silberne Knöpfe für die Ärmel des Leibchens und Nadeln und ein Rosenkranz aus Perlmutter mit einer auf einem goldenen Kreuz angebrachten byzantinischen Medaille; Kette und Ohrgehänge aus blutroten Korallen und Ringe mit klaren und funkelnden gelben und grünen Steinen. Es waren lauter altertümliche Schmucksachen, schwer und beinahe plump und dazu gemacht, von groben Fingern, wie die Zuanpedrus, angefaßt zu werden. Bei jedem Stück, das zum Vorschein kam, schrie Banna vor Bewunderung auf, und ihre Augen leuchteten, als strahlten sie den Glanz des Goldes und der Steine wieder, während Columba unbeweglich und blaß zusah, von der Pracht der Geschenke geblendet, doch nicht gerührt.

Auch der Alte sah zu; er verstand sich auf solche Sachen nicht und achtete alle Lappalien gering. Aber er wußte, daß wenn Columba die Geschenke annahm, sie sich damit verpflichtete, den Cannas zu heiraten. Und deshalb führte er mit einer gewissen Würde den Vorsitz bei dem feierlichen Akt, der so einfach schien und doch eine tiefe Bedeutung hatte. Columba aber schwieg allzulange, und von neuem breitete sich Verlegenheit über die Gesichter aller.

Auf die Ringe deutend, sagte Banna jetzt: »Probiere sie doch, Schwester; sehen sie nicht aus, als wären es die Ringe der Madonna del Miracolo?« Sie selbst steckte sie sich an die Finger, während ihr Mann ein Gebund Knöpfe auf der Hand wog und sagte: »Ich wette, die sind eine Herde Schafe wert!«

Und der Großvater erzählte: »Zu meiner Zeit, als ich noch flinke Knie hatte und überall umherwanderte, traf ich einmal einen Hirten aus Dorgali, der mir seine Erlebnisse erzählte. Also er hatte sich kurz vorher verheiratet und, um die Braut zu beschenken, seine Herde verkauft. Ja, hundert Schafe hatte er, hundert verkaufte er; und dafür kaufte er Tändelkram und hatte doch keine Herde mehr. Und zwei Tage nach der Hochzeit sagte die junge Frau: ›Mein Schatz, warum gehst du nicht in die Schäferei, nach deiner Herde sehen?‹ Und er antwortete: ›Mein Schatz, meine Herde ist in deinem Kasten.‹ Aber die junge Frau war keine Törin: sie verkaufte den Tändelkram wieder und kaufte die Herde zurück.«

»Zuanprè,« schrie der Schwager, »so hast du es sicher nicht gemacht!«

»Mann, warum sagst du solche Albernheiten? Nicht einmal im Scherz solltest du es tun! Columba, meine Schwester, probiere sie doch!«

Columba schien zu träumen: langsam hatte sie ihre braunen, kleinen Hände ausgestreckt und die Schmucksachen verstohlen berührt, wie ein Dieb, der sich versucht fühlt, einen kostbaren Gegenstand zu nehmen, sich aber nicht getraut. Auf einmal jedoch spreizte sie wie in einem plötzlichen Entschluß die Finger und versuchte die Ringe: alle waren ihr zu weit, einige schienen wirklich für Riesinnen gemacht, so groß und schwer waren sie.

Sie lachte, schüttelte die Hand, und die Ringe fielen wieder auf das Tischtuch, zwischen die Bündelchen von goldenen und silbernen Knöpfen.

Der Witwer sagte linkisch: »Eh, ich wußte nicht, daß du so dünne Finger hast.«

»Da sieht man, wieviel du nach mir hinschaust! Aber es tut nichts; ich werde die Ringe enger machen lassen.«

Der Schwager blinzelte ihr zu und sagte: »Du wirst schon noch dick werden, so dick, daß sie dir zu eng sind.«

Der Bräutigam errötete vor Vergnügen, während Columba die Augen niederschlug, unter den Ringen die engsten aussuchte, und Banna die Knöpfe zählte.

Nachher saßen die drei Männer beisammen, tranken und redeten von ihrem Vieh. Columba legte die Schmucksachen wieder in das Kästchen und trug es in ihr Zimmer. Nochmals zählte sie die Sachen, wog das goldene Kreuz auf der Hand, tat dann alles in die Truhe, die ihren Brautanzug enthielt, und zog den Schlüssel ab.

Und als sie in ihrem hohen, harten Bett lag, dachte sie wieder an das, was Petru ihr kurz vor der Ankunft des Bräutigams erzählt. Auch Jorgi hatte Geschenke empfangen, Sachen so schön, daß man sie nicht einmal beschreiben konnte. Von wem? Von einem weiblichen Wesen auf jeden Fall, vielleicht von einer ehemaligen Geliebten! … Nagende Eifersucht regte sich in ihrem Herzen und verscheuchte den Schlaf: unbeweglich lag sie auf ihrer harten Wollmatratze, sah mit weit offenen Augen den durch das kleine Fenster einfallenden grauen Schimmer und versuchte den quälenden Gedanken loszuwerden, aber es ging nicht, es ging nicht … Das geheimnisvolle Geschenk Jorgis interessierte sie mehr als all die von ihrem Verlobten ihr dargebrachten Gaben.

* * *

Am folgenden Morgen gingen der Großvater und die beiden Verlobten zum Rathaus wegen des Aufgebots. Die Männer gingen voraus, und die Schritte des Alten hallten auf der stillen Straße; Columba folgte, mit hoch erhobenem Kopf und der stolzen Haltung, die sie vor den Leuten anzunehmen pflegte. Banna und alle Nachbarinnen sahen aus Fenstern und Türen den dreien nach, die so ruhig ihres Weges gingen, als wäre dieser Gang dem aller andern Tage gleich.

Es war ein heller Morgen, ohne Wind und ohne Wolken; die Stimmen der Völker vibrierten in der klaren Luft, und in der Ferne hörte man Huftritte und Hundegebell; alles war licht und friedlich, und auch Columba fühlte sich beinahe glücklich. Nein, für sie war dieser Gang nicht dem der andern Tage gleich: es war ihr, als löse sie sich damit von der Vergangenheit und schritte besseren Tagen entgegen. Es war ihr nur peinlich, unter Giuseppa Fiores Fenstern vorüberzugehen, gleichsam als müßte von dort etwas Verderbliches auf sie niederblicken wie ein Schlangenauge aus dem Gebüsch. Doch Zia Giuseppas Tür und Fenster waren geschlossen, und sie ging vorüber, den Gruß der Alten auf den Bänken durch ein Kopfnicken erwidernd.

Vor dem Rathaus standen einige Bauern, die einen Anschlag neben der Tür zu entziffern suchten; und einer von ihnen, ein junger Hirte, der einmal Columba den Hof gemacht, nahm einige Sandkörner auf und warf sie in die Luft, wie man mit Getreidekörnern zu tun pflegt, wenn eine Braut vorübergeht, um ihr Glück zu wünschen.

Die andern lachten; aber Columba erbebte und sah den jungen Mann scheel an, weil sie meinte, jener spotte damit über sie und den Witwer, und die Sandkörner müßten ihr Unglück bringen.

Der Großvater und Zuanpedru, die immer voraus waren, hatten es nicht gesehen; aber als Columba sie auf dem Vorplatz des oberen Stockwerks einholte, bemerkte der Bräutigam, daß sie wieder traurig war.

Einige Frauen warteten darauf, daß sie vorgelassen würden, um den Kommissar um die Aufhebung einer Verfügung zu bitten, durch die er bestimmt hatte, daß fortan in den Straßen des Dorfes Schweine, Ziegen, Esel und Schafe nicht mehr frei umherlaufen dürften; und eine von ihnen, eine stattliche Witwe mit männlichem Gesicht, einer Binde um den Kopf und einer Rolle in der Hand, sagte mit ironischem Ernst: »Wenn Missignoria, der Kommissar, diese Verordnung aufrechterhält, dann wird man ja niemand mehr auf der Straße sehen.«

Zio Remundu hörte es und entgegnete: »Wie, Maria Antonia Pirastru, auch du zählst dich zum Vieh?«

»Ich meinte die Männer, Remundu Corbu.«

Alle, der Türhüter einbegriffen, lachten; und Columba, auf die die Frauen trotz ihres Geplauders neugierige Blicke hefteten, benutzte den Augenblick der allgemeinen Ablenkung, um in den Korridor zu treten, der von dem Vorplatz zum Amtszimmer führte. Auch dort saßen auf den schmutzigen Bänken einige Leute in ihren dicken schwarzen Mänteln mit den engen Ärmeln und warteten darauf, daß sie an die Reihe kommen würden; als sie Columba sahen, grüßten auch sie, und ein Alter fragte: »Was tust denn du hier, Columbè?«

Da ging sie weiter und trat am Ende des Korridors auf einen Balkon hinaus, der sich unmittelbar neben einem Balkon des anstoßenden Hauses Giuseppa Fiores befand. Von da oben übersah man den westlichen Teil des Dorfes, die grau und schwarze Kirche zwischen den Felsen und die von dem Zug der Hochebene abgeschlossene Landschaft: das helle Morgenlicht warf über alles einen bläulichen Schein, die Sonne vergoldete die Scheiben der kleinen Fenster, und an einem davon, in einem baufälligen schwarzen Häuschen, stand ein schönes Mädchen mit gelbem Mieder wie eine Ranunkel zwischen altem Gemäuer.

Columbas ganze Aufmerksamkeit aber wandte sich dem dicht neben ihr befindlichen Balkon zu, dessen Tür offen war; auf der Schwelle stand ein kleiner weißer Schuh, und sie betrachtete ihn wie eine Merkwürdigkeit und fühlte ihr Herz klopfen. Auf einmal erschienen noch zwei schwarze Schuhe mit goldenen Schnallen neben jenem, und Columba zog sich erschrocken bis in die hinterste Ecke ihres Balkons zurück; alsbald aber wurde sie sich dessen bewußt, was in ihr vorging, und sie nahm sich zusammen: Warum sollte sie sich vor dem kleinen fremden Mädchen fürchten, das sich herausnahm, über Leute zu urteilen, die es nicht kannte?

Und da hüpft sie eben über die Schwelle und steht in drei Meter Entfernung von Columba auf dem Balkon. Sie sieht aus wie ein Kind mit ihrem kurzen weißen Kleid, die schwarzen, glänzenden Haare über den Ohren mit Schleifen aufgebunden; und das blasse, volle Gesicht sieht aus einem zweispitzigen hohen grünen Kragen hervor wie eine Rosenknospe aus dem sich teilenden Kelch. In den großen, goldigschwarzen Augen glänzt es wie eine Perle: sie blickt schnell rundum, nach dem Halbkreis des Horizonts, nach der Kirche, dem Mädchen mit dem gelben Mieder und schließlich nach Columba. Und Columba fühlt jenen Blick wie die Spitze eines Dolches, sie empfindet Schmerz und Wut, und es ist ihr, als sagte die Fremde laut, so laut, daß das ganze Dorf es hört: Schämt das Mädchen sich nicht, Hochzeit zu machen, während ein Mensch durch ihre Schuld stirbt?

Gekränkt und voll Zorn möchte sie ihr antworten, ihr all die Verwahrungen und Beschimpfungen wiederholen, die sie in Gedanken seit Tagen und Tagen an die Fremde gerichtet; aber sie kann nicht: etwas Unerklärliches hält sie wie gebannt dort auf dem Balkon, unter den funkelnden Blicken ihrer Feindin.

Ihre Erregung war so groß, daß sie nicht einmal Zuanpedru bemerkte, der sie suchte. »Colombe,« sagte er, »was tust du hier? Komm, man hat uns schon aufgerufen.«

»Ich sah hinaus,« erwiderte sie mit verschleierter Stimme, als erwache sie aus einem Traum.

Sie folgte ihm – aber im Korridor, auf dem Vorplatz, im Amtszimmer sah sie beständig zwei leuchtende Punkte vor sich, wie wenn sie in die Sonne gesehen hätte.

Der Großvater und Zuanpedru Cannas standen vor einem grünen Tisch, und der dahintersitzende Amtsschreiber sah mitunter von seinem Register auf und fragte etwas. Auch Columba nahm an dem Tische Platz, hörte die Worte der andern und antwortete, wenn der Schreiber sie befragte – aber mit ihren Gedanken war sie abwesend.

Der Großvater faßte sie leise an die Schulter, als wollte er sie aus dem Traum wecken, in den sie versunken schien; und sie richtete sich auf und sah ihm in die Augen: Sorgt Euch nicht, schien sie sagen zu wollen; jetzt ist alles abgemacht, alles zu Ende!

Der Schreiber legte einen Ellbogen auf den Tisch, steckte die Feder hinters Ohr und reichte Zuanpedru seine plumpe Hand, ihm Glück zu wünschen. Ja, nun war alles abgemacht – wenn auch noch nicht zu Ende. Und ruhig, anscheinend glücklich gehen die drei wieder, die Männer voraus, die Braut hinterher, während der Türhüter ruft: »Ohe, ihr Weiber, vorwärts!« Und diese schieben die stattliche Witwe mit der Rolle in der Hand vor sich her in das Amtszimmer.

Im Hausflur stritten die Bauern mit lauter Stimme, und allerlei Leute gingen und kamen, sprachen und lachten wie auf öffentlichem Platz. Nur Columba bewahrte ihre nachdenkliche Miene und schien etwas wie Furcht zu verspüren an diesem Ort, den die Leute als ihr Haus betrachteten oder wenigstens als eine Freistatt, an der sie ihr Recht geltend machen könnten – während sie in ihm eine Stätte erblickte, die sie in Freiheit betreten und nun für ihr ganzes Leben an einen Mann gebunden verließ, den sie nicht liebte.

In der steilen Straße trat die Magd des Doktors, die vom Brunnen kam, zu ihr und fragte angelegentlich: »Abgemacht?«

»Abgemacht!«

»Und wann heiratet ihr?«

»Zu Pfingsten.«

Margherita betrachtete Zuanpedru, dessen kurze, vierschrötige Gestalt aussah wie der Schatten Zio Remundus; ihre brennenden Augen funkelten vor Mutwillen, und Columba, die allen mißtraute, kam es vor, als mache die Magd sich über ihren Verlobten lustig.

»Nun wirst du ja auch bald heiraten,« sagte sie, um sich zu rächen. »Dein Herr ist ja keine Schönheit, aber er ist ein Doktor und reich.«

Zuerst lachte Margherita, dann aber blickte sie finster. »Die bösen Zungen sagen manches, Columba! Sie sagen sogar, du heiratetest aus Trotz, weil Jorgeddu eine reiche Dame hat, die ihm beisteht und ihn gern hat.«

Columba antwortete nicht, aus Angst, die andere möchte noch lauter reden, damit auch Zuanpedru es höre; aber sie stieß die Magd und warf ihr einen verächtlichen Blick zu; und diese lachte wiederum, während das Wasser sich aus den Korkgefäßen, von denen sie eines mit jeder Hand trug, über den Rand ergoß und den grünen Saum ihres kurzen Rockes netzte.

* * *

So trug alles dazu bei, Columba aufzubringen; und während sie die Vorbereitungen für die Hochzeit traf, die letzten Stiche an ihrer Aussteuer machte oder Mandeln stieß für das Zuckerwerk und ruhig, ja kühl erschien, genügte ein Wort, manchmal ein bloßes Geräusch auf der Straße oder im Hof, um sie in Unruhe zu versetzen.

Am Ostertage kam ein Knecht des Verlobten und brachte ihr ein lebendes Schaf, einen Korb Orangen und andere Geschenke. Der Knecht, ein großer, rüstiger Mensch, kannte alle Angelegenheiten seines Herrn; zwischen seinen Säcken in der Küche sitzend, die Sporen noch an den Füßen, schaute er sich rings um und bemerkte, daß in dieser Küche wohlhabender Leute alles in Ordnung war. Er sagte zu Columba und Zio Remundu: »Mein Herr ist ein Adler, laßt euch das gesagt sein, und so gerade wie euer Stock da, Zio Remù! Er biegt sich weder hierhin noch dorthin. Er ist gut, aber wenn er weiß, daß etwas ungerecht ist, dann verzeiht er nicht, und sollte es ihm die Augen kosten. Ihr müßt wissen …«

»Ach, wir wissen das alles,« sagte Columba ein wenig gereizt; aber der Knecht war nicht gekränkt dadurch, sondern betrachtete sie vielmehr mit Achtung, weil sie redete, als wäre sie schon die rechtmäßige Frau Zuanpedru Cannas'. Dann fing er an, die Habe seines Herrn aufzuzählen, wieviel Bienenstöcke, wieviel Stück Vieh, wieviel Getreide und all' seine Reichtümer. Banna, die ebenfalls dazugekommen war, hörte begierig zu und schrie jeden Augenblick auf vor Bewunderung.

Dadurch ermutigt, fing der Knecht an zu übertreiben. »Und dann müßt ihr wissen, daß mein Herr vielleicht der beste Schütze in ganz Sardinien ist: er sieht ein Wildschwein, das sich davon macht. So sagt er: Ich will es unter dem Ohr treffen; er schießt: und selbst wenn das Wildschwein gerade hinter einem Strauch war, hat es die Kugel unter dem Ohr. Einmal …«

Doch an so empfindlicher Stelle berührt, lächelte der Alte spöttisch: »Nun, zu meiner Zeit, als meine Knie noch waren wie frischgeölte Räder, wurde ein Gewisser beschuldigt, auf seinen Feind geschossen zu haben, ohne ihn zu treffen; als er vor Gericht stand, wißt ihr, was er als einzige Verteidigung vorbrachte? ›Hört, ihr Leute, die ihr euch auf das Recht versteht, hätte ich auf diesen Mann geschossen‹ – der Ankläger war zugegen –, ›so säße er nicht hier!‹ Und er wurde freigesprochen.«

»Ah, der Gewisse wäret Ihr, das wissen wir! Ja, Ihr wäret ein guter Schütz,« sagte der Knecht ergriffen, trotz seiner Bewunderung für seinen Herrn. Und der Alte lächelte bescheiden, zufrieden, die Ruhmsucht des Knechtes eingedämmt zu haben.

Als dieser wieder fort war, ging Banna auf die Straße, um den Nachbarinnen zu erzählen: »Ihr müßt wissen, Columba, meine Schwester, wird noch reicher sein als Donna Juannida Fiore. Im Hause Zuanpedru Cannas' häufen sich die Reichtümer auf wie in der Sakristei einer Kirche, der man den Zehnten darbringt …«

»Ja, dem einen alles, dem andern nichts: so geht's auf der Welt!« seufzte eine Alte.

Und der Großvater sagte zu Columba: »Wir werden eine klare und warme Nacht haben; ich will noch heute abend fort. Bringe mir die Lebensmittel für den Hirten.«

Durch den Hausflur gehend, sah Columba auch Petru bei den schwatzenden Frauen stehen; und als Banna die von dem Knecht gebrachten Geschenke beschrieb, sagte der Knabe höhnisch: »Und was sind ein paar Orangen und ein Schaf? Da hat mein Herr heute noch ganz anderes erhalten: eine Kiste mit Früchten, die aussehen wie frisch und die alle von Honig sind, und noch andere Sachen, Sachen, die von weither kommen und viel besser sind …«

»Ach, geh, du Lügner, mach daß du fortkommst, Klatschmaul!« fuhr Banna ihn an.

Aber die Alte, die vorhin geklagt, sagte auch jetzt weinerlich: »Es ist wahr, ich habe den Postkutscher selbst gesehen. Aber mir schickt niemand auch nur ein Stück Ziegenfleisch!«

»Wenn meine Schwester heiratet, sollt Ihr soviel Fleisch bekommen, wie Ihr wollt. Wir werden dann drei Kühe und zehn Ziegen schlachten und das Fleisch an die guten Freunde und Nachbarn verteilen,« sagte Banna, um die Aufmerksamkeit Columbas, die an die Tür getreten war, von Petrus Reden abzulenken; doch mehr als ihre Versprechungen interessierten die Weiber die geheimnisvollen Geschenke, die der Kranke empfing, und sie bestürmten den Knaben mit Fragen.

»Ja, mein Herr hat Freunde in allen Teilen der Welt. Heute hat er auch einen Brief bekommen, der war so schön, daß er lachte und weinte beim Lesen.«

Obwohl der Großvater schon sein Pferd sattelte, rührte Columba sich nicht von der Tür fort, und Banna schrie nochmals: »Mach dich fort, du Klatschmaul! Es wird irgendein Almosen sein …«

»Ein Almosen? Wenn mein Herr Almosen nähme, dann könnte sein Haus so voll sein wie ein Backofen. Aber er will keine! Was man ihm schickt, sind Geschenke. Ja, in Rom ist eine große Dame … Und auch hier … auch hier,« fügte er geheimnisvoll hinzu, »ihr werdet schon sehen, was geschieht …«

Und jene Alte, die von den Corbus vergeblich eine Ostergabe erwartet hatte, fuhr fort: »Ich habe sagen hören, daß der Kommissar in Person den armen Jorgeddu besuchen wird. Ja, es gibt noch barmherzige Seelen auf der Welt, und ich meine, es ist die Schwester des Kommissars, die Jorgi die Geschenke schickt, denn die ist barmherzig: einer Tochter Caderina Farres gibt sie zwei Lire, daß sie einen Augenblick vor ihr still steht und sie sie malen kann …«

»Ach, das ist noch nichts. Margherita wollte sie zehn Lire geben, aber sie wollte sie nackt malen!«

Banna schrie wild auf vor Entsetzen und zog sich entrüstet zurück.

Da schlich Petru sich an Columba heran und bat: »Gebt mir eine Orange! Das ist doch nicht die Welt.«

»Komm später wieder!« flüsterte sie.

Petru kam später wieder. Der Großvater war fortgeritten, die Weiber hatten sich verzogen; in der Ferne ertönte Gesang und Geschrei von Zechbrüdern, die das Osterfest mit Trinken gefeiert hatten.

»Gebt Ihr mir jetzt die Orange?« murmelte Petru durch den Türspalt.

Und zum erstenmal seit Jorgis Erkrankung ließ Columba den Knaben herein. Das Herz klopfte ihr wie in den schönen Tagen, da sie ohne Wissen der Ihren den Studenten einließ. Mißtrauisch sah der Knabe sich um, doch das war nur ein Augenblick, dann war er wieder ruhig und fing ungefragt an zu erzählen, was Columba gern wissen wollte.

»Das ist das dritte Geschenk, das wir bekommen haben,« sagte er, mit der Orange spielend, die Columba ihm gegeben hatte. »Wenn es so weitergeht, dann werden wir ganz reich und brauchen das Haus nicht zu verkaufen. Am Donnerstag kam das zweite Geschenk; zuerst lachte mein Herr und sagte: ›Das muß wohl die Tochter eines Gewürzkrämers sein‹; aber auf einmal sehe ich, wie er noch weißer wird, als er schon ist, denn, wißt Ihr, in einer Schachtel war ein Briefchen, das las er und zitterte dabei. Und dann schrieb er bis in die Nacht hinein und schickte mich mit dem Brief zum Postkutscher und sagte mir, ich sollte die Hoftür offenlassen, ein Zeichen, daß er jemand erwartete. Und heute kommt wieder ein Geschenk und wieder ein Brief: er lacht und weint, wenn er ihn liest, und ist so vergnügt wie ein Vögelchen, das bald fliegen kann; ich meine, er wird wieder gesund, er ist schon ganz rot im Gesicht.«

Columba lauschte begierig, und ihre Augen funkelten vor Neugier und Eifersucht. »Du, Petru, wer meinst du, könnte es sein?«

»Wer?«

»Na, von wem sprichst du denn, Dummkopf? Natürlich die Person, die die Geschenke schickt.«

»Ich weiß es nicht, Zia mia!« sagte er, warf die Orange in die Höhe und fing sie wieder auf.

»Gib acht, was ich dir sage, und laß die Orange. Denkst du, er weiß es?«

»Wer, Zio Jorgi? Eh, sicher weiß er es!«

»Aber was stand auf dem Briefe, den du dem Postkutscher gebracht hast?«

»Nichts stand darauf! Das zeigt, daß der Teufel alles weiß.«

»Meinst du, daß es die Schwester des Kommissars ist? Spricht er wohl von ihr?«

»Ja, er fragt immer, wie das Mädchen aussieht. Ich habe sie noch heute gesehen, oben auf dem Platz, wie sie mit dem Priester und dem Gemeindeschreiber spazieren ging. Ja, sie ist schön, und sie hat mich angelacht.«

»Glaubst du, daß sie es ist?«

»Ich weiß es nicht,« sagte Petru und biß in die Schale der Orange. »Ein Fräulein ist es jedenfalls, das sagt auch Zio Jorgi. Ich habe gehört, wie er zum Doktor sagte: ›Wenn sie zu mir käme, ich glaube, ich könnte aufstehen!‹ Und der Doktor, der Narr, sagte: ›Sicher, sicher!‹ Aber das wäre doch merkwürdig, nicht?«

Die Ellbogen auf die Knie gestützt und die Hände verschlungen, saß Columba und nagte an ihren Knöcheln vor Verzweiflung. Und nach einigem Zögern fragte sie: »Und spricht er auch noch von uns?«

»Wer, Zio Jorgi? Nie.«

»Sag' die Wahrheit, Schafskopf, sonst wehe dir!«

»Ich schwöre Euch, er spricht nie mehr von Euch. Ich sage mitunter: Columba, die Ihr hättet heiraten sollen, stößt jetzt die Mandeln für das Hochzeitskonfekt, und er: mäuschenstill!«

»Nun, was liegt mir daran?« schrie Columba plötzlich und sprang auf, blaß vor Zorn über sich selbst, daß sie ihre törichte Neugier nicht zu zügeln vermocht. Sie öffnete die Tür und sagte zu Petru: »Jetzt geh, du Schwätzer! Warum bist du überhaupt hergekommen? Geh, und untersteh dich nicht, ein Wort zu erzählen, sonst kratze ich dir die Augen aus.«

Trotz dieser entsetzlichen Drohung zögerte Petru, nahm seine lange Mütze ab und warf die Orange hinein; dann sah er mit seinen schönen und schlauen Augen zu Columba auf und bat: »Gebt mir noch eine, dann bringe ich die meinem Brüderchen …«

Da fuhr aber Columba auf: »Mach daß du fortkommst!« Und widerwillig ging er.

Sie schloß die Tür und setzte sich wieder auf ihren Platz: das Herz tat ihr weh, und der Atem fehlte ihr; es war ihr, als wäre sie allein auf der Welt und jemand hätte um sie her alles geleert, wie der Knecht am Morgen seine Säcke geleert hatte. Und die Tancas, die Kühe, die Bienenstöcke, die vollen Scheunen und Kisten: alles war ihr ohne Wert, alles erschien ihr unnütz, weil der unglückliche Jorgi lachte und weinte, wenn er die Briefe eines andern Mädchens las. Und sie meinte, die Leidenschaft, die sie bedrängte, sei immer noch der Trotz und der Haß gegen den, von dem sie sich beleidigt und verlassen wähnte; doch schon widerhallte in ihrem Unterbewußtsein eine andere Stimme, eine grausame und doch zärtliche Stimme, und sie erkannte, daß sie bis zu diesem Augenblick dahingelebt wie eine, die den Weg verloren und dennoch eigensinnig weitergeht und sich immer mehr verirrt.


 << zurück weiter >>