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Vorwort

Der Plan, ein Leben Anton Bruckners zu schreiben, beschäftigt den Verfasser ungefähr fünfzehn Jahre. Als Schüler des Meisters, von seinem reinen Wesen durchdrungen, von den Gewalten seiner Musik erfüllt, schien ihm Pflicht, eine Beglückung, die so selbstverständlich gewonnen war, auch weiter zu tragen. Umsomehr als es bei Aufführungen neben Begeisterungs-Inseln ein kleines Meer von uneingestanden Gelangweilten gab, worin die Hilflosigkeit noch immer hilflos umherschwamm und als Rettungs-Ästhetik die alte Hanslickiade diente. Allein bei jedem notierten Wort schien die Unmöglichkeit zu wachsen – es fehlte etwas, das dem Ganzen erst das brucknersche Gesicht gab.

Es erschienen die Bücher von Rudolf Louis, von Gräflinger und August Halm, von denen namentlich Louis tief wirkend wurde. Aber diese Bücher, die den Verfasser entmutigten, bestärkten allmählich seine Absicht. Noch gab es ein Thema herauszuarbeiten und zum Hauptmotiv zu machen: den ethischen Gedanken, das Christentum des Künstlers. Die Musik als Geberdenkunst zu betrachten und aus Bruckners Sinfonie Bruckners innere Haltung zu deuten. Erst der Krieg mit seinem Umstürzen der Seelen, der Eintritt des religiösen Erlebnisses führten zum vollen Bruckner-Erlebnis, und so muß der Verfasser vor allem der Zeit, die ihn warten lehrte, und den andern Büchern, die ihn hemmten, dankbar sein.

Dankbar ist der Verfasser aber auch einem produktiven Freund, Herrn Kapellmeister Friedrich Pollack in Graz, der in langer Sommernächte schlafbedrohter Mühe ihn zur intensiven ethischen Durchleuchtung des ganzen Stoffs und seiner Einzelfragen veranlaßte. So entstand ein Brucknerbuch, das nicht ganz überflüssig sein mag, umsomehr als der Verfasser – einer der wenigen Glücksfälle seines Lebens – die Ehre genoß, ein Jahr lang neben Bruckner als Lernender zu sitzen. Auch die Herren Franz Gräflinger, Dr. Max Pirker, und besonders Prof. Dr. Theodor Helm und Friedrich Eckstein haben den Verfasser unterstützt und verdienen Dank, einen Dank, der endlich denjenigen nicht vorenthalten sei, die den Verfasser im Stich ließen und sein Buch vor Überlastung bewahrten.

So weit wie möglich wurde neu auftauchender Stoff aus Tagesblättern und Zeitschriften verwendet, ganz zuletzt konnten noch die Erinnerungen von Artur Nikisch eingefügt werden; aber das Neue des Buchs liegt weniger am »Material« als an der Idee, die es trägt, und wenn es damit der Sendung des Meisters Antonius einen neuen Gläubigen geworben hat, fühlt es sich belohnt.

Graz 1919, am Sterbetag Anton Bruckners
Der Verfasser


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