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Dreiundzwanzigstes Kapitel

Nächst allen denen, die den Herzog geliebt hatten und seinen Verlust mit tiefem Schmerz empfanden, war niemand so sehr von dem großen und plötzlichen Ereignis betroffen, wie Daniel von Storke. Jetzt mußte sein ganzes Leben eine neue Wendung erhalten, jetzt konnte er getrost seinen Lohn einfordern! Und er wollte gewiß nicht blöde beiseite stehen, wenn es galt, sich ein glänzendes Schicksal, die Erfüllung aller seiner Wünsche zu verschaffen.

Graf Luja war als Reisemarschall mit Anordnungen für den Transport der Leiche und die Rückkehr der Herzogin nach Weißenfels vollauf beschäftigt, so daß Storke dessen Einmischung vorläufig nicht zu befürchten brauchte, später würde er dann gern vor seine Klinge treten. Nun der Herzog tot war, und er mächtigen Beistand hoffte, sollte es Luja schwer werden, ihn zu verdrängen.

»Heute gilt es, den Minister zu sprechen«, sagte er nach einer schlaflos verbrachten Nacht zu sich selbst. »Ich werde so lange antichambrieren, bis er mich annimmt.«

Im stattlichen Hofkleide, Degengriff und Amtszeichen mit schwarzem Flor umwickelt, schritt der Oberstallmeister dem Brühlschen Absteigequartier zu. Vor dem Hause hielten ein paar Reisewagen; auf sein erstauntes Fragen erfuhr er, daß seine Erlauchte Exzellenz sich unverzüglich in Begleitung des Geheimrats Hennicke mit einer Kompagnie Garde-Grenadiere nach Weißenfels begeben würden, um all da von der Regierung Besitz zu ergreifen und die Versieglung der Kollegien anzuordnen.

Als Storke, unschlüssig dastehend, nicht wußte, ob er es noch wagen dürfe, sich melden zu lassen, bemerkte er den bekannten Kammerdiener am Wagen beschäftigt. Er trat auf den Mann zu und sagte ihm, daß es den größten Wert für ihn habe, von seiner Exzellenz noch vor der Abfahrt in kurzer Audienz empfangen zu werden. Der Diener nickte und verschwand sogleich im Hause. Nach kurzer Frist zurückkehrend, führte er den Oberstallmeister in das Kabinett des Gebieters.

Graf Brühl stand zur Abreise gerüstet und Hennicke neben ihm. Der Minister warf dem Eintretenden einen zornigen Blick zu. »Er kommt mir recht à propos!« herrschte er den ehrerbietig Dastehenden an. »Ich hege einen schweren Verdacht gegen Ihn! Wie konnte Er in diese infame Welt posaunen, der Herzog von Weißenfels sei auf meinem Diner ver– Er miserabler, ehrloser Patron, Seinen eignen Herrn nicht zu schonen!«

»Ich verstehe Ew. Erlauchte Exzellenz nicht –« stammelte Storke, während auf seinem Gesichte dunkles Rot mit fahlem Gelb wechselten, »Serenissimus sind einem Schlagflusse erlegen – infolge eines Verdrusses, wie man flüstert.«

» Quelle insolence! Auf mich will Er die Schuld häufen? Hat Er nicht das Glas Wasser, woran Johann Adolf starb –«

»Das Glas Wasser!« murmelte Storke und trat entsetzt einen Schritt zurück.

»Nun, bin ich richtig avertiert oder nicht?«

»Ich brachte ein Glas Wasser, aber ich schwöre bei meiner Ehre –«

»Was faselt Er von Ehre? Kein Fünkchen hat Er. Mir diese Blamage, diesen horriblen Flecken aufzuheften!«

»Exzellenz, alle Bedingungen sind erfüllt, Johann Adolf war der letzte Herzog von Sachsen-Weißenfels«, sagte Storke nicht ohne Trotz und mit fester Haltung. »Wann soll mir das zuteil werden, was Ew. Exzellenz Wort –?«

»Ich habe nie das Aussterben der Linie gewollt, nur einen gütlichen Vergleich und Abdankung. Und so –«

»So?« fragte Storke und trat in drohender Haltung vor. »Exzellenz versprachen –«

»Hat Er etwas Schriftliches? Nicht einen Flicken. Hat Er Zeugen? Keine Menschenseele. Hab' ich ihm nicht immer gesagt: klug soll er sein. Ein solcher dummer Teufel wie Er stiftet zu viel Unheil –«

»Exzellenz, ich will meinen Lohn!« rief der Oberstallmeister drohend. »Das ist ein viläner Betrug!« Er sprang mit halb herausgezogenem Degen auf Brühl zu. Hennicke warf sich ihm entgegen. Der Minister drückte auf den Knopf einer Klingel, die neben ihm auf dem Tische stand. Eine zur Seite befindliche Portiere flog auseinander, der vertraute Kammerdiener erschien und ließ eine Rotte Garde-Grenadiere mit ihrem Leutnant aus dem Nebenzimmer eintreten.«

»Dieser Mensch erfrecht sich«, rief der Minister, auf Storke weisend, »den Degen gegen mich zu ziehen, er bedrohte mein Leben. Er ist im Namen des Königs verhaftet. Sie, Leutnant, stehen mir bei Ihrem Diensteid dafür, daß Ihr Gefangener, ohne mit jemandem zu kommunizieren, sogleich in einer geschlossenen Kutsche nach dem Königstein transportiert wird.«

»Ich rufe Euch alle zu Zeugen«, schrie Storke schäumend, »daß ich Brühl den Giftmord an meinem Herrn, dem Herzoge von Weißenfels vorgehalten und deshalb –«

Hennicke, der Kammerdiener und ein paar Grenadiere hatten den Rasenden bewältigt und ihm eine Kappe übergeworfen, die jedes Wort erstickte. Man legte ihm jetzt auf den nochmaligen Wink Brühls Handfesseln an und hüllte ihn in einen Mantel.

»Die geschlossene Kutsche vors Hintertor«, sagte der Minister leise zu seinem Vertrauten, »von unsern Zuverlässigen einer zu ihm in den Wagen, und auf Lebenszeit in die Kasematten. Melde Er die Verhaftung im Weißenfelser Hof.«

»Sehr wohl, Exzellenz«, flüsterte der Kammerdiener, öffnete eine Nebentür und brachte den Zug der Grenadiere mit ihrem Gefangenen über Hintertreppen hinunter. Während Daniel von Storke also seinem finstern Geschicke zugeführt wurde, bestieg der Minister vorn am Portal mit Hennicke seinen bequemen Reisewagen und fuhr davon, um das langersehnte Erbe für Kursachsen in Empfang zu nehmen. Schon im nächsten Jahre darauf wurde der ehemalige Lakei, Christian Hennicke, von seinem wohlgewogenen Herrn in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben. – – –

Die Herzogin Friederike und alle treuen Anhänger des so plötzlich abgerufenen hohen Herrn waren von ihrem Verlust tief erschüttert.

Die junge Witwe, die sich ihres Gatten wegen fast über ihre Kräfte aufrecht gehalten und seinen Wünschen angepaßt hatte, brach jetzt körperlich völlig zusammen. Aber es war nicht der bedenkliche Zustand geistiger Erschlaffung, wie nach dem Tode ihres letzten Kindes, sie konnte klagen und weinen, empfand die Teilnahme ihrer Umgebung wohltuend und hatte sogar Verständnis für Fragen und Anordnungen, welche der Hofmarschall oder Graf Luja an sie gelangen ließen. Dabei aber lag sie bleich und erschöpft in ihrem Bette und wurde mit allen Mitteln ärztlicher Kunst unterstützt.

Ihre treue Gesellschafterin und Pflegerin war Rosa von Bünau, welche jetzt mit innigster Herzensbefriedigung ihre große Liebe für die angebetete Herrin bestätigte. Ihre eignen Angelegenheiten traten dagegen völlig in den Hintergrund, sie sah ihren Verlobten noch weniger als sonst, und Kurt von Zscheplitz, der ein mehr süßlicher als zärtlicher, mehr artiger als leidenschaftlicher Liebhaber war, empfand es nicht unangenehm, daß seine Braut eine solche Ausnahmestellung bei der Herzogin inne hatte. Er wußte sich auf seine Art in Leipzig zu unterhalten und kaufte mit den reichen Mitteln, die ihm zu Gebote standen, in allen Magazinen das Auserlesenste für seine künftige Haushaltung, die er – wo, war ihm jetzt freilich nicht recht klar – bald auf vornehmem Fuß zu begründen dachte.

Graf Brühl kam am Tage nach seiner Besitzergreifung des Herzogtums Weißenfels wieder in Leipzig an, um dem nunmehr eingetroffenen König und Kurfürsten Vortrag zu halten. In prächtiger Auffahrt vor dem Weißenfelser Hof versuchte er es darauf, Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht der verwitweten Frau Herzogin von Sachsen-Weißenfels, geborene Prinzessin von Gotha, seine Kondolenz abzustatten.

Der Hofmarschall erschien am Wagenschlage, um seine hohe Herrin zu entschuldigen, die durch Krankheit verhindert, Se. Erlauchte Exzellenz nicht zu empfangen vermöge.

»Nun denn«, sagte der Graf, »so führen Sie mich in den Salon und rufen mir die sämtlichen Kavaliere des Sachsen-Weißenfelsischen Hofhalts zusammen; ich habe im Auftrage Sr. Majestät, meines allergnädigsten Königs, den Herrn Propositionen zu überbringen.«

Sein Befehl wurde sogleich befolgt; die Vorschläge lauteten günstig; alle Kavaliere, die es wünschten, sollten in Kursächsische Hofdienste übertreten dürfen. Für den morgenden Tag erbat sich der Minister die Entscheidung. Er ließ, als er ging, die verschieden gestimmten Männer in großer Erregung zurück.

Einige erklärten sogleich, auf die Ehre, in Dresden angestellt zu werden, verzichten zu wollen. Der Hofmarschall fühlte sich zu alt und müde, Graf Luja wollte die Herzogin nicht verlassen. Da sich verstohlen die Meinung verbreitete, daß eine Intrigue gegen die Familie und Person ihres Souveräns gespielt habe, war die Neigung, in Kursächsische Hofdienste zu treten, nicht überwiegend.

Außer einigen anderen jüngeren Herren war es besonders Kurt von Zscheplitz, der sogleich freudig erklärte, den ihm angebotenen Kammerherrenschlüssel annehmen zu wollen.

» Seul avec ma femme auf einem Gute vegetieren, wäre mir eine Pönitenz«, versicherte er lachend. »Ich war ein wenig en peine, wo ich meinen Hausstand etablieren sollte, jetzt ist's gefunden!« – Er ging sofort, seine Verlobte um eine Unterredung bitten zu lassen. Rosa von Bünau ließ ihn ersuchen, in das Vorzimmer der Frau Herzogin zu treten.

Sie kam eilig und zerstreut aus den Gemächern der hohen Leidenden. »Was führt Sie zu mir, Herr von Zscheplitz?« fragte sie gleichgültig. »Sie wissen, daß ich jede Minute zähle, die ich nicht bei meiner teuren Gebieterin zubringe.«

»Entzückt von dieser préférence, die Sie bei unserer hohen Gönnerin genießen, ma bien animée!« flüsterte er, ihre Hand wiederholt küssend. »Exkusieren Sie mein Eindringen! Es gilt aber, Ihnen eine charmante Wendung unseres sort zu annonzieren.«

»Ist Ihnen etwas Angenehmes begegnet?« fragte sie, sich mühsam einige Teilnahme abzwingend.

Er berichtete nun von den Anerbietungen des Ministers, daß er entschlossen sei, als Kammerherr nach Dresden zu gehen, und sich glücklich schätze, seiner angebeteten Braut eine so glänzende Perspektive eröffnen zu können.

Rosa, die schweigend und gesenkten Blicks neben Zscheplitz gesessen, schlug jetzt ihre Augen zu ihm auf, und sagte ruhig: »Ich gehe nicht mit nach Dresden.«

Er fuhr erschrocken empor, setzte sich aber gleich wieder, nahm ihre Hand, streichelte sie und sprach wie zu einem Kinde: »Ma petite, seien wir gentil, Dresden ist eine ravissante Stadt. Ich werde Ihnen ein Hotel arrangieren –« er küßte sie auf zwei Fingerspitzen und warf die Augen unter die Decke. – »Warum haben Sie gegen Dresden eine Aversion?«

»Weil meine teure Herzogin dort nie leben wird.«

»Aber Rosa! Sie wollen doch meine Gemahlin werden«, flüsterte er vorwurfsvoll.

»Es war früher so ausgemacht«, sagte sie, ihm die Hand entziehend, »aber jetzt – jetzt, nachdem Ihre Durchlaucht allein steht. Ich kann sie nicht verlassen!« Sie führte ihr Tuch an die Augen und begann zu weinen.

Der Kammerjunker geriet in Verlegenheit. »Auch dann, wenn ich das Opfer bringen sollte, auf meine Güter zu retournieren, müßten Sie den Dienst bei der durchlauchtigsten Frau quittieren –«

»O, Herr von Zscheplitz, attachieren Sie sich dem verwitweten Hofe! Einige Kavaliere wird die Herzogin gewiß immer noch um sich sehen. Wenn Sie bei uns bleiben, will ich Ihnen mein Wort halten.«

»Impossible, meine Teuerste!« rief er bestürzt. »Es hieße mein Leben vertrauern, meine Jugend aufgeben. Eine insüpportable prétention! Ich wünsche mich in einem eleganten Hofe in Dresden zu installieren, Sie werden die graziöse, die adorable Herrin alles dessen sein, worüber ich disponiere, aber seien Sie nicht kapriziös! Ihre Loyalität für die hohe Leidende ist ravissante, aber sie würde outriert sein, wenn Sie Ihr Lebensglück diesem attachement opfern wollten!«

»Ich kann nicht von ihr gehen«, wiederholte Rosa seufzend, »ich bin ihr die Allernächste, die sie hat.«

»Eh bien, enden wir«, sagte Kurt von Zscheplitz verdrießlich, indem er sich erhob. »Ich werde schon morgen Sr. Majestät, unserm allergnädigsten König und Herrn, meine dankbare Annahme seiner Proposition absolut unterbreiten. Ich kann die ehrenvolle Offerte absolut nicht ablehnen. So bleibt Ihnen die Alternative, sich in kürzester Frist zwischen Ihrer Durchlaucht und mir zu entscheiden.«

»Sobald der Frau Herzogin Befinden es zuläßt«, erwiderte Rosa kühl, indem sie sich gleichfalls erhob, »will ich die Angelegenheit mit ihr überlegen.« – – –

Einige Tage später, als die Herzogin Friederike etwas kräftiger war, bemerkte sie selbst, daß ihr Liebling noch bedrückter erschien, als in die allgemeine Stimmung paßte.

Die Kranke lag jetzt wieder von Kissen unterstützt im Sessel; sie fühlte sich noch jammervoll schwach und wie in einer grauen Wolke von Trübsal. Ihr ganzes Seelenleben glich einem aufgerissenen Boden, in dem jedes Körnchen Liebe fester haften blieb als früher, wo ihr Zärtlichkeit in Menge zugefallen war. Sie hing an Rosas Blicken und fand nur die Möglichkeit weiter zu leben, indem sie sich in ihrer Schwäche an dies geliebte Wesen klammerte, das sie noch als Spenderin eines letzten Schimmers von Trost auf ihrem düsteren Lebenswege ansah. Wie war sie, die einst so Reiche, arm und bescheiden geworden! Gegen den ersten Verlust eines Kindes hatte sie sich aufgebäumt, wie gegen ein ihr von Gott angetanes Unrecht, und jetzt, da sie gar kein Herz mehr ihr eigen nannte, war sie dankbar für die Liebe der Fremden, die sich ihr mit Kindestreue anschloß.

Das Außenleben verlor Friederike in diesen stillen Tagen unsäglichen Leidens fast aus den Augen, sie spann sich mit ihrer Rosa in der engen Welt des Krankenzimmers ein und fühlte jeden Hauch eines Wechsels in der stillen Atmosphäre, die sie umgab, wie einen rauhen Luftzug.

»Du bist etwas verändert, mein Kind«, sagte die Herzogin zu Rosa, die wie früher zu ihren Füßen saß und still, aber mit einem abwesenden Blick, zu der teuren Frau aufsah. »Macht es Dich ungeduldig, mich zu pflegen?« fügte sie mit hervorquellenden Tränen hinzu.

Diese Worte brachen den Bann, der Rosas Sinn gefangen gehalten. Hatte sie doch immer geschwankt, ob sie eine Auflösung ihrer Verlobung andeuten solle, da die Herzogin ihr das Bündnis mit Zscheplitz als großen Herzenswunsch hingestellt hatte. Und doch, wie konnte sie es fortbestehen lassen, da diese Heirat sie von ihrer Gebieterin trennen mußte!

Rosa bedeckte die blasse, magere Hand der hohen Freundin mit ihren Küssen und beichtete.

»O Du teures Geschöpf!« rief die Herzogin, »Du mein ein und alles auf dieser verödeten Welt! Du wolltest mir wirklich das Opfer bringen, die brillante Partie aufzugeben, um bei mir zu bleiben! Wie kann ich Dir jemals für diese Liebestat danken?«

Da warf sich Rosa ihrer Herrin zu Füßen und gestand ihr, daß ihre Verlobung mit Kurt von Zscheplitz ein Opfer gewesen sei, das sie nur gebracht, weil ihre damals ganz zusammen gebrochene Gebieterin für sich einen Trost in der Verbindung gefunden habe, und daß sie jetzt froh sei, jenes Band zerreißen und bei ihrer geliebten Herzogin bleiben zu dürfen.

Friederike aber schüttelte über sich selbst den Kopf. »Wie befangen war ich in Selbstsucht, welche Ansprüche wagte ich zu machen, als ich noch glücklich war! O ich fühle jetzt, das größte Leid macht still, selbstlos und dankbar für alles Gute, das uns noch bleibt.«

Am andern Tage schrieb Rosa von Bünau an den Kammerjunker, daß sie gewählt und sich für ein ferneres Zusammenleben mit Ihrer Durchlaucht Frau Herzogin entschieden habe. Sie fügte hinzu, sie hoffe, daß er bald in einer anderen Verbindung das Glück finde, welches sie ihm aufrichtig wünsche. Kurt von Zscheplitz, der verzogene Muttersohn, fühlte sich in seiner Eitelkeit tief verletzt, er sann, welche Rache er für dies Verschmähtsein ausüben solle, und der nun gefaßte Entschluß entsprach seinem kindischen Wesen. Am Tage nach dem Empfang des Absagebriefes seiner Braut ließ er sich bei Jakobine von Wolfhart melden, erzählte ihr, daß er nicht der Mann sei, die Artigkeiten seiner Verlobten mit irgend jemandem zu teilen, daß die exklusive Hingabe des Fräuleins von Bünau an Ihre Durchlaucht die Frau Herzogin ihn indigniere, und daß er die angeknüpften Beziehungen abgebrochen habe. Als freier Mann stehe er vor ihr und biete ihr Herz und Hand zu einem Götterleben am Dresdener Hofe.

Jakobine bewies sich als gar nicht steif, obgleich er sie einst eine »Stange« genannt, machte er die Erfahrung, daß sie biegsam genug sei, um im nächsten Augenblicke in seinen Armen zu liegen und hochbeglückt unter zärtlichen Küssen ihr Jawort zu flüstern. Als Zscheplitz die neue Braut verließ, dachte er nicht an sie, sondern: jetzt wird Rosa bitterlich bereuen, was sie getan, aber es geschieht ihr recht!


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