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Einundzwanzigstes Kapitel

Man kam zur bestimmten Zeit in Leipzig an. Die Herzogin hatte die Aufregung, mit der sie aus Weißenfels geschieden, dadurch überwunden, daß ihre Gedanken sich statt zurück, vorwärts gerichtet hatten und daß ihre Furcht vor Leipzig zugenommen hatte.

Auf der Reise hatte sie ihre trüben Betrachtungen aus Rücksicht auf ihre jungen Begleiterinnen nicht aussprechen können, sobald Friederike sich aber mit ihrem Gemahl allein sah, begann sie den in ihrer Seele angesammelten Befürchtungen Worte zu leihen.

»O mein Geliebter«, sagte sie unter Seufzern und Tränen, »wie kannst Du Dich nur in die Höhle des Tigers wagen? Das ist kein Mut, das ist Tollkühnheit. Ich beschwöre Dich, sei vorsichtig! Gehe niemals ohne Begleitung aus und genieße keine Speisen, die von jener, Dir feindlich gesinnten Seite kommen könnten!«

Der Herzog lachte gutmütig. »Meine arme, kleine Kassandra«, sagte er, so wenig von ihrer Besorgnis beirrt wie immer. »Ich weiß schon, daß Du mich am liebsten behüten möchtest wie ein Wickelkind.«

Als bei diesem unvorsichtigen Worte ihre Tränen um so stärker flossen, umarmte und liebkoste er die zarte Frau, beschwor sie, Mut zu fassen, ihre Würde vor der Außenwelt zu behaupten, sich etwas zu schmücken, damit man ihr das Leid nicht gar zu sehr ansehe, und vor allen Dingen mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft zu schauen. Es gelang seiner Liebe und Zärtlichkeit endlich, sie wieder aufzurichten und ihr Interesse für das bewegte Treiben in der Stadt bis zu einem gewissen Grade anzuregen.

Während sie miteinander aus dem Fenster sahen, fuhr eine reich vergoldete Karosse, von Läufern und Lakaien umgeben, vor den Weißenfelser Hof und gleich darauf wurde Seine Erlauchte Exzellenz, der königliche Reichsminister Graf Brühl, dem Herzoge gemeldet.

Johann Adolf konnte nicht umhin, den Besuch anzunehmen, und ließ ihn in den Empfangssalon führen. Als der Lakai gegangen war, sagte er mit spöttischem Auflachen zu seiner Gemahlin:

»Ist der Kerl von einer effronterie; aber so sind diese Parvenüs; je mehr man sie tritt, je lebhafter schweifwedeln sie.«

»Sei klug«, flehte sie und umklammerte seinen Arm, »reize den Gefährlichen nicht, er kann und wird sich rächen!«

Der Herzog machte sich sanft los, küßte Friederike flüchtig auf die Stirn und eilte mit einem: » Soyez tranquille!« hinaus.

Die Unterredung zwischen Johann Adolf und dem Minister verlief so glatt wie möglich. Brühl nannte sich einmal über das andere: den ganz ergebensten und gehorsamsten Diener des Herzogs, versicherte: Serenissimus habe vollkommen über ihn zu befehlen, freute sich, daß Seiner hochfürstlichen Durchlaucht Aussehen alle seine Erwartungen übertreffe, kurz, ließ auch nicht das leiseste Wölkchen von Mißstimmung aufkommen. Zum Schluß lud er den Herzog mit Seiner durchlauchtigsten Frau Gemahlin und höchst seinem Hofstaat auf morgen zu einem großen Diner im Fruchthause ein, wo er es sich zu einer besonderen Ehre rechnen werde, die hochverehrten Herrschaften solenner zu bewirten.

Lachend kam Johann Adolf zu seiner Gemahlin zurück. »Mein grober Brief ist ihm exzellent bekommen!« rief er vergnügt. »Es scheint, als ob ich endlich den rechten Ton getroffen habe, ihn mit seinen Prätensionen zum Schweigen zu bringen.«

Die Herzogin ängstigte sich aufs neue, als sie von dem Diner hörte. Er lachte sie aus und sagte: »Drohte mir Unheil, wären Deine törichten Befürchtungen berechtigt, so würde bei solchen Festen, wo man aus Schüsseln speist, die ringsum offeriert werden, wo man den Wein rechts und links mit seinem Nachbarn teilt, doch nichts zu riskieren sein. Da der König noch nicht hier ist, werde ich bei Brühls Gattin placiert und bin absolut en sureté. Für Dich aber gilt's, mon ange, ich hoffe, Du siehst in Deiner neuen himmelblauen Robe so jugendlich und charmant aus wie möglich.«

Ihre Antwort war ein tiefer Seufzer. – – –

Daniel von Storke wurde von Ungeduld verzehrt, als er Brühls Auffahrt vor dem Hause sah, er beschloß, sich noch diesen Abend bei seinem hohen Gönner melden zu lassen, für die Geldsendungen zu danken und womöglich herauszubringen, welche Hofcharge Brühl ihm zugedacht habe, und wann er dieselbe antreten könne.

Der Tod Clemences, der fürchterliche Eindruck, sie so wiederzusehen, hatte keine Reue bei ihm erweckt, sondern nur das Verlangen, für so viel Opfer und peinliche Empfindungen nun endlich einen ansehnlichen Lohn zu empfangen und rechtzeitig Rosa von Bünau ihrem verhaßten Bündnis zu entreißen. Daß die Bonne sich selbst aus seinem Wege geräumt, gewährte ihm vorläufig eine große Erleichterung. In welche Unannehmlichkeiten konnte er, falls die exaltierte Person leben blieb, noch durch sie geraten! Er maß sich keine direkte Schuld an ihrem Tode zu, ebensowenig wie an dem Tode der kleinen Prinzen. Geschickt wußte er sich vorzureden, daß er nichts selbst getan habe, und daß es die einfache Klugheit eines Mannes von Welt sei, Gelegenheiten zu ergreifen und Triebfedern in Bewegung zu setzen, die ihm günstige Chancen zu bereiten vermöchten. Wer hatte seinen Werkzeugen geheißen, dem Drucke zu folgen, welchen er ausübte? Ihr eigner Unverstand riß sie ins Verderben; er war der Klügere, ihr Herr, gewesen, aber niemals war er zu einem gemeinen Missetäter herabgesunken wie sie.

Daniel von Storke suchte also bei hereinbrechender Dunkelheit das Quartier des Grafen Brühl auf. Durch eine glänzend beleuchtete Vorhalle, in der sich eine Menge Dienerschaft tummelte, wurde er in ein Zimmer geführt, in welchem er lange warten mußte, endlich kam derselbe Kammerdiener, der ihn in Dresden empfangen hatte, und öffnete ihm ein Seitenkabinett.

Statt des Machthabers selbst trat der Geheimrat Hennicke dem Oberstallmeister entgegen.

»Sie haben es ja enorm eilig, hochgeschätzter Herr Baron, meinem allergnädigsten Gebieter aufzuwarten«, sagte der Geheimrat mit seinem breiten Lächeln. »Warum haben Sie es nicht solange verschoben, bis man Sie invitieren ließ?«

»Seit ich die Ehre hatte, von Seiner Erlauchten Exzellenz in Dresden empfangen zu werden«, erwiderte der Betroffene, »ist viel in Weißenfels passiert, nach welchen Evenements ich hoffen durfte, eines Empfangs von Seiten Seiner Gnaden selbst gewürdigt zu werden.«

»Was wollen Sie, Verehrtester, wie kann man über ein Krongut verfügen, das noch seinen Besitzer hat?«

»Wenn ich auch noch nicht auf Wiedebach zu hoffen wagte, so wäre doch eine Charge am Hofe zu Dresden –«

»Brennt Ihnen in Weißenfels der Boden unter den Füßen?« fragte der Geheimrat höhnisch.

»Ich glaube, Ihren Wünschen und Bedingungen exakt nachgekommen zu sein, Herr Geheimrat.«

»Bedingungen?« sagte Hennicke gedehnt. »Wenn Sie die Hand im Spiel hatten bei dem Tode der kleinen Prinzen, so hüten Sie sich, auf mich die Schuld abzuladen. Und dann, mein Gutester, wie kann man Ihre trefflichen Dienste dem Herzoge von Weißenfels, einem freundbrüderlichen Agnaten Kursachsens, abspenstig machen? Dergleichen gibt Inkonvenienzen. Sie müssen in Weißenfels aushalten, bis Seine hochfürstliche Durchlaucht, Herr Johann Adolf auch zu seinen Vätern versammelt sein wird.«

»Bis zu des Herzogs Tode?« fragte Storke und trat erbleichend zurück.

»Dieser Fall scheint Ihnen noch in weiter Ferne?« meinte Hennicke lauernd.

»Durchlaucht ist noch im Besitze seiner vollen Manneskraft.«

»Dann gedulden Sie sich noch zehn oder fünfzehn Jahre.«

»Unmöglich!« fuhr es dem Enttäuschten heraus.

»Es ist vieles möglich, auch daß man noch Tauffeten in Weißenfels erlebt.«

Eine Pause trat ein.

»Der Herzog ist Ihnen wohl immer ein recht gnädiger Herr gewesen?« fragte der Geheimrat in seiner schlauen, tastenden Weise.

Graf Luja hatte dieselbe Einrichtung treffen müssen, wie der Reisemarschall Brühls. Auch der Weißenfelser Hof faßte nicht ganz die Begleitung der Herrschaften, die Kavaliere mit etlichen von der Dienerschaft wohnten in einem nahegelegenen, dazu gemieteten Hause.

Den beiden ihr Logis betretenden Herren kam im Flur ein hübsches Frauenzimmer mit weißem Häubchen und bunter Kattunjacke entgegen, das, auf blankem Messingleuchter ein Licht tragend, den Herren die Treppe hinauf leuchtete. Sie sah Storke nicht an, nickte aber dem Grafen Luja bekannt zu, und dieser besann sich, wo er das Gesicht gesehen: es war unter ganz anderen Verhältnissen gewesen.

Storke hatte das Weib mit tödlichem Erschrecken sogleich erkannt; Lotte Mork war's, die Prinzenamme, der es jetzt offenbar wieder gut ging.

»Kennt mich der Graf nicht mehr?« fragte die Person und zeigte mit freundlichem Lachen ihre weißen Zähne. »Ich war ja die Amme bei dem schönen Prinzchen, der so rasch wegstarb« – die Züge der Frau verfinsterten sich, und ein böser Blick streifte den Oberstallmeister.

»Ich erinnere mich jetzt Ihrer«, sagte Graf Luja gütig, »hat Sie wieder Stellung gefunden?«

»Ja, ich bin hier die Hausverwalterin.«

Storke eilte in sein Zimmer; er wünschte in Gegenwart des Kameraden jede ihm drohende Berührung mit dem zornigen Weibe zu vermeiden, nahm sich aber vor, Lotte aufzusuchen und irgend ein ihre Zunge bindendes Abkommen mit ihr zu treffen.

Graf Luja, dem plötzlich etwas einfiel, rief die Wirtschafterin zurück. – »Höre Sie, gute Frau«, sagte er, »vermeide Sie doch, Ihrer Durchlaucht zu begegnen. Der Weißenfelser Hof liegt so nahe, die Frau Herzogin ist vom Tode des letzten Prinzchen noch sehr alteriert. Es möchte Ihrer Durchlaucht eine schmerzliche Erinnerung wecken, Sie wiederzusehen.«

»Herr Jesses, ist der kleine August auch tot?« rief das Weib sichtlich erschüttert, und schlug die Hände zusammen. »Das hübsche Prinzchen; na, und wie ist denn das zugegangen?«

Der Graf fühlte sich wenig geneigt, ein Gespräch mit der Person fortzusetzen, er konnte sie aber noch nicht ganz abweisen. »Das Kind ist von der Terrasse gefallen,« sagte er kurz.

»Da hat ›der‹ auch gewiß nachgeholfen«, knirschte die Frau und wies mit dem Daumen in nicht mißzuverstehender Weise nach der Richtung hin, wo Storkes Zimmer lag.

Luja stutzte, es überlief ihn kalt. »Was schwatzt Sie da für Unsinn?« sagte er streng, mit forschendem Blick vor der Verwalterin stehen bleibend.

»Der gnädige Herr brauchen mich nicht anzufahren, es ist alles so, wie ich's sage.«

»Wer hat nachgeholfen und wem ist nachgeholfen?«

»Wie der Graf einen ansehen, ganz bange sollte man werden!«

»Keine Ausflüchte, beantworte Sie mir genau meine Fragen!«

»Nun, der Herr Baron da hatten bei meinem kleinen Prinzchen die Schuld, darauf kann ich einen Eid leisten.«

»Baron Storke – die Schuld – am Tode des Prinzen Georg?« fragte Luja erstarrend.

»Ja, mein armer Peter hätte es nie und nimmer aus sich selber getan!«

»Wer ist Peter? Was hat er getan?«

»Peter Mork, mein lieber, eifersüchtiger Mann, Gott hab ihn selig! Der hat mein kleines Prinzchen« – sie griff sich an die Kehle mit einer nicht mißzuverstehenden Gebärde, und zwei Tränen liefen ihr über die Backen.

Graf Luja erschrak tödlich, was mußte er hier erfahren: Er drang in die Frau, ihm alles, was sie wisse und denke, zu erzählen.

Es war ihr eine Herzenserleichterung, endlich einmal frei heraus zu reden über das, was sie gelitten und mit ihrem Manne erlebt hatte. Sie schilderte, wie der Mork ein schlimmer, aber zugleich ein guter Kerl gewesen, der sie ungern ins Schloß als Amme gelassen habe. Wie er ein grausames Heimweh nach ihr gekriegt und endlich ins Schloß gekommen sei, um, koste es was es wolle, sie wiederzusehen. Der Herr Oberstallmeister habe ihn angestellt, habe ihm geraten, über den Baum ins Kinderzimmer zu steigen, und gleich angedeutet, wenn's Prinzchen sterben sollte, habe er sein Weib wieder. Das Wort sei dem Peter Mork immer und immer nachgegangen. Sie hätten sich dann oft gesehen, und obgleich ihr Mann einen Grimm auf das Kind geworfen, habe er ihm doch nichts zu Leide getan. Ihr aber wäre das Leben im Schlosse recht nach dem Sinn gewesen. Da sei die Reise nach Dresden angesetzt worden, sie habe natürlich mitgesollt, ihr Mann aber nicht; schon vorher habe der Oberstallmeister ihren Peter eifersüchtig gemacht und aufgehetzt, daß er sie im Auge behalte, nun aber ihn nicht mitgelassen; als er dann sogar aus dem Dienst gejagt sei, wäre eine Wut über ihn gekommen, die ihn hinter ihrem Rücken die abscheuliche Tat habe vollbringen lassen.

Bei der Erinnerung daran fiel die Frau auf einen Stuhl und weinte bitterlich.

Martin Luja aber ging im Zimmer auf und ab und dachte an die Szene, wie der Invalide Peter Mork damals im Forsthause dem Oberstallmeister eine Beschuldigung zugerufen, in der von einem Kinde die Rede gewesen, und wie Storke in heller Wut den Armseligen in den Schnee geworfen hatte.

Als er die Frau darum befragte, berichtete sie, daß ihrem kaum geheilten Manne von dieser harten Behandlung die Wunden aufgebrochen seien und daß er bald darauf gestorben.

»Baron von Storke«, sagte sie, »ist zu uns in die Hütte zu Wiedebach gekommen und hat mir ein Stück Geld geboten, daß Friede zwischen uns werde, denn ich hatte es ihm ins Gesicht geworfen, daß er meinen Peter zu seiner Missetat angestiftet und daß er an seinem elenden Tode schuld sei.«

Graf Luja war jetzt zu dem Entschluß gekommen, mochte sich die Sache verhalten, wie sie wollte, der Frau ihren Argwohn auszureden und dann für sich alle Anschuldigungen zu sammeln, zu vergleichen und nach dem gewonnenen Ergebnis zu handeln.

»Meine gute Frau«, sagte er ruhig, »was sollte wohl den Oberstallmeister Baron Storke veranlassen, das Verderben eines Sohnes seines hochverehrten Herrn und Wohltäters zu wünschen? Und um etwas Abscheuliches zu tun, muß doch irgend ein Beweggrund vorliegen.«

Das Weib starrte ihn verblüfft an und schwieg.

»Ferner ist das gar kein Beweis gegen den Baron Storke, wenn er, nachdem er in der Hitze gröblich mit dem Invaliden umgegangen, später sich umzusehen kommt, ob er ihm auch nicht geschadet, und dann, nicht um Ihre Anschuldigungen niederzuschlagen, sondern um seine üble Behandlung des Hilflosen wieder gut zu machen, Ihnen ein Stück Geld bietet. Ist denn Baron Storkes Zorn nicht begreiflich, wenn Ihr Mann ihm Abscheulichkeiten vorwirft, an die er nie gedacht hat? Welcher Kavalier ließe sich solche Anschuldigungen ins Gesicht sagen, ohne in Wut zu geraten? Es scheint also, daß Ihren verbrecherischen Mann, den der Tod seiner gerechten Strafe entzogen, in der Mißhandlung des Oberstallmeisters das zu teil geworden ist, was er reichlich verdient hat.«

Die Frau erschrak sichtlich, sie wußte gar nichts zu entgegnen. Klug genug, um die Auseinandersetzungen des vornehmen Herrn zu begreifen, war ihr Geist doch nicht zu scharf, um eine Lücke in dem ihr Entgegengehaltenen zur Bekräftigung ihrer Ansicht zu entdecken. Sie hatte nie früher als am Totenbette ihres Mannes mit dem Baron Storke gesprochen, und die Beschuldigungen gegen ihn, als seinen Verführer, nur aus dem Munde Peters gehört, der sich selbst vielleicht in ihren Augen dadurch rechtfertigen wollte.

»Sie kann froh sein, Frau Mork«, hub der Graf nach einer Pause, die er ihr zum Nachdenken gelassen, wieder an, »wenn man Sie wegen Ihrer ungeheuerlichen Beschuldigung des Barons nicht zur Rechenschaft zieht. Es möchte auch, wenn die wahre Ursache jenes bedauerlichen Todesfalls des kleinen Prinzen bekannt würde, auf Sie selbst ein Verdacht der Mitwisserschaft und Beihilfe kommen, der Ihr noch jetzt schwere Strafe zuziehen könnte. Ich rate also, daß Sie Ihre Verleumdungen nicht fernerhin ausspricht und sich manierlich gegen den Baron beträgt. Was mich betrifft, so will ich Ihr Vertrauen nicht mißbrauchen und Ihr nichts in den Weg legen, falls Sie sich ruhig verhält.«

Die Frau ging mit der Schürze vor den Augen, kleinlaut und überzeugt von ihrem Unrecht, hinaus.

Graf Luja aber blieb in den ernstlichsten Erwägungen zurück. »Ich kenne den schwachen Punkt meines Plaidoyers«, murmelte er für sich. »Wenn der Mörder dem Versucher Storke seine Mitschuld ins Gesicht schrie, und ihn also von seiner Tat in Kenntnis setzte, warum hat der Oberstallmeister das Verbrechen nicht angezeigt und den Unhold zur Strafe gezogen? Nur ein schlechtes Gewissen konnte ihn davon zurückhalten.«

Noch lange Zeit saß Graf Luja überlegend, Eindrücke zusammenstellend, eine Richtschnur für seine Handlungsweise suchend, an diesem Abend in seinem Zimmer. Aber auch als er sich endlich zu Bett begeben, ließ ihn der ungeheuerliche Argwohn, der in ihm aufgestiegen, keine Ruhe finden.


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