- Schon sah ich Reiter aus dem Lager zieh’n,
Die Must’rung machen, in die Feinde brechen,
Auch wohl sich schwenken und zurückeflieh’n;
- Von Streifpartei’n sah ich in euren Flächen,
Ihr Aretiner, einst euch hart bedroh’n;
Sah Festturnier und große Lanzenstechen;
- Drommeten hört’ ich, Trommeln, Glockenton,
Sah Rauch und Feuer auch als Kriegeszeichen,
Und fremd’ und heimische Signale schon;
- Doch nimmer hieß ein Tonwerkzeug, dergleichen
Ich hier gehört, das Volk zu Roß und Fuß,
Zu Land und Meer, noch vorgehn oder weichen.
- Mit zehen Teufeln ging ich, voll Verdruß,
Doch wußt’ ich, daß man Säufer in den Schenken
Und Beter in den Kirchen suchen muß,
- Auch war aufs Pech gerichtet all mein Denken,
Um ganz des Orts Bewandtnis zu erspäh’n.
Und welche Leut’ in diese Glut versänken.
- Wie die Delphine, die vor Sturmesweh’n
Mit den gebognen Rücken oft verkünden,
Zeit sei’s, sich mit den Schiffen vorzusehn;
- So, um Erleichterung der Qual zu finden,
Taucht’ oft ein Sünderrücken auf und schwand
Im Peche dann so schnell, wie Blitze schwinden.
- Und wie die Frösch’ an eines Grabens Rand
Mit Beinen, Bauch und Brust im Wasser stecken,
Die Schnauzen nur nach außen hingewandt;
- So sah man jen’ hervor die Mäuler strecken,
Allein, wenn sie den Sträubebart erschaut,
Sich schleunig in dem heißen Pech verstecken.
- Ich sah, und jetzt noch schaudert mir die Haut,
Nur einen harren, wie, wenn all entsprangen.
Ein einzler Frosch noch aus dem Pfuhle schaut.
- Kratzkralle, der am weitsten vorgegangen,
Schlug ihm den Haken ins bepichte Haar
Und zog ihn auf, Fischottern gleich, gefangen.
- Ich wußte schon, wie jedes Name war
Von ihrer Wahl und, daß mir nichts entfalle.
Nahm ich der Namen dann im Sprechen wahr.
- "Frisch, Grimmrot, mit den scharfen Klauen falle
Auf diesen Wicht und zieht ihm ab das Fell."
So schrien zusammen die Verfluchten alle.
- Und ich: "Mein Meister, o erforsche schnell,
Wer hier in seiner Feinde Hand gerate?
Wer ist wohl der unselige Gesell?"
- Worauf mein Führer seiner Seite nahte,
Ihn fragend, wer er sei, wo sein Geschlecht?
"Ich bin gebürtig aus Navarras Staate.
- Die Mutter gab mich einem Herrn zum Knecht,
Weil sie von einem Prasser mich geboren,
Der all sein Gut und auch sich selbst verzecht.
- Zum Freunde dann vom Theobald erkoren,
Dem guten König, trieb ich Gaunerei.
Jetzt leg’ ich Rechnung ab in diesen Mooren."
- Und Eberzahn, aus dessen Munde zwei
Hauzähne ragten, wie aus Schweinefratzen,
Bewies ihm jetzt, wie scharf der eine sei.
- Die Maus war in den Krallen arger Katzen,
Doch Sträubebart umarmt’ ihn fest und dicht
Und rief: "Ich halt’ ihn, fort mit euren Tatzen."
- Und zu dem Meister kehrt’ er das Gesicht.
"Willst du, bevor die andern ihn zerreißen,
Noch etwas fragen, wohl, so zaudre nicht."
- Mein Führer: "Sprich, wie andre Sünder heißen,
Dort unterm Pech? Sind auch Lateiner da?"
Und jener sprach: "Mir war dort in der heißen
- Pechflut vor kurzer Zeit noch einer nah!
Was mußt ich doch darüber mich erheben,
Da ich dort nichts von Klau’n und Haken sah!"
- "Wir haben’s schon zu lange zugegeben!"
Scharfhaker schrie’s und hakt auf ihn hinein,
Auch blieb ein Stück vom Arm am Haken kleben.
- Schon zielte Drachenblut ihm nach dem Bein,
Allein der Hauptmann blickt’ auf seine Scharen
Im Kreis herum und schien ergrimmt zu sein.
- Da wandte sich, sobald sie stille waren,
Mein Herr zu ihm, der auf sein wundes Glied
Herniedersah, um mehr noch zu erfahren.
- "Wer ist’s, von dem dein Mißgeschick dich schied,
Als du dich nach der Oberfläch’ erhoben?" –
"Der von Gallura ist’s, der Mönch Gomit.
- Im Trug bestand er all und jede Proben,
Des Herrschers Feinde hielt er im Verlies
Und tat mit ihnen, was sie alle loben,
- Geld nahm er, wie er selber sagt, und ließ
Sie sachte zieh’n, er, der in Amt und Ehren
Sich sonst als Schelm nicht klein, nein groß erwies.
- Viel pflegt’ mit ihm Herr Zanche zu verkehren
Von Logodor – sie schwatzen immerfort.
Als ob sie jetzt noch in Sardinien wären.
- Ach, Seht, wie fletscht die Zähne jener dort!
Gern sprach’ ich mehr, doch würd’ er mich kuranzen!
Er droht ja wütend schon bei jedem Wort."
- Doch Sträubebart, gewandt zu Firlefanzen,
Des Auge grimmig glotzte, schalt ihn sehr:
"Verdammter Vogel, wirst du rückwärts tanzen?"
- "Willst du," begann der bange Wicht nunmehr,
"Willst du Toskaner und Lombarden sehen?
Ich schaffe sie dir nach Belieben her,
- Wenn nur die Grimmetatzen ferne stehen.
Und deren Rache sie nicht zittern macht.
Und ich, ich will nicht von der Stelle gehen,
- Und locke doch dir leicht statt eines acht,
Sobald ich pfeife, wie wir immer pflegen,
Um anzudeuten, daß kein Teufel wacht."
- Da streckt’ ihm Bluthund seine Schnauz’ entgegen
Und schrie kopfschüttelnd: "Hört die Büberei!
Er will ins Pech, sobald wir uns bewegen."
- Allein der Sünder, reich an Schelmerei,
Sprach: "Wahrlich, bübisch bin ich wohl zu nennen.
Denn zu der Meinen Unglück trag’ ich bei."
- Und Senkflug wollt ihm den Versuch vergönnen;
"Springst du," hob er mit jenen uneins an,
"So werd’ ich nicht zu Fuße nach dir rennen.
- Nein, überm Pech schlag’ ich die Flügel dann.
Laßt Platz uns hinter diesem Damme nehmen,
Zu sehn, ob mehr als wir der eine kann."
- Jetzt werdet ihr ein neues Spiel vernehmen.
Die Blicke wandten sie, und sehr bereit
War, der der Schlimmste schien, sich zu bequemen.
- Doch wohl ersah der Gauner seine Zeit,
Stemmt’ ein die Fuß’ und war mit einem Satze
Von dem, was sie ihm zugedacht, befreit.
- Dort standen alle mit verblüffter Fratze.
Und jener, der die Schuld des Fehlers trug,
Flog nach und schrie: "Du bist in meiner Tatze!"
- Umsonst! die Furcht war schneller als der Flug.
Das Pech verbarg bereits den Gauner wieder,
Und rückwärts nahm der Teufel seinen Zug.
- So taucht die Ente vor dem Falken nieder,
Und dieser hebt, ergrimmt und matt, vom Teich
Zur Luft empor das sträubende Gefieder.
- Eistreter kam, wie jener sank, sogleich
Im schnellsten Fluge durch die Luft geschossen
Und fiel, erbost von diesem Narrenstreich,
- Mit seinen scharfen Klau’n auf den Genossen,
Und beide hielten überm Pech voll Wut
In wilder Balgerei sich fest umchlossen.
- Doch braucht’ auch jener seine Krallen gut.
Und beide stürzten bald zu den Bepichten,
Die sie bewachten, in die heiße Flut.
- Der Hitze ward es leicht, den Kampf zu schlichten,
Doch, ganz bepicht das rasche Flügelpaar,
Vermochten sie es nicht, sich aufzurichten.
- Und Sträubebart, der sehr betreten war,
Ließ vier der Seinen rasch zu Hilfe fliegen.
Die äußerst schnell mit ihren Haken zwar,
- Auf sein Geheiß zum Peche niederstiegen.
Wo jeder den Besalbten Hilfe bot,
Doch sahn wir sie gekocht im Sude liegen
- Und ließen sie in dieser großen Not.
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