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Besigheim nach einem alten Stich (1830).

Alt Besigheim


1. Kapitel.
Älteste Zeit.

1. Der Ursprung der Stadt. Später als mancher kleinere und unbedeutendere Ort unseres Landes begegnet uns Besigheim in den schriftlichen Denkmälern der Vorzeit. Die früheste Urkunde, darin unsere Stadt genannt ist, stammt aus dem Jahre 1153, vom 12. Juli. Wir erfahren aus ihr, daß Berta, Äbtissin des Klosters Erstein im Elsaß, an den Markgrafen Hermann von Baden die curtis Basincheim (sprich: »Basingkheim«), mit allen Zugehörden vergabte. Kaiser Friedrich I ist Zeuge dabei. In der Urkunde wird Bezug genommen auf eine frühere Vergabung dieser curtis (Fronhof = Herrenhof) durch die Kaiserin-Witwe Agnes († 1077) an das genannte Kloster.

Das Wenige, das uns diese Schrift meldet, genügt doch, einiges Licht auf das sonst undurchdringliche Dunkel der vorhergehenden Zeit, ja selbst auf den Ursprung der Stadt fallen zu lassen. Wir müssen aber zu diesem Zweck etwas weiter ausholen.

In der Zeit von ungefähr 90–260 nach Chr. war unser Land größtenteils in römischem Besitz. Von der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts an begann aber der Ansturm des deutschen Stammes der Alamannen (später »Schwaben«) auf den römischen Grenzwall, vor dem sich ihre stets höher schwellende Volkskraft gestaut hatte. Er wurde durchbrochen; unwiderstehlich ergoß sich die Flut der Eroberer über das »Zehntland« – so hieß das von den Römern besetzte Gebiet – und bald war alles römische Wesen hinweggefegt. In dem freigewordenen Land, zunächst ausschließlich in den fruchtbarsten Teilen, zu denen ja auch besonders das mittlere und untere Neckartal gehört, ließen sich die Eindringlinge in geschlossenen Siedlungen nieder, und zwar nach Sippen, d. h. Geschlechtsverbänden. Das führende Geschlechtsoberhaupt lieh fast ausnahmslos dem Ort seinen Namen. War es z. B. ein Sigmar oder Herbrecht oder Baso, so hießen seine Leute die »Sigmaringe«, »Herbrechtinge«, »Basinge«, und man ging, wenn man sie aufsuchte, zu den Sigmaringen u. s. f., wie man etwa heute »zu's Müllers«, d. h. zu des Müllers Leuten geht. Später verdunkelte sich jene Sprachform, und man ging, wie heute auch, »nach« (den) Sigmaringen. Da nun die Bildung solcher Geschlechtsbezeichnungen mit der Endung »ing, inge«, wie auch die Niederlassung nach Sippen nur in ältester Zeit gebräuchlich gewesen ist, so folgt, daß die vielen Orte auf »ingen« (im Bairischen und Österreichischen »ing«) mit wenigen Ausnahmen der Zeit der frühesten alamannischen Besiedlung unseres Landes angehören.

Also, irgend ein uns sonst unbekannter Baso ist der Gründer und Namengeber von Besigheim gewesen. Warum aber »Besigheim« und nicht »Besingen«? Damit hat es folgende Bewandtnis. Um das Jahr 500 wurden die Alamannen von den Franken besiegt und mußten den nördlichen Teil ihres Gebiets an letztere abgeben, so auch unsere Gegend. Um das eroberte Land zu sichern, wurden zunächst an allen militärisch wichtigen Plätzen fränkische Krieger angesiedelt. Diese Orte bekamen – so wenigstens denkt man sich den Hergang – die Endung »heim« angehängt, entsprechend der fränkischen Sitte, nicht an den Namen einer Sippe, sondern unmittelbar an den Namen des jeweils führenden Mannes anzuknüpfen, also z. B. »Ottmars-heim«. Alle alten Ortschaften auf »heim« in unserem Land können fast sicher als fränkische Gründungen angesprochen werden. Damit stimmt, daß südlich der Enz, welche bei uns die Grenze zwischen Alamannien und Frankenland bildete, die Ortsnamen auf »heim« selten sind, dafür um so zahlreicher die auf »ingen«; nördlich der Grenze liegt die Sache umgekehrt. Wo nun, wie in unserem Fall, ein Ort seinen Namen schon hatte (die »Basinge«), da wurde ihm wohl noch ein fränkisches »heim« angehängt und so gleichsam das Wahrzeichen fränkischer Oberherrlichkeit aufgeprägt. Das trifft bei den nicht wenigen Orten auf (jetzt) »igheim« zu. So hieß Besigheim zunächst »Basinge-Heim« (das »g« gesprochen, also »Basingge-heim«), später kürzer »Basingkheim«, so noch im Jahr seines ersten Begegnens (»Basincheim«, das c=k). Wenn nun gerade um die Enzmündung herum und weiterhin die Ortsnamen auf »igheim« sich drängen: Löchgau, früher Löchigheim, Hessigheim, Höpfigheim, Bietigheim, Geisingen (Gisigheim), Remmigheim (jetzt abgegangen), so erklärt sich das daraus, daß in alle diese Orte Heim-Leute, Gefolgsmannschaften der fränkischen Grafen gesetzt worden sind, um das offene Grenztor desto sicherer gegen Alamannien hin abzuriegeln. – Aber auch aus einem andern Grund bekam das älteste Besigheim fränkische Besatzung. Bei der Eroberung des Landes nahm der fränkische König von vornherein alles ehemals römische Staatsgut, sodann das dem König zufallende Los, später auch alles herrenlos gewordene oder dem Besitzer strafweise entzogene Land in Anspruch. Alle diese Güter erscheinen später als deutsches Königs- oder Reichsgut. Da nun die curtis Basincheim unserer Urkunde, wenn die Kaiserin-Witwe darüber verfügte, zweifellos Reichsgut gewesen ist, so erscheint der Schluß gerechtfertigt, daß der Ursprung des Ortes in älteste deutsche Vorzeit zurückgeht.

Aeltere Namensformen des Ortes in den Urkunden sind z. B.: Basenkein (1231, 1273), Basinkain (1297, letztes Vorkommen des »a« in erster Silbe), Besenkein (1277, 1339), Besinkeim (1392), Besekeim, 1407 (zum erstenmal ohne »n«), Besickeim (1415), also damals schon wie heute gesprochen, nur anders geschrieben.

 

2. Römerzeit (90–260 nach Chr.) Auch wenn die zeitweilige Herrschaft der Römer über unser Land von römischen Schriftstellern nicht ausdrücklich bezeugt wäre, so wäre sie doch mit Sicherheit zu erschließen aus den zahlreichen Funden römischer Herkunft, welche im Lauf der Zeit da und dort, so auch auf Besigheimer Grund, teils durch den Zufall, teils durch absichtliche Nachgrabung zutage gefördert worden sind (die meisten, nun folgenden Einzelheiten über die Ausgrabungen sind der Schrift von Dr. O. Paret »Urgeschichte Württembergs« entnommen).

Das Haupt- und Prunkstück sind die bekannten 2 Reliefs, welche im Rathaus eingemauert sind. Es sind Darstellungen aus der Mithrasreligion, die hieher zweifellos von Walheim aus verschleppt worden sind, allwo sich aller Wahrscheinlichkeit nach ein Heiligtum des Mithras – eines besonders im römischen Heer verehrten, ursprünglich persischen Sonnengottes – befunden hat. – Am Fuß des Osthanges Flur »Froschberg« wurden 1905 sorgfältig ausgeführte Mauern einer römischen Siedlung aufgedeckt. Im Jahr 1897 stieß man beim Neubau von Lutz auf die alte römische Enztalstraße. Im Garten von Medizinalrat Dr. Lang wurde früher eine römische Silbermünze gefunden; auch Mauerwerk sei dort zum Vorschein gekommen. – Beim Graben eines Kellers in der Gartenstraße im J. 1891 fand sich eine Bronzemünze, auf der Vorderseite ein lorbeerbekränztes Haupt und die Umschrift Trajanus Imperator (regierte 98–117). Diese wenigen Funde deuten doch nur auf vereinzelte Gehöfte. – Außerhalb Etters, jenseits der Enz, wurden im Jahre 1886 im Walde Rossert die Grundmauern einer Anzahl römischer Gebäude bloßgelegt. Eine spätere Untersuchung ergab, daß wir die Reste von mindestens 6 Gebäuden vor uns haben. Es war ein größerer römischer Gutshof. – Auf Flur »Bürgle«, dem höchsten Punkt des breiten Rückens zwischen Neckar und unterer Enz, Parz. 5481, wurden 1892 in einem Rübenfeld römische Scherben u. dergl. gefunden. Der römische Bauernhof, der hier gestanden hat, muß sich bis an den zum Neckar abfallenden Steilhang erstreckt haben.

Die römischen Spuren auf benachbarten Markungen übergehen wir; dagegen müssen wir der Entdeckungen im Dorf Walheim ausführlicher gedenken. Dort waren in alter und neuer Zeit immer wieder römische Funde gemacht worden. Aber immer suchte man das römische Kastell (Standlager), das zwischen Benningen und Böckingen einmal bestanden haben muß, nicht in Walheim, sondern in Besigheim. Wiederholte Grabungen seit den 1880er Jahren haben nun mit Sicherheit ergeben, daß das gesuchte Kastell in Walheim lag, genau da, wo das jetzige Dorf steht. Das ist insofern auffallend, als die Alamannen ihre Hütten nicht auf der Stätte der eroberten (und zerstörten) römischen Niederlassungen zu bauen pflegten, sondern abseits. Sind sie nun in unserem Fall von ihrer Gewohnheit abgewichen? Keineswegs! Die Form des Dorfnamens beweist, daß wir keine alamannische Siedlung vor uns haben. Es ist anzunehmen, daß die Alamannen die römische Niederlassung bestehen ließen. Sie und ihre Bewohner wurden von ihnen (die) »Walen« genannt, d. h. Römer. Als nun die eindringenden Franken den Ort besetzten, übernahmen sie von den Umwohnern den Namen und hängten ihm nur ihr »heim« an, also »Walenheim«, später Walheim (ältere Form, die in Urkunden vereinzelt vorkommt: »Walnheim«). Wäre das spätere Walheim damals eine verlassene, namenlose Stätte gewesen, so hätten ihr die Franken sicherlich nach einem der Ihrigen den Namen gegeben.

Die Bezeichnung »Walen« für Leute romanischen Bluts und Sprache kommt noch in der Württ. Landesordnung 1610 vor. Das Wort kommt von dem keltischen Stamm der Volci, sprich Wolki. Nach diesem wurden von den Germanen später alle Kelten und deren romanisierte Nachkommen genannt (Franzosen, Italiener etc.). Aus »Volc...« (Wolk...) mußte in deutschem Munde streng lautgesetzlich »Walch«... (Walh...) werden, vgl. z. B. den Walchensee in Oberbayern. Also die »Walchen«, später »Walen«, davon das Eigenschaftswort »walisch», später wälisch, wälsch, so noch jetzt, nur mit »e« geschrieben. Wenn der Walheimer Pfarrer Wernher Gossold (um 1444) von den Dorfbewohnern spöttisch sagt: »als die Römer sind«, so mag hier noch eine dunkle Erinnerung daran, daß in ihren Adern ein Tropfen römischen Blutes fließe, vorliegen. Vielleicht haben sich die Dörfler dessen gerühmt. Damals sind gewiß auch die Reste römischer Gebäude u. dergl. noch zahlreicher und deutlicher vorhanden gewesen und haben dazu beigetragen, die Überlieferung von der römischen Abstammung der Ur-Walheimer festzuhalten.

Die Nachforschungen in Walheim haben ergeben, daß die Lage des Ortes in seinen älteren Teilen durch die Lage des einstmaligen römischen Kastells bestimmt ist. Auch dieser Umstand begünstigt die Annahme, daß der Ort seit der Römerzeit ohne Unterbrechung bewohnt gewesen ist. Die jetzige Hauptstraße, sowie die Bahnhof- und die Neckarstraße decken sich mit den ursprünglichen Hauptstraßen des Kastells, die, in dessen Mittelpunkt sich senkrecht schneidend, zu den Toren führten. Die im Viertelkreis geführte Stützmauer an der Kirche entspricht der Südostecke des Kastells. – An das Kastell schlossen sich bürgerliche Niederlassungen von Krämern, Marketendern, ausgedienten Soldaten etc. an, die dann im Jahre 150, als die römische Besatzung das Lager aufgab und das weiter vorgeschobene Kastell Mainhardt am römischen Reichswall (Limes) bezog, zum Teil zurückblieben.

Ihre militärischen Stellungen und deren Verbindung untereinander sicherten die Römer durch Straßen, welche vielfach heute noch nachzuweisen sind. So war Walheim mit dem Kastell zu Bückingen, dem nächsten nach Norden, und mit dem zu Benningen, in südlicher Richtung, verbunden. Jene Straße tritt bei Kirchheim a. N. zutage und setzt sich südwärts als Kies- und Steinstraße Bietigheim zu fort, auf dem westlichen Enzufer (jetziger Weg unter den Niedernbergen und Landstraße). Von Cannstatt her über Eglosheim zieht eine Römerstraße (»Heuweg«) an Groß-Ingersheim westlich vorüber, und über die »Burg« am Husarenhof und Wartturm vorbei hieher. Weiterhin läuft sie als »Rennweg« nach Erligheim. In diese mündete, vermutlich westlich von Geisingen, eine Straße, die von Benningen ausgehend über Beihingen führte. – Die Straße nach Mainhardt überschreitet bei Walheim den Neckar, läuft eine Strecke an diesem hin, steigt bei Gemmrigheim schräg den Hang hinauf und geht weiter nach Neckarwestheim, Ilsfeld u. s. f.

 

3. Vorgeschichtliche Zeit. Die Römer sind, wie sich denken läßt, nicht die ersten Bewohner unserer Gegend gewesen. Und wenn wir, dem Fingerzeig unserer Urkunde von 1153 folgend, nun doch schon einen guten Schritt rückwärts getan haben (von 1153 bis zur Römerzeit), so sei diese Richtung noch für eine Strecke beibehalten, bis der Boden grund- und pfadlos wird und wir, beim Aufhören jeglicher Spur menschlichen Daseins, Halt machen müssen. Ein solcher Erkundungsgang in die graueste Vergangenheit ist durch den Umstand gerechtfertigt, daß so ziemlich alle die Völkerschaften, die nacheinander über unseren Boden geschritten sind, uns die Zeugnisse ihrer Anwesenheit in Gestalt von allerlei Geräten, Waffen, Werkzeugen u. s. f., meist als Gräberbeigaben, hinterlassen haben. Die Namen dieser Völker kennen wir nicht und werden wir nie erfahren. Wenn man doch die »vorgeschichtliche« Zeit, d. h. die Zeit, über die wir keine ausdrückliche Kunde haben, in Abschnitte gliedern will, so kann nur die Art und Form jener Ueberbleibsel, in erster Linie das Material, aus dem sie gefertigt wurden, den Einteilungsgrund abgeben. Man unterscheidet demgemäß die Steinzeit, welcher die Metalle noch unbekannt waren, und zwar die ältere von unbekannter Dauer, die jüngere bis etwa 2000 vor Chr., die Bronzezeit (bis etwa 1000), die ältere Eisen- oder Hallstattzeit (bis etwa 400), die jüngere Eisen- oder Latène-Zeit (so genannt nach einer Ortschaft am Neuenburger See) bis zu Beginn der christlichen Zeitrechnung. Die vorgeschichtlichen Funde sind freilich auf Besigheimer Markung ziemlich spärlich. Aus der jüngeren Steinzeit ist aber von einem durchbohrten Steinbeil aus Hornblendeschiefer zu berichten, 12½ cm lang, beschädigt. Die Bronzezeit hat bis jetzt nichts auf uns vererbt. Der Hallstattzeit sind zuzuweisen die im Jahr 1921 in der Kiesgrube unweit des Elektrizitätswerks entdeckten Reste einer Wohnstätte, mindestens 10 Mtr. im Umfang, mit Stücken des ehemaligen Wandbewurfs, Knochen, verzierten und unverzierten Scherben, ferner eine faßartige Urne, in der die Asche eines Toten geborgen worden war, gefunden in der Kiesgrube von Werkmeister Allgaier. – Mehr bietet Walheim. Die Flur »Burg« zwischen Neckar und Baumbach, ein etwa 700 Mtr. langer, durchschnittlich 100 Mtr. breiter Rücken, zeigt noch ein Stück Wall, 10 Mtr. breit, 2 hoch, davor noch ein 8 Mtr. breiter und noch ein 1½ Mtr. tiefer Graben. Außerdem wurden dort auf Parz. 4328 die über 20 Mtr. sich erstreckende, bis in 60 cm Tiefe gehenden Ueberbleibsel einer menschlichen Siedlung aufgedeckt, mit viel Asche, Knochen, Scherben und einem bronzenen Fingerring. Man verlegt sie in die Hallstattzeit. Es war eine jener Fliehburgen, wie sie damals zahlreich im Lande angelegt wurden, je für die umliegende Bevölkerung. Man nimmt an, daß um das Jahr 400 vor Chr. ein stammfremdes Volk ins Land kam, welches das waldfreie Kulturland der Albhochfläche und des Unterlandes besetzte. Man schützte sich gegen sie durch Befestigungen auf schwer zugänglichen Bergvorsprüngen. Damit wäre auch der Wechsel in den Grabbeigaben erklärt, der um jene Zeit eingetreten ist. Jenes fremde Volk dürften gerade die Kelten gewesen sein, die man als Träger der Latène-Kultur vermutet. Dieses Volk hat damals und später sich mächtig ausgebreitet. Eine Abteilung der Kelten drang z. B. auch in Asien ein. Ihre Nachkommen, oder wenigstens Träger ihres Namens, waren die Galater, an welche der Apostel Paulus seinen Brief geschrieben hat. Auch von den Kelten ist nicht viel bei uns übrig geblieben, nämlich etliche Scherben, aus einer Sandgrube auf dem rechten Neckarufer, 200 Mtr. südlich von der Pumpstation. Um das Jahr 80 vor Chr. müssen die Kelten unser Land verlassen haben. Es scheint von da an ziemlich unbewohnt geblieben zu sein, bis die Römer auf dem Schauplatz erschienen (90 nach Chr.).

 

4. Die auf die römische folgende alamannisch-fränkische Zeit, 260 bis 8. Jahrh. nach Chr., und weiterhin die Zeit bis zur Vergabung des Hofes Basincheim an Kloster Erstein, vor dem Jahr 1062, denn von diesem Jahr an führte Kaiserin Agnes nicht mehr die Regierung – ist eine der dunkelsten in der Geschichte unseres Ortes. Schriftliche Quellen fließen noch nicht. Und der Boden ist leer an Zeugnissen damaligen Lebens, oder, wenn er solche birgt, hat er bis jetzt sein Geheimnis nicht verraten. Nicht einmal »Reihengräber« – die bei den Alamannen und Franken übliche Bestattungsweise statt der Grabhügel der vorangegangenen Zeiten – sind bis jetzt gefunden. Aber solche mögen immerhin vorhanden (gewesen) sein. Jedenfalls sind deren ziemlich viele in den Nachbarorten aufgedeckt worden.

Trotz alle dem können wir dem leeren Raum von rund 800 Jahren einigen Inhalt geben. Dabei muß uns abermals unsere Urkunde von 1153 aushelfen. Und wenn uns zuerst die älteste Form des Ortsnamens allerhand hat offenbaren müssen, so möge uns jetzt die Bezeichnung des Ortes als »Curtis« Red' und Antwort stehen. Darnach ist Basincheim einer von jenen vielen Fron-Herrenhöfen, d. h. der Herrschaft eigenen Höfen gewesen, wie sie über ganz Südwestdeutschland und darüber hinaus verstreut waren. Sie wurden durch einen staatlich angestellten Rentamtmann verwaltet. Die Bewohner waren meist oder ausschließlich »Hofhörige«, unfreie oder halbfreie Leute, Bauern, Handwerker, welche im Dienst des Herrn arbeiteten. Die Erzeugnisse wurden in Natur an die nächste königliche »Pfalz« – in unserem Fall wohl nach Lauffen (oder Heilbronn?) – abgeliefert. So führte denn das alte Besigheim ein langes Stilleben, und von einer Geschichte des Orts könnte auch dann kaum die Rede sein, wenn dieser Zeitraum in bestimmteren Nachrichten zu uns sprechen würde.

Es ist nicht zu zweifeln, daß das Gebiet des Hofes Basincheim sich mit dem der Alt-Besigheimer Markung zwischen Enz und Neckar so ziemlich gedeckt hat. Vielleicht gehörte dazu ursprünglich auch der Forstwald, den wir später im Besitz der Markgrafen von Baden finden.


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