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IX.

»Na, wie gefällt dir mein kleines Schiff, fährt es nicht gut?« fragte eines schönes Tages Jacques seinen Freund Doutrelaise, als sie an den Ufern der Bretagne dahinsegelten.

»O ja, es fährt recht gut,« murmelte Doutrelaise und blickte träumerisch ins Wasser.

»In einer Stunde sind wir an unserm Bestimmungsort angelangt, wenn du willst, kannst du dann ans Land steigen.«

»Ich fürchte, wir werden das Ziel unserer Reise nie erreichen.«

»Ah! Du glaubst nicht an unsere Goldladung, nun, ich glaube daran, aber selbst wenn ich mich täuschte, hättest du nichtsdestoweniger eine famose Partie gemacht.«

»Wenn ich nur wüßte, wozu du mich eigentlich verwenden willst!«

»Das wirst du bald erfahren. Du wirst mir helfen, den Wappenschild der Calprenèdes zu vergolden, der das recht nötig hat. Der Graf wollte zuerst kommen und mit Hand anlegen. Ich habe ihn daran verhindert, denn ich will, er soll dir verpflichtet sein.«

»Er weiß ja nicht einmal, daß ich bei dir bin.«

»Gewiß nicht, ich spare mir meine Trümpfe auf. Man glaubt, du seiest deiner Gesundheit wegen nach dem Süden gegangen.«

»Das wollte ich eben; du weißt, man sucht Matapan immer noch der Form wegen, aber niemand klagt mich mehr an, ihn getötet zu haben.«

»Uebrigens habe ich dir schon gesagt, daß meine Tante mir erzählte, daß das berühmte Opalhalsband einst einem Rajah gehörte, den Matapan früher im Kanal Singapore ermordet hat; er war früher Pirat, dieser edle Mensch.«

»Ich habe nie daran gezweifelt,« versetzte Albert, »doch nun sage mir nur, wo sind wir nur und wohin fahren ran?«

»Höre mich an und leihe mir ein aufmerksames Ohr. In einer halben Stunde sind wir am Bestimmungsorte angelangt, werden zwischen der grünen Insel und der Insel Greem Anker werfen, natürlich bleiben wir an Bord.«

»Und wo befindet sich das gestrandete Fahrzeug?«

»Ich vermute, in der Gegend der Klippe, die hier in der Gegend Boisseven Aval genannt wird.«

»Ja, aber warum fahren wir denn nicht gleich an den Boisseven Aval heran, wenn er hier in der Nähe liegt?«

»Weil das gefährlich wäre, denn die Westwinde sind in dieser Jahreszeit sehr tückisch.«

»Du scheinst übrigens selbst nicht zu wissen, wo sich das Fahrzeug befindet?«

»Nein, aber morgen um diese Zeit werde ich es wissen, lieber Freund. Mit Aufgang der Sonne steche ich mit meiner Schaluppe in See, und meine Taucher werden das Meer nach allen Richtungen durchforschen. In den ersten Tagen bedarf ich deiner nicht. Das Kanoe kann dich morgen ans Land bringen, du brauchst erst gegen Abend an Bord zurückzukehren und kannst die Ruinen von Trémazan besuchen. Doch wir fahren jetzt durch eine Stromenge, und obwohl unser Steuermann sein Handwerk gut versteht, so will ich doch aufpassen, daß er nirgends anfährt.«

Mit diesen Worten setzte sich Courtaumer ans Steuer und ¾ Stunden später fuhr das Fahrzeug einige Fadenlängen von einem öden und felsigen Eiland dahin.

Gegen elf Uhr stiegen die beiden Freunde auf Deck. Die Matrosen schliefen schon, bis auf zwei Wachen, denn Courtaumer hatte den Dienst ganz wie auf einem Kriegsschiffe geregelt.

Was ist denn das für ein Feuer da unten?« fragte Doutrelaise plötzlich und zeigte auf einen Lichtpunkt, der im Dunkeln glänzte.

»Ich weiß nicht,« erwiderte Jacques, »doch nur wollen einmal einen unserer Wachleute fragen, die diese Gegend wie ihre Tasche kennen. He, Ploirec!«

Der Matrose drehte sich um und kam naher.

»Siehst du dieses Licht?« fragte ihn Courtaumer.

Ja, mein Kommandant,« erwiderte der Matrose, »das ist eine Pechfackel, die sich auf Boisseven Aval befindet.«

»Und was thut der Mann, der sie hält?«

»Er stellt Netze aus.«

»Du meinst also, es sei ein Hummerfischer? Weißt du, mir schoß eben ein anderer Gedanke durch den Kopf. Ist das mit Gold beladene Fahrzeug nicht in der Nähe dieses Felsens gescheitert?«

»Ah! Du glaubst wohl, die Pechfackel hält ein Goldsucher, der uns die Millionen vor der Nase wegschnappen will,«

»Ist das so unmöglich?«

»Es ist wenigstens unwahrscheinlich.«

Am nächsten Morgen weckte Jacques seinen Freund und teilte ihm mit, daß das Wetter äußerst geeignet sei, die Arbeiten zu beginnen. Die Schaluppe war bereit, die Mannschaft hatte sich eingeschifft und die Apparate lagen bereits im Fahrzeug. Man erwartete, um abzufahren, nur den Freund des Kapitäns.

Vor zehn Uhr legte das Fahrzeug an dem Felsen Boisseven Aval an, einer großen Sandbank von fast runder Form mit sehr ungleicher Oberfläche.

Courtaumer setzte als erster den Fuß auf diesen Felsen, Doutrelaise folgte ihm und die Leute packten ihre Apparate aus.

.

»Hier läßt es sich gut arbeiten,« sagte Jacques. »Meine Taucher und Matrosen werden sich auf diesem Felsen sehr wohl befinden, und wenn wir die letzte Goldbarre aufgefischt haben, können wir den Damen von Porshall einen Ball geben.«

»Du, was ist denn das?« fragte Doutrelaise plötzlich und bückte sich, um eine zerbrochene Flasche aufzuheben, welche auf den Steinen lag.

»Sieh, sieh, darin war Rum,« sagte Courtaumer. »Ein Einwohner von Portshall hat die Flasche ausgetrunken und sie dann vermutlich fortgeworfen.«

»Du hast wohl die Etikette nicht gelesen?«

»Nein, zeig 'mal her … Sieh, sieh, von Cuvellier aus dem großen Magazin in der Rue de la Paix. Die Bewohner dieser Gegend pflegen ihre Vorräte nicht von dort zu beziehen.«

»Aber die Flasche kann doch nicht allein gekommen sein, und da sie in Paris gekauft worden ist …«

»So hat sie eben ein Pariser hierhergebracht.«

»Doch, was hindert dich denn, dich zu erkundigen? Du kommst ja nach Portshall, plaudere mit den Leuten, forsche nach, ob man Fremde gesehen hat. Wenn du heute abend an Bord kommst, wirst du mir sagen, was du erfahren hast, und auch ich habe dir vielleicht gute Nachrichten mitzuteilen.«

Nach diesen Worten sprang Doutrelaise in das Fahrzeug, wo ihn zwei Matrosen, die Ruder in den kräftigen Händen, erwarteten. Das Meer war ruhig und das Fahrzeug schien auf den Wellen förmlich dahin zu fliegen. Doutrelaise sagte seinen beiden Ruderern, sie möchten sich an den mitgebrachten Vorräten restaurieren und im Boote bleiben. Diese Aufforderung behagte ihnen sehr und sie wären durchaus nicht angenehm berührt gewesen, hätte Albert sie gebeten, ihn aus das feste Land zu begleiten. Er zog es jedoch vor, sich an einen alten Matrosen zu wenden, der am Ufer spazieren ging. Der Mann nahm höflich seinen Hut ab, als er Albert näher kommen sah, der ihn fragte, ob sich ein Wirtshaus im Dorfe befände.

»Getränke werden in allen Häusern verkauft,« sagte der Seemann, »aber Sie finden wohl nur Schnaps und Apfelwein.«

»Nun, dafür schwärme ich nicht besonders,« versetzte Doutrelaise lächelnd, »aber ich habe Wein in meinem Boot, und Sie gestatten mir wohl, Ihnen dann eine Flasche anzubieten; ich wollte nur wissen, ob man hier ein Nachtlager findet.«

»Gewiß, an Betten ist kein Mangel, der Mylord behauptet sogar, es schlafe sich brillant bei uns.«

»Was für ein Mylord?«

»Ein Engländer, der alle Jahre hierherkommt, um zu fischen.«

»Ist er in diesem Augenblick auch hier?«

»Gewiß, diesmal hat er einen seiner Freunde mitgebracht, sie haben das große Haus gemietet, das Sie da unten sehen.«

»Aha! die Flasche Rum erklärt sich,« dachte Doutrelaise und fragte weiter:

»Wissen Sie, ob die Herren manchmal auf einem Felsen fischen, den man Boisseven nennt?«

»Auf Boisseven und allen Felsen, wo sie Aussicht haben, Hummern zu bekommen. Aber wenn Sie ihre Bekanntschaft machen wollen, brauchen Sie nur zu warten, bis es dunkel wird.«

»Nein, ich danke. Was giebts denn hier zu sehen?«

»Nichts besonderes, nur die Ruinen des Schlosses.«

»Ich werde sie mir ansehen das Haus, das diese Herren bewohnen, liegt an der Küste, nicht wahr?«

»Ja dort, das Haus mit den grünen Fensterläden.«

»Ich danke, mein Lieber, ich hoffe, wir werden uns bald wiedersehen und Sie mir das Vergnügen machen, einen Schluck mit mir zu trinken.«

»Mit Vergnügen, mein Herr,« sagte der Matrose.

Doutrelaise wandte sich langsam den Ruinen zu, welche auf einer Anhöhe lagen, und sah, als er die Augen aufschlug, einen Mann aus dem Hause mit den grünen Fensterläden kommen. Derselbe war, soweit er aus der Entfernung unterscheiden konnte, wie ein Matrose gekleidet. Er trug einen schweren Sack, der vermutlich Netze enthielt, stieg den Hügel hinan und verschwand in dem innern Portal der Ruinen. Doutrelaise blieb einen Augenblick vor dem Hause mit den grünen Fensterläden stehen, und bemerkte, daß es in demselben schlechten Zustand wie das Schloß sich befand. Dann setzte er seinen Weg fort und war bald vor dem alten Schlosse angelangt. Er durchschritt das Thor und befand sich in einem inneren Hofe, in dessen Hintergrund sich ein etwa dreißig Meter hoher Turm erhob. Er trat in eine zweite kleinere Thür und bemerkte eine Treppe, die auf die Plattform führen mußte. Der Turm war in vier Etagen geteilt, durch die man durch diese Wendeltreppe gelangen konnte, und endigte in eine Art Saal, dessen Fußboden aus Granitdielen bestand.

Der Mann im Matrosenanzuge war nicht mehr zum Vorschein gekommen; und doch war er zweifellos in das Schloß getreten, um hier seine Netze abzulegen. Dieses plötzliche Verschwinden war befremdlich; aber Doutrelaise, der der Sache keine Bedeutung zulegte, sagte sich, der Mann könne ja nach der anderen Seite zu gegangen sein.

In demselben Augenblick aber, da er den Fuß auf die letzte Stufe setzte, war er nicht wenig überrascht, den Mann wieder auftauchen zu sehen, der diesmal einen vollständig leeren Sack in der Hand hielt. Der Matrose war ebenso erstaunt, er wich bis zur Mauer zurück, und hätte sich gewiß ohne dieses Hindernis schleunigst davongemacht, aber der Turm hatte nur diesen einen Ausgang, und derselbe befand sich gerade am Fuße der Treppe.

»Guten Tag, mein Braver,« sagte Doutrelaise, »ich sah Sie eben hereingehen, aber als ich nach oben kletterte, waren Sie nicht mehr zu sehen, wo, zum Teufel, waren Sie denn?« »Wahrscheinlich hinter dem Turm,« erwiderte der Mann mürrisch.

»Dann erklärt sich alles, aber kommen Sie doch in die frische Luft, dann können wir besser plaudern,« sagte Doutrelaise und trat in den Hof.

Der Mann folgte ihm; er hatte das Aussehen und die Figur eines Matrosen, und doch konnte sich Doutrelaise, als er ihn in der Nähe betrachtete, einer eigentümlichen Empfindung nicht erwehren. Die Physiognomie dieses Menschen hatte etwas Luchsartiges, und es kam Albert vor, als habe er dieses knochige Gesicht schon einmal gesehen, nur konnte er sich nicht erinnern, wo es gewesen.

»Sie kamen aus dem Hause des Engländers,« fragte Doutrelaise, »sind Sie in seinem Dienst?«

Der Mann zögerte ein wenig, antwortete dann aber schließlich:

»Der Engländer bin ich selbst!«

»Was, Sie sind es selbst?« rief Doutrelaise.

»Mein Gott, ja, ich bin in England geboren, aber in Indien erzogen und bin öfter auf dem Kontinent als in meiner Heimat.«

»Sie waren letzthin in Paris?«

»Ja, und ich glaube, ich bin Ihnen dort begegnet.«

»Das ist wahrscheinlich, denn mir kommt Ihr Gesicht auch bekannt vor.«

»Kommen Sie ebenfalls nach Portshall, um zu fischen?«

»Nein, ich begleite einen meiner Freunde, der hier unterseeische Arbeiten auszuführen hat.«

»Dann sind Sie wohl auf der Jacht, die gestern abend auf der grünen Insel Anker geworfen hat?«

»Ja, und heute morgen wollte ich diese Ruinen besichtigen, die einzige Sehenswürdigkeit dieser Gegend.«

»Darf ich Sie vielleicht nach dem Namen des Offiziers fragen, der das Schiff befehligt?«

»Der Kapitän heißt Herr von Courtaumer.«

»Courtaumer?« rief der Matrose.

»Kennen Sie ihn?«

»Nein, nein,« stotterte der Mann nun und wechselte die Farbe, »ich kenne ihn nicht, aber ich habe von ihm sprechen hören.«

»Wenn Sie ihn kennen lernen wollen; wir werden entzückt sein, Sie auf unserer Jacht begrüßen zu können.«

»Ich danke, ich ziehe es vor, niemand zu besuchen.«

»Nun, mir kann es sehr gleichgültig sein,« versetzte Doutrelaise trocken. »Es steht Ihnen frei, an Bord unserer Jacht zu kommen, nur glaube ich, werden wir uns trotzdem noch manchmal begegnen, selbst wenn Sie unser Schiff nicht betreten, denn man hat mir erzählt. Sie gingen jede Nacht auf Boisseven fischen.«

»Boisseven?« erwiderte der Mann, entsetzt zurückweichend, »Sie wissen, wo Boisseven liegt!«

»Gewiß. Die Umgegend dieses Felsens läßt mein Freund, Herr von Courtaumer, ja sondieren. Doch ist es Ihnen unangenehm, daß er auf Boisseven arbeitet?«

»Nein, das heißt, es würde mich ein wenig stören, weil die Arbeiten die Hummer erschrecken werden.«

»Sie stellen wohl Ihre Netze immer des Abends aus, nicht wahr?«

»Ja, das ist die beste Zeit.«

»Nun, die Arbeiten, welche mein Freund leitet, werden am Tage zur Ausführung gelangen.«

»Haben Sie viele Leute an Bord?«

»Etwa zwanzig Mann.«

Der Engländer machte ein langes Gesicht und fuhr dann nach kurzer Pause fort:

»Ich danke Ihnen für Ihre Auskunft und werde auf das Fischen verzichten, bis die Arbeiten beendet sind. Wird es sehr lange dauern?«

»Ich weiß nicht, vielleicht einen Monat, vielleicht auch zwei, Courtaumer wird Ihnen das besser sagen, als ich.«

»Ich werde wahrscheinlich nicht warten, bis Ihr Freund zu Ende ist, sondern nach England zurückkehren und dort bis zum Frühjahr bleiben.«

»Wir bedauern lebhaft, Ihre Pläne zu stören, aber Sie werden doch nicht gleich morgen abreisen.«

»Morgen gewiß nicht und auch diese Woche noch nicht, ich muß nach London schreiben, damit mich meine Jacht abholt, ich reise nicht gern zu Lande.«

»Sie haben also eine Jacht? Mein Kompliment, mein Herr. Ich wiederhole noch einmal, wir werden uns freuen. Sie auf unserem Schiffe begrüßen zu dürfen und jetzt, mein Herr, empfehle ich mich Ihnen.«

Nach diesen Worten verbeugte sich Doutrelaise leicht und wandte sich dem Portal zu, durch das er eingetreten war.

Als Albert am Abend an Bord der Fregatte zurückkehrte, empfing ihn Jacques mit den Worten:

»Ich habe dir große Neuigkeiten mitzuteilen.«

»Ich errate,« sagte Doutrelaise, »deine Taucher haben das Wrack nicht gefunden.«

»Du täuschest dich. Die Angaben des amerikanischen Matrosen waren vollständig richtig und meine Vermutungen stimmten aufs Haar. Das gescheiterte Schiff liegt in der Nähe von Boisseven Aval. Es liegt links von der Küste und zeigt eine Bresche, groß genug, um zehn Personen durchschlüpfen zu lassen.«

»Das ist ja eine glückliche Entdeckung, und die Kisten mit Gold …«

»Sind vorhanden, es sind zwölf, aber … es ist ein Aber dabei. Man hat die Millionen angegriffen … Von den zwölf Kisten ist eine geöffnet. Der Deckel ist mit Axthieben zertrümmert, die Schlösser sind mit Stemmeisen erbrochen.«

»Seltsam!«

»Das beweist, daß wir Vorgänger gehabt haben.«

»Vorgänger! Doch wer kann das gethan haben?«

»Ich habe keine Ahnung. Die Leute aus der Gegend können es nicht gewesen sein. Um zu dieser Tiefe hinabzusteigen, bedarf es Apparate, die sie nicht besitzen.«

»So wäre man also in ganz sachgemäßer Weise vorgegangen, meinst du?«

»So wie wir? Nein, das ist nicht möglich. Der Streich ist sicher von 3-4 Leuten ausgeführt worden … vielleicht sogar nur von 2-3 … kühnen Gesellen, die von dem Schiffbruch Wind bekommen haben, den Schatz nun für sich ausbeuten wollen, ja im Notfälle genügen sogar zwei …«

»Sogar zwei?« wiederholte Doutrelaise nachdenklich.

»Ja, auch zwei, denn sie gehen sehr langsam ans Werk, da sie noch nicht mal eine Million fortbringen konnten.«

»Vielleicht ›arbeiten‹ die ›Konkurrenten‹ des Herrn von Calprenède auch erst seit kurzer Zeit!«

»Sage die Diebe, denn sie stehlen das Eigentum eines andern. – Woher kamen sie und wer sind sie? Das weiß ich zwar noch nicht, aber ich werde es erfahren.«

»Was gedenkst du zu thun?«

»Weiter arbeiten, als wäre nichts geschehen! Dagegen werde ich auf Boisseven einen ständigen Wachtdienst einrichten; vier unserer Matrosen werden abwechselnd dort Nachtwache halten.«

»Was würdest du sagen, wenn ich dir erzählte, daß ich dem Anführer dieser Expedition zur Plünderung unserer Goldminen heute in Portshall begegnet bin. Es ist ein Engländer, der sich seit einem Monat in einem Hause in der Nähe der Ruinen niedergelassen hat.«

»Ein Engländer!«

»Ja, er schifft sich jeden Abend ein und geht aus den Hummernfang, und zwar mit einem Gefährten, den ich nicht gesehen habe und der nicht wie ein Engländer aussehen soll. Der Seemann, der mir dies alles erzählt hat, behauptet, die beiden Leute hätten heute nacht aus dem Boisseven Aval ihre Netze ausgestellt.«

»Dann war es ihre Pechfackel, die wir gestern abend bemerkt haben. Es ist möglich, daß die Kerle in London von den Bekenntnissen des amerikanischen Matrosen Wind bekommen haben.«

»Und was noch seltsamer ist, das Gesicht des Mannes, dem ich begegnete, kam mir bekannt vor.«

»Nun, ich werde übermorgen nach Portshall fahren und mir die Herren einmal näher besehen. Morgen werde ich selbst als Taucher in die Tiefen des Meeres hinabsteigen und etwas Gold mitbringen. Doch jetzt wollen wir speisen und uns frühzeitig niederlegen, damit wir morgen frisch sind.« – – –

Die Nacht war klar und ruhig und der wachthabende Matrose hatte nicht den geringsten Vorfall zu melden. Kein Feuer brannte auf Boisseven Aval. Der Engländer fischte gewiß auf einer andern Klippe.


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