Karl Bleibtreu
Der Aufgang des Abendlandes
Karl Bleibtreu

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8. Urreligion der Kosmogenie.

I

Das Wie der Menschwerdung hüllt sich um so mehr im Dunkel, als jede Zeitrechnung sich widerspricht. Die Eiszeit dauerte angeblich über 400+000 Jahre, aber es gab 4 (Rügen), 3 (Norddeutschland) und sogar nur 1 (Mitteldeutschland) Eisablagerung? Daß der Mensch im Tertiär lebte, ficht man an, weil die Knochenreste am Laplata so sehr heutigen Rassen gleichen, d.h. man erklärt es nur deshalb für unmöglich, weil die Tatsache den Evolutionswahn niederschlägt. Bestritten wird aber nicht »ein zweifellos hohes Alter«, und daß in ziemlich früher Zeit der Indianertyp, wie wir ihn heute kennen, entwickelt (!) war. Schon das genügt, den Evolutionisten einen Klaps zu geben, wie kommt man vollends über die Fundtatsache weg, daß diese Urmenschen, die man als solche nicht anerkennen will, Zeitgenossen des Megateriums waren? Da sie mit den Saurierkolossen zusammenhausten und sich anscheinend von ihnen nährten, ist sicher, daß der Mensch nicht erst im Quartär auftrat. Der älteste beglaubigte Mensch habe vor 320+000 bis 560&nsbp;000 Jahren gelebt, nämlich der Heidelberger, welcher der Neandertalrasse angehört habe? Dies sei in der Günz-Mindel-Zwischeneiszeit gewesen. Daß dieser Unterkiefer, denn weiter haben wir nichts, ein zurücktretendes Kinn hatte, gereicht ihm nicht zur Unehre, denn starkes Hervortreten des Kinns scheint physiologisch analog mit egoistischer Willensspannung, sein Zahnbau aber war menschlich, nicht äffisch. Hätte der prächtige Schädel des Neandertalers sich mit jenem Unterkiefer gepaart, so war ein vollkommener seelisch hochstehender Mensch in Europa vorhanden, als es dort nur gewöhnliche Äffchen gab. Es ist wilde Begriffsverwirrung, von »Neandertalmenschen, Homo mousteriensis und Kiefer von Mauer« (Heidelberg) in einem Atem zu reden, wobei sogar natürliche Reihenfolge umgedreht wird. Der vielleicht aus Asien gekommene Neandertaler war sicher eine andere Rasse als der Heidelberger. Ob das Steintor von Tiahuanaco in Bolivia 100&nsbp;000 Jahr älter als die älteste Pharaopyramide, mag man bezweifeln, doch daß eine der heutigen ähnliche Indianerrasse schon zur Urzeit Amerika bevölkerte, ist sicher, und da soll man evolutionistisch denken!

In einer Anmerkung der Geheimlehre bezeichnet die Blavatzky den »sog. Monismus« als den gefährlichsten Feind, Leute wie Spencer und Huxley seien schädlicher als Büchner und Konsorten. Haeckels Schule kannte sie noch nicht in ihrer Pracht, sonst würde sie nicht zwischen vorsichtigen Monisten und plumpen Materialisten unterscheiden. Ihr selber aber darf man vorwerfen, daß sie dem gemäßigten Darwinismus zu viel Zugeständnisse macht, von der gelehrten Phalanx eingeschüchtert. Begreift sie nicht, daß alles, was in indischer Urweisheit evolutionistisch aussieht, nichts mit Mechanistik gemein hat? Und nur dies ist der springende Punkt, sie durfte daher nie sagen, »hierin stimmen Okkultisten und Darwinisten überein,« sie tun es nirgends. Auch macht sie den formalen Fehler, daß sie dualistisch zu fühlen glaubt, während sie in unserem Sinne monistisch denkt und dabei den Begriff Pantheismus zu weit faßt, der immer unbewußt in Materialismus übergeht. Wer einen letzten zureichenden Grund außerhalb der Welt zugibt, sollte sich nie Pantheist nennen. Das ist nun wieder hier der springende Punkt. Bei ihrem Kampf gegen offizielle Wissenschaft verfällt sie in Unsicherheit, indem sie weiblich diplomatisch Respektsverbeugungen einstreut oder z.B. Virchow, weil er aus Rechthaberei den Haeckelismus befehdete, für ehrlicher hält als den naiven Enthusiasten in Jena, der noch als Greis wie ein Jüngling schwärmte. Wir legen Wert darauf, daß Haeckel und der eifrige Romanleser Darwin immerhin einen höheren Menschentyp darstellen als übliche verlehrt trockene Spezialisten. Ihre künstlerische Empfänglichkeit glaubte für neue Ideale zu streiten, wobei freilich Darwin gelegentlich pessimistische Anwandlungen bekam, Haeckel aber frisch-freifröhlich »das Gute, Wahre, Schöne« auf sein Panier schrieb, während er es tötete und die Massengefolgschaft seiner Irrlehre sich aus Unguten, Unwahren, Unschönen zusammensetzte. Anmaßung einer gelehrten Gilde, die sich einbildet, juristische Pandekten der Natur herausgeklaubt zu haben und damit die Unfehlbarkeit naturwissenschaftlicher Justiz zu begründen, indem sie jedem »Laien« das Recht abspricht, Natur mit unbefangenen Augen zu sehen wie Goethe, den sie fälschlich mit freundlicher Herablassung zu den Ihren zählt – wie allein kann man sie bloßstellen? Wenn man ihre Widersprüche entlarvt und fragt, was eigentlich unwissenschaftlich an Überlieferungen theosophischer Erbweisheit anmute. Dies ist der rechte Weg. Auf der einen Seite lauter Hypothesen anthropomorphisch eingestellten Verstandes mit fast keiner denkerischer Intuition und ohne jede Erfahrung im kosmogenischen Erleben – auf der anderen Seite uralte Überlieferung, deren Glaubwürdigkeit man anzweifeln könnte, die aber gewaltig intuitiv wirkt, d.h. jeder Vernunft einleuchtet und sich auf gewisse nachweisliche Wahrheiten stützt. Was sie darbietet, enthüllt uns die »Natur« in majestätischer Erhabenheit gegenüber ausgeklügelter Unnatur der Mechanik für ordinäres Menschenverständnis. Sehen wir also genau zu unter Verwendung und Durcharbeitung vieler Argumente, wie die geniale Russin sie mit Bienenfleiß zusammentrug, wobei einerlei, ob man ihren Geheimschriftsatz, dessen Strophenstil unbedingt archäisch klingt, für authentisch hält oder nicht. Das ist ebenso Nebensache, wie die verbürgten »Wunder« der Blavatzky, wir halten uns nur an logischen Wahrheitswert.Dreiste Vorrede der Anny Besant zum 3. Band der »Secret doctrine«, worin sie der Gewaltigen auf die Schulter klopft, deren Geist sie geerbt zu haben vorgibt – wie kam er in Annys Propagandaschriften herunter! –, zeigt sie als geeignete Genossin Steiners, der beiläufig mit ihr in eine Querele über ein Hindulegat verwickelt war. Für uns gibt es nur eine Autorität im Okkultismus, die »Schwindlerin Blavatzky«.

Comte dekretierte, man werde nie die chemische Zusammensetzung der Sonne kennen, 30 Jahre später kamen Kirchhoff und Bunsen. Doch was bewies die Spektralanalyse? Daß wahrscheinlich die Chromasphäre des Gestirns uns bekannte Elemente enthält; daraus zu folgern, daß man das Lebensprinzip der Sonne entdeckte, ist lächerlich. Schon Herschel gab zu, daß die Sonne von gewissen Organismen gelenkt zu werden scheine und man nicht wisse, ob nicht organische Lebenskraft erforderlich sei, um Wärme, Licht, Elektrizität zu entwickeln. Später erbaute sich der Physiker Hunt an der Idee, daß die »Photosphäre der Sonnenhülle« (Arago) der ursprüngliche Sitz der Lebenskraft unseres Weltsystems sei. Richardson fügte »Nervenäther« hinzu, was sich mit Paracelsus' Liquor vitae deckt, wonach der Spiritus vitae aus Spiritus mundi entsprang. Metcalfs in Einzelheiten unklare Theorie läuft auf Einheit von Sonne- und Erdkraft hinaus, wobei der Mensch mit Äther geladen sei! Im Gegensatz zum zerstörbaren Individuum sieht Okkultismus in diesem Ätherspiritus das Unzerstörbare, rechnet aber die Sinne dazu als Symptome des Lebensgeistes Krischna, deren verschiedene Feinheit oder Dumpfheit aus extramundanen Ursachen entspringe: offenbar richtig, weil die Sinne, wenn nur körperlich aufgefaßt, nie telepathische Phänomene zeitigen könnten. Paracelsus' magnetischer »Archäus« ist hier klarer demonstriert als jener zweideutige Nervenäther: Lebenskraft ist nicht im Menschen eingeschlossen, sondern strahlt um ihn als leuchtende Aura und kann zu Fernwirkung veranlaßt werden, kann dieselbe Essenz des Lebens vergiften oder reinigen. Wenn Vogt und Huxley über Lebenskraft spotten, so gestand Ouatrefages in unserem Sinne: »Leben beherrscht und leitet die unbelebten Kräfte durch seine Gesetze.«

Wir bemerken, daß wir das großartige Sammelwerk der Blavatzky zwar in diesem Kapitel für unsere Zwecke reichlich exzerpieren, doch in anderer Reihenfolge und in anderer Richtung unter möglichster Weglassung mythologischen Zubehörs mit sorgsamer Sichtung des Wesentlichen, da die Autorin oder ihr »Meister« oft vom Hundertsten ins Tausendste abspringen und das Wichtigste in einen Wust von Anmerkungen verweisen. Unsere eigene Auslegung stofflicher Benutzung ist daher frei und unabhängig. Nun wohl, nach obigen Zugeständnissen bedachtsamer Moderner steht nichts im Wege, alle Planeten als Organismen zu fassen, denen man Blutkreislauf und regelmäßiges Atmen zusprechen darf, das alle Erdwesen in eine Ätheraura eintunkt. Letztere sind wir unbescheiden genug als Lebenskraft zu bezeichnen. Der beschränkte Untertanen-, pardon, Laienverstand begreift nicht, wie man für Kräfte im Plural ohne allgemeines Prinzip auskommen kann. Vitalismus und Neovitalismus (die gewaltsam verpönte Einsicht meldet sich immer wieder, chassez la nature et elle revient au galop) sind Kunstausdrücke für Selbstverständliches, Einwände dagegen spitzfindige Marotten der Unnatur. Übrigens scheint von Annahme der Planeten als psychophysische Organismen (Fechner) bis zu ihrer Auffassung als individuelle Lebewesen höherer Ordnung nur ein Schritt, und die »7 Elohim« als Schöpfer unserer Erdsphäre sind daher durchaus keine kindliche Vorstellung. Die Wissenschaft denkt ja selber so anthropomorphisch, daß sie sich jeden Spott darüber sparen kann, wenn die Alten sich Naturkräfte als Göttersymbole zurechtlegten.

Ein bedeutsames Kapitel öffnet sich im Entstehen der Augen, sie wachsen im menschlichen Embryo von innen nach außen aus dem Gehirn, schon das wirft Haeckels mechanistische Phantasie um, das Auge entstehe nur durch Veränderungen der Epidermis. Nun liegt aber ein drittes Auge versteint und tot auf der Rückseite des Kopfes und hinterließ die Zirbeldrüse. Laut esoterischem Kommentar lag hier das Instrument geistigen Schauens, das in der »vierten Rasse« immer trüber wurde. Dagegen trug die älteste Zeusstatue auf Argos ein drittes Auge auf der Oberspitze der Stirn, tatsächlich besitzen noch heute Halleria-Eidechse, Chamäleon, einige Reptile und Fische drei Augen, unstreitig sind also Veränderungen der Sehorgane vorgegangen. So absurd Descartes' Betonung der Zirbeldrüse scheint, liegen Anzeichen vor, daß sie in ihrer Verbindung mit Rückenmark und Sexualorgan eine sozusagen symbolische Bedeutung hat. Sobald Sexuales überwiegt, verkümmert sie, trocknet aus? Hier würde sich für unsere Logik die vom Chela geforderte Keuschheit physiologisch für geistiges Schauen begründen. Die Paläontologie erfuhr, daß die Ursaurier auch das dritte Auge besaßen, das bei den Tieren allmählich abstarb wie beim Menschen, nachdem die zwei Stirnaugen von innen nach außen wirkten. D. h. je einfacher die Wesen, desto mehr überwog geistiges Schauen, je komplizierter das physische Gewebe, desto sinnlicher wurde das Sehen. Lächelt man über Zyklopenaugen, sollte man sich erst vergewissern, ob Zyklopenriesen existierten. Dafür sprechen die unbegreiflichen Zyklopenbauten, noch mehr die Riesenstatuen auf der polynesischen Osterinsel und bei Bania am Hindukusch, die unmöglich von gewöhnlichen Menschen verfertigt sein können. Sollen die »Sagen« über Atlantierriesen am Ende nicht recht behalten, nachdem die Existenz der Atlantis endlich wissenschaftlich feststeht? Als man Riesenskelette entdeckte, erzählten Indianer, ihre Urahnen hätten Blitz und Donner verspottet, da sie viel mächtiger seien, dafür habe eine große Flut sie getötet. Unterm kalifornischen Tafelberg fand man Schädel eines Menschen, der lange vor Entstehen des Gebirgs lebte, im Ural zwei versteinerte Riesen, die lange vor der Flut gelebt haben müssen. Cuviers Katastrophentheorie wird übrigens heute durch Ingenieur Hördiger aufgenommen und seinen Hauptschüler Fischer, wonach Monde, auf die Erde fallend, sie zerstören und neubauen.

Die Zyklopenbauten bei Stonehenge, West Houndley, Carnac verraten außerdem erstaunliche Kenntnis der Statik, die Erbauer hatten nicht nur Riesenkräfte, sondern weit offene Augen großer Intelligenz. Damit nicht genug, werden sprechende beseelte Steine bis auf Plinius beglaubigt, sich bewegende Steine kann man kaum anzweifeln nach dem »Riesentanz« bei Stonehenge. Natürliche Erklärungen versagen, denn man gibt zu, daß diese riesigen Monolithen völlige Fremdlinge sind, so auch die kolossalen Granitblöcke in Sibirien, wo es sonst weder Berge noch Felsen gibt, ein Fels in Irland stammt mineralisch aus Afrika, zur irischen Überlieferung stimmend, daß ein Zauberer die Steinkreise aus Westafrika brachte. Eine Million Pfund schwere Steine hat man aus fernen Erdteilen übers Meer nach Britannien gebracht? Das tat natürlich die blinde Natur, sie bestimmte mathematisch die geordnete Steinlage in Stonehenge und gab ihr die Form der Tierkreiszeichen! Scherz beiseite, auch die beweglichen Steine von Golkar mit ihrem unglaublichen Gleichgewicht sind das Werk intelligenter Wesen, die überall über den Globus zerstreuten Monolithen und Felsbauten, die man im indischen Ellora dem »Baumeister der Götter« zuschrieb, beweisen die Tätigkeit von Zyklopen, wie die Griechen sie nannten. Dahinter tut sich aber gleich ein tieferes Geheimnis auf, die Schaukelsteine hießen »Steine der Wahrheit«, prophezeiten und hatten Individualwillen. Der Argonautenstein in Cicicum – so benannt wegen seines Uralters – lief mehrmals fort, der ins Irische Meer geworfene Monastein kehrte an seinen gewohnten Platz zurück (bezeugt 1554). Märchen, nicht wahr? Möglich, obschon Kenner der Antike sich längst Skepsis abgewöhnten, Leute wie Herodot, Plinius usw. für wahrheitsliebend zuverlässig halten, überhaupt viel Unverschämtheit dazu gehört, Griechen und Ägypter, von deren Hochkultur wir ständig neue Zeugnisse empfangen, als leichtgläubige Kinder zu verlachen. Auch Mittelaltermenschen ließen sich zwar Heiligenfabeln aufschwatzen, nicht aber das Zeugnis ihrer eigenen Augen verfälschen. Ein singender Stein (Memnonsäule) ist physikalisch leichter zu erklären als ein tanzender, schaukelnder jener Bauten, sie sind aber Tatsache. Da sie und offenbare Riesenerbauer feststehen, sollte man auch bezüglich Zyklopenaugen und prophezeienden Steinseelen zurückhaltender denken. Es kommt aber noch besser. Die Gräber von Karnack wie in Indien und Malakka enthalten Knochen von riesiger Größe, dieselben Becher- und Schalenzeichen in Felsen finden sich in Naypur wie im hohen Norden. Also haben diese Steinkreise überall einen bestimmten Sinn, Heiligtümer uralter Menschheit, von der wir nur wissen, daß sie von hohem Wuchs und hoher Intelligenz war, worin steinerne und schriftliche Urkunden übereinstimmen.

Trotz aller Vogel-Strauß-Politik bekommt der Darwinismus hier gleich einen scharfen Riß. Diese Zyklopen waren dem stärksten Gorilla physisch weit überlegen und der berühmte gemeinsame Ahne müßte ein Biest gewesen sein, vor dem alle Saurier die Schwänze einkniffen. Wenn die Natur es als Homo sapiens in ihr Budget einstellte, müßte sie dazu eine Jahrmilliarde vorausgabt haben, d. h. so lange, als nach höchster Schätzung die Abkühlung der Erdkruste begann! Doch nur den 20. oder gar 200. Teil dieser Zeit geben die Geologen dem ersten Auftreten des Säugetiers, spaßige Darwinisten lassen sogar erst vor 100+000 Jahren den Uraffen auf allen Vieren spazieren gehen, was einigermaßen zu den üblichen »6000 Jahren« historisch falscher Zeitrechnung paßt. Das ist nun freilich ein sehr unwissenschaftlicher Scherz, denn der Mensch fand sich ja fossil schon vor Millionen Jahren im Quartär und sogar Miozän Europas. Dieser war sehr verschiedenen Wuchses, anscheinend nie ein Riese, Virchow spottet über die Hünengräber ohne Hünenknochen. Solche Weisheit ist wieder mal fadenscheinig, indem sie von der naiven Ansicht ausgeht, die Vorrassen müßten sich geglichen haben wie ein Ei dem anderen, obwohl seit historischem Alter so grundverschieden. Wenn aber das Urbiest sich vor seinen Nachkommen so schämte, daß es kein fossiles Merkzeichen hinterließ, so hinterließen die Atlantierriesen auch nichts als steinerne Urkunden und chronistische, sagenhafte Überlieferungen, weil sie alle mit Mann und Maus das Meer begrub. Aha, die Sintflut? Allerdings, nur in unvergleichlich größerem Maßstab. Die zwei oder richtiger drei ersten Kontinente, die der Erdball seinen Kindern lieh, gingen unter: Hyperboräische Halbinsel größtenteils (heute Arktik), Lemurien fast ganz (Überrest Polynesien), Atlantis ganz. Von ihr retteten sich nur einzelne Gruppen (Noah) teils nach dem neuen Ägyptendelta über ihren äußersten Südrand (heute Nordwestafrika und kanarische Inseln) und ihren Ostrand Britannien nach der Bretagne, von wo ihre Priesterheiligen erneut die Steinkreise der Urreligion verbreiteten und ihr Kulturerbe zum Nil und Euphrat mitteilten, selbst aber als Halbgötterpharaonen und Hohepriester später allmählich ausstarben. Als Odin, Deukalion, Merodach, Krischna leben sie mythologisch fort, ihre Vorfahren aber als Titanen zur Zeit der ältesten Dinosaurier. Was ist dawider einzuwenden? Nichts, denn alle Geologen sind einig über Untergang des atlantischen Kontinents im Tertiär, wo unter allen Umständen der Mensch dies weite Land bewohnte, und da sich die späteren Zyklopenbauten auf keine andere Weise erklären lassen, so füllen eben die untergegangenen Zyklopen die Lücke, die der Darwinist zum Affen sucht, sie sind das missing link. Natürlich bedeutet dann unsere neue »vierte Rasse« große physische und vielleicht noch größere psychische Degenerierung. Wie das Auge haben seither alle Sinnesorgane von innen nach außen eine umgekehrte Involution geübt, objektive Plastik der Gestaltungsgabe versank in gespreizt subjektivem ohnmächtigen Willensdrang. Hypothese? Mindestens eine geschichtliche, d. h. auf Urkunde fußende.

Demgegenüber wird in Evolutionsausdrücken jede Art von Wesen aufgefaßt als »Produkt von Modifikationen, die in unmerklichen Abstufungen an einer vorhergehenden Art von Wesen bewirkt wurden, so wie organische Stoffe im Laboratorium durch Vorgänge künstlicher Evolution hervorgebracht werden«. O Herbert Spencer! »Künstlich« innerhalb eines angeblich automatisch arbeitenden Naturmechanismus? Sind künstliche Übergänge möglich, so bleibt der Phantasie jede Möglichkeit offen, was alles die Urzeit in Modifizierung vollbracht haben mag. »Unmerklich« ist nicht übel, wo die Natur mit den fürchterlichsten Kataklysmen arbeitete! Darwinische langsame Aufwärtszüchtung ist eigentlich schon hiermit erledigt. Deshalb sträuben sich die Anhänger mit Händen und Füßen gegen früheres Erscheinen des Menschen, doch mußten die Quartärverfechter allmählich nachgeben, daß der Europäer zugleich mit einem einzelnen Affenexemplar im Miozän und wahrscheinlich schon Eozän gefunden wurde. Darauf aber die Existenzmöglichkeit der ersten Menschen beschränken wollen, ist blanker Unverstand. Denn daß auf der damaligen kleinen Halbinsel Europa Menschen sich bewegten, die weite Atlantis aber mit großartiger Fauna und Flora unter besonders tropischer Sonne von Menschen unbewohnt blieb, ist eine kindische Vorstellung. Als sicher gegeben Bestehen dieser Atlantis, als fast urkundlich bewiesen dortiges Bestehen einer Zyklopenrasse und ihr Untergang, selbst wenn die Überlieferung bis auf Plato ihre dämonische Hochkultur übertriebe, schrumpft also die Evolution darauf ein, daß sie erst für heutige 5. Rasse und ihre begleitende Fauna gelte. Abgesehen von der Lächerlichkeit, daß ein Weltgesetz plötzlich erst begonnen hätte, ist auch das leerer Wahn. Nach Verschluckung der Saurier und Riesenbeuteltiere blieben alle Tiergattungen konstant, sofern sie die Eiszeit überdauerten, der Mensch aber – auf den es uns Menschen allein ankommt – stand nie tiefer als heute, wahrscheinlich einst viel höher. Die Durchlöcherung papierner Evolutionsphrase dient zur Eröffnung unbegrenzter Möglichkeiten, denn können ganze Rassen zerstört werden, so fehlt auch jedes connecting link zu den zwei Ursprungsrassen, die laut Geheimlehre ungeschlechtlich und schattenhaft feinstofflich als Elohimkinder dahinlebten. Bei jeder natürlichen oder künstlichen Evolution hätten die fabelhaften Atlantier Götter werden müssen, doch die letzten Spuren der lemurischen Rasse sind ganz ungleich: hünenhafte Polynesier, zwerghafte Tasmanier und Papuas, teils unzivilisierbar, teils lebensunfähig, nur die Papuas mit Anklängen erhabener Urreligion. Verbesserung des ausgezeichneten Aurignaciers bis zu Geheimrat Haeckel erweckt hingegen geheime Tränen des Beileids.


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