Roland Betsch
Der Wilde Freiger
Roland Betsch

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11.

Doktor Held, der Reporter des Berliner Abendblatts, trat mit dem Hauptmann Berthold vom Reichsluftministerium in das Privatkontor Hans Welkers.

»Wollen die Herren einen Augenblick Platz nehmen, Herr Direktor ist im Betrieb.« Der einarmige Hauswart zog die Mütze.

Doktor Held strich sich über das Gesicht und ließ neugierige Blicke in dem Raum umherschweifen. »Das Ganze atmet Fliegerei, was, Herr Hauptmann?« Er rieb die Hände und ließ sich in einen Ledersessel fallen.

Hauptmann Berthold, ein Flieger aus der alten Schule, der vom Kriege her ein steifes Bein hatte, hinkte nach dem breiten Sofa und setzte sich langsam. »Ja, ja!« sprach er fast resigniert. »Früher sah das anders aus. Wie ich noch meine heilen Knochen hatte. Eine kalte Bretterbude, im besten Falle weiß gestrichen. Ein Tisch, zwei Stühle und ein hübsches Tippfräulein. Die Romantik der Fliegerei ist dahin. Sie ging rasch, zu rasch. Ich denke noch an meine erste Taube, die ich flog. Sie war ein Stück von mir selbst, wahrhaftigen Gott! Ein Stück von meiner Seele. Ich habe selbst geholfen, sie aufzutakeln, mühsam, und durch manche petroleumschwelende Nacht hindurch. Heute ist das alles Serienfabrikation geworden. Serienauftrag, Herr Doktor! Verstehen Sie das Wort? Unter zweihundert Maschinen rentiert sich kein Auftrag mehr!«

»Ach, was Sie nicht sagen? Da ist sozusagen der ganze romantische Nimbus flöten gegangen?«

118 »Nichts wäre interessanter als eine wahrheitsgetreue Geschichte der Fliegerei. Sie hat sich rasend entwickelt, aber dabei hat sie sich ihren ureigenen Individualismus abstehlen, abhetzen lassen. Früher war sie ein Stück Poesie, eine gute Freundin für starke Naturen und waghalsige Dickschädel. Heute ist sie ein Industriezweig.«

Doktor Held zog einen Notizblock aus der Tasche und kritzelte. »Ich darf mir wohl einige Gedanken notieren. Es ist die verfluchte Plage der Presse, daß sie über alles schreiben soll.«

»Ich begreife überhaupt nicht, daß Sie noch etwas in die Zeitung bringen von der Fliegerei. Liest denn das überhaupt noch ein Mensch? Ich glaube nicht.«

»Ist ja nur wegen des großen Preisausschreibens. Da wird das Interesse wieder wachgerufen, weil . . .«

»Weil das Geld dabei eine große Rolle spielt!«

»Da haben Sie gar nicht unrecht. Glauben Sie, daß Herr Welker uns aus seiner Zukunftsmusik überhaupt etwas vortuten wird? Ich für mein Teil . . . Aha!«

Hans Welker riß die Tür auf und griff theatralisch an die Mütze. »Servus, meine Herren! O, Herr Hauptmann! Das macht Spaß, Sie mal wieder zu sehen.« Mit gesuchter Höflichkeit streckte er die Hand hin und dachte: Wenn sie nur schon wieder draußen wären.

»Bitte, bleiben Sie doch sitzen! Was macht Ihr Bein? Ja, ja, die Fliegerei hat manchen und manches auf dem Gewissen.«

»Darf ich Sie bekanntmachen? Herr Doktor Held vom Berliner Abendblatt.«

Hans Welker streckte lachend beide Hände hoch.

»Interview! Interview! Lieber Herr Doktor und Zeitungsfritze, fragen Sie mich nur nicht nach meinen Plänen. Ich werde Tag und Nacht nach meinen Plänen gefragt. Glauben Sie nur, Herr Doktor, wenn ich Ihnen wirklich etwas sage, ist es doch gelogen.«

Der Reporter lachte wie über einen guten Witz und streckte beide Daumen in die Ausschnitte der Weste.

119 »Haha, kann ich mir denken!«

Hans Welker setzte sich auf den Schreibtisch und spielte mit einem Tourenzähler, der auf dem Tisch lag. »Für einen Flugzeugindustriellen ist es die erste Bedingung, daß er entweder versteht den Mund zu halten, oder daß er lügen kann wie ein . . . na, wie ein . . .«

»Wie ein Flugzeugindustrieller!« fiel ihm Hauptmann Berthold lachend in die Rede.

Hans Welker spionierte aus den zusammengekniffenen Augen. »Stimmt! Ich will Ihnen was sagen! Kurt Seeberger ist zurzeit hier. Den müssen Sie kennen lernen. Verbringen Sie doch einen Abend mit ihm, und ich wette einen Korb Sekt, daß Sie auf Ihre Rechnung kommen. Der erzählt aus seinem Räuberdasein, von meinem sensationslüsternen Leben und aus der Fliegerei überhaupt, daß Sie einen Zeitungsroman mit fünfhundert Fortsetzungen draus schreiben können. Die Lügen darin sind schwärzer als die Druckerschwärze. Der weiß alles! Alles!«

Er vollführte mit der Hand eine Bewegung durch die Luft.

Hauptmann Berthold reckte den Hals und machte mehrere Drehungen mit dem Kopf, da ihm der Kragen zu hoch war. »Ich habe schon vorhin zu Herrn Doktor gesagt,« sagte er, »es müßte jemand kommen, der eine Geschichte der Fliegerei schreibt. Aber wahrheitsgetreu und unverfälscht. Angefangen mit der Zeit der armseligen Flieger-Bohême, da man sich seine Maschinen selbst mühsam zusammenschlosserte, da man dem Tod wie einem alten Freund und Spaßmacher Guten Tag sagte, da der Mensch, das Volk, das Publikum noch lächelte über die ersten kränklichen Flatschversuche, da tausend Meter eine unermeßliche und sagenhafte Höhe waren und man sich zu den Sonnenstürmern des Lebens zählte. Gerade Sie, Herr Welker, kennen diese Zeit am besten.«

Hans Welker bog die Finger. »Man hat mir das schon oft zum Vorwurf gemacht. Ich selbst aber bin 120 gerade stolz darauf, daß ich Autodidakt bin. Was war ich früher? Ein verlotterter Gymnasiast. Was bin ich jetzt? Ein Millionär! Was liegt dazwischen? Wer fragt danach! Dazwischen liegt vor allen Dingen, daß ich dem Tod tausendmal ins Gesicht gespuckt habe.«

Er sprang vom Schreibtisch und trat auf Doktor Held zu. »Das echte Fliegen ist und bleibt ein Reservatrecht für Vögel und Vogelnaturen!«

Doktor Held zog an der Krawatte und erwiderte: »Aber heutzutage fliegt doch jeder Bäckergeselle.«

»Sehr richtig. Sie sprechen eine große Wahrheit aus. Daran ist die Fliegerei zugrundegegangen. Hat sich selbst den Hals gebrochen. Man fordert heutzutage Maschinen, die jeder Stümper fliegen kann. Einer solchen Maschine fehlen die Nerven.«

Hans Welker schaute nach der Armbanduhr und drehte an der Mütze.

»Meine Herren! Ich will Ihnen gern meine Fabrik zeigen, aber da müssen wir uns beeilen, denn ich will noch nach dem Flugplatz fahren.«

Sie gingen durch die große Teilschlosserei. An dreihundert Schraubstöcken wurde gehämmert, gefeilt und gesägt. In langen Reihen standen die rußigen Arbeiter, in öl- und fettbeschmutzten Anzügen, und hoben kaum für einen Augenblick den Kopf, wenn die Besucher stehen blieben.

Hans Welkers Stimme hatte einen schnarrenden Befehlston angenommen. Hier war er der Allgewaltige, der Despot, dessen Blick genügte, um zu zerschmettern. Mit seinen raschen, eckigen Schritten ging er durch die große Halle und schrie durch das helle, klingende Hämmern und das schnarrende Kreischen der Metallsägen:

»In diesem Raum werden sämtliche Beschlag- und Steuerteile meiner Maschinen serienweise hergestellt. Der Hauptverdienst liegt in der Serienfabrikation. Hier sind Arbeiter, die wochen-, ja monatelang dieselbe Arbeit verrichten.«

121 »Das heißt,« fiel Doktor Held ein, »der einzelne Mensch wird hier geistig getötet. Die Intelligenz spielt keine Rolle mehr.«

»Danach fragt die Großindustrie nicht. Die Arbeitsteilung erhöht die Produktion, verbilligt die ausgezahlten Löhne, liefert einwandfreie Arbeiten und gestaltet den Menschen mehr und mehr zur Maschine um.«

Durch eine eiserne Tür kamen sie in eine Klempnerei. Ein ohrenbetäubender Lärm herrschte. Der Reporter hielt sich die Ohren zu. »Verflucht, hier wird ja dem normalen Sterblichen das Trommelfell gesprengt. Haben Sie nich 'n bißchen Ohrenwatte?«

Riesige Stapel an fertigen und halbfertigen Benzintanks standen umher, kleinere Oeltanks lagen zu Haufen beisammen, und große Motorhauben aus gewalztem Aluminiumblech strebten aufgeschichtet bis zur Decke. Der donnernde Lärm der Holzhämmer und Nietmaschinen erstickte die eigenen Worte. Glänzende Aluminium- und Messingtafeln wurden von riesenhaften Messern zugeschnitten, rollten ächzend durch Börtelmaschinen, wurden in rasendem Tempo über Formen gehämmert und mit Kupferbolzen zusammengenietet.

An einem langen, schwarzverbrannten Tisch saßen etwa ein Dutzend Schweißer und Schweißerinnen.

»Hier wird Aluminium geschweißt,« brüllte Hans Welker. »Das ist eine Arbeit, die nicht jeder leisten kann. Talente im Verborgenen.«

Sie kamen in die Tischlerei, eine riesengroße, geräumige Halle. Auf breitbeinigen Holzböcken lag eine Unzahl von Flügelgerippen. Zum Teil schon fertig für die Bespannung, zum Teil im Entstehen.

Hunderte von Arbeitern und Arbeiterinnen waren damit beschäftigt, die Beschlagteile anzubringen und die feingliedrigen Spieren auf die Holme zu ziehen. Kolonnenweise eingeteilt, hatten sie, jeder für sich, ein bestimmtes Programm zu erfüllen. Wie eine Maschine mit tausend unsichtbaren Fäden arbeitete dieser Betrieb, 122 ohne Reibung und Stockung und aufs peinlichste organisiert. Zu beiden Seiten der Halle standen die Tischler, ausgerichtet wie die Soldaten, und Hobelbank reihte sich an Hobelbank. Am Kopfende war die Spieren- und Holmabteilung. Schnarrende Band- und Pendelsägen, rasselnde Fräser und Bohrmaschinen und zischende Maschinenhobel rauschten hier in betäubenden Akkorden die mächtige Sinfonie der rastlosen Arbeit.

Hans Welker stand mitten in der Halle. Dürr und hager, die Hände in den Hosentaschen, ließ seine unruhigen Augen über die Schar der Arbeiter gleiten. Etwas Trotziges, Unnahbares lag in seinen Zügen.

»Meine erste Maschine habe ich mit drei Schlossern gebaut, meine Herren! Ich habe mich um keine Festigkeitsprüfung und keine aerodynamische Berechnung gekümmert damals, aus dem einfachen Grunde, weil ich von dem ganzen Plunder nichts verstand und auch jetzt noch nicht viel verstehe. Heute kann ich monatlich zweihundertundfünfzig Maschinen hinausschmeißen, wenn es darauf ankommt. He! Möller! Kommen Sie mal her! Dalli, dalli!«

Er stampfte mit dem Fuß. Der Tischlermeister sprang eilfertig herbei. »Wieviel Satz Flächen liefern wir am Tag, Möller?«

»Nu, dat wer'n wohl bald fünfzehn Satz im Durchschnitt sein, Herr Direktor.«

Hauptmann Berthold humpelte mit Kennermiene um eine fertige Fläche und prüfte die Spieren. »Zu meiner Zeit waren diese Dinger mindestens doppelt so schwer. Heute sind sie schon bald aus Papier, und halten auch.«

»Und müssen noch leichter werden,« warf Hans Welker ein. »Man ist immer noch zu ängstlich mit der Gewichtsersparnis. Die Behörden haben den ganzen Flugzeugbau verrückt gemacht mit lauter Festigkeitsprüfungen und Sicherheitsfaktoren.« Er ging zu der Fläche und riß an dem dünnen Verspannungskabel. »Glauben Sie, daß man früher so was gekannt hat? Klaviersaitendraht 123 hat man da angebunden, und hier sehen Sie jetzt ein kreuzgespleißtes Kabel mit achtfacher Sicherheit.«

Ueber den großen Fabrikhof schritten sie in die Halle für Rumpfbau.

»Ich habe im ganzen etwa fünfundsiebzig verschiedene Typen gebaut seit dem Kriege, und meine sämtlichen Rümpfe sind aus geschweißten Stahlrohren. Das einfachste und zuverlässigste, wenn man gute Schweißer hat.«

In langen Reihen aufgebaut standen die Stahlrohrrümpfe da. Leicht und zierlich.

»Ueber zweihundert Schweißbrenner arbeiten in diesem Raum, und täglich verlassen ungefähr zehn Rümpfe die Halle und wandern nach der Montage. Meine Herren, ich kann Ihnen nur das Hauptsächlichste zeigen, die vielen kleinen Unterabteilungen wollen wir uns schenken.«

»Sagen Sie mal gefälligst, Herr Direktor, wäre das nicht ganz angebracht, wenn Sie zu gleicher Zeit zu jeder Maschine einen Sarg nageln würden? Das sind doch Handwerke, die ineinander arbeiten.«

Durch die große Tapeziererei und Malerei kamen sie zur Rumpfmontage. Hier wurden die Steuer angebracht, die Steuerleitungen verlegt, die Betriebsstofftanks und Instrumente eingesetzt und zuletzt die Motoren eingebaut.

»Ich werde Sie jetzt«, sprach Hans Welker blinzelnd, »durch das Allerheiligste meiner Fabrik im Sturmschritt führen. Machen Sie die Augen nicht zu weit auf, damit Sie mir nichts herausgucken.«

Er öffnete eine mit Sicherheitsschloß versehene Tür und ließ die beiden mit einer steifen Verbeugung eintreten. »Hier ist die Versuchsabteilung. Das Gedankenzentrum meines Werkes. Ich will Ihnen auch verraten, daß in diesen geheimnisvollen Räumen auf die Million spekuliert wird, die das Luftministerium ausgesetzt hat.«

»Das ist interessant. Augenblick, ich will mir bloß notieren, das gibt die Pointe für meinen Bericht.«

124 Hans Welker drängte durch die Hallen, in denen eine Flugzeugfabrik im Kleinen vereinigt war. »Meine ganze frühere Fabrik war nicht halb so groß wie diese Versuchsabteilung. Frißt Geld hier, meine Herren, frißt lausig Geld.«

»Frißt Silber und führt Gold ab, was?«

Sie traten ins Freie und kamen zum Seeufer, von dem ein betäubender Lärm herüberschallte.

»Probelauf der eingebauten Motoren,« krächzte Hans Welker durch das Rauschen der Propeller. Ganz eingelernte Phrase war er hier.

Ein scharfer Ostwind blies über die Eisdecke des Sees und wirbelte staubartigen Schnee in sprühenden Wolken auf. Müde schlich die Sonne hinter glühende Abendwolken, und ein dämmerndes Rot flutete über das eingeschneite Land.

»Wunderbare Gegend hier. Aber lausig kalt! Was, Herr Hauptmann?«

Doktor Held stülpte den Pelzkragen hoch und pustete dampfende Atemwolken durch die Nase.

»Kommen Sie rasch, meine Herren, hierher! Gehen Sie dem Propellerwind aus dem Wege.« Hans Welker sprang über den Landesteg aufs Eis und schaute nach oben. Die beiden folgten.

»Sehen Sie, fliegt er nicht einen sauberen Propeller? Das ist der Graf Scanzoni!«

In einer steilen Linksspirale kam ein Zweidecker durch die Wolken.

»Um Gottes willen, das Ding brennt ja!« schrie Doktor Held.

»Denkt nicht daran! Das ist die Sonne!«

In glühendes Rot getaucht, stieß die Maschine zur Erde.

»Er landet hier bei der Fabrik. Was sagen Sie zu der Kiste, he, Herr Hauptmann? Liegt sie nicht schnittig in der Luft?«

Langsam ausschwebend landete der Doppeldecker dicht am Steg auf der leichtbeschneiten Eisdecke.

125 Behäbig und mit lässigen Bewegungen kletterte Scanzoni aus der Maschine und kam schwankend auf Hans Welker zu. Von seinem Gesicht war nichts zu sehen. In dichte Pelze gehüllt, trottete er wie ein Bär über das Eis. In der einen Hand trug er zwei Barographen.

»Heuten friert einem oben der Magen zu. Guten Abend, meine Herren!« Mit der Hand griff er an die Ledermütze. »Scanzoni!« Nun erkannte er den Hauptmann. »Richtig, Berthold! Menschenskind! Das ist nett, daß Sie hier mal wieder auf der Leinwand erscheinen. Ja, ja, Sie sehen, ich flattere immer noch in der Gegend herum. Ist ja Blödsinn, aber ich brauche Nervenkitzel, sonst verludere ich.«

»Darf man sich die Fliege da mal näher begucken? Das Ding sieht ja verflucht schlank und unterernährt aus.«

Hans Welker faßte ihn am Rockärmel. »Meine Herren, ich darf Sie bitten, meine Geheimnisse zu respektieren! Was da vor Ihnen steht, ist nämlich ein Geheimnis. Es ist meine neueste Maschine. Also bitte die Kameras in der Tasche lassen!«

Doktor Held warf einen scheuen Blick nach der feinschnittigen Maschine. Sie wurde schon von mehreren Arbeitern ans Land gezogen und verschwand in einer Halle. Doktor Held blies die Backen auf. »Neueste Maschine,« sprudelte es hervor. »Aber, bitte, Herr Direktor, können Sie mir da nichts Näheres auf die Seele binden? Darf da gar nichts verraten werden? Eigentlich ist das ja der Grund, warum ich Ihnen in die Bude geschneit bin. Wie fliegt das Ding? Ist sie gut? Was? Steigt sie? Was? Wie? Ist sie schnell? Was? Werfen Sie mir doch gefälligst ein paar Zahlen an'n Kopf, wenn's auch gelogen ist! Ganz egal! Gaaanz egal!«

»Einen Augenblick, meine Herren!«

Scanzoni trat mit Welker beiseite und öffnete die Barographen.

126 »Sie können ruhig ein bißchen lauter reden! Herr Hauptmann, stoppen Sie sich als alter Fachmann jetzt mal gefälligst Watte in die Ohren!«

Während Hans Welker die Streifen studierte, flüsterte Scanzoni: »Ich habe eine Begegnung gehabt, Welker!«

»Eine Begegnung? wo?«

»In achttausend!«

»Wen?« Hans Welker fragte und wußte es doch.

»Deinen Bruder! Er tauchte vor mir aus den Wolken mit seiner neuen Maschine.«

Hans Welker richtete ein Paar mißtrauische Augen auf Scanzoni. »Was hältst du davon?«

Graf Scanzoni zuckte mit den Achseln und zeigte nach dem Barogramm. »Die Zeit ist gut. Das siehst du. Aber hier oben von sechstausend ab ist wieder der verdächtige Kniff in der Kurve.«

Hans Welker schob die Barogramme in die Tasche, sah stirngerunzelt zu Boden und sprach leise: »Motorfrage! Nur Motorfrage!«

Aufgerichtet, mit gleichgültig starrem Gesicht: »Darf ich Sie bitten, meine Herren!« 127

 


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