Roland Betsch
Der Wilde Freiger
Roland Betsch

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8.

Sie traten in die niedere Gaststube. Eine fröhliche Gesellschaft von Sportsleuten saß hier an einem großen, runden Tisch, auf den eine unförmige Petroleumlampe mit riesigem Schirm herunterhing.

Ein hochaufgeschossener, magerer Bayer mit tiefgebräunter Haut und sehnigem Hals sang gerade zur Gitarre mit tremolierender Stimme: »Allerwei hoaßt's lustig sei, auf derer Welt . . .« Der Kehrreim wurde von der Korona begeistert mitgesungen. Währenddessen hustete der Hochaufgeschossene und fuhr sich atemholend mit der Hand durch die Haare. Er hatte den Rock an den Nagel gehängt und ein Kamelhaar-Sweater um die Schultern gebunden. Die beiden anderen lagen in die Bank gerekelt und hatten die Beine auf einem Stuhl liegen. Der eine hatte knallrote Haare, die ihm steif wie Seehundsborsten vom Kopf standen, und ein sommersprossiges, rundes Gesicht mit einer gutmütigen Stulpnase und lustig flackernden Aeuglein. Er sang mit komisch nach der Seite gezogenem Mund und legte dabei den Kopf in den Nacken. Der dritte mochte bestimmt seine sechzig Jahre auf dem Gewissen haben, trug einen langen, grauen Rübezahlbart und kurzgeschnittenes Kopfhaar, was seinem Gesicht einen Anstrich von Possenhaftigkeit gab. Die Augen stachen hinter einer großen Brille hervor, und beim Singen sah man keine Lippen, sondern nur diese spaßhaften Bewegungen der verwilderten Barthaare. Er hatte einen kurzen, hellblauen Gebirgsjanker mit verschnörkelten Hornknöpfen und ein rotes Tuch um den Hals geschlungen. Dann waren da 96 noch zwei junge Damen im Dirndlkostüm, mit weißen Strümpfen und klirrenden Münzketten um den Hals.

Hans Welker war unschlüssig, wo er Platz nehmen sollte. Aber Herta Land ging geradeswegs auf den runden Tisch zu. »Skiheil!«

»Heil!« kam es zurück, und der Gitarrespieler unterbrach seinen Vortrag. Sie nahmen beide am Tisch Platz und bestellten heißen Apfelwein.

»Wir kommen von unten«, sprach Herta Land und zog die Jacke aus, »und wollen morgen über Schindler und Valuga nach Zürs.«

»Do hoams iatzt grad a guats Wett'r troff'n. Mei Name is Loibl,« antwortete der Lange mit der Gitarre. »I haaß beim Sport allwei bloß der ›lange Loibl‹. Wissen's, do kennt mi scho a jed's Kind. I woar der erste, der mit dö Bretln auf d'Heiderwandt nauf is. Stimmt's, Latschen-Toni?«

Latschen-Toni war der Rotborstige. Er öffnete einen breiten Mund mit großen Zähnen. »Sell wird scho stimmen, wennst net lüagst!«

Welker stellte Herta vor und verschwieg absichtlich seinen Namen. Er verlor selbst hier seinen Dünkel nicht. Das wollte er später sagen, gleichsam als kleine Ueberraschung; denn in Sportkreisen war sein Name bekannt. Aber er hatte sich etwas verrechnet, denn der graubärtige Rübezahl stellte sich jetzt vor, erklärte einwandfrei, daß er Muschke heiße und die beiden Damen seine Töchter seien.

»Dös oane Diandl is d'Lotte,« fiel der Latschen-Toni ein, »und die oandre hoaßt Mieze! Stimmt's, Loibl?«

Muschke fuhr fort: »Eigentlich bin ich ja erstaunt, Herr Welker, Sie so abseits von den Flugplätzen zu finden.«

Die andern blickten überrascht auf.

»Woher kennen Sie mich?« sprach Hans Welkem mit seinem unmotivierten Lächeln.

97 »Ja, die Welt ist klein, und mein Absatzgebiet ist groß. Ich habe Ihnen schon im ersten Jahre des Weltkrieges einige tausend Meter Flugzeugleinen verkauft.« Mit kollerndem Lachen strich er sich durch den langen Bart. »In mir haben Sie wohl keinen Industriellen vermutet, jaja! Wir haben uns manchmal in den Haaren gelegen, und nun treffen wir uns im verschneiten Vorarlberg, und ich bin froh, daß ich mich mit keinen Reklamationen zu ärgern habe.«

Der rote Latschen-Toni grinste und befühlte Hans Welkers Anzugsstoff. »Wiassen's« stellte er mit Befriedigung fest, »für unsere Gegend is dös Zeigs halt ganz ungeeignet. Der Stoff saugt und is halt vui z'schwer. Aber vui z'schwer! Do schaug'n S' mein Stoff o, dös is dös Richtige. Schaug'n S' nur her!«

Er rieb an seinen Hosen und machte sich schon zu einem Angriff auf Hertas Manchesterstoff sprungbereit. Der war natürlich noch ungeeigneter. Aber der lange Loibl unterbrach ihn. »Weißt, Muschke,« rief er und reckte den sehnigen Schwanenhals, – »iatzt mußt oans auf d'r Zither aufspuil'n!«

Muschke hatte eine Zither auf der Bank liegen.

Er ließ sich das nicht zweimal sagen, stimmte vorerst eine Zeitlang an den Saiten herum, ließ eine schnalzende Introduktion los und sang mit grollendem Baß:

»Und der Hans schleicht umher,
Trübe Augen, blasse Wangen,
Und das Herz voll Verlangen.

Hans Welker fand das langweilig. Er schaute immerfort auf diese dunkle Oeffnung zwischen den Barthaaren und wünschte, das Lied wäre zu Ende. Herta Land beobachtete ihn, freute sich über seinen grenzenlosen Mangel an Unterhaltungsgabe und feierte einen stillen Triumph, weil man ihn hier so selbstverständlich nahm. So ganz ohne den gewohnten Heiligenschein und die possenhafte Gloriole saß er da und mußte heißen Apfelwein trinken.

98 Muschke sang dann noch ein Lied von der »blonden Katharina«, die ihrem Schatz untreu wird und zum Schluß im Landwehrkanal kläglich endet. Mieze behauptete darauf, sie könne auch singen. Das wurde eine Katastrophe, denn sie griff wirklich zur Gitarre. Sie verstand es hier, den C-Dur-Akkord mit der Oberdominante etwas stockend zum Vorschein zu bringen, und setzte nach langem, zwangläufigem Präludieren in der Tat zu einem fadenscheinigen Singen an. »Auf dem Berge, da weht der Wind,« behauptete sie bei diesem musikalischen Stottern. Da sie aber den darauffolgenden Akkord mit dem besten Willen nicht fand, ließ sie den Wind kurzentschlossen noch einige Male wehen und sprang dann hüstelnd auf ein anderes Lied über, das ihr wohl anfangs geläufiger schien.

Hans Welker hatte Angst, die andere würde auch noch singen, dem war aber nicht so. Die beiden sahen sich zum Verwechseln ähnlich, hatten feine, schmale Gesichter, ohne auffallende Schönheit, aber von anmutigem Reiz mit kastanienbraunem Haar.

Der alte Muschke griff in die Saiten und schnarrte einen bayerischen Schuhplattler.

»Geh', tean ma oans tanz'n,« rief der lange Loibl und sprang hinter dem Tisch hervor. Herta Land hatte leuchtende Auge bekommen. Sie warf sich dem langen Loibl in die Arme, und der stampfte wie ein Brauerpferd, wobei er die Knie eindrückte und einen schrillen Pfiff ausstieß. Da holte der Stachelborstige die braune Mieze und schloß sich dem geräuschvollen Paare an. Lotte aber zog den buchstäblich verlegenen Hans Welker hoch und zwang ihn zum Tanzen.

Der alte Muschke wurde immer lauter und immer rascher im Tempo. Wuchtig griff er in die Baßsaiten und stieß mit den genagelten Stiefeln den Takt.

Herta Land juchzte ein gellendes Lachen heraus, als sie Hans Welker zusah. Ich höre auf! Jetzt mache ich Schluß mit dieser verrückten Dreherei, nahm er sich fest 99 vor. Nein, überlegte er wieder, ich würde mich hier einfach lächerlich machen. Hier bin ich nicht Hans Welker, das ist denen da ganz egal.

Der Staub flog, die Röcke flogen, und der lange Loibl warf die Beine bis an den Tisch.

Da ging Muschke in einen schmeichelnden Ländler über. Hans Welker wurde es etwas leichter ums Herz. Er konnte wieder denken und überlegen. Er sah das feine Gesicht vor sich und fühlte die Wärme des fremden, jugendlichen Körpers, den er linkisch umschlungen hielt. Forschend sah er in das erhitzte Gesicht Lottes. Sie tanzte mit fast geschlossenen Augen und seitwärts nach hinten geneigtem Kopf. Sie tanzte, er nicht. Sie riß ihn mit, wie in einem Strudel, hob ihn zeitweise fast vom Boden.

Plötzlich sah er nach Herta. Sie hatte sich eng an den langen Loibl geschmiegt, und der war nun mit seinen Bewegungen merklich gesitteter geworden. Wiegend schwebte er mit ihr durch das Zimmer, harmonisch und in schwungvoller Urwüchsigkeit.

Hans Welker sah nach ihrer schlanken Gestalt, verfolgte den Glanz des blauschwarzen Haares, das ihr bis in den Nacken gefallen war. Nun legte sie den Kopf an die Schultern ihres Partners. In Hans Welker stieg der Groll hoch.

Etwas Ungekanntes.

»Hereinspaziert! Herr . . . einspaziert!« brüllte der alte Muschke in den Klang seiner Zither und stampfte wütend mit den Genagelten.

Hinten öffnete sich die Tür, eine riesige Gestalt kam mit eingezogenem Kopf ins Zimmer.

»Der Windtholz! Heil! Der Windtholz!« riefen alle begeistert durcheinander, und der Tanz brach mitten ab.

»Jatzt, do kost jo nimmer red'n a! Jatzt, wie kimmst nur du daher, Spezl!«

»Er kommt wohl aus dem Kühtai!« rief Herta Land lauernd in die tobende Brandung der Stimmen.

100 Windtholz blieb mitten im Zimmer stehen. Der lange Loibl war gegen ihn der reine Liliputaner. Steil aufgeschossen wie eine Hochwaldtanne, voll strotzender Muskelkraft stand er da, mit offenstehendem Hemdkragen, das glatte Gesicht mit dem kurzen Stoppelschnurrbart dunkelbraun von der Hochlandssonne, und wie ein sagenhafter Holzfäller geschmückt mit krausem Teufelsbart, der in langen, haarigen Strähnen vom Ledergürtel hing. Er warf den hochbepackten Rucksack in die Ofenecke, reckte die haarigen Arme bis zur Decke und kam auf Herta Land zu.

»Mir scheint, wir kennen uns! Jetzt weiß ich's! Denken Sie an das Kitzbüheler Horn! Dort waren Sie mit dem Baron von Felting. Wir blieben drei Tage zusammen.«

Mit starrem Gesicht streckte ihm Herta die Hand hin. »Ich weiß es! Wie sollte ich das vergessen!«

Wie, um sich zurückzudenken in jene Zeit, schloß sie für Sekunden die Augen.

Windtholz begrüßte die übrige Gesellschaft und nahm am Tisch Platz. »Ich komme aus dem Küthai. Sie haben mal wieder recht vorausgeahnt.« Er zwinkerte mit den grauen Augen. »Es ist jetzt nur eine gottverlassene Gegend.«

Herta Land schwieg. Sie saß zusammengeduckt in der Ecke und blickte in das flackernde Petroleumlicht. Vergangenes aus zeitloser Ferne trat vor ihre Seele und verschmolz mit der Gegenwart. Gegenüber auf dem wackligen Stuhl sah sie Hans Welker sitzen. Gleichgültig und mit einer namenlosen Langeweile im Gesicht. Er bekam mit einem Male ein ganz anderes Aussehen für sie. Geschmacklos fand sie ihn und albern. War er überhaupt wert, daß man sich an ihn hing? War er nicht ein Durchschnittsmensch, mit einem grenzenlosen Selbstdünkel und stumpfer Seele? Uninteressant und ausgeschöpft, wenn man sein verstecktes Wesen ergründet hatte! Hohl und jämmerlich. Ein Grimm drang aus ihrem Innern, der ihr das Blut ins Gesicht trieb.

101 Nach einer halben Stunde etwa ging sie durch die Tür und trat hinaus ins Freie. In tiefen Zügen atmete sie die klare Nachtluft. Ziellos und ohne Ueberlegung stampfte sie durch den tiefen Schnee. Vor ihr ragte das schwere Massiv des Peischelkopfes in die flimmernde Höhe.

Wie ein verwirrter Garnknäuel fluteten ihre Gedanken zusammen.

Sie sah eine Gestalt durch den Schnee kommen. Es war Windtholz. Er schlenkerte langsam auf sie zu und hob wie abweisend die Hand.

»Sie sind wieder im Begriff, sich in ein Abenteuer zu stürzen. Ich habe einen sicheren Blick dafür.«

»Was nennen Sie Abenteuer!? Damals! Ja, damals, das waren Abenteuer, als wir zusammen kämpften in jener grauenhaften Zirkusarena der Gipfelriesen, und Sieger blieben.«

Windtholz senkte den Kopf. »Er ist dabei geblieben, vergessen Sie das nicht! Denken Sie an den Wilden Freiger! Sie haben mit dem Tode Fangball gespielt, und er war das Opfer!«

»Es mußte so kommen! Ich wußte es im voraus, daß ich ihn verlieren würde. Ich habe ihn nie geliebt!«

»Das lügen Sie. Warum lügen Sie mich an? Ich kannte ihn Jahre, und wir haben in Tirol manche einsame Kraftprobe bestanden, bevor Sie in sein absonderliches Dasein traten. Wir haben manchem vereisten Gipfel den Triumph seiner Unbesiegbarkeit genommen, und ich kannte den Baron bis in sein tiefstes Inneres. Sie haben ihn beherrscht und tyrannisiert. Aber Sie haben ihn geliebt. Jetzt liegt er oben am Wilden Freiger. Das hat er für Sie getan, vergessen Sie das nicht.«

Sie hob beide Arme gegen ihn und ließ den Kopf auf die Brust sinken. »Warum quälen Sie mich? Ich bin haltlos wie eine entwurzelte Tanne. Was kann ich dafür? Ich brauche jemand, an dem ich mich aufrichten kann. Ich muß einen Menschen haben, dem ich gefährlich, dem ich Schicksal werden kann. Ob zum Heil, ob zum 102 Unheil, danach kann ich nicht fragen. Nur einen solchen Menschen kann ich lieben.«

In leidenschaftlicher Erregung kam sie auf Windtholz zu und faßte ihn an der Hand. »Ja, ja! Ja! Sie haben recht! Ich habe den Baron von Felting geliebt. O, wie habe ich ihn geliebt. Weil er stark war, namenlos stark! Aber nur mit meinem Blut habe ich ihn geliebt. Nie mit meiner Seele. Meine Seele vermag nicht zu lieben.«

Sie warf beide Hände vors Gesicht.

Windtholz faßte ein trauriges Mitleid, als er sie so müde vor sich stehen sah. Er dachte an jene Zeiten zurück, da sie mit einem verachtenden Wagemut in das gleißnerische Land des weißen Todes gedrungen war, mit einer Art von gierigem Hunger nach Außergewöhnlichem.

Auch daran dachte er, als er allein auf der Braunschweiger Hütte saß und sich an einem glimmenden Holzfeuer die erstarrten Glieder durchwärmte, während der Eishagel gegen die halbverwehten Fenster prasselte. Da waren zwei durch den Sturm gekommen mit dickvereister Wetterseite, da waren zwei aus dem Grauen getaumelt, gebrochen und erschöpft, wie Flüchtlinge des Todes, aber wahnwitzigen Triumph in den schmerzenden Augen. Der Baron war am Ende. Er fiel wie eine umgewehte Föhre auf die Strohmatratze. Aber Herta Land! Herta Land! Sie lächelte, und die feinen Blutstropfen saßen wie kleine leuchtende Korallen auf den blauverfrorenen Wangen. Und er! Er! Als sie bei ihm am Feuer saß und erzählte. Und den Tod verlachte. Gott sei Dank, das war vorüber!

Daran dachte Windtholz, als er Herta Land vor sich stehen sah. »Denken Sie noch an die Braunschweiger Hütte?« sprach er, und seine hochaufgeschossene Gestalt schien sich zu ihr niederzubeugen. Das Vergangene wurde wach in ihm. Sie nickte stumm und schaute ihm forschend in die Augen. Er faßte sie bei der Hand und sprach:

103 »Kommen Sie, wir wollen unsere Bretter holen und ein Stück Wegs auf den Peischelkopf hinauf. Es ist eine klare Nacht, und die Erinnerung ist so lebendig in mir.«

Dafür war sie ihm dankbar.

So stiegen sie bergan, und die Nacht gab ihr reichstes Leuchten. Bei der großen Biegung blieben sie stehen. Vor ihnen stand der Patriot wie ein riesenhafter Leichenstein. Und dahinter vereiste glasige Firne, granithartes Urgestein und die giftige Pracht des weißen Todes. Dort führten verstorbene Pfade der Einsamkeit und lag die versunkene Pracht von Jahrtausenden.

Da wurde in Windtholz etwas hochgerüttelt. Ein Tor seines Herzens sprang auf. »Nun wird es Zeit,« sprach er leise, »daß ich es Ihnen sage. Nun wird es Zeit, daß ich das von mir abwälze. Damals habe ich Sie geliebt, Herta Land. Es ist verdammt schwer, das zu sagen, und darum klingt es wohl auch so trocken. Es ist nicht leicht!«

Er nahm die Mütze ab und öffnete Rock und Kragen. Dehnte und reckte seine Gestalt, so eng war ihm.

Sie antwortete zögernd: »Er – – war lange – – tot, – – lange – – und Sie haben mich – – nicht – – finden können?«

»Ich habe meine Liebe erstickt. Erdrosselt! Ich bin geflohen vor ihr.«

»Und warum?«

»Ich weiß es selbst nicht. Doch, ich weiß es!«

Er hob die Hand und sprach bedeutungsvoll: »Man soll die Liebe töten, wenn sie zu gefahrvoll wird. Verstehen Sie mich recht!«

Als sie stumm blieb, fuhr er fort: »Nun bleibt mir weiter nichts übrig, als Sie zu warnen. Betrachten Sie mich als Ihren guten Stern. Gehen Sie der Gefahr aus dem Wege!«

Wieder nahm er sie bei der Hand, und ohne daß er es wußte, zog er sie an sich und umfaßte sie mit seinen Bärenarmen. Ihm war, als müßte er sie schützen. Denn er sah im Geiste die Gestalt Hans Welkers.

104 »Kommen Sie, es ist spät! Lassen Sie die Komödie. Ihr Schauspielertalent bricht Ihnen sonst noch das Genick.«

In jagender Fahrt fuhren sie ab. Hand in Hand. In flimmernden Wolken sprühte der Schnee hoch. Die Luft war voll Klarheit und Kälte.

Vor der Tür sprach Windtholz: »Hüten Sie sich vor diesem Hans Welker!« Und eindringlicher: »Ihr Verhängnis steht auf seiner Stirn! Leben Sie wohl!«

Sie ging schweigend nach oben.

Vor Hans Welkers Zimmer blieb sie stehen.

Er war noch nicht zu Bett. Leise pfiff er zwischen den Zähnen und lief wie ein Tier im Käfig auf und ab.

Sie wollte auf die Klinke drücken. Hatte er sie gehört?

Da schlich sie eiligst davon.

Geduckt wie eine Katze. 105

 


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