Honoré de Balzac
Tante Lisbeth
Honoré de Balzac

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Als der Staatsrat das Opernhaus betreten wollte, fand er zu seinem Erstaunen den Musentempel in der Rue le Peletier unerleuchtet. Nirgends waren Schutzleute, Bediente usw. zu erblicken; nirgends das sonst andrängende Publikum. Er sah sich nach einem Anschlag um und las auf dem weißen Zettel:

»Wegen Unpäßlichkeit von Mademoiselle Josepha Mira fällt die heutige Vorstellung aus.«

Sofort stürzte er zu Josepha, die wie alle Mitglieder der Oper in der Nähe, in der Rue Chauchat, wohnte.

»Zu wem wollen Sie, mein Herr?« fragte der Pförtner zu Hulots großem Erstaunen.

»Kennen Sie mich denn nicht mehr?« fragte der Baron. Er fing an, unruhig zu werden.

»Im Gegenteil, gerade weil ich die Ehre habe, den Herrn Baron zu kennen, erlaube ich mir die Frage.«

Den Baron durchzuckte es eiskalt.

»Was ist geschehen?« fragte er.

»Wenn der Herr Baron in Fräulein Miras Wohnung hinaufginge, so würde er daselbst Fräulein Heloise Brisetout antreffen, Herrn Bixiou, Herrn Leon von Lora, Herrn Lousteau, Herrn von Vernisset, Herrn Stidmann und mehrere nach Patschuli duftende Damen. Man hält Einzugsschmaus . . .«

»So? Aber wo ist denn . . .?«

»Fräulein Mira, Herr Baron? Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen sagen darf.«

Der Baron drückte dem Manne einen Taler in die Hand.

»Hm! Sie wohnt jetzt in der Rue de la Ville-l'Evêque, in einem Haus, das ihr der Herzog von Hérouville eingerichtet hat«, berichtete der Portier im Flüstertone.

Nachdem er sich noch nach der Nummer dieses Hauses erkundigt hatte, nahm der Baron eine Droschke und war alsbald vor einem jener hübschen neumodischen Häuser angelangt, die bis in die Einzelheiten den höchsten Luxus offenbaren.

Der Baron wurde in seinem blauen Rocke, der weißen Krawatte, der weißen Weste, seinem Nanking-Beinkleid, den Lackstiefeln und dem steif gestärkten Hemd von dem Hüter dieses neu geschaffenen Paradieses für einen verspäteten Gast gehalten. Sein vornehmes Äußere, sein Gang, alles rechtfertigte diese Annahme. Auf das Läuten des Pförtners erschien ein Diener im Treppenhaus. Selbiger, ebenso neu wie das Haus, ließ den Baron eintreten, da dieser ihm im Befehlstone und mit einer Imperatorengeste auftrug: »Diese Karte Fräulein Josepha!«

Unwillkürlich, in Armesünderstimmung, blickte sich Hulot um und stellte fest, daß die Ausstattung dieses über und über mit teuren Blumen geschmückten Empfangszimmers gut viertausend Taler gekostet haben mochte. Der Diener kam zurück und bat ihn, einstweilen Platz zu nehmen; die Herrschaften würden sogleich vom Tische aufstehen und den Kaffee hier einnehmen.

Der Baron hatte den Luxus des Empire miterlebt, der gewiß verschwenderisch war und dessen Schöpfungen, so kurz ihre Zeit auch bemessen war, doch fabelhafte Summen gekostet hatten. Trotzdem stand er wie geblendet vor diesem Salon, dessen drei Fenster nach einem wahren Feengarten zu lagen. Dabei bewunderte er nicht nur das Seltene, die Goldpracht, die kostbaren Skulpturen im Stile der Pompadour und die wundervollen Stoffe – das alles konnte ja schließlich auch der erste beste Kommerzienrat für Berge von Gold bestellen und besitzen –, sondern noch etwas anderes, etwas, was nur Fürsten finden, aussuchen, bezahlen und schenken können: zwei Gemälde von Greuze, zwei von Watteau, zwei Porträts von van Dyck, zwei Landschaften von Ruisdael, zwei von Guaspre, einen Rembrandt und einen Holbein, einen Murillo und einen Tizian, zwei Teniers und zwei Metsu, einen van Huysum und einen Abraham-Mignon, zusammen also eine Galerie im Werte von vielleicht zweihunderttausend Francs. Die Rahmen standen den Bildern nicht nach.

»Schau, schau! Du kapierst also, Kerlchen!« hörte er plötzlich Josepha hinter sich sagen.

Sie war auf den Fußspitzen durch eine Tapetentür auf den dicken Persern herangekommen und ertappte nun ihren Verehrer in der höchsten Verwirrung. Ihm rauschte es in den Ohren. Er hörte die Totenglocke des Unglücks.

Josepha, in Weiß und Gelb gekleidet, hatte sich für dieses Fest so geschmückt, daß sie selbst inmitten dieses unsinnigen Luxus wie die Perle im Golde glänzte.

»Famose Bilder, nicht?« lachte sie. »Ja, darin steckt des Herzogs ganzer Gewinn aus Aktien, die er in einem günstigen Moment verkauft hat. Er ist nicht dumm, mein kleiner Herzog! Siehst du, die großen Herren aus der guten alten Zeit machen jetzt aus Kohle Gold. Vor Tische brachte mir der Notar den Kaufvertrag von all dem Klimbim zum Unterschreiben; die Quittung lag gleich dabei. Es gibt noch Gentlemen! Das ist dein Pech! Na, Alterchen, du bist hiermit eingeladen, aber nur unter der Bedingung, daß du auf der Stelle zwei Flaschen Schampus trinkst. Damit kommst du so ungefähr auf das augenblickliche Niveau der andern da drüben. Siehst du, Freundchen, wir sind hier alle sehr in Anspruch genommen. Darum mußte es in der Oper schon ein ›Wegen Unpäßlichkeit fällt die heutige Vorstellung aus‹ geben. Der Direktor ist total beschwipst. Er quakt bereits . . .«

»Josepha!« stöhnte der Baron.

»Eine Auseinandersetzung? Ach, das ist fad!« unterbrach sie ihn übermütig. »Siehst du, die sechshunderttausend Francs, die dieses Haus mit der Einrichtung gekostet hat, die besitzt du nun einmal nicht. Und eine Verschreibung auf dreißigtausend Francs pro Jahr, wie sie mir neulich der Herzog in einer Bonbonniere mitgebracht hat, die kannst du mir auch nicht stiften! Übrigens war das eine sehr nette Idee!«

»Du bist in den Grund und Boden verdorben!« knirschte der Staatsrat, der in diesem Augenblicke seiner Wut die Brillanten seiner Frau durch Simili ersetzt hätte, nur um noch vierundzwanzig Stunden an der Stelle des Herzogs von Hérouville sein zu dürfen.

»Das Verdorbensein, das ist doch mein Metier!« spottete sie. »Mensch, nimm die Sache nur nicht tragisch! Warum hast du die Aktien nicht gehabt? Armer lieber angestrichener Kater! Du solltest mir dankbar sein, daß ich dich aus dem Garne lasse, ehe du die Zukunft deiner Frau und die Mitgift deiner Tochter mit mir verschwendest! Großer Gott, du weinst! Der König stirbt! Es lebe der König!«

Indem sie mit einer theatralischen Gebärde deklamierte: »Meine Laura geht vorüber, meine Laura kennt mich nicht!« wandte sie sich weg.

Durch die halboffene Tür drang in diesem Augenblicke die strahlende Lichtflut, das Crescendo des Lärms und die Stimmung eines raffinierten Bacchanals.

Die Sängerin blickte sich in der Tür noch einmal nach Hulot um, und als sie ihn wie angewurzelt stehen sah, trat sie nochmals zu ihm und sagte:

»Baron, den Plunder in der Rue Chauchat habe ich der kleinen Brisetout vermacht. Falls Sie Ihre Hausmütze, Ihren Stiefelknecht, Ihre Leibbinde und ihre Bartwichse dort abholen wollen – ich habe den Befehl gegeben, sie Ihnen auszuhändigen.«

Dieser abscheuliche Hohn hatte die Wirkung, daß der Baron aus dem Salon stürzte, wie es Lot aus Gomorra getan haben mag, aber ohne sich – wie Lots Weib es tat – noch einmal umzusehen. Auf dem Heimwege rannte er wie ein Besessener und redete vor sich hin. Zu Hause traf er seine Familie noch genauso friedlich beim Whist um die Groschen wie vor seinem Weggange.

Als Adeline ihren Mann erblickte, ahnte sie sofort ein schreckliches Unglück, irgend etwas Unehrenhaftes. Sie reichte Hortense ihre Karten hin und zog Hektor in den kleinen Salon, in dem ihr Crevel vor kurzem Schmach und Unglück vorhergesagt hatte.

»Was hast du?« fragte sie erschreckt.

»Verzeih mir; ich muß dir diese Gemeinheit erzählen.«

Zehn Minuten lang ließ er seinem Zorn freien Lauf.

»Ja, mein Freund«, sagte die arme Frau heldenmütig, »solche Geschöpfe kennen die Liebe nicht, die reine und hingebende Liebe, wie du sie verdienst. Wie konntest du nur hoffen, wo du doch sonst so scharfsinnig bist, gegen Millionen anzukämpfen?«

»Geliebte Adeline!« rief der Baron aus, indem er seine Frau umarmte und ans Herz drückte. Sie träufelte ihm Balsam in die offene Wunde seiner Eitelkeit. »Wenn der Herzog von Hérouville sein Vermögen verlöre, würde sich Josephas Wahl zwischen ihm und mir ganz gewiß nicht für ihn entscheiden«, sagte der Baron.

»Lieber Freund«, begann Adeline, indem sie nochmals ihre letzte Kraft zusammennahm, »wenn du unbedingt eine Geliebte haben mußt, warum hältst du dir dann nicht wie Crevel solche, die nicht teuer sind, aus einem Stande, wo sie mit wenigem zufrieden sind? Das wäre nur unser aller Vorteil. Ich verstehe dein Bedürfnis, nur deine Eitelkeit begreife ich nicht!«

»Was bist du für eine vortreffliche Frau!« rief er aus. »Ich bin ein alter Narr und verdiene nicht, einen Engel wie dich zur Gefährtin zu haben.«

»Ich bin einfach die Josephine meines Napoleons«, erwiderte sie in leiser Melancholie.

»Josephine reichte nicht an dich heran!« erklärte er. »Komm, ich will mit meinem Bruder und meinen Kindern Whist spielen. Ich werde mich meiner Vaterpflichten erinnern und meine Hortense verheiraten. Ich will brav werden!«

Die arme Adeline war so gerührt von dieser Güte, daß sie sagte: »Dies Geschöpf muß einen recht schlechten Geschmack haben, wenn sie einen anderen, wer es auch sei, meinem Hektor vorzieht. Ich würde nicht für alles Gold der Erde auf dich verzichten! Wie kann man dich lassen, wenn man das Glück hat, von dir geliebt zu werden!«

Der Blick, mit dem der Baron für die Schwärmerei seiner Frau dankte, bestärkte sie in ihrem Glauben, daß Sanftmut und Ergebenheit die mächtigsten Waffen der Frau seien. Hierin täuschte sie sich. Wenn edle Gefühle übertrieben werden, können sie die gleiche Wirkung wie die größten Laster haben. Bonaparte ist Kaiser geworden, weil er auf das Volk schießen ließ, zwei Schritt von dem Platze entfernt, wo Ludwig der Sechzehnte Thron und Kopf verlor, weil er das Blut eines Herrn Sauce nicht vergießen wollte.

 

Nachdem Hortense mit Steinbocks Petschaft unter ihrem Kopfkissen geschlafen hatte, um sich auch nachts nicht davon zu trennen, stand sie am folgenden Tage frühzeitig zum Ausgehen angekleidet da und ließ ihren Vater bitten, zu ihr in den Garten zu kommen, sobald er seine Toilette beendet habe. Es war gegen halb zehn Uhr, als Vater und Tochter Arm in Arm das Seineufer entlang über den Pont-Royal nach der Place du Carrousel gingen.

»Wir wollen so tun, als gingen wir spazieren, Vater!« schlug Hortense vor, als sie durch das Tor auf den Riesenplatz kamen.

»Spazierengehen? Hier?« fragte der Vater spöttisch.

»Man kann ja glauben, wir gingen ins Museum. Siehst du dort hinten . . .«, dabei zeigte sie auf die Holzbuden, die sich an den Häusern hinzogen, die rechtwinklig zur Rue du Doyenné lagen, »dort hinten sind Raritäten- und Bilderläden!«

»Deine Tante Lisbeth wohnt dort.«

»Ich weiß wohl; aber sie darf uns nicht sehen.«

»Was hast du eigentlich vor?« fragte der Baron, als sie noch ungefähr dreißig Schritte von den Fenstern der Frau Marneffe entfernt waren, an die er sich plötzlich erinnerte.

Hortense hatte ihren Vater vor die Auslage eines der Läden an der Ecke des Häuservierecks geführt, das sich längs der Galerien des alten Louvre ausbreitet und dem Hotel de Nantes gegenüberliegt. Der Baron blieb draußen und vertrieb sich die Zeit damit, nach den Fenstern der hübschen kleinen Frau hinüberzuschauen, die tags zuvor ihr Bild in das Herz des alten Lebemannes eingeschmuggelt hatte, just um die Wunde zu heilen, die er so bald darauf empfangen sollte. Er war somit auf dem besten Wege, den Rat seiner Frau zu befolgen.

Halten wir es fortan mit den kleinen Bürgerfrauen! sagte er zu sich selbst, indem er Frau Marneffes Reize vor seiner erregten Phantasie erstehen ließ. Diese Frau wird mich die habgierige Josepha schnell vergessen lassen.

Während er nach den Fenstern seines neuen Liebchens spähte, erkannte er auf einmal Herrn Marneffe, der seinen Überzieher selbst abbürstete und augenscheinlich Ausschau hielt und jemanden vom Platze her zu erwarten schien. Der verliebte Baron fürchtete bemerkt zu werden (was später auch geschehen sollte) und drehte der Rue du Doyenné den Rücken zu, aber nur so weit, daß er von Zeit zu Zeit noch einen Blick nach den Fenstern werfen konnte. Durch diese Wendung sah er sich aber plötzlich Auge in Auge mit Frau Marneffe, die, von den Kais herkommend, um die vorgelagerten Häuser herum zu ihrem Hause ging. Valerie zuckte zusammen, als sie den erstaunten Blick des Barons auffing. Ihre Augen antworteten verschämt-kokett.

»Welch hübsche Frau«, sprach der Baron wie vor sich hin, »wie geschaffen, um Torheiten zu begehen!«

»Ach, mein Herr«, antwortete sie, indem sie sich mit einer Bewegung, als fasse sie einen plötzlichen Entschluß, ihm zuwandte, »Sie sind der Herr Baron Hulot, nicht wahr?«

Erstaunt bejahte er es.

»Da der Zufall unsere Blicke einander zum zweiten Male begegnen läßt und da es scheint, daß ich das Glück habe, Sie zu interessieren oder neugierig gemacht zu haben, so will ich Ihnen sagen: machen Sie keine Torheiten, sondern üben Sie lieber Gerechtigkeit! Meines Mannes Geschick liegt in Ihrer Hand.«

»Wie meinen Sie das, Gnädigste?« fragte der Baron galant.

»Mein Mann arbeitet unter Ihrer Oberleitung im Kriegsministerium in der Abteilung des Herrn Lebrun, unter Herrn Coquet«, erwiderte sie, ihn anlächelnd.

»Ich wäre wohl geneigt, Frau . . . Frau . . .?«

»Frau Marneffe!«

»Meine liebe Frau Marneffe – geneigt, wollte ich sagen, eine Ungerechtigkeit um Ihrer schönen Augen willen zu begehen. Eine Kusine von mir wohnt in Ihrem Hause; ich werde sie dieser Tage, so bald wie möglich, besuchen. Legen Sie mir Ihr Gesuch dort vor!«

»Verzeihen Sie meine Kühnheit, Herr Baron! Aber Sie werden verstehen, warum ich es wagte, so zu reden. Wir haben nämlich gar keine Protektion.«

»Soso!«

»Herr Baron, Sie mißverstehen mich!« sagte sie und schlug die Augen nieder.

Dem Baron kam es vor, als ginge damit die Sonne unter.

»Ich bin in Verzweiflung, aber ich bin eine anständige Frau«, fuhr sie fort. »Vor einem halben Jahre habe ich meinen einzigen Beschützer verloren, den Marschall Montcornet.«

»Sind Sie nicht seine Tochter?«

»Jawohl, Herr Baron, aber er hat mich nie als solche anerkannt.«

»Aber er hat Ihnen doch einen Teil seines Vermögens hinterlassen?«

»Er hat mir nichts hinterlassen, Herr Baron, weil sich kein Testament vorgefunden hat.«

»Armes Kind! Ja, ja, der Marschall ist an einem Schlaganfall gestorben. Verzagen Sie nur nicht! Mut! Man wird nicht vergessen, was man der Tochter eines Bayard des Kaiserreichs schuldet!«

Frau Marneffe grüßte graziös. Sie war ebenso stolz auf ihren Erfolg wie der Baron auf den seinen.

Zum Teufel, wo mag sie zu so früher Stunde herkommen? fragte er sich, indem er den Wellenbewegungen ihres Kleides nachblickte, das sie mit einer etwas übertriebenen Koketterie trug. Um vom Baden zu kommen, sieht sie zu ermüdet aus. Ihr Mann erwartet sie. Das ist rätselhaft und gibt zu denken.

Nachdem Frau Marneffe in ihrem Hause verschwunden war, entschloß sich der Baron, nachzusehen, was seine Tochter drinnen im Laden mache. Er trat ein, und da er noch immer nach Frau Marneffes Fenster hinblickte, hätte er beinahe einen jungen Menschen mit blassem Gesicht und leuchtenden grauen Augen umgerannt, der einen schwarzwollenen Sommerüberzieher, ein grobes Leinwandbeinkleid und gelblederne Halbschuhe trug. Er stürzte wie ein Hühnerhund aus der Tür und lief auf Frau Marneffes Haus zu, in dem er auch verschwand.

Als Hortense den Laden betrat, hatte sie sofort die bewußte Gruppe erkannt, die in der Nähe der Tür auf einem Tische zur Schau gestellt wurde. Selbst ohne Kenntnis ihrer Entstehungsgeschichte hätte die Gruppe wahrscheinlich das junge Mädchen durch das ergriffen, was man das Brio, das heilige Feuer des Meisterwerks, nennt. Nicht alle Werke selbst genialer Künstler haben in gleichem Maße jenen gewissen Glanz, das Weithinstrahlende, das selbst dem ungeübten Auge auffällt. So erregen einige Bilder Raffaels, zum Beispiel die berühmte Verklärung Christi in der Vatikanischen Galerie, die Madonna di Foligno ebenda oder die Fresken in den Stanzen nicht die augenblickliche Bewunderung wie der Violinspieler aus der Galerie Sciarra, die Porträts des Angelo und der Maddalena Doni in Florenz, die Vision Ezechiels im Palazzo Pitti, die Grablegung Christi der Galerie Borghese und die Vermählung Mariä in der Brera. Der Johannes der Täufer in der Tribuna und der heilige Lukas, die Madonna malend, in der Accademia di San Luca zu Rom üben nicht denselben Zauber aus wie das Porträt Leos des Zehnten und die Sixtinische Madonna. Trotzdem sind das alles gleich hohe Werke. Ja, mehr noch: die Stanzen, die Verklärung Christi, die Loggien und die Tafelbilder des Vatikans stellen das Höchste dar in Erhabenheit und Vollendung. Aber diese Meisterwerke verlangen selbst von geschulten Bewunderern eine Art Anspannung, ein Studium, um in allen Teilen erfaßt zu werden, während der Violinspieler, die Vermählung der Jungfrau, die Vision Ezechiels von selber durch die Doppeltür der Augen ins Herz dringen und sich darin einen Platz erobern. Welche Freude, das Schöne so mühelos zu empfangen! Vielleicht ist das nicht der Gipfel der Kunst, sicherlich aber ihre höchste Wonne. Diese Tatsache beweist, daß in den Familien der Kunstwerke derselbe Zufall eine Rolle spielt wie in den Familien der Menschen, wo es auch Sonntagskinder gibt, die umsonst zur Welt kommen und ohne ihren Müttern wehe zu tun, denen alles zulächelt und alles gelingt. So treibt das Genie des Künstlers gerade wie die Liebe der Menschen verschiedenartige Blüten.

Das Brio (ein italienisches Wort, das sich nicht gut übersetzen läßt, das Stendhal bei uns eingebürgert hat) zeichnet besonders Frühwerke aus. Es ist die Frucht des Ungetüms und des kühnen Schwunges des jugendlichen Genies, einer Begeisterung, die sich bei späteren Werken nur noch zu besonders glücklicher Stunde äußern kann. Aber dann kommt das Brio nicht mehr aus dem vollen Herzen des Künstlers, und anstatt seine Werke vulkanartig zu überfluten, quillt es nur spärlich und aus von außen erregten Quellen: der Liebe, der Eifersucht, oft auch dem Hasse und noch öfter der Sehnsucht nach dem alten Feuer, dem der Künstler seinen Ruhm verdankt.

Steinbocks Gruppe verhielt sich zu seinen übrigen späteren Werken wie die Vermählung Mariä zu dem Gesamtwerke Raffaels. Es war seine erste Tat, geschaffen in der vollen unnachahmlichen Grazie, im Sturm und Drang und im wundervollsten Reichtum der Jugend.

Hortense unterdrückte ihre Bewunderung, indem sie die Ersparnisse ihrer Kinderjahre im Geiste überschlug. Mit gleichgültiger Miene fragte sie den Händler: »Wie teuer ist dies da?«

»Eintausendfünfhundert Francs«, erwiderte er ihr und blickte rasch nach dem jungen Manne hin, der auf einem Schemel in einer Ecke saß.

Dieser junge Mann war hingerissen von dem lebendigen Meisterwerke, das er in dem jungen Mädchen erschaute. Durch des Händlers Blick aufmerksam geworden, erkannte Hortense sofort in ihm den Künstler. Die Röte, die sein bleiches leidendes Gesicht plötzlich färbte, und das Feuer, das ihre Frage in seinen grauen Augen entzündet hatte, verrieten ihn ihr. Sie betrachtete dieses hagere längliche Gesicht, das ihr wie das eines Asketen erschien. Sie bewunderte diese festgeformten roten Lippen, das feinlinige Kinn und das kastanienbraune Haar mit dem slawischen Seidenglanzschimmer.

»Bei einem Preise von zwölfhundert Francs bitte ich um die Zusendung«, erklärte sie.

»Eine echte Antike, gnädiges Fräulein«, wandte der Händler ein, der sich wie alle Leute seines Gewerbes einbildete, mit Reden wunder was zu sagen.

»Verzeihen Sie, bester Herr, das ist in diesem Jahre entstanden«, entgegnete sie ganz bescheiden, »und ich möchte sie insbesondere bitten, falls es bei der gebotenen Summe bleibt, uns den Künstler persönlich zuzuschicken. Wir könnten ihm vielleicht immerhin ansehnliche Aufträge verschaffen.«

»Wenn er zwölfhundert Francs bekommen soll, was bliebe dann für mich? Ich will verdienen«, meinte der Händler.

»Natürlich!« erwiderte das junge Mädchen nicht ohne einen Anflug von Geringschätzung.

»Ach, gnädiges Fräulein, nehmen Sie das Werk!« rief der Pole aufgeregt dazwischen. »Mit dem Händler werde ich mich schon einigen.« Bezaubert von der hohen Schönheit Hortenses und der in ihren Augen widergespiegelten Liebe zur Kunst, fügte er hinzu: »Ich bin der Schöpfer dieser Gruppe. Seit vierzehn Tagen komme ich dreimal den Tag her, um nachzusehen, ob jemand ihren Wert erkennt und sie kaufen will. Sie sind meine erste Bewunderin. Nehmen Sie sie!«

»Wollen Sie uns in einer Stunde zusammen mit dem Händler besuchen? Hier ist die Karte meines Vaters!« sagte Hortense.

Während der Händler in den Nebenraum ging, um die Gruppe zu verpacken, setzte sie ganz leise hinzu, zum größten Erstaunen des Künstlers, der zu träumen glaubte:

»Zum Vorteile Ihrer Zukunft, Herr Steinbock, zeigen Sie Fräulein Fischer diese Karte nicht, noch sagen Sie ihr den Namen des Käufers. Sie ist unsere Tante.«

Die Worte »unsere Tante« versetzten den Künstler in einen Rausch. Es war ihm, als gehe er in das Paradies ein, und Eva stände vor ihm. Lisbeth hatte ihm soviel von ihrer schönen Nichte erzählt. Und er hatte ebenso von Hortense geträumt wie sie von dem Geliebten ihrer Tante.

Die Blicke, die beide nun in Wirklichkeit tauschten, kann man sich vorstellen. Es waren Flammenblicke. Tugendhafte Verliebte kennen keine Verstellung.

»Donnerwetter, was machst du so lange hier drinnen?« fragte der Vater seine Tochter.

»Ich habe eben meine ersparten zwölfhundert Francs verausgabt, Vater. Komm, wir wollen gehen!«

Sie hängte sich bei ihrem Vater ein. Er wiederholte:

»Zwölfhundert Francs!«

»Sogar dreizehnhundert! Das Fehlende wirst du mir doch leihen!«

»Und wofür hast du diese Summe ausgegeben? In dem Laden da?«

»Ja, ja, dort«, entgegnete sie glücklich. »Wenn ich dabei einen Mann gefunden habe, so ist das doch nicht zuviel, nicht?«

»Einen Mann, Hortense? In dem Laden da?«

»Höre zu, Väterchen! Würdest du mir verbieten, einen großen Künstler zu heiraten?«

»Gewiß nicht, Kindchen«, erwiderte er. »Große Künstler sind heutzutage ungekrönte Fürsten. Ruhm und Geld, das sind die beiden sozialen Angelpunkte . . . das heißt, nach der Ehre«, fügte er mit ein wenig Heuchelei hinzu.

»Nun ja«, meinte Hortense, »und wie denkst du über die plastische Kunst?«

»Die Bildhauerei ist so eine Sache!« gab er kopfschüttelnd zur Antwort. »Man braucht da große Protektion, ganz abgesehen von einem großen Können, denn die Regierung ist die alleinige Abnehmerin. Das ist eine Kunst ohne Absatzmöglichkeit, in unserer Zeit, wo es keine Monumentalität mehr gibt. Man kauft nur kleine Gemälde, kleine Skulpturen. Es gibt dementsprechend nur Kleinkünste.«

»Sollte das ein großer Künstler nicht überwinden?« warf Hortense ein.

»Das wäre des Rätsels Lösung, gewiß!«

»Ein Künstler, der unterstützt würde?«

»Desto besser!«

»Ein Edelmann?«

»Ist er das?«

»Er ist Graf!«

»Dabei Bildhauer?«

»Ja. Er hat kein Vermögen.«

»Rechnet er etwa auf das von Fräulein Hulot?« fragte der Baron scherzend, wobei er einen forschenden Blick in die Augen seiner Tochter warf.

»Dieser große Künstler, Graf und Bildhauer hat Ihre Tochter, Herr Baron, soeben zum ersten Male in seinem Leben gesehen, und zwar ganze fünf Minuten lang!« erwiderte Hortense mit ruhigster Miene. »Weißt du, Väterchen, während du gestern im Abgeordnetenhause warst, hatte Mutter einen Ohnmachtsanfall. Dieser Anfall, den sie auf ihre schwachen Nerven schiebt, hatte seine Ursache in ihrer Sorge darüber, daß ich noch nicht verheiratet bin. Sie hat mir nämlich gesagt: um mich an den Mann zu bringen.«

»Diesen Ausdruck hat sie in ihrer Liebe zu dir unmöglich gebraucht!« unterbrach sie ihr Vater.

»Ein bißchen parlamentarischer hat sie sich schon ausgedrückt, gewiß!« entgegnete Hortense vergnügt. »Das Wort hat sie nicht angewandt, nein, nein! Aber ich weiß sehr wohl, daß eine heiratsfähige Tochter, die sich nicht verheiratet, ein schweres Kreuz für brave Eltern ist. Mutter glaubt: wenn ein Mann mit Energie und Talent käme, dem dreißigtausend Francs Mitgift genügten, daß wir dann alle miteinander glücklich wären. Kurzum, sie hat es für angebracht gehalten, mich mit meinen bescheidenen Zukunftsaussichten vertraut zu machen, damit ich mich nicht zu sehr in goldenen Träumen wiege.«

»Deine Mutter ist eine gute, edle und ausgezeichnete Frau!« sagte der Baron tieftraurig und doch recht glücklich über das Vertrauen seines Kindes.

»Mutter hat mir gestern erzählt«, fuhr Hortense fort, »daß sie dich beauftragt habe, ihre Brillanten zu verkaufen, um mir eine Mitgift zu verschaffen; aber ich möchte lieber, sie behielte ihren Schmuck. Ich werde schon einen Mann finden. Ich glaube, ich habe ihn bereits gefunden, den Bräutigam, der dem Wunsche Mamas entspricht . . .«

»Hier? In den paar Minuten?«

»Gewiß, Vater. Sieh, das Gute liegt so nah!« sagte sie schelmisch.

»Gut, mein Kindchen, wir werden ja sehen. Verheimliche mir nur nichts!« Unter einem scherzhaften Tone verbarg er seine innere Unruhe.

Unter dem Siegel der Verschwiegenheit berichtete ihm nun Hortense das Ergebnis gewisser Gespräche mit Tante Lisbeth. Zu Hause angekommen, zeigte sie ihrem Vater das berühmte Petschaft als Beweis von der Richtigkeit ihrer Vermutungen. Der Vater bewunderte insgeheim die große instinktive Mädchenklugheit, indem er sich die Einfachheit des Planes vergegenwärtigte, den die Liebe diesem unschuldigen Mädchen eingegeben hatte.

»Du wirst das Meisterwerk, das ich erworben habe, sogleich sehen. Man wird es jeden Augenblick bringen, und mein lieber Stanislaus wird in Begleitung des Händlers mitkommen. Der Schöpfer eines solchen Werkes muß sein Glück machen! Verschaffe ihm durch deinen Einfluß den Auftrag zu einem Denkmal und dann eine Wohnung in der Akademie!«

»Was du nicht alles willst!« scherzte der Baron. »Wenn du so machen könntest, was du wolltest, wärt ihr nach den gesetzlich vorgeschriebenen elf Tagen miteinander verheiratet.«

»Elf Tage muß man warten?« Hortense lachte. »Wo ich ihn nach fünf Minuten geliebt habe, so wie du Mutter geliebt hast, als du sie zum ersten Male sahst! Und er liebt mich, als ob wir uns schon zwei Jahre lang kennten. Jawohl!« setzte sie mit einer Gebärde der Beteuerung hinzu. »Seine Augen sagen mir mehr als zehn Bände. Er wird euch schon recht sein, dir und Mutter, wenn er bewiesen haben wird, daß er ein Genie ist! Die Plastik ist die höchste von allen Künsten!« Sie klatschte vor Freude in die Hände. »Halt!« sagte sie auf einmal. »Was ich noch sagen wollte . . .«

»Du hast also noch etwas auf dem Herzen?« fragte der Baron lächelnd. Ihre unschuldsvolle Beichte beruhigte ihn.

»Ein letztes wichtiges Geständnis!« sagte sie. »Ich liebte ihn, ehe ich ihn persönlich kannte, aber seit einer Stunde, da ich ihn nun kenne, bin ich vernarrt in ihn!«

»Und nicht zu knapp!« meinte der Baron, den die naive Liebesgeschichte belustigte.

»Tadle meine Vertrauensseligkeit nicht!« bat sie. »Gibt es etwas Herrlicheres als einem Vaterherzen zu gestehen: ›Ich liebe! Ich bin in meiner Liebe glücklich!‹ Du wirst meinen Stanislaus sehen. Seinen melancholischen Kopf! Seine grauen Augen mit dem Sonnenschein des Genies! Und wie vornehm er aussieht! Weißt du auch, woher er stammt? Ist Livland ein schönes Land? – Tante Lisbeth wollte den jungen Mann heiraten! Sie könnte seine Mutter sein. Das wäre ein Verbrechen! Ich bin riesig eifersüchtig auf sie, weil sie für ihn etwas hat tun können. Ich bilde mir ein, sie wird meine Heirat scheel ansehen.«

»Wir wollen Mutter nur nichts verheimlichen, mein Engel.«

»Ich müßte ihr dieses Petschaft zeigen; aber ich habe versprochen, Tante Lisbeth nicht zu verraten. Sie hat Angst vor Mutters Spott.«

»Du hast Bedenken hinsichtlich eines Petschafts, aber du stiehlst der Tante Lisbeth den Geliebten!«

»Hinsichtlich des Petschafts habe ich etwas versprochen; hinsichtlich des Künstlers habe ich nichts versprochen!«

Diese altmodische Romantik paßte ausgezeichnet in die geheime Geschichte dieser Familie. Deshalb fügte der Baron dem Lobe ihrer Klugheit hinzu, sie solle sich wenigstens weiterhin auf die Umsicht ihrer Eltern verlassen.

»Du verstehst, mein liebes Kind«, sagte er, »es kommt dir nicht zu, dich zu erkundigen, ob dein Auserwählter wirklich Graf ist, ob seine Papiere in Ordnung sind und ob sein Vorleben Sicherheit bietet. Was nun Tante Lisbeth betrifft: sie hat die Gelegenheit zu heiraten fünfmal ausgeschlagen, als sie zwanzig Jahre jünger war. Die wäre also kein Hindernis. Das nehme ich auf mich.«

»Höre, Vater. Wenn du mich verheiratet sehen willst, so sprich, bitte, nicht eher mit Tante Lisbeth von unserm Freunde als in dem Augenblick, wo mein Ehevertrag unterzeichnet wird. Seit einem halben Jahr bestürmte ich sie mit Fragen. Ach, es steckt etwas Rätselhaftes in ihr . . .«

»Wieso?« fragte der Baron betroffen.

»Schon ihr Blick war falsch, wenn ich zuviel von ihrer Liebesgeschichte wissen wollte.« Hortense lachte. »Ziehe deine Erkundigungen ein, gut! Aber mein Schiffchen laß mich selber steuern! Mein Gottvertrauen muß auch euch beruhigen.«

»Christus hat gesagt: ›Lasset die Kindlein zu mir kommen!‹ Du bist eins der Kinder, die da kommen . . .«, meinte der Baron nicht ohne leisen Spott.

Nach dem Frühstück meldete man den Kunsthändler, den Künstler und sein Werk. Die Baronin beobachtete, wie ihre Tochter plötzlich rot wurde. Das machte sie unruhig und neugierig. Hortenses Aufgeregtheit, ihre flammenden Augen verrieten ihr das ganze Geheimnis ihres jungen, so wenig verschlossenen Herzens.

Graf Steinbock machte in seinem schwarzen Rock den Eindruck eines vornehmen jungen Mannes.

»Könnten Sie den Auftrag für eine Statue in Bronze übernehmen?« fragte ihn der Baron, indem er die Gruppe in die Hände nahm.

Nachdem er sie verständnisvoll betrachtet hatte, reichte er sie seiner Frau. Sie verstand nichts von Plastik.

»Nicht wahr, Mutter, das ist schön?« flüsterte Hortense der Mutter leise zu.

Der Künstler beantwortete die Frage des Barons:

»Ach, Herr Baron, eine Statue ist kein so schweres Werk wie beispielsweise die Standuhr, die der Herr da gütigst mitgebracht hat.«

Der Händler packte das Wachsmodell aus: »Amoretten versuchen die zwölfte Stunde aufzuhalten« und stellte es auf das Büfett im Eßzimmer.

»Lassen Sie mir die Uhr da!« erklärte der Baron, von der Schönheit des Werkes entzückt. »Ich will sie den Ministern des Innern und des Handels vorführen.«

»Wer ist der junge Mann, der dich so außerordentlich interessiert?« fragte die Baronin ihre Tochter.

Der Kunsthändler, der das Einverständnis zwischen der jungen Dame und dem Bildhauer erkannt hatte, nahm eine geheimnisvolle Kennermiene an und erwiderte: »Ein Künstler, der die pekuniären Mittel dazu hätte, könnte hiermit einhunderttausend Francs verdienen. Man braucht nur zwanzig Exemplare jedes zum Preise von achttausend Francs zu verkaufen. Jedes Stück würde etwa dreitausend Francs Herstellungskosten verursachen. Wenn man die Exemplare numerierte und die Form zerstörte, fänden sich schon die zwanzig Liebhaber, die ihre Freude daran hätten, zur kleinen Schar der Besitzer dieses Werkes zu gehören.«

»Hunderttausend Francs!« rief Steinbock aus, indem er erst den Händler, dann den Baron und schließlich Hortense anschaute.

»Jawohl, hunderttausend Francs!« wiederholte der Händler. »Und wenn ich reich genug wäre, kaufte ich Ihnen die Uhr für zwanzigtausend ab. Wenn ich Modell und Form zerstörte, wäre sie nur ein einziges Mal vorhanden, und irgendein Fürst kaufte sie mir für dreißig- bis vierzigtausend Francs wieder ab, um seinen Salon damit zu schmücken. In der ganzen Kunstgeschichte gibt es kein Werk, das zugleich den Kenner und den Laien befriedigt. Dies hier erfüllt diese schwierige Forderung . . .«

Hortense händigte dem Kunsthändler sechs Goldstücke ein.

»Das ist für Sie, mein Herr!« sagte sie.

Er empfahl sich.

»Sprechen Sie zu niemandem auf der Welt von unserem Besuche hier!« ersuchte Steinbock schnell noch den Händler, der bereits auf der Schwelle der Tür stand. »Wenn man Sie fragen sollte, wo die Gruppe wäre, nennen Sie den Herzog von Hérouville, den bekannten Kunstsammler, der in der Rue de Varenne wohnt.«

Der Händler nickte zum Zeichen des Einverständnisses mit dem Kopfe.

»Darf ich um Ihren Namen bitten?« fragte der Baron den Künstler.

»Graf Steinbock.«

»Haben Sie Papiere, die Sie ausweisen?«

»Gewiß, Herr Baron, in russischer wie in deutscher Sprache, aber noch ohne die hiesige Beglaubigung . . .«

»Würden Sie sich die Schöpfung eines neun Fuß hohen Standbildes zutrauen?«

»Gewiß, Herr Baron.«

»Gut! Wenn die Herren, deren Urteil ich einholen muß, mit Ihren Werken zufrieden sind, kann ich Ihnen einen Auftrag verschaffen, die Statue des Marschalls Montcornet. Sie soll in Père-Lachaise auf sein Grab kommen. Das Kriegsministerium und die ehemaligen Offiziere der Kaiserlichen Garde haben eine ganz anständige Summe ausgesetzt und uns die Wahl des Künstlers überlassen.«

»Herr Baron, das wäre mein Glück!« rief der Bildhauer aus, ganz bestürzt von soviel Erfolg auf einmal.

»Seien Sie unbesorgt!« sagte der Baron höflich. »Wenn die beiden Minister, denen ich Ihre Bronzegruppe und das Wachsmodell da zeigen werde, Ihre Werke bewundern, dann ist Ihr Glück gemacht. Bringen Sie mir aber Ihre Papiere und teilen Sie Ihre Aussichten niemandem mit, auch unserer alten Tante Lisbeth nicht . . .«

»Tante Lisbeth!« rief die Baronin ahnungsvoll aus.

Der Künstler meinte:

»Ich werde Ihnen eine Probe meines Könnens geben; ich werde eine Büste der gnädigen Frau machen.«

Betroffen von der Schönheit der Baronin, hatte er bereits Vergleiche zwischen Mutter und Tochter angestellt.

»Wir sind also einig, Graf«, sagte der Baron. »Es wird sich schon alles zum Besten für Sie fügen.« Er war durch das feine, vornehme Wesen des Künstlers schon ganz für ihn eingenommen. »Sie sollen bald erfahren, daß in Paris kein Mensch lange ungestraft Talente hat und daß hier jegliche ernste Arbeit ihren Lohn findet.«

Errötend gab Hortense dem jungen Mann eine schöne algerische Börse mit sechzig Goldstücken. Der Künstler wurde gleichfalls rot. Der Edelmann regte sich in ihm.

»Sollte das zufällig das erste Honorar sein, das Sie für Ihre Arbeiten bekommen?« fragte die Baronin gütig.

»Gnädige Frau, für künstlerische Werke von mir allerdings. Für Arbeit im allgemeinen nicht. Ich bin nämlich Arbeiter gewesen . . .«

»Dann wollen wir hoffen, daß Ihnen das Geld meiner Tochter Glück bringt!« unterbrach ihn die Baronin.

»Und nehmen Sie es ohne peinliche Gefühle!« fügte der Baron hinzu. Er sah, wie der Künstler die Börse immer noch in der Hand hielt, ohne sie einzustecken. »Wer weiß, was uns dermaleinst für dieses Werk geboten werden wird? Es wird uns Wucherzinsen bringen!«

»Aber wir werden es nie hergeben, Vater! Und wenn es ein Fürst kaufen wollte.«

»Ach, gnädiges Fräulein, ich werde Ihnen ein viel besseres Werk als dieses machen . . .«

»Und doch wäre es nicht dieses da!« erwiderte Hortense. Als ob sie zuviel gesagt hätte, lief sie in den Garten.

»Ich werde Form und Modell vernichten«, sagte Steinbock.

»Bringen Sie mir also Ihre Papiere, und Sie sollen alsbald wieder von mir hören!«

Der Künstler sah sich durch diese Worte entlassen. Er verbeugte sich vor der Baronin und vor Hortense, die aus dem Garten zurückkam, allein um seines Grußes teilhaftig zu werden.

Dann schlenderte Steinbock nach dem Tuileriengarten. Er hatte nicht die Kraft und nicht den Mut, sein Dachstübchen aufzusuchen, wo ihn seine Tyrannin mit Fragen gequält und ihm sein Geheimnis entrissen hätte. Der Verliebte träumte sich tausend Statuen und Gruppen aus. Er fühlte die Schöpferkraft eines Canova in sich. Hortense begeisterte ihn. Sie war für ihn die verkörperte Phantasie geworden.

»Nun? Was hat das alles zu bedeuten?« fragte die Baronin ihre Tochter.

»Ach, Mutter, das war der Geliebte von Tante Lisbeth! Ich hoffe, jetzt ist er der meine. Aber laß dir nichts merken! Tu, als ob du nichts wüßtest! Du lieber Gott, ich wollte dir alles verheimlichen, aber ich muß dir alles sagen!«

»Lebt wohl, Kinder!« sagte der Baron, indem er sich von Frau und Tochter zärtlich verabschiedete. »Vielleicht sehe ich die alte Schachtel. Wer weiß, was für schöne Dinge ich von ihr über den jungen Mann erfahren werde!«

»Papa, sei vorsichtig!« warnte Hortense.

»Kindchen!« rief die Baronin aus, als ihr Hortense die ganze Geschichte erzählt hatte, deren letztes Kapitel die Vorfälle dieses Vormittags waren, »Kindchen, am allerschlauesten ist die Unerfahrenheit.«

Die echte Leidenschaft geht unbewußt den rechten Weg. Man setze einem Gourmet einen Korb mit Früchten vor: todsicher wählt er sich aufs Geratewohl das Beste. Ebenso ist es mit einem jungen Mädchen. Man lasse ihm ruhig die freie Wahl seines Gatten. Wenn der Rechte kommt, wird es ihn erkennen. Die Natur ist unfehlbar. Das Wunder der Natur heißt in diesem Falle: Liebe auf den ersten Blick! In der Liebe hat der erste Blick einfach das zweite Gesicht.

Die Baronin war nicht minder glücklich als ihre Tochter, wenngleich sie ihre Zufriedenheit hinter der mütterlichen Würde verbarg. Von den drei Arten, Hortense zu verheiraten, von denen Crevel gesprochen hatte, schien sich die seiner Ansicht nach beste verwirklichen zu wollen. Frau von Hulot sah in dem Ereignis des Tages eine Antwort der Vorsehung auf ihre inbrünstigen Gebete.

Fräulein Fischers Sklave, zur Rückkehr in seine Behausung schließlich doch gezwungen, beschloß, die Freude über sein Liebesglück hinter der Freude des Künstlers über seinen ersten Erfolg zu verbergen.

»Viktoria! Meine Gruppe ist an den Herzog von Hérouville verkauft. Er will mir auch Aufträge verschaffen!« rief er aus und warf die zwölfhundert Francs in Gold der alten Jungfer auf den Tisch. Selbstverständlich zeigte er die Börse Hortenses nicht; er trug sie an seinem Herzen.

»Wahrlich, das ist Glück!« entgegnete Lisbeth. »Na, ich hab mich auch genug abgerackert. Siehst du, Junge, das Geld fließt in deinem Handwerk langsamer herein als hinaus, denn es ist das erste, das du einnimmst, und du bosselst schon fünf Jahre herum. Diese Summe ersetzt kaum das, was du mich seit dem Wechsel gekostet hast, den ich mit meinen Ersparnissen eingelöst habe. Aber sorge dich nicht«, fuhr sie fort, nachdem sie das Geld gezählt hatte, »sie soll nur für dich verwendet werden. Sie sichert uns ein ganzes Jahr. Erst dann brauchst du bei mir abzuzahlen, und du sollst auch ein gut Stück Geld für dich behalten, wenn es so weitergeht.«

Als Stanislaus so den Erfolg seiner List sah, erzählte er der alten Jungfer allerhand Märchen vom Herzog von Hérouville.

»Du mußt dich nun immer schwarz und modern kleiden. Ich werde dafür Sorge tragen und dir auch neue Wäsche anschaffen, denn du mußt dich deinen Gönnern anständig präsentieren. Und dann mußt du jetzt auch eine größere und komfortablere Wohnung nehmen. Nicht mehr die scheußliche Mansarde. Und sie auch besser einrichten . . . Ja, man sieht dir die Freude an. Du bist wie umgewandelt!«

»Man hat meine Gruppe ein Meisterwerk genannt!«

»Ja, ja. Um so besser! Mache noch andere!«

Die alte Jungfer sah ihn prüfend an. In ihrem nüchternen Sinn vermochte sie das Siegesgefühl nicht zu begreifen. Von Kunst und Schönheit verstand sie nichts.

»Befasse dich nicht mehr mit dem, was verkauft ist!« sagte sie. »Verfertige lieber etwas Neues zum Verkaufen! Du hast bare zweihundert Francs – Arbeit und Zeit gar nicht gerechnet – für deinen schrecklichen Simson aufgehen lassen. Die Ausführung deiner Uhr wird dich mehr denn zweihundert Francs zu stehen kommen. Glaube mir, du mußt auch die beiden Knaben, die das kleine Mädel mit Kornblumen krönen, vollenden. Das wird was für die Pariser! Genug! Jetzt will ich gleich einmal zu deinem Schneider gehen. Vorher zu Herrn Crevel. Geh hinauf in dein Stübchen! Ich will mich zurechtmachen.«

 

Am Vormittag darauf machte der Baron, ganz versessen auf Frau Marneffe, einen Besuch bei Tante Lisbeth. Sie war starr vor Überraschung, als sie die Tür öffnete und ihn vor sich sah. Er hatte sie noch niemals aufgesucht. Sofort sagte sie sich: Sollte Hortense ein Auge auf meinen Liebsten geworfen haben? Sie hatte nämlich tags zuvor durch Crevel erfahren, daß der alte Heiratsplan mit dem Regierungsrat gescheitert war.

»Herrgott! Vetter, du?« rief sie aus. »Das ist dein allererster Besuch bei mir, solange du lebst! Sicherlich nicht meiner schönen Augen wegen!«

»Scherz beiseite«, meinte der Baron, »du hast wirklich die schönsten Augen, die ich kenne . . .«

»Sag, was führt dich her? Ich schäme mich ordentlich, dich in der Dreckbude hier empfangen zu müssen.«

Die vorderste der beiden Stuben, aus denen Tante Lisbeths Wohnung bestand, war zugleich Salon, Eßzimmer, Küche und Arbeitsraum. Der Hausrat war wie bei einem besseren Arbeiter. Stühle aus Nußbaum mit strohgeflochtenen Sitzen, ein kleiner Eßtisch aus Nußbaum, ein Arbeitstisch, ein paar kolorierte Stiche in schwarzen Holzrahmen, an den Fenstern kurze Musselinvorhänge, ein großer Kleiderschrank, auch aus Nußbaum; die Steinfliesen gescheuert, strahlend, sauber; weit und breit kein Stäubchen; aber alles nüchtern und frostig. Der Gesamteindruck erinnerte an die Art von Gerard Terborch. Dieselbe graue Stimmung. Die einstmals blaue, aber längst ins Leinengraue verschossene Tapete gab den richtigen Hintergrund. In das andere Gemach, das Schlafzimmer, war noch niemand gedrungen.

Der Baron war sofort im Bilde. Die Kleinbürgerlichkeit begrüßte ihn aus allen Ecken und Enden, vom gußeisernen Öfchen bis zum Kochgerät. Mit einer gewissen Beklemmung dachte er bei sich: Also so wohnt die Tugend! Laut sagte er:

»Was mich herführt? Solltest du schlaues Menschenkind das nicht schon heraushaben? Muß ich es dir wirklich erst sagen?«

Er setzte sich auf den Stuhl am Fenster, schob den Musselinvorhang ein wenig beiseite und blickte auf den Hof hinunter.

»Hier im Hause wohnt ein hübsches Frauenzimmer!« bemerkte er.

»Ach, die Frau Marneffe! Aha!« Nun wußte sie alles. »Na, und Josepha?«

»Tantchen! Es gibt für mich keine Josepha mehr. Man hat mir den Laufpaß gegeben wie wer weiß wem . . .«

»Und was wird nun?«

Tante Lisbeth betrachtete den Baron mit jener Altjüngferlichkeit, die vor gewissen Dingen eine Viertelstunde vorher Angst bekommt.

Der Baron fuhr fort: »Frau Marneffe ist ein höchst adrettes Frauchen. Die Frau eines Beamten. Du kannst also mit ihr verkehren, ohne dir etwas zu vergeben. Ich möchte, du hieltest mit ihr gut Nachbarschaft. Ruhig Blut! Sie wird die größte Hochachtung vor dir haben. Vor dir, der Kusine des Chefs ihres Mannes!«

In dem Augenblick vernahm man das Rascheln von Kleidern draußen auf der Treppe; dazu hörte man die Tritte eines weiblichen Wesens in feinem Schuhwerk. Dieses Geräusch verstummte an der Schwelle. Nach zweimaligem Klopfen ging die Tür auf, und Frau Marneffe trat ein.

»Verzeihen Sie, Fräulein Fischer, daß ich bei Ihnen einbreche. Aber gestern habe ich Sie nicht angetroffen, als ich Ihnen meinen Besuch machen wollte. Wir sind Nachbarinnen, und wenn ich gewußt hätte, daß Sie die Kusine vom Herrn Staatsrat sind, hätte ich Sie schon längst gebeten, mich bei ihm zu empfehlen. Nun habe ich ihn eben eintreten sehen, und da habe ich mir erlaubt zu kommen. Herr Baron, mein Mann hat mir nämlich von einem Personalbericht erzählt, der morgen dem Minister vorgelegt werden soll . . .«

Es sah aus, als ob sie erregt wäre und zitterte, aber sie war nur die Treppe rasch heraufgelaufen.

»Sie brauchen die Fürbitterin nicht zu machen, Verehrteste«, gab der Baron zur Antwort. »Ich möchte Sie vielmehr um die Gunst bitten, Ihnen meinen Besuch machen zu dürfen.«

»Ah! Wenn es Fräulein Fischer gutheißt, kommen Sie!« entgegnete Frau Marneffe.

»Gewiß, Vetter!« sagte Tante Lisbeth, und in ihrer Prüderie setzte sie hinzu: »Ich werde dich begleiten.«

Die Pariserin hatte so fest auf den Besuch und die Schlauheit des Barons gerechnet, daß sie nicht nur sich, sondern auch ihre Wohnung auf das beste herausgeputzt hatte. Frühzeitig hatte sie Blumen – auf Kredit – gekauft; ihr Mann hatte ihr beim Polieren der Möbel geholfen. Alles bis aufs kleinste war abgeseift, abgebürstet, ausgeklopft und funkelte wie neu. Valerie wollte in reiner Umgebung erscheinen, um dem Baron zu gefallen und ihm so zu gefallen, daß sie ihn quälen, ihm den Brotkorb hochhängen könne wie einem grünen Jungen. Sie wandte dazu alle Mittel der modernen Taktik an. Hulot fiel in der Tat darauf hinein. Man gebe einer Pariserin vierundzwanzig Stunden Zeit, und sie stürzt noch auf ihrem Sterbebett einen Minister.

Hulot, dieser Mann der Empirezeit, in deren Milieu er Meister gewesen war, benahm sich auf das allerungeschickteste, sobald ihm die Liebesintrigen, die Lebensanschauung oder die Unterhaltung nach der seit 1830 so veränderten Art entgegentraten. Die Frau war nicht mehr das arme schwache Geschöpf von Anno dazumal, nicht mehr das willige Opfer ihres sinnlichen Geliebten, nicht mehr die sorgliche Pflegerin aller Wunden, nicht mehr der stillergebene Engel. Die neue Liebe deckt Höllenwerk mit Himmelsworten. Die Leidenschaft ist für leidenschaftliche Seelen nur noch ein Martyrium. Auf der einen Seite schwärmt man von Idealen und Ewigkeiten, auf der andern erstrebt man durch die Liebe materielle Vorteile. Die Heuchelei, das Kennzeichen der neuen Zeit, hat die Galanterie verjagt. Zwischen den Schlachten der Kaiserzeit hatte man nicht Muße zum Zergliedern der Gefühle. Das Draufgängertum herrschte auch in der Liebe. Als der schöne Hulot dann in der Zeit der Restauration wieder ein homme à femmes sein wollte, tröstete er wohl etliche längst entthronte alte Freundinnen, gesunkene Sterne am Himmel der neuen Gesellschaft; für die jungen weiblichen Raubtiere aber war der alte Mann eine harmlose Beute.

Frau Marneffe hatte sich ihren Kriegsplan zurechtgelegt, nachdem sie sich von ihrem Manne ein langes und breites über das galante Vorleben des Barons hatte berichten lassen, wozu er etliche Erkundigungen unter seinen Kollegen eingezogen hatte. Die Farce der modernen Liebelei mußte für Hulot den Reiz der Neuheit haben, und so war auch Valerie über ihre Rolle ihm gegenüber klar, und die Probe, die sie an dem Morgen ablegte, entsprach in ihrem Erfolge ihren Erwartungen vollkommen. Mit Hilfe ihrer rührseligen, romantischen und kapriziösen Mätzchen gelang es ihr ohne Gegenversprechungen, ihrem Manne die Beförderung zum Kanzleisekretär und das Kreuz der Ehrenlegion zu sichern.

Dieses Vorhutgefecht endete natürlicherweise mit einem Diner im »Rocher de Cancale«, einem Akt im Theater und dem Geschenk von allerlei Mode- und Schmucksachen. Die Marneffesche Wohnung in der Rue du Doyenné gefiel mit einem Male nicht mehr; der Baron schmiedete Pläne von einer prächtigen Einrichtung in einem reizenden modernen Hause in der Rue Vanneau.

Marneffe erhielt einen vierzehntägigen Urlaub, der in vier Wochen beginnen sollte, damit er in seiner Heimat geschäftliche Angelegenheiten ordnen könne, dazu eine Gratifikation. Er nahm sich eine kleine Reise nach der Schweiz vor, um daselbst Studien auf dem Gebiete des ewig Weiblichen zu machen.

 


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