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Die Hexenbesen.

Noch heutigen Tages reiten die Hexen auf dem Blocksberg, so behauptet der Doktor Gescheitle steif und fest, und er thut sich was darauf zu gute, daß er ganz genau weiß, woher jener alte Aberglaube entstanden ist, und seine Beweisführung lautet so: Wenn die Zeit ist, da die Staare ihre alte Behausung aufs Neue aufsuchen und herrichten, und der Fink seinen schmetternden Gesang von den kaum knospenden Bäumen erschallen läßt, um diese Zeit da fährt auch in die Hausfrauen eine Scheuersucht, die sich nicht mehr bändigen läßt; sie wollen jetzt auch um die Osterzeit den Winter aus dem Haus hinaus kehren, mag's draußen nieseln und Naßkälte und Wind und Wetter noch so unbehaglich machen, es nützt nichts, Fenster auf! Alle Böden aufgescheuert! Alle Schränke ausgekehrt – und mit Einem Wort, in die Besen ist der Teufel gefahren und in diejenigen, die sie führen, nun – es schickt sich nicht, daß man das sagt.

Versuch's nicht, ihnen Einhalt zu thun: es könnte dir übel gerathen; sprich nichts davon, daß man auf sonnige Zeit warten möge: es nützt nichts, die dürren Reiser in den Besen schlagen jetzt aus, es regt sich eine Gährung in ihnen wie im Korn auf dem Speicher, wie im Wein im Keller. Suche dich mit dem Gedanken zu beruhigen, wie es gut ist, daß eine Zeit zur völligen Ausstäubung des Hauses eingesetzt ist; manche unterließen es sonst ihr Lebenlang.

Berufe die behexten Besen nicht, wer weiß, was du sonst erfahren kannst, was dir nicht lieb wäre.

Gieb Acht auf deine Frau, wenn sie dieses liest; es hat etwas zu bedeuten, wenn sie dabei lacht, und auch wenn sie nicht lacht.


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