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Neuntes Kapitel

Albert Werner Soldat, die Rangers, Marsch nach dem Rio Grande, Schlacht bei Palo Alto, im Bivouak, Capitain Falkland, Albert Werner Unterofficier, Marsch nach Resaca de la Palma, die Streifschützen, das Pferd des Capitains, Flucht der Mexicaner, Albert Werner Secondelieutenant, Rast in Matamaros, Albert Werner Premierlieutenant, Marsch nach Monterey, Berggegenden, Vorpostengefechte, Monterey, Rast im Walde von San Domingo, General Worth's Division, Einnahme des Forts Federacion, Einnahme des Forts Teneria, Kampf an dem Fort la Diablo, Rückzug der Amerikaner, Einnahme des Forts Obispado, Monterey beschossen, Sturm auf die Stadt, Mexicanische Heldinnen, die Rettung, das Bombardement, Kapitulation, Grausamkeiten, Albert Werner's Commando, die Freunde, der Jaguar.

 

Während Stein nun nach Galveston zurückritt, um Vorrichtungen zu seiner Verbindung mit Mathilde Werner zu machen, hatte ihr Bruder Albert Point Isabel, das Lager der amerikanischen Armee unter General Taylor, erreicht, war den berittenen Streifschützen unter Major Jack Hays, und zwar der Compagnie des Capitains Falkland einverleibt und mit zwei Revolvern versehen worden, die mit seiner mitgebrachten Büchsflinte und einem langen Jagdmesser seine Waffen ausmachten.

Das Corps dieser Streifschützen oder Texas Rangers war ursprünglich in Texas, als dasselbe noch Republik war, gegründet worden, um die Grenzen seiner Ansiedelungen gegen die wilden Indianerstämme, die deren Gedeihen so außerordentlich gefährlich waren, zu schützen. Es bestand anfänglich nur aus einigen Compagnieen und wurde von dem in Amerika so berühmten Indianerjäger Capitain Jack Hays kommandirt. Seine Mannschaft bestand meist aus Abenteurern, untergegangenen desperaten Genies oder vom Schicksal verfolgten jungen Leuten; sie waren niemals uniformirt und nur mit Büchsen und Pistolen, später mit Revolvern bewaffnet. Von militairischer Exercierkunst war bei diesem Corps keine Rede, alles Commando bestand in den Worten: »at them« auf sie) und alle Sicherheit desselben in dem unerhört guten Schießen und der Löwenbravour der Leute. Den Indianern gegenüber waren dies alle erforderlichen Eigenschaften; doch auch in dem Kampf gegen die regulairen Truppen der Mexicaner haben diese Streifschützen Wunder gethan und bei manchem Zusammentreffen derselben mit der Armee der Amerikaner die Entscheidung des Gefechts zu Gunsten der Letztern herbeigeführt.

Nicht lange nach Albert's Eintritt in das Regiment, während welcher Zeit er sich fleißig im Gebrauch der Revolver geübt hatte, kam dem General Taylor die Nachricht zu, daß die kleine, von ihm in dem verschanzten Lager am diesseitigen Ufer des Rio Grande der mexicanischen Stadt Matamoros gegenüber zurückgelassene Besatzung hart und mit großer Uebermacht von dem mexicanischen kommandirenden General Arista bedrängt wurde, worauf er sofort den Befehl zum Aufbruch seiner Truppen, deren Zahl sich auf 2300 Mann belief, gab, um den 6000 Mann starken Feind anzugreifen.

Bei Palo Alto trafen die beiden Heere zusammen, die Schlacht wurde mit größter Erbitterung geschlagen, ohne daß von der einen oder andern Seite ein entschiedener Vortheil errungen, oder eine der beiden Mächte aus ihrer Stellung verdrängt worden wäre, und als die Nacht dem Kampf ein Ende gemacht hatte, glänzten die Lagerfeuer der Feinde sich in kurzer Entfernung einander entgegen.

Albert Werner lag mit seinen Kameraden neben einem kleinen Kohlenfeuer, damit beschäftigt, Kaffee zu kochen und ein Stück Speck zu braten, als sein Capitain zu ihm trat und, ihn auf die Schulter klopfend, auf Englisch zu ihm sagte:

»Sie haben Ihr Probestück heute gut gemacht, Werner. Ich sah gerade nach Ihnen hin, als Ihrem Nebenmanne von einer der ersten Kugeln der Mericaner der Kopf weggerissen wurde, doch behielten Sie Ihre Farbe, als Sie ihn vom Pferde fallen sahen.«

»Nur Eines müssen Sie sich abgewöhnen, das Verschießen Ihrer sämmtlichen Ladung; Sie müssen sparsamer mit Ihren Kugeln sein, denn als wir die mexicanischen Reiter verfolgten, jagten Sie Zweien derselben bis unter die Gewehre ihrer Infanterie nach, und ich bin überzeugt, Sie hatten auch nicht einen Schuß mehr in Reserve.«

»So war es wirklich, Capitain Falkland, doch fiel es mir erst auf, als wir in unsere Stellung zurückgekehrt waren. Uebrigens glaube ich, daß nicht viele meiner Kugeln unnütz verschossen sind,« erwiederte Albert, der sich von seiner Decke erhoben hatte und neben dem Hauptmann stand.

»Einen habe ich ihn wenigstens kalt machen sehen,« sagte einer der am Feuer liegenden Schützen; »er schoß den Hund von Mexicaner vom Gaul, der unserem Unterofficier Brye den Kopf spaltete.«

Andere seiner Kameraden bestätigten darauf das Fallen noch mehrerer Feinde, die seine Kugeln getroffen.

»Wir haben zwei Unterofficiere verloren, Brye und Haste, Morgen früh müssen wir zwei Andere an ihre Stellen wählen,« sagte Falkland und winkte Albert, ihm nach seinem Feuer zu folgen.

Sie hatten dasselbe bald erreicht und sich dabei niedergesetzt, als der Capitain zu Werner sagte:

»Sie sind ein Deutscher, so wie ich es bin, doch merken Sie es Sich, daß Sie niemals in Gegenwart der Amerikaner Deutsch mit mir sprechen, die Leute sind argwöhnisch und würden glauben, daß Sie nachtheilig über sie redeten. Es möchte die gute Kameradschaft stören, in der Sie mit der Compagnie stehen. Ich bin überzeugt, daß man Sie morgen zum Unterofficier wählt; meine Stimme wenigstens haben Sie. Wo sind Sie in Deutschland zu Haus?«

Albert nannte seinen Geburtsort und senkte traurig seinen Kopf, indem er mit dem Griff seines Jagdmessers spielte.

»Ich bin etwas weiter nördlich geboren. Haben Sie noch Angehörige in Deutschland?« erwiederte der Hauptmann.

»Nein, Capitain Falkland,« antwortete Albert, ohne aufzusehen, um die Thränen zu verheimlichen, die seine Augen gefüllt hatten; »ich habe sie Alle mit mir herüber in dies Land gebracht; sie sind auch schon sämmtlich hier begraben.«

»Das ist mir leid zu hören; wie kam denn dies so plötzlich, Sie sind ja doch noch nicht lange in diesem Lande?«

Albert erzählte nun seinem Capitain, was ihm über das Schicksal der Seinigen bekannt geworden war, und schloß zuletzt, mit einem tiefen Seufzer den breitrandigen Filz von seinem Kopfe nehmend und sich mit der Hand über die Stirn durch das blonde Lockenhaar streichend:

»Darum, Capitain Falkland, darf es Sie nicht wundern, wenn ich mit abgeschossenen Waffen dem Feinde nachjage; ich habe Nichts mehr auf dieser Welt zu verlieren!«

»Doch vielleicht noch Vieles zu gewinnen, Freund Werner. Harte Schicksale sind Lehrmeister, und Widerwärtigkeiten wecken häufig Kräfte und Talente in uns, die ohne diese niemals erwacht wären, sie zwingen uns oft dazu, nach unserem Glück zu greifen. Auch ich habe einen großen Theil davon gehabt. Der Mann, der sich von ihnen niederdrücken läßt, geht unter, der aber, der ihnen die Stirn zeigt, kann siegen. Sie sind jung, die Natur hat Ihnen die Waffen in die Hand gegeben, Sich selbst einen Weg durch's Leben zu bahnen. Die Trauer um die Ihrigen macht Ihrem Herzen Ehre, doch diesem Gefühl klagend zu erliegen, ist des Mannes unwürdig. Fassen Sie Muth, und bedürfen Sie im Leben eines Rathes und der Hilfe eines Freundes, so gehen Sie nicht an mir vorbei.«

Hiermit nahm Falkland die Hand des jungen Mannes, schüttelte sie herzlich und sagte dann weiter zu ihm:

»Nun gehen Sie und ruhen Sie noch einige Stunden, denn Morgen wird es noch einen heißen Tag geben. Der alte Taylor läßt den Feind nicht so entgehen, er greift ihn sicher Morgen wieder an.«

Eine Todtenstille herrschte jetzt in dem Bivouac, die müden Soldaten lagen in das Gras hingestreckt, ließen sich von dem frischen kühlenden Seewind überstreichen und zeigten durch ihren ruhigen, tiefen Schlaf, wie wenig sie daran dachten, daß es vielleicht ihr letzter sein würde. Kaum graute aber der Morgen, als Alles wieder in voller Thätigkeit war, das Frühstück zu bereiten, die Waffen nachzusehen und in Stand zu setzen, und ehe eine Stunde verging, standen die Truppen wieder marsch- und schlagfertig der Befehle General Taylor's gewärtig.

Bei der Wahl der Unterofficiere, die heute in aller Frühe in Falkland's Compagnie vorgenommen war, hatte man Albert zu einem derselben bestellt, was ihn, als Beweis, daß seine Kameraden ihm zugethan waren, freudig und wohlthuend berührte.

Gegen sechs Uhr Morgens bemerkten die Amerikaner eine Bewegung in der Mexicanischen Armee und erkannten bald, daß dieselbe sich auf der Straße nach Metamoros zurückzog. General Taylor gab gleichfalls Befehl zum Aufbruch und folgte dem eilig davon ziehenden Feinde. Erst gegen vier Uhr Nachmittags holte er ihn an einem Platze, Resaca de la Palma genannt, ein, wo derselbe in einer Schlucht, von beiden Seiten durch Sümpfe und rund um durch dichten Hochwald und Dornengestrüppe geschützt, eine feste Stellung eingenommen hatte.

Taylor ließ die Artillerie auf der Straße vorgehen und vertheilte zu beiden Seiten die Scharfschützen durch das Holz, um den dort versteckten Feind daraus zu vertreiben.

Falkland hatte Ordre bekommen, seine Leute absitzen und sie gleichfalls als Tirailleurs vorgehen zu lassen, während die Kanonen ein fürchterliches Feuer auf das Centrum des Feindes richteten.

Der Kampf wurde von beiden Seiten mehrere Stunden lang auf das Hartnäckigste fortgesetzt, und die Kugeln der Geschütze richteten durch das Zersplittern und Zerschlagen der Bäume harte Verwüstungen unter den Streitern an. Die Streifschützen der Amerikaner gaben hier dem Feinde die erste Probe von ihrer Schießkunst, denn sie suchten sich unter ihnen zuerst die Officiere heraus, und binnen kurzer Zeit hatten die Mericaner ihre Führer zum größten Theil verloren, oder diese hatten ihre Decorationen von ihren Röcken gerissen, um nicht von jenen erkannt zu werden.

Die Lederjacken, wie sie diese Streifschützen nannten, blieben während des ganzen Krieges ein Schreckenswort für die Mericaner.

Von Dickicht zu Dickicht, von Baum zu Baum drangen die Amerikaner vor, und zuletzt flohen ihre Feinde aus ihrer festen Stellung, die Amerikanischen Dragoner stürzten ihnen nach, drangen in ihre Batterieen, vernagelten die Geschütze, und der Kampf schien schon entschieden zu sein, als General Arista selbst an der Spitze seiner sämmtlichen Cavallerie einen neuen verzweifelten Angriff machte und bis zu der früheren Stellung seiner Truppen vordrang.

Falkland mit seinen Leuten war zu dieser Zeit nach den zurückgelassenen Pferden eiligst zurückgekehrt, und sie waren im Begriff, dieselben wieder zu besteigen, als die feindliche Cavallerie herangesaust kam und eine Schwadron Lanciers ihren Angriff auf sie richtete.

Die Schützen hatten sich aber rasch hinter Bäumen und Büschen gedeckt und empfingen die Reiter mit einem so wohl gezielten Feuer, daß eine große Anzahl derselben aus den Sätteln stürzte und die Uebrigen ihre Pferde herumwarfen, um in der Flucht ihr Heil zu suchen.

Bei dieser Gelegenheit waren mehrere Pferde der Streifschützen losgebrochen, unter denen sich auch der Schimmelhengst Falkland's befand, und jagten in wilder Auflegung hinter den fliehenden Lanciers her.

Albert Werner hatte den Schimmel seines Hauptmanns erkannt, warf sich auf seinen Rappen und sprengte trotz dem Rufe Falkland's zu halten, in Carrière davon und den Pferden nach, die er kurz hinter den fliehenden Mexicanern einholte, dem Hengst seines Hauptmanns den Weg abschnitt und ihn im Sturmlauf zurückhetzte.

General Arista wurde für diesen seinen versuchten verzweifelten Angriff schwer bestraft, denn er ließ fast mehr als die Hälfte seiner Cavallerie auf dem Kampfplatz zurück, und aufgelöst und von Angst und Schrecken ergriffen floh nun seine Armee in allen Richtungen dem Rio Grande zu, um sich vor der Verfolgung des ihnen fürchterlichen Feindes zu retten.

Zu Hunderten stürzten sich die Soldaten in die Fluthen des reißenden Stromes, da nur wenig Boote dort vorhanden waren, um sie überzusetzen, und meist Alle davon fanden ihren Tod in den Wogen. Kaum fünfzehnhundert Mann von den Sechstausend, die bei Palo Alto gefochten hatten, erreichten Matamoros, General Arista sammelte die Trümmer seiner Truppen und überließ die Stadt seinen Feinden ohne Schwertstreich, um sich nach Linares zurückzuziehen, von wo ihm der Weg nach Monterey, so wie auch der nach San Luis und nach Tampico offen stand.

General Taylor rastete in Matamoros, um Verstärkungen an sich zu ziehen, die jetzt aus allen Theilen der Union zu ihm eilten.

Auch die Compagnie Falkland's wurde in der Zahl ihrer Mannschaft wieder ergänzt, und da ihre beiden Seconde-Lieutenants bei Resaca de la Palma geblieben waren, so wurde Albert in die Stelle des Einen von ihnen befördert.

Die Mexicaner brachen von Linares nach der Felsenfestung Monterey auf, um diesen uneinnehmbaren Platz, das Herz des Nordens von Mexico, gegen den Feind zu sichern, und wurden dort durch General Ampudia, der mit etwa viertausend Mann von San Luis zu ihnen stieß, verstärkt.

General Taylor dagegen blieb mit seinen Truppen in Matamoros liegen, wo dieselben durch die bei zunehmender Hitze erscheinenden Krankheiten viel zu leiden hatten. Auch der Premierlieutenant in der Compagnie, in welcher Albert stand, wurde vom Tod hingerafft, worauf dieser in des Verstorbenen Stelle gewählt wurde.

Das Heer der Mexicaner sowohl, als auch das der Amerikaner war während des Sommers für einen neuen Zusammenstoß thätig gewesen, und der Herbst war herangekommen, als die Letzteren ihren Marsch gleichfalls nach Monterey richteten.

Das Corps, bei welchem Albert stand, war bei dem Vortrab, und mit dem Ersteigen der Hochebenen dieser Länder entfalteten sich täglich vor seinen Augen neue Wunder, neue nie gesehene Naturschönheiten.

Höher und wilder stiegen die schroffen Gebirgsmassen auf, zwischen denen sich die Straße hinwand, blauer und duftiger legte sich der Purpurnebel der Tropenwelt über die Ferne, und aus den Thälern und Schluchten hoben sich die saftig dunkeln Wälder mit ihren Riesenblättern, ihrem Rankengeflecht und ihren goldnen Früchten, während aus ihren dichten Massen schlanke Palmen die ungeheuren Stämme emporrichteten und ein luftiges hohes Laubdach über ihnen bildeten.

Die kalten klaren Gewässer tobten wild und unaufhaltsam durch die Bergrisse, und die durch sie fortgeführten, die Wurzeln gegen den Himmel streckenden mächtigen Baumgerippe, die aus den Schluchten hervorsahen und schäumend von den Sturzbächen umzischt wurden, bekundeten deren Alles mit sich fortreißende Gewalt. Bananen mit ihren ungeheuren Blättern und ihren süßen gewürzigen Früchten, Cocospalmen mit der labenden Milch ihrer Nüsse, Mangos mit ihren kostbaren Aepfeln, Granatbäume mit den weinsäuerlichen eingekapselten Beeren und unzählige andere, den Menschen Labung und Erfrischung bietende Bäume und Gesträuche hielt hier die Natur den dahinziehenden Fremdlingen entgegen.

Hier und dort wurden deren Blicke durch reizende, an schroffen Felsen hängende Landsitze gefesselt, sie schauten auf die lieblichsten Ortschaften, die sich mit Kirchen und Thürmen aus den Thälern erhoben, hinab und blickten auf die reichen, mit riesenhaften Aloes, Ananas und Cacteen begrenzten Felder, die dort alle Früchte, alle Erzeugnisse der Landkultur in üppigster Vollkommenheit zur Schau trugen.

Sorglos und guter Dinge und aufgeregt durch den Reiz der Neuheit ihrer Umgebung zogen Falkland's Reiter über die von der Sonne durchglühte felsige Straße der Armee voran.

Die Hitze wurde mitunter sehr drückend, so daß die Schützen sich ihrer Jacken entledigten und dieselben unter sich über die Sättel warfen; doch war die Luft rein und leicht, und wenn die Sonne ihre letzten Strahlen hinter den Gebirgszügen im Westen verbarg, und dieselben ihre langen Schatten über Berg und Thal streckten, dann wehte neu belebend eine wohlthuende erfrischende Kühle über die Gegend, und unter Scherzen durcheilte die muntere Schaar die letzten Meilen ihres Tagesmarsches.

Plötzlich öffnete sich eines Abends zwischen den Gebirgen eine Durchsicht vor den Blicken der Reiter, in blauer Ferne hoben sich die steilen Höhen, die das reizende Monterey umgaben, und weiter hin blitzten die eisigen Zacken der Schneeberge, hinter denen die Sonne in einem Gluthmeer versank und ihre höchsten Kuppen in Gold und Purpur funkeln ließ.

Mit lautem Jubel wurde das ersehnte Ziel von dem Heere begrüßt; stolz auf die schon errungenen Lorbeeren zogen die löwenbraven Krieger unangefochten durch des Feindes reich bevölkertes Land dahin und dürsteten nach dem Augenblick, in dem sie dessen Herz, das stolze Monterey, angreifen könnten.

Doch noch mehrere Tage verstrichen, ehe dessen felsige Mauern aus dem Duft der Ferne hervortraten und die unbezwinglichen Castelle sich über ihm erhoben.

Bei Annäherung der Amerikaner zeigten sich einzelne Reiterabtheilungen des Feindes, sie erschienen bei deren Einmarsch in Cerralvo, in Marin und bei dem Landsitz Aguafria, doch beobachteten sie nur die Bewegungen der Amerikaner und hielten sich stets in angemessener Entfernung von ihnen.

Als deren Armee jedoch in die Nähe von San Francisco kam, wurde sie wiederholt von bedeutenden Cavalleriemassen angegriffen, die ihnen den Weg nach Monterey zu wehren suchten.

Unaufhaltsam aber rückten die Söhne des Nordens vorwärts, warfen die Angreifer zurück und drängten sie immer weiter der Stadt zu, bis General Taylor sich vor Monterey in dem Wald von San Domingo lagerte und dort sein Hauptquartier aufschlug.

Vor der Stadt hob sich drohend die Citadelle, zur Linken an dem Ufer des silberklaren Stromes von Monterey stieg das Felsenfort la Teneria empor, hinter ihm an der andern Seite des Flusses stand das düstere Castell la Diabolo, und rechts von der Stadt schauten von den steilen Bergabhängen des Obispado-Berges dessen Redouten herab, überragt von den Festungswerken Federacion, die sich weiter südlich hinter denselben erhoben.

Die Stadt, eingeschlossen von schroffen steilen Gebirgsmassen, sah, umgeben von den reizendsten Villen und Ziergärten, mit ihren Thürmen und prächtigen Kirchen frisch und anmuthig aus dem Thal hervor und zeigte durch die gleichmäßig schön gebauten, in ihrer zum Theil altspanischen wohl erhaltenen Architectur, daß sie von den vielen zerstörenden Bürgerkriegen Mexico's meist verschont geblieben war.

General Taylor gab seinen Truppen einige Tage Rast, während welcher Zeit er die Umgebung Monterey's recognosciren ließ, wobei seinen Leuten oft von den verschiedenen Forts aus mit Kanonenschüssen zugesprochen wurde.

General Worth mit seiner Division war der Erste, der die Operationen gegen Monterey begann, indem er gegen sechs Uhr Morgens mit sechs Geschützen und einer Cavallerieabtheilung, worunter sich auch Falkland mit seiner Compagnie befand, auf der Straße nach Topo und Saltillo hin aufbrach, um der Festung von dieser Seite die Verbindung mit dem Innern abzuschneiden.

Der Feind warf sich ihm mit zahlreicher Cavallerie in den Weg, doch wurde dessen wüthender Angriff nachdrücklich zurückgewiesen, und er wurde zum Rückzug genöthigt, bis er, durch Artillerie und Infanterie verstärkt, sich abermals auf die vorrückenden Amerikaner stürzte und ihnen in verzweifeltem Kampfe die Straße streitig machte. Doch die ohnmächtige Schaumwuth der Mericaner mußte dem kaltblütigen, todtverachtenden Widerstand und den folgenden grausamen Angriffen der Amerikaner weichen, mit dem Bajonett, dem Messer und dem Säbel wurde das Gefecht zum Vortheil der Letzteren entschieden, und das mexicanische Cavallerieregiment von Romano wurde wörtlich in Stücke gehauen.

General Worth wandte seinen Angriff jetzt gegen die Höhen in der Nähe des Forts Obispado, die von einigen Geschützen und Infanterie vertheidigt wurden, überwältigte dort den Feind und stürmte dann das Castell Federacion, von dem er das sternbedeckte Banner seiner Nation über Monterey wehen ließ.

Zu gleicher Zeit dröhnte von der Nordostseite der Stadt der Donnerruf der Schlacht durch die Gebirge, da General Taylor das Fort Teneria mit aller Macht bedrängte, und dessen Besatzung dasselbe auf das Hartnäckigste vertheidigte.

Wieder und wieder wurden die Sturmcolonnen der Amerikaner an den steilen Felsen zurückgeworfen, doch auch über diesem Festungswerk sollte bald der Adler des Nordens seine Flügel ausbreiten und die Amerikanische Flagge über ihm fliegen.

Die Besatzung hatte sich nach dem nahen Fort la Diabolo geflüchtet, gegen welches sich nun der siegreiche Feind wendete und seine Colonnen im Sturm nach dessen Mauern führte.

Dreimal erklommen sie vergebens die Höhen und mußten viele ihrer Kameraden beim Rückzug sterbend unter den Mauern des Forts zurücklassen, doch wieder schallte der ernste Ton der Trommeln zum Sturmmarsch, und wieder drängten sich die unbeugsamen Amerikaner nach dem Castell hinauf, als dessen Besatzung aus demselben hervorbrach, sich mit verzweifelter Wuth auf ihre Feinde stürzte und sie nach Teneria zurückdrängte.

Es war Abend geworden, General Taylor ließ in Teneria eine kleine Besatzung zurück und zog sich nach dem Wald von San Domingo zurück, wohin eine Reiterabtheilung der Mexicaner ihm triumphirend, doch in respectvoller Entfernung folgte.

Die Nacht legte sich in ernster Stille über das Thal, beide Heere hatten den Verlust vieler braven Soldaten zu bedauern, und von Monterey her tönten die Glocken der Cathedrale feierlich, wie zum Gebet. Es war eine Ruhe, wie sie dem Sturme voranzugehen pflegt, denn kaum graute der Tag, als General North seine Donnermusik wieder anstimmte und die westliche Höhe des Obispado-Berges stürmte, wo die Mericaner eine Batterie aufgestellt hatten. Sie wurde genommen, amerikanische Artillerie wurde hinaufgeführt und ihr Feuer, so wie das von dem eroberten Fort Federacion gegen die Feste Obispado gerichtet. Während des ganzen Tages verhallte der Donner der Geschütze nicht, bis gegen vier Uhr Abends General Worth seine Truppen zum Sturm gegen das Castell führte.

Mit dem Untergehen der Sonne sank auch die Mexicanische Flagge auf dessen Mauern, und die Farben der Sieger stiegen triumphirend über ihnen auf.

Abermals machte die Nacht dem Kampfe ein Ende, doch beide Heere verbrachten sie in rastlosen Vorbereitungen Behufs dessen Erneuerung am folgenden Tag, die Amerikaner, um die Stadt mit ihren Befestigungen selbst anzugreifen, die Mexicaner, um jedes Haus derselben in Vertheidigungszustand zu setzen.

Der Besitz des Forts Obispado machte es den Belagerern möglich, ihr Feuer nun gegen Monterey selbst zu richten, und am folgenden Morgen sandten sie von dort ihren Eisenregen mit solcher Gewalt über diese Stadt, daß selbst die massiven Gebäude an dem Principal-Platz im östlichen Theile derselben unter seiner Wucht erbebten.

Gegen ein Uhr schwiegen plötzlich diese Geschütze und ließen die Belagerten ahnen, daß der Augenblick der Entscheidung über das Schicksal der Stadt selbst herannahe.

Es war vier Uhr Nachmittags, als die Heereshaufen des Generals Worth von Obispado herab auf beiden Straßen, die von dort zu der Stadt führen, im Eilschritt heranstürmten.

Die Truppen der Mexicaner, die sie in ihrem Lauf aufzuhalten suchten, wurden geworfen oder niedergemetzelt, und deren fliehenden Bataillonen auf dem Fuß folgend, drangen die Amerikaner in die Stadt ein.

Hier sollte der letzte Kampf gefochten, das Schicksal des Nordens von Mexico entschieden werden.

Mit der Wuth der Verzweiflung, womit der Familienvater seinen Heerd vertheidigt, warfen sich die Bewohner Monterey's im Verein mit den Soldaten dem eindringenden Feinde entgegen; Mann gegen Mann wurde gefochten, jedes einzelne Haus wurde zur Festung, es mußte erstürmt werden, und selbst ans den platten Dächern wurde jeder Fuß breit Raum mit Blut verkauft.

Falkland's Schützen waren abgesessen und drangen auf einer der Hauptstraßen vor, mit ihren sichern Büchsen die Köpfe der Mexicaner in den Fenstern der Häuser und auf den Dächern zu ihrem Ziele nehmend, während die ihnen vorauseilenden Dragoner den Feind in eine Nebenstraße geworfen hatten und denselben dort verfolgten.

Der Donner der Geschütze, das Wirbeln der Trommeln, das »Hurrah« und »Vorwärts« der Amerikaner und das »Viva la republica« der langsam zurückweichenden Mexicaner erschütterte die Stadt von einem Ende zum andern.

Albert focht an der Seite seines Hauptmanns, als sie eine Querstraße erreichten, aus welcher sie mit einem gewaltigen Gewehrfeuer empfangen wurden.

»At them, lieutenant Werner!« rief diesem Falkland zu, indem er in der Hauptstraße vordrang.

Albert sprang seinen Leuten voran in die Nebenstraße und warf sich auf die dort aufgestellten Mexicaner. Mit wüthender Gegenwehr wurde er von ihnen empfangen, sie wichen keinen Fuß breit, und Mann gegen Mann, mit Bajonett, Säbel, Messer und Revolver machten sie sich gegenseitig den Sieg streitig.

Hinter dieser mit Verzweiflung kämpfenden Schaar eilten zwei Mexicanerinnen in der Straße auf und ab, feuerten ihre streitenden Männer an und trieben die sich hinter den hohen Treppen verkriechenden hervor, um sie zum Kampf zu sichren, während vor der Thür eines Palastes der Bischof von Monterey stand und seinen Segen über die Streiter sprach.

Señorita Doña Maria Josefa Zozago und Señorita Doña Rosa Maria Garcia waren diese beiden Heldinnen, deren Namen die Geschichte Mexico's nicht vergessen wird.

Beide jung, schön, reich, aus den ersten Familien, haben sie manchen Mann des Schwertes beschämt, denn sie gingen im dichten Kugelregen, zum Kampf auffordernd, durch die Straßen und standen jetzt neben dem Bischof hinter der Treppe des Hauses in kurzer Entfernung von den Streitenden, immer noch ihre süßen Stimmen laut zu ihren Kämpfern sendend.

Da kam Falkland mit den andern Leuten seiner Compagnie Albert zu Hilfe, und die Mexicaner ergriffen so stürmisch die Flucht, daß sie den Bischof über den Haufen warfen, und die beiden Mexicanerinnen sich neben ihn gegen das Haus drängten.

Vorwärts stürmend fielen Albert's Blicke durch den Pulverdampf auf diese Gruppe in dem Augenblick, als einer seiner Leute mit gehobenem Jagdmesser auf den Bischof zustürzte.

Mit einem Satze hatte ihn der Lieutenant erreicht und riß ihn, seinen Arm erfassend, von dem alten Manne zurück. Doch die Wuth der Schützen, deren sich jetzt mehrere herzudrängten, war entfesselt und »nieder mit dem Mexicanischen Hund« schrieen sie auf den Geistlichen eindringend, über den sich jetzt die beiden Heldinnen geworfen hatten, um ihn mit ihren Körpern zu schützen. In diesem Augenblick stürmte Falkland bei Albert vorüber, und dieser rief ihm mit aller Kraft seiner Stimme zu:

»Hauptmann Falkland, helfen Sie mir den Geistlichen und die beiden Damen schützen; ich bin Katholik!«

Des Hauptmanns donnernde Stimme hielt die wüthenden Soldaten zurück, der Bischof und die beiden Mädchen flüchteten sich in den Palast, welcher die Wohnung der Doña Rosa Maria Garcia war, und die Streifschützen stürmten den fliehenden Feinden nach. Das Blutbad und die Greuelscenen, die heute die Stadt Monterey heimsuchten, sind nicht durch Worte zu beschreiben, der hartnäckige Widerstand der Einwohner reizte die Angreifer bis zum Aeußersten, und erst als die Nacht ihre Schatten über die blutigen Straßen legte, riefen die Signale die übermüthigen Sieger, die Amerikaner, zu ihren Sammelplätzen zurück.

Doch noch sollte die unglückliche Stadt keine Ruhe finden, denn kaum hatte sie die Dunkelheit umfangen, als von der Plazuela de la Carne Bomben aufstiegen, ihr furchtbares Licht über den noch nicht besiegten befestigten östlichen Theil von Monterey verbreiteten und der Donner der Geschütze und der zerplatzenden Kugeln denselben in seinen Grundmauern erbeben ließ.

Das neue Tageslicht beleuchtete die weiße Fahne, welche die Mexicaner wehen ließen, die Belagerten capitulirten, und die Sterne auf den Bannern Amerika's glänzten über den Mauern von Monterey. Zwei Tage später verließ die besiegte Armee mit Waffen und sechs Geschützen den Platz und zog sich nach Saltillo zurück.

Es war zugleich ein Waffenstillstand zwischen den beiden Heeren abgeschlossen, wonach die Sieger binnen sechs Monaten die Linien von Muertos, Linares und Victoria nicht überschreiten durften, weshalb sie nun ihre Streitkräfte nur zu ihrer eignen Sicherheit in den Festungswerken und auf Posten in der Umgebung der Stadt vertheilten. Die Grausamkeiten, welche während dieser Belagerung von beiden Seiten der Streitenden an einzelnen Individuen verübt wurden, waren unerhört, und namentlich zeichneten sich die Mexicaner durch unmenschliche Behandlung einzelner Amerikaner aus, die von ihren Kameraden abgekommen und jenen in die Hände gefallen waren. Mit kaltem Blut und unter Scherzen machten zwar auch die Amerikaner dem Leben irgend eines unschuldigen, harmlosen Mexicaners, dessen sie habhaft wurden, durch einen Schuß, durch einen Schlag ein Ende und sandten ihm auch wohl noch ein Paar grobe Flüche in die Jacke nach, wohingegen das Schicksal ihrer Leute, die in die Gewalt ihrer Feinde geriethen, gewöhnlich ein viel schrecklicheres war.

Es wurden Amerikaner in der Umgegend von Monterey gefunden, die auf die furchtbarste Weise verstümmelt, doch am Leben gelassen und einem entsetzlich elenden Ende preisgegeben waren, und selbst unter den kriegerischen Wilden des Nordens dieses Landes sind wohl nie grausamere und schauderhaftere Todesqualen für ihre Feinde ausgedacht worden, als es in diesem Kriege von Seiten der Mexicaner der Fall war.

Es konnten deshalb auch zwischen den Einwohnern von Monterey und dessen Umgebung und den Siegern keine gesellschaftlichen Beziehungen eintreten, diese blieben, wie in Feindes Land, auf sich selbst beschränkt, und alle Familien, denen es möglich war, die Stadt und die nahe Umgegend zu verlassen, thaten es und zogen in das Land oder nach einem von den vielen kleinen Orten, die sich in nicht großer Entfernung von dem Aufenthalt der Eroberer befanden.

Albert war wenige Meilen von Monterey auf dem Wege nach Saltillo ein Commando übertragen, wo er in einer verlassenen Farm mit seinen Leuten Quartier genommen hatte, während Falkland eine Meile von ihm, näher der Stadt, auf einer gleichfalls verlassenen Hacienda mit dem größeren Theil seiner Compagnie stationirt war.

Das freundschaftliche Verhältniß, welches sich zwischen Beiden nach und nach gebildet hatte, wurde jetzt, da sie mehr oder weniger auf sich selbst beschränkt waren, enger, und es verging kein Tag, wo sie sich nicht gesehen hätten, und wenigstens brachten sie die Abende entweder in Albert's Quartier oder in dem von Falkland mit einander zu.

Beide hatten warmes Gefühl für Naturschönheiten, deren die malerische Gebirgsgegend, in der sie sich befanden, ihnen so unendlich viele zur Schau bot. Beide schwärmten für die Reize eines südlichen Klima's, einer tropischen Vegetation, Beide interessirten sich für Malerei und führten stets ihr Zeichenbuch in ihren Pistolenhalftern mit sich. Sie machten häufig kleine Excursionen zusammen in die Umgegend, theils um Skizzen zu zeichnen, und theils, da sie Beide leidenschaftliche Jäger waren. Jagden zu machen; es hatten sonach diese Ausflüge doppeltes Interesse für sie.

Eines Abends, nachdem sie den Nachmittag mit ihren Büchsen die Gebirge durchschwärmt hatten, zogen sie auf ihren ermüdeten Pferden in einer Bergschlucht an einem wilden Bach hinunter der Straße zu, an welcher sie Beide stationirt waren.

Der bleiche Schein des noch nicht vollen Mondes rang mit dem goldnen scheidenden Lichte des Tages um die Herrschaft, als Falkland plötzlich seinen Hengst auf dem losen Steingeröll zurückhielt und Albert leise zurief:

»Halten Sie, Werner, sehen Sie dort den mächtigen Jaguar, der vor uns durch den Bach schreitet? Wir können ihm den Vorsprung abgewinnen, wenn wir uns hinter diesen Felsen hinaufschleichen, er zieht nach der Schlucht hier zur Rechten, Rühren Sie Sich nicht, bis uns dies Felsstück deckt. So, nun rasch vom Gaul, Ihr Rappe wird meinen Hengst nicht verlassen, und der wartet hier auf mich, käme ich auch erst Morgen zurück. Eilen Sie!«

Bei diesen Worten war Falkland von seinem Schimmel gesprungen, glitt mit flüchtigem leisem Tritt von Albert gefolgt zwischen den Granitblöcken hin, die zerstreut durch das enge Thal aufgethürmt lagen, und erreichte die Seitenschlucht, so wie das letzte Gestein, hinter dem er sich verbergen konnte, als er seine Büchse an die Schulter warf, Albert ihm in den Arm fiel und ihn am Feuern hinderte.

»O schießen Sie nicht, Falkland,« sagte er zu ihm, »mir zu Liebe, es ist zu weit. Sie möchten das schöne Thier nur verwunden und verscheuchen, und dann bekämen wir es nicht. Sie haben in Ihrem Leben so viele Jaguare geschossen, und dies ist der erste, den ich jemals sah; Sie müssen ihn mir überlassen. Ich schieße ihn, sobald der Mond voll ist, denn das Thier hält hier sicher seinen Wechsel jeden Abend.«

»Herzlich gern, lieber Werner,« erwiederte Falkland, seine Büchse abspannend; »doch ich glaube, ich hätte dem Burschen Eins gestochen, es ist nicht weiter als hundert und zwanzig Schritt, und er zog breit über die Schlucht. Er mag Ihnen gehören, doch gehen Sie nicht allein nach ihm aus, der Kerl hat Etwas zu bestellen, er ist ein alter Vogel. Träfen Sie ihn nicht auf den richtigen Fleck, so möchten Sie leicht mit ihm eine höchst unangenehme Bekanntschaft machen; diese Thiere sind sehr gefährlich und kennen keine Furcht, wenn sie gereizt oder überrascht werden.«

Die Freunde spähten noch einige Zeit dem in der Ferne verschwindenden königlichen Thier nach, gingen dann zu ihren Pferden zurück, die an dem saftigen Gras, welches das Ufer des Sturzbaches bedeckte, weideten, und folgten der Schlucht bis zur Straße, auf der sie nach einer Stunde scharfen Reitens Albert's Quartier erreichten.

»Holen Sie mich Morgen früh ab, wir wollen nach der Mühle reiten, von der ich Ihnen sagte, daß sie so schön sei und ein sehr hübsches Bild abgeben müßte, und wir wollen sie zeichnen,« sagte Falkland, indem er Albert die Hand reichte und, ihm eine gute Nacht wünschend, auf der Straße weiter nach seiner eigenen Station zog.


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