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Siebentes Kapitel

Die Quellen des Comalflusses, Besuch bei dem Vereins-Beamten, Aufenthalt in Neu-Braunfels, Rückreise nach Indian Point, Trauernachricht, Albert Werner's trostlose Lage, Reise über San Antonio, Ankunft am Sandiesflusse, die Gräber, das goldene Kreuz, Abschied zwischen den Brüdern Johnson, Vergeltung, Nacht in Johnson's Wohnung, Auskunft, Abschied von den Gräbern.

 

Kaum graute der Tag, als Albert sich schon von seinem Lager erhob, nach seinem Pferd ging, um sich von dessen Wohlbefinden zu überzeugen, und dann das Gasthaus verließ, um vor dem Frühstück die Stadt und nahe Umgebung in Augenschein zu nehmen.

Der Wirth hatte ihm von der Merkwürdigkeit und Schönheit der Quellen des Comalflusses erzählt, und da dieselben sich ganz in der Nähe der Stadt befanden, so lenkte er zuerst seine Schritte dem Riesenwalde zu, der dieselben in seinem Dunkel verborgen hielt.

Die aufsteigende Sonne warf ihre Strahlen auf die äußere, thurmhohe Wand des Waldes, der am Fuße der Guadelupe-Gebirge das Thal begrenzte und sich scharf und steil aus der üppigen Prairie erhob. Das haarähnliche wogende zarte Mosquitogras und der tausendfältige bunte Blumenflor, der zwischen ihm hervorblickte, beugte sich noch unter dem schweren Thau, auf dessen Perlen das Sonnenlicht blitzte und glänzte, welches jedoch in die Tiefe des Waldes nicht eindringen, dessen ewiges Dunkel nicht verscheuchen und dessen Kühle nicht aus ihm verdrängen konnte. Mit feierlichem, halb schauerlichem Gefühl trat Albert in diesen Laubpalast ein, kühlend und wonnig umfing ihn eine erfrischende, von Blüthenduft gewürzte Luft, und wunderbar heimlich rauschte ein dumpfes Brausen heftig bewegten Wassers zu seinen Ohren.

Er war auf einem tief ausgetretenen Pfad hierhergelangt, den die früheren Bewohner dieser Gegend, die Büffel, auf ihrem Weg zu den frischen Quellen geschaffen hatten, und folgte dessen Schlangenwindungen zwischen den uralten Baumstämmen hin und her, von Zeit zu Zeit genöthigt, ihn auf kurze Entfernung zu verlassen, um die niedergestürzten Kolosse der Pflanzenwelt zu umgeben, deren Rinden theils schon geborsten waren und das noch vor nicht vielen Jahre feste und harte Holz vermodert als Pulver auf den reichen Erdboden fallen ließen. Ueppig und wuchernd schossen aus diesem Moder junge Stämme nach den spärlichen Oeffnungen zwischen den Köpfen der Bäume, durch welche der blaue Himmel blickte, empor und trugen auf diesem ihrem Wege zum Lichte Hunderte um sie geklammerter Lianen und Weinranken mit sich hinauf.

Das Brausen des Wassers drang stärker und deutlicher zu Albert, bis er plötzlich vor einem Wasserstrahl stand, der sich in einem Durchmesser von vier Fuß aus der Erde erhob und als Bach wild und wogend davon sprudelte. Nur wenige Schritte weiter traf Albert auf einen zweiten solchen Quell, und in einer Entfernung von einigen tausend Schritten fand er wohl fünfzig derselben, die in krystallklaren Fluthen aus dem Schooße der Erde hervorschossen, sich, noch ehe sie den Schatten des Waldes verließen, verbanden und als Comalfluß aus ihm hervorbrachen, um sich in einer Entfernung von nicht ganz zwei Meilen mit den Gewässern der wilden Guadelupe zu vereinigen.

Es wurde Albert schwer, sich von diesem behaglichen, wunderbar reizenden Orte zu trennen, er stand lange zwischen den vielen Sprudeln und lauschte dem unterirdischen Rollen und Gurgeln der Gewässer, womit sie sich eilig aus ihrer Gefangenschaft hervordrängten, als jubelten sie, endlich aus ihrer Finsterniß erlöst, das Licht des Tages begrüßen zu dürfen.

Ihrem lustigen Lauf folgend, hatte er den Saum des Waldes am Ufer des Comalflusses erreicht und trat in die Prairie hinaus, um sich in dem hohen Gras einen Weg nach der Stadt zurück zu bahnen, deren kleine bescheidene Wohnungen sich weiter unten schon bis an dieses Ufer erstreckten. Wohin er blickte, sah er reges Leben; hier zog ein Bürger von Braunfels mit einem Maulthierwagen nach dem Wald, um Brennholz zu holen; dort wurde ein ungeheuerer Baumstamm durch vier vor denselben gespannte Ochsen nach der Stadt geschleift; Leute mit Körben auf den Köpfen trugen Wäsche nach dem Flusse; Andere, mit Flinten und Büchsen bewaffnet, zogen den Gebirgen zu; flinke Reiter galloppirten auf ihren kleinen Pferden glänzend feisten Kühen und Stieren nach, um sie zum Melken oder zur Arbeit aus der üppigen Weide nach Hause zu treiben, und als Albert die Straßen der Stadt erreicht hatte, fand er auch dort Alles in voller Thätigkeit.

Graf H. empfing ihn vor seinem Hause mit der Einladung, sich nach dem Speisezimmer zu begeben, da das Frühstück dort schon aufgetragen sei. Bald nach Beendigung desselben rüstete sich Albert zu seinem Besuch bei der Direction, ging mit schwerem Herzen den Berg hinauf nach der Sophienburg und trat in das Vereinsgebäude, welches ihm als das Geschäftslocal bezeichnet wurde.

Herr v. C., der derzeitige Vorsteher aller Vereinsangelegenheiten, empfing ihn auf's Freundlichste, hörte mit Achselzucken seine Vorstellungen und Bitten zu Gunsten seiner Familie an und gab ihm endlich die Antwort, die ihm von seinem Gastwirth geweissagt war, nämlich: daß der Verein keine Wagen besitze, daß im Augenblick des Krieges wegen keine solchen aufzutreiben seien, und daß es demnach nicht in seiner Macht stände, ihm die gewünschte Hilfe zukommen zu lassen, so gern er dies auch wollte. »Wir haben jedoch Schritte gethan, um im Osten dieses Landes Fuhrwerke anzuschaffen,« sagte er, »und ich würde Ihnen rathen, wenigstens bis zu erhaltener Nachricht von dort, die ich bald erwarte, hier zu verweilen, so daß Sie Gewißheit darüber vor Ihrer Abreise haben, ob wir Ihnen bald helfen können oder nicht.«

Albert fügte sich diesem Vorschlag und sagte dann:

»Wie ich höre, werden wir wohl vorerst hier in Braunfels unsere Hütte aufschlagen müssen, denn in dem eigentlichen Vereinsgebiet, wo wir das versprochene Land bekommen sollen, ist noch keine Niederlassung gemacht.«

»Allerdings werden Sie sich hier gedulden müssen, doch beabsichtigen wir zwischen hier und dem Vereinsland, ungefähr auf halbem Wege, eine große Ansiedlung zu gründen, der auch Sie sich vielleicht dann anschließen werden.«

»Ich muß Ihnen gestehen, Herr von C.,« sagte Albert, »ich würde ganz gern damit zufrieden sein, wenn uns in der Nähe dieser Stadt ein Plätzchen angewiesen würde; denn ich finde es reizend schön hier. Nun will ich eilen, um den Meinigen zu schreiben, wie die Sachen hier stehen, damit sie ihre Maßregeln darnach ergreifen können.«

Mit diesen Worten empfahl er sich dem Beamten, indem er noch um die Erlaubniß bat, von Zeit zu Zeit bei ihm Erkundigungen einziehen zu dürfen, ob die Nachrichten aus dem Osten von Texas eingetroffen seien. Albert hatte, da keine Geschäfte ihn an Zeit und Ort banden, bald in der Stadt, so wie in der Umgebung unter den Deutschen Ansiedlern viel Bekannte gewonnen, die er oft besuchte, mit ihnen auf die Jagd oder zum Fischen ging, und durchstreifte häufig auf weitere Entfernungen die Gegend, wobei ihm sein braves Pferd sehr zu Statten kam.

Es waren bereits einige Wochen auf diese Weise verstrichen, in welcher Zeit er sicher darauf gerechnet hatte, Antwort auf seinen Brief, den er noch am Tage seiner Unterredung mit Herrn v. C. an seine Familie abgesandt hatte, zu erhalten, doch umsonst, er hörte Nichts von ihnen. Er schrieb wieder an sie und gab einem Deutschen, der selbst zu Pferd nach Indian Point reiste, den Brief mit, worin er dringend um Antwort bat; doch abermals verflossen zwei Wochen, ohne daß er ein Lebenszeichen von den Seinigen erhalten hätte, während auch über die Bemühungen des Vereins in Bezug auf die Fuhrwerke noch keine Kunde eingelaufen war. Doch »keine Nachricht, gute Nachricht« dachte er über das Schweigen seiner Angehörigen, denn wäre ihnen Etwas zugestoßen, so hätten sie ihn sicher gleich davon benachrichtigt, oder der Agent, Herr Rößler, würde es ihm mitgetheilt haben. Er blieb deshalb noch eine Woche; doch als auch diese dahinging, ohne daß er eine Zeile von seinen Lieben erhielt, da erfaßte ihn mit einem Male die Angst, er verabschiedete sich bei Herrn von C., sagte seinem freundlichen Wirth, dem Graf H. v. D., Lebewohl und sprengte seinen Rappen abermals durch die wilden Wogen der Guadelupe auf der Straße nach Indian Point hin. Schon am vierten Tage erreichte er mit einbrechendem Abend das Lager, trieb sein müdes Roß nochmals mit den Sporen zum Gallopp an und hielt wenige Minuten später auf dem Platze, wo das Zelt seiner Familie gestanden hatte.

Erstaunt und erschrocken blickte er umher – er mußte sich in dem Platze geirrt haben – doch drüben die Erdhütte hatte ja auch damals dort gestanden, und nach jener Richtung hin sah er drei Zelte nebeneinander, an denen er ja so oft vorübergegangen war.

»Wahrscheinlich,« dachte er, »haben die Meinigen sich einen günstigern Platz ausgewählt.« Er ritt deshalb, um Erkundigung einzuziehen, nach der nahen Erdhütte, in welcher vor seiner Abreise eine Familie von neun Personen gewohnt hatte. Ein alter Mann, den er oft hatte Großvater nennen hören, kauerte im Eingang der Hütte und blickte mit mattem Auge zu Albert auf, als derselbe sein Pferd vor ihm anhielt. »Alter Herr, ich bitte Sie, mir zu sagen, in welcher Gegend meine Familie, die Werner's, welche vor sechs Wochen dort auf jenem Sandhügel wohnten, ihr Zelt jetzt aufgeschlagen haben?« sagte Albert zu dem Alten.

»Die Werner's?« antwortete der Mann sich besinnend; »ei, wie lange sind die schon von hier fort nach Neu-Braunfels gefahren, die waren glücklicher als wir, sie kamen noch in guter Zeit aus dieser Hölle weg, doch meine armen Kinder und Enkel mußten Alle da draußen in dem heißen Sand verscharrt werden. Ich bin allein noch übrig und warte von Stunde zu Stunde, daß mir der Herr gnädig sei und mich ihnen nachfolgen lasse. Wir haben uns schwer versündigt, daß wir unsere gute alte Heimath im Uebermuth verlassen haben; es ging uns dort zu wohl!«

»Nach Neu-Braunfels wären die Werner's gefahren? Sie müssen sich irren, lieber Mann, dort komme ich ja geraden Wegs her,« unterbrach ihn Albert sehr beunruhigt.

»Ich irre mich nicht, sie sind nach Neu-Braunfels von hier abgefahren, ich erinnere mich sehr deutlich, denn ich habe sie damals um das Glück beneidet, als sie mit Sack und Pack auf dem großen Wagen davon zogen.«

»Unmöglich!« rief Albert, seinem Pferd die Sporen in die Seiten stoßend und nach den Häusern von Indian Point hinsprengend. Das Lagerhaus und Comptoir des Herrn Rößler war schon geschlossen, doch Albert jagte in der staubigen Straße weiter nach dem Gebäude, wo der Agent wohnte, hing den Zügel seines Pferdes an die Veranda und sprang über dieselbe in das Haus hinein, wo er Herrn Rößler noch beim Abendessen traf.

»Herr Rößler, wo ist meine Familie?« rief er ihm beim Eintreten in höchster Aufregung zu.

»In Neu-Braunfels,« war dessen erstaunte Antwort.

»Nimmermehr, ich komme ja direct von dorther.« »Nicht in Neu-Braunfels? sie sind ja doch vor beinahe sechs Wochen von hier dorthin gefahren. Wie ist das möglich?«

»Ich bin ja vor vier Tagen von dort abgereist und habe auf dem Wege hierher keine Spur von ihnen gesehen. Ich bitte Sie um aller Heiligen Willen, wo können sie geblieben sein?«

Der Agent ward bei dieser Frage sichtbar von einer bangen Ahnung ergriffen, denn das Wort, was ihm auf die Zunge gekommen war, hielt er zurück und sah verlegen und verwirrt zu Albert auf.

»Ich beschwöre Sie, Herr Rößler, sagen Sie mir, was Sie davon glauben; Sie sehen mich in der schrecklichsten Besorgniß. Großer Gott, könnte ihnen denn ein Unglück zugestoßen sein?«

»Ich muß Ihnen gestehen, Herr Werner, daß ich nicht weiß, was ich davon denken soll, denn kurze Zeit nach Ihrer Schwester Tod – «

»Um des Himmels Willen! meiner Schwester Tod?« schrie Albert, sich Rößler verzweifelnd um den Hals werfend; »meiner Schwester Tod, sagen Sie? O ich Unglücklicher, warum mußte ich sie denn verlassen. Welche von meinen Schwestern ist denn gestorben? O Jammer, Jammer!« schrie der junge Mann und barg seine weinenden Augen in den Händen.

»Ich glaubte, Sie wüßten es schon, Herr Werner; Ihre Schwester Martha starb hier, weshalb Ihr Vater nicht länger warten wollte und den ersten Wagen, der hierher kam, miethete, um Ihre Familie nach Neu-Braunfels zu fahren.«

»Ach das liebe, gute Marthchen, todt! Du armes Kind!« schluchzte Albert und wankte jammernd und weinend im Zimmer auf und nieder, während der Agent regungslos dastand und mit theilnehmendem mitleidigem Blick den Bewegungen des jungen Mannes folgte. Plötzlich blieb dieser stehen, sah verzweiflungsvoll nach Rößler hin, ergriff seinen Arm und sagte:

»Herr Rößler, glauben Sie, daß meiner Familie ein Unglück zugestoßen sein kann, ich beschwöre Sie, sagen Sie mir die Wahrheit!«

»Herr Werner, ich hoffe es nicht, aber es ist doch auffallend und unerklärlich, daß sie noch nicht in Braunfels angekommen ist und, noch mehr, daß Sie derselben nicht auf dem Wege begegnet sind. Ich kann es mir nicht anders denken und will hoffen, daß es so ist, nämlich: ich vermuthe, die Ihrigen sind aus irgend einem Grunde unterwegs, vielleicht in Victoria, in Gonzales oder Seguin liegen geblieben. Der Fuhrmann, der sie gefahren hat, ist ein Amerikaner Namens Johnson, der nicht weit von Victoria wohnt.«

»So liegen sie krank an einem dieser Orte, ach, sind vielleicht schon begraben, und ich Unglückseliger mußte mich in Neu-Braunfels amüsiren, mußte bei ihnen, vielleicht bei ihren Gräbern vorüberreiten!«

Der Schmerz, die Verzweiflung übermannten den jungen Werner, er wankte nach dem mit Rohr überflochtenen Sopha und sank, trostlos die Hände ringend, dort zusammen. Der gutmüthige, theilnehmende Agent unterbrach ihn nicht im Erguß seines Schmerzes, ihm selbst waren die Augen feucht geworden, auch er bangte für das Schicksal der biedern Familie Werner, und stumm blieb er an dem offenen Fenster stehen, seine Blicke auf die glänzende Sichel des neuen Mondes heftend und der Tausend unglücklichen Landsleute gedenkend, deren Untergang er hier schon hatte mit ansehen müssen. Endlich erhob sich Albert, trocknete seine Augen und reichte Rößler die Hand.

»Herr Rößler, ich weiß es, Sie nehmen Antheil an dem Schicksal der Meinigen; seien Sie mir behilflich, ihre Spur aufzufinden, selbst wenn sie wirklich zu ihren Gräbern führen sollte.«

Abermals, so sehr sich Albert auch dagegen sträubte, raubte heftiges Schluchzen ihm die Sprache; erst nach einer Weile fuhr er fort:

»Ich werde Morgen mit dem ersten Tageslicht von hier weg reiten, um auf dem Wege nach Neu-Braunfels nach meiner Familie zu forschen, thun Sie mir die Liebe und versuchen Sie, ob es Ihnen vielleicht eher gelingt, ihren Aufenthalt ausfindig zu machen.«

Der Agent versprach Alles in seinen Kräften Stehende zu diesem Zweck aufzubieten, worauf Albert sein Pferd nach dem Wirthshaus führte und sich selbst dort auf das ihm angewiesene Lager warf, nicht um zu schlafen oder zu ruhen, sondern um zu weinen, um sich in Verzweiflung darauf umherzuwerfen, bis der Tag die erste Helligkeit durch die kleine Fensteröffnung sandte. Rasch hatte er gefrühstückt, sein Roß bestiegen und trieb dasselbe auf der sandigen Straße nach Victoria zu größter Schnelligkeit an. Jetzt zog er bei keinem Grabhügel an dem Wege vorüber, ohne ihn zu bemerken, ohne daß Thränen in seine Augen traten; fragend sah er nach denen hin, die noch nicht lange aufgeworfen zu sein schienen, und es preßte ihm der Gedanke, daß Eins seiner Lieben darunter ruhen könne, die Brust zusammen.

Bei jedem einzelnen Haus in der Nähe der Straße hielt er an und fragte nach den Seinigen, jeden Menschen, dem er begegnete, forschte er nach ihnen aus, doch umsonst, er erreichte Victoria, ohne Etwas über sie zu hören. Dort ging er von Haus zu Haus, Niemand wollte den Wagen, den Fuhrmann oder die Werner's gesehen haben.

So zog er weiter nach Gonzales, nach Seguin und langte endlich am siebenten Tage wieder in Neu-Braunfels an, ohne eine Andeutung über das Schicksal seiner Lieben erhalten zu haben.

Graf H. v. D. hörte Albert's Klagen mit innigster Theilnahme, so auch that es der Beamte des Vereins, Herr v. C.; doch Beide wußten weder das Räthsel über das Verschwinden der Familie Werner zu lösen, noch aber Mittel und Wege anzugeben, auf welche Weise dies geschehen könne. Nur der Gastwirth gab Albert den Rath, nach San Antonio zu reiten und dort Erkundigungen einzuziehen, da eine alte Straße von Victoria über jene Stadt nach hier führe, die der Fuhrmann, so unwahrscheinlich dies auch sei, aus einem oder dem andern Grunde eingeschlagen haben möchte.

Der Rath, so wenig Hoffnung er auch bot, gab Albert's Bemühungen doch wenigstens wieder eine Richtung, in der er sie fortsetzen konnte, denn mit seiner Ankunft in Neu-Braunfels schien das Feld seiner Nachforschungen gänzlich das Ende erreicht zu haben.

Wohl hatte er an den Fuhrmann Johnson gedacht, der nach der Aussage des Agenten in der Nähe von Victoria wohnen sollte, und beabsichtigte auf seiner Rückkehr dorthin denselben auszumitteln, was ihm bei seinen ersten Erkundigungen daselbst nicht hatte gelingen wollen.

Nach einem Ritt durch erdrückende Sonnengluth erreichte er ohne Verzug San Antonio, wo er während des Abends und des darauf folgenden Tages seine Forschungen unermüdlich fortsetzte, doch da sie abermals ohne Erfolg blieben, so eilte er weiter auf der Straße nach Victoria hin.

Der Weg führte ihn durch reiche Grasländer, doch bis zu dem dreißig Meilen entfernten Cibolo-Flusse traf er nur auf wenige kleine Niederlassungen, deren Bewohner weder von der Familie Werner, noch aber von einem Fuhrmann Johnson jemals gehört haben wollten.

Ebenso ging es ihm in den Ansiedlungen, die nahe der Straße an dem Cibolo-Flusse lagen, und er hielt es für überflüssig, die weiter unten an diesem Wasser gelegenen Farmen aufzusuchen.

Mit jeder Meile, die Albert zurücklegte, mehrte sich die Angst, die herzzerreißende Besorgniß, daß er das Ende seines Rittes erreichen würde, um ohne irgend welche Andeutung, in welcher Richtung er sich nun nach seinen Theuern umsehen solle, da zu stehen.

Er trieb sein Pferd weiter und weiter auf der Straße hin, bis dasselbe Abends an dem Tonkawabache wegen übergroßer Ermattung seine Dienste zur Weiterreise versagte, sein Reiter sich also genöthigt sah, ihm die Bürde abzunehmen, und sich selbst neben das erschöpfte Thier in das Gras niederlegte, um auch diese Nacht wieder in Unruhe und Sorgen hinzubringen.

Sein Ritt am folgenden Tage, hoffte er, solle ihn bis nach Victoria führen, doch die Hitze war allzustark und das Pferd zu ermüdet, um die Guadelupe zu erreichen, und die Sonne stand schon niedrig über dem flachen Horizont, als er an dem Ufer des Sandiesflusses seinen durstigen Rappen anhielt, damit er sich an dem kühlen Wasser laben möge.

Abgespannt und entkräftet durch körperliche und geistige Anstrengung und Aufregung beschloß er die Nacht an diesem Bache zuzubringen, denn die Entfernung nach Victoria kannte er nicht, und es war ungewiß, ob er bis zu der Guadelupe noch einmal Wasser antreffen würde.

Er war von dem müden Pferd gestiegen und leitete dasselbe an dem rauschenden Wasser hin, indem er sich nach einem Lagerplatz umsah, auf dem sein Pferd während der Nacht gute Weide finden möge.

Mit seinen trüben Gedanken war er einige Zeit unter dem hohen Wald, der das Wasser zu beiden Seiten umgab, hingeschritten, als er plötzlich vor einem freien Platz stehen blieb, auf dessen Mitte ein Aschenhaufen lag, und der alle Zeichen trug, daß unlängst hier ein Zelt gestanden habe.

»Wahrscheinlich auch arme Auswanderer,« sagte er zu sich selbst, indem er auf die verlassene Stätte blickte; »doch sind sie vielleicht glücklicher gewesen, als wir!«

Er hatte sein Pferd von Sattel und Zeug befreit und führte es an dem langen Strick, welchen dasselbe um den Hals trug, nach dem in kurzer Entfernung frisch und saftig glänzenden hohen Grase, um das Thier dort zu befestigen, als er den frisch aufgeworfenen Hügel eines Grabes und nahe bei noch einen mit lockerer Erde bedeckten Platz bemerkte, der gleichfalls Wanderern als letzte Ruhestätte zu dienen schien.

Schrecklich ergriff der Anblick dieser Wohnungen des Todes den unglücklichen jungen Mann; mit herunterhängenden Armen, gefalteten Händen und gesenktem Haupte stand er davor, hielt seine thränenschweren Augen auf sie gerichtet und dachte mit schmerzerfüllter Brust seiner theuern Eltern, seiner geliebten Geschwister. Wo sollte er sie suchen; ach, vielleicht, dachte er, ruhen sie wie Diese unter frisch aufgeworfenen Hügeln und haben mir mit sehnsüchtigem Verlangen ihre letzten Seufzer zugesandt!

Ueberwältigt von der Schwere seines Unglücks sank er zwischen den Gräbern nieder, hob seine Blicke und seine Hände nach dem Himmel auf und betete inbrünstig zu dem Allmächtigen, er möge ihm ein Zeichen geben, wo er die Lieben suchen solle.

Die Sonne war versunken, der Abendhimmel glühte roth und prächtig durch den Wald, als Albert sich traurig und willenlos erhob, um das erloschene Feuer auf dem früheren Lagerplatz wieder anzufachen und seine wollene Decke daneben auszubreiten. Nahe bei auf dem Fleck, wo ein Zelt gestanden zu haben schien, lagen noch viel lose Maisblätter, die den Bewohnern desselben wahrscheinlich als Unterlage für ihre Betten gedient hatten, und Albert ging die wenigen Schritte nach ihnen hin, um sie zu gleichem Zwecke für sich zu verwenden. Sich niederbeugend, raffte er einen Arm voll davon zusammen, als er etwas Blinkendes daraus hervor und an die Erde fallen sah. Er hob es auf und sah es an, es war ein goldenes Kreuz mit dem Erlöser; er blickte es abermals an, hob seine Hände mit einem Schrei zum Himmel auf und stürzte mit dem Ausruf: »Meine Mutter!« regungslos zu Boden.

Ohne Lebenszeichen hatte der arme junge Mann lange hier in der Einsamkeit auf demselben Platze gelegen, auf welchem die Brüder Johnson seine Eltern und seinen Bruder verscharrt hatten, nachdem sie dieselben ihrer Kleider beraubt; doch jetzt bewegte seine Brust sich wieder, mit tiefen Seufzern kehrte das Leben in ihn zurück, er setzte sich, in der Dunkelheit umherblickend, auf und suchte seine Gedanken, seine Erinnerung wieder zu sammeln.

Ach, es war nur zu wahr, was er gern für einen Traum gehalten hätte, es war das Kreuz, welches er schon als kleines Kind an seiner geliebten Mutter Nacken gesehen hatte, mit dem er so oft gespielt, welches ihm stets Ehrfurcht und Andacht eingeflößt, wenn die gute Mutter seine kleinen Hände gefaltet und ihm sein Abendgebet vorgesprochen hatte.

Er fachte das Feuer an, damit es das Kreuz beleuchte, da stand ja auf dessen Rückseite ihr Namenszug. O wie gerne hätte Albert sich neben sie in die Erde gelegt, wie gerne hätte er seinen letzten Athemzug ausgehaucht! Das Leben hatte Nichts mehr für ihn, was es ihm lieb gemacht hätte, es war eine Last, eine Qual, und still und stumm blickte er nach seiner Büchse, die neben ihm an der Erde lag.

So saß er mit trockenen Augen und mit blutendem Herzen während der ganzen Nacht, und schrecklich war ihm das herannahende Tageslicht, das ihm wieder die Gräber zeigen sollte.

Doch das neue Licht warf auch seinen wohlthuenden Schein in das Innere Albert's, und die Hoffnung, die gnädige, die Trösterin kranker Herzen, die sich auf den Halm setzt, nach dem der Ertrinkende greift, zog wieder in seine Seele ein. Er wußte ja immer noch nicht mit Gewißheit, ob es auch wirklich seine Lieben waren, die hier ruhten, und dann, wenn es so war, so sah er doch nur die Gräber von Zweien, die Ueberlebenden mußte er wiederfinden, es mußte sich ihm doch zuletzt die Spur zeigen, wohin sie gezogen waren.

Er führte sein Pferd zum Wasser und wieder in das Gras zurück, fachte das Feuer an, bereitete sein Frühstück, und kaum stieg die Sonne auf, als er schon auf der Straße nach Victoria hineilte.

Bei den Brüdern Johnson hatte sich in dieser Zeit Vieles geändert. Das eine Haus war nicht mehr bewohnt, die Thür war zurückgeschoben, und in deren Oeffnung lag eine alte Sau an der Erde und ließ sich wohlbehaglich von den hereinfallenden Sonnenstrahlen bescheinen. Im andern Haus lag Bob Johnson auf dem Bett hingestreckt, mit tief in ihren Höhlen versunkenen Augen, zerrissenen, trockenen, zurückgezogenen Lippen, zwischen denen die entblößten Zähne seines offenen, nach Luft schnappenden Mundes hervorsahen, und mit der grauen Farbe des Todes auf seinen hageren, eingefallenen Wangen. Er stierte nach seinem Bruder Ben hin, der vor ihm am Bette stand, und machte eine mühsame Bewegung mit seinem abgezehrten Arm, um denselben zu ergreifen.

»Du wirst mich doch nicht allein hier liegen lassen, Ben, Du schlechter Hund? So trage doch wenigstens die Beiden dort hinaus, damit der Leichengeruch mich nicht umbringt,« sagte er zu seinem Bruder, der mit dem Hut auf dem Kopf und der Peitsche in der Hand sich zu entfernen im Begriff stand.

»Der Wagen ist geladen, und die Ochsen sind vorgespannt; es ist Zeit, daß ich aus diesem Pestnest fortkomme, sonst möchte mich der Teufel auch noch holen, und dann hätte Niemand Etwas von der verdammten Erbschaft der Werner's. Ich fahre damit nach San Antonio, verkaufe den ganzen Plunder und ziehe von da zum alten General Taylor, um zu sehen, was mir der Krieg für Glück bringt.«

»So bleibe doch wenigstens, bis ich mich Etwas erholt habe, Du schlechter Kerl, und trage die Leichen hinaus.«

»Bis Du Dich erholt hast? Bis Du zur Hölle gegangen bist! Glaubst Du, ich wollte Dein Pack dort anrühren, um auch die Krankheit zu bekommen? Trag sie selbst hinaus, wenn Du ihrer hier überdrüssig bist,« antwortete Ben, auf das andere Bett zeigend, auf welchem seines Bruders Frau und dessen älteste Tochter todt hingestreckt lagen.

»So stelle mir wenigstens Wasser hier vor das Bett,« stöhnte Bob, mit verzweifelndem Blick nach Ben hinstierend, wonach dieser das Blockhaus verließ, bald darauf mit einem Eimer voll Wasser zurückkehrte, denselben vor dem Lager seines Bruders niedersetzte und dann zur Thür hinausschritt, während ihm ein gräulicher Fluch von Bob's Lippen nachfolgte.

Derselbe große Kastenwagen, auf dem Werner's Indian Point verlassen hatten, stand wieder mit deren sämmtlichen Effecten beladen vor dem Hause. Ben Johnson schwang die lange Peitsche über den Ochsen, und mit den Worten:

»Verdammt der Platz!« trieb er dieselben auf der Straße hin, die nach San Antonio führte.

Das Verbrechen der beiden Brüder hatte sich furchtbar an ihnen gerächt. Das Tragen der Kleider der Verstorbenen, der Gebrauch ihrer Decken, ihrer Betten hatte die Krankheit auf die Familien Johnson übertragen und sämmtliche Mitglieder derselben, bis auf die beiden Brüder selbst, also sechszehn Personen an der Zahl, in wenigen Wochen einem schrecklichen Tode überliefert.

Bob Johnson hörte den Wagen mit den erbeuteten Reichthümern davonrollen, in ohnmächtiger Wuth biß er die Zähne aufeinander und suchte sich von seinem Lager zu erheben, aber seine Kräfte reichten nicht hin, nur mit den Augen konnte er die Thür erreichen. Stöhnend und zerknirscht lag er da, seinem sicheren unvermeidlichen Tode entgegensehend, denn hätte auch die Krankheit ihn begnadigt, so fiel er doch in die Hände des Hungers, da Niemand mehr in seiner Nähe war, der ihm Speise hätte reichen können. Dabei war er seiner Sinne vollkommen mächtig, und unaufhörliche brennende Schmerzen hielten den Schlaf von ihm fern.

Es war eine erstickende Hitze in dem Hause, die Sonne hatte die Schindeln des Daches und die Balken der Wände durchglüht, und die unbewegliche Luft in dem Raume war von der Ausdünstung der rasch verwesenden Leichen verpestet.

Der Tag neigte sich, Bob Johnson sah durch die Oeffnungen zwischen den Balken der Wände den Abendhimmel glühen, es schien ihm der Widerschein der Gluth zu sein, die seine Eingeweide durchwühlte. Er wollte trinken, die Zunge klebte ihm an dem Gaumen, vor ihm an der Erde stand der Eimer mit Wasser; aber er hatte nicht die Kraft mehr, sich zu ihm niederzubeugen und einen Trunk zu schöpfen. Lechzend sah er auf den Wasserspiegel hinab; er mußte trinken, sein Durst war zum Rasendwerden und wuchs mit dem Anblick der klaren Flüssigkeit in dem Gefäß. Er raffte alle seine Kräfte zusammen, warf sich um, wollte über den Rand des Bettes hinreichen und stürzte über ihn herunter gegen den Eimer, so daß dieser umfiel und das Wasser sich durch die weiten Spalten des Fußbodens verlief.

Gierig drückte Johnson seine brennend trockenen Lippen auf das feuchte Holz, doch nur um das Verlangen nach Wasser noch mehr zu steigern, denn seine Lippen blieben trocken. Hier lag er in der Finsterniß der Nacht stöhnend, wehklagend und sich und die Welt verfluchend, von Niemandem gehört, als von einigen Säuen, die mit einbrechender Dunkelheit, von dem Todesgeruch der Leichen angelockt, in das Haus drangen und grunzend das Bett umlagerten, auf dem noch die letzten Opfer des Todes, die Frau und die Tochter, hingestreckt waren.

Die Nacht verstrich, der neue Tag fand Johnson immer noch am Leben, immer noch bei vollstem Bewußtsein, doch hatten seine Körperkräfte so sehr abgenommen, daß er kaum noch der Sprache mächtig war, als plötzlich die herannahenden Tritte eines galloppirenden Pferdes seine Sinne anregten, und er verlangend und hoffend nach der Thür blickte. Wenige Augenblicke später trat Albert Werner in das Haus und fuhr entsetzt vor dem Anblick, der ihm hier wurde, nach der Thür zurück.

»Ist dies die Wohnung des Fuhrmanns Johnson?« fragte er den auf dem Fußboden liegenden Mann auf Englisch, welche Frage dieser mit Nicken des Kopfes beantwortete.

»Sie sind es aber nicht selbst, denn Johnson hat schwarzes Haar; wo kann ich ihn finden?« fragte Albert ungestümer den Kranken, der durch eine Bewegung mit der Hand andeutete, daß derselbe fortgezogen sei.

»Bruder,« stöhnte Bob kaum hörbar und deutete mit der Hand auf sich selbst.

»So können Sie mir sagen, wohin Ihr Bruder die Familie Werner gefahren hat, die sich ihm in Indian Point anvertraute. Ich bin der Sohn jenes Herrn Werner.«

Bei dem Namen Werner fuhr Bob schaudernd zusammen, seine hohlen Augen hefteten sich angstvoll auf Albert, der ihm als Rachegeist dazustehen schien, und vergebens bemühte sich dieser, ihn zum Sprechen zu bringen.

»So sagen Sie mir wenigstens, ob Jene, die eine Meile von hier an dem Sandiesbache begraben sind, meiner Familie angehörten?« rief Albert gänzlich außer sich; doch Bob stierte ihn mit bebenden Lippen an und blieb stumm.

Albert sah, daß dies vielleicht die letzte Gelegenheit war, Auskunft über die Seinigen zu erhalten und, durch die von ihm vermuthete Verstocktheit Johnson's zur Verzweiflung gebracht, faßte er ihn bei der Schulter, hob die Peitsche und schrie: »Ich schlage Dich todt, wenn Du mir nicht antwortest.«

Da stöhnte der Kranke: »Wasser, Wasser,« und zeigte auf seine trockenen Lippen.

»Ich reiche Dir Wasser, doch erst sage mir, ob es die Meinigen waren, die dort begraben sind,« sagte Albert den Amerikaner loslassend, und dieser nickte mit dem Kopf und sagte: »Ja,« aber zugleich flehte er von Neuem: »Wasser, Wasser.«

»Erst sage mir, sind sie Alle dort begraben? Dann bringe ich Dir Wasser.«

Wieder bejahte Bob die Frage und flehte um Wasser.

Albert wankte nach der Thür, sein Urtheil war gesprochen, er stand nunmehr allein und verlassen in der Welt, das Leben hatte aufgehört, Freuden für ihn zu haben, es gab kein Glück mehr für ihn.

»Wasser, Wasser,« stöhnte Bob wieder, und Albert, aus seiner verzweiflungsvollen Abgespanntheit erwachend, nahm den Eimer vom Fußboden auf, füllte ihn aus dem nahen Brunnen und stellte ihn neben Johnson an die Erde, indem er demselben in dem danebenliegenden Blechbecher den ersehnten Trunk reichte.

»Soll ich Ihnen auf Ihr Bett helfen?« fragte er dann den Kranken, doch dieser schüttelte mit dem Kopfe und hielt den Eimer mit dem Arm umschlungen.

Mit Schaudern und Entsetzen floh Albert dann aus dem pesterfüllten Zimmer, bestieg sein Pferd und ritt abermals zu dem Ruheplatz seiner Lieben, um sich auf ihren Gräbern auszuweinen und einen letzten Abschied von ihnen zu nehmen.

Drei Tage lang verweilte er hier mit frommer Ergebenheit in sein schweres Geschick und erfüllte den Wald mit seinen Seufzern, seinen Jammertönen; am dritten Abend aber bestieg er seinen Rappen wieder, winkte ein letztes Lebewohl nach den Gräbern hin und eilte nach Victoria zurück, zu dem Wirth, der ihm den Wohnort der Brüder Johnson angegeben hatte.

Von da zog er weiter nach Indian Point, öffnete sein Herz dem theilnehmenden Agenten Rößler, ließ durch ihn die dort noch vorhandene Hinterlassenschaft der Seinigen verkaufen und zog mit diesem Rest ihres Vermögens längs der Meeresküste hin über Corpus Christi nach Point Isabel, um sich unter die Fahnen des dort stehenden General Taylor einreihen zu lassen und den Schlachten sein Leben zuzutragen, welches für ihn keinen Werth mehr hatte.


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