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Franz Graf von Pocci

Geboren am 7. März 1807 in München; gestorben am 5. Juli1876 ebendort.

Der Sohn eines aus Italien stammenden Offiziers und Beamten am bayerischen Hof und einer malenden Dresdner Baronin wurde nach dem Jurastudium 1830 Zeremonienmeister Ludwigs I., 1847 Hofmusikintendant, 1864 Oberkämmerer am Hofe LudwigsII. Das Mitglied verschiedener Künstlergesellschaften verkehrte im Kreis von Joseph Görres und traf dort mit Brentano zusammen.

Er verfaßte mehr als 40 Kasperlstücke für das Marionettentheater mit Themen aus der Märchen- und Sagenwelt sowie Beiträge für die Münchener Bilderbogen. Er war sehr kreativ und produktiv und hinterließ der Nachwelt unzählige Karikaturen und rund 600 Musikstücke, so zum Beispiel das Lied »Wenn ich ein Vöglein wär«

Zu seinen wichtigsten Werken zählt das »Lustige Komödienbüchlein«, das unter anderem die Kasperlgeschichten »Kasperl unter den Wilden« und »Kasperl in der Türkei« enthält..


Kasperl in der Türkei

Ein konstantinopolitanisches Lustspiel in zwei Aufzügen

Personen:

 

Der Sultan Schurimuri

Mumurikarbatschi, Hofprofos

Pfeifistopfiri, Pfeifenstopfer

Mimikatzi, Leibmohrin

Kislarfagotschi, Kapellmeister

Kasperl Larifari

Ein türkischer Trommler

 

Erster Akt

Gemach des Sultans.
Sultan Schurimuri sitzt auf dem Thron und raucht aus einer langen Pfeile.

Schurimuri. Potztausend Mond und Sternhagelelement, geht die Pfeife schlecht! Wieder nicht ordentlich geputzt! Ich muß ja ziehn, daß mir der Atem ausgeht! Beim großen Propheten Mahomet, ich bin schlecht bedient. Jetzt hab ich dem Sklaven Pfeifistopfiri erst 50 auf die Fußsohlen geben lassen und doch sorgt er nicht besser für meine Tabakspfeifen! Ich bin noch als zu gut und zu nachsichtig mit dem Sklavengesindel. Muß wieder ein paar spießen lassen, dann wird's schon besser gehn. Mumurikarbatschi! Hofprofos! herein! bring mir den Pfeifistopfiri! Augenblicklich! Ihr Hunde, ich will euch mores lehren!

(Mumurikarbatschi und Pfeifistopfiri.)

Pfeifistopfiri. Großer Sultan! Stern des Orients! Sonne des Okzidents! Verzeih! Ich vernahm in deinem Rufe, daß du ungehalten bist!

Schurimuri. Elender! warum hat die Pfeife keinen Zug? fehlt's am Röhrl?

Pfeifistopfiri. Allmächtigster! An meiner Sorgfalt hat es nicht gefehlt! Ich habe die Pfeife heute beim Sonnenaufgange geputzt.

Schurimuri. Einerlei! Vielleicht war der Tabak zu naß. Kurz und gut: Es muß wieder einmal ein Exempel statuiert werden. Mumurikarbatschi! führe den Burschen in das Wichszimmerl Nro.121, dort hat er 100Streiche in Empfang zu nehmen und auf Stempelbogen abzuquittieren.

Mumurikarbatschi. Wie du befiehlst, Erhabenster, so soll es geschehn. Fort mit dir, Sklave!

Pfeifistopfiri (fällt auf die Knie). Erbarmen, großer Sultan! Verschone deinen treuesten Sklaven mit der Strafe, die er nicht verdient zu haben zu glauben sich untersteht.

Schurimuri. Was? Remonstrieren auch noch? Noch ein Wort, und ich lasse dich hängen!

Pfeifistopfiri. Weh mir! (Ab mit Mumurikarbatschi.)

Schurimuri. Es ist nicht zum Aushalten! wie hab ich mich jetzt echauffiert! Nichts als Arger und Verdruß! Ich will meine Leibsklavin, die Mohrin Mimikatzi, rufen, damit sie mich etwas besänftige. Sie soll mir ein Lied mit Gitarrebegleitung vorsingen. Mimikatzi! Mimikatzi!

Mimikatzi (mit einer Gitarre). Was befiehlt mein hoher Gebieter?

Schurimuri. Zuerst streichle mir ein wenig den Bart; dann singe mir das Lied von der Lottosblume.

Mimikatzi (streichelt ihn, dann singt sie).

Einsam blüht die Lottosblume
Und drei Nummern träumt sie still,
Rate, wer gewinnen will!
Ach du dunkle Lottosblume,
Du, der schönsten Blätter voll,
Sag mir, was ich setzen soll!
Und es haucht die Lottosblume
In der milden Abendluft
Die drei Nummern aus in Duft!

Schurimuri (heftig). Wie heißen die drei Nummern? Ich will sie in die Lotterie setzen. Ein Terno wär' nicht übel.

Mimikatzi (singt).

Frage nicht die ‹Lottosblume›,
Wenn die Ziehung ist vorbei,
Weißt die Nummern alle drei!

Schurimuri. Ich will aber die Nummern vorher wissen, oder ich laß dich und die Lotterieblume köpfen. Wozu ist die Lottosblume gewachsen, als daß sie mir die Nummern vorhersagt?

Mimikatzi. Großer Sultan! Das Lied ist zu Ende; es ist ein sinniger Rätselspruch aus den Weisheitsbüchern des Mirza Schaffy.

Schurimuri. Dummes Zeug! Ich will keine Rätsel! Fort mit dir, falsche Katze! In dem tiefsten Kerker sollst du schmachten, bis dir die Nummern eingefallen sind. Fort! oder ich vergesse mich und werf dir meinen Pantoffel an den Kopf. (Mimikatzi ab.) So hat sich denn heute alles verschworen, mich zu ärgern! Heda! Heda! türkische Musik will ich haben. Spielt mir den Marsch von dem großen Propheten auf! Wo ist mein Kapellmeister Kislarfagotschi?

Fagotschi (stürzt herein). Großer Sultan! Verzeih! Die große Trommel hat ein Loch im Fell! Der Halbmond hat einen geschwollenen Backen! Die Trompeten leiden an Verstopfung! Es ist mir heute unmöglich, ein Stück aufführen zu lassen!

Schurimuri. Auch das noch! Beim Allah, ich möchte wütend werden, wäre es für den Großsultan nicht unschicklich! Augenblicklich soll die Trommel geflickt werden! dem Halbmond gebe man Überschläge oder Schläge allein, damit er kuriert werde! Die Trompeten sollen zum Abführen einnehmen, Verstopfungen leid ich nicht!

Fagotschi. Alles soll pünktlich vollzogen werden. Doch vernimm, erhabener Sultan: Soeben haben deine Wachen einen Fremdling arretiert, der in dem sultanischen Hofgarten aufgefunden wurde. Man fürchtet, es sei ein Spion. Vielleicht gewährt es dir einige Unterhaltung, ihn vor deinen allerdurchlauchtigsten Augen strangulieren zu lassen.

Schurimuri. Gut! schleppt ihn herbei, damit ich einen Spaß habe auf meinen vielen Ärger. Schnell, schnell!

(Fagotschi ab.)

Schurimuri. Ich wollte mir heute ein sanftes, stilles Vergnügen veranstalten; allein es scheint, daß Muhammed, der große Prophet, es anders bestimmt hat. Gut! So will ich Blut sehen! Ah, da kommt der Fremdling; zuvor will ich mich mit ihm unterhalten.

Kasperl (wird hereingestoßen). Das bitt ich mir aus! das ist keine Manier, einen Reisenden zu so behandeln!

Schurimuri. Wie kömmst du hieher! Wer hat dir gestattet, meinen Hofgarten zu betreten?

Kasperl. Wie ich herkomm? No, das sehn S' ja. Man hat mich verirritiert. Und in Ihren Hopfengarten bin [ich] hineinkommen, ich weiß nit wie. So auf einem Spaziergang am Phosphorus hintennüber und vornherein ums Eck.

Schurimuri. Wer bist du, Hund? was wolltst du hier?

Kasperl. Erhabener Türkenkopf, nix will ich hier. Naus möcht ich wieder.

Schurimuri. Du scheinst mir ein englischer Spion. Eine rote Jacke und gelbe Hosen sind englische Uniform.

Kasperl. Die hab ich schon mit auf die Welt bracht, wie mir meine Mama g'sagt hat.

Schurimuri. Ha! Verstellung! diplomatische Kniff!

Kasperl. Was? ein zipflomatischer Pfiff?

Schurimuri. Weise deinen Paß vor!

Kasperl. Einen Spaß kann ich gleich vorweisen. (Macht dem Sultan eine Verbeugung von rückwärts.)

Schurimuri. Was soll dies heißen? Ist dies englische Sitte?

Kasperl. Das heißt man bei uns ein Kompliment von der Schokoladiseiten, verstanden?

Schurimuri. Aha! du hast dich verraten. Lady ist ein englisches Wort. Schurke, gestehe, oder ich lasse dich strangulieren! Wer bist du? Ich lasse dich mit glühenden Zangen zwicken.

Kasperl. Zwicken spiel ich nit ungern, aber Tarocken ist mir noch lieber.

Schurimuri (beiseite). Ha! er spricht von Marokko? (Laut.) Edler Prinz! seid Ihr vielleicht der Fürst von Marokko, den ich längst zum Besuche erwarte?

Kasperl. Oho! jetzt wär' ich gar ein Prinz. (Beiseite.) Aber ich muß ihm doch was sagen, sonst könnt's wenigstens Prügl absetzen. (In Positur und affektiertem Tone.) Erhabener Großtürke, ich bin kein Prinz, sondern ein reisender Professor à la botanique, ich mache in Blumen! Ich bin Doktor der Blimiblamisophie!

Schurimuri. Darüber bin ich sehr erfreut. Ich habe längst einen Botanikus gesucht, zur Aufsicht über meine Hofgärten, Treibhäuser und Hollanderkästen.

Kasperl. Ja, ich habe mich auch sehr auf die Mistbetteln gelegt, busonders habe ich mich mit der Kultur der Sommerradi buschäftigöt.

Schurimuri. Diese Pflanze ist mir neu. Erklären Sie mir.

Kasperl. Diese Pflanze oder Radi ist ein Worzelgewächs, welches sehr gut zum Bier schmeckt. Man schneidet dasselbe in Schoiben, wölche man mit Salz zu gunießen pflegt.

Schurimuri (für sich). Dieser Fremdling scheint wirklich große Kenntnis der Botanik zu besitzen. (Zu Kasperl.) Wenn Sie wollen, Herr Professor, so nehme ich Sie als Hofgartenbostandschi?

Kasperl. Bostandschi! Was ist das für ein Tier?

Schurimuri. Sie haben die Leitung der sämtlichen Gärten und stehen im Range eines Paschas von zwei Roßschweifen mit weißem Turban!

Kasperl. Ich wünschte lieber einen Federbuschen!

Schurimuri. Meine Beamten tragen keine Federbüsche, sondern nur Roßschweife.

Kasperl. Auch gut, allein ein Eichkatzlschweif würde mich noch mehr freuen.

Schurimuri. Nun, von heute an bist du mein Diener!

Kasperl. O sehr ja! allein vorderhand empfinde ich ein loises Gefühl von bedoitendem Hunger.

Schurimuri. Beim großen Propheten! Dein gemeiner Trieb soll gestillt werden. Man führe den Hofgartenbostandschi in die Hofküche und füttere ihn. Marsch! dann wieder zu mir herauf! (Kasperl ab.) Jetzt mein Glockenspiel! Ich will etwas schlummern!

(Der Vorhang fällt.)

Ende des ersten Aufzugs

 

Zweiter Akt

Garten.
Kasperl hat einen ungeheuern Turban auf, an welchem ein Eichkätzlschweif hängt.

Kasperl. Also bin ich wirklich konstantinopolitanischer Hofgartner! Mir wär' alles recht: Schlafen kann ich soviel ich will; z'essen hab ich auch g'nug, aber mit dem Trinken, da sieht's schlecht aus. Nix als Lemonad und Mandelmilch! Der Wein ist in der mahonitanischen Religion verboten. Bisweilen laßt mir der Oberkellermeister ein Flaschl zukommen; denn der Großsultl sauft heimlich, was er nur grad mag; aber die Sklaven und sonstigen Untertanen krieg'n Schläg, wenn sie sich unterstehn, einen Wein zu verkosten. Wenn's aber niemand sieht, g'schieht's doch; grad als wie bei uns z'Haus mit die Fastenspeisen. Jetzt soll ich wieder bei meine Radiplantaschen nachschaun. Wenn ich dem Sultl in vier Wochen nicht einen Mordssommerradi auf die Hoftafel liefere, so werde ich karbatscht. Das ist aber unmöglich. Also entweder »Karbatschi« oder heimliche Flucht! Aber wie? Überall stehn Schildwachen! Lauter Heiducken und Mamelucken! die lassen niemand hinaus! Holla! was kommt da? Ein Muhrin? Eine kohlpechrabenschwarze Sklavin! Ha! ich will sie belauschen. (Versteckt sich.)

Mimikatzi. Ich unglückliche Mimikatzi! Wann werde ich aus dieser türkischen Sklaverei befreit werden? Zwei Jahre bin ich schon hier im Serail des Sultans eingesperrt! Ein schändlicher Sklavenhändler hat mich schwarz lackiert, obschon ich von Haus aus eine Weiße bin, weil er erfahren hatte, daß der Sultan Schurimuri eine schwarze Leibsklavin gesucht hat. Owär' ich in meiner Heimat! Fänd' sich doch ein Retter, der mich entführen wollte!

Kasperl (stürzt ihr zu Füßen). Der Retter ist da! Auch ich möchte entführt werden! Entführen Sie mich, dann bin ich entführt, und entführe ich Sie, so sind Sie entführt! Zweimal zwei ist vier, also sind wir nachher alle zwei entviert.

Mimikatzi. Unverschämter! wie haben Sie mich erschreckt!

Kasperl. O schrecken Sie nicht er! weder Er noch Sie! Sagen Sie Du zu Ihrem Rötter und Ritter! Ja, wir wollen Hand in Hand diese Mauern überstoigen; ein Schiff steht bereit, uns aufzunöhmen, und durch das Schwarze Meer hinaus werde ich dich hinausschwärzeln!

Mimikatzi. Edler Unbekannter! Du flößest mir Vertrauen ein.

Kasperl. O nein! es gibt hier keine Flöße, sondern nur Sögelschiffe allein dennoch!

Mimikatzi. Wer bist du, der du dich der Unschuld annimmst?

Kasperl. Ich habe noch keine Unschuld angenommen, allein der Augenblick ist günstig. Wenn der Mond mitternächtlich durch die Wolken bricht, wenn die Mitternachtstunde schauerlich auf den Wolken zittert, dann erwarte mich hier!

Mimikatzi. Es sei! Um Mitternacht finde ich mich hier ein! Ich werde die Wachen zu bestechen suchen.

Kasperl. O ja! und ich werde alles Mögliche aufbieten, um unerkannt zu bleiben. Ich werde mich in den dunklen Schleier der Nacht einhüllen! Ha! laß uns nun das Nähere besprechen! Fort von hier, denn der Sultl wird jetzt seinen Abendspaziergang machen. (Beide ab.)

Schurimuri. Ein recht angenehmer Abend heute abend! Wenn nur die verdammten Schnaken nicht wären; die verderben mir immer meine Promenad'. Und da hilft gar nichts, nicht einmal das Tabakrauchen. Ich glaub die Bestien sind den Rauch schon gewohnt und machen sich nichts mehr draus. Ich werde mir eine eigene Leibschnakenwache organisieren, die mir die Schnaken vertreibt. Es ist wirklich unerhört, daß ein solcher Potentat wie ich, der Großsultan, von so einem miserablen Gesindel insultiert werden kann! Vielleicht weiß der Hofgartenbostandschi ein Mittel dagegen. Holla, wo bist du? (Pfeift.)

Kasperl. Was schaffen Euer Hoheit?

Schurimuri. Schaffe du mir die Schnaken da weg.

Kasperl. Dös wird gleich geschehn sein. (Für sich.) Jetzt wär' die G'legenheit da, den Lümmel totzuschlagen. Couraschi! (Laut.) Haben denn Euer Großtürkl noch nichts von der neuerfundenen Schnakenvertilgungsmaschin' gehört?

Schurimuri. In der Tat noch nichts.

Kasperl. Na, so warten S' a bißl. Dös werd'n wir gleich hab'n. (Geht hinaus.)

Schurimuri. Bin doch wirklich begierig, was das für eine Maschinerie ist. Ei, ei, ei! gewiß recht sinnreich!

Kasperl (kommt mit einem großen Prügel herein). Sehn S', da hab'n mir's schon. Jetzt pass'n S' auf. Wie sich ein Schnak auf Ihre Nasen setzt, nachher sag'n S' nur: »Pim«.

Schurimuri. Gut! wollen doch sehen! Aha! da ist schon so eine unverschämte Bestie. Pim!

Kasperl (schlägt ihn auf die Nase). Pim!

Schurimuri. Oho! das war ich! gib etwas mehr acht! Schon wieder einer! Pim!

Kasperl. Pim, Pim! (Schlägt ihn zu Boden.)

Schurimuri. Auweh! Das ist eine kuriose Maschine!

Kasperl (immer zuhauend). Pim, Pim, Pim! so hast noch nit genug?

Schurimuri. Weh mir! zu Hülfe, zu Hülfe! der Schurke schlagt mich tot!

Kasperl. Pim, Pim, Pim, Pim! (Schlägt ihn tot.) So die Schnakenjagd ist vorbei! Der muxt nimmer! den brauch ich nimmer zu fürchten! jetzt hol ich die weiße Muhrin! 's kommt ohnehin gleich der Zapfenstreich. (Ab.)

(Ein türkischer Trommler marschiert über die Bühne und trommelt den Zapfenstreich. Es wird Nacht. Der Mond geht auf. Es schlägt Mitternacht.)

Mimikatzi. Die Stunde der Befreiung schlägt! Alles ist vorbereitet. Die Wachen sind bestochen. Wenn nur mein Retter nicht ausbleibt! Ps! Ps! Ps!

Kasperl (in einen Mantel gehüllt, eine große Laterne in der Hand). Hier bin ich! Es ist zwar sehr pressant, daß wir fortkommen, allein auf dem Theater ist es üblich, daß man vorher noch eine Stund' lang diskutiert und dem Publikum sagt, daß man geschwind fort soll! Also höre und fasse dich (deklamierend.):

Ringsum decket die Nacht mit schwarzen Flügeln die Erde,
Und der schweigende Mond zittert auf bläulicher Flut.
Hier aus den Büschen vernimmst du der Nachtigall heimliches Liedchen,
Und aus taufeuchtem Gras zirpet die Grill' ihren Sang.
Schlummernde Wächter auf zinnenumkränzten Türmen dort schnarchen,
Hundegebell auch erschallt, Kater auf Dächern miaun.
Fern auf den wogenden Wellen vernehm ich der Ruder Geplätscher,
Und es harret der Kahn, der uns zur Rettung bereit.
Funkelnde Sterne erleuchten die Bahn auf schwankender Welle,
Schweigend entfliehn wir dem Ort Freiheit verheißt uns die Nacht!

(Während der letzten Worte fällt langsam der Vorhang.)

Ende

*

Aus: »Lustiges Komödienbüchlein«.

 

 


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