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Ludwig I. von Bayern

Geboren am 25. August 1786 in Straßburg; gestorben am 29. Februar 1868 in Nizza.

Ludwig I. war ein deutscher Fürst aus dem Geschlecht der Wittelsbacher. Er folgte seinem Vater Maximilian I., König von Bayern nach dessen Tod im Jahre 1825 auf den bayerischen Thron und dankte im Revolutionsjahr 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. ab.


An die Künstler

Aus der Erde engem, dumpfem Thale
Schwingt es euch zum hohen Ideale,
Zu dem Blüthenreich der Phantasie.
Kaum berühret das gemeine Leben
Euer himmelwärts gekehrtes Schweben,
Seligkeit empfindet ihr schon hie.
Freudig siehet, wie's um sie gestaltet,
Eure glühende Begeisterung;
Glückliche! die niemals ihr veraltet,
Ewig bleibt der Künstler froh und jung.

Mag den Himmel grau Gewölk bedecken,
Endlos die Natur sich kalt erstrecken.
Doch in euch ist's südlich warm und licht,
Und das Schöne, was ihr einst empfunden,
Treibet Blüthen noch in späten Stunden,
Wird zum Ton, zum Bilde, zum Gedicht.
Wenn versunken längst die Sonnenstrahlen,
Glänzt ihr Widerschein noch in der Luft,
Auf dem heitern Himmelsraum sich malen
Ihre Gluten, auf dem Abendduft.

An das Ird'sche seyd ihr nicht gekettet,
Aus des Trübsinns Traurigkeit gerettet,
Aus der lastenden Alltäglichkeit.
Sorge haltet nimmer euch befangen,
Liebend ist der Himmel aufgegangen,
Selig schwingt sich euer Geist befreyt.
Es berührt die Hülle nur die Erde,
In des Geist's unendlichem Gebiet;
Nicht gefaßt von irdischer Beschwerde,
Hohes Ideal die Seele sieht.

Was als flüchtige Gestalt geschwebet,
Das verwirklicht, daß es ewig lebet,
Herrlich eure hochbegabte Hand.
Was in einem Augenblick geboren,
Geht dann nie und nimmermehr verloren,
Es vereint Gefühl sich mit Verstand.
Nebel lasten in des Thales Grüften,
Wenn der Alpen Haupt das Licht verklärt,
Künstler dringen zu des Himmels Lüften,
Wenn die andern Menschen Gram beschwert.

Doch es kann nichts ewig hie bestehen,
Was geworden, das muß auch verwehen,
Hellas Tempel selbst die Zeit zerbrach;
Aber wie die Blume sich erneuet,
Durch den Samen, den sie ausgestreuet,
Zieht ein Kunstwerk auch das andre nach.
Aus dem Leben keimet frisches Leben,
Das zum Werk gewordene Gefühl
Wird ein neues künftig herrlich geben
Selber nach Jahrtausender Gewühl.

Von den schönsten Lorbern, die gewinnen
Kann ein Held, doch Blut und Thränen rinnen,
Leicht verwelkt der größte Siegeskranz;
Aber frey von einem jeden Flecken
Wird der eure, Künstler, euch bedecken,
Strahlet im verklärten Ruhmesglanz.
Nur beglückend, freudevoll erhebend
Blüht, in ewig wahrend hehrem Ruf,
Edle Thaten noch der Nachwelt gebend,
Was der Künstler liebevoll erschuf.

*

Aus: »Gedichte«, erschienen 1839.

Der König bestimmte:
Der Ertrag dieser Gedicht-Sammlung ist der Erziehungs-Anstalt für Blinde in München bestimmt.

 

 


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