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8te Vorl.

Die Vertheilung der Wärme auf dem Erdkörper begründet das Problem der Klimatologie. Mit Unrecht hat man früher die Modificationen der Temperatur, bald schützenden Bergzügen, bald der Erhöhung der Erdoberfläche, bald der Wirkung periodischer Windströme zugeschrieben. Die merkwürdigen Abweichungen der Klimate, welche man in großen Länderstrecken zwischen denselben Breitengraden, und in derselben Höhe über dem Meeresspiegel wahrnimmt, rühren offenbar nicht her von dem kleinlichen Einflusse individueller Oertlichkeiten, sondern von ausgedehnteren tellurischen Verhältnissen; sie sind allgemeinen Gesetzen unterworfen, welche durch die Gestalt der Continental Massen, durch ihre Umrisse, den Zustand ihrer Oberfläche, besonders aber durch ihre Stellungs und Größen Verhältnisse zu den benachbarten Meeren bestimmt sind. –

Herr Profeßor Carl Ritter, hat in seinem vortrefflichen Werke: der allgemeinen vergleichenden Geographie sehr genügend dargethan wie die Natur der Oberfläche in der innigsten Verbindung steht, nicht nur mit der räumlichen Verschiedenheit der Producte, mit dem Ackerbau und dem Handelsverkehr der Völker, sondern auch mit ihrem ganzen moralischen und politischen Zustande. Wie nun die Bildung der Continente entschieden einwirkt auf die Kultur, so auch ist der Einfluß auf das Klima unverkennbar.

Unser Europa verdankt sein milderes Klima seiner Position gegen das nahe Meer, und seiner gegliederten Gestaltung. Europa ist der westlichste Theil des alten Continents, und hat also den großen, kältemindernden Atlantischen Ocean im Westen. Zwischen den Meridianen, in denen Europa sich hinstreckt, fällt die Aequatorial Zone nicht in das Becken des Oceans, wie südlich von dem, eben deshalb kälteren Asien. Das sandbedeckte Afrika ist so gelegen, daß Europa von den Luftschichten erwärmt wird, welche über Afrika aufsteigend, sich von dem Aequator gegen den Nordpol ergießen. Auch erstreckt dieser Welttheil sich weit weniger gegen den Nordpol, und liegt über dies dem größten Busen eisfreien Meerwassers gegenüber, den man in der ganzen Polar Zone kennt.

Auffallend bemerkbar ist, abgesehen von den Breite Graden das Klima des westlichen und östlichen Europa. Die milde Temperatur des glücklichen Italien, des vieleingeschnittenen Griechenlandes, verändert sich, wird kälter und kälter, je weiter gegen Osten der minder getheilte Kontinent sich dem compacteren Asien nähert, das da, wo es nicht gewissermaßen durch Flüsse aufgeschlossen ist, auf seinen weiten Steppen auch der Kulturverbreitung hemmende Gränzen gesetzt hat.

Zu interessanten Bemerkungen veranlaßen die Betrachtungen über die Flexibilität der menschlichen Organisation, welche die verschiedenartigsten klimatischen Verhältnisse zu ertragen fähig ist. – Fröhliche Esquimaux leben unter den Polarkreisen in niedrigen Erdhütten, deren Fenster aus Eis bestehen, und verfolgen Stundenlang ihre Beschäftigungen im Freien, bei einer Temperatur von -40°R.. Captain Parry hat mit eigens dazu vorgerichtheten Alkoholthermometern, Monate lang hintereinander, in der Nähe der Hudson's und Baffin's Bay diesen Grad der Kälte beobachtet, und aus seinen mündlichen Mittheilungen weiß ich, daß in mäßig warmer Bekleidung, er sowohl als seine Begleiter bei -37°R. Kälte sich im Freien, ohne Unbequemlichkeit bewegen konnten, freilich aber nur wenn nicht durch Winde stets neue erkältende Luftschichten herbeigeführt wurden. – Welch ein Kontrast von diesen eisigen Klimaten bis zum rothen Meere, an dessen Ufern die Nähe eines dürren Continents wohl beinahe die höchste Temperatur hervorbringt, welche man beobachtet hat. Capt. Tuckey, derselbe welcher die Mündung des Niger erforschte, fand am rothen Meere den Stand des Thermometers meist über 28°R., und um 9 Uhr Nachmittags im Schatten stets 32°R.. – Zu Murzuk in der Oasis von Fezzan, fanden, mein unglücklicher Freund Ritchie und Lyon, (welcher nachmals den Capt. Parry auf einer Nordpol Expedition begleitete) eine Temperatur von 38°R. bis 43°R.. Man kann sich auf die Genauigkeit dieser Angabe verlassen, da Ritchie sehr wohl zu beobachten verstand, und mit Instrumenten versehen war, welche Arago, Gay-Lussac und ich, mit großer Vorsicht hatten arbeiten lassen. Jedoch kann man nicht annehmen, daß diese Temperatur in der eigentlichen Luftwärme gewesen sey: vielmehr muß man sie dem in der Luft schwebenden wärmestrahlenden Sande zuschreiben, dessen erhitzte Theile sich gegenseitig anstrahlend, wie auf das Auge des Menschen, so auch auf die Kugel des Thermometers wirken, und eine Wärme hervor bringen, welche theils der Luft, theils dieser Ausstrahlung zuzuschreiben ist.

Als eine Folge der Lebensfunction bewahrt aber in sich der Mensch eine andere Quelle der Wärme, die in den verschiedenartigsten Verhältnissen sich tätig erweist. Die innere Temperatur des Menschen, die Wärme seines Blutes beträgt 30°R. mit einer Abweichung, die bei veränderten Umständen nicht über ½–¾°R. beträgt. John Davy, der Bruder des berühmteren Sir Humphy Davy, hat auf seiner Reise nach Zeilon die mannigfaltigsten Beobachtungen in dieser Hinsicht angestellt, und bei den verschiedenen indischen Kasten war die Blutwärme gleich groß, sie mochten sich nun bloß von Pflanzen, oder nur von Fleisch ernähren. Selbst im pathologischen Zustande, während der größten Fieberhitze, hat man die Kugel des Thermometers unter der Zungenwurzel, kaum um 3–4°R. variiren sehen. Auch ist die Blutwärme aller Säugethiere, der Löwen, Panther etc. der des Menschen sehr ähnlich, und auch die Vögel, denen man sonst ein viel heißeres Blut zuschrieb, weichen nur um 4–5°R. höhere Temperatur davon ab. (Auffallend ist die Bemerkung, daß die Tauben ein um 2–3°R. wärmeres Blut haben, als die Papageien.)

Auch die übermäßigsten Grade der künstlichen Wärme denen einzelne Menschen sich versuchsweise ausgesetzt, haben keine sehr merkliche Veränderung hervorgebracht. Als Fordyce, Banks und Solander sich einer Hitze aussetzten, bei der Eier in wenig Minuten gar gesotten wurden, und die ihren Puls auf 144 Schläge in einer Minute steigerte, hatte ihre thierische Wärme nicht um ½° zugenommen. Dieselben Gelehrten wiederholten später diese Versuche in Gemeinschaft mit Capt. Phipps dem nochmaligen Lord Mulgrave, der in der Folge eine Reise gegen den Nordpol machte, und steigerte durch heiße Wasserdämpfe die Hitze in einem Zimmer, bis auf 102½°R. Das Wasser siedete, Fleisch kochte, und ihre Uhrketten glühten, und sie selbst waren doch im Stande, in hölzernen Schuhen, diese Temperatur 10 Minuten zu ertragen. – Ganz unmöglich würde es aber seyn ähnliche Versuche in tropfbaren Flüssigkeiten anzustellen, weil in ihnen die schützende Ausdünstung wegfiele, und durch ihre Schwere die Flüssigkeiten in die Poren eindringen müßten, um die feinsten Spitzen der Nerven sehr schmerzhaft zu afficiren. Man hat neuere sehr genaue Versuche darüber angestellt, welchen Grad der Hitze Wasser haben könne, um ohne sich zu verbrennen die Hand hineinzutauchen. 40½°R. ist für diesen Punkt erkannt worden, der unter verschiedenen Abweichungen, keine Abweichung von 2°R. zuläßt. – In Murzuk athmet man also eine Luft welche diese Temperatur übersteigt, und überhaupt ist es auffallend, daß die Reizbarkeit der Theile des Halses minder groß seyn muß, indem es Menschen giebt, welche Kaffe trinken können, der bis auf 45°R. heiß ist.

Diese Flexibilität gegen die verschiedenen Grade der Wärme, ist aber den Menschen nicht allein eigen; auch Thiere theilen dieselbe, wenn auch nicht in demselben Maaße, wie Hunde und Pferde davon ein Beispiel geben. Bei allen Racen der Menschen ist sich diese Biegsamkeit aber keinesweges gleich, u. es scheint fast, als wenn sie mit der Kultur zunehmend wäre. Es ist gefährlich für die Eingebohrenen Amerika's sich, an den Bergen aufsteigend, einer Klimaverschiedenheit auszusetzen, die für einen Weißen ganz unschädlich ist. Die menschlichen Leyes de los Indios verbieten daher ganz ausdrücklich, die Indier durch gewisse Thäler zu schicken. Aber freilich sind diese Thäler auch von einer Tiefe, daß der Pic von Teneriffa darin stehen könnte, ohne sie auszufüllen. Eine der größten Schwierigkeiten welche sich den Missionen entgegensetzt ist die unbegreifliche Sterblichkeit welche in den neuen Ansiedelungen einzureißen pflegt, wenn die Eingebohrenen aus ihren dichten Waldungen hervorgehend, zuerst den Sonnenstrahlen einer baumlosen Steppe ausgesetzt werden.

Wir gehen nun zur Betrachtung der organischen Theile unseres Erdbodens über. Alle Erscheinungen welche die Atmosphäre und der Ocean uns erkennen ließen, waren gewaltsam und stürmisch, in ihrem Wechsel anscheinend keinem Gesetze unterworfen. Im Bereiche der organischen Entwickelung entdecken wir Gesetze und Regeln; die Welt der Pflanzen insbesondere enthüllt das stille innere Treiben der Natur, die seit Jahrhunderten dieselben Organe entfaltet, und noch keinen Frühling ohne Blumen ließ.

Die geographische Verbreitung der Pflanzen ist abhängig von den Klimaten. So auch hat der Druck der Atmosphäre einen auffallenden Einfluß auf die Gestalt und das Leben der Gewächse. Dies Leben ist gleichsam nach außen gerichtet. Die Pflanzen leben hauptsächlich an der Oberfläche, daher ihre Abhängigkeit von dem umgebenden Medium. – Eine Art Hautrespiration ist die wichtigste Lebensfunction der Gewächse, und diese Respiration, in so fern sie Verdampfen, Aushauchen von Flüssigkeit ist, hängt vom Druck des Luftkreises ab. Daher sind die Alpengewächse aromatischer, daher sind sie behaarter, mit zahlreichen Ausdünstungsgefäßen bedeckt. – Nicht die größere Wärme verhindert ihr Gedeihen in der Ebene, sondern weil die Respiration ihrer äußern Integumente durch den vermehrten Barometerdruck gestört wird, und sie den Lichtreiz entbehren, der auf den höhern Gebirgen so viel lebhafter einwirkt.

Die Vegetation der südlichen Erdhälfte, die eine pelagische, eine Wasser Hemisphäre genannt werden kann, ist auffallend verschieden von der, der nördlichen. Die Schmalheit der gegen Süden pyramidalisch sich verengenden Continente, begründet ein wahres Insel Klima: kühle Sommer, und milde Winter. So wachsen Palmen und Farrenkräuter dem Pole näher, wie z. B. auf Van Diemens Land, das einen mit Genf correspondirenden Breite Grad haben wird. Zur Charakteristick der Pflanzen gehört es überhaupt, daß nicht alle über den Erdball gleichmäßig vertheilt sind, sondern daß jeder Form ein bestimmter Wohnplatz angewiesen ist. Gewiße Familien könnte man nordische, andere wieder tropische nennen, wobei jedoch nicht zu erkennen ist, daß die Gränzen irgend scharf gezogen, sondern sehr in einander übergehend sind. – Die Andromeden, Ericeen, Amentaceen werden häufiger gegen Norden, wogegen andere Pflanzenformen abnehmen, und wie die Malvaceen, Leguminosen, mit den zahlreichen Cassien und Mimosen, die Rubiaceen, zu denen die wichtige Cinchona officinalis gehört, sich gegen den Aequator hin verbreiten. Auch in Hinsicht auf die Längengrade herscht eine große Verschiedenheit. Die Vegetation von Nordamerika hat wenig Aehnlichkeit mit der Europäischen, und einzelne Pflanzentypen, die sich bei uns in großer Menge finden, scheinen der westlichen Hemisphäre gänzlich zu fehlen. So habe ich unter 5–6000 untersuchten Pflanzen kaum 1–2 Formen unserer allverbreiteten Ambellaten und Cruciferen gefunden.

Unter den niedern Pflanzenformen giebt es zwar mehrere welche dem alten und neuen Continente gemeinschaftlich zukommen, wie z. B. unter den Moosen sogar dieselben Species sich vorfinden. Aber schon unter den Gräsern ist dies selten der Fall, und wenn man an der Magellanischen Meerenge, den europäischen gleiche Pflanzentypen zu erkennen glaubte, so hat sich ergeben, daß es ähnliche, aber doch ganz bestimmt zu unterscheidende Species sind. – Die Rhododendraceen, welche auf der östlichen Halbkugel mit ihrem prangenden Roth die Schneegrenze der Alpen, selbst den Schneegürtel des Himalaya eben so bestimmt bezeichnen, als schmücken, finden auf dem neuen Continente einen Ersatz in den mit ähnlichem Farbenreiz leuchtenden Befarien.

Ueber das erste Aufkeimen der organischen Materie herrscht eine große Ungewißheit. Unendlich viel Versuche hat man gemacht über das Entstehen der sogenannten Priestleyschen Materie, der Infusorien, Oscillatorien, Lamelliten etc. und es hat noch nicht einmal bestimmt werden können, ob diese Uranfänge sich in eine vegetabilische und animalische Masse scheiden lassen, oder ob die animalische aus einer großen Anhäufung der vegetabilischen entstehe. – Wir erkennen die ersten Pflanzenanfänge in dem sogenannten rothen Schnee des Polareises, welcher aus jenen nördlichen Regionen zu uns gebracht, bei einer Temperatur von 15–16°R. in England und Frankreich ausgehalten hat, und dessen Fortpflanzung ich selbst beobachtet habe. Es ist dies eine unendlich kleine Art von Pilzen, früher Uredo, vom großen Rob. Brown aber Tremella nivalis genannt, deren rothe Farbe von Keim körnern herrührt, welche indem sie platzen 4–5 kleine Sporen auf dem Schnee ausstreuen. – Wie nun diese auf dem ewigen Polareise wurzeln, so vegetiren andere Pflanzenanfänge, Usneen und Conferven mitten in den heißen Quellen von 60–70°R.

Es giebt kaum einen größeren Contrast, als zwischen diesen microscopischen Gegenständen, diesen Anfängen der vegetabilen und animalen Natur, und den Riesenproducten der Tropenwelt, unter denen die Palmen Beispiele des höchsten Pflanzenwuchses gewähren. Die Wachspalmen, welche wir auf dem Andesrücken zwischen Ibague und Carthago in der Montaña de Quindiu entdeckt haben, Ceraxylon andicola erreicht eine Höhe von 160–180 Fuß. Die dem Tannengeschlechte verwandte Araucaria excelsa, auf den Norfolk Inseln ist sogar 240 Fuß hoch, und Dr. Douglas, welcher den Capt. Franklin auf seiner Landreise gegen den Nordpol begleitete, beschreibt das Riesenexemplar des Pinus canadensis, welchen er an den Quellen des Columbia Flusses entdeckt hat, in einer Breite die mit der von Deutschland übereinkommt, und dessen ungeheure Höhe er 260 Fuß gemessen hat. Die einzelnen Zapfen des Baumes sind 1½ Fuß lang, und der Durchmesser (nicht Umfang) des Stammes beträgt 15 Fuß – Bemerkenswerth ist es, daß diese ausgezeichneten Formen den Monocotylodonen und den Zapfenbäumen angehören, welche offenbar dem Palmengeschlechte einigermaßen verwandt sind.

Beispiele einer merkwürdigen Ausdehnung in die Breite, bietet vor Allen, noch außer dem kolossalen Drachenbaum (Dracaena Draco) auf Orotava (45 Fuß Umfang) die von Golberry gemessene Adansonia digitata (Boabab) an der Küste von Senegal. Der riesenhafte Baum von 34 Fuß Durchmesser, bei 60 Fuß Höhe, ist zum Theil ausgehölt, und dient zum politischen Versamlungsaal einer ganzen kleinen Völkerschaft.

Ein ähnlicher Contrast, wie im Allgemeinen die microscopische Kleinheit, und die riesenmäßige Größe einiger Gewächse darbietet, findet auch statt in Rücksicht auf die Größe und das Verhältniß der Theile. Die größte bekannte Blüthe trägt die Rafflesia, deren Blume einen Durchmesser von 3½ Fuß hat, und deren Kronenblätter ¾ Zoll dick sind. Dr. Arnold, der Begleiter des Sir Raffles, des Gouverneurs von Bencoolen, hat diese colossale Blume, deren Gewicht 15  Pfund beträgt, zuerst auf Java entdeckt. Diese Blüte gehört einer parasitischen Pflanze an, welche keine Blätter trägt, und sich um die Wurzeln der Cissus Arten schlingt. Sie prangt mit der schönsten rothen Farbe, und hat einen wunderbar auffallenden Geruch nach gekochtem Rindfleisch. – An den schattigen Ufern des Magdalenenflusses habe ich eine rankende Aristolochia gefunden, deren Blume von 4 Fuß Umfang sich die kleinen Indianer bei ihren Spielen über die Scheitel ziehen.

Die Zahl der auf dem Erdboden verbreiteten Pflanzen ist natürlich unbekannt. Murray's Ausgabe des Linnéschen Systems enthält, die Cryptogamen mitgerechnet nur 10,000 Species. Willdenow hat bereits die Zahl von 20,000 Arten angegeben. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, wie tief diese Schätzung der beschriebenen, und in den Herbarien aufbewahrten Arten unter der Wahrheit zurückgeblieben ist. – Das größte Herbarium auf der Welt hat Herr Lambert in England zusammengebracht, der 35,000 Species besitzt; unter diesen 30,000 Phanerogamen.

De Candolle findet, daß man in den Schriften der Botaniker und in europäischen Herbarien, zusammen über 60,000 Pflanzenarten antreffen würde. Wenn man bedenkt, daß allein in den botanischen Gärten (unter denen der Hiesige, der Stolz unserer Hauptstadt, von allen in Europa der reichste ist) zusammen gewiß über 16,000 Phanerogamen cultivirt werden, so ist man geneigt Herrn Decandolle's Angabe noch für zu gering zu halten. Von meiner Reise allein habe ich über 3000 neue Species zurückgebracht. Wie bedeutend ist dies Ergebnis im Vergleich mit den überhaupt bekannten 60,000 Arten! – Bei unserer völligen Unbekanntschaft mit dem Innern von Südamerika, (Matto Grosso, Paraguay, Buenos Ayres, aller Länder, zwischen dem Orinoco und dem Amazonenfluß) mit Inner und Ostasien (Thibet, dem nördlichen Abhange des Himalaya, China, Malacca) mit Africa, in dem uns Clapperton schön bewässerte Landstriche aufschließt, drängt sich unwillkürlich der Gedanke auf, daß wir noch nicht den dritten, ja wahrscheinlich nicht den fünften Theil der auf der Erde existirenden Gewächse kennen. – Diese Betrachtungen bewahren gleichsam den alten Mythus des Zendavesta, als habe die schaffende Urkraft aus dem heiligen Stierblut 120,000 Pflanzengestalten hervorgerufen.


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