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Die Täuschung

Ein Andrer bekömmt ein Weib, welches einen Mannennamen hat, denn sie heißt: Schweig-Hart. Dieses böse Weib hat an einer Zunge zu viel. Manche Mühle ruht doch manchmal, an Feyertagen, oder wenn der Bach gefroren ist, oder wenn er der Sommerhitze wegen die Schwindsucht hat. Das Rad in dem Munde des bösen Weibes lauft immerdar. Ihre Musik macht keine Pausen, und sie hätte einen guten Stunderufer gegeben, weil sie niemals ruht. Kein Wunder daher, wenn der Mann sie behandelt, wie die Thürangeln, welche man schmiert, wenn sie knarren. Eine solche oft geschmierte Thürangel mochte wohl des Spasses überdrüßig seyn. Sie beredete sich daher mit einigen Freundinnen, welche als himmlische Jungfrauen erscheinen, und dem Ehemann seine ausgetheilten Schläge zehnfach zurückgeben sollten. Des Abends kam der Mann zu Hause, und, als die Frau ihn noch bärbeissiger, als gewöhnlich empfieng, wollte er sein gewöhnliches Mittel anwenden, allein plötzlich kamen die himmlischen Beystände, und der Ehemann wurde übel zugerichtet. Nach überstandner Züchtigung warf er sich seiner Ehehälfte zu Füssen, und dankte, daß sie nicht die hl. Ursula mit den 11000 Jungfrauen zu Hülfe gerufen hatte, weil er sonst sein Leben eingebüßt hätte. Das Geschichtchen sey nun wahr, oder nicht, so viel ist indessen gewiß, daß unter vielen Eheleuten ein Leben herrscht, wie zwischen Hund und Katze, und daß dann beyde Theile ausrufen: Ach, hätten wir das gewußt! Ihr Thoren! Hättet ihr vorher geprüft.

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Die Ungleichheit der Gesinnungen, und des Charakters unter den Ehelaeuten ist die Ursache des Unfriedens unter ihnen.

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Im Ehestand soll Einigkeit herrschen, und Eheleute sollen nur ein Leib und eine Seele seyn.

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Wie viel Ehen giebt es, in welchem dieses der Fall ist? Da sind Leidenschaften aller Art, besonders aber die Eifersucht, welche den Frieden stören. Der eifersüchtige Ehemann will, daß seine Gattin den ganzen Tag hinter dem Ofen sitze; daß sie sich im Jahr nur einmal sehen lasse, wie der Palmesel; daß sie stumm sey, wie ein Carthäuser. Er belauert alle ihre Schritte, und wenn sie seufzt, wünscht er; daß der Seufzer ein Glöckchen seyn möchte, um ihm anzuzeigen, wohin er geht. Die eifersüchtige Frau gleicht den Fröschen im Sommer. Diese grünen Gäste singen und schreyen den ganzen Tag in ihren Teichen , und ihr Geschrey lautet, wie: gieb acht, gieb acht! So auch die Eifersüchtigen. Geht der Mann aus, gieb acht! wohin er geht. Redet er mit einer andern; gieb acht! wie er sie anlächelt. Steht er neben einer andern; gieb acht! wie er ihr die Hände drückt. Eine solche Thörin sah einst, daß ihr Mann oft die Bußpsalmen bethete, und sie hielt ihn für einen Ehebrecher. Diese armen Betrognen seufzen nun: Ach hätten wir das gewußt! Ihr hättet es wissen können. Ihr hättet wissen können, daß in dem Ehestand, wenn nicht Zutrauen, und Einigkeit die Grundlage ist, kein Friede herrsche.

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Wenn die Ehe unglücklich ausfällt, ist es immer ein sicheres Zeichen, daß die Eheleute, wie die Schrift sagt, zusammen kamen, wie Pferde und Maultiere, welche keinen Verstand haben.


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