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Eine Lob-Rede

Der Rab hielt einsmahls ein Stuck Käß in dem Schnabl / der Fuchs / so nicht weit davon ware / sahe ihm auf dem Baum sitzen / und gedachte auf einen Arglist den Käß zu überkommen / dahero fienge der Fuchs eine Lob-Rede an und sprach: Gehorsamer Diener / O geheiligter Vogel! du bist ja der allernächste Befreunde des Adlers / wann der höchste Gott Jupiter einmahl sollte sein Pferd verliehren / da müssest du dessen Stell vertreten / es muß etwas hinter dir stecken / mein! Wie muß doch deine Stimm lauten ? Ich möchte nur gern wissen / ob du ein Discant, einen Tenor, einen Alt / oder einen Paß singest / damit ich dein Lob vollkommentlich allenthalben möge ausbreiten / der lasst sich von diesen schmeichlerischen Fuchsen verführen / macht den Schnabl auf / schreyet sein gewöhnliches : Cras / Cras / der Käß fallt herunter / der Fuchs darmit darvon; also loben dich auch die Schmeichler nur wegen ihres eigenen Interesses.

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Es seyn die schmeichler wie die Bienen / die in dem Mund Hönig tragen / hinterwerts aber einen scharfen Angel haben.

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Forn sieß hinten Spieß /
Forn hui ruckwerths pfui /
Bald kalt bald warm /
An Worten reich /
An Wercken arm.

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Die Schmeichler seyn wie die Büchsen in der Apotheken / die auswendig einen schönen Titel führen / zum Exempel: Theriaca veneta Venetianischer Medritat / ist jedoch öffter ein Assa faedita, oder stinckendes Teufels-Koht darinnen / sie seyn wie die Meerfräulen / die so lang annehmlich singen / biß sie einen umb das Seinige bringen / die Schmeichler seyn wie der Wintergrün / der einen Baum zwar umbfangt / umbhalset / umbarmet / aber ihm zugleich Safft und Krafft benimmt.

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